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INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850 ... - DigiBern

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Zum Geleit<br />

Während Jahrhun<strong>der</strong>ten war das Stadtsiedlungsgebiet von Bern auf das Gebiet innerhalb <strong>der</strong> Aareschlaufe<br />

beschränkt. Die Stadt hatte sich nach <strong>der</strong> Gründung vorerst durch mehrere Erweiterungen gegen<br />

Westen, später durch den Ausbau des Stadtkörpers innerhalb <strong>der</strong> einzelnen Hausparzellen entwikkelt.<br />

Die weiten, offenen Gebiete ausserhalb des Aarebogens und <strong>der</strong> Schanzenanlagen blieben unüberbaut<br />

- fruchtbares, landwirtschaftlich genutztes Land, durchsetzt mit einzelnen «Campagnen»,<br />

welche den bernischen Patriziern als Sommersitze dienten. Dieses Bild einer kompakten Stadtanlage<br />

innerhalb klarer Grenzen än<strong>der</strong>t sich zaghaft seit dem Anfang, mit rasanter Schnelligkeit seit <strong>der</strong> Mitte<br />

des 19. Jh. Die aus allen Nähten platzende Stadt greift über die natürlichen und künstlichen Grenzen<br />

hinaus, zahlreiche Brücken über die Aare werden gebaut und die Befestigungsanlagen geschleift. Ausgelöst<br />

wird diese Entwicklung durch die Wahl <strong>der</strong> Stadt Bern als Bundessitz 1848 und ihren Anschluss<br />

an das <strong>Schweizer</strong>ische Eisenbahnnetz 1857. Neben an<strong>der</strong>en Ursachen sind es vor allem diese beiden<br />

Tatbestände, welche zu einer explosionsartigen Vermehrung <strong>der</strong> Bevölkerung führen und damit zu einer<br />

breit einsetzenden Bebauung <strong>der</strong> Gebiete rund um die Altstadt sowie zu einer bescheidenen Industrialisierung.<br />

Es entstehen zahlreiche Bebauungs- und Stadterweiterungspläne in <strong>der</strong> oberen Altstadt<br />

und in allen Aussenquartieren, welche allerdings nach heftig geführten Auseinan<strong>der</strong>setzungen nur teilweise<br />

die politischen und rechtlichen Hürden überspringen. Neben sorgfältig geplanten Quartieren entstehen<br />

deshalb auch Überbauungen, bei welchen nur rudimentäre Planungsansätze erkennbar sind.<br />

Die Altstadt von Bern wurde schon früh als schützenswert erkannt: bereits in <strong>der</strong> städtischen Bauordnung<br />

von 1839 sind erste Schutzartikel formuliert worden. Die Vorschriften zum Schutz <strong>der</strong> Altstadt<br />

sind bis zur heute gültigen Bauordnung von 1981 schrittweise verbessert worden (auch heute sind allerdings<br />

noch Lücken vorhanden). Seit <strong>der</strong> Eintragung <strong>der</strong> Altstadt von Bern in die UNESCO-Liste <strong>der</strong><br />

Weltkulturgüter, welche <strong>der</strong> Stadt und den Hauseigentümern die hohe moralische Verpflichtung zum<br />

sorgsamen Umgang mit den historischen Werten überbindet, ist die Bedeutung <strong>der</strong> Altstadt über den<br />

schweizerischen Rahmen hinaus anerkannt worden. Der städtebauliche und architektonische Wert <strong>der</strong><br />

Berner Aussenquartiere dagegen wurde jahrzehntelang zu wenig beachtet.<br />

Dies erklärt die gravierenden, heute teilweise kaum mehr zu erklärenden Einbrüche in die Bebauung<br />

einzelner Quartiere. Erst die Bauordnung von 1981 legte in genereller Weise Schutzbestimmungen fest<br />

und verpflichtet überdies die Gemeinde zur Erarbeitung von sogenannten Quartier-<strong>Inventar</strong>en. In diesen<br />

werden die wertvollen Quartierbauten beschrieben, analysiert und bewertet; sie stellen die Grundlage<br />

für einen effizienten Schutz dar.<br />

Vor dem Hintergrund dieser umfassenden Bestrebungen zur Erhaltung <strong>der</strong> wertvollen Quartierteile<br />

und Einzelgebäude sowie dem wachsenden öffentlichen Bewusstsein des Wertes von baulich intakten<br />

Wohngebieten gewinnt <strong>der</strong> nun vorliegende Abschnitt «Bern» des <strong>Inventar</strong>s <strong>der</strong> <strong>neueren</strong> <strong>Schweizer</strong><br />

<strong>Architektur</strong> <strong>1850</strong>-1920 (<strong>INSA</strong>) ein beson<strong>der</strong>es Gewicht. Die minutiös recherchierte und auf leicht fassbare<br />

Art präsentierte Entwicklung <strong>der</strong> Stadt Bern von <strong>1850</strong> bis 1920 wird nicht nur für all diejenigen,<br />

welche sich beson<strong>der</strong>s um historische, planerische o<strong>der</strong> denkmalpflegerische Belange bemühen, son<strong>der</strong>n<br />

auch für alle interessierten Stadtbürger eine grossartige Quelle zum Verständnis von Fakten und<br />

Zusammenhängen sein. Der Gemein<strong>der</strong>at <strong>der</strong> Stadt Bern hat deshalb die Finanzierung eines Separatdruckes<br />

gerne übernommen. Er dankt <strong>der</strong> Gesellschaft für <strong>Schweizer</strong>ische Kunstgeschichte für ihre<br />

grosse Arbeit bei <strong>der</strong> Herausgabe <strong>der</strong> <strong>INSA</strong>-Bände sowie den Autoren für die umfassende Recherchierarbeit<br />

und die leicht lesbare Abfassung des reich bebil<strong>der</strong>ten Textes. Es ist zu hoffen, dass diese Arbeit<br />

auch als Grundlage für die weitere Entwicklung Berns gute Dienste leisten wird.<br />

Bern, im Dezember 1986<br />

Werner Bircher, Stadtpräsident

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