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Mainova Magazin 2008 (pdf | 5,65 MB) - Mainova AG

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Winter veranlasst, in Kassel<br />

ein Passivhaus mit Sozialwohnungen<br />

anzuschauen.<br />

In den Gesprächen mit den<br />

Bewohnern habe ich das<br />

erste Mal gespürt: Das ist<br />

kein Nischenprodukt, sondern<br />

eine Zukunftstechnologie.<br />

Denn das Thema Energie<br />

und Heizkosten spielt in<br />

Passivhäusern so gut wie<br />

keine Rolle. Kurz darauf<br />

haben wir mit dem ersten<br />

eigenen Passivhausprojekt in<br />

der Grempstraße begonnen.<br />

Die 19 Geschosswohnungen<br />

waren schon nach wenigen<br />

Wochen ausverkauft.<br />

Mittlerweile rüsten Sie auch<br />

vermehrt Altbauten zu Passivhäusern<br />

um?<br />

Ja, unsere Erfolge haben uns<br />

Mut gemacht. Etwa bei der<br />

Friedrich-Ebert-Siedlung im<br />

Gallus: Häuserblocks aus<br />

den Fünfzigerjahren, gebaut<br />

aus gepresstem Trümmerschutt.<br />

Eigentlich hatte ein<br />

Gut achten ergeben, dass ein<br />

Abriss die einzig vertretbare<br />

Lösung sei. Wir hatten deshalb<br />

strenge Vorgaben. Die<br />

Modernisierung musste<br />

günstiger sein als ein Neubau.<br />

Das Projekt wurde zur<br />

Punktlandung. Letztes Jahr<br />

hat uns die Dena dafür den<br />

ersten Energiepass Deutschlands<br />

verliehen.<br />

Sie arbeiten eng mit Forschern<br />

der TU München<br />

und des Passivhausinstituts<br />

in Darmstadt zusammen.<br />

Woran?<br />

Technologisch sind wir<br />

immer auf der Suche nach<br />

neuen Lösungen. Im Riederwald<br />

ist bereits jetzt die<br />

erste Getreideheizung<br />

Deutschlands in Betrieb –<br />

befeuert allein mit Energiegetreide.<br />

Bei den Altbausanierungen<br />

in der Rot-<br />

lintstraße werden wir ein<br />

BHKW einsetzen, das mit<br />

Rapsöl CO2-neutral betrieben<br />

wird. Außerdem gehen<br />

wir bei der Dämmung ganz<br />

neue Wege, was nebenbei<br />

ein freundlicher, aber ge zielter<br />

Angriff auf das deutsche<br />

Dämmstoff-Oligopol ist, das<br />

mit steigender Nachfrage<br />

nach Dämmstoffen die<br />

Preise in die Höhe getrieben<br />

hat. Vereinfacht ausgedrückt<br />

stellen wir vor die alte Fassade<br />

eine neue, komplett<br />

vorgefertigte Fassade aus<br />

einem Holzrahmengestell,<br />

übrigens hergestellt im<br />

Vogelsberg. Der Zwischenraum<br />

wird mit Zellulose ausgeblasen.<br />

Der Dämmeffekt<br />

ist der gleiche. So machen<br />

wir uns komplett von der<br />

Dämmstoffindustrie unabhängig<br />

und fördern zugleich<br />

das regi onale Handwerk.<br />

In Bornheim realisieren Sie<br />

zurzeit das größte innerstädtische<br />

Passivhausprojekt in<br />

Deutschland, das Wohnquartier<br />

Campo. Sie gestalten<br />

damit Urbanität. Sehen Sie<br />

das auch als Auftrag?<br />

Das Campo passt sich bestens<br />

in den lebendigen<br />

Stadtteil Bornheim ein. Wir<br />

achten sehr auf eine ausgewogene<br />

soziale Durchmischung<br />

unserer Quartiere.<br />

Möglichst alle sollen vertreten<br />

sein – kinderreiche Familien,<br />

junge Paare, Singles<br />

und Rentner, Professoren<br />

und Handwerker, Arbeiter<br />

und Manager. Wir wollen<br />

keine Themenhäuser. Und<br />

das funktioniert. Das Campo<br />

ist dafür ein hervorragendes<br />

Beispiel. Es eröffnet neue<br />

Plätze und Wege und schafft<br />

eine neue urbane Durchlässigkeit.<br />

Bleibt bei allem Öko nicht<br />

die Architektur auf der<br />

Strecke? Was bietet das<br />

