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Schiffshebewerk am Yangtse-Drei-Schluchten-Staudamm in China

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Deutscher Bautechnik-Tag 2005 1<br />

<strong>Schiffshebewerk</strong> <strong>am</strong> <strong>Yangtse</strong>-<strong>Drei</strong>-<strong>Schluchten</strong>-<br />

Staud<strong>am</strong>m <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a<br />

Teil 1: Projektgrundlagen und Übersicht über das Ges<strong>am</strong>tprojekt<br />

Teil 2: Projektumsetzung<br />

Kunz, Claus; Bundesanstalt für Wasserbau, Karlsruhe<br />

L<strong>in</strong>dlar, Hans-Gerd; Ingenieurbüro Krebs und Kiefer, Berl<strong>in</strong><br />

Co-Referent: Wigand, Rolf; Lahmeyer International, Bad Vilbel<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Deutschland hat <strong>in</strong> Bau und Betrieb von Senkrecht-<strong>Schiffshebewerk</strong>en langjährige Erfahrungen.<br />

Ausgehend vom ersten, urkundlich erwähnten Senkrecht-<strong>Schiffshebewerk</strong> an der Freiberger<br />

Mulde bei Halsbrücke <strong>in</strong> Sachsen, das zum Zwecke der Erzbeförderung das Heben und Senken<br />

von Schiffen mit den Abmessungen 18 m x 2m im Trockenverfahren über e<strong>in</strong>e Hubhöhe<br />

von 8 m ermöglichte, s<strong>in</strong>d noch heute vier Senkrecht-<strong>Schiffshebewerk</strong>e mit Hubhöhen zwischen<br />

13 m und 38 m <strong>in</strong> Betrieb. E<strong>in</strong> neues, zweites <strong>Schiffshebewerk</strong> Niederf<strong>in</strong>ow, an der Havel-Oder-<br />

Wasserstraße bei Eberswalde, ist derzeit mit e<strong>in</strong>er Hubhöhe von 36 m durch die Wasser- und<br />

Schifffahrtsverwaltung <strong>in</strong> der Ausschreibungsplanung. Es ergänzt e<strong>in</strong> vorhandenes <strong>Schiffshebewerk</strong>,<br />

das 1936 gebaut wurde, und sich durch se<strong>in</strong>en robusten Betrieb bis heute auszeichnet.<br />

Die Trogabmessungen des neuen <strong>Schiffshebewerk</strong>s Niederf<strong>in</strong>ow s<strong>in</strong>d für den modernen<br />

Schiffsverkehr konzipiert und werden als Tragkonstruktion e<strong>in</strong>e Betonkonstruktion haben,<br />

während das vorhandene Hebewerk e<strong>in</strong> Haupttragwerk aus Stahl hat. Bauherr und Planer ist<br />

das Wasserstraßen-Neubau<strong>am</strong>t Berl<strong>in</strong>.<br />

Die Bundesanstalt für Wasserbau unterstützte diese Planung durch Beratungen, <strong>in</strong>sbesondere<br />

bei der Auswahl des Sicherungs- und Antriebssystems für den Trog des Hebewerks. Diese<br />

Planungen waren auch dem Bauherrn und Betreiber des <strong>Drei</strong>-<strong>Schluchten</strong>-Staud<strong>am</strong>ms, der<br />

Ch<strong>in</strong>a Three Gorges Project Development Corporation (CTGPC) bekannt geworden, worauf<br />

CTGPC Ende 1999 die BAW mit e<strong>in</strong>er Machbarkeitsstudie für e<strong>in</strong> Antriebs- und Sicherungssystem<br />

beauftragte. Die Machbarkeitsstudie untersuchte ferner Trog, Stahlwasserbau und<br />

hydraulische Systeme sowie die Auslegung auf Erdbeben.<br />

Entwurfs- und Prüfungsphasen für das neue <strong>Schiffshebewerk</strong> Niederf<strong>in</strong>ow wurden durch verschiedene<br />

Ingenieurbüros erstellt, die se<strong>in</strong>erzeit bei der Machbarkeitsstudie ihre Erfahrungen<br />

e<strong>in</strong>brachten (Krebs und Kiefer International; Germanischer Lloyd; Spezialbau Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

GmbH) und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mitte 2004 gebildeten deutschen Jo<strong>in</strong>t-Venture die Ausschreibungsplanung<br />

für das <strong>Schiffshebewerk</strong> <strong>am</strong> <strong>Drei</strong>-<strong>Schluchten</strong>-Staud<strong>am</strong>m erstellen (zusätzlich Lahmeyer<br />

International als Federführer des Jo<strong>in</strong>t-Venture, Ingenieurbüro Rapsch & Schubert; DriveCon).<br />

Berater des Bauherrn im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Panel of Experts ist die Bundesanstalt für Wasserbau<br />

(BAW).<br />

Das Projekt „<strong>Drei</strong>-<strong>Schluchten</strong>-<strong>Schiffshebewerk</strong>“<br />

Zur Beförderung von Passagierschiffen <strong>am</strong> <strong>Drei</strong>-<strong>Schluchten</strong>-Staud<strong>am</strong>m <strong>am</strong> <strong>Yangtse</strong>, <strong>in</strong> der<br />

Nähe der Stadt Yichang <strong>in</strong> der Prov<strong>in</strong>z Hubei, Ch<strong>in</strong>a, ist e<strong>in</strong> Senkrecht-<strong>Schiffshebewerk</strong> nach<br />

dem Gegengewichtspr<strong>in</strong>zip vorgesehen, das derzeit durch CTGPC geplant wird, Bild 1.


