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INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850 ... - DigiBern

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Bern 378<br />

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Abb. 43 Bern. Nydeggbrücke. Arbeiten auf dem linken Aareufer<br />

1842. Tafel 4 (Ausschnitt) aus: Die Nydeckbrücke über die<br />

Aar zu Bern von C. E. Müller, Zürich 1845.<br />

Abb. 44 Bern. Tiefenaubrücke. Einsturz <strong>der</strong> Bogengerüste am<br />

11. Juni 1847. Zeitgenössische Xylographie.<br />

Gemäuer und dem eleganten Oberbau zu gewinnen.<br />

Im Schaubild des Lerber-Sinnerschen Projekts<br />

sind die Untertorbrücke und <strong>der</strong> geplante<br />

Neubau so hintereinan<strong>der</strong> gestaffelt, dass sich<br />

das Bild eines evolutionären Wachstums ergibt.<br />

Dieses im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t beliebte Stufenmodell<br />

erhielt seine zwingendste Formulierung um 1830<br />

in <strong>der</strong> Schöllenenschlucht, als neben <strong>der</strong> sagenumwitterten<br />

Teufelsbrücke eine Brücke für die<br />

neue, befahrbare Gotthardstrasse errichtet wurde.<br />

Mit ihrem Bau machte sich jener Altdorfer<br />

Ingenieur Karl Emanuel Müller einen Namen,<br />

dem ein Jahrzehnt später die Ausführung <strong>der</strong><br />

Nydeggbrücke übertragen wurde 49 .<br />

Mit Ausnahme eines Entwurfs von Ingenieur<br />

Ludwig von Wurstemberger sahen alle Nydeggprojekte<br />

Steinkonstruktionen vor. Für den<br />

Standort beim Kornhaus plante dagegen <strong>der</strong> Ingenieur<br />

Ernst Vollmar eine Kettenbrücke nach<br />

dem Vorbild <strong>der</strong> Hammersmithbrücke bei London<br />

- eine Konstruktionsart, die bei <strong>der</strong><br />

1848-<strong>1850</strong> erstellten Brücke in Aarau zur Anwendung<br />

kam 50 . Für den gleichen Standort projektierte<br />

<strong>der</strong> aus Delsberg stammende Oberst und<br />

Grossrat Antoine-Joseph Buchwal<strong>der</strong>, einer <strong>der</strong><br />

wichtigsten Mitarbeiter bei <strong>der</strong> Dufourkarte, eine<br />

Drahtseilbrücke. Die erste permanente Brükke<br />

dieser Art war 1823 in Genf nach Plänen Guillaume<br />

Henri Dufours und des Franzosen Marc<br />

Seguin errichtet worden, und neun Jahre später<br />

konnte <strong>der</strong> Lyoner Ingenieur Joseph Chaley<br />

dank <strong>der</strong> neuen Konstruktionsweise mit seiner<br />

273 Meter langen Freiburger Hängebrücke einen<br />

Spannweiten-Weltrekord aufstellen 51 .<br />

Auf einen solchen Wettbewerb wollten sich aber<br />

die Promotoren <strong>der</strong> Nydeggbrücke nicht einlassen;<br />

vielmehr schwebte ihnen ein Monument<br />

vor, das die Unbeständigkeit solcher Eisenmachwerke<br />

aufzeigte. Der Burgerrat berief deshalb<br />

auswärtige Fachleute, so den in Zürich tätigen,<br />

aus dem Südtirol stammenden Alois Negrelli.<br />

Mit <strong>der</strong> 1836-1839 erbauten Münsterbrücke in<br />

Zürich hatte er gezeigt, dass er dem französischen<br />

Brückenbau des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts und seinem<br />

führenden Vertreter, Jean Rodolphe Perronet,<br />

verpflichtet war 52 .<br />

«Was, fragte er sich, ist denn am Ende eine Drahtbrücke an<strong>der</strong>s,<br />

als eine schmächtige hölzerne Brücke, <strong>der</strong>en Joche allein<br />

durch Drähte ersetzt sind 53 ?»<br />

Unter den zahlreichen Plänen für die<br />

Nydeggbrücke fand <strong>der</strong>jenige vom «Inspecteur<br />

au corps royal du genie civil» in Turin, Carlo<br />

Bernardo Mosca, am meisten Beifall.<br />

Als aber Mosca in einem zweiten Projekt die<br />

Nydeggkirche durch einen neuen Tempel ersetzen<br />

und einen Teil des Quartiers mittels Stützen<br />

auf das Niveau <strong>der</strong> Brücke heben wollte, weckte<br />

er unliebsame Erinnerungen an die unvollendete<br />

Rathausterrasse 54 . Ihre Ruine bot einen willkommenen<br />

Anlass, dem Ancien Regime und seinen<br />

Erben Realitätsferne und Verschwendungssucht<br />

anzukreiden. Deshalb wurde schliesslich die bescheidenere<br />

Brückenlösung von Joseph Ferry,<br />

einem aus Luneville stammenden, seit 1836 in<br />

Bern tätigen Architekten, bevorzugt; sein Projekt<br />

wurde 1840-1844 ausgeführt (Abb. 2, 42, 43).<br />

Drei Jahre später wurde die Konstruktion <strong>der</strong><br />

Tiefenaubrücke in Angriff genommen. Die Pläne<br />

stammten vom Oberingenieur des Kantons Bern,<br />

Johann Rudolf Gatschet (Abb. 345); Bauunter-

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