INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850 ... - DigiBern
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375 Bern<br />
diese Beobachtungen führten, fasste Stu<strong>der</strong> 1859<br />
so zusammen:<br />
«Der Jura, wie die Alpen, hat seine jetzige Gestalt erhalten, als<br />
die Molasse schon abgelagert war; es hat nach dieser Zeit in<br />
beiden Gebirgen eine grossartige Verän<strong>der</strong>ung statt gefunden<br />
32 .»<br />
Stu<strong>der</strong> vermutete, dass diese in einer vulkanischen<br />
Hebung bestanden habe. Armin Baltzer,<br />
Preussischer Pfarrerssohn und seit 1884 Inhaber<br />
des Berner Lehrstuhls für Geologie, wies 1880<br />
nach, dass nicht eruptive, son<strong>der</strong>n mechanische<br />
Vorgänge für die Alpenhebung verantwortlich<br />
waren". Er war damit auf dem gleichen Weg wie<br />
<strong>der</strong> Zürcher Geologe Albert Heim, <strong>der</strong> massgeblich<br />
an <strong>der</strong> Entwicklung immer kühnerer Faltungs-<br />
und Überschiebungsmodelle beteiligt war.<br />
In ihnen erschien schliesslich <strong>der</strong> härteste und<br />
älteste Stein wie ein beliebig faltbares Tuch 34 .<br />
1896 veröffentlichte Baltzer die Abhandlung Der<br />
diluviale Aargletscher und seine Ablagerungen in<br />
<strong>der</strong> Gegend von Bern mit Berücksichtigung des<br />
Rhonegletschers 35 . Schon 1821 hatte <strong>der</strong> Walliser<br />
Ingenieur Ignaz Venetz vermutet, dass die<br />
übers Mittelland verstreuten Findlinge nicht<br />
Schwemmgut, son<strong>der</strong>n Mitbringsel von Gletschern<br />
seien 36 . Noch 1859 schau<strong>der</strong>te es Stu<strong>der</strong><br />
y or <strong>der</strong> darin enthaltenen Vorstellung, dass «das<br />
Land von Genf über den Bodensee hinaus, mehrere<br />
tausend Fuss hoch», von Gletschern bedeckt<br />
gewesen wäre 37 .<br />
Stu<strong>der</strong> zog <strong>der</strong> Gletschertheorie die soli<strong>der</strong>e Tektonik<br />
vor. 1828 for<strong>der</strong>te er in <strong>der</strong> <strong>Schweizer</strong>ischen<br />
Naturforschenden Gesellschaft die Erstellu<br />
ng einer topographischen Karte <strong>der</strong> Schweiz,<br />
a uf <strong>der</strong> die geologischen Forschungsresultate<br />
ei ngetragen werden könnten. Der Vorstoss<br />
brachte das bereits 1824 von <strong>der</strong> Tagsatzung beschlossene<br />
Unternehmen einer Landesvermessung<br />
in Fluss. 1832 wurde es unter Leitung des<br />
Berners Johann Ludwig Wurstemberger begonnen;<br />
als «Centralpunkt» <strong>der</strong> Vermessung wurde<br />
das Observatorium von Bern bestimmt. Aber im<br />
folgenden Jahr trat Wurstemberger wegen <strong>der</strong><br />
Regenerationsumwälzung als Oberstquartiermeister<br />
zurück, so dass sich das Landeskartenwerk<br />
"üt dem Namen seines Nachfolgers, des Genfers<br />
Guillaume Henri Dufour, verband 38 .<br />
Mit Stu<strong>der</strong> und damit mit Bern blieb dagegen<br />
die geologische Karte <strong>der</strong> Schweiz verknüpft.<br />
Auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> <strong>1850</strong> von Jakob Melchior<br />
Regler herausgegebenen <strong>Schweizer</strong>karte erarbeiteten<br />
er und sein Zürcher Freund Arnold Escher<br />
^°n <strong>der</strong> Linth eine geologische Übersichtskarte<br />
<strong>der</strong> Schweiz, die 1852 und 1853 vorgelegt werden<br />
konnte 39 . Aufgrund eines weiteren Vorstosses<br />
v °n Stu<strong>der</strong> übernahm es 1860 die <strong>Schweizer</strong>ische<br />
Abb. 37 Bern. Kramgasse, Hauptachse <strong>der</strong> Stadterweiterung<br />
von 1218-1220. Ansicht mit Zähringerbrunnen und Zytgloggeturm.<br />
Zeichnung des Architekten Karl Adolf von Graffenried<br />
(Bern), lithographiert von J. F. Wagner (Bern), um 1840-<strong>1850</strong>.<br />
Landesbibliothek Bern.<br />
Abb. 38 Bern. In den Lauben an <strong>der</strong> Kreuzgasse. Offizier,<br />
«Pflastertreter», Student, Ratsherr, Professor Samuel Schnell<br />
(mit Brille), «Gremplerinnen». Aquarell aus <strong>der</strong> Stadtbrunnenchronik,<br />
Bd. II, von Pfarrer Karl Howald, 1846. Burgerbibliothek<br />
Bern.