Innovation durch Forschung – Jahresbericht 2012 ... - BMU - Bund.de

Innovation durch Forschung – Jahresbericht 2012 ... - BMU - Bund.de Innovation durch Forschung – Jahresbericht 2012 ... - BMU - Bund.de

13.07.2015 Aufrufe

1Innovation durch ForschungJahresbericht 2012 zur Forschungsförderungim Bereich der erneuerbaren Energien

1<strong>Innovation</strong> <strong>durch</strong> <strong>Forschung</strong><strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong> zur <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rungim Bereich <strong>de</strong>r erneuerbaren Energien


2INNOVATION DURCH FORSCHUNGIMPRESSUMHerausgeber:Redaktion:Fachliche Beratung:Gestaltung:Druck:Abbildungen:<strong>Bund</strong>esministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (<strong>BMU</strong>)Referat Öffentlichkeitsarbeit • 11055 BerlinE-Mail: service@bmu.bund.<strong>de</strong> • Internet: www.bmu.<strong>de</strong>Meike Bierther (PtJ),<strong>BMU</strong>, Referat E II 6 <strong>–</strong> <strong>Forschung</strong> und Entwicklung im Bereich Klimaschutztechnologien und erneuerbare EnergienProjektträger Jülich (PtJ)BLOCK DESIGN Kommunikation & WerbungDruckhaus Dres<strong>de</strong>nTitel: Rainer Weisflog, S. 4 (links): CDU/CSU-<strong>Bund</strong>estagsfraktion/Christian Doppelgatz,S. 4/5: DOTI/alpha ventus/Matthias Ibeler, S. 6: E.ON Hanse AG, S. 7: Herrenknecht AG, S. 8: Fraunhofer IWES,S. 9 (oben): SolarWorld AG/Detlev Müller, S. 9 (unten) : Baker Hughes INTEQ GmbH, S. 10: Stadtwerke Crailsheim GmbH,S. 11: DLR, S. 16: <strong>BMU</strong>/Holger Von<strong>de</strong>rlind, S. 17: Rainer Weisflog, S. 19: ZSW, S. 21: Fraunhofer IWES, S. 22: Meike Bierther/PtJ,S. 23: Rainer Weisflog, S. 24: Rainer Weisflog, S. 27: <strong>BMU</strong>/Holger Von<strong>de</strong>rlind, S. 28: Meike Bierther/PtJ, S. 29: EWE,S. 30 (links): DOTI/alpha ventus/Matthias Ibeler, S. 30 (rechts): Offshore-Stiftung/alpha ventus/Trond Hattrem,S. 32: BARD, S. 33: Rainer Weisflog, S. 35: <strong>BMU</strong>/Eisermann, S. 36 (oben): Manz AG, S. 36 (unten): Manz Coating GmbH,S. 37: Fraunhofer ISE, S. 38: Fraunhofer ISE, S. 40: ISFH, S. 41: geo x GmbH, S. 43: Geothermie Unterhaching GmbH & Co KG,S. 44: Geothermie Neubran<strong>de</strong>nburg GmbH, S. 45: Stadtwerke München GmbH, S. 47: Rainer Weisflog, S. 50: ZAE, S. 51: DLR,S. 53: Flabeg Holding GmbH, S. 54: RWE Innogy GmbH, S. 55: DLR, S. 56: ANDRITZ Hydro Hammerfest, S. 59 <strong>BMU</strong>,S. 61: Leif Arne Holme/NTE, S. 67: <strong>BMU</strong>/Holger Von<strong>de</strong>rlindStand: März 20131. Auflage: 6.000 Exemplare


INNOVATION DURCH FORSCHUNG 3INHALTSVERZEICHNISVorwort ..................................................................... 4Highlights <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rungSystEEm: Regenerative Energieversorgungssysteme und Integration erneuerbarer Energien ............... 6Win<strong>de</strong>nergie .............................................................. 7Photovoltaik ............................................................... 8Geothermie ................................................................ 9Nie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermie ............................. 10Solarthermische Kraftwerke ................................... 10Übergreifen<strong>de</strong> Fragestellungen .............................. 11Solarthermische KraftwerkeSchwerpunkte <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>s för<strong>de</strong>rung vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r Markt- und Technologie entwicklung ......................................... 51Auswahl geför<strong>de</strong>rter Projekte ................................. 52Wasserkraft und MeeresenergieSchwerpunkte <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>s för<strong>de</strong>rung vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r Markt- und Technologie entwicklung ......................................... 56Auswahl geför<strong>de</strong>rter Projekte ................................. 56<strong>Forschung</strong> und Entwicklung für die Energiewen<strong>de</strong> ................................................. 12SystEEm: Regenerative Energieversorgungssystemeund Integrationerneuerbarer EnergienSchwerpunkte <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>s för<strong>de</strong>rung vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r Markt- und Technologie entwicklung ......................................... 17Auswahl geför<strong>de</strong>rter Projekte ................................. 19Win<strong>de</strong>nergieSchwerpunkte <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>s för<strong>de</strong>rung vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r Markt- und Technologie entwicklung ......................................... 24Auswahl geför<strong>de</strong>rter Projekte ................................. 26Übergreifen<strong>de</strong> Fragen <strong>de</strong>rEnergieforschungSchwerpunkte <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>s för<strong>de</strong>rung vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r Markt- und Technologie entwicklung ......................................... 57Auswahl geför<strong>de</strong>rter Projekte ................................. 58Internationale ZusammenarbeitSET-Plan ...................................................................... 60Internationale Energieagentur (IEA) ..................... 60IEA-Tasks/-Annexe/-Projekte mit <strong>BMU</strong>-Beteiligung zum Thema erneuerbare Energien im Jahr <strong>2012</strong> ............................................. 63För<strong>de</strong>rprogrammEnergetische Biomassenutzung ................... 66PhotovoltaikSchwerpunkte <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>s för<strong>de</strong>rung vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r Markt- und Technologie entwicklung ......................................... 33Auswahl geför<strong>de</strong>rter Projekte ................................. 35GeothermieSchwerpunkte <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>s för<strong>de</strong>rung vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r Markt- und Technologie entwicklung ......................................... 41Auswahl geför<strong>de</strong>rter Projekte ................................. 42<strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rung an<strong>de</strong>rer Ministerienmit Bezug zu erneuerbaren Energien<strong>Bund</strong>esministerium für Ernährung,Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) ... 67<strong>Bund</strong>esministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) ................................................. 68<strong>Bund</strong>esministerium für Bildung und <strong>Forschung</strong> (BMBF) ............................................. 68Institutionelle För<strong>de</strong>rung ........................................ 69Wichtige Links ....................................................... 70Nie<strong>de</strong>rtemperatur-SolarthermieSchwerpunkte <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>s för<strong>de</strong>rung vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r Markt- und Technologie entwicklung ......................................... 46Auswahl geför<strong>de</strong>rter Projekte ................................. 47Statistischer Überblick .................................... 71


5hen<strong>de</strong>r Technologien die hohe <strong>Innovation</strong>skraft <strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen Wissenschaft und <strong>de</strong>r Unternehmen.Beson<strong>de</strong>rs freut es uns, dass in diesem Jahr eine Vielzahlvon Projekten im Bereich Regenerative Energieversorgungssystemeund Integration erneuerbarerEnergien (SystEEm) starten konnten. In diesem För<strong>de</strong>rschwerpunktgeht es um die Neugestaltung <strong>de</strong>sEnergiesystems, in <strong>de</strong>m die Versorgung <strong>durch</strong> erneuerbareEnergien und die Nachfrage nach Energie<strong>durch</strong> intelligente Netze und ergänzen<strong>de</strong> Stromspeicherso aufeinan<strong>de</strong>r abgestimmt wird, dass trotzschwanken<strong>de</strong>r Einspeisung von Wind- und Solarstromeine zuverlässige Versorgung gesichert wer<strong>de</strong>n kann.Im Rahmen <strong>de</strong>r ressortübergreifen<strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rinitia ­tive Energiespeicher konnten wir <strong>2012</strong> wichtige Projekte,zum Beispiel zu Power-to-Gas und <strong>de</strong>zentralenKurzzeitspeichern, bewilligen. Alle Projektbeispielezeigen, dass es bei <strong>de</strong>r Energiewen<strong>de</strong> um viel geht <strong>–</strong>um technische Neuerungen, um Kostensenkung, umUmweltschutz, um Nachhaltigkeit, um Arbeitsplätzeund um Wettbewerbsfähigkeit zugleich. Die Umsetzung<strong>de</strong>r Projekte bietet große Chancen für Wissenschaft,<strong>Forschung</strong> und Produktentwicklung gleichermaßen<strong>–</strong> und damit für unsere gesamte Gesellschaft.Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.Peter Altmaier<strong>Bund</strong>esminister für Umwelt, Naturschutzund Reaktorsicherheit


6INNOVATION DURCH FORSCHUNGHIGHLIGHTS DER FORSCHUNGSFÖRDERUNGSystEEm: Regenerative Energieversorgungssystemeund Integrationerneuerbarer EnergienWeltweit einzigartiger Praxistest auf<strong>de</strong>r Nordseeinsel PellwormDie Nordseeinsel Pellworm soll zu einer Mo<strong>de</strong>llregionfür die Nutzung erneuerbarer Energien und zur Speicherung<strong>de</strong>s so erzeugten Stroms ausgebaut wer<strong>de</strong>n.Das <strong>BMU</strong> unterstützt diese Initiative mit <strong>de</strong>m <strong>Forschung</strong>s-und Entwicklungsprojekt Smart Region Pellworm.Bei bestimmten Wetterbedingungen (viel Sonneund/o<strong>de</strong>r viel Wind) kommt es in Deutsch landmittlerweile vor, dass mehr Strom erzeugt wird, alsdie Netze aufnehmen können. Durch <strong>de</strong>n Einsatz vonSpeichern kann dieser Strom genutzt wer<strong>de</strong>n. Insgesamtwer<strong>de</strong>n Energiespeicher perspektivisch immerwichtiger, um momentane Über- o<strong>de</strong>r Unterproduk ­tion abzupuffern und erneuerbare Energien saisonalspeichern zu können.In <strong>de</strong>m Vorhaben Smart Region Pellworm wird einhybri<strong>de</strong>s Speichersystem aus zentralen und <strong>de</strong>zentralenEinheiten entwickelt und mit rund 170 Haushaltenvernetzt. Das Speichersystem soll aus zwei sich ergänzen<strong>de</strong>nGroßspeichern bestehen <strong>–</strong> einer Lithium-Ionen-Batterie (Leistung 560 Kilowatt, Speicherkapazität560 Kilowattstun<strong>de</strong>n) und einer Redox-Flow-Batterie(Leistung 200 Kilowatt, Kapazität 1.600 Kilowattstun<strong>de</strong>n).Weiterhin sollen steuerbare verteilte Stromverbraucherund -erzeuger aus <strong>de</strong>n Haushalten einbezogenwer<strong>de</strong>n. Mit einem Hybridkraftwerk, bestehendaus Photovoltaik- und Win<strong>de</strong>nergieanlagen sowie<strong>de</strong>m Speichersystem, wer<strong>de</strong>n die Endverbraucherüber ein Direktvermarktungskonzept mit Strom versorgt.Zusätzlich soll das Speichersystem multifunktionalauch für Netzdienstleistungen eingesetzt wer<strong>de</strong>n,um <strong>de</strong>ssen Wirtschaftlichkeit zu steigern. DasZiel ist die Entwicklung einer stabilen, kosteneffizientenund marktorientierten Energieversorgung mit einemhohen Anteil erneuerbarer Energien.Das Projekt unter Koordination <strong>de</strong>r E.ON AG und <strong>de</strong>rSchleswig-Holstein Netz AG, in Zusammenarbeit mit<strong>de</strong>r Gustav Klein GmbH & Co. KG, <strong>de</strong>r Saft BatterienGmbH, <strong>de</strong>m Fachbereich Technik <strong>de</strong>r FachhochschuleWestküste, <strong>de</strong>m Fraunhofer-Anwendungszentrumfür Systemtechnik Ilmenau (IOSB) und <strong>de</strong>r Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH)wird im Rahmen <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rinitiative Energiespeicherunterstützt. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um eine gemeinsameInitiative von Wirtschafts-, Umwelt- und <strong>Forschung</strong>sministerium,für die insgesamt 200 Millionen Eurobereitgestellt wer<strong>de</strong>n (siehe auch Seite 20). Das <strong>BMU</strong>för<strong>de</strong>rt das Projekt mit rund 4,1 Millionen Euro.Neue Verfahren für Regelenergie <strong>durch</strong>Win<strong>de</strong>nergieanlagenWeltweit einzigartiger Praxistest: 1.000-Kilowatt-HybridkraftwerkPellwormBei <strong>de</strong>r Realisierung <strong>de</strong>r Energiewen<strong>de</strong> kommt esnicht nur auf <strong>de</strong>n quantitativen Ausbau <strong>de</strong>r erneuerbarenEnergien an, son<strong>de</strong>rn auch darauf, dass die erneuerbarenEnergien zunehmend auch die Systemdienstleistungenfür das Stromnetz übernehmen. Bishersind Win<strong>de</strong>nergieanlagen aus verschie<strong>de</strong>nenGrün<strong>de</strong>n noch nicht in <strong>de</strong>r Lage, Regelenergie bereitzustellen.Diese wird aber benötigt, um Ungleichgewichtezwischen Verbrauch und Erzeugung auszugleichenund so die Frequenz <strong>de</strong>s Stromnetzes auf<strong>de</strong>m Sollwert zu halten. In <strong>de</strong>m Projekt Regelenergie<strong>durch</strong> Win<strong>de</strong>nergieanlagen wird ein entsprechen<strong>de</strong>sVerfahren entwickelt. Projektpartner sind dasFraunhofer-Institut für Win<strong>de</strong>nergie und Energiesystemtechnik(IWES), <strong>de</strong>r Win<strong>de</strong>nergieanlagenherstellerENERCON GmbH, <strong>de</strong>r Windparkbetreiber EnergiequelleGmbH und die zwei ÜbertragungsnetzbetreiberAmprion GmbH und TenneT TSO GmbH. EineHerausfor<strong>de</strong>rung ist unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>r Nachweis,<strong>de</strong>r für die Bereitstellung von Regelenergie gefor<strong>de</strong>rtwird. Bei herkömmlichen Kraftwerken wird dieser


HIGHLIGHTS DER FORSCHUNGSFÖRDERUNG 7über <strong>de</strong>n Vergleich von geplanter Leistung mit <strong>de</strong>rspäter gemessenen realen Leistung erbracht. DiesesVerfahren ist für Win<strong>de</strong>nergieanlagen problematisch,da die exakte Leistung wegen <strong>de</strong>r Wetterabhängigkeitschwierig zu planen ist. Deshalb wird imProjekt ein angepasstes Nachweisverfahren entwickeltund <strong>de</strong>monstriert, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Nachweis über<strong>de</strong>n Vergleich <strong>de</strong>r möglichen Ist-Einspeisung mit <strong>de</strong>rrealen Einspeisung erfolgt.Ein weiterer Schwerpunkt <strong>de</strong>r Arbeiten besteht darin,konkrete Angebote für Regelenergie von Win<strong>de</strong>nergieanlagenbestimmen zu können <strong>–</strong> gefor<strong>de</strong>rt sindhier zurzeit Zuverlässigkeitswerte von 100 Prozent.Für die Angebotserstellung sollen probabilistischePrognosen genutzt wer<strong>de</strong>n, die die Wahrscheinlichkeitfür das Über- o<strong>de</strong>r Unterschreiten einer bestimmtenLeistung angeben. Des Weiteren wer<strong>de</strong>n Regelungsalgorithmenentwickelt, mit <strong>de</strong>nen die benötigteRegelleistung <strong>de</strong>r Anlagen zum einen auf verschie<strong>de</strong>neinvolvierte Parks und zum an<strong>de</strong>ren auf einzelneAnlagen innerhalb <strong>de</strong>r Parks aufgeteilt wer<strong>de</strong>n kann.Die technische Machbarkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse sollschließlich in einem Feldtest <strong>de</strong>monstriert wer<strong>de</strong>n.Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt das Projekt mit 500.000 Euro.Vertikale Bohrungen bei <strong>de</strong>r Errichtung von Offshore-Anlagen: Funktionsprinzip<strong>de</strong>r Offshore-Foundation-Drilling-Maschine innerhalb einesMonopilesWin<strong>de</strong>nergieLärm- und Kostenreduktion <strong>durch</strong> Bohrenstatt RammenDie Errichtung von Offshore-Win<strong>de</strong>nergieanlagenmitten im Meer stellt nach wie vor eine hohe technischeHerausfor<strong>de</strong>rung dar. Ein zentrales Thema istdie Verankerung <strong>de</strong>r Anlagen im Bo<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>m bishergängigen Verfahren, bei <strong>de</strong>m die Pfähle (Piles)zwischen 30 und 40 Meter tief in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n gerammtwer<strong>de</strong>n, entstehen starke Schallemissionen,die die maritime Tierwelt teilweise erheblich schädigen.Deshalb ist es aus Naturschutzgrün<strong>de</strong>n unabdingbar,bei <strong>de</strong>r Errichtung von Offshore-Win<strong>de</strong>nergieanlagenSchalldämmungsmaßnahmen zu ergreifeno<strong>de</strong>r aber das Gründungsverfahren so zu modifizieren,dass weniger Schall entsteht. Dafür haben dieHerrenknecht AG und die Hochtief Solutions AG eininnovatives Verfahren unter <strong>de</strong>m Namen OffshoreFoundation Drilling <strong>–</strong> OFD® entwickelt, bei <strong>de</strong>m dieGründungselemente senkrecht in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n gebohrtwer<strong>de</strong>n. Dieser vertikale Vortrieb <strong>durch</strong> Bohren ist<strong>de</strong>utlich leiser als das Einrammen <strong>de</strong>r Piles. Auchkönnen auf diese Weise Pfähle mit einem Durchmesservon über sechs Metern in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n eingebrachtwer<strong>de</strong>n, was die Gründung von Anlagen mit kostengünstigherzustellen<strong>de</strong>n Monopiles, also einem einzigengroßen Pfahl, möglich macht.Der Pfahl wird von einer Hubinsel o<strong>de</strong>r einem Installationsschiffgestützt und zunächst bis auf <strong>de</strong>n Meeresbo<strong>de</strong>nabgesenkt. Kernelement <strong>de</strong>r zum Bohreneingesetzten Offshore-Foundation-Drilling- Maschineist ein computergesteuerter Fräsarm, <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Rohr ­innenwand <strong>de</strong>s Pfahls verankert wird und <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>ndirekt unterhalb <strong>de</strong>s Piles ausfräst. Das dabei entstehen<strong>de</strong>Wasser-Bo<strong>de</strong>n-Gemisch wird über ei ne För<strong>de</strong>rleitungnach oben gepumpt. Der Pfahl wird während<strong>de</strong>s Bohrvorgangs kontinuierlich in das entstehen<strong>de</strong>Loch nachgeführt, bis die erfor<strong>de</strong>rliche Tiefe erreichtist. Abschließend kann die Bohrmaschine nach obenaus <strong>de</strong>m Pfahl herausgehoben wer<strong>de</strong>n.Nach einer vom <strong>BMU</strong> geför<strong>de</strong>rten Machbarkeitsstudieund einem Projekt zur Ausarbeitung <strong>de</strong>r Maschinentechnikfolgen nun die Ausarbeitung im Detailsowie <strong>de</strong>r Bau eines Prototyps. Nach mehreren Funktionstestsan Land ist ein Nearshore-Test unter an ­nähern<strong>de</strong>n Offshore-Bedingungen geplant. Das <strong>BMU</strong>för<strong>de</strong>rt die Arbeiten mit rund 6,3 Millionen Euro.Standortbewertung in komplexem Gelän<strong>de</strong>Als <strong>de</strong>rzeit die noch kostengünstigere Variante <strong>de</strong>rWin<strong>de</strong>nergienutzung bleibt die Onshore-Win<strong>de</strong>nergieein wichtiges Standbein <strong>de</strong>r Energiewen<strong>de</strong>. InDeutschland wird sie einerseits <strong>durch</strong> Repowering,<strong>de</strong>n Ersatz bestehen<strong>de</strong>r <strong>durch</strong> leistungsstärkere An ­lagen, an<strong>de</strong>rerseits <strong>durch</strong> die Erschließung bisher


8INNOVATION DURCH FORSCHUNGrealen Anlagenbelastungen mit <strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n Windmessungenerrechneten Daten verglichen wer<strong>de</strong>n sollen.Ein weiterer Projektpartner, die anemos Gesellschaftfür Umweltmeteorologie mbH, entwickelt angepassteWind- und Strömungsmo<strong>de</strong>lle für einenOnshore-Windatlas, aus <strong>de</strong>m das weitere Potenzial<strong>de</strong>r Win<strong>de</strong>nergienutzung im Binnenland abgeleitetwer<strong>de</strong>n kann. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt das Projekt mit rund2,1 Millionen Euro.PhotovoltaikHöhere Effizienz <strong>durch</strong> Reduktion vonDefekten in multikristallinem SiliziumAufzeichnung von Win<strong>de</strong>igenschaften in 40 bis 200 Metern Höhe:Höchster Windmessmast Deutschlands am Rö<strong>de</strong>ser Berg (Hessen)ungenutzter Flächen, wie <strong>de</strong>s bewal<strong>de</strong>ten Mittelgebirges,ausgebaut. Um das Design <strong>de</strong>r Anlagen an solchekomplexen Standorte anzupassen, bedarf es jedochnoch besserer Informationen zu <strong>de</strong>n dort herrschen<strong>de</strong>nWindbedingungen. Generell sind die im flachenGelän<strong>de</strong> angewandten Verfahren zur Standortbewertungnicht auf komplexe Gelän<strong>de</strong> übertragbar.Im Rahmen <strong>de</strong>s Projekts Win<strong>de</strong>nergienutzung imBinnenland, das <strong>durch</strong> das Fraunhofer-Institut fürWin<strong>de</strong>nergie und Energiesystemtechnik IWES koordiniertwird und sich mittlerweile in <strong>de</strong>r zweiten Phasebefin<strong>de</strong>t, wur<strong>de</strong> 2011 am Rö<strong>de</strong>ser Berg nahe Wolfhagen(Hessen) <strong>de</strong>r mit 200 Metern <strong>de</strong>rzeit größte <strong>de</strong>utscheWindmessmast errichtet. Der Standort ist wegenseiner Gelän<strong>de</strong>struktur und Umgebung gut dafür geeignet,die Windcharakteristika in komplexem Gelän<strong>de</strong>zu untersuchen. Mit <strong>de</strong>m lasergestützten, bo<strong>de</strong>nbasiertenFernmessverfahren LIDAR (Light Detectionand Ranging) wer<strong>de</strong>n die Eigenschaften <strong>de</strong>s Win<strong>de</strong>sin Höhen zwischen 40 und 200 Meter aufgezeichnet.Ziel <strong>de</strong>s Projekts ist, die LIDAR-Windmessungen an ­hand <strong>de</strong>r Daten <strong>de</strong>s Messmastes zu validieren unddie Geräte für <strong>de</strong>n Einsatz in komplexem Gelän<strong>de</strong>weiterzuentwickeln.Durch die Kooperation mit Windpark-Planern und-Betreibern im Projekt (juwi Wind GmbH, ABO WindAG, OSTWIND Gewerbe-Bau GmbH) wer<strong>de</strong>n weitereMessdaten zur Verfügung gestellt. Die ENERCONGmbH liefert Anlagen für einen am Standort <strong>de</strong>sMessmastes geplanten Windpark, in welchem dieIn <strong>de</strong>r Photovoltaik sind die wichtigsten Entwicklungsziele<strong>de</strong>rzeit die Senkung <strong>de</strong>r Produktionskostenund die Erhöhung <strong>de</strong>r Moduleffizienz, damit Photovoltaikstromnoch günstiger bereitgestellt wer<strong>de</strong>nkann. In <strong>de</strong>m Projekt HENSi erarbeiten die Solarworld<strong>Innovation</strong>s GmbH als Koordinator mit <strong>de</strong>mInstitut für Solarenergieforschung Hameln (ISFH), <strong>de</strong>rAbteilung Photovoltaik an <strong>de</strong>r Universität Konstanzund <strong>de</strong>m Fraunhofer-Institut für Integrierte Systemeund Bauelementetechnologie (IISB) Lösungen für Solarzellenaus kristallinem Silizium. Kernstück dieserTechnologie ist ein <strong>durch</strong>schnittlich 200 Mikrometerdünner Siliziumwafer. Dessen Herstellung <strong>durch</strong>Kristallisation soll innerhalb <strong>de</strong>s Projekts so optimiertwer<strong>de</strong>n, dass ein um 0,3 bis 1 Prozent höherer Wirkungsgra<strong>de</strong>ntsteht, also ein entsprechend höhererAnteil <strong>de</strong>r Sonne in Strom umgewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>nkann. Prinzipiell besteht die Wahl zwischen monokristallinerund multikristalliner Waferstruktur. DieKristallstruktur bei monokristallinen Wafern ist einheitlichangeordnet, wo<strong>durch</strong> sich <strong>de</strong>r Wirkungsgra<strong>de</strong>rhöht. Allerdings ist die Kristallzüchtung im Vergleichzu multikristallinen Wafern teurer. MultikristallineWafer weisen unterschiedlich große Kristalleauf und enthalten Defekte. In HENSi soll die günstigereBlockkristallisation, die zur Herstellung vonmultikristallinem Silizium genutzt wird, <strong>de</strong>rart opti ­miert wer<strong>de</strong>n, dass sogenanntes <strong>de</strong>fektreduziertesSilizium entsteht und damit <strong>de</strong>m Wirkungsgrad vonmonokristallinen Siliziums nahekommen. Die Dotierungdieses <strong>de</strong>fektreduzierten Siliziums ist Haupt ­gegenstand <strong>de</strong>s Projekts. Für multikristalline n-typ-Siliziumblöcke ist noch nicht erforscht, wie einemöglichst homogene Dotierung erreicht wer<strong>de</strong>nkann <strong>–</strong> hier sollen erstmals Konzepte dafür entwickeltwer<strong>de</strong>n. Schließlich soll evaluiert wer<strong>de</strong>n, welcheWir kungsgra<strong>de</strong> mit diesem <strong>de</strong>fektreduzierten n-Typ-Material maximal erreicht wer<strong>de</strong>n können, um anschließendindustrietaugliche, wirtschaftliche Her ­stellungsprozesse zu entwickeln. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt<strong>de</strong>n Verbund mit rund 4,1 Millionen Euro.


HIGHLIGHTS DER FORSCHUNGSFÖRDERUNG 9Im Verbundprojekt INKOTEK wird ein innovativerund kostengünstiger Fertigungsprozess für Solarzellenund Solarzellen-Baugruppen für Konzentrator-Moduleentwickelt, mit <strong>de</strong>m Ziel, bis 2015 die Herstellungskostenpro Watt auf Modulebene um 40 Prozentzu senken. Ausgehend von <strong>de</strong>r Fertigung bei <strong>de</strong>meinzigen europäischen Hersteller AZUR SPACE SolarPower GmbH soll die Optimierung <strong>de</strong>r gesamtenWertschöpfungskette vom Substrat über die Epitaxieund Zellfertigung bis zur Baugruppe aus Montageplatine,Zelle und Optik vorangetrieben wer<strong>de</strong>n. Dabeispielen neben Verbesserungen einzelner Schrittedie Entwicklung von innovativen Fertigungsverfahrenund die Modifizierung <strong>de</strong>r Solarzellenstruktur fürhöhere Wirkungsgra<strong>de</strong> eine beson<strong>de</strong>re Rolle. Bereitsim ersten Projektjahr ist es <strong>de</strong>n Wissenschaftlern gelungen,eine Rekordzelle mit einem Wirkungsgradvon 43,3 Prozent unter 500-fach konzentriertemSonnenlicht zu <strong>de</strong>monstrieren. Zusammen mit AZURSPACE sind sechs weitere Projektpartner und vierUnterauftragnehmer an INKOTEK beteiligt, darunterverschie<strong>de</strong>ne Photovoltaik-Unternehmen, AnlagenundProzessentwickler, Materialhersteller sowie <strong>Forschung</strong>seinrichtungen.Das Projekt wird innerhalb<strong>de</strong>r <strong>Innovation</strong>sallianz Photovoltaik mit rund 3,2 MillionenEuro geför<strong>de</strong>rt (zur <strong>Innovation</strong>sallianz sieheKapitel Photovoltaik, Seite 35).GeothermieKristallisierter Siliziumblock bei <strong>de</strong>r Solarworld <strong>Innovation</strong>s GmbHNeue Fertigungsprozesse fürkosten güns tigere KonzentratorzellenIm Gegensatz zu konventioneller Photovoltaik nutztdie konzentrieren<strong>de</strong> Photovoltaik höchsteffizienteund ursprünglich für die Raumfahrt entwickelteMehrfach- o<strong>de</strong>r Stapelsolarzellen in Kombination miteiner konzentrieren<strong>de</strong>n Optik. Dabei wer<strong>de</strong>n mehrereEinzelsolarzellen übereinan<strong>de</strong>r geschichtet, umein beson<strong>de</strong>rs breites Spektrum <strong>de</strong>s Sonnenlichts fürdie Stromerzeugung zu nutzen. Mit Hilfe <strong>de</strong>r Optikgenerieren sie Strom unter bis zu 1.000-facher Sonnenkonzentrationund erreichen aktuell einen Wirkungsgradvon rund 40 Prozent. Die höheren Kostenfür das Zellenmaterial wer<strong>de</strong>n <strong>durch</strong> signifikant kleinereZellengrößen, die günstige Optik und <strong>de</strong>n hohenWirkungsgrad ausgeglichen. An geeignetenStandorten mit hoher direkter Sonneneinstrahlungkönnen die mit Konzentrator-Photovoltaik erreich ­baren Strompreise so unter <strong>de</strong>nen von konventionellenSilizium-Flachmodulen liegen.Hochtemperatur-Teststand für optimierteFör<strong>de</strong>rpumpen eingeweihtFür <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Betrieb eines Geothermiekraftwerkssind zuverlässige und effiziente Tauchpumpenvon großer Be<strong>de</strong>utung. Durch hohe Temperaturenund Volumenströme sowie aggressive Bestandteilein Tiefenwässern sind sie an<strong>de</strong>ren Bedingungenausgesetzt als etwa Untertagepumpen, diezur För<strong>de</strong>rung von Erdöl eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Vor die-Optimierte För<strong>de</strong>rpumpen für die Geothermie: Hochtemperatur-Teststand am Standort <strong>de</strong>r Baker Hughes INTEQ GmbH


10INNOVATION DURCH FORSCHUNGsem Hintergrund entwickelt die Baker Hughes INTEQGmbH in <strong>de</strong>m Projekt Optimierte För<strong>de</strong>rpumpenfür die Geothermie angepasste Untertagepumpenfür <strong>de</strong>n Einsatz in Geothermiebohrungen. Im Sommer<strong>2012</strong> wur<strong>de</strong> am Standort von Baker Hughes inCelle für diese Zwecke ein Hochtemperatur-Pumpenteststandin Betrieb genommen, <strong>durch</strong> <strong>de</strong>n neue Erkenntnisseüber die optimale Auslegung <strong>de</strong>r Pumpenerwartet wer<strong>de</strong>n.Der Teststand wur<strong>de</strong> im September <strong>2012</strong> <strong>durch</strong> <strong>de</strong>ndamaligen nie<strong>de</strong>rsächsischen Ministerpräsi<strong>de</strong>ntenDavid McAllister eingeweiht. In ihm wer<strong>de</strong>n Hochtemperatur-Tests<strong>durch</strong>geführt, in <strong>de</strong>nen gezielt dieIsolation <strong>de</strong>r Motorwicklungen sowie das Kompen ­sationssystem <strong>de</strong>r Pumpen <strong>durch</strong> Hitze weit über200 Grad Celsius belastet wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n in<strong>de</strong>m Projekt sämtliche Pumpenausfälle in geothermalenAnwendungen analysiert. Als Ergebnis wur<strong>de</strong>nbereits Än <strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Motoren vorgenommen.Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt das Projekt mit rund 3,9 MillionenEuro.Nie<strong>de</strong>rtemperatur-SolarthermieGrößte Solarthermieanlage Deutschlandsversorgt Stadtquartier zu 50 Prozent mitWärme260 Wohneinheiten, eine Schule und eine Sporthallewer<strong>de</strong>n im ba<strong>de</strong>n-württembergischen Crailsheim zurund 50 Prozent mit Wärme aus Sonnenenergie versorgt:Im Jahr <strong>2012</strong> wur<strong>de</strong> dort die größte SolarthermieanlageDeutschlands, Hirtenwiesen II, in <strong>de</strong>rgleichnamigen Neubausiedlung eingeweiht. DieAnlage ist ein hervorragen<strong>de</strong>s Praxisbeispiel für diesolare Energieversorgung eines ganzen Stadtquartiers.Bisher wur<strong>de</strong>n in Deutschland insgesamt elfgroße Pilotanlagen zur solaren Langzeitwärmespeicherunggebaut. Mit Hirtenwiesen II ist das bisherkostengünstigste Konzept gelungen.In das Nahwärmenetz <strong>de</strong>r Siedlung wird Wärme ausSolarkollektoren, installiert auf sieben Dachflächenund auf einem Schallschutzwall <strong>de</strong>r Siedlung, miteiner Fläche von rund 7.600 Quadratmetern eingespeist.Zur Solarthermieanlage gehören zwei Pufferspeichermit 480 und 100 Kubikmeter Fassungsvermögen,um die Nächte und kurze Schlechtwetter ­perio<strong>de</strong>n zu überbrücken. Zusammen mit einem39.000 Kubikmeter großen saisonalen Erdson<strong>de</strong>n-Wärmespeicher wird die Solarwärme somit das ganzeJahr hin<strong>durch</strong> nutzbar. Die Erdson<strong>de</strong>n reichen55 Meter in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r die im Sommer gesammelteüberschüssige Sonnenwärme aufnehmen undspeichern kann. Im Winter wird diese Wärme ausGrößte Solarthermieanlage Deutschlands: Solarkollektoren auf <strong>de</strong>mSchallschutzwall in Hirtenwiesen II<strong>de</strong>m Erdbo<strong>de</strong>n entnommen, <strong>durch</strong> eine Wärmepumpeim Temperaturniveau angehoben und wie<strong>de</strong>r andas Versorgungsnetz abgegeben. Ohne Wärmepumpe,mit vorrangiger Direkteinspeisung <strong>de</strong>r Solarenergiein das Wärmenetz, konnte bereits ein <strong>durch</strong>schnittlichersolarer Deckungsanteil von 35 Prozenterreicht wer<strong>de</strong>n <strong>–</strong> an Sommertagen bis 100 Prozent.Dank <strong>de</strong>s Ganzjahresspeicherkonzepts erreichte <strong>de</strong>rsolare Deckungsanteil <strong>2012</strong> (1. März <strong>2012</strong> bis 28. Februar2013) im Ergebnis <strong>de</strong>s projektbegleiten<strong>de</strong>n Mess ­programms bereits 51 Prozent.Hirtenwiesen II, ein Projekt <strong>de</strong>r Stadtwerke Crailsheim,wur<strong>de</strong> vom <strong>BMU</strong>, vom ba<strong>de</strong>n-württembergischenMinisterium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaftund von <strong>de</strong>r Stadt Crailsheim geför<strong>de</strong>rt.Das <strong>BMU</strong> hat das Projekt mit einer Summe von2,5 Millionen Euro unterstützt.Solarthermische KraftwerkeStandardisierte Verfahren für Transparenzund QualitätDer internationale Markt für solarthermische Kraftwerkewächst langsam, aber stetig. Dennoch gibt esbisher für die Bewertung <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit einzelnerKomponenten und ganzer Solarfel<strong>de</strong>r dieserKraftwerke keine einheitlichen Messmetho<strong>de</strong>n undKriterien. Standardisierte Verfahren sind aber not­


HIGHLIGHTS DER FORSCHUNGSFÖRDERUNG 11wendig, damit Kun<strong>de</strong>n die Qualität von Bauteilenvergleichen und <strong>de</strong>ren Kosten im Verhältnis zur Lebensdauerund Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>s Kraftwerks bewertenund finanzieren können. Die Erfahrung zeigt,dass insbeson<strong>de</strong>re die <strong>de</strong>utsche Industrie von internationalanerkannten Qualitätsstandards profitiert,da qualitativ hochwertige Produkte besser vermarktetwer<strong>de</strong>n können.Vor diesem Hintergrund entwickelt das DeutscheZentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Zusammenarbeitmit <strong>de</strong>m Fraunhofer-Institut für SolareEnergiesysteme (ISE) in <strong>de</strong>m Vorhaben StaMeP standardisierteMessmetho<strong>de</strong>n und Prüfstän<strong>de</strong> für Komponentenund Fel<strong>de</strong>r von Parabolrinnenkraftwerken.In StaMeP wer<strong>de</strong>n diese Metho<strong>de</strong>n weiterentwickelt,validiert und harmonisiert. Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Arbeitenwer<strong>de</strong>n in die zuständigen Gremien eingebracht,etwa unter <strong>de</strong>m Dach von SolarPACES, <strong>de</strong>m ImplementingAgreement <strong>de</strong>r Internationalen Energieagentur(IEA), und in geplante Kraftwerksprojekteintegriert. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt StaMeP mit rund 2 Mil ­lionen Euro.Übergreifen<strong>de</strong> FragestellungenZukünftiger Bedarf an EnergiespeichernUm <strong>de</strong>m fluktuieren<strong>de</strong>n Angebot von erneuerbarenEnergien zu begegnen, wird neben intelligentemLastmanagement vor allem das Speichern von Stromund somit <strong>de</strong>r Bau von Speicherkapazitäten notwendig,damit die sichere Stromversorgung bei einemweiteren Ausbau erneuerbarer Energien gewährleistetwer<strong>de</strong>n kann. Die Fragen, wie viel Speicherkapazitätwo benötigt wird und welche Speichertechnologiefür welche Standorte infrage kommt, sind jedochnoch nicht geklärt. Um einen gezielten und volkswirtschaftlichoptimierten Ausbau von Speichern fürganz Deutschland zu ermöglichen, erstellt das Fraunhofer-Institutfür Win<strong>de</strong>nergie und Energiesystemtechnik(IWES) in Kassel als Koordinator zusammenmit <strong>de</strong>m Institut für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft(IAEW) <strong>de</strong>r RWTH Aachen und <strong>de</strong>r StiftungUmweltenergie recht aus Würzburg nun eineRoadmap Speicher.In <strong>de</strong>m Vorhaben wer<strong>de</strong>n die Stromversorgungssystemfür die Jahre 2020, 2030 und 2050 simuliert unddarin die notwendige Verbreitung sowie die Kostenund Nutzen verschie<strong>de</strong>ner Speichertechnologien untersucht.Als Grundlage für die Zukunftsszenariendienen die in <strong>de</strong>r Leitstudie <strong>de</strong>s <strong>BMU</strong> „Langfrist ­szenarien und Strategien für <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>r erneuerbarenEnergien in Deutschland bei Berücksichtigung<strong>de</strong>r Entwicklung in Europa und global“Teststand zur Bestimmung <strong>de</strong>r thermischen Verluste von Parabolrinnenreceivernim QUARZ-Zentrum <strong>de</strong>s DLR(www.bmu.<strong>de</strong>/N48591/) angegebenen Ausbausze na ­rien sowie <strong>de</strong>r im Sommer <strong>2012</strong> von <strong>de</strong>n Übertra ­gungsnetzbetreibern vorgelegte Netzentwicklungsplan.Wie die Zukunft aussehen wird, hängt von vielenFaktoren ab, so dass in <strong>de</strong>n Simulationen die möglicheBandbreite zukünftiger Entwicklungen <strong>durch</strong>verschie<strong>de</strong>ne Szenarien abge<strong>de</strong>ckt wird. In einemSzenario mit verlangsamtem Netzausbau wer<strong>de</strong>n lediglichdie wichtigsten Netzausbauprojekte berücksichtigt,wohingegen in einem an<strong>de</strong>ren Szenario mitbeschleunigtem Netzausbau alle Bauprojekte erfolgreichund somit auch höhere Han<strong>de</strong>lsflüsse mit <strong>de</strong>nNachbarlän<strong>de</strong>rn möglich sind. Um <strong>de</strong>n Speicherbedarfin Deutschland nicht zu überschätzen, wirdganz Europa in die Simulation mit einbezogen, dadort zum Teil bereits große Speicherkapazitäten existieren.Neben <strong>de</strong>r technisch-ökonomischen Unter ­suchung wird auch eine rechtliche Analyse <strong>durch</strong> ­geführt, angefangen von <strong>de</strong>n Planungs- und Genehmigungsverfahrenfür Speicher über energiewirtschaftsrechtlicheKosten und Abgaben, Konsequenzen<strong>de</strong>r Trennung von Stromerzeugung und Stromtransportbis hin zu beihilfe- und finanzverfassungsrechtlichenAnfor<strong>de</strong>rungen an eine Speicherför<strong>de</strong>rung.Als Ergebnis sind Empfehlungen für volkswirtschaftlichsinnvolle Betriebskonzepte und geeigneteFör<strong>de</strong>rprogramme vorgesehen, damit die Roadmapumgesetzt wer<strong>de</strong>n kann. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt das Projektmit rund 800.000 Euro. ■


