Mainova Magazin 2008 (pdf | 5,65 MB) - Mainova AG

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Vier gewaltige Hallentore – ein jedes 43 Meter breit, knapp 28 Meter hoch und rund 140 Tonnen schwer – filtern blendfreies Nordlicht bis weit in die Halle. Ein Nest für den Supervogel 54 MAINOVA MAGAZIN 08 A380-HALLE 55 E s weht noch ein kühler Luftstoß durch die Halle. Gerade hat ein Schlepper eine A340-600 an den Bugrädern gepackt und herausgezogen – als wäre das tonnenschwere Passagierflugzeug leicht wie ein Papierflieger. Noch ist kaum etwas los im Hangar. Durch die haushohen Hallentore dringt mildes Nordlicht bis tief in den Raum. In einer Hallenecke wartet eine Garnitur Ersatzsitze auf ihren Einsatz. Am anderen Hallenende leuchten ein paar grelle Punkte auf, Lufthansa-Mitarbeiter in neongelben Schutzwesten. Um ihre Gesichter zu erkennen, brauchte man ein Fernglas. In der neuen A380-Werft auf dem Frankfurter Flughafen schrumpfen Lastwagen zu Spiel-
Energie für den Super-Hangar Auch im Winter herrscht im Innern der neuen A380-Halle in 1,80 Metern Höhe konstant eine Temperatur von 15 Grad Celsius. Eine Fußbodenheizung wärmt den 25 000 Quadratmeter großen Estrich. Die Fernwärme liefert das Heizkraftwerk Niederrad. Seit Ende 2005 arbeitet das Mainova-Kraftwerk mit einer hocheffizienten, umweltschonenden GuD-Anlage (Gas- und Dampfturbine), die einen Brennstoff-Nutzungsgrad von fast 90 Prozent erreicht. Um die A380-Halle zu versorgen, wurde eine Fernwärmeleitung im Spülbohrverfahren zwei Meter unter dem Rollweg zur Startbahn West durch den Boden getrieben. Bei einem Ausfall könnte auch das Heizwerk Süd die A380-Halle beheizen. Jährlich benötigt die Halle eine Leistung von zirka 3,8 Megawatt. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Anschlussleistung eines Einfamilienhauses beträgt rund 15 Kilowatt. Mit der Fernwärme für die A380-Halle lassen sich also ungefähr 250 Einfamilienhäuser heizen. zeugautos und Menschen zu Ameisen. Deutschlands größte Industriehalle ist 180 Meter breit, 140 Meter tief und 45 Meter hoch. Sie könnte mühelos vier Fußballplätze überdecken oder einen Marktplatz. Der im Januar 2008 eröffnete Super-Hangar dient als Heimat- und Wartungsbasis für das größte Flugzeug der Welt, den Airbus A380. Auf mehr als 25 000 Quadratmetern Grundfläche können zwei Airbusse A380 oder drei Boeings B747 gleichzeitig gewartet werden. Bis August 2009 rechnet Lufthansa mit der ersten von insgesamt 15 bestellten Maschinen des neuen Superfliegers. Doch das ist erst Kapitel eins des Gesamtprojekts. Bis 2015 entsteht der zweite Teil der Halle, die Grundfläche wird sich noch mal nahezu verdoppeln – auf 49 000 Quadratmeter. Die Werft wird damit zur größten Flugzeughalle Europas. „Eigentlich ist es eine Werkstatt wie jede andere“, sagt Dean Raineri schmunzelnd. „Nur mit anderen Dimensionen.“ Der 51-jährige Projektleiter der A380-Werft kann sich Understatement leisten. Die Halle ist so etwas wie „sein Kind“, seit dem Bau antrag vor fünf Jahren betreut er den Neubau, kennt jedes noch so winzige Detail. Der Maschinenbauingenieur begeistert sich seit seiner Kindheit für die Luftfahrt: „Durch meinen Körper fließt zu 45 Prozent Hydrauliköl, zu 25 Prozent Kerosin, der Rest ist wohl normales Blut.“ Den Virus setzte sein Vater frei, der seit den Fünfzigerjahren in Frankfurt stationiert war. Raineri wartete amerikani sche PanAm-Flieger, die Berlin auf dem Luftweg mit Westdeutschland verbanden, und nahm seinen Sohn mit in die Wartungshallen. In der Mitte der neuen A380-Halle knapp unter der Decke hängt eine kreisrunde Uhr aus den Fünfzigern, ein Relikt aus der alten Halle 3, in der sein Vater arbeitete. Dean Raineri hat es herübergerettet: ein Stück Erinnerung inmitten einer Hightech-Halle. „Heute wird die Wartung durch moderne IT bestimmt“, weiß Dean Raineri. Die Ingenieure tragen Laptops, tauschen sich über Funk und Netzwerke aus und inspizieren mit Minikameras das Innenleben der Triebwerke. Die Atmosphäre ist ruhig, es gibt kein Geschrei oder Gedränge: „Wir vermeiden Hektik, denn unter Zeitdruck und Stress passieren die größten Fehler.“ Damit kein Lufthanseat klamme Finger bekommt, wärmt eine Fußbodenheizung die Halle. Auch im tiefsten Winter herrscht in 1,80 Metern Höhe immer eine Temperatur von über 15 Grad Celsius. Wenn sich die Luft im Sommer dagegen zu sehr aufheizt, etwa nach Öffnen der Hallentore, drückt eine Luftschleieranlage überschüssige Warmluft wieder hinaus. Nachts, wenn die Kurzstreckenflieger gewartet werden, leuchten rund 400 Halogende- ckenstrahler die Halle optimal aus. Vier gewaltige lichtdurchlässige Hallentore – ein jedes ist 43 Meter breit, fast 28 Meter hoch und wiegt rund 140 Tonnen – filtern tagsüber blendfreies Nordlicht bis weit in die Halle. Die größte bautechnische Herausforderung war jedoch die Montage des außen liegenden Dachtragwerks. Zwei 180 Meter lange und 15 Meter hohe Fachwerkträger überspannen die Halle. Mit einer Geschwindigkeit von fünf Metern pro Stunde wurden 3 000 Tonnen Stahl, an Stahlkabeln befestigt auf luftige 45 Meter gehoben. „Der Dachhub war ein kritischer Moment“, erinnert sich Dean Raineri. „Ab einer Windgeschwindigkeit von 35 km/h hätten wir die Aktion abbrechen müssen.“ Es war fast windstill. Dean Raineri genoss den Moment vom Vorfeld aus. Was er dabei fühlte? „Euphorie!“ 56 MAINOVA MAGAZIN 08 A380-HALLE 57
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