Deutscher Bautechnik-Tag 2005 2<br />

Bild 1. Lageplan des <strong>Drei</strong>-<strong>Schluchten</strong>-Staud<strong>am</strong>m-Projekts<br />

Mit dem Bau des <strong>Drei</strong>-<strong>Schluchten</strong>-Staud<strong>am</strong>ms <strong>am</strong> <strong>Yangtse</strong>, dem längsten Fluss Asiens,<br />

verfolgt Ch<strong>in</strong>a die Ziele der dr<strong>in</strong>gend notwendigen Erzeugung elektrischer Energie, des<br />

Hochwasserschutzes dicht besiedelter Gebiete sowie der Erleichterung der Schifffahrt. Der<br />

Staud<strong>am</strong>m ist e<strong>in</strong> Beton-Schwergewichtsd<strong>am</strong>m mit e<strong>in</strong>er D<strong>am</strong>mlänge von 2310 m, e<strong>in</strong>er Höhe<br />

von ca. 140 m und e<strong>in</strong>er Staulänge von 660 km, so dass e<strong>in</strong>e Flutspeicher-Kapazität von 22,15<br />

Mrd. m³ vorhanden se<strong>in</strong> wird. Das Kraftwerk wird mit 26 Francis-Turb<strong>in</strong>en mit je 700 MW<br />

<strong>in</strong>stallierter Leistung jährlich ca. 85 Mrd. kWh Strom erzeugen. Für die Schifffahrt stehen zur<br />

Überw<strong>in</strong>dung von 113 m Hubhöhe e<strong>in</strong>e zweizügige, aus fünf Schleusen bestehende Schleusentreppe,<br />

mit Nutzabmessungen von jeweils 280 m Länge, 34 m Breite und 5 m Wassertiefe,<br />

sowie künftig e<strong>in</strong> Senkrecht-<strong>Schiffshebewerk</strong> zur Verfügung. Die nutzbaren Abmessungen des<br />

Troges des <strong>Schiffshebewerk</strong>s s<strong>in</strong>d mit 120 m Länge, 18 m Breite sowie 3,5 m Wassertiefe<br />

vorgesehen, Tabelle 1.<br />

Der Bau des D<strong>am</strong>mes ermöglicht die Schiffbarkeit des <strong>Yangtse</strong> auf 660 km Länge von Yichang<br />

bis Chongq<strong>in</strong>g für Schiffe bis 10000 BRT.<br />

Das <strong>Schiffshebewerk</strong> <strong>am</strong> <strong>Drei</strong>-<strong>Schluchten</strong>-Projekt wird bauliche Besonderheiten aufweisen, die<br />

sich von allen bisher bekannten <strong>Schiffshebewerk</strong>en deutlich unterscheiden [1]:<br />

- Die maximale Hubhöhe von 113 m ist etwa dreimal so groß wie die von deutschen<br />

<strong>Schiffshebewerk</strong>en,<br />

- Die Trogabmessungen und dadurch die mit Gegengewichten zu bewegenden Massen (2 x<br />

ca. 15000 t) s<strong>in</strong>d größer als bei bisher ausgeführten Anlagen,<br />

- als Teil e<strong>in</strong>er riesigen Stauanlage mit Kraftwerken, Hochwasserentlastung und zwei<br />

Schleusentreppen ist mit kurzfristigen, betrieblichen Wasserspiegelschwankungen von bis zu<br />

50 cm <strong>in</strong> der Stunde zu rechnen,<br />

- hydrologisch bed<strong>in</strong>gte Wasserspiegelschwankungen von 30 m im Oberwasser und 11,8 m<br />

im Unterwasser bed<strong>in</strong>gen besondere bauliche Maßnahmen an der oberen und unteren<br />

Haltungen,<br />

- vorrangig für die Passagierschifffahrt bestimmt (die Güterschifffahrt soll die Schleusentreppen<br />

benutzen), ist e<strong>in</strong> besonders hoher Sicherheitsstandard erforderlich.


Deutscher Bautechnik-Tag 2005 3<br />

Tabelle 1. Charakteristische Kenndaten für Trog und Trogantrieb<br />

Trogabmessungen: Trogantrieb:<br />

Bild 2. Schnitt durch das <strong>Schiffshebewerk</strong> <strong>am</strong> <strong>Drei</strong>-<strong>Schluchten</strong>-Staud<strong>am</strong>m (Stand: Vorplanung CTGPC)<br />

Auf der Grundlage der Bewertung von Antrieben bestehender <strong>Schiffshebewerk</strong>e <strong>in</strong> Deutschland<br />

und im Ausland, z.B. Seilw<strong>in</strong>denantrieb (SHW Strépy Thieu), Zahnstange-Ritzel (SHW<br />

Lüneburg), Mutter mit angetriebener Sp<strong>in</strong>del (SHW Henrichenburg), Sp<strong>in</strong>del mit angetriebener