12INNOVATION DURCH FORSCHUNGFORSCHUNG UND ENTWICKLUNGFÜR DIE ENERGIEWENDEFör<strong>de</strong>rung innovativer Technologien für eine regenerativeEnergieversorgung <strong>durch</strong> das <strong>Bund</strong>esumwelt ministeriumDeutschland stellt seine Energieversorgung um aufein System, das auf erneuerbaren Energien beruhtund dabei umweltschonend, zuverlässig und bezahlbarist. Der erste Monitoringbericht zur Energiewen<strong>de</strong>im Dezember <strong>2012</strong> hat gezeigt: Die GenerationenaufgabeEnergiewen<strong>de</strong> ist bereits nach zwei Jahrenein gutes Stück vorangekommen. In <strong>de</strong>n meisten Bereichensind positive Entwicklungen zu verzeichnen,bei fast allen Zielen liegt die Energiewen<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>mneu eingeschlagenen Kurs. Erneuerbare Energien tragenimmer stärker zur Energieversorgung bei. Einezuverlässige Stromversorgung ist trotz Abschaltungvon acht Kernkraftwerken gewährleistet und dieGrundlagen für einen beschleunigten Aus- und Umbau<strong>de</strong>r Stromnetze sind gelegt. Auch die Steigerung<strong>de</strong>r Energieeffizienz geht voran, muss jedoch nochbeschleunigt wer<strong>de</strong>n.Dennoch bleiben Herausfor<strong>de</strong>rungen bestehen, diees in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren zu meistern gilt. Neben<strong>de</strong>r großen Aufgabe <strong>de</strong>r weiteren Verbesserung <strong>de</strong>rEnergieeffizienz geht es vor allem darum, die Energiewen<strong>de</strong>zu möglichst niedrigen gesamtgesellschaftlichenKosten zu erreichen und die Energieversorgungssystemeintelligent neu zu organisieren.Zur Bewältigung dieser Herausfor<strong>de</strong>rungen leistet die<strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s <strong>Bund</strong>esumweltministeriumseinen wichtigen Beitrag. Die Energieforschungspolitikunterstützt Technologieentwicklungen, die es erlauben,die Ziele <strong>de</strong>r Energiewen<strong>de</strong> zuverlässiger, umweltschonen<strong>de</strong>rund kostengünstiger zu erreichen.Das <strong>Bund</strong>esumweltministerium baut seine Projektför<strong>de</strong>rungfür erneuerbare Energien zur Unterstützung<strong>de</strong>r Energiewen<strong>de</strong> aus und fokussiert sie weiterhinauf anwendungsorientierte <strong>Forschung</strong> und Entwicklung.Das Spektrum reicht dabei von <strong>de</strong>n Erzeugungstechnologien(Wind, Solar, Geothermie) bis zu Technologien,die für <strong>de</strong>n Umbau hin zu einem Energieversorgungssystemauf Basis erneuerbarer Energienvon zentraler Be<strong>de</strong>utung sind, also insbeson<strong>de</strong>re Netzeund Speicher. Geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n qualitativ herausragen<strong>de</strong>Projekte, die dazu beitragen, das Energieversorgungssystemimmer mehr auf erneuerbare Energienumzustellen, die Kosten <strong>de</strong>r erneuerbaren Energienweiter zu senken, die Wettbewerbsfähigkeit<strong>de</strong>utscher Unternehmen in diesen globalen Zukunftsmärktenzu steigern und die Umwelt- und Naturverträglichkeit<strong>de</strong>r Technologien zu verbessern. Dabeikooperiert das <strong>BMU</strong> anlassbezogen mit an<strong>de</strong>ren <strong>Bund</strong>esministerien,um <strong>Forschung</strong>smittel bei übergreifen<strong>de</strong>nThemen zu bün<strong>de</strong>ln.Im Jahr <strong>2012</strong> hat das <strong>BMU</strong> <strong>Forschung</strong>s- und Entwicklungsprojekteim Bereich <strong>de</strong>r erneuerbaren Energienmit insgesamt rund 154,5 Millionen Euro aus <strong>de</strong>m<strong>Bund</strong>eshaushalt und <strong>de</strong>m Energie- und Klimafondsunterstützt. Dies entspricht einer Steigerung um34 Millionen Euro gegenüber 2010 und einer Verdreifachunggegenüber 2004.Quelle: <strong>BMU</strong>Ausgaben in Mio. Euro2001501005050,285,8 81,2 81,398,5109,6 120,2129,4154,502004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong>Originäre HaushaltsmittelEKF (Energie- und Klimafonds)För<strong>de</strong>rmittel <strong>de</strong>s <strong>BMU</strong> für <strong>Forschung</strong> im Bereich erneuerbarer Energien


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG FÜR DIE ENERGIEWENDE 13Quelle: <strong>BMU</strong>Sonstige 2,7 %Projekte von<strong>Forschung</strong>seinrichtungen 41,7 %Projekte mitUnternehmensbeteiligung55,6 %Wirtschaft 28,0 %<strong>Forschung</strong>seinrichtungen inindustriellen Verbundvorhaben27,6 %Verwendung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rmittel nach Empfängergruppen (<strong>2012</strong>)Im Jahr <strong>2012</strong> konnten die Anzahl und das Volumenneu bewilligter Projekte, vor allem aufgrund <strong>de</strong>s imEnergie- und Klimafonds vorgesehenen Aufwuchses,erheblich ausgeweitet wer<strong>de</strong>n: 370 neue Projekte miteinem Gesamtvolumen von knapp 290 MillionenEuro wur<strong>de</strong>n bewilligt. Damit wur<strong>de</strong> gegenüber 2010das Gesamtvolumen neu bewilligter Projekte mehrals verdoppelt, gegenüber <strong>de</strong>m Jahr 2004 fast ver ­vierfacht. Der Mittelaufwuchs kommt allen För<strong>de</strong>rthemenzugute (statistischer Überblick siehe Seite 71).Angesichts <strong>de</strong>r energiepolitischen Be<strong>de</strong>utung vontechnologischen Lösungen für <strong>de</strong>n Netzaus- und -umbau,für das intelligente Zusammenspiel von Energieangebotund -verbrauch und für die mittel- und langfristigwichtige Energiespeicherung hat das <strong>BMU</strong> insbeson<strong>de</strong>re<strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rschwerpunkt SystEEm (RegenerativeEnergieversorgungssysteme und Integration erneuerbarerEnergien) ausgebaut. Im Jahr <strong>2012</strong> flossenbereits 15 Millionen Euro in Projekte in diesenBereich gegenüber knapp 13 Millionen im Jahr 2010.Für die kommen<strong>de</strong>n Jahre wur<strong>de</strong>n <strong>2012</strong> 80 Projekteneu bewilligt, die mit insgesamt knapp 66 MillionenEuro geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n sollen. Damit kommt dieserFör<strong>de</strong>rschwerpunkt zunehmend auf Augenhöhe mit<strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rthemen Win<strong>de</strong>nergie und Photovoltaik,die ebenfalls <strong>de</strong>utlich aufgestockt wur<strong>de</strong>n.In <strong>de</strong>r Win<strong>de</strong>nergie sinken absehbar Preise undMargen. Umso wichtiger ist es, <strong>de</strong>n Technologievorsprungetwa bei Netzeigenschaften, Rotorblätterno<strong>de</strong>r Antriebstechnik zu halten. Das <strong>BMU</strong> unterstütztdaher eine Reihe großer Testeinrichtungen, unteran<strong>de</strong>rem für Rotorblätter, Gon<strong>de</strong>ln und Tragstrukturen.Diese können als originalgroße Bauteilkomponentensomit auch unter Laborbedingungen getestetwer<strong>de</strong>n, wo<strong>durch</strong> <strong>de</strong>ren Entwicklung beschleunigtund auf Dauer hohe Kosten eingespart wer<strong>de</strong>n.Quelle: <strong>BMU</strong>Mittelabfluss (1.000 Euro)2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 *2011 *<strong>2012</strong>Photovoltaik 24.417 41.961 37.609 32.108 39.939 32.889 39.087 38.827 51.667Wind 7.354 16.885 9.765 15.741 29.908 27.894 36.774 44.013 38.451Geothermie 5.883 10.667 13.985 14.443 7.415 13.837 9.889 11.599 20.816Nie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermie 3.532 4.920 6.612 5.676 5.736 6.313 8.371 6.451 7.965Solarthermische Kraftwerke 5.552 5.154 5.906 5.935 7.078 7.068 5.841 6.058 7.574SystEEmt <strong>–</strong> <strong>–</strong> <strong>–</strong> <strong>–</strong> 822 10.874 11.332 12.819 15.061Sonstiges 3.504 6.229 7.322 7.421 7.610 10.677 8.908 9.631 12.940Summe 50.242 85.816 81.199 81.324 98.508 109.552 120.202 129.398 154.474* inklusive EKF


14INNOVATION DURCH FORSCHUNGQuelle: <strong>BMU</strong>Photovoltaik 33,4 % Photovoltaik 23,6 %Sonstiges 8,4 %Sonstiges 3,6 %SystEEm 9,7 %SystEEm 22,6 %Solarthermische Kraftwerke 4,9 %Nie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermie 5,2 %GESAMTBETRAG154,47 Mio. EuroSolarthermische Kraftwerke 7,2 %GESAMTBETRAG289,71 Mio. EuroGeothermie 13,5 %Nie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermie 3,4 %Wind 24,9 %Geothermie 7,4 %Wind 32,2 %Mittelabfluss für laufen<strong>de</strong> Projekte und Mittelvolumen für neu bewilligte Projekte (bei<strong>de</strong> inklusive Energie- und Klimafonds)Im Bereich <strong>de</strong>r Offshore-Win<strong>de</strong>nergie machte eineinternationale Konferenz <strong>de</strong>r vom <strong>BMU</strong> geför<strong>de</strong>rten<strong>Forschung</strong>sinitiative RAVE (Research at alpha ventus)im Mai <strong>2012</strong> <strong>de</strong>n Erkenntnisgewinn im Hinblick aufKostensenkung, Zuverlässigkeit und ökologische Auswirkungen<strong>de</strong>utlich. Um Offshore-<strong>Forschung</strong> und Entwicklungweiter voranzubringen, wer<strong>de</strong>n das Fraunhofer-Institutfür Win<strong>de</strong>nergie und Energiesystemtechnik(IWES) und die Offshore-Stiftung im Dialogmit <strong>de</strong>r Offshore-Industrie ein Konzept für ein „verteiltesTestfeld“ am Rand kommerzieller Windparksentwickeln. Insgesamt ging <strong>de</strong>r Mittelabfluss für Projekteim Bereich Win<strong>de</strong>nergie <strong>2012</strong> mit 38,5 MillionenEuro gegenüber 2011 (rund 44 Millionen Euro)etwas zurück. Das lässt sich vor allem auf Verzögerungenbei Großvorhaben aufgrund <strong>de</strong>r schwierigenMarktsituation zurückführen. Das Neubewilligungsvolumenlag jedoch mit 93,2 Millionen Euro nochmalsrund 16,1 Mil lionen Euro über <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Vor ­jahres.Im Rahmen <strong>de</strong>r Initiative NER300 (NER: New EntranceReserve <strong>–</strong> Versteigerung von CO 2 -Zertifikatenfür Demonstrationsprojekte in <strong>de</strong>n Bereichen CarbonCapture and Storage [CCS] und erneuerbare Energien)<strong>de</strong>r Europäischen Kommission wur<strong>de</strong> drei <strong>de</strong>utschenDemonstrationsprojekten im Bereich <strong>de</strong>r erneuer ­baren Energien <strong>de</strong>r Zuschlag für eine För<strong>de</strong>rung erteilt.Neben einem Biogaskraftwerk sind jeweils einOffshore-Windpark <strong>de</strong>r Firmen RWE Innogy GmbHund BARD Holding GmbH vorgesehen. Der Offshore-Windpark von RWE Innogy soll ein Testfeld fürOffshore-Gründungen enthalten und ergänzt damiti<strong>de</strong>al die Ausrichtung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s <strong>BMU</strong>.Deutsch land hat damit schon in <strong>de</strong>r ersten Auswahlrun<strong>de</strong>die im Rahmen von NER300 maximale Anzahlan Projekten erreicht.Die Photovoltaik befin<strong>de</strong>t sich aktuell in einemschwierigen Konsolidierungsprozess. Die „<strong>BMU</strong> WissenschaftstagePhotovoltaik“ im November <strong>2012</strong> habengezeigt, dass in dieser Phase <strong>de</strong>r Konsolidierung<strong>de</strong>r Photovoltaikindustrie die Fokussierung <strong>de</strong>r <strong>BMU</strong>-För<strong>de</strong>rung auf sehr anwendungsnahe, praxisorientierteVerbün<strong>de</strong> mit industrieller Beteiligung sinnvollist. Daneben sind aber auch Vorläuferprojekte an Institutenmit einem Umsetzungshorizont von überfünf Jahren wichtige Elemente <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rung.Insbeson<strong>de</strong>re zur <strong>Innovation</strong>sallianz Photovoltaikhaben die beteiligten Unternehmen eine sehrpositive Zwischenbilanz gezogen und eine zweitePhase vorgeschlagen, die zurzeit von <strong>de</strong>n beteiligtenMinisterien <strong>BMU</strong> und BMBF vorbereitet wird. DerMittelabfluss für Projekte im Bereich Photovoltaik hatim Jahr <strong>2012</strong> mit rund 51,7 Millionen Euro einensehr hohen Stand erreicht. Dies ist insbeson<strong>de</strong>re aufdie <strong>Innovation</strong>sallianz Photovoltaik sowie das insgesamtsteigen<strong>de</strong> Budget zurückzuführen. Das Neubewilligungsvolumenlag mit 68,3 Millionen Euro aufgrund<strong>de</strong>r im Energie- und Klimafonds vorgesehenenMittelzuwächse erneut <strong>de</strong>utlich über <strong>de</strong>m Stand <strong>de</strong>rvorhergehen<strong>de</strong>n Jahre.Auch die Themen Geothermie, solarthermische Kraftwerkeund Nie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermie wur<strong>de</strong>nausgebaut. Der Mittelabfluss für Projekte <strong>de</strong>r Geothermiestieg von 11,6 Millionen Euro im Jahr 2011auf 20,8 Millionen Euro im Jahr <strong>2012</strong> und liegt damit<strong>de</strong>utlich über <strong>de</strong>m bisherigen Rekordwert von 14,1 Mil ­lionen Euro aus <strong>de</strong>m Jahr 2007. Neue Projekte konntenmit einem Gesamtvolumen von 21,4 MillionenEuro bewilligt wer<strong>de</strong>n. Für die <strong>Forschung</strong> und Entwicklungan solarthermischen Kraftwerken flossen<strong>2012</strong> 7,6 Millionen Euro in laufen<strong>de</strong> Projekte, eben ­falls ein neuer Rekord wert, <strong>de</strong>r nach zwei Jahren mit


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG FÜR DIE ENERGIEWENDE 15Quelle: <strong>BMU</strong>Mio. Euro3002502001501005002004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 * <strong>2012</strong> *Haushaltsansatz (inklusive FuE-Verstärkung aus Marktanreizprogramm 2004/2005) Mittelabfluss (Ausgaben) NeubewilligungenEntwicklung <strong>de</strong>r <strong>BMU</strong>-Projektför<strong>de</strong>rmittel seit 2004 (* inklusive Energie- und Klimafonds)weniger Mittelabfluss noch über <strong>de</strong>n Jahren 2008und 2009 mit je 7,1 Millionen Euro liegt. Zu diesem<strong>Forschung</strong>sbereich wur<strong>de</strong> seit 2007 ein beständigerAufwuchs <strong>de</strong>s Neubewilligungsvolumens angesetzt,<strong>de</strong>r mit 20,7 Millionen Eu ro für <strong>2012</strong> <strong>de</strong>n mit Abstand(2011: 11,2 Millionen Eu ro) höchsten Wert erreichthat. In <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermieknüpfte <strong>de</strong>r Mittelabfluss im Jahr <strong>2012</strong> für laufen<strong>de</strong>Projekte mit 8 Millionen Euro wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n bisherigenRekord von 8,4 Millionen Euro aus <strong>de</strong>m Jahr2010 an. Auch hier ist das Neubewilligungsvolumenmit 9,4 Millionen Euro im Jahr 2011 und rund 10 MillionenEuro im Jahr <strong>2012</strong> vergleichsweise hoch aus ­gefallen. Auch die Untersuchungen sozialer, ökologischerund ökonomischer Rahmenbedingungen imRahmen <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung übergreifen<strong>de</strong>r Fragestellungenkonnten <strong>2012</strong> mit einem Mittelabfluss von rund3,8 Millionen Euro <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>s Vorjahres (3 MillionenEuro) übersteigen. Für diesen <strong>Forschung</strong>sbereichwur<strong>de</strong> mit neu bewilligten Projekten in Höhe von4,8 Millionen Euro wie<strong>de</strong>r das Niveau <strong>de</strong>s vergangenenJahres (4,9 Millionen Euro) erreicht. Ergänzt wer<strong>de</strong>ndiese <strong>Forschung</strong>sschwerpunkte <strong>durch</strong> das Programmzur För<strong>de</strong>rung von <strong>Forschung</strong> und Entwicklungzur klima effizienten Optimierung <strong>de</strong>r energetischenBiomassenutzung.Der vorliegen<strong>de</strong> Bericht gibt einen Überblick überalle Bereiche <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s <strong>Bund</strong>esumweltministeriums.Nach einem Blick auf die jeweiligeMarkt- und Technologieentwicklung wer<strong>de</strong>n beispielhaftwichtige Projekte, die mit UnterstützungQuelle: <strong>BMU</strong>PhotovoltaikWindGeothermieNie<strong>de</strong>rtemperatur-SolarthermieSolarthermischeKraftwerkeSystEEmSonstigesMittel in Mio. Euro 0 10 20 30 40 50 602011 <strong>2012</strong>Vergleich <strong>de</strong>s Mittelabflusses für die Jahre 2011 und <strong>2012</strong>


16 FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG FÜR DIE ENERGIEWENDE<strong>de</strong>s <strong>BMU</strong> realisiert wer<strong>de</strong>n, vorgestellt. Ergänzendwer<strong>de</strong>n För<strong>de</strong>raktivitäten an<strong>de</strong>rer <strong>Bund</strong>esministerienmit Bezug zu erneuerbaren Energien kurz dokumentiert.Eine Gesamtschau <strong>de</strong>r forschungspolitischenFör<strong>de</strong>raktivitäten <strong>de</strong>r <strong>Bund</strong>esregierung wird im„<strong>Bund</strong>esbericht Energieforschung“ gegeben, <strong>de</strong>ssenVeröffentlichung im Frühjahr 2013 vorgesehen ist.Insgesamt ist festzuhalten, dass die Mittel für <strong>Forschung</strong>und Entwicklung im Bereich <strong>de</strong>r erneuerbarenEnergien und Energieeffizienz, also <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>nzentralen Säulen <strong>de</strong>r Energiewen<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>n vergangenenJahren <strong>de</strong>utlich gestiegen sind und sich seit 2006nahezu verdoppelt haben.Die im Jahr <strong>2012</strong> angepasste Planung <strong>de</strong>s 6. Energieforschungsprogrammssieht bisher für die Jahre 2013und 2014 einen erheblichen weiteren Anstieg <strong>de</strong>rMittel für diese Kernbereiche vor. Die Realisierungist abhängig von <strong>de</strong>r Entwickung <strong>de</strong>s Energie- undKlimafonds. ■Von <strong>de</strong>r Wetterlage abhängige Stromproduktion: Photovoltaikmodule und Win<strong>de</strong>nergieanlagen als be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Komponenten einer erfolgreichenEnergiewen<strong>de</strong>


INNOVATION DURCH FORSCHUNG 17SystEEm:REGENERATIVE ENERGIEVERSORGUNGSSYSTEMEUND INTEGRATION ERNEUERBARER ENERGIENErneuerbare Energien wer<strong>de</strong>n in Deutschland zukünftig<strong>de</strong>n Hauptanteil <strong>de</strong>r Energieversorgungübernehmen. Bis 2050 soll ihr Anteil an <strong>de</strong>r Stromversorgungmin<strong>de</strong>stens 80 Prozent betragen. Aufdiesem Weg wer<strong>de</strong>n die konventionellen Energieträgerin einem dynamischen Energiemix kontinuierlich<strong>durch</strong> erneuerbare Energien ersetzt. Dieserfor<strong>de</strong>rt einen grundlegen<strong>de</strong>n Umbau <strong>de</strong>r Energieversorgungssysteme.Dabei kommt es auch aufein abgestimmtes Vorgehen zwischen <strong>de</strong>m Ausbau<strong>de</strong>r erneuerbaren Energien und <strong>de</strong>m Aus- beziehungsweiseUmbau <strong>de</strong>r Stromnetze an. Im För<strong>de</strong>rschwerpunktRegenerative Energieversorgungs ­systeme und Integration erneuerbarer Energien(SystEEm) wer<strong>de</strong>n daher Technologie entwicklungund Praxistests für die Energiewelt von morgengeför<strong>de</strong>rt.Schwerpunkte <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rungvor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>rMarkt- und TechnologieentwicklungFür <strong>de</strong>n erfolgreichen Übergang in das Zeitalter <strong>de</strong>rerneuerbaren Energien müssen bei<strong>de</strong> Seiten, die verbleiben<strong>de</strong>nkonventionellen Kraftwerke wie die erneuerbarenEnergien, ihren Beitrag leisten. Das künftigeEnergieversorgungssystem wird auf einen hohenAnteil fluktuieren<strong>de</strong>r erneuerbarer Energien ausgelegtsein. Deshalb müssen die konventionellen Kraftwerkezukünftig flexibel sein. Die erneuerbaren Energienmüssen parallel Systemverantwortung übernehmenund Systemdienstleistungen erbringen. Für <strong>de</strong>nUmbau wer<strong>de</strong>n intelligente Netzstrukturen, innova ­tives Lastmanagement und perspektivisch auch dieSpeicherung erneuerbarer Energien benötigt. Fürdiese Herausfor<strong>de</strong>rungen sind neue und besseretechnische Lösungen erfor<strong>de</strong>rlich.Vor diesem Hintergrund baut das <strong>BMU</strong> <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rschwerpunktSystEEm kontinuierlich aus und kooperiertmit <strong>de</strong>m <strong>Bund</strong>eswirtschafts- (BMWi) und <strong>de</strong>m<strong>Bund</strong>esforschungsministerium (BMBF) im Rahmen <strong>de</strong>rressortübergreifen<strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rinitiativen zu Energiespeichernund zukunftsfähigen Stromnetzen. Die <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rung<strong>de</strong>s <strong>BMU</strong> unterstützt gezielt <strong>de</strong>nUmbau <strong>de</strong>r Energieversorgungssysteme für das regenerativeEnergiezeitalter. Bereits 2008 hat das <strong>BMU</strong>dafür <strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rschwerpunkt SystEEm eingerichtet.Aus- und Umbau <strong>de</strong>r Stromnetze in Abstimmung mit <strong>de</strong>m Ausbau <strong>de</strong>rerneuerbaren EnergienDer schnelle Fortschritt in <strong>de</strong>n einzelnen Technologienzur Nutzung erneuerbarer Energien und dieEnergiewen<strong>de</strong> selbst haben <strong>de</strong>n Umbau <strong>de</strong>r Energieversorgungssystemeimmer stärker in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrundgerückt. Ziel ist die Optimierung <strong>de</strong>s Gesamtsystems.Von <strong>de</strong>r Stromerzeugung über Transport,Speicherung und Verteilung <strong>de</strong>r Elektrizität bis zumVerbrauch sind alle Bereiche zu beachten. Hierfürmüssen Lösungen entwickelt wer<strong>de</strong>n, die einen Beitragzu einer klimaverträglichen, sicheren und wettbewerbsfähigenEnergieversorgung leisten. Das <strong>BMU</strong>unterstützt in diesem För<strong>de</strong>rbereich <strong>Forschung</strong>s- undEntwicklungsprojekte zu folgen<strong>de</strong>n Themen:— Energiespeicherfür <strong>de</strong>n Ausgleich kurzfristiger Fluktuationen biszur Langzeitspeicherung erneuerbarer Energienbei saisonalen Schwankungen und zur Netzstützung— NetzeAnpassung und Weiterentwicklung von Netzinfrastrukturund Netzbetrieb für hohe Anteileerneuer barer Energien; intelligente Netze für dasZusammenspiel von Erzeugung, Verbrauch undNetz; Anbindung <strong>de</strong>r Offshore-Win<strong>de</strong>nergie— SystemdienstleistungenÜbernahme <strong>de</strong>r Systemverantwortung <strong>durch</strong>erneuerbare Energien


18INNOVATION DURCH FORSCHUNGQuelle: <strong>BMU</strong>Ausgaben in Mio. Euro16 15,114 12,812 10,911,3108642 0,802008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong>Energiespeicher Netztechnik Smart Grids Systemdienstleistungen Kombikraftwerke Prognosen MobilitätSystEEm: Jährliche Projektför<strong>de</strong>rmittel zwischen 2008 und <strong>2012</strong>— regenerative Kombikraftwerke /virtuelle KraftwerkeVerknüpfung von Erzeugungsanlagen, Speicherund Verbrauch zur gezielten Einspeisung, Direktvermarktung— Prognosen für Erzeugung und Verbrauchfür einen effizienten Netzbetrieb und Energiehan<strong>de</strong>lIm Bereich Energiespeicher begleitet das <strong>BMU</strong> gemeinsammit BMWi und BMBF die ressortübergreifen<strong>de</strong>För<strong>de</strong>rinitiative Energiespeicher (siehe Seite20). Hier wer<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>re Projekte zu <strong>de</strong>nThemen-Leuchttürmen „Batterien in Verteilnetzen“(Kopplung von Batteriespeichern mit <strong>de</strong>zentralen Erneuerbaren-Energien-Anlagen,insbeson<strong>de</strong>re Photovoltaik)und „Wind-Wasserstoff-Kopplung“ (Erzeugungvon Wasserstoff o<strong>de</strong>r Methan mittels Windüberschussstrom;Stichwort Power-to-Gas, siehe auchSeite 19) geför<strong>de</strong>rt. Des Weiteren haben <strong>BMU</strong>, BMWiund BMBF Anfang 2013 gemeinsam die ressortübergreifen<strong>de</strong>För<strong>de</strong>rinitiative Zukunftsfähige Stromnetzegestartet, in <strong>de</strong>ren Fokus intelligente Verteilnetze,Übertragungsnetze, die Anbindung <strong>de</strong>r Offshore-Win<strong>de</strong>nergie und relevante Schnittstellen zwischendiesen Bereichen stehen.Zur Ausrichtung und Weiterentwicklung <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rungführt das <strong>BMU</strong> regelmäßig Strategiegesprächemit Vertretern aus Wirtschaft und <strong>Forschung</strong><strong>durch</strong>. Im September <strong>2012</strong> fand das Strategiegesprächzur <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rung im Bereich SystEEmstatt. Die Ergebnisse flossen auch in die Anfang2013 veröffentlichte För<strong>de</strong>rinitiative ZukunftsfähigeStromnetze ein. Das Treffen betonte die Be<strong>de</strong>utung<strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rschwerpunkts SystEEm und hat <strong>de</strong>ssengrundsätzliche inhaltliche Ausrichtung bestätigt. ImBereich Energiespeicher i<strong>de</strong>ntifizierten die Expertendie Senkung <strong>de</strong>r Investitionskosten sowie die Erhö-Quelle: <strong>BMU</strong>Mio. Euro70 65,66050403028,226,32011,5 12,21002008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong>SystEEm: Entwicklung <strong>de</strong>s Neubewilligungsvolumens seit 2008


SystEEm: REGENERATIVE ENERGIEVERSORGUNGSSYSTEME 19hung <strong>de</strong>s Wirkungsgrads und <strong>de</strong>r Lebensdauer alsvordringlichste Entwicklungsaufgaben. Die kurz- undmittelfristige Speicherung wur<strong>de</strong> dabei als wichtigerbewertet als die Langzeitspeicherung. Bei Netzenwur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>s- und Entwicklungsbedarf fürdie Anpassung <strong>de</strong>r Betriebsführung <strong>de</strong>r Verteilnetzebetont. Lastmanagement im industriellen und privatenBereich, <strong>de</strong>r Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik(IKT) zur Vernetzung von Erzeugung,Verbrauch und Netzbetriebsmitteln sowie dieKonvergenz verschie<strong>de</strong>ner Netze (Strom, Gas, Wärme,Mobilität) wur<strong>de</strong>n als be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Themen benannt.Die Entwicklung von Konzepten für Systemdienstleistungen<strong>durch</strong> erneuerbare Energien wur<strong>de</strong>zu<strong>de</strong>m als prioritär eingestuft.Diese Fragen sind von zentraler Be<strong>de</strong>utung für dasEnergieversorgungssystem. In <strong>de</strong>n gesamten För<strong>de</strong>rschwerpunktflossen im Jahr <strong>2012</strong> insgesamt rund15,1 Millionen Euro (2010: 11,3 Millionen Euro) inlaufen<strong>de</strong> Vorhaben. Die für neu bewilligte Projektevorgesehenen Mittel haben sich im Vergleich zumVorjahr mehr als verdoppelt und stellen einen neuenRekordwert dar. <strong>2012</strong> wur<strong>de</strong>n für diesen Themen ­bereich 80 Projekte mit einem För<strong>de</strong>rvolumen voninsgesamt 65,6 Millionen Euro neu bewilligt. Bereits2011 hatte sich das För<strong>de</strong>rvolumen für Neubewilligungenmit 26,3 Millionen Euro für 26 Projekte gegenüber2010 mit 12,2 Millionen Euro für 22 Projekteverdoppelt.Auswahl geför<strong>de</strong>rter ProjekteAn dieser Stelle wer<strong>de</strong>n einige vom <strong>BMU</strong> geför<strong>de</strong>rteProjekte im Bereich Regenerative Energieversorgungssystemeund Integration erneuerbarer Energien vorgestellt.Leuchtturmprojekte aus diesem Technologiebereichsind außer<strong>de</strong>m im Kapitel „Highlights“ zufin<strong>de</strong>n (siehe Seiten 6/7).SpeichertechnologienPower-to-Gas: 6,3-Megawatt-Praxistest zurUmwandlung von Strom in MethanEine interessante Speichertechnologie für die Langzeitspeicherungerneuerbarer Energien besteht in<strong>de</strong>r Umwandlung <strong>de</strong>s Stroms in Wasserstoff o<strong>de</strong>r Methan<strong>–</strong> auch Power-to-Gas genannt. Der Speicherortdafür ist bereits vorhan<strong>de</strong>n: Als Hauptbestandteil vonErdgas kann Methan unbegrenzt in das Erdgasnetzeingespeist wer<strong>de</strong>n. Das Konzept <strong>de</strong>s dafür notwendigenVerfahrens zur Methanherstellung <strong>durch</strong> regenerativenStrom stammt vom Zentrum für Sonnenenergie-und Wasserstoff-<strong>Forschung</strong> Ba<strong>de</strong>n-Württemberg(ZSW), <strong>de</strong>r SolarFuel GmbH und <strong>de</strong>m Fraunhofer-Institutfür Win<strong>de</strong>nergie und Energiesystemtechnik250-Kilowatt-Demonstrationsanlage für Power-to-Gas am ZSW(IWES). Die Entwicklung wur<strong>de</strong> vom <strong>BMU</strong> unter an<strong>de</strong>rem<strong>durch</strong> <strong>de</strong>n Bau einer 250-Kilowatt-Demonstrationsanlagegeför<strong>de</strong>rt, die En<strong>de</strong> Oktober <strong>2012</strong> amZSW eingeweiht wur<strong>de</strong>.Bei Power-to-Gas wird mittels Elektrolyse aus WasserWasserstoff erzeugt, <strong>de</strong>r in einem zweiten Schritt mitKohlendioxid zu Methan umgewan<strong>de</strong>lt wird. Unter<strong>de</strong>r Koordination <strong>de</strong>r Audi AG entwickeln die Partner<strong>de</strong>s Projekts WOMBAT am Anlagenstandort Werlteeine Demonstrationsanlage, um das Verfahren für<strong>de</strong>n industriellen Einsatz weiterzuentwickeln. Dabeisoll erstmals eine Power-to-Gas-Anlage zur Methanherstellungmit einer Leistung von 6,3 Me gawatt gebautwer<strong>de</strong>n, die unter realen Bedingungen betriebenund optimiert wer<strong>de</strong>n soll. Sie wird an eine Biogasanlageals regenerative Kohlendioxidquelle angebun<strong>de</strong>n.Der Strom stammt aus erneuerbaren Energien.Das erzeugte Methan wird in das Erdgasnetzeingespeist. Für <strong>de</strong>n Standort Werlte soll darüberhinaus getestet wer<strong>de</strong>n, wie die Power-to-Gas-Anlagefür das Angebot von Regelenergie zur Stabilisierung<strong>de</strong>s Stromnetzes genutzt wer<strong>de</strong>n kann.Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt die wissenschaftliche Begleitungvon Planung, Bau und Betrieb <strong>de</strong>r Anlage aus Mitteln<strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rinitiative Energiespeicher mit rund 5,9 MillionenEuro.Photovoltaikstrom effizient und intelligent speichernSpeziell bei <strong>de</strong>r Stromerzeugung <strong>durch</strong> Photovoltaikanlagengeht es um die Frage, wie die Aufteilungzwischen Eigennutzung und Einspeisung in das öffentlicheVerteilnetz sinnvoll geregelt wer<strong>de</strong>n kann.Speicher spielen hierbei eine große Rolle. Um zu erreichen,dass <strong>durch</strong> <strong>de</strong>n Einsatz lokaler Speicher einerseits<strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>s selbst genutzten Stroms optimiertwird und an<strong>de</strong>rseits die Netze entlastet wer­


20INNOVATION DURCH FORSCHUNGSpeicher im Fokus: För<strong>de</strong>rinitiative EnergiespeicherDie Speicherung von Energie ist ein zentralesThema <strong>de</strong>r Energiewen<strong>de</strong>. Mit Win<strong>de</strong>nergie, Photovoltaikund Solarthermie kommen Technologienzum Einsatz, <strong>de</strong>ren Energie wetterabhängig zurVerfügung steht. Dies muss <strong>durch</strong> einen flexiblenVerbrauch und Speicherung von Strom und Wärmesowie ein intelligentes Netz ausgeglichen wer<strong>de</strong>n.Bisher stehen einem wirtschaftlichen und massenfähigenEinsatz von Energiespeichern noch teilweisegrundlegen<strong>de</strong> technologische Hür<strong>de</strong>n im Weg. Mit<strong>de</strong>r ressortübergreifen<strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rinitiative Energiespeicherbeabsichtigt die <strong>Bund</strong>esregierung, die Entwicklungvon Energiespeichertechnologien inDeutschland zu beschleunigen. Für die För<strong>de</strong>rinitiativestellen <strong>Bund</strong>eswirtschafts-, <strong>Bund</strong>esumwelt- und<strong>Bund</strong>esforschungsministerium gemeinsam Mittel inHöhe von bis zu 200 Millionen Euro bereit. Im Jahr<strong>2012</strong> haben die ersten Arbeiten begonnen, insgesamtwur<strong>de</strong>n bis En<strong>de</strong> <strong>2012</strong> 163 Projekte mit einem breitenThemenspektrum bewilligt. Im Fokus stehen stationäreSpeichertechnologien mit unterschiedlichenAnfor<strong>de</strong>rungen <strong>–</strong> vom Ausgleich kurzfristiger Fluktuationenbis hin zur Langzeitspeicherung erneuerbarerEnergien. Gegenstand <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rungsind unter an<strong>de</strong>rem die Weiterentwicklung vonBatterien und Anpassung an fluktuieren<strong>de</strong> Einspeisung,zum Beispiel zur Netzstützung und Erhöhung<strong>de</strong>s Photovoltaikeigenverbrauchs, die Umwandlungund Speicherung von fluktuieren<strong>de</strong>r Einspeisung inWasserstoff und Methan sowie Lösungsansätze für daseffiziente Speichern von Wärme und für intelligentesLastmanagement. Aufgrund ihrer zentralen Be<strong>de</strong>utungwur<strong>de</strong>n Projekte zu <strong>de</strong>n Themen Wind-Wasserstoff-Kopplungund Batterien in Verteilnetzen inLeuchttürmen gebün<strong>de</strong>lt. Da<strong>durch</strong> soll eine bessereVernetzung dieser Projekte erreicht und <strong>de</strong>r Austauschund die Zusammenarbeit zwischen <strong>de</strong>n Akteuren verstärktwer<strong>de</strong>n. Die beteiligten Ministerien haben <strong>de</strong>nProjektträger Jülich mit <strong>de</strong>m Projektmanagement <strong>de</strong>rFör<strong>de</strong>rinitiative beauftragt. Erste Projekte mit Unterstützung<strong>de</strong>s <strong>BMU</strong> sind unter an<strong>de</strong>rem das ProjektSmart Region Pellworm (siehe Kapitel „Highlights“,Seite 6) sowie die Projekte WOMBAT und Hei-PhoSS <strong>–</strong>Hocheffizienter und intelligenter Photovoltaik­Strom-Speicher (siehe Seiten 19/20). Nähere Informationenzur För<strong>de</strong>rinitiative und <strong>de</strong>n Projekten fin<strong>de</strong>nsich auch im Internetportal <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rinitia tive unterwww.forschung-energiespeicher.<strong>de</strong> ■<strong>de</strong>n, ist eine intelligente Regelung und Kommuni ­kation mit <strong>de</strong>m Netz, i<strong>de</strong>alerweise einem SmartGrid, notwendig. Hierfür haben sich in <strong>de</strong>m ProjektHei-PhoSS mit <strong>de</strong>r Sunways AG als Koordinator,<strong>de</strong>r Akasol Engineering GmbH und <strong>de</strong>m Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) Know-how-Träger im Bereich Photovoltaik, Batterieladung und-überwachung sowie intelligente Steuerung <strong>de</strong>zentralerAnlagen im Stromnetz zusammengeschlossen. Esist das Ziel, ein hocheffizientes Hochvolt-Photovoltaik-Batteriesystem zu entwickeln, das mit einer intelligentenKommunikations- und Regelungstechnikverbun<strong>de</strong>n wird. Die Batterie, die im Rahmen <strong>de</strong>sProjekts entwickelt wird, weist eine Spannung von350 Volt auf. Bisher sind im Han<strong>de</strong>l nur Systeme mitmaximal 48 Volt erhältlich, die mit mehr Wandlerstufenarbeiten und bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Photovoltaikanlageerzeugte Gleichstrom zunächst für <strong>de</strong>nGebrauch in Wechselstrom gewan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n muss,um bei Überproduktion für die Batterie wie<strong>de</strong>r inGleichstrom umgewan<strong>de</strong>lt zu wer<strong>de</strong>n. Die Hochvolt-Batterie dagegen kann direkt von <strong>de</strong>r Photovoltaikanlagegela<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Da<strong>durch</strong> können Bauteile, Umwandlungsschritte,Wirkungsgradverluste und damitdie Systemkosten verringert wer<strong>de</strong>n. Das bei <strong>de</strong>mProjekt entwickelte Energiemanagement soll <strong>de</strong>n Ei ­gen verbrauch, die Einspeisung und La<strong>de</strong>zyklen unddamit die Lebensdauer <strong>de</strong>r Batterie optimieren. Das<strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt das Projekt im Rahmen <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rinitiativeEnergiespeicher mit rund 1,8 Millionen Euro.NetztechnologienIntelligent vernetzt in E-Energy-Mo<strong>de</strong>llregionenDie Weiterentwicklung <strong>de</strong>zentraler Energiesystemehin zu intelligenten Netzen ist zu einem Hauptthemavon <strong>Forschung</strong> und Entwicklung im Bereich erneuerbarerEnergien gewor<strong>de</strong>n. Bereits 2008 fiel <strong>de</strong>r Startschussfür sechs große Mo<strong>de</strong>llregionen-Projekte, diesich mit diesem Thema innerhalb <strong>de</strong>r gemeinsamenFör<strong>de</strong>rinitiative E-Energy von <strong>Bund</strong>eswirtschafts- und<strong>Bund</strong>esumweltministerium befasst haben. Anfang2013 konnten die vom <strong>BMU</strong> geför<strong>de</strong>rten ProjekteRegModHarz <strong>–</strong> Regenerative Mo<strong>de</strong>llregion Harzund moma <strong>–</strong> Mo<strong>de</strong>llstadt Mannheim erfolgreichabgeschlossen wer<strong>de</strong>n.Kernstück <strong>de</strong>s Projekts RegModHarz ist ein virtuellesKraftwerk, an das mittels mo<strong>de</strong>rner InformationsundKommunikationstechnologien (IKT) verschie<strong>de</strong>neErneuerbare-Energien-Anlagen, Speicher und Verbraucheraus <strong>de</strong>m Landkreis Harz angeschlossen wur<strong>de</strong>n.Das virtuelle Kraftwerk ermöglicht die fahrplan­


SystEEm: REGENERATIVE ENERGIEVERSORGUNGSSYSTEME 21In <strong>de</strong>m Projekt moma mit acht Projektpartnern unterKoordination <strong>de</strong>s Mannheimer EnergieunternehmensMVV Energie AG ging es um die Umsetzungeines <strong>de</strong>zentralen und zellularen Energiesystems miteinem virtuellen Energiemarkt im urbanen Raum.In Feldtests mit über 1.000 Teilnehmern wur<strong>de</strong> einSystem erprobt, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Energieausgleich zwischenHaushalten und Stromerzeugern über intelligenteKommunikationstechnik und variable Strompreisegeregelt wur<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>n Haushalten wur<strong>de</strong> fürdas Energiemanagement <strong>de</strong>r sogenannte „Energiebutler“als Steuergerät eingesetzt. Das Projekt konntein <strong>de</strong>n Feldtests empirisch nachweisen, dass Verbraucherbereit sind, <strong>de</strong>n Betrieb ihrer Geräte in Zeitenmit kostengünstigem Strompreis zu verschieben. ImProjekt wur<strong>de</strong> das Betriebssystem OGEMA <strong>de</strong>r OpenGateway Energy Management Alliance als offenePlattform für Anwendungen im Smart Home undSmart Grid erstmalig umfassend erprobt. RegMod-Harz wur<strong>de</strong> vom <strong>BMU</strong> mit rund 10,4 und moma mitrund 10,2 Millionen Euro geför<strong>de</strong>rt.Messestand <strong>de</strong>s Projekts RegModHarz: So funktioniert ein virtuellesKraftwerk.basierte Marktintegration <strong>de</strong>r Erzeugungsanlagenund damit <strong>de</strong>ren bedarfsorientiertes Verhalten. ImProjekt wur<strong>de</strong> hierfür ein Standard entwickelt, <strong>de</strong>reine einfache Anbindung von neuen Anlagen an dasvirtuelle Kraftwerk ermöglicht. Über die Leitwarte<strong>de</strong>s virtuellen Kraftwerks konnte die Leistung <strong>de</strong>r angeschlossenenKomponenten beobachtet, prognostiziertund <strong>de</strong>ren Vermarktung unter an<strong>de</strong>rem an einerStrombörse simuliert wer<strong>de</strong>n. Bei Feldtests konntenVerbraucher mit Hilfe eines im Projekt weiterentwickeltenEnergiemanagementgerätes <strong>de</strong>n Verbrauchihrer elektrischen Geräte an einen variablenStromtarif <strong>–</strong> auf Basis <strong>de</strong>r regionalen Stromerzeugungaus erneuerbaren Energien <strong>–</strong> anpassen. Dabeihat sich gezeigt, dass auch private Verbraucher aufPreissignale reagieren, solange diese nicht zu kompliziertsind. Mit Hilfe hochpräziser, während <strong>de</strong>s Projektsinstallierter Messgeräte kann <strong>de</strong>r Netzzustandbesser beobachtet wer<strong>de</strong>n, um das Netz zukünftigauch bei zunehmen<strong>de</strong>m Ausbau sicherer und wirtschaftlicherbetreiben zu können. Unter Koordination<strong>de</strong>s Fraunhofer-Instituts für Win<strong>de</strong>nergie und Energiesystemtechnik(IWES) hatten sich in <strong>de</strong>m Projekt21 Partner, darunter sämtliche Verteilnetzbetreiber<strong>de</strong>s Landkreises Harz, zusammengeschlossen.Dynamische Netzstützung <strong>durch</strong> PhotovoltaikanlagenSolarparks, die in die Mittelspannungsebene <strong>de</strong>rStromnetze einspeisen, müssen dafür bestimmteRichtlinien einhalten. Dazu zählt in Deutschlandneben einer statischen Netzstützung auch die dynamischeNetzstützung, also das Verhalten <strong>de</strong>r Erzeugungsanlagenwährend Netzfehlern und Netzspannungseinbrüchen.Die Netzspannung kann währendsolcher Netzfehler mit speziellen Stromregelalgorithmengestützt wer<strong>de</strong>n. Zum Nachweis, dass eine solchedynamische Netzstützung möglich ist, müssendie Erzeugungsanlagen <strong>de</strong>n LVRT-Test (Low VoltageRi<strong>de</strong> Through) bestehen. Nur dann ist ein zuverlässigerBetrieb auch bei niedriger Spannung beziehungsweiseplötzlichem Spannungseinbruch gewährleistet.Nach <strong>de</strong>n aktuellen Richtlinien ist es für <strong>de</strong>n Test ausreichend,einzelne Geräte zu testen. Bei Photovoltaik-Kraftwerken (Verbund mehrerer Wechselrichter) wer<strong>de</strong>nin <strong>de</strong>r Regel Typprüfungen <strong>de</strong>r einzelnen Wechselrichtermit Simulationsrechnungen <strong>de</strong>r LVRT-Fähig keit für das komplette Photovoltaik-Kraftwerkkom biniert. Die Erfahrung zeigt allerdings, dassausgehend von Einzelgeräten noch keine sichereAussage über das Verhalten eines Wechselrichter ­verbunds gemacht wer<strong>de</strong>n kann. Innerhalb <strong>de</strong>s VorhabensMULTI-PV-LRT <strong>de</strong>s Fraunhofer-Instituts fürSolare Energiesysteme (ISE) soll <strong>de</strong>shalb sowohl inLabor- als auch in Feldvermessungen die LVRT-Fähigkeitmehrerer Wechselrichterverbün<strong>de</strong> untersuchtwer<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>n dabei entwickelten Simulationsmo<strong>de</strong>llenwäre es möglich, das Verhalten von Solarparksbei Netzfehlern besser zu bewerten und geeigneteAbhilfemaßnahmen zu untersuchen. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rtdas Projekt mit rund 1,5 Millionen Euro.


