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INSA Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850 ... - DigiBern

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Bern 374<br />

Abb. 35 Bern. «Dächer <strong>der</strong> Altstadt; Münster und Rathaus<br />

stehen eingeordnet in die äussersten <strong>der</strong> vier Häuserreihen».<br />

«Fliegerbild» von Süden aus 200 Meter Höhe von Walter Mittelholzer<br />

(Zürich). Aus: Joseph Gantner, Die <strong>Schweizer</strong> Stadt,<br />

München 1925, S. 90.<br />

Abb. 36 Bern. Gerechtigkeitsgasse, Hauptachse des ältesten<br />

Stadtteils in <strong>der</strong> Aareschleife. Impressionistische «Innenaufnahme»<br />

von Albert Anker. Ölstudie auf Papier, 1876. Kunstmuseum<br />

Basel.<br />

<strong>der</strong> Luft ins Innerste <strong>der</strong> Stadt einzudringen - in<br />

die Lauben (Abb. 38). Der Einflug markiert den<br />

Übergang von den «Typen» <strong>der</strong> Stadt zu ihren<br />

«Elementen». Für die Erkenntnis <strong>der</strong> ersten<br />

muss man sich vom Gegenstand entfernen, für<br />

die <strong>der</strong> zweiten in ihn eindringen.<br />

1870 versuchte <strong>der</strong> Kirchmeier und Notar Karl<br />

Howald, «unterhalb» <strong>der</strong> gegenwärtigen Stadtlandschaft<br />

die ursprüngliche topographische Gestalt<br />

zu rekonstruieren. Für Justinger hatte die<br />

Form des Geländes die Verbindung des befestigten<br />

Nydegghügels mit <strong>der</strong> zu gründenden Stadt<br />

geför<strong>der</strong>t; Howald dagegen rief ins Bewusstsein,<br />

«welch bedeutende Terrainschwierigkeiten... es<br />

bei <strong>der</strong> Erbauung und <strong>der</strong> Ausdehnung Berns allerorten<br />

zu überwinden gab» 24 . Die Besinnung<br />

auf die städtebaulichen Leistungen <strong>der</strong> Vorfahren<br />

war nötig, denn man schickte sich an, die<br />

Stadt über das Tal <strong>der</strong> Aare hinweg auf das<br />

Kirchenfeld auszudehnen. In <strong>der</strong> «mikroskopischen»<br />

Sicht Howalds vergrösserten sich die geschichtlichen<br />

Zeitabstände. Rückte schon die<br />

mittelalterliche Gründungszeit in grössere Ferne,<br />

so wurde erst recht <strong>der</strong> Abstand zur klassischen<br />

Antike zum Problem. Der Archäologe Albert<br />

Jahn versuchte deshalb <strong>1850</strong>, die Spuren <strong>der</strong> Antike<br />

«gleichsam lokal zu fixieren» und die «Anknüpfungspunkte<br />

zwischen <strong>der</strong> mittelalterlichen<br />

Neubildung und <strong>der</strong> römisch-keltischen Vorzeit<br />

aufzufinden» 25 . Justingers Gründungsgeschichte<br />

opfernd, stellte er sich auf <strong>der</strong> Berner Halbinsel<br />

ein römisches Kastell vor. Jahn war davon überzeugt,<br />

dass diesem ein kelto-helvetisches Oppidum<br />

vorangegangen war, denn die Kultur <strong>der</strong><br />

Ureinwohner <strong>der</strong> Schweiz war ja von den Römern<br />

nicht zerstört, son<strong>der</strong>n bloss umgeformt<br />

worden, so wie sich später die römisch-keltische<br />

in die germanische Kultur «metamorphosiert»<br />

hatte 26 . Noch weiter zurück als Jahn blickte <strong>der</strong><br />

Geologe Bernhard Stu<strong>der</strong> in einer 1859 veröffentlichten<br />

Studie Über die natürliche Lage von<br />

Bern. Von den damals kurz zuvor entdeckten<br />

Pfahlbauten ging er über die eisenlose Bronzezeit<br />

zurück bis in ein steinernes Zeitalter. Dessen<br />

Angehörige lebten auf eine Weise, die an «nordamerikanische<br />

Rothhäute o<strong>der</strong> neuseeländische<br />

Volksstämme» 27 erinnerte. Und es war denkbar,<br />

dass diese Menschen noch mit so fremdartig<br />

scheinenden Tierarten wie Mammut, Rhinozeros<br />

und Höhlenbär zusammengelebt hatten. Die<br />

exotische Urwelt des schweizerischen Robinson<br />

tauchte mitten in <strong>der</strong> vertrauten Umgebung<br />

auf 28 .<br />

«Die Grenze, die man bisher zwischen dem Auftreten des<br />

Menschen und den geologischen Zeiten glaubte ziehen zu können,<br />

... verwischen sich immer mehr, (so dass) Geschichte, Archäologie<br />

und Geologie ohne Trennung sich aneinan<strong>der</strong> reihen<br />

2 ».»<br />

Aber auch die Grenzen zwischen Mensch und<br />

Tier begannen zu verschwimmen, wie Charles<br />

Darwins gleichzeitig mit Stu<strong>der</strong>s Schrift erschienenes<br />

Buch über den Ursprung <strong>der</strong> Arten zeigte 30 .<br />

Für die Entstehung <strong>der</strong> Evolutionstheorie waren<br />

die Schichtenlehre und Tektonik <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Geologie wegweisend. Zu <strong>der</strong>en bevorzugten<br />

Forschungsgebieten zählte im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

das schweizerische Hochgebirge, zu ihren Pionieren<br />

Bernhard Stu<strong>der</strong>. Den Auftakt zu seinem<br />

Werk bildete eine 1825 publizierte Monographie<br />

<strong>der</strong> Molasse. Obwohl Stu<strong>der</strong>s Blick von Anfang<br />

an auf die Alpen, auf die «Bundeslade <strong>der</strong> getrennten<br />

<strong>Schweizer</strong>stämme» 31 , gerichtet war, beschäftigte<br />

er sich zuerst mit dem mittelländischen<br />

Sandstein, <strong>der</strong> das Gesicht <strong>der</strong> Stadt Bern<br />

prägt. Die aufregenden Folgerungen, zu denen

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