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INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850 ... - DigiBern

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385 Bern<br />

Abb. 55 Bern. Bundesrathaus, erbaut 1852-1857 von Friedrich Stu<strong>der</strong> (Bern). Schaubild von Südwesten, um 1851. Lithographie von<br />

Ca rl Durheim (Bern). Landesbibliothek Bern.<br />

die architektonische Dominante darstellte.<br />

Gleichzeitig mit dem Bau des <strong>Schweizer</strong> Bundesrathauses<br />

wurde das Parlamentsgebäude <strong>der</strong><br />

Vereinigten Staaten durch Flügelbauten und eine<br />

ne ue Kuppel über dem Mittelbau zu monumentalen<br />

Ausmassen gesteigert.<br />

Wie ein Entwurf von 1848 für ein Bundesrathaus<br />

m Zürich zeigt, spielte aber für Stadler höchstens<br />

d as Londoner Parlament von Charles Barry eine<br />

R olle als Vorbild 84 . Obwohl das amerikanische<br />

Zweikammersystem für das schweizerische wegweisend<br />

gewesen war, kannte er das Kapitol von<br />

Washington wohl nicht, und so brauchte er sich<br />

au ch nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, wie<br />

m an den Bundesratstrakt in <strong>der</strong> Gebäudemitte<br />

mi t einer zentralen Kuppelrotunde hätte verbinden<br />

sollen. Die sparsamen Preisrichter aber liesse<br />

n sich gerne davon überzeugen, dass die Hufeisenanlage<br />

als solche repräsentativ genug sei und<br />

Kuppel samt Säulenportikus überflüssig mache.<br />

Se lbst die von Stadler vorgeschlagene Staffelung<br />

<strong>der</strong> Baukörper und das Motiv durchgehen<strong>der</strong><br />

Rundbogen gingen einzelnen Kritikern zu weit:<br />

sie zogen einen zurückhaltenden Klassizismus<br />

v °r, wie ihn zum Beispiel Gottlieb Heblers soeben<br />

vollendete Pläne für eine städtische Irren-,<br />

Heil- und Pflegeanstalt Waldau (Bolligenstrasse<br />

Nr - H7) (Abb. 171, 172) zeigten. Durch die Ein­<br />

wände unsicher geworden, lieferte Stadler im<br />

zweiten Entwurfsgang ein schwächeres Projekt,<br />

gab so den Vorwand, die Planung in die Hände<br />

des Berner Baumeisters und Architekten Friedrich<br />

Stu<strong>der</strong> zu legen und zeigte damit unfreiwillig,<br />

dass bei <strong>der</strong> weiteren Überarbeitung <strong>der</strong> Projekte<br />

klassizistische Elemente nicht verstärkt,<br />

son<strong>der</strong>n getilgt werden mussten. Stu<strong>der</strong> und die<br />

ihn begleitende Baukommission führten die Staffelung<br />

wie<strong>der</strong> ein und gaben dem Bau, entschiedener<br />

als Stadler, das Gepräge des in München<br />

gepflegten Florentier Rundbogenstils, <strong>der</strong> in<br />

Bern erstmals mit Felix Wilhelm Kublis Rathausprojekt<br />

von 1833 aufgetreten war 85 .<br />

Mit dem verhältnismässig rasch vollendeten Palazzo<br />

hatte die Einwohnergemeinde bewiesen,<br />

dass sie die Staatsbautradition des alten Bern<br />

würdig weiterzuführen verstand. Ihr zeigte man<br />

sich auch dadurch verpflichtet, dass man die<br />

künstlerische Ausstattung des Baus als Luxus betrachtete.<br />

Für wesentlicher hielt man die Grossheizung<br />

<strong>der</strong> Winterthurer Firma Sulzer, und als<br />

schönster Schmuck wurden die Kandelaber <strong>der</strong><br />

Gasbeleuchtung erachtet 86 . Sie legten davon<br />

Zeugnis ab, dass Bern als erste <strong>Schweizer</strong> Stadt<br />

das Gaslicht eingeführt hatte. Die 1843 gegründete,<br />

1860 von <strong>der</strong> Stadt übernommene Gasfabrik<br />

lag zu Füssen des <strong>Schweizer</strong> Kapitols, wo-

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