03.12.2012 Aufrufe

Erinnerungen

Erinnerungen

Erinnerungen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

volle Milch der eingestallten Ziegen, sonst hätte es eine flächendeckende Katastrophe<br />

gegeben. Aber so ein nützliches Tier verlangt auch gewisse Vorkehrungen. Meine Eltern<br />

pachteten, wie es zu der Zeit in Oppelsdorf üblich war, eine Parzelle, dabei ½ Morgen Acker<br />

und ½ Morgen Wiese mit Obstbäumen, d. h. in der Summe 0,33 ha = 3.333 m². Der Acker<br />

war für Kartoffeln und Futterrüben vorgesehen, das Gras der Wiese musste zu Winterheu für<br />

die Ziege werden. So ging ich denn in den Sommerferien, wie Herr Jagodzinski mir geraten<br />

hatte, schon Vier Uhr früh mit der Sense zum Hauen, wahrlich ein Erlebnis , wenn man sich<br />

überwunden hat. Es ist still und kühl, alles ist sehr friedlich und man schafft viel. Die Sense<br />

muss man aber am Abend vorher schon dengeln, sonst hat man keine Freude an der Sache.<br />

Das Heu wiederum verlangte einen Schuppen, der aber schon im Frühjahr errichtet wurde.<br />

Gleichfalls hatte ich am ersten Morgen der Sommerferien begonnen aus Eisenrädern eines<br />

Pfluges einen hoch belastbaren einachsigen Wagen zu bauen, mit einer langen Deichsel. Der<br />

war gut für die Transporte vom und zum Feld und zum Holz holen aus dem Wald.<br />

Ich will hier gleich bekennen, dass ich zu einem schlimmen Holzräuber geworden war,<br />

immer in Angst vor dem Förster, den wir ansonsten aber gut kannten. Im Walde (immer im<br />

Geyersgraben Richtung Sommerau) suchte ich mit einem Rest Gewissen eine Stelle, wo die<br />

Fichten eng gewachsen waren und dann war so ein 20- cm – Stamm im Nu umgelegt, in 1,5 –<br />

2 m lange Stücke geschnitten und aufgeladen, obenauf altes Reisig und die Schnittstellen mit<br />

Erde geschwärzt, auch den Baumstumpf. Der Förster hat mich nie erwischt, aber in Form<br />

schwerer Gewitter gab es durchaus Ermahnung von oben. Da hastete man mit schlechtem<br />

Gewissen und schwer beladenem Wagen dem rettenden Hofe zu und hoffte auf guten<br />

Ausgang, aber das Gewitter kreiste einen ein und schickte 300 m im Voraus einen Blitz in den<br />

Acker, wo der nächste im ebenen Gelände einschlagen würde, konnte man sich ausrechnen<br />

und um die Sache nicht auf die Spitze zu treiben, ließ man wenigstens das scharfe Beil aus der<br />

Hand fallen. Nachdem der nächste Blitz viel weiter hinten einschlug, wurde es wieder geholt.<br />

Im Mai siedelten meine Scholz-Freunde nach Deutschland aus. Materiell stand die<br />

Familie mit ihrem Fleiß zeitbezogen immer gut da. Hans arbeitete inzwischen bei BZPB als<br />

Maurer-Anlernling, Klaus lernte bei der selben Firma Elektriker unter der Obhut von Vater<br />

und Sohn Zimmermann. Bei beiden älteren Scholz-Brüdern hatte sich aber der Vorteil<br />

gehabter deutscher Schulbildung in den Nachteil des Ausschlusses wegen Alters von einem<br />

polnischen Bildungsweg ergeben, d. h. die theoretischen Berufsabschlüsse waren bei beiden<br />

fast nicht vorstellbar. Einige junge Deutsche konnten diese Hürde noch nehmen, wenn es der<br />

Zufall wollte, dass sie eine polnische Partnerin fanden.<br />

51

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!