22INNOVATION DURCH FORSCHUNGKonstant trotz Fluktuation <strong>–</strong>Systemdienstleistungen <strong>durch</strong> erneuerbare EnergienMit einem 11.000 Kilometer langen Höchstspannungsnetzin Deutschland ist die Amprion GmbHein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Übertragungsnetzbetreiber inEuropa. Für <strong>de</strong>n stabilen Betrieb dieses Stromnetzessind verschie<strong>de</strong>ne Systemdienstleistungen notwendig.Die größte Herausfor<strong>de</strong>rung besteht darin,<strong>de</strong>zentral erzeugte Energie so in das Stromnetzeinzuspeisen, dass <strong>durch</strong>gängig die erfor<strong>de</strong>rlicheRegelenergie für die Frequenzhaltung verfügbarist, betont Dr. Markus Stobrawe, Abteilungsleiterbei <strong>de</strong>r Amprion GmbH.Welches ist Ihrer Ansicht nachdie wichtigste Systemdienstleistung?Die wichtigste Systemdienstleistungüberhaupt ist die Haltung<strong>de</strong>r Netzfrequenz als Indikator<strong>de</strong>s Leistungsgleichgewichts. InDeutschland und europaweitsind 50 Hertz als Soll-Frequenzvorgeschrieben. Ungleichgewichtein <strong>de</strong>r Leistungsbilanz entstehenzum Beispiel <strong>durch</strong> Kraftwerksausfälle,aber auch <strong>durch</strong>Prognosefehler, etwa hinsichtlich<strong>de</strong>r Win<strong>de</strong>nergie o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Verbrauchs.Frequenzhaltung unsererseits be<strong>de</strong>utet, dasswir in solchen Fällen die Möglichkeit haben, möglichstschnell Erzeugungsreserven zu aktivieren, umdie Frequenz zu stabilisieren.Eine stabile Frequenz wäre <strong>de</strong>mnach automatischgegeben, wenn <strong>de</strong>r Strom überall gleichmäßig erzeugtund verbraucht wird.Für die richtige Frequenz müssen Erzeugung undVerbrauch je<strong>de</strong>rzeit, eigentlich in je<strong>de</strong>r Sekun<strong>de</strong>, imEinklang sein. Sie sind es aber nicht immer, weil wir<strong>de</strong>n Strom nach Bedarf verbrauchen. Auch die Erzeugunggeschieht nicht mehr so planmäßig wie früher.Durch die Erneuerbaren fluktuiert sie stärker. Mankann das stark vereinfacht so verstehen: Wenn Sieauf <strong>de</strong>m Fahrrad sitzen und gleichmäßig treten, fahrenSie mit konstanter Geschwindigkeit. Wenn esjetzt aber plötzlich <strong>de</strong>n Berg hochgeht, wer<strong>de</strong>n Sie,wenn Sie nicht stärker treten, automatisch langsamer<strong>–</strong> bergab ist es umgekehrt. Wir wollen die gleicheFrequenz, die gleiche Geschwindigkeit halten undmüssen immer wie<strong>de</strong>r nachlegen o<strong>de</strong>r etwas rausnehmen.Wie gehen Sie dabei vor?Für die Frequenzhaltung brauchen wir das, was wirRegelenergie nennen, diese Leistung schreiben wiraus. Dafür können alle Erzeuger und Verbraucher genutztwer<strong>de</strong>n, die in <strong>de</strong>r Lage sind, sich sehr schnellregeln zu lassen. Auch Speicher nehmen heute schondaran teil, weil sie sehr flexibel sind. Bisher ist die Regelenergieim überwiegen<strong>de</strong>n Teil <strong>durch</strong> herkömmlicheKraftwerke erzeugt wor<strong>de</strong>n. Aber wir haben zumBeispiel auch schon viele Biogasanlagen, die Regelenergieerbringen. Schwieriger ist es, wenn Kraftwerke,die Regelenergie erbringen sollen, selbst schonfluktuierend sind. Aber man überlegt sich jetzt Techniken,um auch die Win<strong>de</strong>nergie- und Photovoltaikanlagendazu zu befähigen, Regelenergie erbringenzu können.Welche Herausfor<strong>de</strong>rungen ergeben sich daraus?Die mo<strong>de</strong>rnen Anlagen sind heutzutage technischgut und schnell regelbar. Die größte Herausfor<strong>de</strong>rungist nach wie vor, im Voraus zu wissen, wie vieldie Photovoltaik- o<strong>de</strong>r Win<strong>de</strong>nergieanlagen einspeisen<strong>–</strong> und zwar verlässlich. Eine fehlerhafte Windo<strong>de</strong>rSolarprognose wirkt genauso wie ein Kraftwerksausfall:Es fehlt Leistung, die Sie <strong>de</strong>n Verbrauchernzugesagt haben. Hinsichtlich <strong>de</strong>s Regelenergiemarktesmüssen wir es zukünftig außer<strong>de</strong>m schaffen,dass die Anlagen planmäßig einspeisen und allesdafür tun, diese planmäßige Einspeisung zu halten,statt so viel wie möglich einspeisen zu wollen.Wer<strong>de</strong>n <strong>durch</strong> <strong>de</strong>n weiteren Ausbau <strong>de</strong>r erneuerbarenEnergien weitere Systemdienstleistungennötig?Ich glaube nicht, dass wir neue Systemdienstleistungenbrauchen. Zusätzlich zur Frequenzhaltung be ­nötigen wir heute die Spannungshaltung und eineweitere Leistung, die wir als Redispatch bezeichnen.Dabei geht es darum, die Einspeiseleistung von einigenKraftwerken auf an<strong>de</strong>re zu verlagern, wenn Engpässeim Netz auftreten. Wenn <strong>de</strong>r Transport vonNord nach Süd an seine Grenzen stößt, partiell, aneinzelnen Leitungen, müssen wir meist im Sü<strong>de</strong>n einKraftwerk aktivieren und im Nor<strong>de</strong>n etwas herunterfahren,um gegenzusteuern. Die Spannungshaltungist ebenfalls eine lokale Größe. Wenn Kraftwerke abgeschaltetwer<strong>de</strong>n, müssen wir Spannungshaltungaus an<strong>de</strong>ren Kraftwerken bekommen. Zum Beispielvon großen Windparks, die direkt an das Übertragungsnetzangeschlossen sind. Darüber hinaus kannich mir keine beson<strong>de</strong>re Systemdienstleistung vorstellen.■Dr. Markus Stobrawe ist Abteilungsleiter für Systemdienstleistungenund -bilanzierung bei <strong>de</strong>r Amprion GmbH


SystEEm: REGENERATIVE ENERGIEVERSORGUNGSSYSTEME 23Präzise, lokal aufgeschlüsselte Einspeiseprognosen als wichtiges Element eines stabilen und sicheren Netzbetriebs <strong>–</strong> Netzsteuerungsstellevon Vattenfall Europe in BerlinPrognosen für Erzeugung und VerbrauchSicherer Netzbetrieb auch bei lokalen Wetter ­phänomenenUm die Netze vorausschauend und sicher betreibenzu können, spielen präzise, lokal aufgeschlüsselteEinspeiseprognosen eine wichtige Rolle. Für eineOptimierung <strong>de</strong>r Möglichkeiten arbeitet dieenergy & meteo systems GmbH als Koordinator in<strong>de</strong>m Projekt ORKA mit <strong>de</strong>m Deutschen Wetterdienstund <strong>de</strong>n Netzbetreibern 50 Hertz Transmission (Übertragungsnetz)sowie E.ON Avacon (Verteilnetz) zusammen.In <strong>de</strong>m Projekt sollen regional hochaufgelösteEinspeiseprognosen für erneuerbare Energien imHinblick auf die Netzbetriebsführung verbessert wer<strong>de</strong>n.Bisher wur<strong>de</strong>n Wettervorhersagen hauptsächlichfür größere Gebiete wie etwa ganze Regelzonenerstellt, mit <strong>de</strong>nen Übertragungsnetzbetreiber Bilanzenüber <strong>de</strong>n Anteil erneuerbarer Energien ziehenkonnten. Vorhersagefehler, die <strong>durch</strong> lokale Effektewie Wolken über einer Photovoltaikanlage entstehen,haben sich dabei zum großen Teil aufgrund <strong>de</strong>rgroßen Anlagenanzahl im Vorhersagegebiet ausge ­glichen.Das System COSMO-DE-EPS <strong>de</strong>s Deutschen Wetterdienstesarbeitet mit hochauflösen<strong>de</strong>n Ensemble-Vorhersagen(verschie<strong>de</strong>ne Szenarien eines vorhergesagtenVerlaufs) und soll innerhalb <strong>de</strong>s Projekts für dieNetzsicherung nutzbar gemacht wer<strong>de</strong>n. Zum einensollen die Kürzestfristvorhersagen für eine Zeitspannevon bis zu acht Stun<strong>de</strong>n verbessert wer<strong>de</strong>n. Zuman<strong>de</strong>ren sollen die Ensemble-Vorhersagen dazu genutztwer<strong>de</strong>n, die Risiken für schlimmste zu erwarten<strong>de</strong>Szenarien abzuschätzen. Insbeson<strong>de</strong>re beischwierig vorherzusagen<strong>de</strong>n Wetterlagen, in <strong>de</strong>neneine große Bandbreite von Einspeiseverläufen möglichist, spielt das eine wichtige Rolle. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rtORKA mit rund 770.000 Euro.Entwicklung verbesserter Erzeugungsprognosenfür Wind- und PhotovoltaikEinen Projektansatz zur Weiterentwicklung von Prognosesystemenfür die Stromerzeugung aus Wind undPhotovoltaik verfolgt das Projekt EWeLiNE, in <strong>de</strong>mdas Fraunhofer IWES, <strong>de</strong>r Deutsche Wetterdienst unddie Übertragungsnetzbetreiber Amprion GmbH, TenneTTSO GmbH und 50 Hertz Transmis sion GmbH kooperieren.In <strong>de</strong>m Projekt sollen Wettermo<strong>de</strong>lle fürdie Verwendung in <strong>de</strong>r Energiewirtschaft optimiertwer<strong>de</strong>n. Dabei sollen die Transformation meteorologischerDaten in Wind- und Photovoltaikleistung sowieaktuelle Messungen an repräsentativen WindundPhotovoltaikanlagen direkt in die Mo<strong>de</strong>llkette integriertwer<strong>de</strong>n. Durch einen projektbegleiten<strong>de</strong>n Industrie-und Lenkungskreis wird sichergestellt, dassdie Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Wettermo<strong>de</strong>lle an die Bedürfnissevon Anbietern und Anwen<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Prognosen angepasstwer<strong>de</strong>n. Als Basis für die Optimierung wir<strong>de</strong>ine Software-Referenzarchitektur entwickelt, die bestehen<strong>de</strong>Komponenten und Standards enthält undauch an<strong>de</strong>ren Institutionen zur Weiterentwicklungdienen soll. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt das Verbundprojekt mitrund 7 Millionen Euro. ■


24INNOVATION DURCH FORSCHUNGWINDENERGIEInstallation einer neuen Win<strong>de</strong>nergieanlage: In Deutschland waren es über 1.000 Anlagen im Jahr <strong>2012</strong>.Die Win<strong>de</strong>nergie bleibt bezogen auf die erzeugteStrommenge weiterhin das Zugpferd <strong>de</strong>r erneuerbarenEnergien in Deutschland. Ziele <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rungsind <strong>de</strong>shalb, die Kosten weiterzu senken, <strong>de</strong>n Ausbau on- und offshore sowohlökonomisch als auch ökologisch zu optimierenund die gute Position <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Windindustriein einem absehbar von Überkapazitäten undneuen Wettbewerbern geprägten Markt zu erhaltenund auszubauen.Schwerpunkte <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rungvor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>rMarkt- und TechnologieentwicklungFür das Jahr 2013 rechnen Experten weltweit mit einemZubau von Win<strong>de</strong>nergieanlagen mit einer Gesamtleistungvon 45 Gigawatt. Dabei entfällt <strong>de</strong>rgrößte Anteil (rund 20 Gigawatt) <strong>de</strong>r Neuerrichtungenauf <strong>de</strong>n asiatischen Raum, wenngleich <strong>de</strong>r Zubauin China sich von 19,1 Gigawatt im Jahr 2011 auf13,2 Gigawatt im Jahr <strong>2012</strong> <strong>de</strong>utlich verringert hat.Der Zubau in Europa dürfte sich 2013 relativ stabilim Bereich von 10 Gigawatt bewegen. Der für Nordamerikabefürchtete <strong>de</strong>utliche Markteinbruch ist bishernicht eingetreten. Vielmehr wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n USAim Jahr <strong>2012</strong> mit 13,1 Gigawatt beinahe ebenso hoheZubauzahlen wie in China erreicht. Sollte es <strong>de</strong>nnochmittelfristig zu einem <strong>de</strong>utlichen Einschnitt im nordamerikanischenMarkt kommen, könnte dies aufgrund<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Überkapazitäten, insbeson<strong>de</strong>rein Nordamerika und Asien, aber auch in Deutschland,zu Marktkonsolidierungen führen, da Preiseund Margen sinken. Nach jetzigem Ermessen dürfteeine Situation wie im Photovoltaikmarkt jedoch nichtzu erwarten sein. Zwar wer<strong>de</strong>n die Preise für inländischeTurbinen vor allem von asiatischen Wettbewerbernunterboten, doch wird dieser Preisvorteil vonLogistikkosten zumin<strong>de</strong>st teilweise kompensiert. Vorteilhaftist auch die oft langjährige Erfahrung <strong>de</strong>utscherHersteller, die eine günstige Finanzierung <strong>de</strong>rerheblichen Investitionen in Windparks ermöglicht.Der Zubau von Win<strong>de</strong>nergieanlagen innerhalbDeutschlands hat sich im Jahr <strong>2012</strong> in Bezug auf dieLeistung um 20 Prozent verstärkt, 1.008 neue Anlagenmit einer Leistung von insgesamt rund 2.400 Megawattwur<strong>de</strong>n installiert (2011: 895 Anlagen beziehungsweiseinsgesamt 2.007 Megawatt). Dazu hatauch ein <strong>de</strong>utlich gestiegener Anteil von Repoweringbeigetragen. Der Anteil an Offshore-Anlagen bliebmit 16 neuen Anlagen von insgesamt 80 Megawatt(2011: 6 Anlagen mit insgesamt 30 Megawatt) hinter<strong>de</strong>n Erwartungen zurück. Einer <strong>de</strong>r wesentlichen


WINDENERGIE 25Grün<strong>de</strong> dafür liegt in fehlen<strong>de</strong>n Netzanschlüssenfür neue Offshore-Windparks.40 Projekte, offshore (45,05 Mio. Euro)Quelle: <strong>BMU</strong>Im Rahmen <strong>de</strong>r <strong>BMU</strong>-Strategiegespräche Win<strong>de</strong>nergiediskutierten im September <strong>2012</strong> Vertreter von<strong>Forschung</strong>sinstituten, Hochschulen, <strong>de</strong>r Windbranchesowie von Behör<strong>de</strong>n und Verbän<strong>de</strong>n über dieAusrichtung <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rung sowie neueThemenfel<strong>de</strong>r im Bereich <strong>de</strong>r Win<strong>de</strong>nergie. Dabeiherrschte Konsens über die primären Ziele Kosten ­reduktion und Erhöhung <strong>de</strong>r Verlässlichkeit <strong>de</strong>r An ­lagen. Zusätzlich wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Teilnehmern neue<strong>Forschung</strong>sthemen in <strong>de</strong>n Bereichen Wartung undBetrieb, gegenseitige Beeinflussung <strong>de</strong>r Win<strong>de</strong>nergieanlagenin einem Windpark sowie Erschließungkomplexer Onshore-Terrains vorgeschlagen. Hinsichtlich<strong>de</strong>r Anlagenkomponenten wur<strong>de</strong> <strong>Forschung</strong>s ­bedarf zu Condition-Monitoring-Systemen, lokalerSensorik, aber auch zu Standardisierungen von Testmetho<strong>de</strong>nund Testkapazitäten <strong>de</strong>r Komponenten<strong>de</strong>finiert.In Zukunft wird entschei<strong>de</strong>nd sein, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschenTechnologievorsprung vor allem bei Rotorblätternund Antriebstechnik zu halten. Das <strong>BMU</strong> unterstütztdazu die Entwicklung einer Reihe großer Testeinrichtungenfür Rotorblätter, Gon<strong>de</strong>ln und Tragstrukturen.Im internationalen Vergleich sind diese Prüfstän<strong>de</strong>für originalgroße Bauteilkomponenten einmalig.Ergänzend zu <strong>de</strong>n <strong>Forschung</strong>saktivitäten im Offshore-Testfeld alpha ventus (siehe Seite 30) kann zukünftigein „verteiltes Testfeld“ zweckmäßig sein, um innerhalbkommerziell errichteter Offshore-Windparks einzelneAnlagen zu <strong>Forschung</strong>szwecken zu nutzen. Aufdiese Weise kann eine Vielzahl unterschiedlicherAnlagentypen und Standortbedingungen untersuchtwer<strong>de</strong>n. Das Fraunhofer IWES und die Offshore-Stif-38 Projekte, übergreifend(44,60 Mio. Euro)6 Projekte, onshore (3,51 Mio. Euro)Neu bewilligte <strong>Forschung</strong>svorhaben im Bereich Wind (<strong>2012</strong>)tung wer<strong>de</strong>n hierzu im Dialog mit <strong>de</strong>r Industrie und<strong>Forschung</strong>seinrichtungen ein Konzept entwickeln.Auch <strong>de</strong>r als Demonstrationsprojekt unter <strong>de</strong>mNER300-Programm <strong>de</strong>r Europäischen Kommissionfinanzierte Offshore-Windpark von RWE Innogy sollein Testfeld für Offshore-Gründungen enthalten.Sehr gut entwickelt hat sich die Institutslandschaftim Bereich <strong>de</strong>r Win<strong>de</strong>nergieforschung. Durch Zusammenschlüssewie ForWind (Universitäten Ol<strong>de</strong>nburg,Hannover und Bremen), WindForS (UniversitätenStuttgart und Tübingen, Technische Universität München,Karlsruher Institut für Technologie, HochschuleAalen und Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-<strong>Forschung</strong>Ba<strong>de</strong>n-Württemberg) o<strong>de</strong>r die Zusammenarbeit<strong>de</strong>s Deutschen Zentrums für Luft- undRaumfahrt (DLR) mit <strong>de</strong>m Fraunhofer-Institut fürQuelle: <strong>BMU</strong>Ausgaben in Mio. Euro4540 36,7353029,9 28,3252015,6159,6105043,938,52006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong>Ökologische Begleitforschung Plattformen, Bau und Betrieb Offshore-Testfeld Technik (inklusive Schallschutz)Win<strong>de</strong>nergie: Jährliche Projektför<strong>de</strong>rmittel zwischen 2006 und <strong>2012</strong>


26INNOVATION DURCH FORSCHUNGQuelle: <strong>BMU</strong>Mio. Euro100 93,2908077,1706053,05040,14034,73028,220 16,11002006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong>Win<strong>de</strong>nergie: Entwicklung <strong>de</strong>s Neubewilligungsvolumens seit 2006Win<strong>de</strong>nergie und Energiesystemtechnik (IWES) undForWind wur<strong>de</strong>n Kompetenzen gebün<strong>de</strong>lt und Synergiengenutzt, die die Bearbeitung beson<strong>de</strong>rs komplexerFragestellungen ermöglichen.In erheblichem Umfang wer<strong>de</strong>n Vorhaben zu schall ­armen Offshore-Gründungstechnologien <strong>durch</strong>geführt,um während <strong>de</strong>r Bauphase von Offshore-Windparksmarines Leben zu schützen. Neben Wartungslösungen,die eine Verringerung <strong>de</strong>s Aufwands und<strong>de</strong>r Stillstandzeiten ermöglichen, wird an Verbesserungenzum Schutz <strong>de</strong>s Personals beim Bau und Betriebvon Win<strong>de</strong>nergieanlagen geforscht.Im Bereich Onshore-Win<strong>de</strong>nergie liegen die För<strong>de</strong>rschwerpunkteweiterhin in einem umweltfreund ­lichen Betrieb und in <strong>de</strong>r Bewältigung logistischerHerausfor<strong>de</strong>rungen bei weiter wachsen<strong>de</strong>n Anlagengrößensowie <strong>de</strong>r Erschließung von Waldstandorten.Durch neue Verfahren sollen Störungen von Radar ­anlagen vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, wo<strong>durch</strong> <strong>de</strong>rzeit nichtgenehmigungsfähige Standorte erschlossen wer<strong>de</strong>nkönnen.Bei <strong>de</strong>r Projektför<strong>de</strong>rung war <strong>2012</strong> mit rund 38,5 MillionenEuro ein Rückgang <strong>de</strong>s Mittelabflusses im Vergleichzum Vorjahr (rund 44 Millionen Euro) zu verzeichnen,<strong>de</strong>r vor allem auf Verzögerungen bei Großvorhabenaufgrund <strong>de</strong>r schwierigeren Marktsituationzurückzuführen ist. Trotz<strong>de</strong>m konnte das <strong>BMU</strong> die<strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rung für <strong>de</strong>n Windbereich nochmalsweiter ausbauen. Mit 93,2 Millionen Euro lag dasNeubewilligungsvolumen <strong>2012</strong> rund 16,1 MillionenEuro über <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Vorjahres. Insbeson<strong>de</strong>re sind eineReihe von Schallschutzvorhaben, Prüfstän<strong>de</strong>n sowieVerbün<strong>de</strong> zur Rotorblattforschung hervorzuheben.Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl <strong>de</strong>r neu bewilligtenProjekte um 10 auf nunmehr 84 Projektean. Gegenüber <strong>de</strong>m Bezugsjahr 2004 (12,6 MillionenEuro Neubewilligungsvolumen) stand für <strong>Forschung</strong>s ­vor haben im Bereich Win<strong>de</strong>nergie mehr als das Siebenfachean <strong>Bund</strong>esmitteln zur Verfügung.Auswahl geför<strong>de</strong>rter ProjekteAn dieser Stelle wer<strong>de</strong>n einige vom <strong>BMU</strong> geför<strong>de</strong>rteProjekte im Bereich Win<strong>de</strong>nergie vorgestellt, dieeinen Einblick in die Umsetzung <strong>de</strong>r zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n<strong>Forschung</strong>sschwerpunkte aus <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>r ­bekanntmachung geben. Leuchtturmprojekte ausdiesem Technologiebereich sind außer<strong>de</strong>m im Ka ­pitel „Highlights“ zu fin<strong>de</strong>n (siehe Seite 7/8).TechnikforschungPrüfstand für Großkomponenten schließt LückeIn <strong>de</strong>n vergangenen Jahren wur<strong>de</strong> die Senkung <strong>de</strong>rStromgestehungskosten im Win<strong>de</strong>nergiebereich vorallem <strong>durch</strong> die Vergrößerung <strong>de</strong>r Anlagen und diedamit verbun<strong>de</strong>ne Ertragssteigerung erreicht. Mit zunehmen<strong>de</strong>rTurmhöhe, Rotorblattlänge und Generatorgrößesteigt aber auch das Anlagengewicht starkan. Da<strong>durch</strong> wer<strong>de</strong>n sowohl Grenzen <strong>de</strong>r Materialbelastbarkeitals auch <strong>de</strong>r logistischen Handhabbarkeit<strong>de</strong>r Komponenten erreicht. Die Auslegung von Anlagenkomponentenerfolgt <strong>de</strong>rzeit über vereinfachen<strong>de</strong>Betriebsfestigkeitsberechnungen, die relativ hohe Sicherheitszuschlägevorsehen. Soll <strong>de</strong>r Materialeinsatzfür Großkomponenten bei gleichen Anfor<strong>de</strong>rungenan die Betriebssicherheit <strong>de</strong>r Anlagen verringert wer<strong>de</strong>n,muss die Materialbeanspruchung unter realenBedingungen noch besser untersucht und in <strong>de</strong>r Auslegungberücksichtigt wer<strong>de</strong>n.


WINDENERGIE 27In <strong>de</strong>m Projekt BeBenXXL entwickelt die Suzlon EnergyGmbH als Koordinator zusammen mit <strong>de</strong>m FraunhoferIWES und <strong>de</strong>r Hochschule für angewandte WissenschaftenHamburg einen Prüfstand für Großkomponenten,insbeson<strong>de</strong>re die Hauptwelle sowie perspektivischunter an<strong>de</strong>rem für die Rotornabe und dieHauptlager. Damit schließt das Projekt die Lücke zwischenGroßprüfstän<strong>de</strong>n, zum Beispiel <strong>de</strong>m Gon<strong>de</strong>lprüfstand,und reinen Materialprüfungen. Die aktuelleAuslegungspraxis soll am Beispiel <strong>de</strong>r Hauptwelleüberprüft wer<strong>de</strong>n, welche als wesentliche strukturelleKomponente die Nabe mit <strong>de</strong>m Getriebe verbin<strong>de</strong>t.Die Ergebnisse sollen aber auch auf an<strong>de</strong>re Bauteileübertragbar sein, so dass die entsprechen<strong>de</strong>nRichtlinien angepasst und zukünftig Bauteile mit<strong>de</strong>utlich geringerem Materialeinsatz gebaut wer<strong>de</strong>nkönnen. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt das Projekt mit rund3,9 Millionen Euro.Standardisierte Ausfalldaten als Grundlage für dieWeiterentwicklung von AnlagenDer Ertrag und damit die Wirtschaftlichkeit einerWin<strong>de</strong>nergieanlage wer<strong>de</strong>n maßgeblich bestimmt<strong>durch</strong> ihre Verfügbarkeit. Dies gilt beson<strong>de</strong>rs für Offshore-Win<strong>de</strong>nergieanlagen,<strong>de</strong>ren Wartung und Reparaturkostenintensiv sind und bei schlechtem Wettersogar für längere Zeiträume unmöglich sein können.Ausgefeilte Instandhaltungsstrategien erfor<strong>de</strong>rnzunächst eine genaue Analyse <strong>de</strong>r typischen Scha<strong>de</strong>nsbil<strong>de</strong>r.In <strong>de</strong>m Verbundprojekt EVW-Phase 2 unter Koordination<strong>de</strong>r Ingenieurgesellschaft Zuverlässigkeit undProzessmo<strong>de</strong>llierung Dres<strong>de</strong>n (IZP) soll die Verfügbarkeitvon Win<strong>de</strong>nergieanlagen mit Hilfe einer Wissensdatenbankund <strong>durch</strong> die Implementierung von Metho<strong>de</strong>nund Werkzeugen für ein zuverlässigkeitsorientiertesBetriebs- und Instandhaltungsmanagementerhöht wer<strong>de</strong>n. Die Projektpartner bauen dazu eineunternehmensübergreifen<strong>de</strong> Scha<strong>de</strong>nsdatenbank auf,in <strong>de</strong>r standardisiert eingebrachte Daten verschie<strong>de</strong>nerBetreiber von Win<strong>de</strong>nergieanlagen zusammen ­getragen wer<strong>de</strong>n. Diese Informationen ermöglichenAuswertungen, die zur Optimierung von Wartungs ­intervallen und zur Weiterentwicklung von beson<strong>de</strong>rsfehleranfälligen Anlagenkomponenten dienen.Durch Einbeziehung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rgesellschaft Win<strong>de</strong>nergieund an<strong>de</strong>re Erneuerbare Energien (FGW e.V.)konnte eine erste Version eines Standards zur Beschreibungvon Zustän<strong>de</strong>n, Ereignissen und <strong>de</strong>renUrsachen implementiert wer<strong>de</strong>n. Durch die Entwicklungeines Vertraulichkeits- und Datensicherheitskonzeptsist es gelungen, mehrere Unternehmen für dieBeteiligung an <strong>de</strong>m Datenpool zu gewinnen. Nungeht es darum, eine Plattform für ein neutrales Branchen-Benchmarkingzu implementieren und Empfehlungenfür die Optimierung von Betrieb und Instandhaltungabzuleiten. Dabei sind auch Beson<strong>de</strong>rheiten<strong>de</strong>s Offshore-Einsatzes im Fokus. Bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>sProjekts errichten die Partner ein <strong>durch</strong>gängigesTest- und Demonstrationssystem, anhand <strong>de</strong>ssen diePraxisrelevanz <strong>de</strong>r Lösung nachgewiesen wer<strong>de</strong>nkann. Interessenten am EVW-Datenpool o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>nEVW-Ergebnissen können sich per E-Mail anDr. Harald Jung, h.jung@izp.<strong>de</strong>, wen<strong>de</strong>n. Das <strong>BMU</strong>för<strong>de</strong>rt EVW-Phase 2 mit rund 830.000 Euro.Ganzheitliches, flexibles Softwaremo<strong>de</strong>llDer Zweck numerischer Simulationen in <strong>de</strong>r Entwicklungvon Win<strong>de</strong>nergieanlagen liegt in <strong>de</strong>r Untersuchungvon innovativen Entwicklungsi<strong>de</strong>en, ohne dieKonzepte technisch umsetzen zu müssen. Das spartZeit und Geld und ermöglicht es, eine Vielzahl vonNach wie vor die wichtigste erneuerbare Energie in Deutschland im Hinblick auf die erzeugte Energiemenge: die Win<strong>de</strong>nergie


28INNOVATION DURCH FORSCHUNGDesignalternativen miteinan<strong>de</strong>r zu vergleichen. In<strong>de</strong>m Projekt OneWind Phase 2 entwickelt das FraunhoferIWES eine Software, mit <strong>de</strong>r sowohl einzelneWin<strong>de</strong>nergieanlagen als auch ganze Windparks analysiertwer<strong>de</strong>n können. Das Softwaresystem soll dazualle Komponenten eines Windparks in einer einzigenobjektorientierten Mo<strong>de</strong>llierung abbil<strong>de</strong>n. Die Topologie,mit <strong>de</strong>r Zusammenhänge zwischen <strong>de</strong>n Komponenten<strong>de</strong>r Simulation, beispielsweise Baugrund,Tragstruktur/Gründung o<strong>de</strong>r Rotorblätter, beschriebenwer<strong>de</strong>n, ist variabel angelegt. So ist die Softwarenicht auf eine einzige Struktur festgelegt. Je nach Fragestellungkann damit auf verschie<strong>de</strong>nen Detaillierungsstufengearbeitet wer<strong>de</strong>n. Der am Beginn einerje<strong>de</strong>n Entwicklung stehen<strong>de</strong> iterative Prozess von Lastenrechnungund Komponentenauslegung soll so vereinfachtund in seiner Fehleranfälligkeit reduziertwer<strong>de</strong>n. In einer ersten Phase entwickelte das IWESbereits Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r einzelnen Komponenten und begannmit <strong>de</strong>r Softwareentwicklung. Nun soll die Softwareumgesetzt wer<strong>de</strong>n. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt Phase 2mit rund 3,6 Millionen Euro, Phase 1 wur<strong>de</strong> mit rund2,5 Millionen Euro unterstützt.ArbeitsschutzMedizinische Erstversorgung auf Offshore-Anlagen<strong>durch</strong> TelemedizinDer Ausbau <strong>de</strong>r Offshore-Win<strong>de</strong>nergienutzungschafft neue Arbeitsplätze. Bedingt <strong>durch</strong> die rauenWetterbedingungen an Offshore-Standorten sind dieTechniker, die Anlagen zu Wartungs- o<strong>de</strong>r Reparaturarbeitenaufsuchen, beson<strong>de</strong>ren Unfallgefahren aus-Riesig und stabil, leicht und kostengünstig <strong>–</strong> das Rotorblatt <strong>de</strong>r ZukunftEin Rotorblatt für Onshore-Anlagenvon rund 60 Metern Länge wiegt in<strong>de</strong>r aktuellen Bauweise im Schnitt10 bis 15 Tonnen. Blätter für Offshore-Anlagenkönnten zukünftig biszu 100 Meter lang sein. Damit wür<strong>de</strong>nsie nach heutiger Bauweise <strong>de</strong>utlichüber 80 Tonnen wiegen <strong>–</strong> zuschwer und unhandlich, um auf hoherSee verbaut zu wer<strong>de</strong>n.Die <strong>Forschung</strong>sansätze rund um dasThema Rotor sind zahlreich. Aktuellwird unter an<strong>de</strong>rem in <strong>de</strong>m vom <strong>BMU</strong>geför<strong>de</strong>rten Projekt Smart Bla<strong>de</strong>s untersucht,wie sich <strong>durch</strong> intelligent steuerbareRotorblätter Materialbelastungenverringern lassen, was eine Gewichtsersparnisbeim Blattaufbau ermöglichenwür<strong>de</strong>. Projektpartner hierbei sind dasDeutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt(DLR), das Fraunhofer-Institut fürWin<strong>de</strong>nergie und Energiesystemtechnik (IWES) sowiedie Universitäten Hannover und Ol<strong>de</strong>nburg. Auf Grund ­lage <strong>de</strong>s Know-hows aus <strong>de</strong>r Luftfahrtforschung befasstsich das DLR innerhalb <strong>de</strong>s Bereiches Win<strong>de</strong>nergiemit <strong>de</strong>m Thema Rotorblatt. Bernhard Milow undSarina Keller vom DLR haben die wichtigsten <strong>Forschung</strong>sansätzein einem Interview dargestellt.Gibt es <strong>de</strong>n typischen Aufbau eines Rotorblattes?Milow: Im Normalfall baut man zuerst zwei Schalen,die anschließend zusammengeklebt wer<strong>de</strong>n. Innenbefin<strong>de</strong>t sich ein Hohlraum, je nach Größe <strong>de</strong>s Blatteswer<strong>de</strong>n dort Verstärkungen aus vorgefertigtenTeilen eingebaut. Typisch ist, dass die Außenhaut <strong>de</strong>rBlätter zumin<strong>de</strong>st in Teilen wie ein Sandwich aufgebautist <strong>–</strong> zuerst eine Gewebelage, dann ein Zwischenmaterialund noch eine zweite Gewebelage.Muss an diesem Aufbau für die Zukunft etwasgeän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n?Milow: Die bisherigen Blätter können nicht beliebiggrößer gebaut wer<strong>de</strong>n. Die Blätter wer<strong>de</strong>n zu schwer,zu unhandlich und zu teuer. Im Moment wird relativviel Material verbaut, um sicher zu sein, dass sich dieBlätter lange stabil im Wind drehen. Die Ziele sindhier ein optimiertes Design und darauf abgestimmteProduktionsprozesse, damit die Blätter wesentlichleichter wer<strong>de</strong>n und trotz<strong>de</strong>m so sicher halten wiebisher. Lösungen bietet hier die Leichtbaukonstruktion.Der entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Unterschied ist, dass dabei dieStabilität nicht mehr in <strong>de</strong>r Außenhülle liegt, son<strong>de</strong>rndass diese sehr dünn sein kann und eine Gerippekonstruktiondarunter die Kräfte aufnimmt.Das heißt, die Vorgabe „längere Blätter“ muss<strong>durch</strong> <strong>Forschung</strong> und Entwicklung umgesetzt wer<strong>de</strong>n.Welche weiteren Herausfor<strong>de</strong>rungen ergebensich daraus?Keller: Die Unternehmen gehen jetzt in neue Gefil<strong>de</strong>,mit neuen Strukturen und neuen Materialien. Es wirdzum Beispiel an Kohlefaser geforscht. Man versuchtauch, die Blätter elastischer zu bauen, damit die Lasten,die auf ein Blatt treffen, besser verarbeitet wer<strong>de</strong>n.Sehr starre Rotorblätter können auf Dauer zuMaterialproblemen und somit zu Stabilitätsproblemenführen. Das ist eine Design-Frage, eine Auslegungsfrage,die jetzt mit <strong>de</strong>n Material- und Strukturfragenim Rotorblattbereich zusammenfällt. Gleich­


WINDENERGIE 29gesetzt. Dabei erschwert die Lage <strong>de</strong>r Windparks <strong>–</strong>häufig viele Kilometer von <strong>de</strong>r Küste entfernt <strong>–</strong> einEingreifen von externen Helfern. Während die entsprechen<strong>de</strong>nAbläufe für Onshore-Win<strong>de</strong>nergieanlagenbereits reguliert sind, gibt es für die Versorgungverunglückter o<strong>de</strong>r akut erkrankter Personen imOffshore-Bereich noch kein Konzept.Um diesem Problem zu begegnen, wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m ProjektSOS <strong>–</strong> Sea and Offshore Safety <strong>de</strong>s TelemedizinzentrumsCharité und <strong>de</strong>r Klinik für Anästhesiologieund Intensivmedizin <strong>de</strong>r Charité-UniversitätsmedizinBerlin zusammen mit <strong>de</strong>r EWE Vertrieb GmbH Prozess-und Technikkonzepte für eine Notfallversorgungauf Offshore-Anlagen entwickelt und erprobt. DasProjekt sieht vor, Telemedizin einzusetzen, die dieräumliche Distanz zwischen <strong>de</strong>m Arzt auf <strong>de</strong>m LandRettungseinsatz an einer Offshore-Win<strong>de</strong>nergieanlagezeitig muss dabei die Gesamtanlage betrachtet wer<strong>de</strong>n,da Lasten auf die ganze Struktur wirken.Gibt es das optimale Material? Sie sagten gera<strong>de</strong>schon Kohlefaser…Keller: Das ist eines <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sthemen, weil es sichum ein beson<strong>de</strong>rs stabiles und gleichzeitig leichtesMaterial han<strong>de</strong>lt. Allerdings ist <strong>de</strong>r Einsatz von Kohlefaserin <strong>de</strong>n Gewebelagen eine große Kosten frage, soweit ist man im Win<strong>de</strong>nergiebereich noch nicht. Hierwird meistens nur Glasfaser verbaut. Nur in wenigenAusnahmen setzten die Hersteller Kohlefaser für Teile<strong>de</strong>s Rotorblatts ein und auch hier im Verbund mitGlasfaser. Neben <strong>de</strong>n Gewebelagen sind die Zwischenlagenzum Beispiel aus Holzcomposites ein Thema,die bei <strong>de</strong>r Sandwich-Struktur verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.Gibt es wegen <strong>de</strong>s Gewichts auch einen Trend zuschlankeren Blatt<strong>de</strong>signs?Milow: Der Trend ist auf je<strong>de</strong>n Fall da. Das be<strong>de</strong>utetaber auch, dass leichtere Blätter elastischer sind: DasBlatt darf nicht so elastisch sein, dass es gegen <strong>de</strong>nTurm schlägt. Zukünftig können Anlagenbauer dasabfangen, in<strong>de</strong>m man die einzelnen Blätter aktiversteuert. Das sind die sogenannten Smart Bla<strong>de</strong>s. Dasist ein relativ komplexes System, weil man dafür genauwissen muss, welcher Wind auf die Anlage trifft.Seit wann gibt es <strong>de</strong>nn die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Smart Bla<strong>de</strong>s?Milow: Die I<strong>de</strong>e ist bestimmt schon zehn Jahre alt.Den Flügel zu steuern, um <strong>de</strong>n Ertrag zu optimieren,<strong>de</strong>r Gedanke liegt nicht fern. Die Herausfor<strong>de</strong>rungensind jedoch groß: Solche Rotorblätter sind komplizierterund teurer in <strong>de</strong>r Herstellung. Wir müssen daherin einer kostengünstigen Konstruktion und Produktionarbeiten. Damit sich <strong>de</strong>r Aufwand lohnt, müssendie Rotorblätter auch eine lange Lebensdauer haben.Mit diesen optimierten Rotorblättern können wir jetztallerdings die <strong>de</strong>utsche Position auf <strong>de</strong>m Weltmarktbeeinflussen, wenn wir da voranschreiten können.Wir als DLR forschen natürlich nicht allein, son<strong>de</strong>rnim Verbund mit mehreren <strong>Forschung</strong>seinrichtungenin Deutschland. Daraus entsteht ein Mehrwert, weilwir nicht nur Teilaspekte optimieren, son<strong>de</strong>rn uns abstimmenund das Gesamtsystem betrachten können.Keller: In <strong>de</strong>n letzten zehn Jahren hat die Windindustriesehr viel am Verkaufsvolumen gearbeitet. Jetzt istein Punkt erreicht, an <strong>de</strong>m man einen Schritt zurückgehenund sich die Technologie nochmal anschauenmuss. Jetzt ist <strong>de</strong>r Zeitpunkt für Hersteller und Entwickler,sich zum Beispiel mit <strong>de</strong>n Smart Bla<strong>de</strong>s auseinan<strong>de</strong>rzusetzen.Ein an<strong>de</strong>rer Entwicklungsaspekt ist die automatisierteProduktion. Ginge das in die Richtung, dieProduktion billiger zu gestalten?Milow: Das eine ist <strong>de</strong>r Kostenaspekt, das an<strong>de</strong>re istaber auch die Qualität und überhaupt die Möglichkeit,<strong>de</strong>signgerecht zu produzieren. Durch die kostenoptimierteProduktion sind bisher gewisse Einschränkungenvorgegeben. Man kann bestimmte Gewebe lagennur in einer gewissen Weise anbringen, damit Aufwandund Kosten nicht zu groß wer<strong>de</strong>n. Der Konstrukteurwür<strong>de</strong> gern mehr Beson<strong>de</strong>rheiten einbauen unddie Materiallagen nur da platzieren, wo sie benötigtwer<strong>de</strong>n. Das könnte man mit <strong>de</strong>r Automatisierung<strong>de</strong>utlich vorantreiben, bis hin zur einzelnen Faser ­ablage <strong>durch</strong> Roboter. Bereits häufig automatisiertsind die Nachbearbeitungsschritte, zum Beispiel dasLackieren. Generell ist man mit <strong>de</strong>r Automatisierungallerdings noch weitgehend im <strong>Forschung</strong>sstadium. ■Bernhard Milow ist Direktor <strong>de</strong>s Programms Energie <strong>de</strong>s DLRSarina Keller ist Programmbeauftragte Energie <strong>de</strong>s DLR