Deutscher Bautechnik-Tag 2005 4<br />

Mutter (SHW Rothensee) und Triebstock-Ritzel (SHW Niederf<strong>in</strong>ow alt), wurde als Vorzugs-<br />

Variante für das neue <strong>Schiffshebewerk</strong> Niederf<strong>in</strong>ow der Ritzelantrieb ausgewählt. Die<br />

Bewertung der jeweiligen Sicherungssysteme, die eng mit dem Antrieb verbunden s<strong>in</strong>d, z. B.<br />

Trommelbremse (SHW Strépy Thieu), Mutterbackensäule (SHW Niederf<strong>in</strong>ow alt, SHW Lüneburg)<br />

und Sicherungsmutter auf Sp<strong>in</strong>del (SHW Henrichenburg, SHW Rothensee), favorisierte<br />

die Mutterbackensäule als zuverlässigstes Sicherungssystem. Beide Pr<strong>in</strong>zipien wurden <strong>in</strong> der<br />

Machbarkeitsstudie für CTGPC h<strong>in</strong>sichtlich der anderen Randbed<strong>in</strong>gungen untersucht und für<br />

das neue <strong>Schiffshebewerk</strong> <strong>am</strong> <strong>Drei</strong>-<strong>Schluchten</strong>-Staud<strong>am</strong>m als ausführbar und s<strong>in</strong>nvoll bestätigt<br />

[2], womit e<strong>in</strong>e Parallelität zum neu geplanten Schiffhebewerk Niederf<strong>in</strong>ow hergestellt war.<br />

Der Antrieb des Troges sollte aus <strong>in</strong>sges<strong>am</strong>t vier Antriebsstationen bestehen. Hauptbauteile s<strong>in</strong>d<br />

vier Zahnstangen und vier Ritzel. Die Zahnstangen werden <strong>am</strong> Massivbau befestigt, die Ritzel<br />

bef<strong>in</strong>den sich als Bestandteile der Antriebsstationen <strong>am</strong> Trog. Die Antriebe, <strong>in</strong>sbesondere die<br />

Zahnstangen und die Ritzel müssen Kräfte aus unausgeglichenen Massen sowie alle<br />

Bewegungswiderstände des Troges, wie Reibkräfte, Beschleunigungskräfte und W<strong>in</strong>dkräfte (nur<br />

vertikale W<strong>in</strong>dkräfte, die aber sehr ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d) überw<strong>in</strong>den.<br />

Die Eigenmassen des Troges und der Wasserfüllung werden durch Gegengewichte ausgeglichen,<br />

so dass die Größe der zu bewegenden Ungleichgewichte durch e<strong>in</strong>en schwankenden<br />

Wasserstand im Trog bestimmt wird. Die Größe dieser Wasserl<strong>am</strong>elle beträgt für die ständige<br />

Trogfahrt höchstens ±10 cm, für Trogfahrten <strong>in</strong> Ausnahmefällen beträgt sie ±20 cm.<br />

Bild 3. Seitenansicht Trogantrieb (Stand: Machbarkeitsstudie)<br />

Die Trogsicherung verh<strong>in</strong>dert durch e<strong>in</strong> sicheres Arretieren des Troges <strong>am</strong> Massivbau das<br />

Entstehen unbeherrschbarer Betriebszustände, die als Folge von Havarien auftreten können.<br />

Havarielasten treten z.B. bei e<strong>in</strong>er unvorhergesehenen völligen oder auch teilweisen Entleerung<br />

des Troges auf. Solche Wasserverluste s<strong>in</strong>d meistens auf größere Undichtigkeiten der Trogverschlüsse<br />

oder auf Beschädigungen des Troges zurückzuführen. Lasten gleicher Größenordnung<br />

erhält man aber auch bei planmäßigem Entleeren des Troges, beispielsweise für<br />

Reparaturarbeiten. Für die Bemessung aber maßgebend ist der Auftrieb des Troges im Fall<br />

e<strong>in</strong>er z. B. durch e<strong>in</strong> außergewöhnliches Hochwasser mit Wasser gefüllten Trogwanne. In den<br />

<strong>Schiffshebewerk</strong>en Lüneburg und Niederf<strong>in</strong>ow haben bisher die Trogsicherungen bei diesen<br />

seltenen Lastfällen störungsfrei funktioniert.


Deutscher Bautechnik-Tag 2005 5<br />

Das Trogsicherungssystem des <strong>Drei</strong>-<strong>Schluchten</strong>-Projekt <strong>Schiffshebewerk</strong>s wird von vier Mutterbackensäulen<br />

mit Drehriegeln gebildet [2], vgl. Bild 4. Die Mutterbacke ist e<strong>in</strong>e Säulenkonstruktion,<br />

die längsgeschlitzt, <strong>in</strong>nen hohl und mit e<strong>in</strong>em Innengew<strong>in</strong>de versehen ist. In dieser<br />

Mutterbackensäule bewegt sich, um sich selbst drehend, e<strong>in</strong>e Sp<strong>in</strong>del. Diese Sp<strong>in</strong>del, auch als<br />

Drehriegel bezeichnet, wird direkt vom Trogantrieb angetrieben. Bed<strong>in</strong>gt durch die über e<strong>in</strong><br />

Wellensystem gewährleistete direkte mechanische Kopplung zwischen den Antrieben und den<br />

