Erinnerungen
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dann waren erste Schreckensschreie zu hören. Damen haben aber immer eine Tasche bei sich<br />
und konnten diese, wie Toreros das rote Tuch, zwischen sich und die Ziege halten bis das<br />
rettende Tor erreicht war. Als Klaus und Manfred mich besuchen wollten, machte ich sie auf<br />
die Gefahr aufmerksam. Die kühnen jungen Männer wollten sich aber vor Lachen fast ausschütten.<br />
Im Herbstwind hörte ich dann immer scheinbar meinen Namen rufen, unterbrochen<br />
von einem „Rums“. Die Kampf-Ziege hatte die beiden Helden null-komma-nichts in die<br />
Waschküche gejagt und lauerte vor der Tür, die sie bei jedem Öffnen mit einem „Rums“ mit<br />
Kopfstoß wieder schloss.<br />
Im Herbst 55 war ich in einer echten selbst verschuldeten Gefahr, als wir mit Klaus in<br />
Zgorzelec in einem Steinbruch waren und ich die Wand durchsteigen wollte. Es ging bis zu<br />
einem Punkt, wo es immer schwieriger wurde, d. h. es ging nicht mehr Vorwärts und nach<br />
Rückwärts auch nicht, den ein Stück Fels war abgebrochen. So hing ich denn hoffnungslos in<br />
der Wand, nach Unten ca. 8 – 10 Meter war es zwar sichtlich nicht unbedingt tödlich, aber<br />
doch bis nahe daran. Da hing ich also mit dieser Perspektive in der Wand, meine Fußspitze<br />
begann sich als Nähmaschine zu betätigen, Klaus sauste gleichermaßen verzweifelt umher<br />
und verschwand nach Oben. Als ich schon der an mir zerrenden Schwerkraft nachgeben<br />
wollte, schwebte von Oben ein Stahlseil ein und der stämmige Schlesier zog mich hinauf. Da<br />
war man als Sachse wieder mal gerettet.<br />
18. Das Jahr 1956<br />
Nach dem Weggang meiner Scholz-Freunde waren meine Partner für Wintersport vor allem<br />
Klaus Joschko und Manfred Horn geworden. Es ist mir erinnerlich, dass wir in diesem Jahr<br />
vom Reichenauer Steinberg auf Skiern eine Schussfahrt ins Tal unternommen haben, heute<br />
würden wir dort auf Wohnblocks prallen. Damals aber wurden wir weiter Unterwärts auf dem<br />
Feld freundlich von kleinen Kerlen begrüßt, darunter Wolfgang Wildner und mein Vetter<br />
Dieter Stein, vielleicht auch der Stanislaus Jarosz, die sich dort eine Sprungschanze gebaut<br />
hatten und weit sprangen, dabei dramatisch aufklatschten, aber wie aus Gummi standen und<br />
es schien ihnen alles nichts auszumachen. Die Aufforderung auch zu springen lehnten wir<br />
wegen anderer Verpflichtungen ab, es drohte zu sehr Misslingen und Autoritätsverlust. Diese<br />
jüngste deutsch/polnische Generation war in sich zusammengewachsen und besuchte auch<br />
ganz normal von der 1. Klasse an die polnische Schule.<br />
Die nächste Generation unter der Obhut meiner Großmutter;<br />
Wolfgang Wildner, Sigrid Dudek, Gerlinde Fischer, Dieter Stein<br />
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