30INNOVATION DURCH FORSCHUNGVier Jahre Offshore <strong>–</strong> vier Jahre Erkenntnisgewinn <strong>durch</strong> die<strong>Forschung</strong>sinitiative RAVESie sind Pioniere auf See: die Erbauer, Betreiberund Forscher <strong>de</strong>s mitten in <strong>de</strong>r Nordsee gelegenenWindparks alpha ventus. Die zwölf im Jahr 2009errichteten 5-Megawatt-Anlagen bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n ersten<strong>de</strong>utschen Offshore-Windpark, zugleich ein Offshore-Testfeld.Obwohl es mittlerweile viele weitereBauprojekte gibt, han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>r Offshore-Win<strong>de</strong>nergienoch immer um eine jungeBranche, in <strong>de</strong>r noch viele Erfahrungen gemachtwer<strong>de</strong>n müssen. Die Anlagen wur<strong>de</strong>n in Wassertiefenvon 30 Metern und in 45 Kilometern Entfernungvon <strong>de</strong>r Insel Borkum errichtet und sollen dort20 Jahre lang zuverlässig Strom produzieren. Bauherrund Betreiber von alpha ventus ist ein Konsortium<strong>de</strong>r Energieversorger EWE, E.ON und Vattenfall (DOTIGmbH & Co. KG). Das Ziel <strong>de</strong>s Testfelds besteht darin,die Technologie sowie alle dazugehörigen Abläufe sozu optimieren, dass die notwendige Zuverlässigkeiterreicht, die Umwelt geschont und zu<strong>de</strong>m die Kostenso weit gesenkt wer<strong>de</strong>n, dass Strom aus Offshore-Windparks wirtschaftlich erzeugt wer<strong>de</strong>n kann. Berücksichtigtwer<strong>de</strong>n müssen neben <strong>de</strong>r Anlagentechnologieinsbeson<strong>de</strong>re die Umgebungsbedingungenwie Baugrund, Wellen, Wetter, aber auch die Einflüsseauf die Umwelt und <strong>de</strong>r Arbeitsschutz <strong>de</strong>s dort tätigenPersonals. Die mit Mitteln <strong>de</strong>s <strong>BMU</strong> geför<strong>de</strong>rte<strong>Forschung</strong>sinitiative RAVE, kurz für Research at alphaventus, mit über 150 beteiligten Wissenschaftlerinnenund Wissenschaftlern hat im Jahr <strong>2012</strong> dieersten Projekte erfolgreich abgeschlossen. Auf einerinternationalen Konferenz im Mai <strong>2012</strong> in Bremerhavenpräsentierten sie ihre Erkenntnisse, auch um diesein <strong>de</strong>n weiteren Ausbau <strong>de</strong>r Offshore-Win<strong>de</strong>nergieeinzubringen. Da allein die Auflistung <strong>de</strong>r Highlights<strong>de</strong>n an dieser Stelle zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Platzweit überschreiten wür<strong>de</strong>, wer<strong>de</strong>n hier zwei <strong>de</strong>rUntersuchungs gegenstän<strong>de</strong> beispielhaft dargestellt.Maßnahmen gegen KolkeVerschie<strong>de</strong>ne Einflüsse wie Wasserströmung, Gezeitenund Wellen führen dazu, dass die Bo<strong>de</strong>nschichtenum die Gründungsstrukturen mit <strong>de</strong>r Zeit aus ­gespült wer<strong>de</strong>n können. Hier<strong>durch</strong> entstehen Vertiefungenim Meeresbo<strong>de</strong>n, sogenannte Kolke. Durchdas Testfeld alpha ventus konnte die zeitliche undräum li che Entwicklung von Kolken an Mehrbein-Fundamenten mittels Echoloten vor Ort erfasst wer<strong>de</strong>n.In <strong>de</strong>m Projekt RAVE-Geologie wur<strong>de</strong>n stationäreEcholote an <strong>de</strong>n Anlagen AV7 (Gründung: Tripod)und AV4 (Gründung: Jacket) installiert, <strong>durch</strong> die seit2009 kontinuierlich <strong>de</strong>r Abstand <strong>de</strong>r Gründungenzum Meeresbo<strong>de</strong>n gemessen wird. Die Werte einesam südöstlichen Pfahl <strong>de</strong>r AV7 angebrachten Echolotszeigten zum Beispiel eine Vertiefung <strong>de</strong>s Kolksum 1,7 Meter Anfang 2010, die Anfang 2011 auf2,5 Meter und Anfang <strong>2012</strong> auf 3,4 Meter angestiegenist.Neben <strong>de</strong>r Messung <strong>durch</strong> stationäre Echolote wird<strong>de</strong>r Meeresbo<strong>de</strong>n um die bei<strong>de</strong>n ausgewählten Anlagenherum zu<strong>de</strong>m jährlich vom <strong>Forschung</strong>sschiffWEGA <strong>de</strong>s <strong>Bund</strong>esamts für Seeschifffahrt und Hydrographie(BSH) untersucht. Bei <strong>de</strong>n hierbei entstehen<strong>de</strong>n2D- und 3D-Abbildungen <strong>de</strong>r Kolk-Morphologiezeigte sich, dass die Art und Weise <strong>de</strong>r Kolkbildungstark von <strong>de</strong>r Konstruktion <strong>de</strong>s Fundaments beeinflusstwird, wobei die Jacket-Gründung ein geringeresKolkverhalten aufweist als die Tripod-Gründung.Transport von Jacket-Gründungen für alpha ventusVorbereitung <strong>de</strong>r Tripods für <strong>de</strong>n Einsatz in alpha ventus


WINDENERGIE 31Auf Grundlage <strong>de</strong>r Ergebnisse an <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sanlageAV7, parallelen Untersuchungen in einem künstlichangelegten Wellenkanal <strong>de</strong>r Universität Hannoversowie numerischer Simulation <strong>de</strong>r Kolkprozessewur<strong>de</strong> die Konstruktion <strong>de</strong>r Gründung daraufhinmodifiziert, um die Kolkbildung zu reduzieren. Darüberhinaus wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>m Projekt RAVE GIGAWINDalpha ventus ein innovatives, extern angebrachtesKolkschutzsystem entwickelt, <strong>durch</strong> das die Kolktiefenum die Pfähle eines Mo<strong>de</strong>ll-Tripods zum Teil<strong>de</strong>utlich verringert wer<strong>de</strong>n konnten. Durch alphaventus kann die Entwicklung <strong>de</strong>r Auskolkungen an<strong>de</strong>n Gründungen weiterhin über längere Zeit undinsbeson<strong>de</strong>re auch nach auftreten<strong>de</strong>n Extremereignissenwie Stürmen beobachtet wer<strong>de</strong>n. Die bisherigenErkenntnisse wur<strong>de</strong>n im November <strong>2012</strong> in einemFachgespräch im BSH gemeinsam mit Windanlagenherstellern,<strong>de</strong>r Universität Hannover und Behör<strong>de</strong>nvertreterndiskutiert, um ihren Eingang in dieOffshore-Praxis zu unterstützen. Die Expertenrun<strong>de</strong>zum Thema Kolk soll fortgeführt wer<strong>de</strong>n.Tragfähigkeit von GründungenDie zyklischen Einwirkungen <strong>durch</strong> Wind, Wellenund Anlagenbetrieb haben Auswirkungen auf dieTragfähigkeit und Verformung <strong>de</strong>r Gründungsstrukturen.In <strong>de</strong>m Projekt Entwicklung eines anwendungsorientiertenBemessungs- und Überwachungsmo<strong>de</strong>llsfür Offshore-Gründungskonstruktionenunter zyklischer Belastung wur<strong>de</strong>n dieseAuswirkungen untersucht. Für Mehrpfahlgründungenbot sich <strong>durch</strong> die in alpha ventus verbautenGründungsformen Tripod und Jacket die Gelegenheit,Laborversuche mit Messungen am Objekt zukombinieren. Anhand von Mo<strong>de</strong>llversuchen wur<strong>de</strong>für diese Gründungstypen ein Rechenverfahren entwickelt,das <strong>durch</strong> Messdaten aus alpha ventus überprüftund validiert wur<strong>de</strong>. Damit können eine unterzyklisch auftreten<strong>de</strong>n Zug- und Druckkräften infolgevon Wind und Wellen entstehen<strong>de</strong> mögliche Degradation<strong>de</strong>r Pfahltragfähigkeit sowie eine möglicheSchiefstellung <strong>de</strong>r Gründung im Voraus berechnetwer<strong>de</strong>n.Das Nachweisverfahren und weitere Erkenntnissesind in die Anwendungshinweise für die konstruktiveAusführung von Offshore-Win<strong>de</strong>nergieanlagen <strong>de</strong>s<strong>Bund</strong>esamts für Seeschifffahrt und Hydrographie(BSH) sowie in die Empfehlungen <strong>de</strong>s ArbeitskreisesPfähle (EA Pfähle) <strong>de</strong>r Deutschen Gesellschaft fürGeotechnik e.V. (DGGT) eingegangen.Das <strong>BMU</strong> hat die <strong>Forschung</strong>sinitiative RAVE (also Projekte,die in alpha ventus <strong>durch</strong>geführt wur<strong>de</strong>n beziehungsweisewer<strong>de</strong>n und Projekte, die Daten ausalpha ventus nutzen) bisher in insgesamt 39 Einzelvorhabenmit einem Gesamtbudget von rund 60,7 Mil ­lionen Euro geför<strong>de</strong>rt. ■und <strong>de</strong>m Notfallgeschehen vor Ort per Telekommunikationso lange überbrückt, bis ein Rettungsteam eintrifft.Die Mitarbeiter sollen befähigt wer<strong>de</strong>n, unterAnleitung auch über längere Zeiträume vor Ort Hilfezu leisten. Bei <strong>de</strong>r Evaluierung sinnvoller Lösungenwer<strong>de</strong>n die Grenzen berücksichtigt, die bei einer notfallmedizinischenBehandlung <strong>durch</strong> Laien, auchwenn diese geschult sind und angeleitet wer<strong>de</strong>n, bestehen.Es wird zum Beispiel darauf geachtet, dassdie auf <strong>de</strong>n Anlagen angebrachten Systeme einfachund intuitiv zu bedienen sind.Zunächst startet das Projekt mit <strong>de</strong>r Erfassung aktuellerVersorgungsmöglichkeiten, um auf dieser Basisein Kommunikations-, Datenerhebungs- und Datennutzungskonzeptzu erstellen. Davon ausgehend wer<strong>de</strong>ngeeignete Geräte und Systeme ausgewählt. Diewährend eines Einsatzes entstan<strong>de</strong>nen Daten sollendirekt an eine Erst- und Weiterversorgungsklinik geleitetwer<strong>de</strong>n. Innerhalb <strong>de</strong>r Arbeiten wer<strong>de</strong>n Übungs ­szenarien entwickelt und umgesetzt, um die telemedizinischenModule unter realen Bedingungen zutesten. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt das Vorhaben mit rund940.000 Euro.Technologische Lösungen zur Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>rUmweltbelastungen <strong>durch</strong> die Win<strong>de</strong>nergieVorhersage von Schallmin<strong>de</strong>rungspotenzial <strong>durch</strong>SimulationenUm marines Leben zu schützen, müssen Offshore-Win<strong>de</strong>nergieanlagen möglichst schallarm errichtetwer<strong>de</strong>n. Deshalb wer<strong>de</strong>n schon seit Jahren unterschiedlicheSchalldämmungskonzepte entwickelt, diedie Geräuschemissionen beim Rammen <strong>de</strong>r Gründungspfählemin<strong>de</strong>rn sollen. Zum Einsatz kommenzum Beispiel Blasenschleier, <strong>de</strong>ren im Wasser aufsteigen<strong>de</strong>Luftbläschen die Schallausbreitung <strong>de</strong>utlichreduzieren. Die meisten Schallschutzmaßnahmenbefin<strong>de</strong>n sich allerdings noch im Konzeptstadium.Da sie in die Prozesse zur Installation <strong>de</strong>r Fundamenteeingreifen, können Praxistests für das jeweiligeBauvorhaben zeitliche Verzögerungen und somitwirtschaftliche Verluste be<strong>de</strong>uten.Das Institut für Mo<strong>de</strong>llierung und Berechnung <strong>de</strong>rTU Hamburg-Harburg als Koordinator entwickelt nunzusammen mit <strong>de</strong>m Institut für Geotechnik und Baubetriebsowie <strong>de</strong>m Institut für Statik und Dynamik<strong>de</strong>r Leibniz Universität Hannover und <strong>de</strong>r AbteilungGeophysik am Institut für Geowissenschaften <strong>de</strong>rChristian-Albrechts-Universität zu Kiel innerhalb <strong>de</strong>sProjekts BORA leistungsfähige Simulationsmo<strong>de</strong>llefür die Entstehung und Ausbreitung <strong>de</strong>s Rammschallsunter Wasser. Damit sollen vorab Aussagenüber das Schallmin<strong>de</strong>rungspotenzial bestimmter


32WINDENERGIESysteme getroffen wer<strong>de</strong>n, ohne dass diese in aufwendigenOffshore-Tests untersucht wer<strong>de</strong>n müssen.Darüber hinaus wird ein Expertensystem für einenbreiten Anwen<strong>de</strong>rkreis wie etwa Genehmigungs- undNaturschutzbehör<strong>de</strong>n, Zertifizierer und Biologen entwickelt.Die Simulationsmo<strong>de</strong>lle wer<strong>de</strong>n <strong>durch</strong> umfangreicheOffshore-Messkampagnen, die begleitendzur Errichtung von Windparks <strong>durch</strong>geführt wer<strong>de</strong>n,validiert. Die erste Messkampagne wur<strong>de</strong> AnfangSeptember <strong>2012</strong> rund 90 Kilometer nordwestlich vonBorkum im Baufeld BARD Offshore 1 erfolgreich abgeschlossen.Messungen in zwei weiteren Windparkssind für 2013 und 2014 geplant. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rtBORA mit insgesamt 5,6 Millionen Euro.Optimiertes Rotorblatt<strong>de</strong>sign für leiseren BetriebUm Win<strong>de</strong>nergie onshore weiter auszubauen, istRepowering <strong>–</strong> <strong>de</strong>r Ersatz alter Anlagen <strong>durch</strong> neue,leistungsstärkere Anlagen <strong>–</strong> die wichtigste Metho<strong>de</strong>,bestehen<strong>de</strong> Standorte intensiver zu nutzen. Dabeiwird ein Augenmerk auch auf die Schallemissionen<strong>de</strong>r neuen Anlagen gerichtet. Möglichst leise Rotorblätterför<strong>de</strong>rn sowohl die Akzeptanz in <strong>de</strong>r Bevölkerungals auch die Wirtschaftlichkeit eines Windparks.Bei gleichem Schall wird dann mehr Leistungproduziert, ein Vorteil auch hinsichtlich <strong>de</strong>r Betriebsgenehmigungenfür die Parks.Eine zentrale Geräuschquelle von Win<strong>de</strong>nergieanlagensind die Hinterkanten <strong>de</strong>r Rotorblätter. Die Ur ­sache dafür liegt in <strong>de</strong>r Blatt-Grenzschicht, einer dünnenLuftschicht, die direkt am Rotorblatt anliegt. DerSchall entsteht <strong>durch</strong> eine Wechselwirkung von turbulentenDruckschwankungen in dieser Schicht mit<strong>de</strong>r Hinterkante. In <strong>de</strong>m Projekt ActiQuiet untersuchtdas Institut für Aerodynamik und Gasdynamik (IAG)an <strong>de</strong>r Universität Stuttgart mit Unterstützung <strong>de</strong>rUniversität Tel Aviv, wie eine aktive Beeinflussung<strong>de</strong>r Luftströmung an dieser Stelle <strong>de</strong>n Geräuschpegelreduzieren kann.Im Gegensatz zu passiven Maßnahmen, zum Beispiel<strong>de</strong>m Anbringen von Bürsten, können aktive Maßnahmenoptimal auf <strong>de</strong>n jeweiligen Anströmzustand abgestimmtwer<strong>de</strong>n. Das Vorhaben baut auf einem<strong>durch</strong> das <strong>BMU</strong> geför<strong>de</strong>rten Projekt auf, das bereitsin Simulationen und Versuchen bestätigt hat, dasssich gezieltes, flächiges Absaugen <strong>de</strong>r Grenzschichtlärmmin<strong>de</strong>rnd auswirkt. In ActiQuiet sollen diese Ergebnissenun auf ein dreidimensional umströmtesRotorblatt übertragen und eine integrierbare Absaugkonfigurationmit möglichst geringem Leistungsbedarferarbeitet wer<strong>de</strong>n. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt das Projektmit rund 380.000 Euro. ■Offshore-Messkampagne während <strong>de</strong>r Errichtung <strong>de</strong>s Windparks BARD Offshore 1: Kleiner Blasenschleier SBC2 <strong>de</strong>r Firma MENCK


INNOVATION DURCH FORSCHUNG 33PHOTOVOLTAIKEine von 1,3 Millionen Photovoltaikanlagen in Deutschland im Jahr <strong>2012</strong>Die Zubauzahlen für Photovoltaik lagen in <strong>de</strong>nletzten drei Jahren jeweils <strong>de</strong>utlich über 7 Gigawatt.Dies hat dazu geführt, dass seit En<strong>de</strong> <strong>2012</strong>rund 1,3 Millionen Anlagen an das <strong>de</strong>utsche Netzangeschlossen sind. In jüngster Zeit wur<strong>de</strong> dieEntwicklung von einem <strong>de</strong>utlichen Preisverfallgetrieben, <strong>de</strong>r die Branche weltweit vor eineharte Bewährungsprobe stellt.Schwerpunkte <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rungvor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>rMarkt- und Technologieentwicklung<strong>2012</strong> wur<strong>de</strong>n weltweit Photovoltaikanlagen mit einerGesamtleistung zwischen 30 und 35 Gigawatt installiert,davon allein 16 bis 20 Gigawatt in Europa. Der<strong>de</strong>utsche Markt liegt mit mehr als 7,6 Gigawatt nochüber <strong>de</strong>m Rekordniveau von 2010 (7,4 Gigawatt) und2011 (7,5 Gigawatt). Ein Großteil <strong>de</strong>r Anlagen wur<strong>de</strong>bis En<strong>de</strong> Oktober installiert. Somit waren gegen Jahresen<strong>de</strong><strong>2012</strong> in Deutschland rund 32,4 GigawattPhotovoltaik an das Stromnetz angeschlossen. Trotz<strong>de</strong>mhaben globale Produktionsüberkapazitäten zudrastisch fallen<strong>de</strong>n Preisen von Solarmodulen geführt,die größtenteils ein Niveau unterhalb <strong>de</strong>r Fertigungskostenerreichten. Die Konsequenz waren hoheVerluste bei nahezu allen Unternehmen weltweit undinfolge<strong>de</strong>ssen Insolvenzen, Geschäftsaufgaben undÜbernahmen <strong>–</strong> auch in Deutschland.Auch für 2013 wird ein schwieriges Geschäftsumfel<strong>de</strong>rwartet, da davon ausgegangen wird, dass <strong>de</strong>r Weltmarktstagniert und die Überkapazitäten nur langsamabgebaut wer<strong>de</strong>n. Für die weitere Entwicklung<strong>de</strong>r Photovoltaik stellen sich damit Aufgaben auf unterschiedlichenEbenen. Sämtliche Fertigungsschrittemüssen signifikante Kostenreduktionspotenziale erschließen.Die heutigen Fertigungskosten von rund0,80 Euro pro Watt auf Modulebene müssen auf unter0,60 Euro pro Watt gesenkt wer<strong>de</strong>n. Für die <strong>de</strong>utschenUnternehmen be<strong>de</strong>utet das, qualitativ hochwertigeProdukte zu entwickeln, um so ihre Marktanteilewie<strong>de</strong>r auszubauen. Die Basis sowohl für Kostensenkungenals auch für Produktverbesserungen sindweiterentwickelte, hocheffiziente Zell- und Modulkonzepteund die dazugehörigen Fertigungsanlagen.Angesichts niedriger Modulpreise geraten zu<strong>de</strong>m dieSystemkosten stärker in <strong>de</strong>n Fokus. Auch hier sind<strong>de</strong>utliche Kostensenkungen notwendig, unter an<strong>de</strong>rem<strong>durch</strong> preiswertere, leistungsfähigere Wechselrichtero<strong>de</strong>r Standardisierung bei <strong>de</strong>r Montage. Wegen<strong>de</strong>r inzwischen teilweise hohen Netz<strong>durch</strong>dringung<strong>de</strong>r Photovoltaik sind Maßnahmen zum Leistungsausgleichauf <strong>de</strong>zentraler Ebene (Steigerung <strong>de</strong>s


34INNOVATION DURCH FORSCHUNGQuelle: <strong>BMU</strong>Ausgaben in Mio. Euro50403039,3 38,1 38,134,130,532,351,7201002006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong>Kristallines Silizium Dünnschichttechnologien System, SonstigesPhotovoltaik: Jährliche Projektför<strong>de</strong>rmittel zwischen 2006 und <strong>2012</strong>Eigenverbrauchs, Speicherung) zu entwickeln undumzusetzen, um einen sicheren Netzbetrieb zu gewährleisten.Die Geschäftsaufgaben von SCHOTT Solar zum kristallinenSilizium, Schüco/Malibu und Bosch Solar zurSiliziumdünnschichttechnologie sowie die Insolvenzenvon Q-Cells, Sovello (bei<strong>de</strong> kristallines Silizium),Inventux (Siliziumdünnschichttechnologie) undSoltecture (CIGS) schränken die Breite <strong>de</strong>r angewandten<strong>Forschung</strong> aktuell insgesamt <strong>de</strong>utlich ein, da sichdie <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rung auch an <strong>de</strong>n Verwertungsmöglichkeitenzu orientieren hat. Doch auch wenndie schwierige wirtschaftliche Situation <strong>de</strong>r Photovoltaikindustrie<strong>durch</strong> <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rung nicht wesentlichbeeinflusst wer<strong>de</strong>n kann, bleibt es eine zentraleAufgabe, dass die Unternehmen <strong>durch</strong> die hiermitermöglichten technologischen Weiterentwicklungenbei Produktinnovationen unterstützt wer<strong>de</strong>n.Dazu trägt ebenfalls die laufen<strong>de</strong> <strong>BMU</strong>-För<strong>de</strong>rung<strong>de</strong>r <strong>Innovation</strong>sallianz Photovoltaik als gemeinsameAktivität von <strong>BMU</strong> und <strong>Bund</strong>esforschungsministerium(BMBF) bei, die bereits jetzt erkennbare positiveEffekte aufweist. So wur<strong>de</strong>n seit Start <strong>de</strong>r Initiativeim Sommer 2010 laut einer Erhebung <strong>de</strong>s <strong>Bund</strong>esverbandsSolarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) bis zum Herbst<strong>2012</strong> bereits rund 260 Millionen Euro seitens <strong>de</strong>r Industriezusätzlich für <strong>Innovation</strong>en aufgewen<strong>de</strong>t.Der Deutsche Umweltpreis <strong>de</strong>r Deutschen <strong>Bund</strong>esstiftungUmwelt (DBU) für das Jahr <strong>2012</strong> honoriert ebenfallsdie langjährige Photovoltaik-<strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rung.Die drei Preisträger haben mit ihren Unternehmeno<strong>de</strong>r Instituten bereits an vielen verschie<strong>de</strong>nenvom <strong>BMU</strong> geför<strong>de</strong>rten Projekten mitgearbeitet: GüntherCramer, Mitbegrün<strong>de</strong>r und Aufsichtsratschef <strong>de</strong>rSMA Solar Technology AG, Dr. Andreas Bett, stellvertreten<strong>de</strong>rLeiter <strong>de</strong>s Fraunhofer-Instituts für SolareEnergiesysteme (ISE) und Hansjörg Lerchenmüller,Geschäftsführer <strong>de</strong>r Soitec Solar GmbH, teilen sichQuelle: <strong>BMU</strong>Mio. Euro80 74,37068,36050 43,4 41,639,739,84031,430201002006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong>Photovoltaik: Entwicklung <strong>de</strong>s Neubewilligungsvolumens seit 2006


PHOTOVOLTAIK 35<strong>de</strong>n mit 500.000 Euro höchstdotierten UmweltpreisEuropas.Bei <strong>de</strong>n <strong>2012</strong> neu begonnenen Vorhaben wur<strong>de</strong> dieanwendungsnahe <strong>Forschung</strong> weiter verstärkt, umeine schnelle Umsetzbarkeit zu för<strong>de</strong>rn. Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>ein Schwerpunkt bei <strong>de</strong>r Weiterentwicklung etablierterTechnologien gesetzt. Das Hauptaugenmerkbei <strong>de</strong>n geför<strong>de</strong>rten Photovoltaik-Technologien liegtauf <strong>de</strong>r Entwicklung von Zellen, Modulen und zugehörigenFertigungstechniken, die sich neben einersignifikanten Kostensenkung und Leistungssteigerungauch <strong>durch</strong> eine <strong>de</strong>utliche Qualitätssteigerungauszeichnen. Parallel wur<strong>de</strong>n <strong>Forschung</strong>svorhaben<strong>de</strong>s Anlagenbaus geför<strong>de</strong>rt, die Konzepte zur Realisierunginnovativer Prozesse, zur Verwendung neuerMaterialien und für eine effiziente Produktion um ­fassen. Die Thematik <strong>de</strong>r Netzintegration wird größtenteilsim För<strong>de</strong>rschwerpunkt SystEEm (siehe Seite17 ff.) behan<strong>de</strong>lt.Inhaltlich liegen die Schwerpunkte <strong>de</strong>r <strong>BMU</strong>-<strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rungweiter auf <strong>de</strong>r Siliziumwafer-Technologie,<strong>de</strong>n Dünnschichttechnologien auf Basis vonSilizium und CIGS-Verbindungshalbeitern (Materialaus Kupfer, Indium, Gallium und Selen), <strong>de</strong>r Systemtechniksowie auf alternativen Solarzellenkonzeptenund neuen <strong>Forschung</strong>sansätzen, zum Beispiel <strong>de</strong>rkonzentrieren<strong>de</strong>n Photovoltaik. Die Solarzelle auskristallinem Silizium hält <strong>2012</strong> weiterhin <strong>de</strong>n größtenMarktanteil <strong>de</strong>r Solarzellentypen. Die Fertigungs ­kosten dieser Technologie haben sich seit 1976 von75 auf heute <strong>de</strong>utlich unter einem Euro pro Wattreduziert. Die Modulleistung soll in <strong>de</strong>n nächstenJahren von heute 240 bis 250 Watt auf weit über300 Watt erhöht wer<strong>de</strong>n <strong>–</strong> mit weiteren Kostenreduktionen.Bei <strong>de</strong>n Dünnschichttechnologien gibt es diegrößten Erfolge bei <strong>de</strong>r Weiterentwicklung <strong>de</strong>r CIGS-Zellen. Dort konnte eine kontinuierliche Steigerung<strong>de</strong>s Wirkungsgrads erreicht wer<strong>de</strong>n.Aufgrund <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich erhöhten Neubewilligungen<strong>de</strong>r letzten bei<strong>de</strong>n Jahre wur<strong>de</strong> im Jahr <strong>2012</strong> im BereichPhotovoltaik ein Mittelabfluss von rund 51,7 Mil ­lionen Euro erreicht, <strong>de</strong>r um 37 Prozent über <strong>de</strong>mMittelwert <strong>de</strong>r letzten vier Jahre liegt. Das Neubewilligungsvolumenlag <strong>2012</strong> mit 68,3 Millionen Eurorund 29 Millionen Euro über <strong>de</strong>m Niveau von 2010.In <strong>de</strong>n Jahren 2011 und <strong>2012</strong> sind insbeson<strong>de</strong>re dieZuwendungen für die <strong>Innovation</strong>sallianz Photovoltaikhervorzuheben. Mit Bezug auf diese För<strong>de</strong>rinitiativewur<strong>de</strong>n in diesen bei<strong>de</strong>n Haushaltsjahren vom<strong>BMU</strong> insgesamt zwölf Verbün<strong>de</strong> mit zusammen41 Millionen Euro bewilligt. Gegenüber <strong>de</strong>m Bezugsjahr2004 (17,8 Millionen Euro Neubewilligungsvolumen)wur<strong>de</strong> annähernd eine Vervierfachung <strong>de</strong>sBudgets erreicht.Eröffnung <strong>de</strong>r „<strong>BMU</strong> Wissenschaftstage Photovoltaik“ <strong>durch</strong><strong>Bund</strong>esumwelt minister Peter AltmaierDer hohe Stand <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong> und Entwicklung wur<strong>de</strong>anlässlich <strong>de</strong>r „<strong>BMU</strong> Wissenschaftstage Photovoltaik“im November <strong>2012</strong> <strong>de</strong>utlich. Bei <strong>de</strong>ren Eröffnunghob <strong>Bund</strong>esumweltminister Peter Altmaier diePhotovoltaik als eines <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Elementezur Umsetzung <strong>de</strong>r Energiewen<strong>de</strong> hervor und erinnertean die großen Fortschritte <strong>de</strong>r vergangenen15 Jahre. Rund 160 Wissenschaftler aus Industrie und<strong>Forschung</strong> diskutierten bei <strong>de</strong>n Wissenschaftstagenmit <strong>de</strong>m <strong>BMU</strong> über aktuelle technologische Ansätzeaus <strong>de</strong>r Festkörperphysik bis zur Systemtechnik.Tenor war, dass sich die Photovoltaikforschung inDeutschland nach wie vor auf höchstem Niveau bewegtund so fortzuführen ist, dass die <strong>Innovation</strong>s ­potenziale zur Erschließung neuer Märkte genutztwer<strong>de</strong>n können.Auswahl geför<strong>de</strong>rter ProjekteAn dieser Stelle wer<strong>de</strong>n einige vom <strong>BMU</strong> geför<strong>de</strong>rteProjekte im Bereich Photovoltaik vorgestellt, dieeinen Einblick in die Umsetzung <strong>de</strong>r zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong>n <strong>Forschung</strong>sbereiche aus <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbekanntmachunggeben. Leuchtturmprojekte aus diesemTechnologiebereich sind außer<strong>de</strong>m im Kapitel„Highlights“ zu fin<strong>de</strong>n (siehe Seiten 8/9).<strong>Innovation</strong>sallianz PhotovoltaikSolarstrom zu gleichen Kosten wie fossil erzeugter StromUnterstützt <strong>durch</strong> die <strong>Innovation</strong>sallianz Photovoltaikkonnte das ba<strong>de</strong>n-württembergische MaschinenbauunternehmenManz AG im Bereich <strong>de</strong>r Dünnschicht ­photovoltaik im September <strong>2012</strong> mit einem Weltrekordaufwarten: 14,6 Prozent Wirkungsgrad für ein


36INNOVATION DURCH FORSCHUNGErfolgreich dank <strong>Forschung</strong> und EntwicklungDie Entwicklung und <strong>de</strong>r Verkauf von integriertenProduktionslinien für die Photovoltaikindustrie, fürLithium-Ionen-Batterien und für Flachbildschirmesind die drei Standbeine <strong>de</strong>r 1987 gegrün<strong>de</strong>tenManz AG in Reutlingen. <strong>Forschung</strong> und Entwicklungspielen in allen drei Bereichen eine wichtige Rolleund machen das Unternehmen erfolgreich. Der Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>Dieter Manz erläutert dies amBeispiel <strong>de</strong>r Photovoltaik.Ihr Unternehmen bezeichnet sich selbstals Schrittmacher für <strong>Innovation</strong>enund Zukunftssicherheit. Worin äußertsich das?In unserem Unternehmen spielen <strong>Forschung</strong>und Entwicklung eine ganz zentraleRolle. Wir haben uns mit Absichtauf Zukunfts- und Wachstumsindustrienfokussiert. Das sind Bereiche, die in relativkurzen Zyklen immer wie<strong>de</strong>r neueTechnologien hervorbringen. Da sich dieRandbedingungen in <strong>de</strong>r Produktionschnell än<strong>de</strong>rn, wer<strong>de</strong>n neue Produktionstechnologienbenötigt. Wir haben einen starken Engineering-Anteil, in Deutschland ist etwa die Hälfte unserer Mitarbeiterim Bereich <strong>Forschung</strong> und Entwicklung tätig.Das heißt, Sie nutzen <strong>de</strong>n Standort auch im BereichPhotovoltaik, um Ihre Qualität zu verbessern?Nicht nur die Qualität, auch die Leistungsfähigkeit<strong>de</strong>r Anlagen und Prozesse. Als Maschinenbauer habenwir zwei Dimensionen: Zum einen geht es beiuns um die <strong>Forschung</strong> und Entwicklung im Bereich<strong>de</strong>s Maschinenbaus, um die Produktivität <strong>de</strong>r Anlagen.Seit <strong>de</strong>r Kooperation mit Würth Solar und <strong>de</strong>rÜbernahme <strong>de</strong>r <strong>Innovation</strong>slinie in Schwäbisch Hall2010 ist für uns außer<strong>de</strong>m die zweite Dimension neudazugekommen, nämlich die <strong>Forschung</strong> und Entwick ­lung <strong>de</strong>r Prozesstechnologie selbst. Das ist im Maschinenbaurelativ neu, früher war die Prozesstechnologiedas Know-how <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n. Ein Stück weit sindwir Vorreiter: Wir sind <strong>de</strong>r einzige Maschinenbauer,<strong>de</strong>r eine eigene <strong>Innovation</strong>s- und Pilotlinie hat.Mit <strong>de</strong>r sie auch einen Rekord erreicht haben.Genau. Wir haben Anfang September <strong>2012</strong> <strong>de</strong>n Wirkungsgradweltrekordmit 14,6 Prozent für ein CIGS-Solarmodul gemel<strong>de</strong>t. Das ist mit Abstand <strong>de</strong>r höchsteWirkungsgrad, <strong>de</strong>r jemals für ein Dünnschichtmodulim Produktionsformat erreicht wur<strong>de</strong>. Wir habenheute schon das erreicht, was wir uns für 2014 vorgenommenhatten. Wir sind auch sehr stolz, dass wirals kleines Unternehmen gegenüber <strong>de</strong>m Weltmarktführer<strong>de</strong>r Dünnschichttechnologie technologisch dieNase vorne haben. Bisher wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Rekord von FirstSolar gehalten. Das ist <strong>de</strong>r intensiven <strong>Forschung</strong> undEntwicklung zu verdanken, <strong>de</strong>m vielen selbst investiertenGeld und <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rung. Ich <strong>de</strong>nke,ohne die Unterstützung, die wir auch speziellvom <strong>BMU</strong> erhalten, wäre es für uns als kleiner Maschinenbauerschwierig, so etwas überhaupt zu tun.Trägt das auch zur Wahl Ihres HauptstandortsDeutschland bei?Deutschland ist für uns mit Abstand <strong>de</strong>r wichtigsteStandort für <strong>Forschung</strong> und Entwicklung und wirdSolarmodul auf Basis <strong>de</strong>r CIGS-Dünnschichttechnologie.Das entspricht bereits <strong>de</strong>m Niveau von kristallinemSilizium. Neue Modul<strong>de</strong>signs, schnellere Abschei<strong>de</strong>raten,modifizierte Verschaltung und an<strong>de</strong>reVerbesserungen haben außer<strong>de</strong>m dazu beigetragen,dass die Herstellungskosten weiter gesenkt wer<strong>de</strong>nkonnten. Durch die aktuellen Erfolge rechnet das Unternehmenmit Stromkosten von <strong>–</strong> je nach Standort <strong>–</strong>4 Cent (Spanien) und 8 Cent (Deutschland) pro Kilowattstun<strong>de</strong>für Solarmodule, die auf einer state-ofthe-art-Produktionsliniefür CIGS-Dünnschichtsolarmodulehergestellt wer<strong>de</strong>n. Somit liegt <strong>de</strong>r Solarstromabsehbar auf einem ähnlichen Preisniveau wieStrom aus fossilen Kraftwerken. Durch das <strong>BMU</strong> geför<strong>de</strong>rteProjekte haben zu diesem Erfolg beigetra­Vakuum-Durchlaufanlage zur Beschichtung von hocheffizientenCIGS-Schichten <strong>durch</strong> Ko-Verdampfung


PHOTOVOLTAIK 37auch <strong>de</strong>r Hauptstandort <strong>de</strong>s Unternehmens bleiben,weil wir die Nähe <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen <strong>Forschung</strong>seinrichtungenbrauchen, zum ZSW, zum Fraun ­hofer ISE und an<strong>de</strong>ren. Wir brauchen auch <strong>de</strong>nZugang zu <strong>de</strong>n Hochschulen, wir brauchen dieguten Ingenieure und Wissenschaftler, die wir inDeutschland haben. Gleichzeitig liegt <strong>de</strong>r Schwerpunkt<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Produktion auf neuen, hochwertigenMaschinen. Die Standardmaschinen wer<strong>de</strong>nan an<strong>de</strong>ren Standorten produziert, in <strong>de</strong>rSlowakei, in Ungarn sowie in Taiwan und inChina.Sehen Sie für Ihr Geschäft eine gute Zukunftim Bereich Photovoltaik?Da glauben wir fest dran, sonst hieße es aufgeben.Derzeit sind wir in einer unheimlich schwierigenMarktsituation für die Photovoltaik. Seit ungefähreinem Jahr wird praktisch nichts mehr investiert,weil in China eine Überkapazität vorhan<strong>de</strong>n ist.Das wird noch mal ein halbes Jahr, vielleicht auchein ganzes Jahr anhalten <strong>–</strong> und dann wird es sichwie<strong>de</strong>r lösen. Ich persönlich bin mehr als überzeugt,dass die Photovoltaik eine riesengroße Zukunfthat. Es wur<strong>de</strong>n Fortschritte in <strong>de</strong>n BereichenEffizienz und Kosten erzielt. Vor zehn Jahren hättenwir nicht geglaubt, dass das so schnell möglichist. ■Dieter Manz ist Vorstandsvorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Manz AGin Reutlingengen, speziell das innerhalb <strong>de</strong>r <strong>Innovation</strong>sal lianzrealisierte Projekt CIGSfab <strong>–</strong> gleichzeitig <strong>de</strong>r Name<strong>de</strong>r Produktionslinie, die Manz auf <strong>de</strong>m Weltmarktanbietet. In <strong>de</strong>m Verbundprojekt <strong>de</strong>r Manz CIGSTechnology GmbH, <strong>de</strong>r Manz Coating GmbH, <strong>de</strong>rManz AG und <strong>de</strong>s Zentrums für Sonnenenergie- undWasserstoff-<strong>Forschung</strong> Ba<strong>de</strong>n Württemberg (ZSW)liegen die Schwerpunkte auf <strong>de</strong>n Abscheidungsverfahren<strong>de</strong>r CIGS-Absorber- und <strong>de</strong>r Pufferschichtensowie auf <strong>de</strong>n Strukturierungsprozessen für eineintegrierte Serienverschaltung mittels Laser. DerProjektpartner ZSW konnte im Labor auf einer Zellevon 0,5 Quadratzentimetern bereits einen Wirkungsgradvon 20,3 Prozent erreichen <strong>–</strong> ebenfalls <strong>de</strong>raktuelle Weltrekord für diese Bedingungen. DasGesamtprojekt CIGSfab wird mit rund 6 MillionenEuro geför<strong>de</strong>rt.Dreiphasiger, transformatorloser Wechselrichter mit einer Leistungvon 6 Kilowatt zur Netzkopplung von PhotovoltaikanlagenOptimale Wirtschaftlichkeit für kleine WechselrichterDurch die stetige Reduktion <strong>de</strong>r Einspeisevergütungwird das Segment <strong>de</strong>r kleinen, privaten Photovoltaikanlagenim Vergleich zu großen Photovoltaik-Kraftwerkenin Zukunft an Attraktivität zunehmen. <strong>Innovation</strong>enfür Netzwechselrichter konzentrierten sichjedoch in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren auf Anlagen, dieeine Leistung von min<strong>de</strong>stens 5 Kilowatt aufweisen.In <strong>de</strong>m Projekt INET-PV widmen sich die Steca ElektronikGmbH als Koordinator in Zusammenarbeit mit<strong>de</strong>m Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme(ISE) und <strong>de</strong>r Hochschule Kempten nun <strong>de</strong>r Weiterentwicklung<strong>de</strong>r Wechselrichter-Leistungsklasse bis6 Kilowatt, um die Technologieführerschaft in diesemSegment zu erreichen. In <strong>de</strong>m Projekt soll eindreiphasiger Wechselrichter entwickelt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>rauf einem innovativen Schaltungsprinzip mit mehrerengekoppelten Wechselschaltern basiert und so einWirkungsgrad von 99 Prozent erreicht wer<strong>de</strong>n kann.Gleichzeitig sollen <strong>durch</strong> diese neuartige Topologiedie Kosten erheblich reduziert und die Lebensdauerverlängert wer<strong>de</strong>n.Für die Zukunft wer<strong>de</strong>n außer<strong>de</strong>m Systemkonzeptefür Wechselrichter benötigt, die sowohl <strong>de</strong>n Eigenstrombedarfsicherstellen als auch in das öffentlicheNetz einspeisen können. Für diese Mischkonzepte isteine effiziente und flexible Nutzung von Batteriespeichernnotwendig, unterstützt <strong>durch</strong> <strong>de</strong>n Wechselrichter.Das Projekt legt die Grundlage für einen Multifunktions-Inselwechselrichter,in<strong>de</strong>m die dafür geeignetenSystemlösungen untersucht wer<strong>de</strong>n. Das <strong>BMU</strong>för<strong>de</strong>rt INET-PV innerhalb <strong>de</strong>r <strong>Innovation</strong>sallianzPhotovoltaik mit rund 2,2 Millionen Euro.


