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Zeitschrift "SALVE" - Wallfahrt Einsiedeln

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SALVE<br />

<strong>Zeitschrift</strong> der benediktinischen<br />

Gemeinschaften <strong>Einsiedeln</strong> und Fahr<br />

5·2009


2<br />

SALVE<br />

<strong>Zeitschrift</strong> der benediktinischen<br />

Gemeinschaften <strong>Einsiedeln</strong> und Fahr<br />

1. Jahrgang<br />

Ausgabe 5 · Oktober/November 09<br />

Erscheint 6-mal jährlich<br />

Impressum<br />

Herausgeber/Verlag<br />

Kloster <strong>Einsiedeln</strong><br />

8840 <strong>Einsiedeln</strong><br />

Redaktion<br />

Kloster, 8840 <strong>Einsiedeln</strong><br />

Telefon 055 418 62 92<br />

Fax 055 418 61 12<br />

zeitschrift@kloster-einsiedeln.ch<br />

www.kloster-einsiedeln.ch<br />

Pater Urban Federer OSB<br />

Verantwortlicher Redaktor<br />

Erich Liebi, Redaktor, Stellvertreter<br />

Redaktionelle Mitarbeiter<br />

Susann Bosshard-Kälin<br />

Priorin Irene Gassmann OSB<br />

Pater Alois Kurmann OSB; Peter Lüthi<br />

Pater Joachim Salzgeber OSB<br />

Bruder Gerold Zenoni OSB<br />

Weitere Autoren dieser Ausgabe<br />

Theres von Aarburg<br />

Pater Benedict Arpagaus OSB<br />

Brigitte Blöchlinger-Baumeler<br />

Bernadette Bühler-Knüsel<br />

Roland Burgener<br />

Flurina Decasper<br />

Frater Thomas Fässler OSB<br />

Frater Mauritius Honegger OSB<br />

Verena Huber-Halter<br />

Regina Käppeli<br />

Oliver Kraaz<br />

Pater Pascal Meyerhans OSB<br />

Schwester Michaela Portmann OSB<br />

Schwester Hedwig Walter OSB<br />

Pater Patrick Weisser OSB<br />

Abt Martin Werlen OSB<br />

Lisbeth Wicki<br />

Copyright<br />

Das Werk ist urheberrechtlich<br />

geschützt.<br />

ISSN 1662-9868<br />

Leitgedanke 3<br />

Gemeinschaft 4–19<br />

<strong>Wallfahrt</strong> 20–25<br />

Stiftsschule 26–41<br />

Klosterbetriebe 42–43<br />

Historia 44–47<br />

Kloster Fahr 48–61<br />

Kaleidoskop 62–88<br />

Fotos/Illustrationen<br />

Pater Benedict Arpagaus: 6, 8, 9, 31<br />

Brigitte Blöchlinger-Baumeler: 28, 29<br />

Beat Frei: 76, 77, 78, 79<br />

Liliane Géraud: 1, 4, 5, 9, 48, 49, 50, 52– 57, 61<br />

Harry Bruno Greis: 17, 68, 73<br />

Alexander Hauk: 24<br />

Bruder Martin Hieronymi: 65<br />

Franz Kälin: 7, 10, 11, 37, 39<br />

Klosterarchiv: 13, 45, 46<br />

Oliver Kraaz: 15<br />

Reto Krismer: 42, 43<br />

Andreas Lienert: 30, 32<br />

Pater Pascal Meyerhans: 75<br />

Pater Kolumban Reichlin: 3, 20, 67, 71<br />

Gimmi Zanolari: 34, 35<br />

Titelbild (Liliane Géraud): Schwestern vom Kloster Fahr beim<br />

Wimmen im eigenen Weinberg.<br />

Abonnentenverwaltung<br />

Abos, Adressänderungen, usw.: ea Druck + Verlag AG<br />

Telefon 055 418 82 82 / Fax 055 418 82 85 / info@eadruck.ch<br />

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Schweiz: CHF 39.– inkl. MwSt / Ausland: Abopreise auf<br />

Anfrage / Einzelpreis: CHF 7.80 + Porto<br />

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ea Druck + Verlag AG, Zürichstrasse 57, 8840 <strong>Einsiedeln</strong><br />

