Persis Eisenbeis - Galerie Rose
Persis Eisenbeis - Galerie Rose Persis Eisenbeis - Galerie Rose
Persis Eisenbeis
- Seite 3: Persis Eisenbeis Galerie Rose Hambu
- Seite 6 und 7: Entwurf zu „Gedankengang V“ 200
- Seite 8 und 9: Der Flug. 2006-2007, Öl auf Leinwa
- Seite 10 und 11: Samurai. 2007, Öl auf Leinwand, 10
- Seite 12 und 13: Elvisa. 2007, Öl auf Leinwand, 210
- Seite 14 und 15: Morgens am Strand. 2007, Öl auf Le
- Seite 16 und 17: Gedankengang IV. 2007, Öl auf Lein
- Seite 18 und 19: Gedankengang VII. 2007, Öl auf Lei
- Seite 20 und 21: Das Fangspiel. 2008, Öl auf Leinwa
- Seite 22 und 23: Elvis. 2008, Öl auf Leinwand, 70 x
- Seite 24 und 25: Persis Eisenbeis, geboren 1969 in S
- Seite 26: Diese Broschüre erscheint anläßl
<strong>Persis</strong> <strong>Eisenbeis</strong>
<strong>Persis</strong> <strong>Eisenbeis</strong><br />
<strong>Galerie</strong> <strong>Rose</strong><br />
Hamburg 2008
Harald Kohlmetz<br />
<strong>Persis</strong> <strong>Eisenbeis</strong><br />
Ein Mädchen sitzt auf einem Sofa.<br />
Sie trägt einen braun-weiß geringel-<br />
ten Pullover, einen grünen Rock, an<br />
den Waden weiß geringelte schwar-<br />
ze Kniestrümpfe sowie weiße Schu-<br />
he. Die Beine geschlossen, die Arme<br />
rechts und links entspannt auf dem<br />
Sofa ruhend, ist sie frontal dem Be-<br />
trachter zugewandt und blickt ihn<br />
von unten unverwandt an. Erst bei<br />
aufmerksamer Betrachtung bemerkt<br />
der vom Blick des Mädchens Fixierte<br />
die rechts neben ihr liegende Pistole.<br />
Muß der Betrachter befürchten, die<br />
Waffe gegen sich gerichtet zu sehen?<br />
Oder wendet das Mädchen sie gar<br />
gegen sich selbst? Oder liegt sie nur<br />
zufällig dort, wo eben auch jeder an-<br />
dere x-beliebige Gegenstand abgelegt<br />
sein könnte? Spricht sich im Blick des<br />
Mädchens Zuneigung oder Misstrau-<br />
en aus? Ist der Blick des Mädchens<br />
eine Aufforderung an den Betrach-<br />
ter? Aber eine Aufforderung wozu?<br />
Einen merkwürdigen Kontrast zu der<br />
passiv abwartenden (oder erwarten-<br />
den?) Haltung des Mädchens bildet<br />
das wie ein breites Band über das Bild<br />
„fließende“ ornamental bewegte For-<br />
menspiel der gelben Blumen auf dem<br />
blauen Sofa.<br />
Auf einem anderen Bild spaziert eine<br />
rot gekleidete Frau barfüßig einen<br />
Strand entlang, der mit geschlossenen<br />
gelben Sonnenschirmen gespickt ist.<br />
In einiger Entfernung erkennt man<br />
drei Männer, die mit erhobenen Stökken<br />
zum Schlag ausholen. Der „Sinnlosigkeit“<br />
ihrer Aktion aber wird der<br />
Betrachter erst gewahr, wenn er bemerkt,<br />
daß die Stockhiebe der Männer<br />
offenbar dem Sand des Strandes<br />
gelten. Bedrohlich aus Schornsteinen<br />
rauchende Industriegebäude schliessen<br />
die befremdliche Szene im Hintergrund<br />
ab. Von der Szenerie ist die<br />
Frau völlig unbeeindruckt, sie scheint<br />
kaum Notiz zu nehmen davon, was<br />
sich um sie herum ereignet. Den Blick<br />
fest nach vorn gerichtet, setzt sie ihren<br />
Gang unbeirrt fort. Der Betrachter<br />
kann nur hoffen, daß sie nicht in<br />
einen der Schirme läuft, welche die<br />
Spaziergängerin wie einen imaginär<br />
abgesteckten Raum umschließen.<br />
In einem dritten Bild sitzt ein Mädchen<br />
auf einem barock geformten<br />
Stuhl in der linken Bildhälfte. Der<br />
in der rechten Bildhälfte befindliche<br />
Stuhlsessel neben ihr ist leer. Ein an<br />
der Wand angebrachter Spiegel gibt<br />
das Bild eines Mannes wieder, der<br />
3<br />
Erhängte<br />
2006, Aquarell, 36 x 30 cm<br />
Die Trinkerin<br />
2006, Aquarell, 28 x 24 cm<br />
Frau mit Axt<br />
2007, Aquarell, 28 x 24 cm
Entwurf zu „Gedankengang V“<br />
2007, Aquarell, 32 x 24 cm<br />
Entwurf zu „Gedankengang VI“<br />
2007, Aquarell, 29 x 21 cm<br />