38INNOVATION DURCH FORSCHUNGSiliziumwafer-TechnologiePVTEC-Labor <strong>de</strong>s Fraunhofer ISE: Hochmo<strong>de</strong>rne industrielle Rohrofenanlagefür n-Typ-SolarzellenIndustrienahe Fertigungsverfahren für hocheffizienten-Typ-SolarzellenMit <strong>de</strong>r integrierten Entwicklung von Materialien,Prozesstechnologien und Solarzellenstrukturen verfolgtdas Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme(ISE) im Projekt THESSO einen praxisorientiertenAnsatz zur Erhöhung <strong>de</strong>s Wirkungsgrads industriellproduzierbarer Solarzellen auf bis zu 21,5 Prozent fürZellen aus monokristallinem und bis zu 19,5 Prozentfür multikristallines Silizium. Der heutige Industriestandardbasiert auf p-Typ-Siliziummaterial. Da gegenwärtiginsbeson<strong>de</strong>re Solarzellen auf n-dotiertenSubstraten die höchsten Wirkungsgra<strong>de</strong> erreichen,liegen diese im Fokus <strong>de</strong>s Projekts. Bis heute hat sichkeine dominante Prozesskette für n-Typ-Solarzellenim Weltmarkt etabliert. Für eine breite Massenfertigungsollen daher die Technologien innerhalb <strong>de</strong>sKunstwerk kristallines SolarmodulZell- und Modulkonzepte <strong>de</strong>r kristallinen Siliziumwafer-Technologiesind sehr unterschiedlich und insich komplex. Auch wenn <strong>de</strong>r Grundaufbau ähnlicherscheint, gibt es viele verschie<strong>de</strong>ne Prozessschritteund somit viele Ansätze für <strong>Innovation</strong>en.Aktuell sind neue, kosteneffiziente Konzepte, diesich auf <strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>nen Maschinen umsetzenlassen, aufgrund <strong>de</strong>r schwierigen Wirtschaftslagevon großem Interesse. Da die einzelnen technologischenSchritte voneinan<strong>de</strong>r abhängig sind, muss beije<strong>de</strong>m neuen Entwicklungsschritt <strong>de</strong>r vollständigeHerstellungsprozess bedacht wer<strong>de</strong>n. Die Zellen müssenam En<strong>de</strong> innerhalb <strong>de</strong>r Module zusammengeschaltetwer<strong>de</strong>n. Dabei dürfen we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Zuwachs anWirkungsgrad noch die Lebensdauer <strong>de</strong>r Module reduziertwer<strong>de</strong>n. Das Verbundprojekt SONNE unterKoordinierung <strong>de</strong>r SolarWorld <strong>Innovation</strong>s GmbH behan<strong>de</strong>ltaus dieser Überlegung heraus einen umfassen<strong>de</strong>nAnsatz an Zell- und Modul<strong>de</strong>sign, Materialienund Produktionsprozessen. Unter an<strong>de</strong>rem ist es hierbislang gelungen, einen berührungslosen Feinliniendruckmit Silberpaste zu entwickeln, <strong>de</strong>r in einerPilotserie zu aufgedruckten Kontakten in einer Breitevon 40 Mikrometern führt. 30 Mikrometer sollennoch ermöglicht wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r internationalenRoadmap für Halbleiter (IRTS) waren 40 Mikrometererst für 2017 vorgesehen. Ein weiterer erfolgreicherAnsatz <strong>de</strong>s Projekts besteht in <strong>de</strong>r Verwendung halberZellen innerhalb <strong>de</strong>r Module, <strong>durch</strong> <strong>de</strong>ren Verschaltungdie Modulleistung aufgrund geringererWi<strong>de</strong>rstandsverluste gesteigert wer<strong>de</strong>n kann. Ein Plusvon rund 6 Watt wur<strong>de</strong> bereits experimentell bestätigt.Für die Produktion entwickelten die Partner einenautomatischen Zellteilungsprozess. Je<strong>de</strong>r einzelneAspekt für sich bringt die Technologie weiter, solangedas Gesamtkonzept nicht außer Acht gelassen wird.Auch die Rekor<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Projekte TopShot und HighScreen(siehe Seiten 39/40) sind gute Beispiele dafür.Viele <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Photovoltaik benötigten Herstellungs ­prozesse erinnern an ein Chemielabor. Die Zellenwer<strong>de</strong>n in Tauchbä<strong>de</strong>r gesetzt, gereinigt, Schichtenwer<strong>de</strong>n aufgetragen und nach zwischengeschaltetenProzessen wie<strong>de</strong>r abgeätzt. Sie wer<strong>de</strong>n bestrahlt, erhitzt,in einem Vakuum mit Stoffen versetzt. Sie wer<strong>de</strong>ngelasert, bedruckt und gelötet. Aus <strong>de</strong>n Behandlungenergeben sich teils Vorgänge im Innern <strong>de</strong>sMaterials auf atomarer Ebene. Die einzelnen Prozessschrittekönnen sich ergänzen, aber auch behin<strong>de</strong>rn.Emitter zum Beispiel sind für die Funktion <strong>de</strong>r Zelleessenziell notwendige Schichten, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Siliziumwafer<strong>durch</strong> Atome eines an<strong>de</strong>ren Elements ersetztwird. Durch die Schichtgrenze wer<strong>de</strong>n die<strong>durch</strong> Sonnenlicht entstan<strong>de</strong>nen, freien positivenund negativen Ladungsträger daran gehin<strong>de</strong>rt, sichwie<strong>de</strong>r aneinan<strong>de</strong>r zu bin<strong>de</strong>n. Allerdings gelangen<strong>durch</strong> <strong>de</strong>n Prozess auch Verunreinigungen in dasSilizium. Mit neuen Prozessen wird versucht, diese sogering wie möglich zu halten.Diese Konzepte sind nur Beispiele aus einem großenPool von I<strong>de</strong>en zum Zellaufbau, zu Materialien undProzessen. Die Anstrengungen <strong>de</strong>r vergangenen Jahre,unter an<strong>de</strong>rem mit Hilfe <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rung<strong>de</strong>s <strong>Bund</strong>es, bil<strong>de</strong>n eine soli<strong>de</strong> Grundlage für die notwendigenNeuerungen.


PHOTOVOLTAIK 39Fertigungsprozesses neu entwickelt beziehungsweiseangepasst und <strong>de</strong>r gesamte Aufbau <strong>de</strong>r Solarzellenüberarbeitet wer<strong>de</strong>n. Auch das zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>mono- und multikristalline Siliziummaterial und <strong>de</strong>ssenHerstellung im Kristallzüchtungsprozess wer<strong>de</strong>noptimiert. Im Fokus steht dabei die Beeinflussung <strong>de</strong>sBasiswi<strong>de</strong>rstands <strong>durch</strong> eine homogene Dotierungüber die Blockhöhe bei hoher Materialqualität. Zielbei allen Arbeiten ist ein hoher Wirkungsgrad beigleichzeitig schlankem Fertigungsprozess.Die entwickelten Solarzellenprozesse wer<strong>de</strong>n aufPilotniveau am Photovoltaik Technologie Evaluations ­center PV-TEC, einem mit För<strong>de</strong>rmitteln <strong>de</strong>s <strong>BMU</strong> eingerichtetenGroßlabor mit mo<strong>de</strong>rnsten Prozess- undCharakterisierungsgeräten, entwickelt und <strong>de</strong>monstriert.Das Projekt THESSO wird vom <strong>BMU</strong> mit rund6,6 Millionen Euro geför<strong>de</strong>rt.Rekordwerte für optimierte und neueSolarzell konzepteDas <strong>de</strong>utsche Know-how in <strong>de</strong>r Photovoltaik zeigtsich unter an<strong>de</strong>rem in regelmäßigen neuen Wirkungsgradrekor<strong>de</strong>n.Auch das Institut für SolarenergieforschungHameln (ISFH) hat <strong>2012</strong> in zwei vom<strong>BMU</strong> geför<strong>de</strong>rten Projekten neue Rekor<strong>de</strong> veröffentlicht.So erreichte das ISFH innerhalb <strong>de</strong>s VerbundprojektsTopShot in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>m Institutfür Silizium-Photovoltaik am Helmholtz-ZentrumBerlin (HZB) unter Laborbedingungen einen Wirkungsgradvon 20,2 Prozent für eine rückkontaktierteHeteroübergang-Solarzelle <strong>–</strong> <strong>de</strong>r zurzeit höchste,von einem unabhängigen Institut bestätigte Wirkungsgraddieser Solarzellenart. Die Zelle vereintzwei erfolgversprechen<strong>de</strong> Konzepte: Rückkontaktevermei<strong>de</strong>n Verschattungen auf <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rseite einerSolarzelle. Die Heterokontakttechnologie verbin<strong>de</strong>tzu<strong>de</strong>m zwei Halbleitermaterialien, nämlich kristalli­bis zirka 2000Wirkungsgrad: 12 ProzentAg-MetallisierungTiO 2Emitter2010Wirkungsgrad: 16 Prozentverbesserte Vor<strong>de</strong>rseitenpassivierung, Strukturierung für optimierten Lichteintrag (gelbe gewinkelte Schicht)Ag-MetallisierungSiNxSiSiAlAlAgTiO 2EmitterSiAlSilber, elektrischer Frontkontakt <strong>de</strong>r SolarzelleTitanoxid, dient <strong>de</strong>r Passivierung, verhin<strong>de</strong>rt Rekombinationpositiver und negativer LadungsträgerBereich an<strong>de</strong>rer Dotierung zur LadungstrennungSilizium, Ausgangsmaterial <strong>de</strong>r SolarzelleAluminium, elektrischer Rückkontakt <strong>de</strong>r SolarzelleSiNxSiAlSiliziumnitrid, dient <strong>de</strong>r PassivierungSilizium, Ausgangsmaterial <strong>de</strong>r SolarzelleAluminium, elektrischer Rückkontakt <strong>de</strong>r Solarzelle<strong>2012</strong>PERC — Wirkungsgrad: 18 Prozent2015MWT — Wirkungsgrad: 20 Prozentoptimierte Kontakteselektive EmitterSi Si SiSiPassi- vierunglokale KontaktePERC (Passivated Emitter and Rear Cell): Sowohl <strong>de</strong>r Emitterauf <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rseite als auch die Rückseite sind passiviert.Front-, RückkontaktierungMWT (Metal Wrap Through): Die Frontkontakte liegen auf <strong>de</strong>rRückseite <strong>de</strong>r Solarzelle, so dass Abschattungsverluste reduziertwer<strong>de</strong>n und eine einseitige Verschaltung erfolgen kann.


40PHOTOVOLTAIK<strong>de</strong>r Fingerbreite und <strong>durch</strong> <strong>de</strong>n Einsatz eines selektivenEmitters weiter erhöht wer<strong>de</strong>n. Hierfür wer<strong>de</strong>nverschie<strong>de</strong>ne industrie taugliche Prozessvariantenevaluiert. HighScreen wird mit rund 710.000 Euro geför<strong>de</strong>rt.DünnschichttechnologieWirkungsgradrekord: 20,1-Prozent-Siebdrucksolarzelle aus <strong>de</strong>m ISFHnes und amorphes Silizium, für eine bessere Nutzung<strong>de</strong>r Solarstrahlung. Die Kombination könnte zu Wirkungsgra<strong>de</strong>nbis 25 Prozent führen. Ziel <strong>de</strong>s Projektslag zum einen in <strong>de</strong>r Erhöhung <strong>de</strong>s Wirkungsgrads<strong>durch</strong> optimierte Zellkonzepte. Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n produktionsrelevanteStrukturierungs- und Prozesstechnikenfür die Herstellung großflächiger Heteroübergang-Solarzellenentwickelt. Das mittlerweile abgeschlosseneProjekt wur<strong>de</strong> vom <strong>BMU</strong> mit rund 970.000Euro geför<strong>de</strong>rt.In <strong>de</strong>m Projekt HighScreen konnte das ISFH zusammenmit verschie<strong>de</strong>nen Industriepartnern einen Wirkungsgradvon 20,1 Prozent für Siliziumwafer-Solarzellenerlangen, welche in <strong>de</strong>m üblichen Siebdruckverfahrenund größtenteils industrietypischen Prozesssequenzenhergestellt wer<strong>de</strong>n konnten. Üblichsind zurzeit Wirkungsgra<strong>de</strong> von 18,5 Prozent. Zumeinen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Rekord <strong>durch</strong> eine Rückseitenpassivierung,bestehend aus einer Doppelschicht aus Aluminiumoxidund Siliziumnitrit, erreicht. Dabei wur<strong>de</strong>das Aluminiumoxid mit einer neuartigen, von ISFHund <strong>de</strong>r Singulus Technologies AG entwickelten Abschei<strong>de</strong>metho<strong>de</strong>mit <strong>de</strong>r Bezeichnung InductivelyCoupled Plasma aufgetragen. Zum an<strong>de</strong>ren wur<strong>de</strong>die Vor<strong>de</strong>r seite mittels Doppelsiebdruck metallisiert,um eine geringe Abschattung <strong>durch</strong> beson<strong>de</strong>rsschmale Kontaktfinger zu erreichen. Zukünftig soll<strong>de</strong>r Wirkungsgrad <strong>durch</strong> eine weitere ReduzierungBesserer Lichteinfang und optimierte Schichtzustän<strong>de</strong>Dünnschichtsolarzellen auf Basis von Silizium bieteneine hohe Materialverfügbarkeit und eine erprobteAnlagentechnik. Wegen ihres geringeren Wirkungsgradsund längerer Produktionstaktzeiten sind sie<strong>de</strong>rzeit aber nur in Nischen marktfähig. Für reinamorphe Siliziumzellen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Produktion<strong>de</strong>rzeit 6,5 Prozent Wirkungsgrad erreicht, mit Tan<strong>de</strong>mzellenaus amorphem und kristallinem Siliziumsind es 8,5 Prozent. Entwicklungsziel für die nächstenzwei Jahre ist es, <strong>durch</strong> optimierte Modulkonzepte<strong>de</strong>n Wirkungsgrad stabil über 10 Prozent zu bringen.Über 11 Prozent hinaus gehen<strong>de</strong> Wirkungsgra<strong>de</strong>machen ein Re<strong>de</strong>sign <strong>de</strong>r Zelle notwendig.Unter an<strong>de</strong>rem kann die Verbesserung <strong>de</strong>r Schichteigenschaftenzu einem höheren Wirkungsgrad beitragen,was <strong>durch</strong> eine nachträgliche Temperaturbehandlung(Tempern) <strong>de</strong>r Schichten, die im Anschlussan die Deposition auf <strong>de</strong>m Glassubstrat stattfin<strong>de</strong>t,erreicht wer<strong>de</strong>n kann. Es wur<strong>de</strong> bereits beobachtet,dass es nach <strong>de</strong>m Tempern zu einer schwächerenlichtinduzierten Degradation von amorphen Siliziumschichtenkommt. In <strong>de</strong>m Projekt Globe-Si unter Koordination<strong>de</strong>s Helmholtz Zentrums Berlin (HZB) wer<strong>de</strong>nLasertools für eine großflächige Temperaturbehandlungvon Siliziumschichten entwickelt, die indie industrielle Fertigung integriert wer<strong>de</strong>n sollen.Weitere Projektpartner sind das <strong>Forschung</strong>szentrumJülich (FZJ), das Institut für Photonische TechnologienJena, die TU Berlin, die Universität Bielefeld sowie dieUnternehmen Coherent Deutschland GmbH und dieLIMO Lissotschenko Mikrooptik GmbH. Primär sollenamorphe sowie Tan<strong>de</strong>mzellen aus amorphem undkristallinem Silizium <strong>durch</strong> die entwickelten Lasertoolsoptimiert wer<strong>de</strong>n. Die Arbeiten sollen auch zueinem Fortschritt bei <strong>de</strong>r Entwicklung von polykristallinenSilizium-Dünnschichtzellen führen. Diese besitzenunter an<strong>de</strong>rem wegen einer <strong>de</strong>utlich höherenLadungsträgerbeweglichkeit ein Potenzial, das <strong>durch</strong>die bisherigen Herstellungsprozesse nicht ausgeschöpftwird. Globe-Si wird mit rund 2,8 MillionenEuro geför<strong>de</strong>rt. ■


INNOVATION DURCH FORSCHUNG 41GEOTHERMIEIm Bereich <strong>de</strong>r Nutzung tiefer Geothermie für dieErzeugung von Strom wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n vergangenenJahren <strong>de</strong>utliche wissenschaftlich-technische Fortschritteerzielt. Dennoch befin<strong>de</strong>t sich die Geothermienoch nicht in einem Stadium, in <strong>de</strong>m dieseTechnologie zuverlässig in wirtschaftlichen Maß ­stäben genutzt wer<strong>de</strong>n kann. Angesichts <strong>de</strong>s erheblichenPotenzials und <strong>de</strong>s erwarteten Beitrags<strong>de</strong>r Geothermie zu einem künftig auf erneuer ­baren Energien basieren<strong>de</strong>n Energiesystem unterstütztdas <strong>BMU</strong> entsprechen<strong>de</strong> <strong>Forschung</strong>sprojekte.Schwerpunkte <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rungvor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>rMarkt- und TechnologieentwicklungBei <strong>de</strong>r Geothermie han<strong>de</strong>lt es sich um eine Energiequelle,die im Gegensatz zu <strong>de</strong>r nur fluktuierendStrom produzieren<strong>de</strong>n Wind- und Sonnenenergiekontinuierlich zur Verfügung steht. Neben <strong>de</strong>r direktenthermischen Nutzung, beispielsweise in Nahwärmenetzen,bietet sich die Geothermie auch für dieStromproduktion an und kann <strong>de</strong>shalb in einem regenerativenEnergiemix <strong>de</strong>r Zukunft eine wichtigeRolle spielen. Insgesamt hat geothermische Energienutzungein Potenzial, mit <strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r EnergiebedarfDeutschlands theoretisch um ein Vielfaches <strong>de</strong>ckenließe. Um dieses zu erschließen, wur<strong>de</strong>n bereitserhebliche Anstrengungen unternommen <strong>–</strong> von <strong>de</strong>rAuffindung und Erschließung beson<strong>de</strong>rs geeigneterRegionen, <strong>de</strong>r Entwicklung von Bohrtechnologien bishin zum Anlagenbau, um die gewonnene Erdwärmein Strom umzuwan<strong>de</strong>ln.Geothermiekraftwerk LandauIn Deutschland gibt es drei Regionen, die für die geothermischeNutzung beson<strong>de</strong>rs geeignet sind <strong>–</strong> dasnord<strong>de</strong>utsche Becken im nördlichen Drittel Deutschlands,<strong>de</strong>r Oberrheingraben im Südwesten und dasMolassebecken im Sü<strong>de</strong>n. <strong>2012</strong> konnten in diesenRegionen zwei Standorte für die Stromgewinnungerschlossen wer<strong>de</strong>n: Sauerlach (Bayern) und Insheim(Rheinland-Pfalz) kamen zu <strong>de</strong>n bestehen<strong>de</strong>n Stand-Quelle: <strong>BMU</strong>Ausgaben in Mio. Euro211815 14,0 14,41296307,413,810,011,620,92006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong>Prospektion und Exploration Warmwasser- und Dampflagerstätten Hot Dry Rock SonstigesGeothermie: Jährliche Projektför<strong>de</strong>rmittel zwischen 2006 und <strong>2012</strong>


42GEOTHERMIEQuelle: <strong>BMU</strong>Mio. Euro25 24,123,7 21,4201516,414,915,110508,12006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong>Geothermie: Entwicklung <strong>de</strong>s Neubewilligungsvolumens seit 2006orten Landau (Rheinland-Pfalz, 2007), Unter haching(Bayern, 2008/2009) und Bruchsal (Ba<strong>de</strong>n-Würt ­temberg, 2009) hinzu. Drei weitere Geothermieprojektezur Stromgewinnung sind im Bau: Kirchstockach,Kirchweidach (bei<strong>de</strong> in Bayern) sowie Oberhaching(ebenfalls Bayern, Strom nur als Nebennutzung).Nach Angaben <strong>de</strong>s <strong>Bund</strong>esverbands Geothermiee.V. (GtV) waren im Oktober <strong>2012</strong> <strong>de</strong>utschlandweit20 geothermisch versorgte Heizkraftwerke inBetrieb, die über Fernwärmenetze Haushalte, Un ­ternehmen und öffentliche Gebäu<strong>de</strong> mit Wärme ­energie versorgen.Die aktuell laufen<strong>de</strong>n <strong>Forschung</strong>sprojekte <strong>de</strong>s <strong>BMU</strong>umfassen alle Stufen <strong>de</strong>r geothermischen Wertschöpfung.Ihr Ziel liegt vor allem darin, die Kosten für dieProjekte weiter zu senken, um die Geothermie in <strong>de</strong>nBereich <strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit zu führen. Dazu trägtTechnologieentwicklung in allen Projektphasen bei:in <strong>de</strong>r Planungs- und Explorationsphase, in <strong>de</strong>r Bohr-,<strong>de</strong>r Errichtungs- und in <strong>de</strong>r Bauphase sowie in <strong>de</strong>rTest- und Betriebsphase. Der Hauptteil <strong>de</strong>r Investitionskostenwird <strong>de</strong>rzeit <strong>durch</strong> die Bohrungen verursacht.Diese müssen kostengünstiger und schnellerwer<strong>de</strong>n. Aber auch <strong>de</strong>r Betrieb fertig gestellter An ­lagen muss effizient, wartungsarm und zuverlässigfunktionieren. Außer<strong>de</strong>m zählen neben <strong>de</strong>r technischenWeiterentwicklung in <strong>de</strong>r Geothermie die Konzeptefür eine verbesserte Öffentlichkeitsarbeit inzwischenzum selbstverständlichen Bestandteil erfolgreicher<strong>Forschung</strong>svorhaben. Nicht zuletzt müssen zu<strong>de</strong>mGrundlagen geschaffen wer<strong>de</strong>n, die Geothermieauch in weniger günstigen Regionen einsetzbar zumachen.Der Mittelabfluss für im Jahr <strong>2012</strong> laufen<strong>de</strong> Projekteim Bereich <strong>de</strong>r tiefen Geothermie stieg aufgrund <strong>de</strong>r<strong>de</strong>utlich gestiegenen Neubewilligungen <strong>de</strong>r vergangenenbei<strong>de</strong>n Jahre von rund 11,6 Millionen Euro imVorjahr auf 20,8 Millionen Euro an. 37 neue Vorhabenmit einem Volumen von 21,4 Millionen Eurowur<strong>de</strong>n <strong>2012</strong> zur Bewilligung gebracht. Damit konntedas Bewilligungsvolumen <strong>de</strong>s Vorjahres wie<strong>de</strong>r erreichtund die erfolgreiche <strong>Forschung</strong> im Bereich <strong>de</strong>rtiefen Geothermie verstetigt wer<strong>de</strong>n. Gegenüber2004 hat sich die Summe <strong>de</strong>r Neubewilligungen imDurchschnitt verdoppelt.Auswahl geför<strong>de</strong>rter ProjekteAn dieser Stelle wer<strong>de</strong>n einige vom <strong>BMU</strong> geför<strong>de</strong>rteProjekte im Bereich <strong>de</strong>r tiefen Geothermie vorgestellt.Ein weiteres Leuchtturmprojekt aus diesemTechnologiebereich ist außer<strong>de</strong>m im Kapitel „Highlights“zu fin<strong>de</strong>n (siehe Seiten 9/10).VorerkundungsverfahrenVerbesserte Erfolgswahrscheinlichkeit <strong>durch</strong>fundierte RisikoanalyseIm Vorfeld einer geothermischen Bohrung wirdzunächst das Potenzial <strong>de</strong>s Untergrunds am geplantenStandort ermittelt. Hierzu wer<strong>de</strong>n vorhan<strong>de</strong>neDaten recherchiert und neue geophysikalische Datenzum Beispiel anhand von 2D- o<strong>de</strong>r 3D-seismischenMessungen erhoben. Anschließend folgt eine Erkundungsbohrung,die im optimalen Fall als För<strong>de</strong>r- o<strong>de</strong>rInjektionsbohrung ausgebaut wer<strong>de</strong>n kann. Bereitsdie Erkundungsbohrungen in einigen KilometernTiefe be<strong>de</strong>uten Investitionskosten von mehrerenMillionen Euro. Falsche Potenzialschätzungen imVorfeld sind <strong>de</strong>shalb gleichbe<strong>de</strong>utend mit einemhohen Verlust. Dementsprechend muss das Fündigkeitsrisikofür die wirtschaftliche Nutzung <strong>de</strong>r Geothermieminimiert wer<strong>de</strong>n. Um die Abschätzung zuoptimieren, führen die Projektpartner RWTH Aachenals Koordinator, Freie Universität Berlin, Christian­Albrechts-Universität zu Kiel, TU Bergaka<strong>de</strong>mieFreiberg, Geophysica Beratungsgesellschaft mbHund Friedrich-Schiller-Universität Jena im ProjektMeProRisk II eine Machbarkeitsstudie an drei ausgewähltenGeothermiestandorten <strong>durch</strong>. Die hier zu


INNOVATION DURCH FORSCHUNG 43testen<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n für eine verlässliche Potenzialschätzungwur<strong>de</strong>n in einem <strong>durch</strong> das BMBF geför<strong>de</strong>rtenVorgängerprojekt erarbeitet. UnterschiedlicheDaten aus bestehen <strong>de</strong>n Bohrungen, seismischen Messungen,hydraulischen Pumpversuchen und Labormessungenan Gesteinsproben wur<strong>de</strong>n genutzt, umsie nach und nach in Wahrscheinlichkeitsberechnungenüber Fließvorgänge innerhalb eines Reservoirseinzubeziehen. Hier<strong>durch</strong> wur<strong>de</strong>n die Unsicherheitenhinsichtlich Temperatur und Fließraten quantifizierbar.Die entstehen<strong>de</strong> Fehlerangabe ergänzt diePotenzialschätzung, so dass eine fundierte Risikoanalyseerstellt wer<strong>de</strong>n kann. Aktuell befin<strong>de</strong>t sich kein<strong>de</strong>utsches Geothermieprojekt in einer für das <strong>Forschung</strong>svorhabengeeigneten Phase. Daher wird dasVerfahren zunächst an zwei Projekten in Italien un<strong>de</strong>inem in Australien getestet. Zwei <strong>de</strong>utsche Standortekönnen zu einem späteren Zeitpunkt hinzugezogenwer<strong>de</strong>n. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt die Studie mit rund3,1 Millionen Euro.Flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Potenzialkarten fürNord<strong>de</strong>utschlandDas geothermische Potenzial Nord<strong>de</strong>utschlands liegtin Tiefen zwischen 1.000 und 3.000 Metern. Dort zirkulierenThermalwässer mit Temperaturen zwischen40 und 120 Grad Celsius in Sandsteinreservoiren.Welche Potenziale darin an welcher Stelle zu fin<strong>de</strong>nsind, ist bisher nicht hinreichend ermittelt wor<strong>de</strong>n.Statt flächenhafter Daten zur räumlichen Verteilung<strong>de</strong>r Reservoire sind bis heute nur punktuell Datenvorhan<strong>de</strong>n, weswegen je<strong>de</strong> Bohrung mit einem Erkundungsrisikoeinhergeht, das nun <strong>durch</strong> das VorhabenSandsteinfazies minimiert wer<strong>de</strong>n soll. DieProjektpartner Geothermie Neubran<strong>de</strong>nburg GmbH(GTN, Koordinator) und das Institut für Geologie an<strong>de</strong>r TU Bergaka<strong>de</strong>mie Freiberg erstellen ein <strong>de</strong>tailliertesKartenwerk, in <strong>de</strong>m die Verbreitung, Ausbildungund die hydraulischen Eigenschaften dieser Sandsteinaquiferebewertet und dargestellt wer<strong>de</strong>n. Diemögliche Produktivität und daraus resultieren<strong>de</strong>För<strong>de</strong>rraten thermaler Wässer zu Wärme- o<strong>de</strong>rStromer zeugung soll aus diesen Daten abgeschätztwer<strong>de</strong>n können.Im Blick <strong>de</strong>r Projektpartner liegen die geothermischenHauptreservoire, die sich <strong>durch</strong> Schichtdickenüber 20 Meter und geeignete hydraulische Parameterauszeichnen: Sandsteine <strong>de</strong>s Dogger, <strong>de</strong>s Rhät-Liasund <strong>de</strong>s Schilfsandsteins. Deren räumliche Verbreitung,enthaltene Ablagerungen sowie Wasser<strong>durch</strong>lässigkeitvariieren erheblich. Zur Bestimmung <strong>de</strong>rParameter bearbeiten und bewerten die Projektpartnerrund 40 Kernbohrungen neu, die in <strong>de</strong>n geologischenLan<strong>de</strong>sämtern archiviert sind. Das Raster ausKernbohrungen wird <strong>durch</strong> ungefähr 800 geophysikalischvermessene Bohrungen verdichtet, wo<strong>durch</strong>die räumlich hochaufgelöste Darstellung <strong>de</strong>r geothermischenHauptreservoire ermöglicht wird. Vielfältigemanuelle Untersuchungen, etwa die Bestimmung <strong>de</strong>rGesteinsporosität anhand von Dünnschliffen, wer<strong>de</strong>n<strong>durch</strong> experimentell im Labor ermittelte Daten sowieeine bereits bei GTN vorhan<strong>de</strong>ne Datenbank unterlegt.Im Anschluss <strong>de</strong>r <strong>de</strong>taillierten Untersuchungensollen die Daten vereinfacht auch in das bestehen<strong>de</strong>Kartenwerk <strong>de</strong>s GeotIS-Projekts integriert wer<strong>de</strong>n.Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt das Projekt mit rund 590.000 Euro.AnlagenbetriebAussagen zu Langzeitverhalten von Reservoiren <strong>durch</strong>temperaturempfindliche TracerUm Geothermalreservoire zu erkun<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n unteran<strong>de</strong>rem Tracer eingesetzt, also Substanzen, mit<strong>de</strong>nen das Wasser vor <strong>de</strong>r Injektion in Geothermal ­reservoire versetzt und somit markiert wird. Aus <strong>de</strong>rForm <strong>de</strong>r Tracerkonzentrationskurve <strong>de</strong>s geför<strong>de</strong>rtenThermalwassers lassen sich Erkenntnisse über Fließgeschwindigkeiten,bestehen<strong>de</strong> Klüfte o<strong>de</strong>r Porosität<strong>de</strong>s Gesteins gewinnen. Das GeowissenschaftlicheZentrum <strong>de</strong>r Universität Göttingen sieht darüberhinaus ein weitaus höheres Potenzial in Tracern,welches im Projekt REAKTHERM erschlossen wer<strong>de</strong>nsoll. Geplant ist, die Strukturen verschie<strong>de</strong>ner organischerVerbindungsklassen zu i<strong>de</strong>ntifizieren, die aufTemperaturän<strong>de</strong>rungen reagieren und sie nach Temperaturbereichund Reaktionsart in einer Datenbankzu strukturieren. Parallel dazu wird in einem Labor-Geothermiekraftwerk Unterhaching: Plattenwärmetauscher (rechtsoben) und Turbine zur Stromerzeugung (unten, gelbgrün)


44GEOTHERMIEexperiment das beschreiben<strong>de</strong> physikalisch-chemi ­sche Mo<strong>de</strong>ll verifiziert.Aus <strong>de</strong>n Daten sollen neue Moleküle gezielt synthe ­tisiert wer<strong>de</strong>n. Mit Hilfe einer Software sollen die in<strong>de</strong>r Datenbank gesammelten geothermisch relevantenTracer für maßgeschnei<strong>de</strong>rte Experimente vorgeschlagenwer<strong>de</strong>n. Damit sollen erstmalig Temperaturverteilungund hydraulische Wegsamkeiten in Zusammenhanggesetzt wer<strong>de</strong>n, was eine exakte Prognoseüber die Abkühlung von Geothermalreservoirenwährend <strong>de</strong>s Kraftwerkbetriebs ermöglicht, wo<strong>durch</strong>wie<strong>de</strong>rum wichtige Aussagen über die Wirtschaftlichkeit<strong>de</strong>r Anlage im Langzeitbetrieb getroffen wer<strong>de</strong>nkönnen. Bisher sind in Geothermieprojektenlediglich kommerziell erhältliche Tracer ein gesetztwor<strong>de</strong>n. Durch die gezielte Entwicklung neuer Tracerund Evaluation geeigneter Molekülstrukturen wer<strong>de</strong>nsich <strong>de</strong>utlich präzisere Untersuchungsmetho<strong>de</strong>nergeben. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt das Projekt mit rund670.000 Euro.Sicherer Betrieb im bayerischen MolassebeckenUm eine Anlage für einen möglichst langen undwirtschaftlichen Betrieb auslegen zu können, wer<strong>de</strong>nneben Kenntnissen über das Abkühlverhalten <strong>de</strong>sThermalwassers auch Kenntnisse über <strong>de</strong>ssen genaueZusammensetzung benötigt. Diese Daten wer<strong>de</strong>n bislangnicht hinreichend genau erfasst, was unnötighohe Kosten bei <strong>de</strong>r Auslegung und Instandhaltungverursacht und zu Ausfällen und sogar zu einer verkürztenLebenszeit <strong>de</strong>r Anlage führen kann. UnterKoordination <strong>de</strong>r Stadtwerke München, zusammenmit <strong>de</strong>m Institut für Wasserchemie <strong>de</strong>r TU Münchenund <strong>de</strong>r Erdwerk GmbH, fin<strong>de</strong>n Projektarbeiten zurMinimierung von Risiken bei Planung und Betriebtiefengeothermischer Anlagen im bayerischen Molassebeckenstatt. Die Entwicklungsarbeiten teilensich auf vier Fel<strong>de</strong>r auf: angepasste Materialien, angepassteFilter, Messmetho<strong>de</strong>n für Zustandsän<strong>de</strong>rungenin Bohrloch und Reservoir, Bestimmung <strong>de</strong>s in<strong>de</strong>r An lage entstehen<strong>de</strong>n Drucks. Wegen Unsicherheitenbei <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>s Drucks wer<strong>de</strong>n zumBeispiel zurzeit kostenintensive Sicherheitszuschlägevon 100 Prozent auf <strong>de</strong>n berechneten Wert aufgerechnet.Deshalb soll ein Verfahren ermittelt wer<strong>de</strong>n,mit <strong>de</strong>r eine kontinuierliche quantitative Gasanalysewährend <strong>de</strong>s Betriebs ermöglicht wird.Das Augenmerk <strong>de</strong>r Projektpartner liegt auf <strong>de</strong>mGeothermieheizkraftwerk Sauerlach, <strong>de</strong>m zweitenGeothermieprojekt <strong>de</strong>r Münchner Stadtwerke. Miteinem vergleichsweise hohen Gasgehalt sowie einerhohen Sulfidkonzentration im Wasser und in <strong>de</strong>rDeutsche Geothermie gut aufgestellt für Wärmeversorgung und ExportAls Ingenieurbüro hat die GeothermieNeubran<strong>de</strong>nburg GmbH (GTN) seit 20Jahren Erfahrung mit Geothermieprojekten.Mitarbeiter <strong>de</strong>s Unternehmenswaren bereits 1982 mit <strong>de</strong>r Planungund Ausführung <strong>de</strong>r ältesten geothermischenWärmeversorgungsanlageDeutschlands in Waren-Papenbergbeauftragt. Ebenfalls trug GTN zurAufrüstung <strong>de</strong>s Heizwerks in Neustadt-Glewebei, das 2003 als erstes<strong>de</strong>utsches Kraftwerk Strom ausGeo ther mie produzierte. GTN- GeschäftsführerDr. Peter Seibt schätzt für <strong>de</strong>n <strong>Jahresbericht</strong> diezukünftigen Möglichkeiten <strong>de</strong>r tiefen Geothermiein Deutschland ein.Wie stellt sich für Sie die aktuelle Situation <strong>de</strong>rtiefen Geothermie in Deutschland zurzeit dar?Die Geothermie verfügt über ein interessantes Potenzialmit großen Chancen, vor allem für die tiefe Geothermiein <strong>de</strong>r Wärmeversorgung. Hier sehen wirauch von <strong>de</strong>n Temperaturen her in Deutschland einenMarkt, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n bekannten Technologien erschlossenwer<strong>de</strong>n kann und sicherlich ausgebautwird. Für die Stromerzeugung sollten momentan Anlagen<strong>de</strong>r Kraft-Wärme-Kopplung <strong>de</strong>r Vorrang gegebenwer<strong>de</strong>n. Dabei leistet die Wärme einen erheblichenBeitrag zur Wirtschaftlichkeit.Und die reine Stromversorgung <strong>durch</strong> Geo thermie?Für die Stromproduktion besteht noch großer <strong>Forschung</strong>sbedarf,<strong>de</strong>nn wenn man hohe Strombeiträgeerreichen möchte, muss man die petrothermale Geothermie,das heißt die in <strong>de</strong>n Gesteinen gespeicherteEnergie, nutzen. Petrothermale Systeme wer<strong>de</strong>n bishernoch nicht kommerziell verwen<strong>de</strong>t. Es gibt einige<strong>Forschung</strong>sansätze, aber es muss noch <strong>de</strong>r Nachweiserbracht wer<strong>de</strong>n, dass sie funktionieren. Und dieserNachweis wird einige hun<strong>de</strong>rt Millionen Euro kosten.Investoren wer<strong>de</strong>n erst danach in großem Umfangtätig <strong>–</strong> wenn sie sich davon überzeugen können, dasssich das Ganze rechnet.Ähnlich verhält es sich ja auch mit Investoren aus<strong>de</strong>m Ausland, die bereits <strong>de</strong>utsche Technologie zuhydrothermalen Lagerstätten einkaufen.Wir können nur exportieren, wenn wir die Technologiezuhause <strong>de</strong>monstriert haben. Deutsches Knowhowist sehr gefragt. In Chile, in Serbien, in Ungarn,


INNOVATION DURCH FORSCHUNG 45Geothermieheizkraftwerk Sauerlach im bayerischen MolassebeckenGasphase, einer teils <strong>de</strong>utlichen Konzentration vonKohlenwasserstoffen und hohen Temperaturen (bis142 Grad Celsius) bestehen innerhalb <strong>de</strong>s bayerischenMolasse beckens in Sauerlach beson<strong>de</strong>rs herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>Bedingungen. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt das Projektmit rund 770.000 Euro. ■überall wird gefragt: Gibt es die Anlagen? Wenn wirInteressenten aus <strong>de</strong>m Ausland mit funktionieren<strong>de</strong>nAnlagen überzeugen können, sind wir im Markt. Dasist ein wichtiger Aspekt zur Situation <strong>de</strong>r Geothermie.Denn auch wenn sie in Deutschland selbst nichtdie Verbreitung erreicht, die wir uns wünschen, han<strong>de</strong>ltes sich um eine ganz wichtige Exporttechnologie.Die schwierigen Bedingungen in Deutschland helfennoch dabei. Auf einer Konferenz in Serbien habe ichgesagt, was bei uns läuft, das läuft hier erst recht!Gibt es <strong>de</strong>rzeit eine Aufbauphase für die Geo ­thermie in Deutschland?Ich sehe das schon. Bei GTN waren wir ursprünglichzehn Leute, die sich mit Geothermie beschäftigt haben,jetzt sind wir 21 und befassen uns zu 99 Prozentmit Geothermie. Der Markt hat sich entwickelt, mansieht es an <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Projekte.Gibt es einen regionalen Schwerpunkt für neueProjekte? Generell eignen sich ja <strong>de</strong>r Oberrheingraben,das Molassebecken und das Nord<strong>de</strong>utscheBecken für hydrothermale Geothermieprojekte.Ein<strong>de</strong>utig das Molassebecken in Süd<strong>de</strong>utschland.Wenn man die drei Gebiete charakterisiert, erhältman folgen<strong>de</strong> Merkmale: Im Nord<strong>de</strong>utschen Beckenexistiert das geringste Erkundungsrisiko. Dort sindjedoch die För<strong>de</strong>rmengen gering, begrenzt bei 100bis 200 Kubikmeter pro Stun<strong>de</strong>. Im Molassebecken istdas Erkundungsrisiko etwas höher. Die Bohrungendort müssen versichert wer<strong>de</strong>n. Dafür hat man abereine 3- bis 4-fache För<strong>de</strong>rmenge bei gleichem Temperaturgradienten.Das ist natürlich effizient. DerOberrheingraben hat <strong>de</strong>n großen Vorteil, dass er einenhöheren geothermischen Temperaturgradientenhat, man also mit einer Bohrung schneller an hoheTemperaturen gelangt. Hier ist jedoch ein höheresgeologisches Erkundungsrisiko vorhan<strong>de</strong>n. Hinzukommen die Fragen im Zusammenhang mit induzierterSeismik und Akzeptanz. Zusammengefasst istdas Molassebecken für mich <strong>de</strong>r Schwerpunkt. Aberauch in Nord<strong>de</strong>utschland wird sich zukünftig einigestun. So gibt es zum Beispiel in Berlin viele Akteure,die dort etwas aufbauen möchten. ■Dr. Peter Seibt ist Geschäftsführer für <strong>de</strong>n Bereich Untertage<strong>de</strong>r Geothermie Neubran<strong>de</strong>nburg GmbH (GTN)


