Mainova Magazin 2008 (pdf | 5,65 MB) - Mainova AG
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Energie für den Super-Hangar<br />
Auch im Winter herrscht im Innern der neuen A380-Halle in 1,80 Metern Höhe konstant eine Temperatur von 15 Grad Celsius.<br />
Eine Fußbodenheizung wärmt den 25 000 Quadratmeter großen Estrich. Die Fernwärme liefert das Heizkraftwerk Niederrad.<br />
Seit Ende 2005 arbeitet das <strong>Mainova</strong>-Kraftwerk mit einer hocheffizienten, umweltschonenden GuD-Anlage (Gas- und<br />
Dampfturbine), die einen Brennstoff-Nutzungsgrad von fast 90 Prozent erreicht. Um die A380-Halle zu versorgen, wurde<br />
eine Fernwärmeleitung im Spülbohrverfahren zwei Meter unter dem Rollweg zur Startbahn West durch den Boden getrieben.<br />
Bei einem Ausfall könnte auch das Heizwerk Süd die A380-Halle beheizen.<br />
Jährlich benötigt die Halle eine Leistung von zirka 3,8 Megawatt. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Anschlussleistung<br />
eines Einfamilienhauses beträgt rund 15 Kilowatt. Mit der Fernwärme für die A380-Halle lassen sich also ungefähr 250 Einfamilienhäuser<br />
heizen.<br />
zeugautos und Menschen<br />
zu Ameisen. Deutschlands<br />
größte Industriehalle ist<br />
180 Meter breit, 140 Meter<br />
tief und 45 Meter hoch. Sie<br />
könnte mühelos vier Fußballplätze<br />
überdecken oder<br />
einen Marktplatz.<br />
Der im Januar <strong>2008</strong> eröffnete<br />
Super-Hangar dient als<br />
Heimat- und Wartungsbasis<br />
für das größte Flugzeug der<br />
Welt, den Airbus A380. Auf<br />
mehr als 25 000 Quadratmetern<br />
Grundfläche können<br />
zwei Airbusse A380 oder<br />
drei Boeings B747 gleichzeitig<br />
gewartet werden. Bis<br />
August 2009 rechnet Lufthansa<br />
mit der ersten von<br />
insgesamt 15 bestellten<br />
Maschinen des neuen Superfliegers.<br />
Doch das ist erst<br />
Kapitel eins des Gesamtprojekts.<br />
Bis 2015 entsteht der<br />
zweite Teil der Halle, die<br />
Grundfläche wird sich noch<br />
mal nahezu verdoppeln – auf<br />
49 000 Quadratmeter. Die<br />
Werft wird damit zur größten<br />
Flugzeughalle Europas.<br />
„Eigentlich ist es eine Werkstatt<br />
wie jede andere“, sagt<br />
Dean Raineri schmunzelnd.<br />
„Nur mit anderen Dimensionen.“<br />
Der 51-jährige Projektleiter<br />
der A380-Werft<br />
kann sich Understatement<br />
leisten. Die Halle ist so<br />
etwas wie „sein Kind“, seit<br />
dem Bau antrag vor fünf Jahren<br />
betreut er den Neubau,<br />
kennt jedes noch so winzige<br />
Detail. Der Maschinenbauingenieur<br />
begeistert sich seit<br />
seiner Kindheit für die Luftfahrt:<br />
„Durch meinen Körper<br />
fließt zu 45 Prozent<br />
Hydrauliköl, zu 25 Prozent<br />
Kerosin, der Rest ist wohl<br />
normales Blut.“<br />
Den Virus setzte sein Vater<br />
frei, der seit den Fünfzigerjahren<br />
in Frankfurt stationiert<br />
war. Raineri wartete<br />
amerikani sche PanAm-Flieger,<br />
die Berlin auf dem Luftweg<br />
mit Westdeutschland<br />
verbanden, und nahm seinen<br />
Sohn mit in die Wartungshallen.<br />
In der Mitte<br />
der neuen A380-Halle<br />
knapp unter der Decke<br />
hängt eine kreisrunde Uhr<br />
aus den Fünfzigern, ein<br />
Relikt aus der alten Halle 3,<br />
in der sein Vater arbeitete.<br />
Dean Raineri hat es herübergerettet:<br />
ein Stück Erinnerung<br />
inmitten einer Hightech-Halle.<br />
„Heute wird<br />
die Wartung durch moderne<br />
IT bestimmt“, weiß Dean<br />
Raineri. Die Ingenieure tragen<br />
Laptops, tauschen sich<br />
über Funk und Netzwerke<br />
aus und inspizieren mit<br />
Minikameras das Innenleben<br />
der Triebwerke. Die Atmosphäre<br />
ist ruhig, es gibt kein<br />
Geschrei oder Gedränge:<br />
„Wir vermeiden Hektik,<br />
denn unter Zeitdruck und<br />
Stress passieren die größten<br />
Fehler.“<br />
Damit kein Lufthanseat<br />
klamme Finger bekommt,<br />
wärmt eine Fußbodenheizung<br />
die Halle. Auch im<br />
tiefsten Winter herrscht in<br />
1,80 Metern Höhe immer<br />
eine Temperatur von über<br />
15 Grad Celsius. Wenn sich<br />
die Luft im Sommer dagegen<br />
zu sehr aufheizt, etwa<br />
nach Öffnen der Hallentore,<br />
drückt eine Luftschleieranlage<br />
überschüssige Warmluft<br />
wieder hinaus. Nachts,<br />
wenn die Kurzstreckenflieger<br />
gewartet werden, leuchten<br />
rund 400 Halogende-<br />
ckenstrahler die Halle<br />
optimal aus. Vier gewaltige<br />
lichtdurchlässige Hallentore<br />
– ein jedes ist 43 Meter<br />
breit, fast 28 Meter hoch<br />
und wiegt rund 140 Tonnen<br />
– filtern tagsüber blendfreies<br />
Nordlicht bis weit in die<br />
Halle.<br />
Die größte bautechnische<br />
Herausforderung war jedoch<br />
die Montage des außen liegenden<br />
Dachtragwerks.<br />
Zwei 180 Meter lange und<br />
15 Meter hohe Fachwerkträger<br />
überspannen die Halle.<br />
Mit einer Geschwindigkeit<br />
von fünf Metern pro Stunde<br />
wurden 3 000 Tonnen Stahl,<br />
an Stahlkabeln befestigt auf<br />
luftige 45 Meter gehoben.<br />
„Der Dachhub war ein kritischer<br />
Moment“, erinnert<br />
sich Dean Raineri. „Ab einer<br />
Windgeschwindigkeit von<br />
35 km/h hätten wir die<br />
Aktion abbrechen müssen.“<br />
Es war fast windstill. Dean<br />
Raineri genoss den Moment<br />
vom Vorfeld aus. Was er<br />
dabei fühlte? „Euphorie!“<br />
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A380-HALLE 57