Drehriegeln der Trogsicherung laufen die Drehriegel mit den Trogantrieben synchron mit. Die<br />

Trogsicherung - Mutterbackensäule mit Drehriegel - besteht im Wesentlichen aus den Baugruppen<br />

Mutterbackensäule, Drehriegel, Führungskonstruktion des Drehriegels <strong>in</strong> der Mutterbacke,<br />

Pendelstützen, W<strong>in</strong>kelgetriebe und den Gleichlaufwellen zwischen Trogantrieb und Drehriegel.<br />

Zur Trogsicherung gehören auch die Abstützungen zum Trog, bestehend aus unterem und<br />

oberem Eckstück. Die Mutterbackensäule setzt sich dabei aus mehreren Teilstücken<br />

zus<strong>am</strong>men.<br />

Im Havariefall überschreiten die Ritzelkräfte die durch die Ritzelfeder def<strong>in</strong>ierte Vorspannkraft,<br />

so dass sich der Trog um wenige Zentimeter je nach Fahrtrichtung senkt oder hebt. Wird hierbei<br />

das Spiel zwischen Drehriegelgew<strong>in</strong>de und Mutterbackengew<strong>in</strong>de überschritten, so legen sich<br />

die beiden Gew<strong>in</strong>de ane<strong>in</strong>ander an und der Trog wird über die Mutterbacke <strong>in</strong> jeder Höhe und<br />

sicher gehalten. Evakuierungsmaßnahmen können erfolgen.<br />

Bild 4. Trogsicherung (Stand: Machbarkeitsstudie)<br />

Die Troggröße bewirkt, dass alle<strong>in</strong> durch das Leerlaufen des Troges e<strong>in</strong> Ungleichgewicht von<br />

ca. 9.000 t entsteht. Dieses Ungleichgewicht ist zur Vermeidung von Katastrophen durch die<br />

Trogsicherung abzufangen.<br />

Neben den weiteren, <strong>in</strong> der Machbarkeitsstudie bearbeiteten Punkten, überzeugte CTGPC <strong>in</strong>sbesondere<br />

das sichere Antriebs- und Sicherungssystem, so dass die weitere Ausschreibungsplanung<br />

auf dieser technischen Grundlage erfolgen sollte.


Deutscher Bautechnik-Tag 2005 6<br />

Projektbearbeitung im Jo<strong>in</strong>t Venture<br />

Nachdem sich die technische Lösung der deutschen Machbarkeitsstudie durchgesetzt hatte,<br />

galt es, das <strong>in</strong> Deutschland existierende Spezial-Know-how <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em leistungsfähigen Jo<strong>in</strong>t<br />

Venture zu bündeln.<br />

Hierzu haben die beiden Ingenieurunternehmen Lahmeyer International und Krebs und Kiefer,<br />

die maßgeblich an der Machbarkeitsstudie für das ch<strong>in</strong>esische <strong>Schiffshebewerk</strong> und an der<br />

Planung für das neue deutsche <strong>Schiffshebewerk</strong> <strong>in</strong> Niederf<strong>in</strong>ow beteiligt waren, sich zu e<strong>in</strong>em<br />

projektbezogenen Jo<strong>in</strong>t Venture, mit N<strong>am</strong>en „German Design Group“, zus<strong>am</strong>mengeschlossen.<br />

Im Unterauftrag wurden für die Bereiche Masch<strong>in</strong>enbau sowie Elektro- und Steuerungstechnik<br />

Fachplaner gebunden.<br />

Weiterh<strong>in</strong> wurde zur Qualitätssicherung der Germanische Lloyd <strong>in</strong> das Jo<strong>in</strong>t Venture<br />

e<strong>in</strong>gebunden.<br />

Insges<strong>am</strong>t ist die Struktur des Jo<strong>in</strong>t Ventures der Abbildung 1 zu entnehmen.<br />

Die Vertragsverhandlungen zwischen dem Jo<strong>in</strong>t Venture und der ch<strong>in</strong>esischen Seite konnten im<br />

April 2004 zu e<strong>in</strong>em erfolgreichen Ende geführt werden. Gegenstand des Ingenieurvertrages,<br />

der auf dem FIDIC-Vertragsmuster basiert, ist die Erstellung e<strong>in</strong>er ausschreibungsreifen<br />

Planung. Diese Planung muss zum Ende des Jahres 2005 vorliegen.<br />

Bild 5. Leistungsphasen<br />

Die Planung ist <strong>in</strong> 4 Leistungsphasen strukturiert (Bild 5):<br />

- Phase A E<strong>in</strong>arbeitung <strong>in</strong> das Projekt und Erarbeitung von Entwurfsgrundsätzen<br />

- Phase B Entwurfsplanung<br />

- Phase C Intermediate Design (Zwischenstufe)<br />

- Phase D Ausschreibungsplanung<br />

In jeder Leistungsphase wird die Planung detaillierter.<br />

Die <strong>in</strong> Phase D erstellten Pläne und Spezifikationen versetzen dann die im Bieterwettbewerb<br />

erfolgreichen Firmen <strong>in</strong> die Lage, die Werkplanung und dann die Bauausführung durchzuführen.<br />

Die ch<strong>in</strong>esische Seite führt nach Abschluss jeder Planungsstufe e<strong>in</strong> review durch, <strong>in</strong> dem die<br />

Planungsergebnisse überprüft und als Grundlage für die nächste Planungsstufe freigegeben<br />

werden.