46INNOVATION DURCH FORSCHUNGNIEDERTEMPERATUR-SOLARTHERMIEBei neu errichteten Ein- und Zweifamilienhäusernsowie bei <strong>de</strong>r Heizungsmo<strong>de</strong>rnisierung ist die Nie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermieaktuell die maßgeblicheVariante <strong>de</strong>r regenerativen Wärmeversorgung.Da <strong>de</strong>ren Anteil am En<strong>de</strong>nergieverbrauch für Wärmebislang noch weniger als ein Prozent beträgt,besteht hier noch erhebliches Ausbaupotenzial.Weitere Anwendungsfel<strong>de</strong>r für die Nie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermiesind die Bereitstellung von solarerProzesswärme, die Kälteerzeugung sowie die Wärmeabgabein Nahwärmenetze.Schwerpunkte <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rungvor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>rMarkt- und TechnologieentwicklungIn Deutschland macht die Wärme- und Kälteerzeugungmit rund 54 Prozent über die Hälfte <strong>de</strong>s En<strong>de</strong>nergieverbrauchsaus. Betrachtet man nur privateHaushalte, liegt <strong>de</strong>r Anteil sogar zwischen 80 und90 Prozent. Grundsätzlich stellt dies einen großenEinsatzbereich für die Nie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermiedar, welche sich aber aufgrund <strong>de</strong>r mittlerweilevielfältigen technologischen Lösungen zum Heizenund zum Energiesparen in einem sehr herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>nMarktumfeld befin<strong>de</strong>t. Insbeson<strong>de</strong>re ist <strong>durch</strong>die kostengünstigere Photovoltaik ein Konkurrenzdruckentstan<strong>de</strong>n, da auch diese mittlerweile für Heizungund Klimatisierung eingesetzt wird. Vor diesemHintergrund lag das Absatzvolumen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschenSolarthermie-Unternehmen <strong>2012</strong> lediglich auf <strong>de</strong>mNiveau <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Vorjahre. Es wur<strong>de</strong>n rund 1,2 MillionenQuadratmeter Kollektorfläche neu errichtet.Damit waren En<strong>de</strong> <strong>2012</strong> insgesamt 16,4 MillionenQuadratmeter Kollektorfläche, entsprechend rund11,4 Gigawatt thermische Leistung, installiert. Derüberwiegen<strong>de</strong> Marktanteil <strong>de</strong>r Neuinstallationen lagmit rund 95 Prozent nach wie vor im Kernsegment<strong>de</strong>r Ein- und Zweifamilienhäuser.Weltweit wächst <strong>de</strong>r Markt für die Nie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermie mit etwa 20 Prozent pro Jahr <strong>durch</strong>ausdynamisch. Neben China, <strong>de</strong>r Türkei und Australiensind vor allem in Brasilien und Indien neue Märkteentstan<strong>de</strong>n. In Europa ist Deutschland hinsichtlich<strong>de</strong>r installierten Kollektorfläche nach wie vor MarktundTechnologieführer. Es ist nach China und <strong>de</strong>rTürkei <strong>de</strong>r drittgrößte Markt <strong>de</strong>r Welt.Der Erfahrungsbericht zum Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG), nach welchem Eigentümerneuer Gebäu<strong>de</strong> seit Anfang 2009 einen Teil ihresWärme- und Kältebedarfs aus erneuerbaren Energien<strong>de</strong>cken müssen, wur<strong>de</strong> am 19. Dezember <strong>2012</strong> verabschie<strong>de</strong>t.Im Mittel <strong>de</strong>r Jahre 2009 bis 2011 wur<strong>de</strong>danach etwa in je<strong>de</strong>m fünften Neubau Solarthermieeingesetzt. Die für 2020 gesetzten Ziele verlangenallerdings unverän<strong>de</strong>rt hohe Anstrengungen. Entsprechendkonstatiert <strong>de</strong>r Erfahrungsbericht weiterhingroßen För<strong>de</strong>rbedarf, auch bei <strong>de</strong>r Solarthermie.Hier wird die Relevanz bisher wenig genutzter Einsatzfel<strong>de</strong>r(Prozesswärme, Wärmenetze, Mehrfamilienhäuser,Nichtwohngebäu<strong>de</strong>) für das Erreichen <strong>de</strong>rmittel- und langfristigen Ziele betont. Das hat auchdie Novelle <strong>de</strong>s Marktanreizprogramms (MAP) vonAugust <strong>2012</strong> aufgegriffen. Neben <strong>de</strong>r allgemeinenVerbesserung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rkonditionen wer<strong>de</strong>n insbeson<strong>de</strong>reAnlagen zur Prozesswärmenutzung sowieQuelle: <strong>BMU</strong>Ausgaben in Mio. Euro9 8,487 6,665,7 5,76,35432106,58,02006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong>Kollektorentwicklung Speicher Solares Heizen Solare KälteSolare Prozesswärme Begleitforschung Pilot-/DemovorhabenNie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermie: Jährliche Projektför<strong>de</strong>rmittel zwischen 2006 und <strong>2012</strong>


NIEDERTEMPERATUR-SOLARTHERMIE 47Herstellung von Vakuumröhren mit hohem Wirkungsgrad für solarthermische Anlagengroße Solaranlagen ab 40 Quadratmeter bei Einspeisungin Nahwärmenetze geför<strong>de</strong>rt.Kernaufgabe für die Weiterentwicklung solarthermischerKollektoranlagen ist nach wie vor die signifikanteSenkung <strong>de</strong>r Systemkosten sowie die weitereStandardisierung. Zu<strong>de</strong>m sollen die <strong>Forschung</strong>sansätzezukünftig verstärkt in Pilot- o<strong>de</strong>r Demonstrationsanlagengetestet und für weitere Entwicklungenausgewertet wer<strong>de</strong>n. Insbeson<strong>de</strong>re die Entwicklungsolarthermischer Gesamtlösungen vom einzelnenWohngebäu<strong>de</strong> zu komplexen Stadtquartieren istrelevant. Ein Beispiel ist die bisher größte solarthermischeSolaranlage Deutschlands in Crailsheim, dieim Mai <strong>2012</strong> in Betrieb genommen wur<strong>de</strong> (sieheSeite 15).Auch in <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermie ist seit2004 das Neubewilligungsvolumen <strong>de</strong>r <strong>BMU</strong>-<strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rungkontinuierlich gestiegen. Mit9,9 Millionen Euro im Jahr <strong>2012</strong> hat es mittlerweilemehr als das Doppelte <strong>de</strong>s Bewilligungsvolumens aus<strong>de</strong>m Jahr 2004 mit 4,8 Millionen Euro erreicht. Zubegrüßen ist auch, dass <strong>de</strong>r Großteil <strong>de</strong>r Bewilligungen(7,2 Millionen Euro) für Einzelvorhaben und Verbün<strong>de</strong>mit Industriebeteiligung zur Verfügung gestelltwer<strong>de</strong>n konnte, <strong>de</strong>nn bei allen För<strong>de</strong>rvorhabensteht die Verwertung <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sergebnisse imFokus. Eine Industriebeteiligung ist dafür eine wichtigeVoraussetzung. Der Mittelabfluss belief sich <strong>2012</strong>auf knapp 8 Millionen Euro und damit rund 20 Prozentüber <strong>de</strong>m Mittelwert <strong>de</strong>r Vorjahre.Auswahl geför<strong>de</strong>rter ProjekteAn dieser Stelle wer<strong>de</strong>n einige vom <strong>BMU</strong> geför<strong>de</strong>rteProjekte im Bereich Nie<strong>de</strong>rtemperatur- Solarthermievorgestellt, die einen Einblick in die Umsetzung <strong>de</strong>rzugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n <strong>Forschung</strong>sschwerpunkte aus<strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbekanntmachung geben. Ein weiteresLeuchtturmprojekt aus diesem Technologiebereichist zu<strong>de</strong>m im Kapitel „Highlights“ zu fin<strong>de</strong>n (sieheSeite 10).KomponentenentwicklungGünstigere Absorber <strong>durch</strong> Hohlprägen undStreckziehenZwei Ansätze, die dazu führen, Absorberkosten <strong>de</strong>utlichzu reduzieren, verfolgt das Fraunhofer-Institutfür Solare Energiesysteme (ISE) als Koordinator gemeinsammit <strong>de</strong>r Gräbener Pressensysteme GmbH &Co. KG im Verbundprojekt SAPRES. Das Projekt siehtvor, ein in <strong>de</strong>r Heizkörperproduktion eingesetztesHohlpräge-Streckziehverfahren zu adaptieren, <strong>durch</strong>welches flächige Materialien in eine bestimmte Formgebracht wer<strong>de</strong>n können. Mit diesem Produktionsverfahrensollen große Stückzahlen in flexibler Längegefertigt wer<strong>de</strong>n können. Gleichzeitig sollen stattKupfer die im Vergleich günstigeren MaterialienStahl o<strong>de</strong>r Aluminium eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Derenniedrigere thermische Effizienz kann <strong>durch</strong> ein an ­gepasstes Design, <strong>de</strong>ssen Produktion <strong>durch</strong> das Hohlpräge-Streckziehverfahrenermöglicht wird, ausge ­


48INNOVATION DURCH FORSCHUNGQuelle: <strong>BMU</strong>Mio. Euro108 7,510,1 10,09,47,0 6,86 5,14202006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong>Nie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermie: Entwicklung <strong>de</strong>s Neubewilligungsvolumens seit 2006glichen wer<strong>de</strong>n. Der Wirkungsgrad <strong>de</strong>s Systems sollso bei niedrigeren Herstellungskosten gleich bleibeno<strong>de</strong>r sogar übertroffen wer<strong>de</strong>n.Marktübliche solarthermische Absorber bestehen ausbeschichtetem Absorberblech (Aluminium o<strong>de</strong>r Kupfer).Darunter befin<strong>de</strong>n sich Rohre beziehungsweiseKanäle, meist aus Kupfer, für die Wärmeträgerflüssigkeit.Mit <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Kanäle nimmt die thermischeEffizienz <strong>de</strong>s Absorbers zu. Aber auch die Produktionskostensteigen. Beim Hohlpräge-Streckziehverfahrenwer<strong>de</strong>n Vertiefungen in die Absorberplattengeprägt und anschließend zwei Platten aufeinan<strong>de</strong>rgefügt, so dass sich die Kanäle dazwischen befin<strong>de</strong>n.Bei <strong>de</strong>rartigen Verfahren ist eine höhere Anzahlan Kanälen beinahe kostenneutral. Ebenso wer<strong>de</strong>ninnovative Designs, beispielsweise das mehrfach verzweigteFracTherm®-Design, ermöglicht. Das <strong>BMU</strong>för<strong>de</strong>rt SAPRES mit rund 670.000 Euro.SystementwicklungPotenzialanalyse <strong>de</strong>r Nutzung von SolarenergieDie Auswahl an erneuerbaren Energiesystemen istgroß. Um Sonnenenergie zu nutzen, kann man beispielsweisesolarthermische Kollektoren für Wärmeund eine Photovoltaikanlage für elektrischen Stromo<strong>de</strong>r aber auch Photovoltaik, kombiniert mit einerWärmepumpe für die Wärmeversorgung, einsetzen.Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Konzepte.Um für verschie<strong>de</strong>ne Anwendungsbereiche optimierteGesamtsysteme zu i<strong>de</strong>ntifizieren, führt das Institutfür Gebäu<strong>de</strong>‐ und Solartechnik (IGS) <strong>de</strong>r TU Braunschweigunter Beteiligung <strong>de</strong>s Instituts für Thermodynamikund Wärmetechnik (ITW) <strong>de</strong>r UniversitätStuttgart und mehreren Industriepartnern in <strong>de</strong>mProjekt future:solar eine umfassen<strong>de</strong> Systemanalyse<strong>durch</strong>. Das Ziel besteht darin, das technische undwirtschaftliche Potenzial <strong>de</strong>r Solarenergie für einenAnteil von 50 und 100 Prozent an <strong>de</strong>r Energieversorgung(Wärme und Strom) von Einfamilienhäusern,Mehrfamilienhäusern und Stadtquartieren zu ermittelnund das Potenzial von Bestandsgebäu<strong>de</strong>n zu untersuchen.Dabei wird <strong>de</strong>r Nutzen, <strong>de</strong>r <strong>durch</strong> anlagentechnischeAusrüstungen entsteht, <strong>de</strong>m Nutzenbauphysikalischer Sanierungen gegenübergestellt.Zunächst sollen <strong>durch</strong> eine Marktanalyse verschie<strong>de</strong>neMöglichkeiten einer regenerativen Energieversorgungvon 50 und 100 Prozent i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n.Anschließend wer<strong>de</strong>n die Konzepte anhand von Systemsimulationenenergetisch, ökologisch und wirtschaftlichuntersucht und bewertet. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rtfuture:solar mit rund 420.000 Euro.Solare ProzesswärmeBranchenkonzept für BrauereienEin großes Potenzial <strong>de</strong>r Solarthermie liegt in <strong>de</strong>rNutzung solarer Prozesswärme in industriellen Anwendungsbereichen.Dafür kommen vor allem industrielleProzesse mit hohem Wärmebedarf im Temperaturbereichbis 250 Grad Celsius in Frage. Laut <strong>de</strong>rPotenzialstudie <strong>de</strong>r Universität Kassel SOPREN <strong>–</strong>Solare Prozesswärme und Energieeffizienz könnenin Deutsch land mehrere Branchen aus <strong>de</strong>r solarenProzesswärme großen Nutzen ziehen. Es besteht lautdieser Studie in Deutschland ein technisches Poten ­zial von 15,6 Terawattstun<strong>de</strong>n pro Jahr, das entspricht3,1 Prozent <strong>de</strong>s industriellen Wärmebedarfs.In dieser Studie wur<strong>de</strong> auch die messtechnische Begleitungeiner Pilotanlage in <strong>de</strong>r Hütt-Brauerei inKassel-Baunatal übernommen, welche neben einerSolaranlage ein energieeffizientes Kochverfahren un<strong>de</strong>ine verbesserte Wärmerückgewinnung anwen<strong>de</strong>t.Anhand dieses Beispiels konnte gezeigt wer<strong>de</strong>n, dassdie solarthermische Anlage reibungsfrei in bestehen<strong>de</strong>Prozesse integriert wer<strong>de</strong>n konnte und dabei signifikantzur Reduktion <strong>de</strong>s Primärenergiebedarfs beiträgt(siehe auch <strong>Jahresbericht</strong> „<strong>Innovation</strong> <strong>durch</strong><strong>Forschung</strong>“ 2011, Seite 57). Um diese Erkenntnisse in


NIEDERTEMPERATUR-SOLARTHERMIE 49Saisonale Wärmespeicherung <strong>–</strong> von <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong> in die Praxis Um Wärme saisonal zu speichern, sind mehrereFaktoren relevant. Zum einen muss <strong>de</strong>r Speicherbehälterselbst optimiert wer<strong>de</strong>n. Ebenso wichtigfür seine technische und ökonomische Effizienzist das Gesamtsystem, in das er eingebun<strong>de</strong>n ist:Der Wärmespeicher selbst ist passiv, die Wärmewird über Leitungsnetze o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re technischeKomponenten zu- und abgeführt.Ein saisonaler Wärmespeicher sollte min<strong>de</strong>stens1.000 Kubikmeter groß sein, um die Oberfläche imVerhältnis zur gespeicherten Energiemenge aufgrund<strong>de</strong>s Wärmeverlusts klein zu halten. Da sichmit so einer Größe mehrere Wohneinheiten versorgenlassen, ist die Integration <strong>de</strong>s Speichers in einWärmenetz sinnvoll. Berücksichtigt wer<strong>de</strong>n müssen<strong>de</strong>mentsprechend verschie<strong>de</strong>ne handwerkliche Bereichewie Baugewerbe, Gebäu<strong>de</strong>technik sowie Energieerzeugungund -verteilung. Für <strong>de</strong>n Wärmebedarfvon Trinkwasser und Heizung nimmt die sensible,also fühlbare Wärmespeicherung <strong>durch</strong> Wasser o<strong>de</strong>r<strong>de</strong>n Untergrund aktuell eine zentrale Rolle ein. Alszukünftige Alternativen wer<strong>de</strong>n Phasenwechsel vonMaterialien (PCM) sowie thermochemische Reaktionen(TCM) zur quasi verlustfreien Speicherung vonWärme erforscht, die gegenüber Wasser zu<strong>de</strong>m eine<strong>de</strong>utlich höhere spezifische Speicherkapazität ermöglichen.Die Kosten dafür sind momentan noch zu hoch.Für die Konzepte zur saisonalen Wärmespeicherung<strong>durch</strong> Wasser stehen grundsätzlich vier verschie<strong>de</strong>neAlternativen zur Auswahl: Behälterspeicher, Erdbeckenspeicher,Erdson<strong>de</strong>nwärmespeicher und Aquiferspeicher.Die ersten Versuchsspeicher wur<strong>de</strong>n 1996in Hamburg und Friedrichshafen realisiert. Die technologischeGrundlage dafür boten damals die Erkenntnisseaus einem Versuchsspeicher am Institutfür Thermodynamik und Wärmetechnik (ITW) <strong>de</strong>rUniversität Stuttgart. Bis zum Jahr 2000 konnte miteiner ersten Speichergeneration gezeigt wer<strong>de</strong>n, dassdie saisonale Wärmespeicherung von Solarwärme zumo<strong>de</strong>raten Kosten realisierbar ist. Mit einer zweitenGeneration wur<strong>de</strong>n Alternativen getestet, zum Beispielein Speicher aus Hochleistungsbeton in Hannovero<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Einsatz neuer Dämmstoffe. Um die Wärmeverlustevon saisonalen Speichern weiter zu minimieren,wur<strong>de</strong> in einem <strong>Forschung</strong>svorhaben amITW <strong>de</strong>r gekoppelte Wärme- und Stofftransport <strong>durch</strong>Speichersysteme grundlegend untersucht. Auf dieserBasis ist nun eine dritte Generation saisonaler Wärmespeicherentstan<strong>de</strong>n. Insgesamt konnten zwischen1996 und 2008 die <strong>durch</strong>schnittlichen Kosten füreine Kilowattstun<strong>de</strong> Solarwärme aus einem Nahwärmesystemmit saisonalem Wärmespeicher in Abhängigkeitvon <strong>de</strong>r Speichergröße halbiert wer<strong>de</strong>n (siehewww.saisonalspeicher.<strong>de</strong>). ■Investitionskosten je Kubikmeter Wasseräquivalent (Euro/Kubikmeter)500Ilmenau (GfK)CrailsheimBehälter (TTES)450400350RottweilSteinfurtBehälter (TTES) <strong>–</strong> StudieErdbecken (PTES)Erdwärmeson<strong>de</strong>n (BTES)Aquifer (ATES)Aquifer (ATES) <strong>–</strong> StudieSonstige300Kettmannhausen (GfK)250200150100500StuttgartHannover (HLB)HamburgBielefeldEggensteinMünchenBerlin-BiesdorfChemnitzFriedrichshafenAttenkirchen ( Hybrid)Marstal (DK)Neckarsulm-1Neckarsulm-2PotsdamBrædstrup ( DK) Crailsheim Marstal-2 (DK)Rostock100 1.000 10.000 100.000Speichervolumen in Kubikmeter Wasseräquivalent (Kubikmeter)


50NIEDERTEMPERATUR-SOLARTHERMIE<strong>de</strong>r Praxis zu verbreiten, hat das ITE ein Branchenkonzeptfür Brauereien zur Solarwärmenutzung erstelltund einen Leitfa<strong>de</strong>n erarbeitet, <strong>de</strong>r speziell aufPlaner und Energieberater zugeschnitten ist. Mittelseiner Checkliste wird darin eine schnelle I<strong>de</strong>ntifikationsinnvoller Integrationsmöglichkeiten für solarthermischeAnlagen ermöglicht. Entsprechen<strong>de</strong> Anlagenkonzeptesind ebenfalls enthalten. Konzept und Leitfa<strong>de</strong>nsind unter www.solar.uni-kassel.<strong>de</strong>/downloadsabrufbar. Das <strong>BMU</strong> hat das Projekt mit rund 250.000Euro geför<strong>de</strong>rt.Solare KühlungChancen und Grenzen <strong>de</strong>r solaren KühlungZur Klimatisierung von Gebäu<strong>de</strong>n und zur Prozesskühlungkann mit thermisch angetriebenen Verfahrenin Verbindung mit solarer Wärme Primärenergieeingespart wer<strong>de</strong>n. In einem <strong>BMU</strong>-FachworkshopEn<strong>de</strong> <strong>2012</strong> wur<strong>de</strong> mit 50 Experten und Branchenvertreterneine Zwischenbilanz <strong>de</strong>r bisher erreichten<strong>Forschung</strong>sergebnisse zur solaren Kühlung gezogen.Deutsche <strong>Forschung</strong>seinrichtungen und Unternehmenhaben sich auf diesem Gebiet eine internationalführen<strong>de</strong> Stellung erarbeitet. Trotz<strong>de</strong>m ist <strong>de</strong>r Marktmit weltweit 1.000 bis 2.000 Anlagen ein Nischenmarkt.Um das zu än<strong>de</strong>rn, müssen die Systeme <strong>de</strong>utlichkostengünstiger wer<strong>de</strong>n.Solare Kühlanlage <strong>de</strong>r Firma LindnerAuf <strong>de</strong>m Workshop wur<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>rem die Ergebnisse<strong>de</strong>s Projekts EVASOLK vorgestellt, welchesdie verschie<strong>de</strong>nen Anwendungsbereiche und Perspektiven<strong>de</strong>r solarthermischen Kühlung auch imVergleich mit <strong>de</strong>r solarelektrischen Kühlung aus lotet.In EVASOLK fin<strong>de</strong>t ein umfangreiches Monitoring inacht Installationen mit konventioneller Kompres ­sionskältetechnik statt. Als erstes Ergebnis hat sichgezeigt, dass die solarthermische Kühlung an sonnigenStandorten und bei sorgfältiger Auslegung bereitsmit mo<strong>de</strong>raten Kostensenkungen wirtschaftlichattraktiv ist, wenn gleichzeitig <strong>de</strong>r solarthermischeKollektor ganzjährig, also auch zur Wärmeerzeugungin kälteren Jahreszeiten, genutzt wird. In Anwendungenmit ausschließlich sommerlichem Kühlbedarfohne weitere Wärmeverbraucher führt dieOption konventionelle Kühltechnik mit netzgekoppelterPhotovoltaik allerdings oft zu höheren Primärenergieeinsparungen.Das Vorhaben wird vom Fraunhofer-Institutfür Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg,<strong>de</strong>m Institut für Luft- und Kältetechnik (ILKDres<strong>de</strong>n) und <strong>de</strong>m Zentrum für Angewandte Energieforschung(ZAE Bayern) in Garching <strong>durch</strong>geführt.Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt das Vorhaben mit rund 800.000 Euro.SpeicherungLabor für thermochemische SpeicherKönnte man mehr Wärmeenergie mit gleichem Volumenspeichern, dann wür<strong>de</strong> entwe<strong>de</strong>r bei gleichbleiben<strong>de</strong>mBedarf Platz gespart o<strong>de</strong>r es kann mehr Wärmebei begrenzten örtlichen Gegebenheiten gespeichertwer<strong>de</strong>n. Das macht das Prinzip <strong>de</strong>r thermochemischenWärme- und Kältespeicher (TCM) so interessant:Die Aufnahmegrenze für die heute genutzten,gut erforschten und kostengünstigen Wasserspeicherliegt bei etwa 60 Kilowattstun<strong>de</strong>n pro Kubikmeter.Thermochemische Materialien könnten hin gegen zwischen200 und 500 Kilowattstun<strong>de</strong>n pro Kubikmeteran Wärmeenergie aufnehmen. Bei TCM erfolgt dieWärmespeicherung <strong>durch</strong> eine umkehr bare chemischeReaktion, zum Beispiel <strong>durch</strong> das Entziehen vonWasserdampf. Wird dieser später wie<strong>de</strong>r hinzugefügt,gibt das Material die Wärme wie<strong>de</strong>r ab. Die praktischeAnwendbarkeit <strong>de</strong>r TCM muss jedoch noch erforschtwer<strong>de</strong>n. Um diesen Bedarf zu erfüllen, hat dieAbteilung Technik für Energiesysteme und Erneuer ­bare Energien <strong>de</strong>s Bayerischen Zentrums für AngewandteEnergieforschung e.V. (ZAE Bayern) ein TCM-Labor errichtet, in <strong>de</strong>m die Speichermaterialien getestetund bezüglich ihrer Eignung beurteilt wer<strong>de</strong>nkönnen. Ein Ziel besteht darin, standardisierte Testszu etablieren, um eine gemeinsame Basis für entsprechen<strong>de</strong><strong>Forschung</strong>saktivitäten aufzubauen.Im Oktober <strong>2012</strong> wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r neue Erweiterungsbau<strong>de</strong>r Garchinger Abteilung <strong>de</strong>s ZAE Bayern eröffnet,in <strong>de</strong>m sich auch große Teile <strong>de</strong>s TCM-Labors mitdiversen Versuchsstän<strong>de</strong>n befin<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>m Labor istunter an<strong>de</strong>rem ein Alterungsteststand geplant, an<strong>de</strong>m die Festigkeit <strong>de</strong>s Materials bei zahl reichen AufundEntla<strong>de</strong>zyklen sowie seine Stabilität gegenüber<strong>de</strong>m Einfluss von Schadgasen untersucht wer<strong>de</strong>nkönnen. Das <strong>BMU</strong> hat die Entwicklung <strong>de</strong>s Laborsmit rund 1,1 Millionen Euro geför<strong>de</strong>rt. ■


INNOVATION DURCH FORSCHUNG 51SOLARTHERMISCHE KRAFTWERKEDISS-Anlage (DIrect Solar Steam) auf <strong>de</strong>r Plataforma Solar <strong>de</strong> Almería in SpanienSolarthermische Kraftwerke eignen sich beson<strong>de</strong>rsin Regionen mit hoher direkter Einstrahlung fürdie Stromerzeugung. Deren großer Vorteil liegt darin,dass sie <strong>durch</strong> ihre integrierten Speicher Solarstrombedarfsgerecht zur Verfügung stellen können.In Deutschland entwickelte Schlüsselkomponentenwer<strong>de</strong>n in Kraftwerken weltweit eingesetzt.Schwerpunkte <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rungvor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>rMarkt- und TechnologieentwicklungSolarthermische Kraftwerke wer<strong>de</strong>n mittlerweile inerheblichen Stückzahlen kommerziell gebaut und betrieben.Trotz<strong>de</strong>m verläuft die Marktentwicklunglangsamer als erhofft. Die an <strong>de</strong>r Entwicklung solarthermischerKraftwerke beteiligten Firmen befin<strong>de</strong>nsich aktuell in einem schwierigen Umfeld. Aufgrund<strong>de</strong>r hohen Investitionskosten, <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nenfinanziellen Restriktionen, aber auch politischenInstablitäten, vor allem in Nordafrika und im MittlerenOsten (MENA-Region), kommen Kraftwerksprojekteoft nur langsam zur Umsetzung. Vor allem aberbesteht eine Konkurrenzsituation zur Photovoltaik,die Solarstrom aufgrund <strong>de</strong>r Preisentwicklung <strong>de</strong>rletzten Jahre wesentlich günstiger zur Verfügungstellen kann. Solarthermische Kraftwerke erreichenaktuell Stromkosten von 0,15 bis 0,20 Euro pro Kilowattstun<strong>de</strong>,im Vergleich dazu ist die Kilowattstun<strong>de</strong>Photovoltaikstrom unter gleichen Bedingenen schonfür unter 0,10 Euro zu haben. Dies hat dazu beigetragen,dass in <strong>de</strong>n vergangenen bei<strong>de</strong>n Jahren eineReihe von Unternehmen Insolvenz anmel<strong>de</strong>n mussteno<strong>de</strong>r sich aus <strong>de</strong>m Geschäftsbereich zurückzogen.Demgegenüber sind aber auch positive Trends zu verzeichnen:Die Industrievereinigung ESTELA (EuropeanSolar Thermal Electricity Association) hat <strong>2012</strong> eineweltweite Kraftwerkskapazität von 2,4 Gigawatt aus ­gewiesen. Gegenüber <strong>de</strong>m Vorjahr ist das ein Zuwachsvon 1,1 Gigawatt. Aktuell befin<strong>de</strong>n sich Kraftwerksprojektefür weitere 3,2 Gigawatt im Bau o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Bauvorbereitung.Neue Märkte stehen kurz vor <strong>de</strong>r Erschließung,zum Beispiel in <strong>de</strong>r MENA-Region, inChina und in Indien. Die verbliebenen <strong>de</strong>utschen Unternehmensind auf die künftigen Märkte gut vorbereitet,da sie nach wie vor technologisch weltweit führendsind. In Deutschland entwickelte Schlüsselkomponentenwie Spiegel, Absorber und Kollektoren wer<strong>de</strong>nzu großen Anteilen in solarthermischen Kraftwerkenweltweit eingesetzt. Vor diesem Hintergrund führt das<strong>Bund</strong>esumweltministerium die För<strong>de</strong>rung von <strong>Forschung</strong>und Entwicklung dieser Technologie fort.Um die Technologien <strong>de</strong>r solarthermischen Kraft ­


52INNOVATION DURCH FORSCHUNGQuelle: <strong>BMU</strong>Ausgaben in Mio. Euro8 7,1 7,17,65,9 5,9 5,86,164202006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong>Turm Parabol Fresnel Speicher SonstigesSolarthermische Kraftwerke: Jährliche Projektför<strong>de</strong>rmittel zwischen 2006 und <strong>2012</strong>werke mit Blick auf die notwendige Kostenreduktionund <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>r Speicherfähigkeit weiterzuentwickeln,hat das <strong>BMU</strong> <strong>2012</strong> vor allem Vorhaben <strong>de</strong>r angewandten<strong>Forschung</strong> unter industrieller Führungo<strong>de</strong>r mit industrieller Beteiligung geför<strong>de</strong>rt. Gegenüber<strong>de</strong>m Mittelwert <strong>de</strong>s Neubewilligungsvolumensseit 2004, <strong>de</strong>r knapp unter 9 Millionen Euro liegt,konnte im Haushalt <strong>2012</strong> mit 20,7 Millionen Euromehr als eine Verdopplung <strong>de</strong>s Budgets für <strong>Forschung</strong>s-und Entwicklungsvorhaben zu solarthermischenKraftwerken, vor allem <strong>durch</strong> einen steigen<strong>de</strong>nAnteil an industriegeführten Verbundvorhaben, rea ­lisiert wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Konsequenz steigt auch <strong>de</strong>rMittelabfluss in <strong>de</strong>n laufen<strong>de</strong>n Vorhaben. Mit rund7,5 Millionen Euro lag er <strong>2012</strong> gut eine Million Euroüber <strong>de</strong>m Niveau <strong>de</strong>r Vorjahre.Mit seiner <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rung möchte das <strong>BMU</strong>auch zukünftig die Markteinführung <strong>de</strong>r solarthermischenKraftwerke unterstützen, insbeson<strong>de</strong>re zu folgen<strong>de</strong>nSchwerpunktthemen:— neue Wärmeträgerflui<strong>de</strong> (Salzschmelzen,Direktverdampfung) für Parabol- und Fresnelkraftwerke— Turmkraftwerke— Speichertechnologien und Hybridisierung— Entwicklung von Konzepten für eineneffizienten, kostengünstigen AnlagenbetriebDabei soll vor allem <strong>de</strong>r Vorteil <strong>de</strong>r bedarfsorientiertenStromerzeugung nutzbar gemacht wer<strong>de</strong>n.Auswahl geför<strong>de</strong>rter ProjekteAn dieser Stelle wer<strong>de</strong>n einige vom <strong>BMU</strong> geför<strong>de</strong>rteProjekte im Bereich solarthermische Kraftwerke vorgestellt,die einen Einblick in die Umsetzung <strong>de</strong>r zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong>n <strong>Forschung</strong>sschwerpunkte aus <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbekanntmachunggeben. Ein Leuchtturmprojekt ausdiesem Technologiebereich wur<strong>de</strong> bereits im Kapitel„Highlights“ vorgestellt (siehe Seiten 10).ParabolrinnenkollektorenEntwicklung und Erprobung <strong>de</strong>s Durchlaufkonzeptsfür die solare DirektverdampfungIm Gegensatz zum gebräuchlichen Thermoöl bietet<strong>de</strong>r Einsatz von Wasser beziehungsweise Wasserdampfals Wärmeträger in Parabolrinnenkraftwerkendie Möglichkeit, die obere Prozesstemperatur vonQuelle: <strong>BMU</strong>Mio. Euro252020,7151056,9 5,98,2 8,6 9,711,202006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong>Solarthermische Kraftwerke: Entwicklung <strong>de</strong>s Neubewilligungsvolumens seit 2006


SOLARTHERMISCHE KRAFTWERKE 53400 auf bis zu 500 Grad Celsius zu erhöhen. Damiterreicht man höhere Wirkungsgra<strong>de</strong>. Gleichzeitig istWasser kostengünstiger als Thermoöl, thermisch stabil,nicht brennbar und nicht umweltgefähr<strong>de</strong>nd. In<strong>de</strong>m Projekt DUKE testet das Deutsche Zentrum fürLuft- und Raumfahrt (DLR) die Anwendung <strong>de</strong>r solarenDirektverdampfung nach <strong>de</strong>m Durchlaufkonzept.Im Gegensatz zum bereits erprobten Rezirkulationskonzeptist beim Durchlaufkonzept kein Abschei<strong>de</strong>rim Solarfeld mehr notwendig, wo<strong>durch</strong> die Investitionskostengesenkt wer<strong>de</strong>n. Allerdings ist die Prozessführunganspruchsvoller und bedarf weiterer <strong>Forschung</strong>s-und Entwicklungsarbeit. In DUKE soll daher<strong>de</strong>r stabile Betrieb im Durchlaufkonzept in einemkommerziellen Maßstab <strong>de</strong>monstriert und <strong>de</strong>ssen Potenzialquantifiziert wer<strong>de</strong>n. Dazu wur<strong>de</strong> die DISS-Anlage(Direct Solar Steam) auf <strong>de</strong>r Plataforma Solar <strong>de</strong>Almería in Spanien komplett umgebaut. Drei neueKollektoren erweitern die Länge <strong>de</strong>s Kollektorstrangsum 300 auf nun 1.000 Meter. Sämtliche Receiver wur<strong>de</strong>nerneuert, sodass nun auch 500 Grad Celsius und110 bar am Austritt <strong>de</strong>s Kollektorstrangs erreicht wer<strong>de</strong>nkönnen <strong>–</strong> die mittelfristig als sinnvoll erachtetenParameter für effiziente Kraftwerke mit Speicher. Außer<strong>de</strong>mwur<strong>de</strong> die Anlage um umfangreiche, auf dieErforschung <strong>de</strong>s Durchlaufkonzepts angepasste Messtechnikerweitert. Der Aufbau <strong>de</strong>s Testloops ist abgeschlossenund befin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>r Inbetriebnahme.Der Versuchsbetrieb startet voraussichtlich Anfang2013. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt DUKE mit rund 2 MillionenEuro.Neuer Solarkollektor mit bis zu 25 Prozent KosteneinsparungFür solarthermische Kraftwerke mit höherer Leistungmüssen künftig <strong>de</strong>utlich größere Parabolrinnenkollektorenzum Einsatz kommen. Zusammen mit einemIngenieurteam von schlaich bergermann undpartner, <strong>de</strong>m Deutschen Zentrum für Luft- undRaum fahrt (DLR) und <strong>de</strong>m Fraunhofer-Institut fürMaterialfluss und Logistik (IML) entwickelt die Firmaflabeg ein neues Kollektor<strong>de</strong>sign <strong>–</strong> <strong>de</strong>n UltimateTrough®. Mit einer Aperturweite (Öffnung von Spiegelkantezu Spiegelkante) von 7,51 Meter ist dieser imVergleich zu <strong>de</strong>n am Markt verfügbaren Kollektorenum fast 30 Prozent größer und mit einer Länge von24 Metern doppelt so lang. Durch die größeren Kollektorelementewird zu<strong>de</strong>m die Anzahl <strong>de</strong>r Antriebe,Sensoren und Steuerelemente um über 50 Prozentgesenkt. Damit verringert sich die Zahl <strong>de</strong>r Teile, diemontiert, geprüft, zusammengebaut, ausgerichtetund in Betrieb genommen wer<strong>de</strong>n müssen, <strong>de</strong>utlich.In <strong>de</strong>r Konsequenz können sich die Kosten <strong>de</strong>s Solarfeldsmit einer Aperturfläche von 500.000 bis2.500.000 Quadratmetern, für die <strong>de</strong>r UltimateTrough optimiert ist, um bis zu 25 Prozent verringern.Prototyp <strong>de</strong>s Ultimate Trough: Mögliche Kosteneinsparungen beim Baugroßer Anlagen von bis zu 25 ProzentIm Sommer 2011 wur<strong>de</strong> in Köln ein aus zwei Kollektorelementenbestehen<strong>de</strong>r Prototyp aufgebaut unddie optische Güte vermessen. Mit 99,2 Prozent InterceptFaktor, also <strong>de</strong>m Anteil an Sonnenstrahlung, <strong>de</strong>rvon <strong>de</strong>n Spiegeln auf <strong>de</strong>n Absorber reflektiert wird,wur<strong>de</strong> das Designziel übertroffen. Im November wur<strong>de</strong>nzwei Kollektoren von insgesamt 500 Metern Längeals Demonstrationsloop in einem Kraftwerk in <strong>de</strong>nUSA in Betrieb genommen. In einer zweijährigenTestphase soll die Performancesteigerung validiertwer<strong>de</strong>n. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt die Entwicklung <strong>de</strong>s UltimateTrough mit rund 1,9 Millionen Euro.SolarturmkraftwerkeOptimierung von Gasturbinen für <strong>de</strong>n Einsatz insolarthermischen TurmkraftwerkenZiel <strong>de</strong>s Verbundprojekts HYGATE <strong>–</strong> Hybrid High SolarShare Gas Turbine Systems ist die Anpassung einerGasturbine für <strong>de</strong>n Einsatz in solarthermischenTurmkraftwerken. Gemeinsam untersuchen das DeutscheZentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), MANDiesel & Turbo SE, die Technische Universität Dres<strong>de</strong>n(TUD) und VGB PowerTech e.V. die Grundlagenfür eine solar-hybri<strong>de</strong> Gasturbinenanlage. Durch dieHybridisierung soll neben <strong>de</strong>r solaren Anwendung je<strong>de</strong>rzeitein rein fossiler Betrieb, etwa nachts, o<strong>de</strong>r einMischbetrieb, etwa bei Wolken<strong>durch</strong>gängen, möglichwer<strong>de</strong>n. Da<strong>durch</strong> wer<strong>de</strong>n keine zusätzlichen Back-up-Kraftwerke benötigt. In einem Nachfolgeprojekt solleine Demonstrationsanlage errichtet wer<strong>de</strong>n.


