Erinnerungen
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seitlich mit ausgetragen wurde und auf Schwad liegen blieb, die Ähren nach außen. Diesen Schwad nahmen Frauen dann auf, bis zur Menge einer Garbe (d. h. wie ein Ährenstrauß von ca. 30 cm Durchmesser), die dann mittels aus demselben Material geformten Strohseilen umbunden wurden, wobei jeweils ca. 7 Stück zu sogenannten „Puppen“ gegeneinander gestellt wurden, Die Ähren waren immer nach oben, damit sie nach Schlechtwetter sofort auf dem Felde wieder trocknen konnten. Es war immer ein Kampf mit dem Wetter, die Garben trocken zu bekommen, denn nur so konnten sie in die Scheune eingelagert werden (vorher Beladung und Transport wie bei Heu, aber mit 2-zinkigen Gabeln). Bei Feuchtigkeit verdarb Stroh und Ähre, es konnte auch zur Selbstentzündung in der Scheune kommen. Auf das trocken eingelagerte Getreide warteten natürlich auch die Mäuse, weshalb die Katzen angesehene Mitarbeiter auf dem Hofe waren, denen man an langweiligen Regentagen nicht die Barthaare abschneiden durfte, wie von mir getan, da war was los, man spricht heute noch in der Familie davon. Auf dem Felde war die Ernte auch durch Räuber bedroht. Kleintierhalter z. B. fuhren mit Fahrrad und Decke nächtens auf das Feld, das Fahrrad wurde auf Lenker und Sattel gestellt, das Hinterrad von Hand mittels der Pedale schnell gedreht, die Ähren in die Speichen gehalten und damit ausgedroschen und auf der untergelegten Decke sammelten sich die begehrten Körner. Eine schwere und staubige Arbeit war das maschinelle Dreschen des eingelagerten Getreides. In den Scheunen hingen auch von Früher noch die Dreschflegel, die ich nur einmal im Einsatz erlebte, als bei defekter Dreschmaschine eine kleine Kornmenge für die Hühner benötigt wurde. Im Hause ganz oben am Südgiebel, befand sich ein helles und freundliches Zimmer, in welches dann das über die Dreschmaschine in Säcke abgefüllte Getreidekorn in Zentnerlasten hoch getragen und breit geschüttet wurde, damit es Onkel Erich mittels einer 18 Zu Besuch in Bad Oppelsdorf bei Tante Luise
Holzschaufel in Zeitabständen umschaufeln und somit trocken halten konnte. Aus dieser Beobachtung der gesamten Arbeit konnte man später leicht verstehen „.. unser täglich Brot gib uns heute“. Indem ich ein etwas „spillriges“ Knäblein war, durfte ich durchaus auch auf dem Preibisch-Hofe mit Frühstücken, wo ich schon ausreichend früh erschien, um die Unternehmungen des Tages mit Onkel Erich nicht zu verpassen. Das Frühstück an Werktagen war immer eine dicke graue Suppe aus Roggenmehl, in welche in der Mitte einige Esslöffel Milch gegeben wurde. Brot ist mir kaum erinnerlich, dann begann der Bauer sein schweres Tagewerk, wahrscheinlich in meiner Familie so seit Jahrhunderten. Es war damals natürlich eine schwere Zeit, mit knappsten Lebensmittelkarten-Rationen. Insgeheim, weil verboten, röstete Erich einmal auf einem Kuchenblech Gerstenkörner, die dann gleich in der Handmühle zu Kaffee-Ersatz vermahlen wurden, welcher „Kaffee“ auch gleich aufgebrüht und von den Damen bereits erwartet wurde. Es gab natürlich auch uninteressante Arbeitseinsätze auf dem Preibisch-Hof, wie langwieriges Rüben verziehen oder Rauchpumpen von Hand und Breitfahren auf dem Feld (wo ich aus Geruchsgründen besser nicht dabei sein sollte), auch das Mist fahren war so eine anrüchige Sache und für den Bauer mit Hand-Beladung, -Entladung und Ausbreitung auf dem Feld eine Knochenarbeit, bei der ich kaum auf freundliche Beachtung hoffen konnte. Da kam es mir ganz gelegen, dass ich auch zum benachbarten Brückner-Bauer ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut hatte, wo ich zwar nicht so in die Tagesarbeit integriert war, aber genau wusste, wann man wohin mit dem Schimmel fuhr, damit ich dabei sein konnte. Indem Erich und Brückner-Bauer auch befreundet waren, nannten sie mich freundlich untereinander den „Großknecht“ und dachten bei meiner Anwesenheit wahrscheinlich an die Zeit mit ihren Kindern zurück und auch noch weiter an die eigene Kindheit, denn damals änderte sich die Zeit nicht so schnell wie heute. 19
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Holzschaufel in Zeitabständen umschaufeln und somit trocken halten konnte. Aus dieser<br />
Beobachtung der gesamten Arbeit konnte man später leicht verstehen „.. unser täglich Brot<br />
gib uns heute“.<br />
Indem ich ein etwas „spillriges“ Knäblein war, durfte ich durchaus auch auf dem<br />
Preibisch-Hofe mit Frühstücken, wo ich schon ausreichend früh erschien, um die Unternehmungen<br />
des Tages mit Onkel Erich nicht zu verpassen. Das Frühstück an Werktagen war<br />
immer eine dicke graue Suppe aus Roggenmehl, in welche in der Mitte einige Esslöffel Milch<br />
gegeben wurde. Brot ist mir kaum erinnerlich, dann begann der Bauer sein schweres<br />
Tagewerk, wahrscheinlich in meiner Familie so seit Jahrhunderten.<br />
Es war damals natürlich eine schwere Zeit, mit knappsten Lebensmittelkarten-Rationen.<br />
Insgeheim, weil verboten, röstete Erich einmal auf einem Kuchenblech Gerstenkörner, die<br />
dann gleich in der Handmühle zu Kaffee-Ersatz vermahlen wurden, welcher „Kaffee“ auch<br />
gleich aufgebrüht und von den Damen bereits erwartet wurde. Es gab natürlich auch<br />
uninteressante Arbeitseinsätze auf dem Preibisch-Hof, wie langwieriges Rüben verziehen<br />
oder Rauchpumpen von Hand und Breitfahren auf dem Feld (wo ich aus Geruchsgründen<br />
besser nicht dabei sein sollte), auch das Mist fahren war so eine anrüchige Sache und für den<br />
Bauer mit Hand-Beladung, -Entladung und Ausbreitung auf dem Feld eine Knochenarbeit, bei<br />
der ich kaum auf freundliche Beachtung hoffen konnte. Da kam es mir ganz gelegen, dass ich<br />
auch zum benachbarten Brückner-Bauer ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut hatte, wo<br />
ich zwar nicht so in die Tagesarbeit integriert war, aber genau wusste, wann man wohin mit<br />
dem Schimmel fuhr, damit ich dabei sein konnte. Indem Erich und Brückner-Bauer auch<br />
befreundet waren, nannten sie mich freundlich untereinander den „Großknecht“ und dachten<br />
bei meiner Anwesenheit wahrscheinlich an die Zeit mit ihren Kindern zurück und auch noch<br />
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