Deutscher Bautechnik-Tag 2005 7<br />

Massivbau<br />

Die Tragkonstruktion des <strong>Schiffshebewerk</strong>es wird, wie beim neuen <strong>Schiffshebewerk</strong><br />

Niederf<strong>in</strong>ow, <strong>in</strong> Stahlbeton ausgeführt. Die Ges<strong>am</strong>tabmessungen betragen 119 m <strong>in</strong> der Länge<br />

und 57,8 m <strong>in</strong> der Breite. Auf jeder Seite des Troges werden zwei 150 m hohe Stahlbetontürme<br />

hergestellt, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em lichten Abstand von 20 m stehen. Die beiden Türme werden <strong>am</strong> Kopf<br />

von e<strong>in</strong>er 20 m hohen Seilscheibenhalle überspannt und s<strong>in</strong>d zusätzlich über die Höhe durch<br />

mehrere Riegel mite<strong>in</strong>ander verbunden. In Querrichtung werden die Türme nur <strong>am</strong> Kopf durch<br />

die Besucherplattform bzw. den Bedienstand verbunden und ausgesteift (Bilder 6 und 7).<br />

Bild 6. Grundriss des Bauwerkes<br />

119 m<br />

Die Stahlbetontürme haben jeweils Abmessungen von ca. 40 m auf 16 m und bestehen aus<br />

zwei seitlichen Schächten (16 m x 9,6 m), <strong>in</strong> denen die Gegengewichte geführt werden und<br />

e<strong>in</strong>em dazwischen liegenden etwas zurückgesetzten Bereich, <strong>in</strong> dem die Aufzüge und die<br />

Treppenhäuser untergebracht s<strong>in</strong>d. In diesem Bereich werden auch die Zahnstange für den<br />

Antrieb und die Mutterbackensäule für den Sicherungsmechanismus angeordnet. In diese<br />

Nische ragen die Masch<strong>in</strong>enräume des Troges mit dem Motor für den Trogantrieb und dem<br />

Drehriegel, der dann <strong>in</strong> die Mutterbackensäule greift.<br />

Am Übergang zum Ober- und Unterwasser stehen <strong>in</strong> Querrichtung e<strong>in</strong>zelne Wandscheiben, die<br />

nur über Riegel und die Deckenscheibe der Seilscheibenhalle ausgesteift s<strong>in</strong>d. Zwischen den<br />

beiden Türmen ist e<strong>in</strong>e weitere Wandscheibe angeordnet. Die Wandscheiben s<strong>in</strong>d als Auflager<br />

für die Seilscheibenträger erforderlich und dienen zusätzlich zur Führung der Gegengewichte.<br />

Durch die Auflösung der ansonsten 119 m langen und 150 m hohen Wandscheibe wird im<br />

Katastrophenfall e<strong>in</strong> ausreichender Rauchabzug gewährleistet.<br />

Die Lasten aus dem Trog und den Gegengewichten – <strong>in</strong> der Summe ca. 300 MN - werden über<br />

die Seilscheibenträger <strong>am</strong> Kopf des Bauwerkes <strong>in</strong> die Konstruktion e<strong>in</strong>geleitet. Die Seilscheiben<br />

werden als Doppelseilscheiben ausgeführt und haben e<strong>in</strong>en Durchmesser von 5,0 m. In der<br />

57,80 m


Deutscher Bautechnik-Tag 2005 8<br />

Seilscheibenhalle ist e<strong>in</strong> Kran für Wartungsarbeiten und den Transport von Bauteilen mit bis zu<br />

30 t Gewicht e<strong>in</strong>gebaut.<br />

Die tragenden Wände haben zumeist e<strong>in</strong>e Dicke von 1 m und müssen nur <strong>in</strong> den Bereichen der<br />

Laste<strong>in</strong>leitung aus dem Antrieb und der Sicherungsmechanismen verstärkt werden. In den<br />

unteren Bereichen und im Bereich der Laste<strong>in</strong>leitungen werden Betone der Güte C30/37<br />

verwendet. Die anderen Bereiche werden mit Betonen der Festigkeit C 25/30 ausgeführt.<br />

Bild 7. Querschnitt<br />

Die E<strong>in</strong>bauteile, wie Zahnstange und Mutterbackensäule (siehe Bilder 3 und 4), werden aus<br />

Gründen der Genauigkeit nicht im Erstbeton e<strong>in</strong>gebaut. Diese sensiblen Bauteile werden <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Zweitbeton e<strong>in</strong>betoniert, der mit viel kle<strong>in</strong>eren Toleranzen hergestellt werden kann.<br />

Durch diese Maßnahme können Verformungen aus Bauungenauigkeiten, Setzungen, Kriechen<br />

und Schw<strong>in</strong>den sowie die Verformungen aus dem Baufortschritt ausgeglichen werden.<br />

Die Trogwanne wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er 36 m tiefen Baugrube auf dem sehr steifen Fels<br />

