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Erinnerungen

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einfuhren, wir dachten ein Manöver. Es war aber alles viel schlimmer, denn lt. militärischem<br />

Grenz-Frontbericht war eine starke Bande, Männer, Frauen und Kinder an der Grenze gewesen<br />

und sollte im Raum Oppelsdorf aufgespürt werden. Der Fährtenhund ging durch den Ort<br />

und hielt Frank Legażynski am Bein fest. So kam durch so ein Tier mit überlegenen<br />

Fähigkeiten alles heraus. Schlimm an diesem Tage für unsere Lehrer, schlimm am Folgetag<br />

auch für uns. Trotzdem wurde ich am Jahresende vorgezogen in Klasse 6 versetzt.<br />

Im September verstarb Großvater Edwin Preibisch in Reichenau. Er war schon einige<br />

Jahre Rentner des polnischen Staates und hatte uns oft mit Kora und Enkel Frank Dieter Stein<br />

in Oppelsdorf besucht. Eingangs bei der Niederschrift dieser <strong>Erinnerungen</strong> dachte ich, dass er<br />

dabei die zentrale Person werden würde. Aber es gibt nicht viel zu berichten, wenn einer still,<br />

gütig und klug nur immer anwesend ist. Großmutter bestand darauf, dass der Trauerzug, wie<br />

früher Brauch, auf der Hauptstraße durch den Ort gehen sollte. Großvater wurde auf dem<br />

jetzigen evangelischen Friedhof beigesetzt. Als ich nach Oppelsdorf zurückging, kämpfte ich<br />

gegen einen gewaltigen Herbststurm an. In meiner Trauer wurde mir bewusst, dass wir<br />

Menschen schwach und den Gewalten und der Zeit ausgeliefert sind. Die Verstorbenen<br />

bleiben aber bei uns solange wir Ihrer gedenken, es ist wirklich so, dass die Liebe über allen<br />

Gewalten steht.<br />

In Oppelsdorf arbeitete ich weiter an der Aufrüstung meines Hofes. Als ich im Geiersgraben<br />

eine mindestens 60 cm dicke Holzrolle fand, wollte ich diese als Hackklotz haben. Ich<br />

holte mein Beil und gängelte die Rolle dann mit Fußtritten die ca. 2 km bis nach Hause, die<br />

Feldwege entlang, wobei man aller ca. 3 m mit dem Beil wieder die Richtung korrigieren<br />

musste. Nach dieser Anstrengung gab es aber in der Gartenecke unter dem großen Ahorn<br />

einen einmaligen Hackplatz mit riesigem Hackklotz, den Großteil des Grundstückes hatte ich<br />

bei der Arbeit vor Augen und wenn es plötzlich regnete, kamen die Tropfen nicht gleich<br />

durch das Blätterdach, sondern es rauschte nur über mir. Aus Derbstangen wurde zur Komplettierung<br />

noch ein großer Sägebock gebaut. Zum Sägen war eine Schrotsäge vorhanden, d. h.<br />

eine ca. 1,30 m lange Handsäge ohne Bügel, eigentlich für 2 Mann, aber wer das Geschick<br />

und die Kraft hatte, brachte es auch solo.<br />

Im Geiersgraben, gegenüber dem Waldfriedhof, befand sich ehemals eine Fasanerie, die<br />

damals schon Ruine war. Von der Umzäunung grub ich zwei Betonsäulen aus, 2,50 m lang,<br />

die ich unter größter Anstrengung allein auf den Handwagen = Leiterwägelchen geladen habe,<br />

also eine Last von mindestens 0,25 t, die Waldhöhe herunter und nach Hause bugsiert, als<br />

Reck und zum Teppich klopfen dort wieder eingegraben habe. Die steile Waldrampe hinunter<br />

hing ich einen Tannenwipfel als Schleppe an den Leiterwagen, sonst wäre die Sache nicht zu<br />

halten gewesen. Unserem Grundstück direkt gegenüber im Park befanden sich aus deutscher<br />

Zeit noch ausgehobene mannstiefe Splitterschutzgräben, die von der neuen Bevölkerung mit<br />

Schutt verfüllt wurden, eine Fundgrube für mich. Von dort konnten wir unseren Garten mit<br />

Metall-Klappstühlen und –Tischen ausrüsten, nur die Bretter mussten erneuert werden und<br />

dazu fand sich dort auch altes Material. Im unteren Park fand ich eine leere hölzerne<br />

Heringstonne. Brauchbar, um eine Hundehütte für einen mittleren Hund herzustellen. Die<br />

Frontseite war neu zu verbrettern und den Eingang hielt ich absichtlich ganz eng, damit nicht<br />

zuviel Wärme entweicht. Das Ding war schnell fertig und auf vier Feldsteine gesetzt, den<br />

Boden mit einem Stück alter Matratze ausgelegt. Die Hundehütte mit Blick auf den Hauptteil<br />

des Gartens wurde begeistert angenommen. Bald war zu sehen, dass sogar beide Hündinnen,<br />

Foxine und Tedda, darinnen Platz fanden. Als strenger Frost kam verschwand der dickfellige<br />

Tarzan gleichfalls innen und ebenfalls und gleichzeitig unsere 3 Katzen. Es herrschte wohlige<br />

Ruhe in der Hütte, nur leises Schnarchen und Schnurren war zu hören. Die Idylle wurde<br />

gestört, wenn zum Fressen gerufen wurde, dann vibrierte das Hunde-Katzen-Heim erst, dann<br />

erschien im engen Schlupfloch ein Hunde- und ein Katzenkopf, die Katze zog sich mit einem<br />

Aufschrei zurück und der erste Hund sprang heraus, dann die Katze usw. usw. Kurze Zeit<br />

später lag die ganze Bande wieder in der Tonne, Heuschuppen und Stall wurden so nicht<br />

angenommen.<br />

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