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INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850 ... - DigiBern

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Bern 406<br />

Die vom <strong>Schweizer</strong>ischen Städteverband organisierte<br />

Städtebauausstellung an <strong>der</strong> Berner Landesausstellung<br />

zeigte, dass diese Auffassung bei<br />

Architekten und Behörden Fuss gefasst hatte m .<br />

Die Baudirektion <strong>der</strong> Stadt Bern stellte einen<br />

Stadtplan samt Überblick über den öffentlichen<br />

Grundbesitz aus (Abb. 81). Mit einem Alignements-<br />

und Bebauungsplan für Schosshalde und<br />

Murifeld, <strong>der</strong> aus einem 1913 ausgeschriebenen<br />

Wettbewerb hervorgegangen war, bezeugte sie<br />

die Absicht, diese Landreserven als Bauland für<br />

kommunalen Wohnungsbau zu nutzen. Formal<br />

gesehen mochten dieser und an<strong>der</strong>e Bebauungspläne<br />

an die spätromantische Gartenstadtbewegung<br />

anknüpfen, aber die Idee, Städtebau als<br />

Manipulation des Wohnungsmarktes aufzufassen,<br />

war zukunftsweisend. Dank filmartiger Regiemittel<br />

und «synthetischer» Formensprache<br />

konnte In<strong>der</strong>mühles Heimatschutz-«Dörfli» diese<br />

Siedlungsgenetik emblemhaft verkörpern 179 .<br />

Sechzehn Jahre nach <strong>der</strong> Landesausstellung von<br />

1914 blickte In<strong>der</strong>mühle auf Heimatschutz und<br />

dreissig Jahre Bauen zurück 180 . Kurz vor seinem<br />

Tode benutzte er für diese Standortbestimmung<br />

nochmals das «Contrast»-Verfahren. Eine von<br />

ihm selbst erbaute «Kirche in Landschaftscharakter»<br />

bildet in dem Aufsatz zwar den positiven<br />

Gegenpol zu einer «Kirche in gotischer<br />

Imitation» - aber sie wird ihrerseits zum negati-<br />

Abb. 81 Farbige Karte des Gemeindegebietes Bern mit Übersicht<br />

über den öffentlichen Grundbesitz - mögliches Bauland<br />

für kommunale Städtebau-Unternehmungen. Aus: Städtebau<br />

in <strong>der</strong> Schweiz. Grundlagen. Hg. vom BSA, Zürich 1929.<br />

Abb. 82 Stauwehr und Turbinenhaus Mühleberg bei Bern, erbaut<br />

1917-1920 von Walter Bösiger für die Bernische Kraftwerke<br />

AG. Illustration von Carlo von Courten in: Kraftwerk und<br />

Stausee von Mühleberg in ihrer Entwicklung geschil<strong>der</strong>t von Rudolf<br />

von Tavel, Bern 1921.<br />

ven Beispiel gegenüber einer «mo<strong>der</strong>nen Betonkirche».<br />

In<strong>der</strong>mühle erkannte nämlich jetzt «in<br />

<strong>der</strong> Festhaltung an <strong>der</strong> Tradition und in <strong>der</strong> Ablehnung<br />

<strong>der</strong> neuen, aus mo<strong>der</strong>nisierter Technik<br />

und Industrie sich ergebenden Bauweise» eine<br />

neue Gefahr. Wie ihr zu begegnen war, zeigte er<br />

mit Karl Mosers 1926-1927 erbauter Antoniuskirche<br />

in Basel. Schon mit <strong>der</strong> 1902-1905 errichteten<br />

Pauluskirche {Freiestrasse Nr. 10) hatte<br />

Moser in Bern vorgeführt, wie Neugotik in regionalistischen<br />

Barock transformiert werden konnte.<br />

Dem Neuklassizismus, den er in den Plänen<br />

für die Kirche Fluntern in Zürich vortrug, folgte<br />

In<strong>der</strong>mühle mit <strong>der</strong> 1917-1920 erbauten Friedenskirche<br />

in Bern, und Mosers Schritt zum Sichtbeton<br />

vollzog In<strong>der</strong>mühle mit dem 1930-1931 in<br />

«sachlicher Art» errichteten Stapfenackerschulhaus<br />

in Bümpliz nach.<br />

Das Schluss- und Zukunftsbild von In<strong>der</strong>mühles<br />

Aufsatz zeigt ein «mo<strong>der</strong>nes Spitalgebäude,<br />

strikter Ausdruck mo<strong>der</strong>ner Bedürfnisse». Es<br />

handelt sich um das 1924-1929 von Otto Rudolf<br />

Salvisberg und Otto Brechbühl erbaute Loryspital<br />

(Abb. 83) Freiburgstrasse Nr. 41 g in Bern, ein<br />

frühes <strong>Schweizer</strong> und das erste Berner Beispiel<br />

für die «sachliche Art». Ausgebildet 1901-1904<br />

am Bieler Technikum unter Emanuel Jirka<br />

Propper 181 , arbeitete Salvisberg 1905-1908 bei<br />

Robert Curjel und Karl Moser in Karlsruhe und<br />

hörte bei Karl Schäfer Vorlesungen über mittelalterliche<br />

<strong>Architektur</strong>. 1908 nach Berlin übergesiedelt,<br />

verwendete er dort in den ersten Entwürfen<br />

noch Berner Lauben, um dann zur mo<strong>der</strong>nen<br />

Sichtbetonarchitektur zu finden. 1922 eröffnete<br />

Salvisberg zusammen mit Brechbühl ein Zweigbüro<br />

in Bern. Auf den Bau des Loryspitals<br />

folgten 1928-1930 <strong>der</strong> des kantonalen Säuglingsund<br />

Mütterheims Elfenau am Elfenauweg, 1930-

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