INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850 ... - DigiBern
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383 Bern<br />
HHHHHHHHHHHHHI<br />
^ bb - 51 Bern. Bernabrunnen vor dem Bundesrathaus (Bundeshaus-West),<br />
errichtet 1858 nach Plänen von Friedrich Stu<strong>der</strong><br />
- Bronzene Bernafigur von Raphael Christen nach Entwurf<br />
v °n Kunstmaler Albert Walch, aufgestellt 1863. Photographie<br />
v °n Adrian Kümmerly, um 1865/1870.<br />
fen Grundriss sollte die Form eines <strong>Schweizer</strong>kreuzes<br />
erhalten. Das überzeugendste Projekt<br />
entwarf Johann Georg Müller. Obwohl Mittelalterspezialist,<br />
verzichtete er auf den von Ziegler<br />
gefor<strong>der</strong>ten, durch den Ausbau des Kölner<br />
Doms als «national» ausgewiesenen Spitzbogenftil,<br />
um griechische Tempelfront mit Pantheonkuppel,<br />
Treppenhalle mit Festspielraum, Säulenhof<br />
mit Skulpturengalerie, vaterländischen Kultra<br />
um mit byzantinischer Zentralkirche zu verbinden<br />
75 .<br />
* m Bundespalast, <strong>der</strong> Bern als Landesmitte<br />
kennzeichnet, sind sämtliche Hauptmotive von<br />
Müllers Entwurf verwirklicht. Allerdings handelt<br />
^ sich dabei um die erweiterte, 1902 vollendete<br />
^ n lage. Das ursprüngliche Bundeshaus von<br />
852-1857 konnte als Flügelbau verwendet werben,<br />
weil hier die Pathosformeln <strong>der</strong> Nationalenkmal-Tradition<br />
durchwegs vermieden waren.<br />
Mangelnde Erfahrung <strong>der</strong> damaligen Architektengeneration<br />
in <strong>der</strong> Bewältigung architektonischer<br />
Grossaufgaben hatte zu dieser Anspruchslosigkeit<br />
beigetragen. Entscheidend war aber das<br />
Verhältnis <strong>der</strong> Stadt Bern zu dem baulichen Unternehmen.<br />
Noch vor <strong>der</strong> Wahl einer Bundeshauptstadt war<br />
nämlich festgelegt worden, dass diese die nötigen<br />
Räumlichkeiten für die Landesregierung zur<br />
Verfügung zu stellen habe. Aber noch aus einem<br />
an<strong>der</strong>en Grund fiel den Stadtbernern die Annahme<br />
<strong>der</strong> Wahl schwer. Die neue Bundesverfassung<br />
hatte zwar die Zustimmung <strong>der</strong> konservativ<br />
gesinnten Berner Stadtbevölkerung erhalten,<br />
weil sie im Vergleich zur radikalen Kantonsverfassung<br />
von 1846 eine Mässigung bedeutete. An<strong>der</strong>seits<br />
war vorauszusehen, dass die Übernahme<br />
des Bundessitzes die Entmachtung von Patriziern<br />
und Burgern besiegeln würde. Begonnen<br />
hatte sie 1833 mit <strong>der</strong> vom Kanton erzwungenen<br />
Bildung einer Einwohnergemeinde. Da diese<br />
aber nicht über die Finanzen verfügte, konnte sie<br />
nur eine Verwalterrolle spielen 76 .<br />
Die Burgerversammlung entschied sich schliesslich<br />
knapp für die Annahme <strong>der</strong> Wahl, übertrug<br />
aber die Verantwortung für den Bau eines Regierungs-<br />
und Parlamentsgebäudes <strong>der</strong> Einwohnergemeinde.<br />
Sie leitete damit selbst die Machtübergabe<br />
ein, denn die grosse Aufgabe war ohne Zuständigkeit<br />
über die finanziellen Mittel nicht zu<br />
bewältigen. Schon 1852 wurde die von den Radikalen<br />
schon längst angestrebte Güterausscheidung<br />
zwischen Burger- und Einwohnergemeinde<br />
durchgeführt; jene zog sich auf das - allerdings<br />
respektable - Altenteil zurück 77 .<br />
So wie einst Adrian von Bubenberg stellte sich<br />
<strong>der</strong> Patrizier Friedrich Ludwig von Effinger trotz<br />
erlittener Kränkungen in den Dienst <strong>der</strong> Stadt,<br />
indem er das Amt des Stadtpräsidenten übernahm.<br />
In den langen Jahren seines Wirkens<br />
wuchs die Einwohnergemeinde in ihre politische<br />
Verantwortung hinein 78 . Das Lehrstück war <strong>der</strong><br />
Bau des Bundesrathauses. Haushälterischer Gesinnung<br />
verhasste Massnahmen wie die Aufnahme<br />
einer Anleihe und die Erhebung einer Son<strong>der</strong>steuer<br />
waren unvermeidlich. Es war deshalb<br />
nicht nur eine Redensart, wenn in dem <strong>1850</strong> für<br />
den Neubau ausgeschriebenen Wettbewerb die<br />
Teilnehmer aufgefor<strong>der</strong>t wurden, «unnütze<br />
Pracht und übertriebene Dimensionen» zu vermeiden<br />
79 .<br />
In das fünfköpfige Preisgericht wurden pragmatisch<br />
gesinnte Baufachleute berufen: Robert Roller<br />
war <strong>der</strong> führende Architekt Burgdorfs, das in<br />
<strong>der</strong> Regenerationszeit zur «zweiten Hauptstadt»<br />
des Kantons Bern geworden war; Gustav Albert