(Es = 30.000 MN/m²) flach gegründet. Es werden trotz der hohen Belastungen nur Setzungen<br />

im Millimeter-Bereich erwartet. Die Stahlbetonkonstruktion hat weder Kontakt mit dem bereits<br />

fertig gestellten Oberwasserbauwerk noch mit der Felswand. Durch diese Maßnahme können<br />

sich Verformungen zwängungsfrei e<strong>in</strong>stellen.<br />

Trogkonstruktion<br />

Bei dem 132 m langen und 23 m breiten Stahltrog handelt es sich um e<strong>in</strong>e selbsttragende<br />

Konstruktion, die kont<strong>in</strong>uierlich an Seilen aufgehängt ist (Bild 8). Lediglich im Bereich der<br />

Antriebe und an den über die Betonkonstruktion überstehenden Enden können ke<strong>in</strong>e Seile<br />

angeordnet werden. Hierüber ist e<strong>in</strong>e sehr gleichmäßige Laste<strong>in</strong>leitung <strong>in</strong> den Trog gewährleistet.<br />

Der Trog ist für e<strong>in</strong>e Wassertiefe von 3,5 m ausgelegt und hat e<strong>in</strong> Freibord von 80 cm.<br />

Die lichte Weite des Troges beträgt 18 m zwischen den seitlichen Fendern. Die nutzbare Länge<br />

zwischen dem Stoßschutz vor den Toren beträgt 120 m.


Deutscher Bautechnik-Tag 2005 9<br />

Bild 8. Trog (nur e<strong>in</strong>e Hälfte dargestellt)<br />

Die Trogkonstruktion wird als orthotrope Platte ausgebildet. Die Längssteifen werden als offene<br />

Profile ausgebildet, um den Auftrieb, der entsteht, wenn die Trogwanne bei außergewöhnlichem<br />

Hochwasser oder bei Beschädigungen des unteren Haltungstores volläuft, nicht zu erhöhen.<br />

Die Hauptlängsträger s<strong>in</strong>d 10 m hoch und 2,3 m breit. Diese Hauptträger werden aus Gründen<br />

der Ges<strong>am</strong>tsteifigkeit als geschlossene Profile ausgebildet. Durch Öffnungen wird jedoch<br />

sichergestellt, dass ke<strong>in</strong>e Hohlräume entstehen.<br />

Die Seile, an denen der Trog hängt haben e<strong>in</strong>en Durchmesser von ca. 70 mm und werden über<br />

Doppelseilscheiben <strong>in</strong> der Seilscheibenhalle umgelenkt und mit den Gegengewichten<br />

verbunden. Die Gegengewichte werden <strong>in</strong> Gruppen zus<strong>am</strong>mengefasst. Die Gegengewichte<br />

jeder Gruppe werden über e<strong>in</strong>en Fangrahmen gesichert und <strong>in</strong> den Schächten geführt.<br />

In den Viertelspunkten des Troges s<strong>in</strong>d auf beiden Seiten jeweils die Masch<strong>in</strong>enräume<br />

angeordnet, die wie beschrieben <strong>in</strong> die Betontürme e<strong>in</strong>greift. Hier s<strong>in</strong>d die Antriebe und die<br />

Sicherungsmechanismen des Troges angeordnet. In der Ebene darunter wird die Elektro<strong>in</strong>stallation<br />

untergebracht.<br />

Als Trogabschluss werden Segmenttore verwendet. In geöffneter Stellung ist das Tor bündig<br />

mit dem Trogboden. Für Revisionszwecke kann das Tor <strong>in</strong> Überkopf-Stellung gefahren werden.<br />

Der Trog wird <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er oberen und unteren Halteposition sowohl vertikal aus auch horizontal<br />

verriegelt. Durch diese Maßnahmen ist sichergestellt, dass zusätzliche Vertikallasten z. B. aus<br />

Wasserspiegeländerungen (es ist von Wasserstandsänderungen von 50 cm pro Stunde im<br />

Stausee auszugehen) die Ritzel der Antriebe nicht zusätzlich belasten. Die Horizontallasten aus<br />

Wasserdruck bei e<strong>in</strong>seitig geöffnetem Tor werden über e<strong>in</strong>e Hartanlage direkt <strong>in</strong> die Türme<br />

abgeleitet. Die Trogverriegelungen s<strong>in</strong>d derart ausgebildet, dass sie bei den auftretenden<br />

Wasserspiegelschwankungen <strong>am</strong> Oberwasser von 30 m (145 m bis 175 m) und 11,8 m <strong>am</strong><br />

Unterwasser (62 m bis 73,8 m) voll funktionstüchtig s<strong>in</strong>d.


Deutscher Bautechnik-Tag 2005 10<br />

Lastfälle, <strong>in</strong>sbesondere Erdbeben<br />

Alle Bauteile werden für die maßgebenden Lastfälle der DIN 19702 (Massivbauwerke im<br />

Wasserbau) und DIN 19704 (Stahlwasserbau) auf der Grundlage des neuen Normenkonzeptes<br />

untersucht. Ergänzend hierzu s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „Guidel<strong>in</strong>e for design“ [4] weitere Lastfälle <strong>in</strong><br />

Abstimmung mit dem Bauherren und se<strong>in</strong>em Berater, der Bundesanstalt für Wasserbau<br />

festgelegt worden.<br />

Neben den normalen Lastfällen wie Wasserfüllung, W<strong>in</strong>dlast, Anfahrlasten und Führungskräften<br />

müssen zusätzlich ganz spezielle Lastfälle untersucht werden. Zu diesen Lastfällen zählen<br />