Campo architektonisch?<br />

Die Architektur genügt<br />

höchsten internationalen<br />

Maßstäben. Wir haben<br />

schließlich mit den renommierten<br />

Architekturbüros<br />

Stefan Forster Architekten,<br />

AS&P Albert Speer & Partner<br />

sowie Scheffler & Partner<br />

zusammengearbeitet –<br />

bisher nicht ganz üblich für<br />

Wohnungsbaugesellschaften.<br />

Die Architektur fügt sich<br />

bestens in die Gründerzeitumgebung<br />

des Stadtteils<br />

ein. Das wunderschöne alte<br />

Straßenbahndepot im Quartier<br />

bleibt erhalten und wird<br />

völlig neu belebt. Die Denkmalschützer<br />

sind begeistert.<br />

Die offene und lichte Tragstruktur<br />

ist komplett sichtbar<br />

und schafft eine einzigartige<br />

Marktatmosphäre. Das wird<br />

Deutschlands schönster<br />

Supermarkt.<br />

Heizen<br />

mit<br />

Korn<br />

ABG im Profil<br />

Im November 2007 haben die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding und<br />

<strong>Mainova</strong> im Riederwald die erste Getreideheizung Frankfurts in Betrieb genommen. Die Anlage<br />

in der Iselinstraße 16-22 beheizt ein Mehrfamilienhaus mit 24 Wohnungen. Das Projekt wird<br />

wissenschaftlich begleitet von Professoren für Bauphysik und Haustechnik der TU München und<br />

wird von <strong>Mainova</strong> betrieben. Es ist Teil einer weitreichenden, langfristigen Zusammenarbeit<br />

zwischen ABG und <strong>Mainova</strong>.<br />

Rund 30 Tonnen eiweißarmes und nicht als Nahrungsmittel geeignetes Getreide decken den<br />

jährlichen Energiebedarf des Hauses. Das entspricht etwa fünf bis sechs Traktor-Anhängerladungen.<br />

Der Weizen wird von Frankfurter Bauern auf einer Fläche von rund fünf Hektar angebaut.<br />

Die Anlage erreicht eine Leistung von 40 Kilowatt. An besonders kalten Tagen fängt eine<br />

Gasbrennwerttherme die Leistungsspitzen ab. Die innovative Technik beschert den Bewohnern<br />

sinkende Nebenkosten und erspart der Atmosphäre jährlich 117 Tonnen Kohlendioxid. Denn<br />

Weizen setzt bei der Verbrennung nur so viel CO 2 frei, wie beim Wachstum aufgenommen<br />

wurde.<br />

Für die Bauern ist das „Heizgetreide“ eine zusätzliche Einnahmequelle. Die Agrarpolitik der<br />

Europäischen Union hat zur Folge, dass zurzeit etwa 8,5 Prozent der Ackerflächen in Frankfurt<br />

brach liegen. „Heizgetreide“ darf auf diesen Flächen aber angebaut werden. Der Präsident des<br />

Hessischen Bauernverbandes Peter Voss-Fels schätzt, dass rund 100 000 Wohnungen in Hessen<br />

mit Getreide beheizt werden könnten, wenn man die Brachflächen nutzt.<br />

Die ABG FRANKFURT HOLDING GmbH ist der Wohnungs- und Immobilienkonzern der Stadt Frankfurt am Main. Sie besitzt und bewirtschaftet<br />

in Frankfurt knapp 50 000 Wohnungen und bietet damit Wohnraum für fast ein Viertel der Frankfurter Bevölkerung. Hinzu kommen Gewerbeeinheiten<br />

und sonstige Mieteinheiten wie Wohnheimplätze, Alten- und Jugendeinrichtungen, Stellplätze und Garagen.<br />

Die ABG Frankfurt Holding ist mit einem Jahresumsatz von 367,2 Millionen Euro (2006) eine der größten Wohnungsgesellschaften in Deutschland.<br />

Jedes Jahr bringt sie im Schnitt rund 1 500 Altbauwohnungen in Frankfurt auf ein energetisches Optimum. Der Konzern ist weltweit der<br />

größte Anbieter von Passivhauswohnungen im Geschosswohnungsbau. Von der jährlichen Investitionssumme von etwa 170 Millionen Euro<br />

fließen über 75 Prozent an Unternehmen in der erweiterten Rhein-Main-Region.<br />

44 MAINOVA M<strong>AG</strong>AZIN 08<br />

PASSIVBAUWEISE 45

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