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INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850 ... - DigiBern

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Bern 384<br />

Abb. 52 Bern. Wettbewerbsprojekt von Melchior Berri für<br />

ein neues Rathaus in Bern, 1832. Schaubild <strong>der</strong> Aaretalfront.<br />

Kantonale Denkmalpflege Bern.<br />

Abb. 53 Bern. Wettbewerbsprojekt für das Bundesrathaus<br />

von Johann Carl Dähler, <strong>1850</strong>. Längsschnitt. Stadtarchiv Bern.<br />

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Abb. 54 Bern. Erstprämiertes Wettbewerbsprojekt für das<br />

Bundesrathaus von Ferdinand Stadler (Zürich), Grundriss,<br />

<strong>1850</strong>. Stadtarchiv Bern.<br />

Wegmann hatte in Zürich innerhalb eines Jahrzehnts<br />

eine ganze Reihe öffentlicher Grossbauten<br />

ausgeführt 80 ; <strong>der</strong> Basler Melchior Berri besass<br />

ein Urteilsvermögen, das im Konflikt von<br />

klassizistischem Kunstanspruch und spekulativer<br />

Baupraxis gereift war. Sein Projekt für ein<br />

Berner Rathaus, das im Wettbewerb von 1833<br />

wegen seines monumentalen Anspruchs nur den<br />

zweiten Preis erhalten hatte, war unvergessen 81<br />

(Abb. 52).<br />

Die Parlamentsgebäude <strong>der</strong> ersten Jahrhun<strong>der</strong>thälfte<br />

- geplante wie gebaute - boten wertvolle<br />

Anhaltspunkte für die Planung des Bundesrathauses.<br />

Beim Umbau <strong>der</strong> Ursulinenkirche in Luzern<br />

zu einem helvetischen «Nationalpalast»<br />

hatte David Vogel 1798 einen Halbkreissaal eingerichtet<br />

und damit aus <strong>der</strong> französischen <strong>Architektur</strong><br />

<strong>der</strong> Revolutionszeit das antikische Motiv<br />

eines Amphitheaters übernommen. Indem <strong>der</strong><br />

Halbkreis im Äussern sichtbar gemacht wurde,<br />

konnte ein Halbzylin<strong>der</strong>motiv gewonnen werden,<br />

das wegen seiner Ausdruckskraft für die<br />

Entwerfer kantonaler Rathausbauten unentbehrlich<br />

wurde 82 . Beim Rathaus des Bundes galt es<br />

aber, zusätzlich zum Parlament Bundesrat und<br />

Verwaltung unterzubringen. Nur im Berner<br />

Wettbewerb für ein kantonales Rathaus von 1833<br />

war eine vergleichbare Kombination mit Verwaltungszwecken<br />

gefor<strong>der</strong>t worden. Berri musste<br />

deshalb damals den Halbkreissaal inkorporieren,<br />

Hess ihn aber als Gebäudekrone aus dem<br />

Baukörper hochragen (Abb. 52).<br />

Im Bundeshauswettbewerb von <strong>1850</strong> wurde diese<br />

Grundidee vom Berner Baumeister Johann Carl<br />

Dähler übernommen (Abb. 53). Sein Plan erzielte<br />

den dritten Rang; eine vom <strong>Schweizer</strong>ischen<br />

Ingenieur- und Architektenverein bestellte Son<strong>der</strong>jury<br />

hielt ihn dagegen für den besten. Allein<br />

<strong>der</strong> Welschschweizer Jean Franel, mit einem<br />

zweiten Accessit an vierter Stelle plaziert, behielt<br />

die klassizistische Formel des ausbauchenden<br />

Halbkreissaales bei. Die an eine französische<br />

Präfektur erinnernde Hauptfassade des Projekts<br />

konnte allerdings in Bern kaum auf eine günstige<br />

Aufnahme hoffen. Der St. Galler Felix Wilhelm<br />

Kubly begriff, dass die Halbrundidee schon deshalb<br />

geopfert werden musste, weil an<strong>der</strong>s als bisher<br />

zwei gleichwertige Parlamentsräume unterzubringen<br />

waren. Den Hauptnachteil des klassizistischen<br />

Rathausschemas erkannte er aber<br />

nicht: wenn sich sämtliche Haupträume des Parlaments<br />

in <strong>der</strong> Mittelachse gruppieren, erhält <strong>der</strong><br />

Mitteltrakt die Tiefe eines Theaterbaus.<br />

Der Zürcher Architekt Ferdinand Stadler verdiente<br />

sich den ersten Preis mit einer einfachen,<br />

aber überzeugenden Hufeisenlösung: er teilte<br />

den Mitteltrakt dem Bundesrat zu und legte die<br />

Ratsäle in die ausgreifenden Flügel <strong>der</strong> Anlage,<br />

die auch vorzüglich zur geringen Tiefe des Bauplatzes<br />

an <strong>der</strong> Kante des Stadtplateaus passte<br />

(Abb. 54). Er näherte sich damit einer Disposition,<br />

die mit dem Kapitol in Washington zur<br />

kanonischen Form des mo<strong>der</strong>nen Parlamentsbaus<br />

wurde 83 .<br />

Schon das palladianische Gebäude des frühen<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>ts war als Dreipolanlage konzipiert,<br />

bei <strong>der</strong> ein pantheonartiger Mitteltrakt die<br />

Verbindung zwischen den beiden Kammern und

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