54INNOVATION DURCH FORSCHUNGSalz in <strong>de</strong>r RinneJe<strong>de</strong> Technik ist nur so lange aktuell, bis eine an<strong>de</strong>reLösung ein größeres Potenzial aufweist und<strong>de</strong>ren Machbarkeit erwiesen ist. Da die <strong>de</strong>rzeit eingesetztenWärmeträgermedien die Betriebstemperaturund somit direkt <strong>de</strong>n Wirkungsgrad solarthermischerKraftwerke noch stark begrenzen, bestehtgroßer Bedarf an neuen Lösungen.Für Parabolrinnenkraftwerke ist bislang Thermoöldie verwen<strong>de</strong>te Substanz und alternativ Wasserdampf(siehe Seiten 52/53, Projekt DUKE). Eine wei ­tere vielversprechen<strong>de</strong> Alternative stellen nun injüngerer Zeit entwickelte Salzschmelzen dar. WährendThermoöl maximale Betriebstemperaturen von400 Grad Celsius erlaubt, können geschmolzene Salzebis zu 550 Grad Celsius erreichen.Anfor<strong>de</strong>rungen an ein geeignetes Wärmeträgermediumsind generell eine hohe Temperaturstabilität, eineinfach umsetzbares Speicherkonzept, ein einfacherKollektorbetrieb, Umweltverträglichkeit und die kostengünstigeBeschaffung <strong>de</strong>s Mediums. Außer für<strong>de</strong>n Kollektorbetrieb selbst verspricht Flüssigsalz inallen Punkten Vorteile gegenüber Thermoöl. Salzschmelzenerlauben einen druckarmen Betrieb, sindim Gegensatz zu Thermoöl umweltverträglich, vergleichsweisegünstig erhältlich und lassen sich direktin Tanks speichern. Und nicht zuletzt sind <strong>durch</strong> diegroße Wärmekapazität <strong>de</strong>r Salze vergleichsweise geringeSpeichergrößen realisierbar.Eine Herausfor<strong>de</strong>rung ist <strong>de</strong>r hohe Erstarrungspunkt<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeit eingesetzten Salze. Bereits bei einer Abkühlungauf 220 Grad Celsius wer<strong>de</strong>n die eingesetztenSalzschmelzen fest, was im Kraftwerksbetrieb natürlichzu einer Beschädigung vieler Komponentenführen wür<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>m Projekt HPS wird aus diesenÜberlegungen heraus ein neues Wärmeträgermediumauf Basis einer Salzschmelze entwickelt, das speziellfür die Anfor<strong>de</strong>rungen eines solarthermischenKraftwerkbetriebs geeignet ist. Von <strong>de</strong>r Anlagenseiteher muss die Temperaturstabilität und Korrosionsbeständigkeit<strong>de</strong>r Komponenten, welche mit <strong>de</strong>r heißenSalzschmelze in Berührung kommen, betrachtet wer<strong>de</strong>n.Auch das in <strong>de</strong>m <strong>BMU</strong>-Projekt Ultimate TroughSolarthermisches Kraftwerk Andasol 3 mit Salzspeicher (links) in <strong>de</strong>rspanischen Provinz Granadaentwickelte gleichnamige Parabolrinnenkonzept (sieheSeite 53) soll in einem Anschlussprojekt für einenSalzschmelze-Betrieb ertüchtigt wer<strong>de</strong>n.Kommerziell eingesetzt wer<strong>de</strong>n bereits Speicher auf<strong>de</strong>r Basis von Salzschmelzen. So sind zum Beispielgroße Salzspeicher in die Andasol-Kraftwerke 1 bis 3in Südspanien integriert. Das dort im Kollektorfeldverwen<strong>de</strong>te Thermoöl gibt seine Wärme an die flüssigeSalzschmelze ab, welche bei Bedarf wie<strong>de</strong>rum dasÖl erhitzen kann. Bei je<strong>de</strong>r Wärmeübertragung gehtallerdings ein Teil <strong>de</strong>r Energie verloren. Bei <strong>de</strong>r Verwendungvon Salzschmelzen als Wärmeträgermediumwäre eine solche Umwandlung nicht unbedingtgegeben, <strong>de</strong>nn theoretisch lässt sich das flüssige Salzdirekt speichern und bei Bedarf aus <strong>de</strong>m Speicherentnehmen, wo<strong>durch</strong> <strong>de</strong>r Wirkungsgrad <strong>de</strong>r Parabolrinnenanlagenochmals <strong>de</strong>utlich steigen wür<strong>de</strong>. Dasich die Anfor<strong>de</strong>rungen an Salz als Wärmeträger versusSpeichermedium jedoch in einigen Punkten unterschei<strong>de</strong>n,wird in HPS grundlegend ermittelt, inwiefern<strong>de</strong>r Einsatz zweier unterschiedlicher Salzeund zweier getrennter Kreisläufe eventuell auch beieinem solchen Konzept weiterhin sinnvoll ist. ■Gemeinsam mit <strong>de</strong>m <strong>BMU</strong>, das für die <strong>Forschung</strong> imBereich erneuerbarer Energien verantwortlich ist, för<strong>de</strong>rtdas <strong>Bund</strong>eswirtschaftsministerium (BMWi), zuständigfür <strong>Forschung</strong> zu mo<strong>de</strong>rnen Kraftwerkstechnologien,das Vorhaben. Die Entwicklungsarbeitenbauen auf <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r Studie SHCC (SolarHybrid Combined Cycle) auf, in <strong>de</strong>r bereits ein Referenzkonzeptfür eine solar-hybri<strong>de</strong> Gasturbinenanlageentwickelt wur<strong>de</strong>. Für die Entwicklungsarbeitenwird von einer maximalen Prozesstemperatur von950 Grad Celsius bei solarer Direkteinstrahlung ausgegangen.Die Herausfor<strong>de</strong>rung liegt in <strong>de</strong>r Verbindungund im Betrieb <strong>de</strong>s Solarreceivers mit <strong>de</strong>r parallelangeordneten Brennkammer, die bei<strong>de</strong> stufenlos


SOLARTHERMISCHE KRAFTWERKE 55Oben: Keramikkugeln für eine Aufbauoption <strong>de</strong>s Hochtemperatur-Speichers(Verbundprojekt HOTSPOT), unten: Testanlage HOTREG am DLR inStuttgartim Bereich von 0 bis 100 Prozent betrieben wer<strong>de</strong>nsollen. Neben <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r SHCC i<strong>de</strong>ntifizierten bevorzugtenVariante <strong>–</strong> direkte Wärmeeinkopplung ineine im Solarturm in Receivernähe angeordnete Gasturbinenanlage<strong>–</strong> sollen auch weitere Alternativenbedacht wer<strong>de</strong>n und auch die Option <strong>de</strong>r Einbindungeines Hochtemperaturwärmespeichers untersuchtwer<strong>de</strong>n. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt die Arbeiten mitrund 1,3 Millionen Euro.SpeichertechnologienHochtemperatur-Speicher aus Formsteinen undNatursteinschüttungenAktuell nutzen die meisten Solarturmkraftwerke Sattdampfo<strong>de</strong>r Salz als Wärmeträger. Dabei wer<strong>de</strong>n Betriebstemperaturenvon rund 250 beziehungsweiserund 550 Grad Celsius ermöglicht. Bei einer alternativenAnwendung von Luft als Wärmeträger könnenhingegen rund 800 Grad Celsius und mehr als Betriebstemperaturund damit hohe Verstromungswirkungsgra<strong>de</strong>erreicht wer<strong>de</strong>n. Eine aussichtsreicheSpeichertechnologie sind zum Beispiel direkt mit erhitzterLuft <strong>durch</strong>strömte Feststoffspeicher aus Formsteineno<strong>de</strong>r Schüttungen. Im VerbundprojektHOTSPOT wer<strong>de</strong>n erstmals Konzepte für Hochtemperaturspeicherim Großmaßstab entwickelt, die mitdrucklosen und druckbeaufschlagten Receivern ausgestattetsind.In <strong>de</strong>m Vorhaben wer<strong>de</strong>n Konzeptstudien für diekraftwerkstechnischen Randbedingungen sowie fürthermische Speicherkapazitäten bis über eine Gigawattstun<strong>de</strong><strong>durch</strong>geführt, Aufbaukonzepte i<strong>de</strong>ntifiziertund vergleichend bewertet. Die Lösungsvariantennutzen unter an<strong>de</strong>rem wabenartige, keramischeFormsteine und Natursteinschüttungen. Letztere bietenim Vergleich zu konventionellen Materialien einwesentliches Kostenreduktionspotenzial. Die bishererarbeiteten Konzepte wur<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Technikums ­anlage HOTREG <strong>de</strong>s Deutschen Zentrums für LuftundRaumfahrt (DLR) Stuttgart bei Temperaturen biszu 800 Grad Celsius experimentell überprüft. Zu weiterenkritischen Aspekten, wie etwa <strong>de</strong>n bei Schüttungenauftreten<strong>de</strong>n mechanischen Belastungen,wur<strong>de</strong>n die für die künftige Auslegung benötigtenRechenwerkzeuge geschaffen. Mit Ergebnissen zuSpeicherkonzepten und Auslegungsgrundlagenliefert HOTSPOT damit wesentliche Bausteine fürdie Weiterentwicklung und Marktfähigkeit diesesKraftwerkstyps. Das <strong>BMU</strong> hat das Projekt mit rund800.000 Euro geför<strong>de</strong>rt. ■


56INNOVATION DURCH FORSCHUNGWASSERKRAFT UND MEERESENERGIEWasserkraft gilt als eine bewährte Energiequelle <strong>–</strong>die Nutzung <strong>de</strong>r Meeresenergie dagegen befin<strong>de</strong>tsich weltweit noch im Demonstrationsstadium.Der Vorteil von Wasserkraft und Meeresenergiegegenüber Win<strong>de</strong>nergie und Photovoltaik bestehtdarin, dass die Energie zeitlich weitgehend konstantbereitgestellt und zuverlässig vorausgesagtwer<strong>de</strong>n kann.Schwerpunkte <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rungvor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>rMarkt- und TechnologieentwicklungGezeitenströmungsanlage von ANDRITZ Hydro HammerfestFür die Stromproduktion aus Wasserkraft wird dienatürliche Fließbewegung <strong>de</strong>s Wassers, in erster Linievon Flüssen o<strong>de</strong>r Stauseen, genutzt. Im Meer stehensowohl <strong>de</strong>r Ti<strong>de</strong>nhub (das periodische Fallen undSteigen <strong>de</strong>s Meeresspiegels) als auch <strong>de</strong>r Energiegehaltvon Strömung und Wellen für die Stromerzeugungzur Verfügung. Für die Nutzung <strong>de</strong>r Gezeitenströmungsind Turbinen geeignet, die unter Wasser<strong>de</strong>m Prinzip von Win<strong>de</strong>nergieanlagen ähneln. Siewer<strong>de</strong>n entlang <strong>de</strong>r Hauptströmungsrichtung ausgerichtetund müssen sowohl vorwärts als auch rückwärtsgerichtete Strömungen umsetzen. In <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>nJahren ist <strong>de</strong>r Bau von Strömungsenergieparksin geeigneten Regionen, unter an<strong>de</strong>rem Großbritannieno<strong>de</strong>r Irland, vorgesehen.Für <strong>de</strong>utsche Unternehmen bietet sich hier eher dieMöglichkeit zum Export. Vor <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Küsteselbst kann die Technologie nicht wirtschaftlich eingesetztwer<strong>de</strong>n, da die Strömungsgeschwindigkeitenund <strong>de</strong>r Ti<strong>de</strong>nhub relativ gering sind, die Küste wirtschaftlichstark genutzt wird und diverse Naturschutzgebietevorhan<strong>de</strong>n sind. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt vor diesemHintergrund im Bereich Meeresenergie lediglich <strong>Forschung</strong>sprojektein begrenztem Umfang. <strong>2012</strong> wur<strong>de</strong>ein neues Projekt bewilligt.Auswahl geför<strong>de</strong>rter ProjekteWirtschaftlicher und zuverlässiger Rotorbetrieb vonGezeitenströmungskraftwerkenDie bisher errichteten Gezeitenströmungskraftwerkedienen <strong>de</strong>rzeit primär <strong>de</strong>m Nachweis, dass die Technikim Grundsatz funktioniert. Für einen wirtschaftlichenEinsatz sind sie noch nicht ausgelegt. In <strong>de</strong>m ProjektAntriebstrang von Gezeitenströmungsturbinen arbeitetdie ANDRITZ Hydro GmbH daran, <strong>de</strong>n gesamtenAntriebsstrang solcher Kraftwerke wirtschaftlichund technisch zu optimieren. Die Komponenten sollenso konstruiert sein, dass sie einfach an variieren<strong>de</strong>Umgebungsbedingungen angepasst wer<strong>de</strong>n können.Der Fokus <strong>de</strong>s Projekts liegt auf <strong>de</strong>m Mechanismus <strong>de</strong>rSchaufelblattverstellung sowie <strong>de</strong>r Schaufelanbindung.Um die Maschinen ohne eine drehbare Generatorgon<strong>de</strong>lbei Ebbe und Flut mit einem ausreichen<strong>de</strong>nWirkungsgrad betreiben zu können, müssen die Turbinenblätterum mehr als 180 Grad schwenkbar sein.Durch die unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten<strong>de</strong>s Wassers bestehen zusätzlich sehr hohe dynamischeAnfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Verstellmechanismus.Dieser muss eine möglichst konstante Geschwindigkeit<strong>de</strong>r Turbine sicherstellen und die Regelung mussenergieeffizient gestaltet sein. Wegen <strong>de</strong>r hohen Reparaturkostenaufgrund <strong>de</strong>r schlechten Zugänglichkeitsoll ein wartungsfreier Betrieb für min<strong>de</strong>stensfünf Jahre sichergestellt wer<strong>de</strong>n. Bei bisherigen Pilotanlagenwur<strong>de</strong>n für die Anbindung <strong>de</strong>s Turbinenblattsan die Nabe Erfahrungen aus <strong>de</strong>r Win<strong>de</strong>nergieübertragen, was für größere Rotoren und einen somitwirtschaftlichen Einsatz nicht mehr funktionierenwird. Wasser ist ein dichteres Medium als Luft,weswegen die Verbindung, im Gegensatz zur Win<strong>de</strong>nergie,mit vergleichsweise geringen Fliehkräftenund sehr hohen Vortriebskräften belastet wird. Das<strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt die Entwicklung <strong>de</strong>s Antriebsstrangs mitrund 960.000 Euro. ■


INNOVATION DURCH FORSCHUNG 57ÜBERGREIFENDE FRAGEN DERENERGIEFORSCHUNGUm die Energiewen<strong>de</strong> umzusetzen, bedarf es nichtnur technischer Lösungen. Es müssen auch geeignetepolitische, rechtliche, ökonomische, ökologischeund soziale Rahmenbedingungen geschaffenwer<strong>de</strong>n, damit das Energieversorgungssystem aufhohe Anteile erneuerbarer Energien umgestelltwer<strong>de</strong>n kann, ohne dass die Versorgungssicherheitund damit die gesellschaftliche Akzeptanz darunterlei<strong>de</strong>n.Schwerpunkte <strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rungvor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>rMarkt- und TechnologieentwicklungDas <strong>BMU</strong> unterstützt <strong>Forschung</strong>sarbeiten, in <strong>de</strong>nengeeignete Rahmenbedingungen zur Transformation<strong>de</strong>s Energieversorgungssystems untersucht wer<strong>de</strong>n.Der Schwerpunkt <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n aktuellen För<strong>de</strong>rbekanntmachung<strong>de</strong>s <strong>BMU</strong> („Bekanntmachungzur För<strong>de</strong>rung von Untersuchungen zu übergreifen<strong>de</strong>nFragestellungen im Rahmen <strong>de</strong>r Gesamtstrategiezum weiteren Ausbau <strong>de</strong>r erneuerbaren Energien“)liegt auf <strong>de</strong>r Entwicklung von Konzepten für Strommärkte,zur Umsetzung <strong>de</strong>r Ziele <strong>de</strong>r Energiewen<strong>de</strong>.Der Grundstein zum freien Han<strong>de</strong>l und freien Marktzugangin <strong>de</strong>r Elektrizitätswirtschaft wur<strong>de</strong> 1998 mit<strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>s Energiewirtschaftsgesetzes(EnWG) gelegt. Im April 2000 wur<strong>de</strong> dieses Gesetz<strong>durch</strong> das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ergänzt,welches die vorrangige Einspeisung von Stromaus erneuer baren Quellen ins Stromnetz regelt undseither bereits mehrfach novelliert wur<strong>de</strong>. Entstan<strong>de</strong>nsind die betreffen<strong>de</strong>n Regelungen jeweils vor<strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>s aktuellen Energieversorgungssystems.Um die bevorstehen<strong>de</strong> Transformation zu einem auferneuerbaren Energien basieren<strong>de</strong>n Versorgungssystemzu gestalten, müssen sich zukünftig auch die Bedingungeninnerhalb <strong>de</strong>s Stromsystems grundlegendän<strong>de</strong>rn. Technologien zur Nutzung <strong>de</strong>r erneuerbarenEnergien wie Win<strong>de</strong>nergieanlagen o<strong>de</strong>r Photovoltaikmoduleproduzieren Strom größtenteils <strong>de</strong>zentralund zu<strong>de</strong>m fluktuierend. Auch aus Marktsicht stelltdas eine Herausfor<strong>de</strong>rung für <strong>Forschung</strong> und Entwicklungdar. Es ist daher von Be<strong>de</strong>utung, die Marktmechanismen,aber auch regulatorische Instrumentewie das Erneuerbare-Energien-Gesetz im Hinblick aufein zunehmend <strong>de</strong>zentrales und fluktuieren<strong>de</strong>sStromangebot weiterzuentwickeln und damit einewesentliche Voraussetzung für eine erfolgreicheEnergiewen<strong>de</strong> zu schaffen.Einen weiteren Schwerpunkt setzt die För<strong>de</strong>rbekanntmachungauf Fragen, die sich aus <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>rEnergiewen<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r regionalen Ebene ergeben.Deutlich mehr Akteure als früher erzeugen Strom,stellen Speicherkapazitäten zur Verfügung o<strong>de</strong>r versuchen,die Nachfrage zu bün<strong>de</strong>ln. Regionen gebenim Rahmen <strong>de</strong>r Energiewen<strong>de</strong> eigene Ziele vor un<strong>de</strong>rgreifen entsprechen<strong>de</strong> Aktivitäten. Daher wer<strong>de</strong>nUntersuchungen zum Zusammenspiel von Netzen,Speichern, Lastmanagement und erneuerbaren Energienauf <strong>de</strong>r regionalen Ebene geför<strong>de</strong>rt, ebenso zumZusammenspiel von <strong>de</strong>zentraler und zentraler StromundWärmeversorgung. Hier spielen ins beson<strong>de</strong>replanerische Aspekte eine Rolle. Inhaltlich schließt dieaktuelle För<strong>de</strong>rbekanntmachung an bereits geför<strong>de</strong>rteVorhaben aus <strong>de</strong>m Bereich „Querschnitts- undQuelle: <strong>BMU</strong>Ausgaben in Mio. Euro65 4,44,65,0432,82,62102006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong>Übergreifen<strong>de</strong> Fragestellungen: Jährliche Projektför<strong>de</strong>rmittel zwischen 2006 und <strong>2012</strong>3,03,8


58ÜBERGREIFENDE FRAGEN DER ENERGIEFORSCHUNGSmart Market <strong>–</strong> Intelligenter Han<strong>de</strong>l mit fluktuieren<strong>de</strong>r Energie Dezentral und fluktuierend sind zwei häufig genannteSchlagwörter zur Beschreibung <strong>de</strong>r Stromerzeugungaus erneuerbaren Energien. DieseEigenschaften machen gravieren<strong>de</strong> Än<strong>de</strong>rungenam Aufbau <strong>de</strong>s alten Energieversorgungssystemsnotwendig. Dieses war hierarchisch und vergleichsweiseeinfach strukturiert: Der Strom wur<strong>de</strong> voneinigen zentralen Kraftwerken über die Übertragungsnetzezu <strong>de</strong>n Verteilnetzen und somit zu <strong>de</strong>nVerbrauchern geleitet. Die Erzeugung selbst verliefkontinuierlich und war da<strong>durch</strong> präzise planbar.Bei<strong>de</strong>s wird <strong>durch</strong> die Einbindung erneuerbarerEnergien zunehmend komplexer.In <strong>de</strong>m entstehen<strong>de</strong>n neuen Energieversorgungssystemnehmen konventionelle Erzeuger wie Kohlekraftwerkenicht mehr ihre herkömmlichen Rollen alsGrund-, Mittel- o<strong>de</strong>r Spitzenlaststromerzeuger ein.Statt<strong>de</strong>ssen wer<strong>de</strong>n zunehmend flexibel zu- o<strong>de</strong>r abschaltbareStromerzeuger erfor<strong>de</strong>rlich, die die fluktuieren<strong>de</strong>nerneuerbaren Energien ergänzen. Sobalddie erneuerbaren Energien aufgrund <strong>de</strong>r aktuellenWetterlage <strong>–</strong> Windstille o<strong>de</strong>r Bewölkung <strong>–</strong> nicht ausreichendStrom erzeugen, gibt es einen vermehrtenBedarf an flexibel zuschaltbarer Energie. Sobald dieerneuerbaren Energien viel Strom erzeugen, mussdie Produktion an<strong>de</strong>rer Erzeuger dagegen heruntergefahrenwer<strong>de</strong>n, damit das Netz nicht überlastetwird. Diese Rolle können konventionelle Kraftwerke,insbeson<strong>de</strong>re hochflexible Gaskraftwerke, übernehmen,aber auch erneuerbare Energien können unterbestimmten Voraussetzungen in diesen Markt einsteigen(siehe Seiten 6/7, „Regelenergie <strong>durch</strong> Win<strong>de</strong>nergieanlagen“).Speicher bil<strong>de</strong>n eine weitere Möglichkeit,um einen Ausgleich von Energieangebot undNachfrage herzustellen, o<strong>de</strong>r auch Unternehmen, dieihren Stromverbrauch <strong>de</strong>r aktuellen Versorgungslageanpassen.Für ein darauf basieren<strong>de</strong>s System muss neben <strong>de</strong>rLösung technischer Fragestellungen ein dazu passen<strong>de</strong>sMarkt<strong>de</strong>sign erarbeitet wer<strong>de</strong>n. Anbieter undKäufer müssen sich auf die neuen Anfor<strong>de</strong>rungeneinstellen, Dienstleistungen müssen angepasst undneue Rahmenbedingungen geschaffen wer<strong>de</strong>n. Unter<strong>de</strong>m Schlagwort Smart Market wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>neKonzepte für <strong>de</strong>n intelligenten Strommarkt <strong>de</strong>r Zukunftdiskutiert, in <strong>de</strong>nen neue Faktoren berücksichtigtund Folgen abgeschätzt wer<strong>de</strong>n. Der Strommarktmuss für seine Teilnehmer weiterhin attraktiv bleiben.Er muss Anreize für Investitionen setzen sowiemöglichst viele Erzeugungstechnologien zulassenund soll so langfristig die Einspeisevergütung <strong>durch</strong>das Erneuerbare-Energien-Gesetz stufenweise ablösen.Die zentrale Anfor<strong>de</strong>rung an die Marktstrukturbesteht darin, je<strong>de</strong>rzeit eine verlässliche Stromversorgungsicherstellen zu können. Der Begriff <strong>de</strong>s SmartMarket ist abzugrenzen von <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s Smart Grid,<strong>de</strong>m intelligenten Stromnetz <strong>de</strong>r Zukunft, bei <strong>de</strong>m esum die technische Ausstattung und Handhabung <strong>de</strong>rübergreifen<strong>de</strong> Untersuchungen“ an, mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>rweitere Ausbau <strong>de</strong>r erneuerbaren Energien bereits in<strong>de</strong>r Vergangenheit begleitet wur<strong>de</strong>. Diese Vorhabendienten <strong>de</strong>r Technikbewertung und Technikfolgenabschätzung,<strong>de</strong>r Systemintegration erneuerbarer Energiensowie <strong>de</strong>r Umweltkommu nikation.Auswahl geför<strong>de</strong>rter ProjekteAn dieser Stelle wer<strong>de</strong>n einige vom <strong>BMU</strong> geför<strong>de</strong>rteProjekte im Bereich Übergreifen<strong>de</strong> Fragestellungenvorgestellt, die einen Einblick in die Umsetzung <strong>de</strong>szugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Konzepts geben. Ein Leuchtturmprojektaus diesem Bereich ist im Kapitel „Highlights“(siehe Seite 11) zu fin<strong>de</strong>n.Gesamtkonzept für Strom als Energiequelle fürWärme und VerkehrFür eine erfolgreiche Energiewen<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n Konzeptebenötigt, in <strong>de</strong>nen die Energieform Strom auch inan<strong>de</strong>ren Energiesektoren wie in <strong>de</strong>r Wärme- und Kälteversorgungo<strong>de</strong>r im Verkehr genutzt wird. Da<strong>durch</strong>ergeben sich neue Verbindungen und Abhängigkeiten.Zum Beispiel wird es zukünftig möglich sein,elektrisch angetriebene Autos o<strong>de</strong>r Wärmepumpenzum Lastmanagement <strong>de</strong>r fluktuierend erzeugen<strong>de</strong>nPhotovoltaik- und Win<strong>de</strong>nergieanlagen einzusetzen.In <strong>de</strong>m Projekt Interaktion EE-Strom, Wärme undVerkehr erarbeiten die Projektpartner Fraunhofer-Institut für Win<strong>de</strong>nergie und Energiesystemtechnik(IWES) Kassel als Koordinator, ifeu <strong>–</strong> Institut für Energie-und Umweltforschung Hei<strong>de</strong>lberg GmbH, Fraunhofer-Institutfür Bauphysik (IBP) sowie Stiftung Umweltenergierechtdie benötigten wirtschaftlich undökologisch optimierten Gesamtkonzepte. Sie berücksichtigensowohl Umwelt-, Effizienz-, Kosten- als auchUmsetzungsaspekte in sektorübergreifen<strong>de</strong>n Mo<strong>de</strong>llen,aus <strong>de</strong>nen schließlich nationale Roadmaps zurWeiterentwicklung <strong>de</strong>s Verkehrs- und <strong>de</strong>s Wärme ­sektors abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Daraus sollen konkreteAnregungen für die Gestaltung <strong>de</strong>r politischen Rahmenbedingungenentwickelt wer<strong>de</strong>n.


INNOVATION DURCH FORSCHUNG 59Netze geht. Das Ziel eines Smart Grid besteht darin,die nutzbare Netzkapazität zu erhöhen (sieheauch Kapitel „SystEEm“, Seite 17 ff.). Bei einemSmart Market geht es dagegen darum, die Netz ­kapazität <strong>durch</strong> das Marktgeschehen optimal auszunutzen.Hierfür wird einerseits mit Energiemengenund Energieflüssen gehan<strong>de</strong>lt, an<strong>de</strong>rerseitsmit Dienstleistungen, die für die Stromversorgungbenötigt wer<strong>de</strong>n.Die Herausfor<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>r Gestaltung einesSmart Market sind zahlreich. Das System ist sehrkomplex. Auswirkungen auf an<strong>de</strong>re wirtschaftlicheBereiche sind schwer abschätzbar. Im Hinblickauf die sektorübergreifen<strong>de</strong> Rolle <strong>de</strong>s Stroms müssenRückwirkungen auf die Sektoren Wärme undVerkehr mit bedacht wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m lässt sichStromhan<strong>de</strong>l nicht national eingrenzen. Ein europäischero<strong>de</strong>r internationaler Markt ist hingegenschwer umsetzbar. Bei allen Überlegungen müssendarüber hinaus die Verbraucher mit eingebun<strong>de</strong>nwer<strong>de</strong>n.Aufgrund fehlen<strong>de</strong>r Erfahrungswerte ist <strong>de</strong>rzeitje<strong>de</strong>r Lösungsansatz von Be<strong>de</strong>utung. Eine Vielfaltvon I<strong>de</strong>en wird benötigt, um die Ziele <strong>de</strong>r Energiewen<strong>de</strong>zu erreichen. Die Entwicklung geeigneterKonzepte für zukunftsfähige Strommärkte ist <strong>de</strong>shalbein Schwerpunkt <strong>de</strong>r aktuellen För<strong>de</strong>rbekannt ­machung <strong>de</strong>s <strong>BMU</strong> im Bereich <strong>de</strong>r übergreifen<strong>de</strong>nFragestellungen. ■Das europäische Verbundnetz wird bei <strong>de</strong>n Überlegungenebenso untersucht wie <strong>de</strong>r Einfluss möglichererneuerbarer Exportregionen auf <strong>de</strong>n Energiemixin Deutschland. Ebenfalls wer<strong>de</strong>n mögliche Einsparmaßnahmen<strong>durch</strong> Wärmedämmung beziehungsweiseEnergieeffizienz <strong>de</strong>m Einsatz regenerativerEnergien gegenübergestellt. Auch nicht-elektrischeerneuerbare Energiequellen im Wärmebereichwie Solarthermie, Geothermie und Biomasse wer<strong>de</strong>nberücksichtigt. Alle technisch-ökonomischen Arbeitenwer<strong>de</strong>n von Beginn an eng rechtswissenschaftlichbegleitet, um die rechtlichen Rahmenbedingungenanzupassen beziehungsweise bestehen<strong>de</strong> juristischeHemmnisse auszuräumen. Das <strong>BMU</strong> för<strong>de</strong>rt das Projektmit rund 1 Million Euro.Rolle <strong>de</strong>r EnergiegenossenschaftenDass <strong>de</strong>r Zusammenschluss von Bürgern in Energiegenossenschafteneinen maßgeblichen Anteil an <strong>de</strong>rUmsetzung <strong>de</strong>r Energiewen<strong>de</strong> hat, ist eines <strong>de</strong>r zentralenErgebnisse <strong>de</strong>s Projekts GenossenschaftlicheUnterstützungsstrukturen für eine sozialräumlichÜberlappung mit <strong>de</strong>m Energiesektor Verkehr: Strom als Antrieb fürElektromobileorientierte Energiewirtschaft <strong>de</strong>s Klaus Novy Instituts.Ziel war es, Erkenntnisse über die Rolle von Genossenschaftenbeim Ausbau erneuerbarer Energienzu gewinnen und die Be<strong>de</strong>utung solcher Zusammenschlüssefür die Energiewen<strong>de</strong> abzuschätzen. Im Ergebnisweist allein <strong>de</strong>r Anstieg <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Energiegenossenschaftenbereits auf <strong>de</strong>ren großes Potenzialhin. In Deutschland hat sie sich innerhalb vonzehn Jahren auf über 600 annähernd verzehnfacht.Generell geht <strong>de</strong>r Zubau <strong>de</strong>r erneuerbaren Energienmaßgeblich auf das Engagement von Bürgern zurück,so ein Ergebnis dieser Studie. Mehr als 50 Prozent<strong>de</strong>r installierten Leistung wird <strong>de</strong>mnach vonPrivatpersonen und Landwirten gestellt, die sowohlindividuell als auch genossenschaftlich organisiertsind. Genossenschaften bieten engagierten Privatpersonendie Möglichkeit, sich mit Min<strong>de</strong>stbeiträgen <strong>–</strong>in <strong>de</strong>r Regel von 100 bis 500 Euro <strong>–</strong> an <strong>de</strong>m Geschäftsmo<strong>de</strong>llzu beteiligen.Aktuell sind Energiegenossenschaften vor allem inländlichen Regionen vertreten, beson<strong>de</strong>rs in Bayern,Ba<strong>de</strong>n-Württemberg und Nie<strong>de</strong>rsachsen. Durch siewer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel lokale Projekte in <strong>de</strong>n BereichenWind-, Solarenergie o<strong>de</strong>r Biomasse realisiert. Aberauch kommunale Nahwärmenetze wer<strong>de</strong>n verstärktgenossenschaftlich getragen. Attraktiv ist das Mo<strong>de</strong>ll<strong>de</strong>r Genossenschaft <strong>de</strong>swegen, weil es <strong>de</strong>n daranBeteiligten ermöglicht, ihr Geld für konkrete Zweckeeinzusetzen, weil sie am Ergebnis beteiligt wer<strong>de</strong>nund sie zu<strong>de</strong>m über die Verwendung <strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>rmitbestimmen können. Das <strong>BMU</strong> hat das Projekt mitrund 250.000 Euro geför<strong>de</strong>rt. ■


60INNOVATION DURCH FORSCHUNGINTERNATIONALE ZUSAMMENARBEITDie Entwicklung hin zu einer nachhaltigerenEnergieproduktion setzt nicht nur in Deutschlando<strong>de</strong>r Europa technologische <strong>Innovation</strong>en voraus.Ziel ist vielmehr, erneuerbare Energien auchweltweit voranzubringen und <strong>de</strong>ren Potenzial für<strong>de</strong>n Klima- und Umweltschutz zu realisieren.Durch internationale Kooperation können <strong>de</strong>utscheUnternehmen und <strong>Forschung</strong>seinrichtungenmit ihrer langjährigen Erfahrung im Bereich <strong>de</strong>rerneuer baren Energien wesentlich zu Erkenntnisprozessenim Ausland beitragen und erhaltenumgekehrt Einblick in neue technologische undMarktentwicklungen an<strong>de</strong>rer Län<strong>de</strong>r.SET-PlanIm Jahr 2008 wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Mitgliedsstaaten <strong>de</strong>r EuropäischenUnion <strong>de</strong>r Strategic Energy TechnologyPlan verabschie<strong>de</strong>t. Der SET-Plan stellt einen erstenSchritt für die Umsetzung eines europaweiten, gemeinsamenRahmens dar, in <strong>de</strong>m technologischeEntwicklungen sowohl auf nationaler als auch aufEU-Ebene zusammengeführt wer<strong>de</strong>n. Damit soll unterindustrieller Führung die Entwicklung von Energietechnologienbeschleunigt wer<strong>de</strong>n, um die für2020 verabre<strong>de</strong>ten Klimaziele erreichen zu können.Zur Umsetzung <strong>de</strong>s SET-Plans wur<strong>de</strong>n unter an<strong>de</strong>remtechnologiespezifische European Industrial Initiatives(EII) etabliert, in <strong>de</strong>nen Industrie, <strong>Forschung</strong>, Mitgliedsstaatenund Europäische Kommission zusammenkommen.Unter <strong>de</strong>n bisher gegrün<strong>de</strong>ten EII widmetsich eine <strong>de</strong>m Thema Win<strong>de</strong>nergie (EuropeanWind Initiative/EWI) und eine weitere <strong>de</strong>r Solarenergie(Solar Electricity Industrial Initiative/SEII).Der Projektträger Jülich (PtJ) arbeitet im Auftrag <strong>de</strong>s<strong>BMU</strong> im Advisory Board <strong>de</strong>r Europäischen TechnologieplattformWin<strong>de</strong>nergie (TP-Wind) mit <strong>–</strong> ein Netzwerkvon Experten und Entscheidungsträgern auf<strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Win<strong>de</strong>nergie. TP-Wind wird von <strong>de</strong>rEuropäischen Kommission geför<strong>de</strong>rt und von <strong>de</strong>rEuropäischen Win<strong>de</strong>nergie-Agentur geleitet. Sie hateine große Be<strong>de</strong>utung im SET-Plan-Prozess und berätdie Europäische Kommission bei <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>rEuropäischen Win<strong>de</strong>nergie-Initiative EWI. Mit einemBudget von 6 Milliar<strong>de</strong>n Euro, das zur Hälfte von <strong>de</strong>rIndustrie gestellt wer<strong>de</strong>n soll, verfolgt die EWI imRahmen <strong>de</strong>s SET-Plans die Ziele, Europas technologischeFührung auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Win<strong>de</strong>nergie zugewährleisten, die Onshore-Win<strong>de</strong>nergienutzung bis2020 zu einer voll wettbewerbsfähigen Energiequellezu entwickeln (Offshore-Win<strong>de</strong>nergie bis 2030) sowiebis 2020 einen Anteil <strong>de</strong>r Win<strong>de</strong>nergie von 20 Prozentan <strong>de</strong>r europäischen Stromversorgung zu erreichen.Die Solar Electricity Industrial Initiative (SEII) befasstsich mit <strong>Forschung</strong> und Entwicklung sowohl zur Photovoltaikals auch zu solarthermischen Kraftwerken.15 Mitgliedsstaaten haben sich darin zusammengefun<strong>de</strong>n.Um gemeinsame Aktivitäten umzusetzen,hat die Europäische Kommission En<strong>de</strong> <strong>2012</strong> ERA-NETbewilligt, in <strong>de</strong>m Projekte zu bei<strong>de</strong>n Technologiengeför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n sollen. In ERA-NET arbeiten nationaleund regionale <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rorganisationenaus <strong>de</strong>n beteiligten Mitgliedsstaaten zusammen. DerProjektträger Jülich ist zusammen mit weiteren20 Vertretern von Län<strong>de</strong>rn und Regionen Mitglied<strong>de</strong>s Solar-ERA-NET und leitet das Arbeitspaket JointCalls and other Joint Activities. Eine erste gemeinsameFör<strong>de</strong>rbekanntmachung wur<strong>de</strong> Anfang 2013 veröffentlicht.Auch im Bereich <strong>de</strong>r Geothermie hat im Mai <strong>2012</strong>ein ERA-NET mit neun Teilnehmerstaaten begonnen.Das <strong>BMU</strong> und <strong>de</strong>r Projektträger Jülich waren an <strong>de</strong>rPlanung beteiligt. Der Projektträger beteiligt sich alsMitglied an diesen Aktivitäten und leitet das ArbeitspaketWP4 <strong>–</strong> Development of Joint Activities. DasGeo thermal ERA-NET ist für min<strong>de</strong>stens vier Jahregeplant. Sein Ziel ist eine verstärkte Kooperationzwischen europäischen Behör<strong>de</strong>n und Ministerienfür eine effektive <strong>Forschung</strong>s- und Entwicklungsarbeit.Internationale Energieagentur (IEA)Der Fokus <strong>de</strong>r internationalen <strong>Forschung</strong>skooperation<strong>de</strong>s <strong>BMU</strong> im Bereich <strong>de</strong>r erneuerbaren Energienliegt vor allem auf Arbeiten im Rahmen <strong>de</strong>r IEA, <strong>de</strong>rwesentlichen Kooperationsplattform zur Erforschung,Entwicklung, Markteinführung und Anwendung vonEnergietechnologien weltweit. Ihre 28 Mitgliedstaatenarbeiten über Kooperationsvereinbarungen zueinzelnen Technologien, <strong>de</strong>n Implementing Agreements(IA), in Projekten zusammen. In Entscheidungsgremien(Executive Committees <strong>–</strong> ExCos) wer<strong>de</strong>nAufgaben von themenspezifischen Arbeitsgruppenin Tasks beziehungsweise Annexes <strong>de</strong>finiert undkoordiniert. Geleitet wer<strong>de</strong>n die Tasks beziehungsweiseAnnexe von sogenannten Operating Agents beziehungsweiseAnnex Lea<strong>de</strong>rs. Das <strong>BMU</strong> unterstütztdie Arbeiten <strong>durch</strong> direkte und aktive Mitarbeit von<strong>BMU</strong>- o<strong>de</strong>r PtJ-Experten <strong>durch</strong> Finanzierung von Jahresbeiträgenfür die <strong>de</strong>utsche Teilnahme an <strong>de</strong>nTasks o<strong>de</strong>r <strong>durch</strong> die För<strong>de</strong>rung von beteiligten For­


INTERNATIONALE ZUSAMMENARBEIT 61schern im Rahmen von Projekten in <strong>de</strong>n ImplementingAgreements Wind (Development and Deploymentof Wind Energy Systems), PVPS (PhotovoltaicPower System Programme), GIA (Geothermal ImplementingAgreement), SHC (Solar Heating and Cooling),SolarPACES (Solar Power And Chemical EnergySystems), OES (Ocean Energy Systems) und RETD (RenewableEnergy Technology Deployment). Innerhalb<strong>de</strong>s thematisch übergreifen<strong>de</strong>n IA RETD wer<strong>de</strong>n statt<strong>de</strong>r vergleichsweise lang angelegten Tasks kurzfristigeProjekte umgesetzt. Die Arbeit innerhalb <strong>de</strong>r ImplementingAgreements trägt wesentlich zur Weiterentwicklungdieser <strong>Forschung</strong>sthemen in allen IEA-Mitgliedstaaten bei. Eine vollständige Auflistung allerTasks, Annexe und Projekte mit <strong>BMU</strong>-Beteiligungzeigt die Tabelle ab Seite 63.IEA Wind: Standards für Scha<strong>de</strong>nsdaten ­banken und Testmetho<strong>de</strong>nDurch Scha<strong>de</strong>nsdatenbanken sollen weltweit statistischbelegte Werte zur Verfügung gestellt wer<strong>de</strong>n,die dazu dienen, aus Fehlern zu lernen und Anlagenzu optimieren. Innerhalb <strong>de</strong>s Implementing AgreementsWind hat <strong>2012</strong> mit <strong>de</strong>m Task 33 Standardizationof Data ein neuer Task begonnen, <strong>durch</strong> <strong>de</strong>ndie Standardisierung von Betriebs- und Scha<strong>de</strong>ns ­datenbanken vorangetrieben wer<strong>de</strong>n soll. Das Fraunhofer-Institutfür Win<strong>de</strong>nergie und Energiesystemtechnik(IWES) stellt <strong>de</strong>n Operating Agent für diesenTask. Die Entscheidung für Task 33 fiel parallel zumProjektstart von Offshore-WMEP, einem <strong>durch</strong> das<strong>BMU</strong> geför<strong>de</strong>rten Projekt zu Scha<strong>de</strong>nsdatenbankenim Bereich <strong>de</strong>r Offshore-Win<strong>de</strong>nergie <strong>de</strong>s FraunhoferIWES Kassel (siehe auch <strong>Jahresbericht</strong> „<strong>Innovation</strong><strong>durch</strong> <strong>Forschung</strong>“ 2011, Seite 32/33). Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n<strong>2012</strong> Vorschläge für zwei weitere Tasks an das ExecutiveCommittee herangetragen, zum einen zur Erarbeitungvon standardisierten Metho<strong>de</strong>n zum Test vonWindanlagen und <strong>de</strong>ren Komponenten, zum an<strong>de</strong>renzum Austausch von Erfahrungen und Metho<strong>de</strong>nbei <strong>de</strong>r Untersuchung und Bewertung von Einflüssen<strong>de</strong>r Win<strong>de</strong>nergienutzung auf die Umwelt.Eine wichtige Aufgabe <strong>de</strong>r Tasks besteht neben Mo<strong>de</strong>ll-und Metho<strong>de</strong>nvergleichen darin, Praxisempfehlungen(best practices o<strong>de</strong>r recommen<strong>de</strong>d practices)zu erarbeiten. <strong>2012</strong> wur<strong>de</strong>n Empfehlungen für dieCharakterisierung von Win<strong>de</strong>nergiestandorten in kaltenKlimazonen und die dort zum Einsatz kommen<strong>de</strong>nTechnologien (Task 19) veröffentlicht, die in <strong>de</strong>ninternationalen Standard IEC 61400-1 (Auslegungsanfor<strong>de</strong>rungenfür Win<strong>de</strong>nergieanlagen) eingeflossensind. Auch wur<strong>de</strong>n Empfehlungen für die technischeIEA Wind Executive Committee auf <strong>de</strong>r Ytre Vikna Wind Farm (InselRorvik, Norwegen) im Mai <strong>2012</strong>Kennzeichnung kleiner Win<strong>de</strong>nergieanlagen (Task27) herausgegeben, um <strong>de</strong>ren Vergleich für Kun<strong>de</strong>nzu vereinfachen.IEA PVPS: Einsatzmöglichkeiten vonPhotovoltaik in Entwicklungslän<strong>de</strong>rnEin wichtiges Ziel <strong>de</strong>s Implementing Agreements zurPhotovoltaik ist die Verbreitung von Know-how auchfür Schwellen- und Entwicklungslän<strong>de</strong>r. Im Task 9PV Services for Developing Countries sollen die regionalenEinsatzmöglichkeiten von Photovoltaik indiesen Län<strong>de</strong>rn untersucht wer<strong>de</strong>n. Während in <strong>de</strong>rAnfangszeit dieser Aktivität Deutschland <strong>durch</strong> dieDeutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit(GIZ) vertreten war, übernimmt diese Aufgabeab Anfang 2013 das Fraunhofer-Institut für SolareEnergiesysteme (ISE) mit För<strong>de</strong>rung <strong>durch</strong> das <strong>BMU</strong>.Die Arbeitsgruppe befasst sich mit <strong>de</strong>n Themen„Zugang zu mo<strong>de</strong>rnen und nachhaltigen Stromdienstleistungen“sowie „Effektiver Einsatz von Photovoltaikund erneuerbaren Energien in Entwicklungslän<strong>de</strong>rn“.Die Aktivitäten konzentrieren sich auf dieVerbreitung von Informationen zu Energieversorgungssystemenmit <strong>de</strong>n Schwerpunkten Photovoltaikfür die Energieversorgung in Dörfern (Trinkwasserver ­sorgung, Gesundheitszentren, Kleinstsysteme fürBeleuchtung und integrierte Kommunikationslösungen),Photovoltaik in Inselnetzen und Hybridsystemen,Integration von Photovoltaik in städtischenGebieten, Photovoltaik-Großanlagen und innovativeGeschäftsmo<strong>de</strong>lle. Zu <strong>de</strong>n Arbeiten gehören die


62INNOVATION DURCH FORSCHUNGEr arbeitung von Handbüchern, Veröffentlichungenund die Durchführung von Trainingsseminaren.Weiter wer<strong>de</strong>n relevante Ergebnisse an<strong>de</strong>rer Aktivi ­täten <strong>de</strong>s Implementing Agreements verbreitet, wiezum Beispiel aus Task 11 PV Hybrid Systems withinMini-Grids.Zurzeit sind neben Deutschland Frankreich, Dänemark,Schwe<strong>de</strong>n, Schweiz und Japan beteiligt, dieLeitung haben IED <strong>–</strong> <strong>Innovation</strong> Energie Dévelopementsowie ADEME <strong>–</strong> Agence <strong>de</strong> l’Environnementet <strong>de</strong> la Maîtrise <strong>de</strong> l’Energie <strong>–</strong> aus Frankreich übernommen.Durch die Arbeitsgruppe soll die Be<strong>de</strong>utung<strong>de</strong>r Photovoltaik als technisch relevante undkosteneffektive Technologie zur Stromerzeugungverbreitet wer<strong>de</strong>n.IEA GIA: Veröffentlichung <strong>de</strong>s GIA TrendReportsInnerhalb <strong>de</strong>s Task Data Collection and Informa ­tion (Annex X) wur<strong>de</strong> im Jahr <strong>2012</strong> <strong>de</strong>r erste GIATrend Report veröffentlicht, <strong>de</strong>r von nun an jährlicherscheinen soll. Dieser Task wur<strong>de</strong> 2010 eingerichtet,um standardisierte Datensätze über die Geothermienutzung<strong>de</strong>r teilnehmen<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r zu erfassen. Zuvorwur<strong>de</strong> die Datenlage als unzureichend beurteilt.Als Grundlage für <strong>de</strong>n Report dienten Annex X NationalReports, die entsprechend eines 2011 entwickeltenFragebogens über die einzelnen GIA-Län<strong>de</strong>r erstelltwur<strong>de</strong>n. Dabei konnte Deutschland <strong>durch</strong> dasGeothermische Informationssystem GeotIS <strong>–</strong> ein vom<strong>BMU</strong> geför<strong>de</strong>rtes Projekt <strong>–</strong> einen umfassen<strong>de</strong>n Datensatzfür <strong>de</strong>n Report zur Verfügung stellen. Das Leibniz-Institutfür Angewandte Geophysik in Hannover(LIAG) fungiert als Operating Agent <strong>de</strong>s Annex X.Um die Daten <strong>de</strong>r GIA-Län<strong>de</strong>r abschließend auch mitweltweiten Entwicklungen vergleichen zu können,wur<strong>de</strong>n weitere Quellen wie etwa Publikationen <strong>de</strong>sWorld Geothermal Congress mit in <strong>de</strong>n Trend Reporteinbezogen (Internet: http://iea-gia.org).IEA SHC: Neue Tasks zur Solarenergienutzungin <strong>de</strong>r Stadtplanung und Lichttechnik bei <strong>de</strong>rGebäu<strong>de</strong> sanierungNeue kosteneffiziente Lösungen zur Tages- undKunst lichtnutzung bei <strong>de</strong>r Bestandssanierung vonNicht-Wohngebäu<strong>de</strong>n sollen in Task 50 AdvancedLighting Solutions for Retrofitting Buildings entwickeltund <strong>de</strong>monstriert wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r <strong>2012</strong> als neuerTask innerhalb <strong>de</strong>s Implementing Agreements SolarHeating and Cooling bestätigt wur<strong>de</strong>. Weitere Auf ­gaben bestehen darin, geeignete Planungsmetho<strong>de</strong>nund -werkzeuge sowie Fallstudien zu diesem Themazu erstellen.Ebenfalls als neuer Task bestätigt wur<strong>de</strong> Task 51 SolarEnergy in Urban Planning. Darin sollen die Ergebnisseaus Task 41 Solar Energy and Architecturefür die solare Gebäu<strong>de</strong>planung nun auf die StadtbeziehungsweiseQuartiersplanung übertragen wer<strong>de</strong>n.Im Mittelpunkt stehen die Entwicklung vonPlanungswerkzeugen, Metho<strong>de</strong>n sowie die Wissensvermittlungund Verbreitung an Architekten undStadtplaner.Gleichzeitig wur<strong>de</strong> die Task Definition Phase für dreineue Task-Vorschläge gestartet, in <strong>de</strong>r die jeweiligenZiele <strong>de</strong>r Arbeitsgruppen festgelegt wer<strong>de</strong>n. Die Vorschlägebeinhalten die Themen Solar Thermal andEnergy Economics in Urban Environments (WirtschaftlicherEinsatz von Solarthermie in städtischerUmgebung), PV Cooling and Heating (Kühlen undHeizen mittels Photovoltaik) sowie Innovative LowcostSolar Water Heating Systems (Innovative kostengünstigesolarbasierte Wasserheizsysteme). Alledrei Themen sind aktuelle För<strong>de</strong>rschwerpunkte imBereich Nie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermie <strong>de</strong>r <strong>BMU</strong>-<strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rung. ■