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Aufbrüche werden nicht gerade vom Herbst erwartet. Der Herbst steht für<br />

Reife, für Fülle und Ernte, er bereitet allenfalls das Terrain für den Winter vor.<br />

Aufbrüche, so scheint es, gehen demnach dem Herbst voraus. Unser Bewusstsein<br />

bringt sie jedenfalls meist mit der Vergangenheit in Verbindung: das Wirtschaftswunder<br />

in den 1950er und 1960er Jahren, mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil<br />

das Aggiornamento in der römisch-katholischen Kirche, vor vierzig Jahren die<br />

Landung auf dem Mond und damit der Vorstoss des Menschen in das Weltall.<br />

Tatsächlich wirkt hier die Vergangenheit noch in der Gegenwart nach.<br />

Wer aber nicht nur von Aufbrüchen in der Vergangenheit träumt, kann sie<br />

heute ebenfalls ausmachen, auch in unserer eher ängstlich in die Zukunft blickenden<br />

westlichen Welt. In unserem Kloster etwa legten letzten Monat gleich zwei<br />

Mitbrüder ihre feierliche Profess ab und ein junger Mitbruder begann<br />

das Mönchsleben mit der einfachen Profess. Ausserdem<br />

werden in diesem Oktober zwei Mitbrüder zu Priestern geweiht –<br />

ein wahrer Frühling in diesen Herbstmonaten!<br />

Auch im Herbst gibt es demnach Aufbrüche. Für den heiligen<br />

Benedikt ist Aufbruch nicht eine Sache der Jungen alleine. Jeder<br />

Mönch und jede Nonne soll sich täglich neu aufmachen, soll nie<br />

stehenblieben – auch wenn wir im Herbst unseres Lebens stehen.<br />

Ruft Benedikt im Vorwort seiner Regel nicht gerade älteren Menschen<br />

zu: «Noch ist Zeit, noch sind wir in diesem Leib, noch lässt<br />

das Licht des Lebens uns Zeit, all das zu erfüllen. Jetzt müssen wir laufen und tun,<br />

was uns für die Ewigkeit nützt»? Wenn unsere Gemeinschaften in <strong>Einsiedeln</strong> und<br />

im Fahr in den letzten Monaten Professjubiläen feiern konnten, bejubelten wir damit<br />

keine Abschlüsse klösterlichen Lebens. Noch mehr als die Jungen sollen unsere<br />

Jubilare aufbrechen und ihre Zeit auf dem Weg zu Gott hin nützen. Der heilige Benedikt<br />

verheisst denen, die im «Jetzt» des Lebens nicht aufhören, Gott zu suchen,<br />

ein Aufbrechen unserer Herzen zu neuem Leben: «Heute, wenn ihr seine Stimme<br />

hört, verhärtet euer Herz nicht!» Und anderswo: «Wer aber im klösterlichen Leben<br />

und im Glauben fortschreitet, dem wird das Herz weit, und er läuft in unsagbarem<br />

Glück der Liebe den Weg der Gebote Gottes.»<br />

Dieses «Heute» richtet sich an uns alle, an Ältere und Jüngere. Liebe Leserin,<br />

lieber Leser, benediktinische Spiritualität überlässt uns nicht dem Traum vom besseren<br />

«Früher», aber auch nicht der Illusion, das Heil liege alleine in der Zukunft.<br />

Sie fordert uns vielmehr auf, im Hier und Jetzt das wahre Leben zu suchen und damit<br />

in jedem Lebensalter Aufbrüche zu ermöglichen, die unsere Herzen weit werden<br />

lassen. Das wünsche ich Ihnen in diesen Wochen des Herbstes.<br />

Ihr Pater Urban Federer<br />

LEITGEDANKE<br />

3


4<br />

GEMEINSCHAFT<br />

Pater Benedict Reto Arpagaus<br />

«Gott hat mich in die Schule<br />

genommen!»<br />

Das Gespräch mit Pater Benedict Arpagaus, der am 10. Oktober 2009 im Kloster<br />

<strong>Einsiedeln</strong> zum Priester geweiht wird, fand an einem seiner – wie er selbst sagt –<br />

Lieblingsplätze statt. Wir trafen uns an einem Sommermorgen bei der grossen Benediktsstatue<br />

