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INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850 ... - DigiBern

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Bern<br />

direktions- und zahlreiche Zollgebäude längs <strong>der</strong><br />

Landesgrenze. Bei seinem Rücktritt 1919 überwachte<br />

das Amt einen Bestand von 1674 versicherten<br />

Gebäuden, von denen die meisten unter<br />

seiner Aufsicht erstellt worden waren 98 . In Bern<br />

entstand eine ganze Reihe repräsentativer Bundesbauten:<br />

1890-1892 das eidgenössische Telegraphengebäude<br />

von Otto Dorer und Adolf<br />

Füchslin {Speichergasse Nr. 6), 1896-1899 das<br />

Bundesarchiv (anfänglich mit Landesbibliothek)<br />

von Theodor Gohl {Archivstrasse Nr. 24),<br />

1901-1905 das eidgenössische Postgebäude von<br />

Eugene Jost und Ernst Baumgart {Bollwerk<br />

Nr. 25), 1902-1904 das Gebäude <strong>der</strong> eidgenössischen<br />

Landestopographie {Hallwylstrasse Nr. 4),<br />

1903-1906 das <strong>der</strong> eidgenössischen Münzstätte<br />

{Bernastrasse Nr. 28), beide von Theodor Gohl,<br />

1903-1904 <strong>der</strong> Sitz <strong>der</strong> eidgenössischen Alkoholverwaltung<br />

