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Erinnerungen

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Eine andere Form des Zusammenfindens waren sozusagen die Führung eines Salons bei<br />

Frau Dr. Joschko, wo empfohlene Ehepaare auf dauerhafte Gesellschaftsfähigkeit geprüft<br />

wurden und dabei sich auch gegenseitig kennen lernten.<br />

Wir hatten dabei den Bonus einer landschaftlich schönen Außenstelle und es war für<br />

mich wie ein Wunder, dass das junge schöne Paar Siegfried und Margot Domagalla (bekannt<br />

aus dem Schwimmbad) zu uns zu Besuch kam, ebenfalls Rudolf Fischer mit seiner blonden<br />

Frau Jenny, natürlich auch Joschkos. Siegfried Domagalla gehörte als Flugzeug-Ingenieur zur<br />

deutschen Olympiamannschaft Schwimmen und war als Flieger im Einsatz, zuletzt als<br />

Nachtjäger. Rudolf besaß einen tschechischen Pass, hatte den Wehrdienst abgelehnt und war<br />

ins KZ Buchenwald gekommen. Er war in einem Alter, wahrscheinlich in einer Schulklasse,<br />

mit meinem Onkel Kurt Preibisch, dessen Weg ich bereits beschrieben habe. Auch Rudolf<br />

kam schwer beschädigt aus deiner Haft zurück. Krieg ist wie das Aufstoßen der Tore zur<br />

Hölle, die jungen Männer können dann nur zwischen Teufel und Beelzebub wählen. Ich<br />

glaube auch nicht, dass man sich gegenseitig die Vergangenheit vorgeworfen hat, man sah<br />

wohl mehr ein gemeinsames Unglück, welches über alle gekommen war. Auch fand man sich<br />

als Fortsetzung des Unglücks im Stalinismus wieder und in einer ethnisch zerstörten Landschaft.<br />

Mein Vater war im konservativen Jung-Stahlhelm-Verein Mitglied, welche Organisation<br />

dann in die SA (Sturm-Abteilung) Hitlers überführt wurde. Die Führung der SA strebte<br />

aber 1934 einen Aufstand gegen Hitler an, da er die Großindustrie nicht verstaatlicht hatte.<br />

Das führte dann zur Erschießung der SA-Führung durch die SS (Schutzstaffel), wobei die SA<br />

dann als zweitrangige Massenorganisation verblieb. Als 1938 allen SA-Mitgliedern strengstens<br />

verboten wurde, sich auf die böhmische Seite zu begeben, hielt sich Vater nicht daran<br />

und besuchte die Großeltern in Haindorf und wurde aus der SA entfernt.<br />

Rudolf Fischer, Siegfried Domagalla und mein Vater.<br />

Flasche halbvoll.<br />

Im neuen Schuljahr, in der 5. Klasse angekommen, machte unsere Schule einen Ausflug<br />

in den Schafbusch, um Pilze und Beeren zu suchen. Dabei kamen wir dem umgeeggten<br />

Grenzstreifen sehr nahe. Einig liefen darauf entlang. Ein Bengel mit großen Schuhen ein<br />

Stück hinein, usw. Am Nachmittag desselben Tages war Gottfried Scholz und Rainer<br />

Colavinzenzo (Sohn des Gärtners aus Markersdorf) zu Besuch bei mir und wir gingen<br />

Richtung Sommerau, als auf der Reibersdorfer Straße ein LKW mit Soldaten in Oppelsdorf<br />

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