– am Freiherrenberg, hoch über dem Kloster.<br />

Pater Benedict, ist Ihr Name Programm?<br />

Ja, das kann man so sagen. Ich fühle mich<br />

als gesegneter Mensch; ich möchte diesen<br />

Segen weiterschenken. Ich wurde Reto getauft.<br />

Mit neunzehn Jahren bin ich bei den<br />

Kapuzinern in Altdorf ins Kloster eingetreten,<br />

später kam ich ins Noviziat nach Solothurn.<br />

Das war eine sehr wertvolle Erfahrung.<br />

Zu jener Zeit schon hatte ich ein Auge<br />

auf die Benediktinerklöster geworfen und<br />

Pater Benedict im Interview mit Susann Bosshard-Kälin an einem<br />

seiner Lieblingsplätze bei der Benediktsstatue am Freiherrenberg.<br />

wählte den Ordensnamen Benedict. In jenen<br />

Jahren hatte ich schwere Depressionen,<br />

Auseinandersetzungen mit mir selber. Mein<br />

Glaube brach völlig zusammen. Mir wurde<br />

alles egal. Dem Novizenmeister sagte ich,<br />

«jetzt verliere ich auch noch den Glauben».<br />

Das war der Wendepunkt. Ich rechnete damit,<br />

dass er mich rauswerfe. Doch er meinte<br />

nüchtern: «Ja, dann verlierst du ihn eben!<br />

Das ist vielleicht eine Chance, zum richtigen<br />

Glauben zu finden.» Ich<br />

konnte weiterhin in der<br />

klösterlichen Gemeinschaft<br />

leben, die Psychotherapie<br />

wurde mir bezahlt.<br />

Das erlebte ich als<br />

Gotteserfahrung – Gott<br />

wirkt auch durch die<br />

Menschen; es gibt Menschen,<br />

die das Christsein<br />

wirklich ernst nehmen.<br />

Aber ich spürte auch,<br />

mein Weg geht noch<br />

weiter. Es meldeten sich<br />

ganz viele Bedürfnisse;<br />

ich hatte noch gar nicht<br />

richtig gelebt. Ich musste<br />

da raus und wollte einen<br />

Beruf erlernen – die<br />

Krankenpflege war<br />

schon immer ein Thema.<br />

Die Gemeinschaft der<br />

Kapuziner gab mir sogar


ein Startkapital für meine neue Zukunft –<br />

ich bin ihnen sehr dankbar. Wir sind heute<br />

noch miteinander verbunden.<br />

Damals fand ich zu einem neuen Gottesbild<br />

– zu Gott, der Freund und Liebe ist.<br />

Heute weiss ich: Ich musste durch diese Tiefen<br />

hindurch. Ich spürte, Gott hat mir den<br />

Namen Benedict geschenkt. Und so beantragte<br />

ich beim Justizdepartement des Kantons<br />

Solothurn eine Namensänderung. Ich<br />

heisse jetzt Benedict Reto. Reto ist mir<br />

schon auch wichtig. Benedict brauchte es jedoch,<br />

um den Reto zur Entfaltung zu bringen.<br />

Ich wählte als Leitspruch für meine Primiz<br />

einen Text des Propheten Jesaja: «Das<br />

geknickte Rohr zerbricht er nicht und den<br />

glimmenden Docht löscht er nicht aus.»<br />

Wie werden Sie den Leitspruch umsetzen?<br />

Ein Mensch, vielleicht ein junger Mensch,<br />

kommt mit einem Problem zu mir; er oder<br />

sie hat versagt, eine Niederlage erlitten, sich<br />

schuldig gemacht, ist am Ende und fühlt sich<br />

zerbrochen. Da sind Moralpredigten oder<br />

Anschuldigungen völlig fehl am Platz. Der<br />

Mensch will doch einfach angenommen<br />

werden, sein können. Jesus nimmt schliesslich<br />

auch jeden Menschen, wie er ist. Gemeinsam<br />

schauen wir, wie es weiter gehen<br />

könnte, suchen einen Weg. Für Gott ist<br />

nichts auf dieser Welt «ein Problem». Wir<br />

Menschen machen uns häufig selber ein Problem.<br />

Gott ist Liebe. Er will, dass wir ein erfülltes<br />