­­INTERNATIONALE ZUSAMMENARBEIT 63IEA-Tasks/-Annexe/-Projekte mit <strong>BMU</strong>-Beteiligung zum Themaerneuerbare Energien im Jahr <strong>2012</strong>ImplementingAgreementWindTaskTask 11Base Technology InformationExchangeTask 19Wind Energy in Cold ClimatesTask 25Design and Operation of PowerSystems with Large Amounts ofWind PowerTask 26Cost of Wind EnergyTask 28Social Acceptance of Wind Energy <strong>–</strong>Winning Hearts and MindsTask 29MexNextTask 30Offshore Co<strong>de</strong> ComparisonCol laboration Continuation(OC4)Task 31WAKEBENCH <strong>–</strong> Benchmarking ofWind Farm Flow Mo<strong>de</strong>lsTask 32Wind Lidar Systems for WindEnergy Deployment (LIDAR)Task 33Standardization of Data Collectionfor Wind Turbine Reliability andMaintenance AnalysesInhaltfortlaufen<strong>de</strong>s Projekt für <strong>de</strong>n Informationsaustausch zu <strong>Forschung</strong>sundEntwicklungsthemen von gemeinsamem Interesse für die teilnehmen<strong>de</strong>nLän<strong>de</strong>r, unter an<strong>de</strong>rem Erarbeitung von Lösungsvorschlägenzu aktuellen, festgesetzten Themen in Topical Expert Meetingswww.ieawind.org/task_11/task_11_homepage.htmlAnalyse und Austausch von international vorliegen<strong>de</strong>n Erfahrungen<strong>de</strong>r Win<strong>de</strong>nergienutzung unter Vereisungsbedingungen <strong>–</strong>die <strong>2012</strong> veröffentlichten Praxisempfehlungen gingen in die internationale Standardisierung für die Auslegung von Win<strong>de</strong>nergieanlagen in kalten Klimazonen ein.http://arcticwind.vtt.fiEntwicklung praktischer Empfehlungen zu einer wirtschaftlichenIntegration von Windstrom in die Netzewww.ieawind.org/task_25.htmlVeröffentlichung einer multinationalen Fallstudie (März 2011), in<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r Analyse <strong>de</strong>r Kosten typischer nationaler Windprojekte<strong>de</strong>r sieben teilnehmen<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r eine vereinheitlichte Metho<strong>de</strong><strong>de</strong>r Kostenerfassung entwickelt wur<strong>de</strong> (levelized cost of energy,LCOE) sowie eines zusammenfassen<strong>de</strong>n Berichts (Mai <strong>2012</strong>) überdie Kosten von Win<strong>de</strong>nergie in Vergangenheit und Zukunftw ww.ieawind.org/task_26.htmlErfahrungsaustausch zu <strong>de</strong>n Einflussfaktoren auf die Akzeptanzvon Win<strong>de</strong>nergieprojekten und über Maßnahmen, diese zuerhöhen <strong>–</strong> <strong>2012</strong> wur<strong>de</strong>n Empfehlungen (good practice recommendations)dazu vorgelegt.www.socialacceptance.chNutzung umfangreicher Daten aus <strong>de</strong>r früheren Windkanalvermessungeiner Mo<strong>de</strong>llwindanlage, um aerodynamische Mo<strong>de</strong>llezu validieren und zu vergleichenwww.mexnext.org/Vergleich und Optimierung von Computermo<strong>de</strong>llen für die Berechnung<strong>de</strong>r Belastungen von Offshore-Win<strong>de</strong>nergieanlagen ausWind- und Wellenkräftenwww.ieawind.org/task_30/task30_Public.htmlMo<strong>de</strong>llvergleich und Mo<strong>de</strong>lloptimierung für die Strömung <strong>de</strong>sWinds in und im Nachlauf von Windparkswww.ieawind.org/task_31.htmlOptimierung <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r laser-optischen Windmesstechnik LightDetection and Ranging (LIDAR) basieren<strong>de</strong>n Windmessgeräte,unter an<strong>de</strong>rem Entwicklung von Empfehlungen für IEA Recommen<strong>de</strong>dPractices for LIDAR Wind Measurementswww.ieawind.org/summary_page_32.htmlStandardisierung <strong>de</strong>r Datenerfassung aus Betrieb und Wartungs -arbeiten an Win<strong>de</strong>nergieanlagen für international vergleichbareDatensätzewww.ieawind.org/summary_page_33.html


­­64INNOVATION DURCH FORSCHUNGImplementingAgreementPhotovoltaicPower SystemsGeothermalImplementingAgreementTaskTask 1Exchange and Dissemination ofInformation of Photovoltaic PowerSystemsTask 8Very large Scale Power GenerationSystemsTask 9PV Services for DevelopingCountriesTask 11PV Hybrid Systems withinMini-GridsTask 12Environmental Health and SafetyIssues of PVTask 13Performance and ReliabilityTask 14High Penetration PV in ElectricityGridsAnnex IIIEnhanced Geothermal Systems (EGS)(formerly Hot Dry Rock)Annex XData Collection and InformationInhaltVoranbringen <strong>de</strong>r Verbreitung von Informationen über tech -nische, ökonomische, ökologische und soziale Aspekte <strong>de</strong>r Photo -voltaikwww.iea-pvps.orgUntersuchung und Evaluierung <strong>de</strong>s Potenzials von Photovoltaik-Großanlagen im 100 MW- bis GW-Bereich (very large powergeneration, VLS-PV) und Entwicklung von praktisch umsetzbarenProjekti<strong>de</strong>en für <strong>de</strong>n Einsatz solcher Großanlagen in WüstenregionenUntersuchung von Verwendungsmöglichkeiten <strong>de</strong>r Photovoltaikfür <strong>de</strong>n regionalen Einsatz in Entwicklungslän<strong>de</strong>rn (siehe Artikel)Untersuchung <strong>de</strong>s Einsatzes von Photovoltaik innerhalb von Mini-Grids (Zusammenspiel von kleinen, modular aufgebauten Stromerzeugern und Nie<strong>de</strong>rspannungsnetzen)www.iea-pvps-task11.org/Untersuchung <strong>de</strong>r Ökobilanzen von Photovoltaikanlagenwww.iea-pvps-task12.org/Optimierung <strong>de</strong>s Betriebs, <strong>de</strong>r Zuverlässigkeit sowie <strong>de</strong>s elektrischenund wirtschaftlichen Ertrags von PhotovoltaiksystemenReduzierung technischer Barrieren für eine hohe Einspeisung<strong>de</strong>zentraler fluktuieren<strong>de</strong>r Stromerzeuger, För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Nutzensnetzgekoppelter Photovoltaik als wichtige Stromquelle bei zukünftighöheren Einträgen <strong>de</strong>zentraler ErzeugerUntersuchung neuer und optimierter Technologien <strong>de</strong>r künstlichenStimulierung geothermischer Systeme für die kommerzielleProduktion von Wärme und Stromwww.iea-gia.org/work-program/annex-IIIsiehe Artikelwww.iea-gia.org/work-program/annex-XSolar Heatingand CoolingProgrammeTask 39Polymeric Materials for SolarThermal ApplicationsTask 44Solar and Heat Pump SystemsTask 45Large Systems: Large SolarHeating/Cooling Systems,Seasonal Storage, Heat PumpsTask 48Quality Assurance and SupportMeasures for Solar CoolingTask 49Solar Heat Integration inIndustrial ProcessesBewertung <strong>de</strong>r Eignung und <strong>de</strong>s Kostenreduktionspotenzials vonpolymeren Materialien und entsprechen<strong>de</strong>r neuer Designs solarthermischerAnlagen sowie Entwicklung geeigneter Prüfverfahrenhinsichtlich Lebensdauer und Zuverlässigkeithttp://task39.iea-shc.org/Optimierung <strong>de</strong>r Kombination solarthermischer Kollektoranlageplus Wärmepumpe, hauptsächlich in Bezug auf Einfamilienhäuserhttp://task44.iea-shc.org/Unterstützung <strong>de</strong>r Entwicklung eines starken und nachhaltigenMarktes für große solarthermisch betriebene Heizungs- sowieKühlsysteme mit Fokus auf Kosteneffizienz, hohe Leistung undZuverlässigkeithttp://task45.iea-shc.org/Arbeiten im Bereich <strong>de</strong>r solarthermischen Kühlung und Klima ­tisierung <strong>–</strong> gegenüber <strong>de</strong>m Vorgänger-Task 38 besteht das Ziel ineiner verstärkten Technologie- und Marktentwicklung.http://task48.iea-shc.org/Erschließung <strong>de</strong>s Potenzials von Prozesswärme im gewerblichenBereich <strong>durch</strong> gezielte Branchenprojekte und Beispiellösungenhttp://task49.iea-shc.org/


­INTERNATIONALE ZUSAMMENARBEIT 65ImplementingAgreementSolarPACESOcean EnergySystemsRenewable EnergyTechnologyDeployment(Projekte)TaskTask 1Solar Thermal Electric SystemsTask 2Solar Chemistry ResearchTask 3Solar Technology and AdvancedApplicationsTask 4Solar Process Heat for Productionand advanced ApplicationsTask 5Solar Ressource KnowledgeManagementTask 6Solar Energy and Water Processesand ApplicationsAnnex 1Review, Exchange andDissemination of Information onOcean Energy SystemsOptimumRE-COMMUNICATERE-COST 1FINANCE-RE 2Inhaltfortlaufen<strong>de</strong>s Projekt zur Verfolgung <strong>de</strong>r Markt- und Technologieentwicklungsolarthermischer Kraftwerke, speziell Aufbau einerProjektdatenbank, Entwicklung von Abnahmeverfahren für solarthermischeKraftwerke, Entwicklung von Systemmo<strong>de</strong>llen, Technologien mit neuen Wärmeträgerflui<strong>de</strong>nfortlaufen<strong>de</strong>s Projekt zur Entwicklung und Optimierung solargetriebener thermochemischer Prozesse zur Herstellung chemischerEnergieträger und Materialienfortlaufen<strong>de</strong>s Projekt zur Komponentenentwicklung, speziellRichtlinien für Komponententestverfahren, neue Testprozeduren,Lebensdauertests, Vorbereitung von TeststandardsTask in Kooperation mit Task 49 <strong>de</strong>s Solar Heating & CoolingProgramme zur Weiterentwicklung von Komponenten undSystemen zur Nutzung solarer ProzesswärmeTask in Kooperation mit <strong>de</strong>n Implementing Agreements SHC undPVPS zur Qualitätssicherung bei solaren Strahlungsdaten und zuMetho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Vorhersage von StrahlungsdatenBewertung von Verfahren zur Nutzung von Solarenergie zurRei nigung und Entsalzung von Wasser insbeson<strong>de</strong>re in Verbindungmit solarthermischen KraftwerkenEinordnung, Prüfung und Veröffentlichung von Informationen zuWellen- und Meeresströmungskraftwerken, Analyse und Verbreitungvon Informationen zu MeeresenergieErstellen einer Vision für Energiesysteme, in <strong>de</strong>nen die Synergien<strong>de</strong>r Energienutzung optimal eingesetzt wer<strong>de</strong>nStudie zur Sammlung von I<strong>de</strong>en und Techniken für eine bessereVermittlung <strong>de</strong>s Nutzens erneuerbarer Energien, sowohl für alsauch von Politiker(n), Entscheidungsträger(n) und Interessen ­vertreter(n)Zusammenstellung von Primärdaten über die Kosten sowohlerneuerbarer als auch konventioneller Energien für einenfundierten VergleichZusammenstellung politischer Instrumente sowie Handlungsempfehlungen,mit <strong>de</strong>nen die benötigten Investitionen für <strong>de</strong>n weiterenAusbau erneuerbarer Energien erreicht wer<strong>de</strong>n könnenEmploy(abgeschlossen)REMOTE(abgeschlossen)RE-Supply(abgeschlossen)Unterstützung einer strukturell einheitlichen Erfassung von Beschäftigungseffekten<strong>durch</strong> erneuerbare Energien, etwa <strong>durch</strong> dasErstellen län<strong>de</strong>rübergreifen<strong>de</strong>r Leitlinien (best practice)Entwicklung von Perspektiven für die Stromversorgung abgelegenerGebiete und Inseln <strong>durch</strong> erneuerbare Energien, für eine weitgehen<strong>de</strong>Unabhängigkeit von Importen fossiler Brennstoffe beziehungsweiseum <strong>de</strong>n kostenintensiven Netzausbau zu vermei<strong>de</strong>n:National, regional und lokal agieren<strong>de</strong>n Politikern und Initiativensollen geeignete I<strong>de</strong>en an die Hand gegeben wer<strong>de</strong>n, wie sie <strong>de</strong>nlokalen Nutzen <strong>de</strong>r erneuerbaren Energien anpreisen können.Untersuchung <strong>de</strong>r verfügbaren Literatur zu Engpässen innerhalb<strong>de</strong>r Stromversorgungskette, die sich bei hohen Anteilen von Stromaus Win<strong>de</strong>nergie und Photovoltaik ergeben, sowie darauf basieren<strong>de</strong>Analyse <strong>de</strong>r kritischsten Komponenten und Erarbeitungvon Lösungsvorschlägen


66INNOVATION DURCH FORSCHUNGFÖRDERPROGRAMMENERGETISCHE BIOMASSENUTZUNGErgänzend zu <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n vorhergehen<strong>de</strong>n Kapitelndargestellten För<strong>de</strong>raktivitäten bietet das <strong>BMU</strong>im Bereich Bioenergie seit 2008 das ProgrammFör<strong>de</strong>rung von <strong>Forschung</strong> und Entwicklung zurklimaeffizienten Optimierung <strong>de</strong>r energetischenBiomassenutzung (kurz: Energetische Biomassenutzung)im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r nationalenKlimaschutzinitiative an. 2011 wur<strong>de</strong> es im Kontext<strong>de</strong>r zukünftigen Herausfor<strong>de</strong>rungen einer flexiblenEnergieversorgung, einer nachhaltigen Rohstoff- undRessourcennutzung sowie <strong>de</strong>r Klimaschutzziele undZiele <strong>de</strong>s Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) neuausgerichtet. Seine Ziele sind die För<strong>de</strong>rung von PilotundDemonstrationsvorhaben sowie Studien zur Erprobungund Validierung von zukunftsweisen<strong>de</strong>nBioenergietechnologien, Anlagenkonzepten undStrategieentwicklungen für eine nachhaltige un<strong>de</strong>ffiziente Erzeugung <strong>de</strong>r Bioenergieträger Stromund Wärme.Im Fokus stehen Ansätze und Projekte mit hoher Effizienzo<strong>de</strong>r hohen Kohlendioxid-Reduktionswirkungen,zur Substitution fossiler Energieträger, hohenVerstromungswirkungsgra<strong>de</strong>n bei gleichzeitigerWärmenutzung, zur Erhöhung <strong>de</strong>r Substratflexibilitäto<strong>de</strong>r auch zur Regelbarkeit für eine bedarfsgerechteStromerzeugung. Im Vor<strong>de</strong>rgrund steht weiterhindie Erschließung von land- und forstwirtschaftlichenReststoffen sowie biogenen Rest- und Abfallstoffengemäß <strong>de</strong>r Biomasseverordnung.Das Programm ist von 2009 bis 2015 mit einem Mittelvolumenvon 48 Millionen Euro ausgestattet. Bisherwur<strong>de</strong>n 77 Verbundprojekte mit insgesamt rund35,2 Millionen Euro geför<strong>de</strong>rt. Davon haben im Jahr<strong>2012</strong> 14 neue Verbün<strong>de</strong>, insbeson<strong>de</strong>re als Pilot- undDemonstrationsvorhaben, mit einem Volumen vonrund 5,3 Millionen Euro begonnen. 15 Vorhabenwur<strong>de</strong>n erfolgreich abgeschlossen. Für die wissenschaftlicheBegleitung, Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeitzum För<strong>de</strong>rprogramm ist die Programmbegleitungverantwortlich, welche am DeutschenBiomasseforschungszentrum (DBFZ) angesie<strong>de</strong>lt ist.Einen Schwerpunkt <strong>de</strong>r neuen Vorhaben bil<strong>de</strong>t dieEntwicklung von Maßnahmen, um <strong>durch</strong> bedarfsgerechteEnergieerzeugung Netzstabilität zu erreichen.Weitere Themen sind die Schadstoffmin<strong>de</strong>rung inAnlagen <strong>de</strong>r Kraft-Wärme-Kopplung, die Herstellunghochwertiger Brennstoffe <strong>durch</strong> hydrothermale Karbonisierung(HTC), die Verbrennung und Biomassevergasungsowie allgemeine, strategische Themen<strong>de</strong>r Bioenergieversorgung von morgen.Exemplarisch als ein Leuchtturm-Projektbeispiel hervorzuhebenist eine innovative Holzvergasungsanlage<strong>de</strong>r Firma agnion Technologies GmbH (agnion Heatpipe-Reformer)auf <strong>de</strong>m Biomassehof Achental inGrassau, die im Frühjahr <strong>2012</strong> eingeweiht wur<strong>de</strong>.Die Anlage soll 380 Kilowatt Strom und 630 KilowattWärmeenergie erzeugen und gleichzeitig jährlichetwa 2.800 Tonnen <strong>de</strong>s klimaschädlichen Kohlendioxidseinsparen. Rund 700 Haushalte <strong>de</strong>r Bioenergie-Region Achental sollen daraus mit Strom und rund200 Haushalte mit Wärme versorgt wer<strong>de</strong>n. Geför<strong>de</strong>rtwur<strong>de</strong> die Errichtung <strong>de</strong>s Heatpipe-Reformersmit 980.000 Euro aus <strong>de</strong>m Umweltinnovationsprogrammund mit 410.000 Euro aus <strong>de</strong>m För<strong>de</strong>rprogrammEnergetische Biomassenutzung.Ein weiterer Höhepunkt war <strong>de</strong>r Startschuss für <strong>de</strong>nBau <strong>de</strong>r ersten kontinuierlich laufen<strong>de</strong>n Demons tra ­tionsanlage zur Herstellung von hochwertigen Brennstoffenaus Bioabfällen <strong>durch</strong> HTC. Ab März 2013wer<strong>de</strong>n jährlich 2.500 Tonnen biogene Reststoffe aus<strong>de</strong>r Region Halle (Saale) wirtschaftlich in Biobrennstoffumgewan<strong>de</strong>lt. Gebaut wird die Anlage von <strong>de</strong>rHallesche Wasser und Stadtwirtschaft GmbH, einemTochterunternehmen <strong>de</strong>r Stadtwerke Halle GmbH.Die wissenschaftliche Begleitung hat das DBFZ übernommen.In einem <strong>2012</strong> abgeschlossenen Vorhaben Effizienzsteigerungvon Grünlandsubstraten in <strong>de</strong>r Biogas ­gewinnung unter Berücksichtigung naturschutzfachlicherBelange erforschte ein Team rund um <strong>de</strong>nBUND-Hof Wendbü<strong>de</strong>l, wie die Biogasausbeute <strong>de</strong>rSubstrate von Feuchtgrünlandflächen und gleichzeitigdie Artenvielfalt auf <strong>de</strong>n Feuchtgrünlandflächen<strong>durch</strong> eine angepasste Bewirtschaftung erhöht wer<strong>de</strong>nkann. Als Abschluss <strong>de</strong>s Vorhabens wur<strong>de</strong> eineInformationsbroschüre mit <strong>de</strong>m Titel „Naturschutzgrasund Biogas“ veröffentlicht. Die Broschüre richtetsich an Landwirte, Naturschutzverbän<strong>de</strong> sowie Naturschutzbehör<strong>de</strong>nund enthält Empfehlungen und Hand ­lungshilfen für die Bewirtschaftung von Feuchtgrünlandflächenim Naturschutz. ■


INNOVATION DURCH FORSCHUNG 67FORSCHUNGSFÖRDERUNG ANDERER MINISTERIENMIT BEZUG ZU ERNEUERBAREN ENERGIEN<strong>Bund</strong>esministerium für Ernährung,Landwirtschaft und Verbraucherschutz(BMELV)Durch das <strong>Bund</strong>esministerium für Ernährung, Landwirtschaftund Verbraucherschutz (BMELV) wer<strong>de</strong>nim Bereich <strong>de</strong>r erneuerbaren Energien <strong>Forschung</strong>s-,Entwicklung- und Demonstrationsvorhaben zur energetischenNutzung nachwachsen<strong>de</strong>r Rohstoffe sowievon Rest- und Koppelprodukten <strong>de</strong>r land- und forstwirtschaftlichenProduktion in Deutschland geför<strong>de</strong>rt.Dabei wer<strong>de</strong>n <strong>Forschung</strong>svorhaben zur Erzeugung,Konversion und Nutzung von Biomasse fürenergetische Zwecke unterstützt.Der überwiegen<strong>de</strong> Teil <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r energetischenNutzung nachwachsen<strong>de</strong>r Rohstoffe <strong>durch</strong> dasBMELV erfolgt über das bereits seit 1993 bestehen<strong>de</strong>För<strong>de</strong>rprogramm Nachwachsen<strong>de</strong> Rohstoffe, esstehen aber auch Mittel aus <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rvermögenEnergie- und Klimafonds (EKF) bereit, um zusätzliche<strong>Forschung</strong>svorhaben zu realisieren. Ziele <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rungsind eine nachhaltige Rohstoff- und Energie ­BMELV-För<strong>de</strong>rschwerpunkt im Bereich Bioenergie: Züchtung und Anbau von Energiepflanzen


68INNOVATION DURCH FORSCHUNGbereitstellung, eine Entlastung <strong>de</strong>r Umwelt <strong>durch</strong><strong>de</strong>n Schutz wertvoller Ressourcen, beson<strong>de</strong>rs umweltverträglicheProdukte und die Vermin<strong>de</strong>rung vonKohlendioxid-Emissionenen sowie die Stärkung <strong>de</strong>rWettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>r heimischen Land- undForstwirtschaft. Aus <strong>de</strong>m För<strong>de</strong>rprogramm Nachwachsen<strong>de</strong>Rohstoffe wer<strong>de</strong>n neben <strong>de</strong>r energetischenNutzung nachwachsen<strong>de</strong>r Rohstoffe auch Maßnahmenim Bereich <strong>de</strong>r stofflichen Nutzung sowie<strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit geför<strong>de</strong>rt.Durch <strong>de</strong>n <strong>Bund</strong>eshaushalt wur<strong>de</strong>n im Jahr <strong>2012</strong> fürdie Umsetzung <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rprogramms Nachwachsen<strong>de</strong>Rohstoffe 59 Millionen Euro zur Verfügung gestellt(2011: 53 Millionen Euro). Der Mittelansatz <strong>de</strong>rFör<strong>de</strong>rung im Jahr <strong>2012</strong> entfällt zu rund 47 Prozentauf Vorhaben <strong>de</strong>r energetischen Nutzung nachwachsen<strong>de</strong>rRohstoffe, zu rund 38 Prozent auf die stofflicheNutzung und zu rund 15 Prozent auf Maßnahmen<strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit.Zusätzliche För<strong>de</strong>rschwerpunkte im Bereich Bioenergiekonnten mit <strong>de</strong>r Bereitstellung von Mitteln aus<strong>de</strong>m Energie- und Klimafonds (EKF) eingerichtet wer<strong>de</strong>n.Im Jahr <strong>2012</strong> stan<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m EKF 3,25 MillionenEuro zur Verfügung.Die Gesamtför<strong>de</strong>rsumme <strong>de</strong>s BMELV im Bereich <strong>de</strong>rBioenergie lag im Jahr <strong>2012</strong> bei rund 113 MillionenEuro, wobei sich die För<strong>de</strong>rmittel auf Projekte imBereich Züchtung und Anbau von Energiepflanzen(Anteil 39,9 Prozent), im Bereich flüssige Bioenergieträger(28,2 Prozent), gasförmige Bioenergieträger(15,0 Prozent), Umweltwirkungen und sonstige Bioenergieprojekte(8,7 Prozent) sowie feste Bioenergieträger(8,3 Prozent) aufteilen. Flankierend zu <strong>de</strong>n genanntenBereichen wer<strong>de</strong>n <strong>Forschung</strong>sthemen zuökonomischen und ökologischen Fragestellungen <strong>de</strong>rBiomassenutzung unterstützt, wobei unter an<strong>de</strong>remMarktentwicklungen, volkswirtschaftliche Auswirkungen,Umwelt- und Klimawirkungen sowie Zertifizierungssystemezur Gewährleistung ökologischer, sozialerund ökonomischer Nachhaltigkeit untersucht un<strong>de</strong>ntwickelt wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n <strong>2012</strong> im Bereich<strong>de</strong>r energetischen Nutzung drei Vorhaben im Rahmen<strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s wissenschaftlichen Nachwuchsesin Form von Nachwuchsgruppen unterstützt.<strong>Bund</strong>esministerium für Wirtschaftund Technologie (BMWi)Das BMWi ist zuständig für die anwendungsorientierteProjektför<strong>de</strong>rung auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r nicht-nuklearenEnergieforschung (ohne erneuerbare Energien)und <strong>de</strong>r nuklearen Sicherheit und Endlagerung. Es istfe<strong>de</strong>rführend für die Energieforschungspolitik <strong>de</strong>r<strong>Bund</strong>esregierung und koordiniert das Energieforschungsprogramm<strong>de</strong>r <strong>Bund</strong>esregierung.In <strong>de</strong>r BMWi-Projektför<strong>de</strong>rung gibt es Bereiche mit inhaltlichemBezug zu erneuerbaren Energien, zum Beispielim Rahmen <strong>de</strong>r ressortübergreifen<strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rinitiativeEnergiespeicher. Auch an<strong>de</strong>re För<strong>de</strong>rschwerpunkte<strong>de</strong>s BMWi haben teilweise Bezug zu erneuerbarenEnergien, ohne dass <strong>de</strong>r genaue Anteil zu beziffernwäre: energieoptimiertes Bauen, <strong>de</strong>zentrale Energiesystemeund Energieeffiziente Stadt sowie Brennstoffzelle/Wasserstoffund Elektromobilität.<strong>Bund</strong>esministerium für Bildungund <strong>Forschung</strong> (BMBF)Der Schwerpunkt <strong>de</strong>r Projektför<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s BMBF imBereich erneuerbare Energien ist auf grundlegen<strong>de</strong>Fragestellungen ausgerichtet. Grundlagenwissen und-forschung stellen einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Beitrag zurSteigerung <strong>de</strong>r <strong>Innovation</strong>sfähigkeit <strong>de</strong>r Energiebranchein Deutschland dar.Im Jahr <strong>2012</strong> starteten die Vorhaben <strong>de</strong>r ressortübergreifen<strong>de</strong>nSpeicherinitiative, welche <strong>durch</strong> technologischeWeiterentwicklungen und Kostensenkungendie Energiespeichertechnologien in Deutschlandbeschleunigen soll (siehe ausführlich Seite 20). DasBMBF legt seinen Schwerpunkt <strong>2012</strong> in 86 bewilligtenVorhaben mit einem Gesamtför<strong>de</strong>rvolumen von74,5 Millionen Euro auf die Grundlagenforschungstationärer thermischer, elektrischer und stofflicherEnergiespeicher sowie auf die Nachwuchsför<strong>de</strong>rung.Auch ressortübergreifend im Rahmen <strong>de</strong>r <strong>Innovation</strong>sallianzPhotovoltaik wur<strong>de</strong>n weitere Projekte bewilligt.Die <strong>durch</strong> das BMBF geför<strong>de</strong>rten Vorhabenleisten einen Beitrag dazu, einerseits <strong>Innovation</strong>ssprüngeauf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r waferbasierten und<strong>de</strong>r Dünnschicht- Solarzellentypen zu ermöglichen,an <strong>de</strong>rerseits völlig neue Technologieansätze aus <strong>de</strong>rGrund lagenforschung zur Solarenergienutzung zuerproben. Das BMBF stellt hierfür rund 50 MillionenEuro bereit. Im Rahmen <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rinitiative OrganischeElektronik, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Organischen Photovoltaik,wur<strong>de</strong>n 17 Vorhaben mit einem Gesamtför<strong>de</strong>rvolumenvon über 20 Millionen Euro begonnenmit <strong>de</strong>m Ziel, <strong>de</strong>n Reifeprozess <strong>de</strong>r Technologien füreinen industriellen Einsatz zu beschleunigen.Rund 30 Vorhaben aus <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rbekanntmachungBioProFi <strong>–</strong> Bioenergie <strong>–</strong> Prozessorientierte <strong>Forschung</strong>und <strong>Innovation</strong> sind ebenfalls gestartet. Die Projektesollen neue Impulse zur nachhaltigen und umweltverträglichenNutzung von Biomasse, insbeson<strong>de</strong>reaus Rest- und Abfallstoffen, setzen.


FORSCHUNGSFÖRDERUNG ANDERER MINISTERIEN MIT BEZUG ZU ERNEUERBAREN ENERGIEN 69Im Jahr <strong>2012</strong> wur<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong> Initiativen weitergeführt:die Netzwerke Grundlagenforschung Energieund rationelle Energieanwendung (NGEE), die <strong>Innovation</strong>sallianzOrganische Photovoltaik (OPV), dieFör<strong>de</strong>rbekanntmachungen Solarenergietechnik <strong>de</strong>rnächsten Generation und BioEnergie 2021, <strong>de</strong>r SpitzenclusterSolarvalley Mittel<strong>de</strong>utschland sowie <strong>de</strong>rWettbewerb Energieeffiziente Stadt. Für diese Vor ­haben wer<strong>de</strong>n rund 130 Millionen Euro über diegesamte Laufzeit zur Verfügung gestellt.Zusätzlich befasst sich das BMBF mit Metho<strong>de</strong>n undVerfahren, die für die Beantwortung von Akzeptanzfragen,die Schaffung größerer Transparenz bei <strong>de</strong>rEinführung und Verbreitung neuer Energietechno ­logien sowie das Nutzungs- und Nachfrageverhaltenwichtig sind. Im Rahmen <strong>de</strong>r sozial-ökologischen<strong>Forschung</strong> zum Themenschwerpunkt Umwelt- undgesellschaftsverträgliche Transformation <strong>de</strong>s Energie ­systems wer<strong>de</strong>n <strong>Forschung</strong>sansätze aus <strong>de</strong>m Bereich<strong>de</strong>r Gesellschafts- und Geisteswissenschaften in dieEnergieforschung aufgenommen, um eine Basis fürAkzeptanzaspekte bei <strong>de</strong>r Umsetzung neuer Technologienhinreichend zu schaffen. Die <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rung<strong>de</strong>s BMBF erfolgt parallel zu <strong>de</strong>n Analysenpolitischer, soziologischer, ökologischer und ökonomischerRahmenbedingungen zur Querschnittsforschung<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Ressorts.Institutionelle För<strong>de</strong>rungNeben <strong>de</strong>r Projektför<strong>de</strong>rung unterstützt die <strong>Bund</strong>esregierungauch <strong>Forschung</strong> und Entwicklung im Bereich<strong>de</strong>r erneuerbaren Energien <strong>durch</strong> die Grund ­finanzierung <strong>de</strong>r Helmholtz-Gemeinschaft (HGF) sowie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) zusammengeschlossenen<strong>Forschung</strong>szentren und -institute.Die Institute <strong>de</strong>r HGF und FhG wer<strong>de</strong>n zusätzlich von<strong>de</strong>n jeweiligen <strong>Bund</strong>eslän<strong>de</strong>rn unterstützt (90 Prozentvom <strong>Bund</strong>, 10 Prozent vom Land). Die Grund ­finanzierung ermöglicht <strong>de</strong>n Kompetenzaufbau undkommt somit auch <strong>de</strong>r Projektför<strong>de</strong>rung für erneuerbareEnergien zugute. Bei<strong>de</strong> Finanzierungsarten ergänzensich in vielen Bereichen erfolgreich, da <strong>durch</strong>die Grundfinanzierung im Rahmen <strong>de</strong>r VorlaufforschungThemen untersucht wer<strong>de</strong>n, die noch weitvon <strong>de</strong>r konkreten Anwendung entfernt sind. Die <strong>Forschung</strong>sprogrammedieser <strong>durch</strong> <strong>de</strong>n <strong>Bund</strong> geför<strong>de</strong>rtenEinrichtungen sind langfristig angelegt. Alle fünfJahre wer<strong>de</strong>n Umfang und Themenschwerpunkte imRahmen einer Evaluation festgelegt.Die HGF-Institute mit Ausnahme <strong>de</strong>s DLR sowie dieFraunhofer-Institute wer<strong>de</strong>n vom BMBF grundfinanziert.Die Grundfinanzierung <strong>de</strong>s DLR wird <strong>durch</strong> dasBMWi sichergestellt. Das DLR ist insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>nBereichen Entwicklung solarthermischer Kraftwerkeund thermischer Speicher sowie in <strong>de</strong>r Systemanalyseaktiv. In <strong>de</strong>r Systemanalyse wird die Grundfinanzierungsowohl für die wissenschaftliche Weiterentwicklungsystemanalytischer Metho<strong>de</strong>n als auch für ihreAnwendung in Einzeluntersuchungen zu Themen<strong>de</strong>r nachhaltigen Energieversorgung eingesetzt. WeitereSchwerpunkte sind Markteinführungsstrategienfür neue Energie- und Antriebstechnologien (unteran<strong>de</strong>rem Elektromobilität, Energiespeicher) sowieTechnologiebewertung. Für erneuerbare Energienflossen im Jahr <strong>2012</strong> rund 21,3 Millionen Euro in dieinstitutionelle För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s DLR.Das BMELV för<strong>de</strong>rt das Deutsche Biomasseforschungszentrum,das auch die zukunftsfähige energetischeNutzung von nachwachsen<strong>de</strong>n Rohstoffen unterstützt.Im Jahr <strong>2012</strong> betrug die För<strong>de</strong>rsumme dafür6,3 Millionen Euro. Im Bereich <strong>de</strong>r Bioenergie ist zu<strong>de</strong>min Leuna das Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse (Fraunhofer CBP) entstan<strong>de</strong>n,<strong>de</strong>ssen Anschubfinanzierung seitens <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sSachsen-Anhalt <strong>2012</strong> 6 Millionen Euro betrug. Zusammenmit <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung Sachsen-Anhalt, <strong>de</strong>mBMELV sowie <strong>de</strong>m <strong>BMU</strong> hat das BMBF dieses mo<strong>de</strong>rneBioraffinerie-<strong>Forschung</strong>szentrum für die industrielleNutzung von Biomasse mit einem Gesamtinvestitionsvolumenvon 24,2 Millionen Euro aufgebaut.Im Rahmen <strong>de</strong>r institutionellen För<strong>de</strong>rung wur<strong>de</strong>n<strong>2012</strong> aus Mitteln <strong>de</strong>s BMBF für die FhG 53,4 MillionenEuro und für die HGF 46,8 Millionen Euro ein ­gesetzt, aus Mitteln <strong>de</strong>s BMWi 27,8 Millionen Eurofür das DLR in <strong>de</strong>r HGF und 50,42 Millionen Euro fürdas Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) ausMitteln <strong>de</strong>s BMELV. ■


70INNOVATION DURCH FORSCHUNGWICHTIGE LINKS— www.bmu.<strong>de</strong>Internetseite <strong>de</strong>s <strong>BMU</strong>— www.erneuerbare-energien.<strong>de</strong>Internetseite <strong>de</strong>s <strong>BMU</strong> zu erneuerbaren Energien— www.erneuerbare-energien.<strong>de</strong>/die-themen/forschungInternetseite <strong>de</strong>s <strong>BMU</strong> zur <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rungim Bereich <strong>de</strong>r erneuerbaren Energien— www.ptj.<strong>de</strong>/erneuerbare_energienInternetseite <strong>de</strong>s PtJ; zuständig im Rahmen<strong>de</strong>r <strong>Forschung</strong>sför<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s <strong>BMU</strong> für RegenerativeEnergieversorgungssysteme (SystEEm),Win<strong>de</strong>nergie, Photovoltaik, Geothermie,Nie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermie, solarthermischeKraftwerke, Wasserkraft und Meeresenergiesowie übergreifen<strong>de</strong> Fragestellungen— www.forschung-energiespeicher.<strong>de</strong>Internetseite <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rinitiative Energie -speicher— www.foer<strong>de</strong>rinfo.bund.<strong>de</strong>Internetauftritt <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rberatung„<strong>Forschung</strong> und <strong>Innovation</strong>“ <strong>de</strong>s <strong>Bund</strong>es— www.foer<strong>de</strong>rdatenbank.<strong>de</strong>För<strong>de</strong>rdatenbank <strong>de</strong>s <strong>Bund</strong>es mit Informationenzu För<strong>de</strong>rprogrammen <strong>de</strong>s <strong>Bund</strong>es, <strong>de</strong>rLän<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>r Europäischen Union— www.foer<strong>de</strong>rkatalog.<strong>de</strong>Online-Datenbank <strong>de</strong>s <strong>Bund</strong>es über die von<strong>de</strong>r <strong>Bund</strong>esregierung geför<strong>de</strong>rten Projekte— www.solarwaerme-info.<strong>de</strong>Internetseite zu größeren solarther mischenAnlagen im Rahmen <strong>de</strong>r GROSOL-Ini tiative;geför<strong>de</strong>rt vom <strong>BMU</strong>— www.dsttp.orgInternetportal <strong>de</strong>r DSTTP-Plattform— www.rave-offshore.<strong>de</strong>Internetportal <strong>de</strong>r RAVE-<strong>Forschung</strong>sinitiative— www.bine.infoInternetportal <strong>de</strong>s Informationsdienstes BINEzu Energieeffizienz und erneuerbaren Energien— www.bmwi.<strong>de</strong>Internetseite <strong>de</strong>s BMWi— www.enob.info<strong>Forschung</strong> für energieoptimiertes Bauen— www.eneff-waerme.info<strong>Forschung</strong> für Energieeffizienz— www.bmbf.<strong>de</strong>Internetseite <strong>de</strong>s BMBF— www.energieforschung-bmbf.<strong>de</strong>Internetseite zur Energieforschung <strong>de</strong>s BMBF— www.bmelv.<strong>de</strong>Internetseite <strong>de</strong>s BMELV— www.dbu.<strong>de</strong>Internetseite <strong>de</strong>r Deutschen <strong>Bund</strong>esstiftungUmwelt (DBU)— www.helmholtz.<strong>de</strong>/<strong>Forschung</strong>/EnergieEnergieforschung in <strong>de</strong>r Helmholtz-GemeinschaftDeutscher <strong>Forschung</strong>szentren (HGF)— www.fnr.<strong>de</strong>Fachagentur Nachwachsen<strong>de</strong> Rohstoffe— www.forschungsrahmenprogramm.<strong>de</strong>Deutsches Portal zum 7. <strong>Forschung</strong>srahmenprogramm<strong>de</strong>r EU; Programmübersicht undÜbersicht aller nationalen Kontaktstellen


INNOVATION DURCH FORSCHUNG 71STATISTISCHER ÜBERBLICKQuelle: <strong>BMU</strong>Neu bewilligte Projekte2011* <strong>2012</strong>*Anzahl 1.000 Euro Anteil in % Anzahl 1.000 Euro Anteil in %Photovoltaik 96 74.332 25,7 85 68.342 23,6Wind 74 77.102 26,6 84 93.157 32,2Geothermie 42 24.056 8,3 37 21.418 7,4Nie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermie 21 9.367 3,2 29 9.981 3,4Solarthermische Kraftwerke 20 11.164 3,9 32 20.723 7,2SystEEm 26 26.269 9,1 80 65.571 22,6Sonstiges 21 22.896 9,4 23 10.513 3,6Summe 300 245.186 100,0 370 289.705 100,0* inklusive EKFQuelle: <strong>BMU</strong>Laufen<strong>de</strong> Projekte <strong>2012</strong> Abgeschlossene Projekte <strong>2012</strong>Anzahl 1.000 Euro Anzahl 1.000 EuroPhotovoltaik 243 208.380 43 41.192Wind 209 230.736 44 40.670Geothermie 112 83.540 14 11.631Nie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermie 78 39.632 16 11.910Solarthermische Kraftwerke 72 48.976 13 9.096SystEEm 145 133.765 16 21.081Sonstiges 58 48.490 13 6.144Summe 917 793.519 159 141.724Quelle: <strong>BMU</strong>Mittelabfluss (1.000 Euro)2009 2010 2011* <strong>2012</strong>* Durchschnitt2009 — <strong>2012</strong>Durchschnittl.Anteil in %Photovoltaik 32.889 39.087 38.827 51.667 40.618 31,7Wind 27.894 36.774 44.013 38.451 36.783 28,7Geothermie 13.837 9.889 11.599 20.816 14.035 10,9Nie<strong>de</strong>rtemperatur-Solarthermie 6.313 8.371 6.451 7.965 7.275 5,6Solarthermische Kraftwerke 7.068 5.841 6.058 7.574 6.635 5,2SystEEm 10.874 11.332 12.819 15.061 12.522 9,8Sonstiges 10.677 8.908 9.631 12.940 10.539 8,1Summe 109.552 120.202 129.398 154.474 128.407 100,0* inklusive EKF


„Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigenGenerationen die natürlichen Lebensgrundlagen ...“Grundgesetz, Artikel 20 aBESTELLUNG VON PUBLIKATIONEN:Publikationsversand <strong>de</strong>r <strong>Bund</strong>esregierungPostfach 48 10 0918132 RostockTel.: 01805 / 77 80 90*Fax: 01805 / 77 80 94*E-Mail: publikationen@bun<strong>de</strong>sregierung.<strong>de</strong>Internet: www.bmu.<strong>de</strong>/bestellformular(*0,14 Euro/Minute aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Festnetz; abweichen<strong>de</strong> Preise aus <strong>de</strong>n Mobilfunknetzen möglich)Diese Publikation ist Teil <strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit <strong>de</strong>s <strong>Bund</strong>esministeriums für Umwelt,Naturschutz und Reaktorsicherheit. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zumVerkauf bestimmt. Gedruckt auf Recyclingpapier.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!