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INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850 ... - DigiBern

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Bern 380<br />

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Abb. 47 und 48 Bern. Restaurierungsprojekt für den Christoffelturm von Theodor Zeerle<strong>der</strong>. Werbeblatt, xylographiert von Albert<br />

Walch nach einem Entwurf von Stadtschreiber Ernst Wyss. Bernisches Historisches Museum. - Einweihung des Zähringerdenkmals<br />

auf <strong>der</strong> Münsterplattform, 1847. Vor dem Blendbogen des Sockels <strong>der</strong> Schöpfer des Monuments, Karl Emanuel von Tscharner vom<br />

Lohn. Daguerrotypie von Carl Durheim (Bern). Bernisches Historisches Museum.<br />

sich Bärengraben und Nydeggquartier zu einem<br />

musealen Ganzen, das aus dem Zeitfluss herausgenommen<br />

scheint. Diese «Verinnerlichung» erlaubt<br />

im Gegenzug die raumzeitliche Aufsprengung<br />

<strong>der</strong> Stadt im Westen. Sie aber steht im Zeichen<br />

eines neuen Tiersymbols - des stählernen<br />

Dampfrosses.<br />

Noch an einem an<strong>der</strong>en Ort zeigt sich in <strong>der</strong><br />

städtebaulichen Entwicklung Berns eine verän<strong>der</strong>te<br />

Einstellung zu den Naturkräften. 1820 richtete<br />

Phokion Heinrich Clias im Graben <strong>der</strong> Kleinen<br />

Schanze den ersten Turnplatz <strong>der</strong> Schweiz<br />

ein (Abb. 46). Sohn eines <strong>Schweizer</strong>s namens<br />

Käslin, <strong>der</strong> nach Nordamerika ausgewan<strong>der</strong>t<br />

war, kehrte Clias 1811 mit griechisch klingendem<br />

Namen und turnerischen Kenntnissen ins Vaterland<br />

zurück. Eine 1816 in Bern veröffentlichte<br />

Schrift über Anfangsgründe <strong>der</strong> Gymnastik o<strong>der</strong><br />

Turnkunst zeigt, dass ihm eine Verbindung zivilisatorischer<br />

Intelligenz mit <strong>der</strong> Stärke und Behendigkeit<br />

alter Völker vorschwebte. Bei den ländlichen<br />

Naturmenschen war sie noch vorhanden:<br />

die bärenhafte Kraft <strong>der</strong> Älpler kannte man in<br />

Bern von den Unspunnenfesten, vor allem aber<br />

von den Ostermontags-«Schwingeten» her, die<br />

alljährlich auf <strong>der</strong> Grossen Schanze stattfanden<br />

60 .<br />

Mit dem Schanzenturnplatz schuf Clias einen<br />

turnerischen Bärengraben, wo die Körperkraft<br />

mit sinnreichen Gerätschaften systematisch gesteigert<br />

und das Schwingen auch von Städtern<br />

geübt werden konnte. 1824 fand in Bern das erste<br />

interkantonale Schwingfest statt. In <strong>der</strong> Folge lösten<br />

die Turn- und Schwingfeste die Ostermontagsschwingfeste<br />

allmählich ab.<br />

Ein ähnlicher «Zivilisierungs»-Vorgang lässt<br />

sich am Übergang vom Renaissancefigurenbrunnen<br />

zum mo<strong>der</strong>nen Denkmal ablesen. Für den<br />

Pfarrer Karl Howald, <strong>der</strong> sich als erster eingehend<br />

mit den Berner Figurenbrunnen befasste<br />

und in ihnen ein unverwechselbares Gut <strong>der</strong><br />

Stadt erkannte, stellten sie eine bildhafte «Predigt<br />

an Vergangenheit und Zukunft unseres Volkes»<br />

dar. Er verglich den Wahlsieg, den die konservative<br />

Partei 1851 gegen die gottlosen Radikalen<br />

errungen hatte, mit dem Kampf Davids gegen<br />

Goliath. Dem biblischen Helden hatten die<br />

Berner mit dem Figurenbrunnen vor <strong>der</strong> Heiliggeistkirche<br />

ein Denkmal gesetzt, und <strong>der</strong> radikale<br />

«Lügen-Goliath» war gleichsam präfiguriert<br />

in <strong>der</strong> Kolossalstatue am gegenüberstehenden<br />

Christoffelturm (Abb. 47)".<br />

Als die Reformation den gegen das Stadtinnere<br />

gerichteten Schutzheiligen <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>er und

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