Leben finden. Das ist aber nicht zu<br />

verwechseln mit den vielen Angeboten rund<br />

um uns herum; im Konsumdenken verlieren<br />

wir uns und meinen, Erfüllung liege in materiellen<br />

Dingen oder im Noch-mehr-<br />

Haben. Das ist es nicht.<br />

Das Klosterleben hat Sie aber trotzdem<br />

nicht losgelassen?<br />

Nein. 2001 trat ich bei den Missionsbenediktinern<br />

in Uznach ein. Nach der zeitlichen Profess<br />

begann ich in <strong>Einsiedeln</strong> das Theologiestudium<br />

und bin 2005 ins Kloster <strong>Einsiedeln</strong><br />

übergetreten. Ich spürte, dass es für mich in<br />

der Gemeinschaft in <strong>Einsiedeln</strong> offener ist als<br />

Benedict bei Benedikt.<br />

GEMEINSCHAFT<br />

in Uznach. Es gab andere Ereignisse, aber auf<br />

die möchte ich jetzt nicht eingehen. Ich fragte<br />

in <strong>Einsiedeln</strong> an, wurde vom Kapitel angenommen,<br />

und ich bereue den Schritt nicht.<br />

<strong>Einsiedeln</strong> kenne ich seit meiner Kindheit.<br />

Wir pilgerten mit der Familie ein paar Mal im<br />

Jahr zur Vesper hierher. Und während meiner<br />

Zeit als Krankenpfleger habe ich ab und<br />

zu einen stillen Tag in <strong>Einsiedeln</strong> eingelegt.<br />

Es ist nicht nur ein schöner Ort, es ist für mich<br />

ein Ort mit einer besonderen Kraft. In der<br />

grossen Gemeinschaft ist – von progressiven<br />

bis konservativen Kräften – alles vertreten.<br />

Es hat viel Platz zum Denken – und zum Sagen,<br />

was man denkt. Auch bei den Jungen.<br />

Das tut mir gut. Das brauche ich. Ich brauche<br />

ein Umfeld, in dem ich atmen kann.<br />

Sie waren die letzen Jahre nicht im Kloster?<br />

Ich begann vor zwei Jahren ein Studium in<br />

Jugendseelsorge an der Salesiana in Rom.<br />

Das klappte aber irgendwie nicht so recht.<br />

5


6<br />

GEMEINSCHAFT<br />

Während seines Studiums in Rom: Pater Benedict<br />

mit seiner Mutter.<br />

Die Salesiana liegt weit weg vom Stadtzentrum<br />

und ich war innerlich nicht überzeugt<br />

von dem, was ich da studierte. Ein Vollzeitstudium<br />

mit viel Theorie ist nicht so mein<br />

Ding. Ich wollte lieber etwas mit mehr Bezug<br />

zur Praxis machen. Bis Anfang dieses Sommers<br />

war ich nun am Pastoralinstitut in Benediktbeuern,<br />

im Bereich der Jugendpastoral.<br />

Dieses letzte Jahr hat mir sehr viel<br />

gebracht.<br />

Welche Aufgaben erwarten Sie künftig in<br />

<strong>Einsiedeln</strong>?<br />

Als diplomierter Krankenpfleger, mit fünf<br />

Jahren Spitalerfahrung, werde ich im Kloster<br />

auf der Pflegestation eingesetzt. Es ist<br />

vorgesehen, dass ich zwei Tage in der Woche<br />

auf unserer klösterlichen Pflegestation arbeite.<br />

Ich habe auch die Ministrantengruppe<br />

übernommen und dann natürlich an der<br />

Stiftsschule ein Pensum als Religionslehrer.<br />

Meine neue Haupttätigkeit wird die des<br />

Schulseelsorgers. Als Schulseelsorger kümmere<br />

ich mich um das ganzheitliche Wohl<br />

der Schülerinnen und Schüler, also auch um<br />

seelisch-geistliche Belange, wenn sie dies<br />

möchten. Ich bin Ansprechperson, wenn die<br />

Jugendlichen Probleme haben. Ich biete<br />

Sprechstunden an, gestalte Gottesdienste –<br />

vor allem aber möchte ich in der Schule präsent<br />

