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INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850 ... - DigiBern

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393 Bern<br />

Abb. 64 Bern. Eidgenössisches Parlamentsgebäude, Sitzungssaal des Nationalrates mit dem von Auer vorgesehenen «Bühnengem<br />

älde»: Mythen und Flecken Schwyz (ohne Rütli). Zeichnung von J. Burckhardt, aus <strong>der</strong> Einweihungsfestschrift Das neue <strong>Schweizer</strong>ische<br />

Bundeshaus in Bern, 1902, S. 69.<br />

^ Abb. 63 Bern. Eidgenössisches Parlamentsgebäude. Kuppelhalle mit Freitreppe und <strong>der</strong> geplanten Rütligruppe. Plandruck nach<br />

Zeichnung von Hans Wilhelm Auer 1897. Eidg. Archiv für Denkmalpflege Bern.<br />

Baugruppe von gewaltiger Ausdehnung, die<br />

nach einem kräftigen Vertikalakzent in <strong>der</strong> Mitte<br />

rief. Auer setzte deshalb auf den Parlamentsbau<br />

ej ne mächtige Tambourkuppel (Abb. 60).<br />

Wohl befand sich die Kuppel wie beim Kapitol<br />

zwischen den beiden Kammern, aber da bei<br />

Auer die Räume axial hintereinan<strong>der</strong>geschaltet<br />

Wa ren, musste <strong>der</strong> Kuppelraum die Aufgabe eines<br />

zentralen Erschliessungsschachtes übernehmen.<br />

Einhellig empfand die Kritik eine Kuppel<br />

üb er einem «Vestibülraum» als eine «Ungeheuerlichkeit»<br />

105 . Der Entscheid, Auer die Ausführung<br />

des Ostflügels (Abb. 61) zu übertragen,<br />

beinhaltete ein Bekenntnis zum kritisierten Kup-<br />

Pelprojekt. Bluntschli musste erkennen, dass sich<br />

seine künstlerische Zurückhaltung nicht ausbezahlt<br />

hatte. 1891 zu einem zweiten Wettbewerb<br />

ungeladen, trumpfte er jetzt mit einem moscheeart<br />

igen Kuppelbau auf, <strong>der</strong> an den Pariser Troea<strong>der</strong>o<br />

von Gabriel Davioud und Jules Desire<br />

Bourdais erinnerte. Dagegen wirkte nun Auers<br />

Projekt geradezu ernst und gemässigt.<br />

Dank einer Kritik war Auer klar geworden: statt<br />

d ie Kuppel dem Treppenhaus zu opfern, musste<br />

man diesem den «Vestibülcharakter» nehmen 106 .<br />

Er dehnte den Kuppelraum zu einem griechischen<br />

Kreuz aus und gab damit <strong>der</strong> Treppe so<br />

viel Raum, dass das Treppensteigen einen zeremoniellen<br />

Charakter bekommen konnte. Nach<br />

dem Vorbild <strong>der</strong> Prunktreppe in Charles Garniers<br />

Pariser Operhaus gestaltete Auer die Treppe<br />

als frei im Raum stehendes, brückenartiges<br />

Gebilde. Die architektonische Inszenierung<br />

weist den Volksvertretern die Rolle von Priestern<br />

zu, die mit <strong>der</strong> parlamentarischen Handlung die<br />

Nation immer neu zu stiften haben. Die Treppenrampe<br />

trägt auf ihrem Mittelpodest den<br />

Hochaltar - eine Aedikula mit <strong>der</strong> Skulptur <strong>der</strong><br />

drei schwörenden Eidgenossen (Abb. 63).<br />

Wir befinden uns aber erst in <strong>der</strong> Vierung <strong>der</strong><br />

Bundeskathedrale; <strong>der</strong> kultischen Transfiguration<br />

des Bundesschwurs ist <strong>der</strong> dahinterliegende<br />

«Hochchor», <strong>der</strong> Nationalratssaal, vorbehalten.<br />

Der Zugang erfolgt über einen «Chorumgang»;<br />

aus den Fenstern dieser Wandelhalle schweift<br />

<strong>der</strong> Blick über das Berner Mittelland auf die<br />

weissen Alpengipfel. Um ins Amphitheater des<br />

Ratssaales einzutreten, muss <strong>der</strong> Parlamentarier

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