Entwurf zu „Gedankengang VII“<br />
2007, Aquarell, 28 x 24 cm<br />
sich eine Pistole an die Stirn setzt.<br />
Auch hier schenkt das Mädchen dem<br />
vor ihren Augen sich abspielenden<br />
bedrohlichen Geschehen keinerlei<br />
Aufmerksamkeit. Wird sich der Mann<br />
erschießen? Ihre Indifferenz gegen-<br />
über der erschreckenden Handlung<br />
des möglichen Suizids des Mannes<br />
steht in einem völligen Gegensatz<br />
zu der lebendigen Entfaltung des De-<br />
kors mit braunen, grünen und wei-<br />
ßen pflanzlichen Ornamenten sowie<br />
blauen Vögeln auf der ockerfarbenen<br />
Tapetenwand im Hintergrund. Oder<br />
handelt es sich vielmehr um ein<br />
„Spiel“ des Mannes, das zu beachten<br />
sie kaum für Wert erachtet? Es bleibt<br />
ambivalent, ob es sich um ein „Spiel“<br />
oder aber um eine ernsthafte Selbst-<br />
gefährdung des Mannes handelt. Dies<br />
korrespondiert mit der Ambivalenz<br />
der durch die Darstellung des Bildes<br />
provozierten ästhetischen Einstel-<br />
lung des Betrachters. Als Betrachter<br />
ist man erschrocken, sich dem äs-<br />
thetischen Genuß des ornamentalen<br />
Dekors hinzugeben, während man<br />
möglicherweise der Zeuge einer sui-<br />
zidalen Handlung wird.<br />
In den Bildern der Malerin <strong>Persis</strong><br />
<strong>Eisenbeis</strong> wird das szenische Hand-<br />
lungsgefüge mehrfach gebrochen,<br />
ja ein szenischer Handlungszusam-<br />
menhang zwischen den Figuren<br />
scheint sich gar nicht erst einstellen<br />
zu wollen. Die Gestik, das Handeln<br />
der Menschen in den Bildern von Ei-<br />
senbeis verhallt erstaunlicherweise in<br />
einer Leere, da weder Ausgang noch<br />
Ziel ihrer Handlungen einsichtig sind.<br />
Es sind die verstummten Gesten der<br />
Protagonisten, die unterbrochenen<br />
Handlungsschnüre, die geradezu ins<br />
Leere „greifenden“ Handlungsaktio-<br />
nen der Figuren, wodurch man den<br />
beunruhigenden Eindruck gewinnt,<br />
4<br />
die Menschen in den Bildern von<br />
<strong>Eisenbeis</strong> stehen als Objekte eines<br />
ihnen übergeordneten Geschehens<br />
eher tragisch herum, als daß sie Sub-<br />
jekte ihrer eigenen Handlungsfähig-<br />
keit wären. Die Figuren agieren wie<br />
Schauspieler auf einer unbeweglichen<br />
Bühne, die Protagonisten des Bildes<br />
scheinen ewig in der gleichen Posi-<br />
tion zu verharren. Dem Betrachter<br />
erscheint es wie Theater ohne Hand-<br />
lungszusammenhang. Und dennoch<br />
„erzählen“ die Bilder Geschichten.<br />
Aber die „erzählten“ Geschichten<br />
der Bilder sind nur Konstruktionen<br />
im Kopfe des Betrachters. Dabei ent-<br />
falten die Bilder von <strong>Eisenbeis</strong> eine<br />
überraschende, bisweilen irritierende,<br />
manchmal gar beängstigende Poesie.<br />
Denn die „erzählten“ Geschichten<br />
sind von einer verstörend instabilen<br />
Konsistenz. Eigentlich könnte auch<br />
alles ganz anders sein...<br />
Das Material der Bilder von <strong>Eisenbeis</strong><br />
speist sich aus Fotografien von Zeitun-<br />
gen, Modezeitschriften, Trivialfoto-<br />
grafien, Bildlexika und zuweilen aus<br />
eigenen fotografischen Vorlagen. Bild-<br />
motive unterschiedlichster Herkunft<br />
werden assoziativ zu eigenständigen<br />
Bildwelten zusammengefügt, ohne<br />
die dabei entstehenden neuen Bezie-<br />
hungsgeflechte der – ursprünglich<br />
disparaten Bildwirklichkeiten ent-<br />
nommenen – Bildmotive einer ratio-<br />
nalen Kontrolle zu unterwerfen. Die<br />
assoziative Bildentwicklung führt im<br />
Ergebnis zu überraschenden Bildkom-<br />
plexen, die allen deutenden Sinnvor-<br />
stellungen des Betrachters gegenüber<br />
offen sind.<br />
So vermitteln die Malereien von Per-<br />
sis <strong>Eisenbeis</strong> eine Poesie, die in der<br />
Betrachtung ihrer Bilder unabschließ-<br />
bar ist.
Am Waldrand. 2006-2007, Öl auf Leinwand, 140 x 120 cm<br />
5
Der Flug. 2006-2007, Öl auf Leinwand, 125 x 100 cm<br />
6
Weiße Lilien und Ratten. 2007, Öl auf Leinwand, 70 x 60 cm<br />
7
Samurai. 2007, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm<br />
8
Die Schlafwandlerin. 2007, Öl auf Leinwand, 140 x 110 cm<br />
9
Elvisa. 2007, Öl auf Leinwand, 210 x 190 cm<br />
10
Das Puppenspiel. 2007, Öl auf Leinwand, 210 x 190 cm<br />
11
Morgens am Strand. 2007, Öl auf Leinwand, 130 x 105 cm<br />
12
Gedankengang II. (2. Fassung), 2007, Öl auf Leinwand, 140 x 110 cm<br />
13
Gedankengang IV. 2007, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm<br />
14
Gedankengang VI. (2. Fassung), 2007, Öl auf Leinwand, 140 x 110 cm<br />
15
Gedankengang VII. 2007, Öl auf Leinwand, 140 x 120 cm<br />
16
Die Schwestern. 2008, Öl auf Leinwand, 140 x 120 cm<br />
17
Das Fangspiel. 2008, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm<br />
18
Elvisa mit Seil. 2008, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm<br />
19
Elvis. 2008, Öl auf Leinwand, 70 x 60 cm<br />
20
Jüngling. 2008, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm<br />
21
<strong>Persis</strong> <strong>Eisenbeis</strong>, geboren 1969 in Stuttgart, aufgewach-<br />
sen in Leiston/Suffolk Großbritannien, lebt seit 1991 in<br />
Berlin, studierte u.a. 2005/2006 bei Daniel Richter an<br />
der Universität der Künste Berlin, stellte seit 2003 bei<br />
<strong>Galerie</strong> Revaler, Berlin, <strong>Galerie</strong> La Giraffe, Berlin, bei<br />
Mädchen im Wald. 2006, Öl auf Leinwand, je 70 x 60 cm<br />
22<br />
der „außer-haus”-Austellung der Studenten der Univer-<br />
sität der Künste Berlin und bei Hubertus H. Hoffschild,<br />
Lübeck aus.<br />
Ausstellungen 2008: <strong>Galerie</strong> <strong>Rose</strong>, Hamburg, und bei<br />
Hoffschild, Lübeck.
Gedankengang V. (2. Fassung) 2007, Öl auf Leinwand, 140 x 120 cm<br />
23
Diese Broschüre erscheint anläßlich der Ausstellung<br />
<strong>Persis</strong> <strong>Eisenbeis</strong><br />
im April 2008<br />
<strong>Galerie</strong> <strong>Rose</strong><br />
Großer Burstah 36, 20457 Hamburg<br />
Telefon: 040 - 36 56 36, Telefax: 040 - 37 81 79<br />
www.galerierose.com, info@galerierose.com<br />
© 2008 by <strong>Galerie</strong> <strong>Rose</strong>, Hamburg, sowie <strong>Persis</strong> <strong>Eisenbeis</strong>, Berlin, und Harald Kohlmetz, Stuttgart<br />
Alle Rechte vorbehalten.
<strong>Galerie</strong> <strong>Rose</strong>