sein. Damit die jungen Leute wissen,<br />

Pater Benedict ist für uns da, wenn etwas ist,<br />

können wir mit ihm reden. Es ist mir wichtig,<br />

dass sie mit mir über alles reden können.<br />

Glauben Sie, die Jungen werden zu Ihnen in<br />

die Sprechstunde finden?<br />

Ich glaube schon. Ich habe es schon in Benediktbeuern<br />

erlebt, wo ich als Seelsorger an<br />

einer Schule hospitierte. Ich spürte, wie sehr<br />

dieses Angebot gefragt ist. Die Jungen haben<br />

das Bedürfnis zu reden, sie haben das<br />

Bedürfnis nach einer unabhängigen Ansprechperson.<br />

Entscheidend ist, dass sie spüren,<br />

dass sie Vertrauen haben dürfen, dass<br />

ich einer von ihnen bin. Nicht in dem Sinne,<br />

dass ich ihr Kumpel bin, aber ich nehme sie<br />

ernst. Ich darf sagen, ich weiss, wie das Leben<br />

läuft. Ich habe mich dem Leben gestellt,<br />

wurde mit sehr vielem schon konfrontiert.<br />

Beispielsweise?<br />

Ich war früher sehr oft krank, hatte, wie gesagt,<br />

schwere Depressionen, erlebte auch<br />

Panikattacken. Ich reiste viel, hatte Beziehungen<br />

und Freundschaften, die heute noch<br />

Pater Benedict mit seinem Göttibub Severin.


estehen. In meinem Beruf als Krankenpfleger<br />

bin ich mit dem Leben und mit dem Tod<br />

immer in Verbindung. Auch das Verliebtsein<br />

und den Liebeskummer kenne ich gut. Ich<br />

versuche ehrlich und authentisch zu sein.<br />

Das heisst aber nicht, dass ich alles erzähle<br />

aus meinem Leben. Da gibt es Grenzen. Es<br />

gibt Bereiche, die gehen nur mich und Gott<br />

etwas an, einen intimen Kreis von Freunden<br />

oder meine spirituelle Begleiterin. Mir ist<br />

wichtig, dass ich auch sagen kann: «Ich weiss<br />

es nicht», oder «da habe ich keine Erfahrungen.»<br />

Wenn das die Jugendlichen merken,<br />

dann fassen sie Vertrauen. Dann kann ich<br />

auch meinen Glauben zur Sprache bringen.<br />

Aber nicht als eine abgehobene Sache, sondern<br />

in Bezug zu unserem Leben. Unser<br />

christlicher Glaube hat einen starken Lebensbezug.<br />

Das ist faszinierend.<br />

Seelsorge ist sehr anspruchsvoll. Fühlen Sie<br />

sich dafür gewappnet?<br />

Ja, und zwar aufgrund meiner Lebensschule.<br />

Die ist nebst dem Studium entscheidend.<br />

Gott hat mich wirklich in die Schule genommen!<br />

Ich glaube, ich kann Seelsorge nur be-<br />

GEMEINSCHAFT<br />

Am 3. Januar 2009 wurde Pater Benedict von Bischof Amédée Grab zum Diakon geweiht.<br />

treiben, wenn ich sie aus einer Spiritualität<br />

heraus lebe, wenn ich diese Gottesbeziehung<br />

und das Gebetsleben pflege. Und<br />

wenn ich mich selber auch begleiten lasse.<br />

Ich kann andere nicht begleiten, wenn ich<br />

nicht begleitet bin. Eine Ordensschwester,<br />

eine Zisterzienserin, die erst mit vierzig ins<br />

Kloster eintrat, eine bodenständige Frau mit<br />

viel Lebenserfahrung, ist meine Supervisorin.<br />

Mit ihr kann ich über alles reden.<br />

Hatten Sie nie Zweifel, mit dem Klostereintritt<br />

nicht die richtige Entscheidung getroffen<br />

zu haben?<br />

Doch, aber jetzt nicht mehr. Vor 2001, als ich<br />

in Uznach eintrat, bewohnte ich eine eigene<br />

3 1 ⁄2-Zimmer-Wohnung in einem Bauernhaus<br />

mit Garten, lebte fünf Minuten vom Vierwaldstättersee<br />

entfernt, hatte ein Auto und<br />

war wirklich vogelfrei. