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Erinnerungen

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16. Das Jahr 1954<br />

Vom Anfang dieses Jahres ist mir erinnerlich, dass ich die Zaunfelder für 2 x 40 m Zaun auf<br />

gefrorenem Boden zusammen genagelt habe. Lieferant für das Material der erforderlichen 24<br />

Pfähle und der 48 Riegel war in beschriebener Art und Weise des Vorkapitels der Geyersgraben<br />

gewesen. Die erforderlichen 600 Stück Stachelten standen ebenfalls dort als junge<br />

Birkenbäumchen. Herr Jagodzinski besorgte aus Breslau die Nägel. Es war mir schon eine<br />

Genugtuung, als im Frühjahr der Zaun stand und das Grundstück auch zu den Feldseiten<br />

geschlossen war, damit waren auch unsere Hunde besser unter Kontrolle, was auch gut für<br />

Radfahrer war. Zu den Radfahrern gehörte jetzt auch ich und hatte damit ein großes Stück<br />

persönliche Freiheit gewonnen. Aber der Mensch wünscht sich ja stetig mehr. Es war mir<br />

schon bekannt, dass es in Bogatynia vereinzelt Fahrrad-Anhänger gab, während ich immer<br />

noch häufig mit einem meiner Eisenbahnerstreik Handwagen aus Bogatynia schwere Lasten<br />

nach Oppelsdorf ziehen musste. Das waren manchmal 3 – 4 Zentner und man musste sich<br />

genau den Weg aus dem Reichenauer Tal überlegen und längere Wege fahren, um Steigungen<br />

zu vermeiden. Der Anfang wäre ein Rahmen für einen solchen Fahrradanhänger gewesen,<br />

aber alles Horchen und Spähen war bisher vergebens gewesen, bis ich im Vorbeigehen ohne<br />

solches Suchen, in den Hof der Reichenauer Nachbarin, der verwitweten Frau Artelt sah und<br />

es mich durchzuckte. Da stand ein solcher Rahmen, selbst bei nochmaligem Hinsehen, immer<br />

noch an die Wand gelehnt. Die Verhandlungen mit der Dame verliefen erfolgreich. Großmutter<br />

gab das Geld und der Rahmen zumindest war da.. Für den Wagenkasten konnte ich die<br />

Bretter von Großvaters ehemaliger Voliere nehmen, die Beschaffung von Rädern und Bereifung<br />

dauerte noch einige Monate, aber am Ende war ich ein junger Mann mit Fahrrad und<br />

Anhänger. Das war damals viel wert. So als hätte man heute einen Klein-LKW. (Den<br />

Anhänger habe ich heute noch im Gebrauch.)<br />

Herr Jagodzinski war Imker mit vielen Bienenstöcken und ich hatte für ihn in Abendkühle<br />

und Dunkel bereits Schwärme aus den Linden geholt, dabei auch manchen Stich<br />

ausgehalten. Herr Colavinzenco, Gärtner in Markersdorf, ebenfalls Imker, wollte mir 3 gebrauchte<br />

Beuten übereignen. Es war der erste Einsatz des Gespanns Fahrrad und Hänger, bis<br />

nach Markersdorf. Zwar musste ich das Gespann mit 3 Beuten beladen, schwer aus dem<br />

Reichenauer Tal schieben, aber auf der Ebene ging es locker im Sattel weiter, dabei fast<br />

geräuschlos, sozusagen glücklich gleitend nach Oppelsdorf. Herr Jagodzinski spendete einen<br />

Schwarm und einige Ausrüstung, so war ich Jungimker geworden.<br />

In der Mitte des Jahres endete die Grundschule für Nawrotówna, Helena, Biernacki,<br />

Ryszard, Kozimor, Konstanty, Koniuszewski, Edward, meine Person und aus Lichtenberg<br />

Olbrecht Jan und Irgendwen werde ich wohl vergessen oder verwechselt haben. Wie üblich<br />

kam denn in den Sommerferien die Arbeit auf dem Oppelsdorfer Rittergut, die Arbeit auf<br />

unserem Pachtland, die Arbeit im Garten.<br />

Aufgrund eines guten Zeugnisses war ich für den Besuch des polnischen Lyzeums in<br />

Zgorzelec vorgesehen und der Antrittstermin im angeschlossenen Internat kam heran. Die<br />

Anfahrt konnte man mit der Buslinie Opolno-Zdrój – Jelena Góra, die nur 1 x am Tag verkehrte,<br />

Abfahrt ca. 6.00 Uhr, unternehmen. Das Internat befand sich, wenn man vor dem<br />

Lyzeum steht im links angrenzenden Gebäude, dabei ein Eingang für Jungen, ein Eingang für<br />

Mädchen. So standen wir Anfänger, einander unbekannt, mit unseren großen Koffern (Bettsachen<br />

waren mitzubringen) erst vor dem Gebäude, dann im Gebäude herum. eine ordnende<br />

Hand schien es nicht zu geben, einige Zimmer waren verschlossen und so traute ich mich am<br />

Ende in ein großes verwüstetes, scheinbar aufgegebenes Zimmer zu gehen (1. OG, Ecke<br />

Str./Schulhof), sofort von einem Schwarm von Interessierten umgeben. Wie es genau weiter<br />

gegangen ist, weiß ich nicht mehr, aber am Ende waren wir eingerichtet, einigermaßen gewaschen,<br />

lagen zeitig zu Bett und gehörten nicht zu denen, die von älteren Jahrgängen, die erst<br />

später kamen, aus den Zimmern geworfen wurden. Am ersten Schultag traf ich dann auch auf<br />

Manfred Horn, der schon ein Jahr am Lyzeum absolviert hatte, da er aufgrund seiner anfangs<br />

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