Schiffsanlegestoß, gesunkenes Schiff und Schiffstrog unter Auftrieb. Von ganz besonderer<br />

Bedeutung für das Bauwerk ist der Lastfall Erdbeben. Auch <strong>in</strong> dieser extremen Situation muss<br />

sicherstellt se<strong>in</strong>, dass die ca. 9.000 t Wasser, die <strong>in</strong> 125 m Höhe hängen können, ke<strong>in</strong>e<br />

gravierenden Schäden <strong>am</strong> Bauwerk anrichten und die Standsicherheit des Konstruktion<br />

gewährleistet ist. Neben der re<strong>in</strong>en Belastung aus den bewegten Massen ist auch e<strong>in</strong>e Aussage<br />

zur Höhe der Wellen im Trog von Interesse, um beurteilen zu können, ob das Wasser aus dem<br />

Trog herausschwappen kann.<br />

Bild 9. Erdbebenkarte von Ch<strong>in</strong>a<br />

<strong>Drei</strong>-<br />

<strong>Schluchten</strong><br />

Staud<strong>am</strong>m<br />

Die Festlegung der E<strong>in</strong>wirkungen für den Lastfall Erdbeben erfolgte nach der Ch<strong>in</strong>esischen<br />

Erdbeben-Norm für Wasserbauwerke. Das Bauwerk bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> der Zone VI der Mercalli<br />

Skala (Bild 9). Auf Grund der sehr hohen Sicherheitsanforderungen, die an das Bauwerk<br />

gestellt werden, erfolgt die Bemessung für die Zone VII mit e<strong>in</strong>er Grundbeschleunigung von<br />

0,1 g (1 m/s²), bei e<strong>in</strong>er Wiederholwahrsche<strong>in</strong>lichkeit von e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> 5000 Jahren. Da es für<br />

dieses Gebiet ke<strong>in</strong>e digital aufgezeichneten Erdbeben gibt, werden für die Bemessung künstlich<br />

generierte Erdbeben zu Grunde gelegt. Hierfür wird das <strong>in</strong>ternational anerkannte Progr<strong>am</strong>m<br />

SIMQKE des Massachusetts Institute of Technology verwendet. Die Bemessung der Bauteile<br />

erfolg nach dem Eurocode 8.<br />

acceleration [m/s²]<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

-0,5<br />

-1<br />

-1,5<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />

time [s]<br />

Bild 10. Künstlich generiertes Erdbeben Bild 11. Eigenschw<strong>in</strong>gung des Wassers im Trog


Deutscher Bautechnik-Tag 2005 11<br />

In e<strong>in</strong>em ersten Schritt wurden durch den Germanischen Lloyd Voruntersuchungen zum<br />

Schwappen des Wassers im Trog durchgeführt. Die Berechnung wurde mit der CFD-Methode<br />

(Computational Fluid Dyn<strong>am</strong>ics) mit ca. 900.000 Volumenelementen durchgeführt [5]. Anhand<br />

von theoretischen Voruntersuchungen und der Ergebnisse dieser Berechnungen konnten<br />

Aussagen zur Eigenfrequenz und zur Wellenhöhe des Wassers im Trog unter e<strong>in</strong>er S<strong>in</strong>us-<br />

Anregung gemacht werden. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse wurde e<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>fachtes<br />

Kont<strong>in</strong>uumsmodell für das Wasser generiert, welches die Ergebnisse der CFD-Berechnung mit<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>genieurtechnisch ausreichenden Genauigkeit reproduzieren kann. Dieses Modell wurde<br />

<strong>in</strong> das Ges<strong>am</strong>tsystem des <strong>Schiffshebewerk</strong>es (3D FE-Modell) e<strong>in</strong>gebunden. Mit diesem<br />

Ges<strong>am</strong>tmodell wurden Variantenuntersuchungen zur Festlegung der Steifigkeit der Erdbebenpuffer<br />

und der Auswirkungen auf die Ges<strong>am</strong>tkonstruktion durchgeführt. Im Anschluss an diese<br />

Untersuchungen werden die getroffenen Festlegungen nochmals vom Germanischen Lloyd<br />

durch e<strong>in</strong>e CFD-Berechnung validiert.<br />

Für die Erdbebenuntersuchungen werden neben mehreren Zeitschrittanalysen auch e<strong>in</strong>e<br />

Modalanalyse durchgeführt. In mehreren Variantenstudien wird die optimale Steifigkeit für die<br />

Erdbebenpuffer ermittelt. Bei e<strong>in</strong>em steifen Erdbebenpuffer wären die Relativverformungen<br />

zwischen Trog und den Betontürmen sehr ger<strong>in</strong>g. Die Kräfte würden jedoch sehr stark<br />

anwachsen und die ges<strong>am</strong>te Konstruktion über Gebühr beanspruchen. Bei e<strong>in</strong>em zu weichen<br />

Erdbebepuffer können die Verformungen Werte annehmen, die von den Sicherungsmechanismen<br />

nicht mehr kompensiert werden können. Mit diesen Ergebnissen werden die<br />

Steifigkeiten der Führungselemente und der Erdbebenpuffer festgelegt. Die festgelegten<br />