von Paul Lindt und Ernst Hünerwadel<br />

{Längass-Strasse Nr. 31).<br />

Den Auftakt zu dieser gewaltigen Bautätigkeit<br />

bildete <strong>der</strong> Bau des Bundeshauses Ost, den Höhepunkt<br />

<strong>der</strong> des Parlamentsgebäudes in den Jahren<br />

1894—1902. An <strong>der</strong> Planungsgeschichte <strong>der</strong><br />

beiden Bauten lässt sich verfolgen, wie die Bundesverwaltung<br />

zu einer ihrer Macht bewussten<br />

Körperschaft heranwuchs. 1876 schrieb <strong>der</strong><br />

Bund einen Wettbewerb für einen Erweiterungsbau<br />

des Bundeshauses aus. Er sollte auf einem<br />

von <strong>der</strong> Stadt überlassenen Grundstück errichtet<br />

werden, das vom bestehenden Bau durch das<br />

Hotel Bernerhof getrennt war. Das Vorhaben<br />

wurde aufgegeben, <strong>der</strong> Bundesrat schlug Kauf<br />

und Umbau des Inselspitals vor. Diese Liegenschaft<br />

war vom Bundeshaus nur durch das klassizistische<br />

Casinogebäude getrennt. Der Nationalrat<br />

verlangte anstelle eines Umbaus einen<br />

Neubau, und dies wie<strong>der</strong>um «weckte den Gedanken»,<br />

zwischen dem bestehenden und dem<br />

geplanten Neubau, anstelle des Casinos, ein Parlamentsgebäude<br />

zu errichten". Als <strong>der</strong> Bundesrat<br />

1885 aus eigener Initiative einen Wettbewerb<br />

für den Erweiterungsbau ausschrieb, schloss er<br />

den Parlamentsbau gleich mit ins Bauprogramm<br />

ein - bloss, um seiner späteren Realisierung keine<br />

ungünstigen Vorbedingungen zu schaffen.<br />

Im Preisgericht für den Wettbewerb von 1876<br />

war Bern durch den Baumeister Emil Probst und<br />

den Kantonsbaumeister Friedrich Salvisberg vertreten,<br />

in jenem von 1885 durch den Berner Architekten<br />

Albert Jahn und den Adjunkten des<br />

eidgenössischen Oberbauinspektors, Arnold<br />

Flückiger. Entscheidend war das Urteil <strong>der</strong> Architekten.<br />

Drei von sechs waren Schüler Gottfried<br />

Sempers, <strong>der</strong> 1855-1871 die Bauschule am<br />

eidgenössischen Polytechnikum in Zürich gelei-<br />

390<br />

tet hatte 100 . Die Preisgewinner waren mehrheitlich<br />

Schüler Sempers. Den ersten Preis erhielt<br />

sein Nachfolger in Zürich, Alfred Friedrich<br />

Bluntschli. Der Gewinner des zweiten Preises,<br />

Hans Wilhelm Auer, hatte zwar ebenfalls in Zürich<br />

studiert, dann aber seine weitere Ausbildung<br />

bei Theophil von Hansen in Wien erhalten 101 .<br />

Der Einbezug des Parlamentsgebäudes in die<br />

Planung <strong>der</strong> Bundeshaus-Erweiterung bot vorerst<br />

Gelegenheit, die Idee einer monumentalen<br />

Gesamtanlage zu propagieren, dann den Vorwand,<br />

den Entscheid des Preisgerichts zu umgehen.<br />

1887 gab die Bundesversammlung den Auftrag<br />

zur Ausführung des Erweiterungstraktes auf<br />

<strong>der</strong> Inselliegenschaft an Hans Wilhelm Auer.<br />

Der Gewinner des ersten Preises, Bluntschli,<br />

wurde mit <strong>der</strong> Begründung übergangen, dass <strong>der</strong><br />

Wettbewerb sich in erster Linie auf den zukünftigen<br />

Parlamentsbau bezogen habe. Tatsächlich<br />

war es ja vorerst nur um die Festlegung <strong>der</strong><br />

Gesamtdisposition gegangen, und so wurden<br />

Bluntschli und Auer 1891 zu einem zweiten, nur<br />

das Parlamentsgebäude betreffenden Wettbewerb<br />

eingeladen. Arnold Flückiger, jetzt Direktor<br />

<strong>der</strong> eidgenössischen Bauten, war im Preisgericht<br />

von Politikern und Beamten umgeben.<br />

Freischaffende Architekten waren in <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>zahl,<br />

nur noch zwei Experten waren Semperschüler.<br />

Da die Entscheidung zwischen den beiden<br />

Projekten unentschieden ausfiel, blieb es<br />

dem Bundesrat jetzt unbenommen, Auer auch<br />

für den Bau des Parlamentsgebäudes zu berufen.<br />

Von 1894 an wurde es erbaut. Für den Bundesrat,<br />

<strong>der</strong> im Altbau bleiben musste, wurde darin zum<br />

Ausgleich ein Audienzsaal im Stil des Sonnenkönigs<br />

Louis XIV eingerichtet.<br />

Der Bund erwies sich in <strong>der</strong> Planung des neuen<br />

Bundeshauses als zielbewusster Bauherr - vor allem<br />

in <strong>der</strong> ausgeprägten Bevorzugung <strong>der</strong> Auerschen<br />

Projekte. Woran lag es, dass sie besser gefielen<br />

als jene von Bluntschli? Die Aufgabe stellte<br />

sich 1885 an<strong>der</strong>s als beim Wettbewerb von<br />

<strong>1850</strong>. Damals hatte die dezentralisierte Anordnung<br />

<strong>der</strong> Ratsäle aus <strong>der</strong> Sackgasse geführt, in<br />

die die Verpflichtung auf den klassizistischen<br />

Rathausbau - Anlage des Parlamentssaales in<br />

<strong>der</strong> Mittelachse - geführt hatte.<br />

Das Motiv des ausbauchenden Amphitheatersaales<br />

war damit unhaltbar geworden; inzwischen<br />

war es selbst bei Einkammeranlagen wie<br />

bei Paul Wallots Berliner Reichstag verschwunden.<br />

Dass man mit diesem Verzicht ein neues<br />

Motiv hätte einhandeln können, wurde erst<br />

durch die 1865 abgeschlossene Erweiterung des<br />

Kapitals in Washington deutlich: sein Herzstück<br />

bildete eine Zentralhalle mit einer riesigen Kup-

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