Steifigkeiten für die Erdbebenpuffer sollen mit dem komplexen CFD-Modell und e<strong>in</strong>em realen<br />

Erdbebenverlauf bestätigt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Standsicherheit<br />

der Ges<strong>am</strong>tkonstruktion auch unter diesen extremen Belastungen gewährleistet ist.<br />

Für die Bemessung der Sicherungsmechanismen s<strong>in</strong>d neben dem Lastfall gesunkenes Schiff<br />

die Lastfälle Trogleerlauf und Trog unter Auftrieb (Trog steht <strong>in</strong> unterster Position <strong>in</strong> der voll<br />

Wasser gelaufenen Trogwanne) von ganz besonderer Bedeutung. Bei e<strong>in</strong>em gesunkenen<br />

Schiff müssen ca. 40 MN <strong>in</strong> die Türme e<strong>in</strong>geleitet werden. Für den Lastfall Auftrieb müssen bis<br />

zu 120 MN über die vier Mutterbackensäulen <strong>in</strong> das Bauwerk abgetragen werden. Der<br />

Drehriegel, der die Last aus dem Trog <strong>in</strong> die Mutterbackensäulen e<strong>in</strong>leitet, hat hierfür e<strong>in</strong>en<br />

Durchmesser von 1,45 m.<br />

Während der E<strong>in</strong>fahrt der Schiffe ist der Trog e<strong>in</strong>seitig geöffnet. Hierdurch tritt e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>seitiger<br />

Wasserdruck von ca. 8 MN auf, der <strong>in</strong> die Türme über die Hartanlage abgeleitet werden muss.<br />

Verformungen<br />

Neben der re<strong>in</strong>er statischen Berechnung der e<strong>in</strong>zelnen Bauteile spielen die Verformungen e<strong>in</strong>e<br />

entscheidende Rolle für die Funktionsfähigkeit des <strong>Schiffshebewerk</strong>es. Die Bauteile des<br />

Masch<strong>in</strong>enbaus, <strong>in</strong>sbesondere die Antriebe, die Sicherungsmechanismen und auch die<br />

Trogtore können nur ger<strong>in</strong>ge Verformungen tolerieren. Dem stehen die bei den hier vorliegenden<br />

enormen Lasten üblicherweise großen Verformungen des Ges<strong>am</strong>tsystems und die<br />

üblicherweise relativ großen Maßungenauigkeiten im Massivbau entgegen.<br />

Deshalb muss e<strong>in</strong> besonderes Augenmerk auf die Schnittstelle Masch<strong>in</strong>enbau/Massivbau<br />

gerichtet werden.<br />

Wie geht es weiter?<br />

Nach Abschluss der Ausschreibungsplanung Ende 2005 ist anschließend die Ausschreibung für<br />

das <strong>Schiffshebewerk</strong> geplant, um Mitte 2006 die Vergabe vornehmen zu können.<br />

Als Bauzeit s<strong>in</strong>d etwa 2 ½ Jahre vorgesehen, an die sich e<strong>in</strong> Probebetrieb anschließen soll.


Deutscher Bautechnik-Tag 2005 12<br />

Im Jahr 2009 wird seitens der ch<strong>in</strong>esischen Bauherren mit der Inbetriebnahme des neuen<br />

<strong>Schiffshebewerk</strong>s gerechnet (Bild 12).<br />

Bild 12.<br />

Nach rund 18-jähriger Bauzeit wird das M<strong>am</strong>mutprojekt des <strong>Drei</strong>-<strong>Schluchten</strong>-Staud<strong>am</strong>ms <strong>in</strong><br />

Ch<strong>in</strong>a mit dem größten <strong>Schiffshebewerk</strong> der Welt fertig gestellt se<strong>in</strong>.<br />

Literatur<br />

[1] Wagner, R.: <strong>Schiffshebewerk</strong>e <strong>in</strong> Deutschland, Ansichts- und Sicherheitspr<strong>in</strong>zipien. Stahlwasserbautagung<br />

von Mannesmann-Rexroth-Tagung, Lohr/Ma<strong>in</strong>, 1997.<br />

[2] BAW (Bundesanstalt für Wasserbau): Machbarkeitsstudie für das <strong>Schiffshebewerk</strong> <strong>am</strong> <strong>Drei</strong>-<strong>Schluchten</strong>-<br />

Projekt des <strong>Yangtse</strong>, Karlsruhe, 25.05.2000 (unveröffentlicht).<br />

[3] Wagner, R., Krebs, A.: Das <strong>Schiffshebewerk</strong> <strong>am</strong> <strong>Drei</strong>-<strong>Schluchten</strong>-Projekt des <strong>Yangtse</strong>. Jahrbuch 2001 der<br />

Hafenbautechnischen Gesellschaft (HTG).<br />

[4] CTGPC: „guidel<strong>in</strong>e for design“ Entwurfsgrundsätze für das <strong>Schiffshebewerk</strong> <strong>am</strong> <strong>Drei</strong>-<strong>Schluchten</strong>-Staud<strong>am</strong>m,<br />

2004 (unveröffentlicht).<br />

[5] Germanischer Lloyd: Erdbebenuntersuchungen e<strong>in</strong>es Schiffstroges, H<strong>am</strong>burg 2004 (unveröffentlicht).

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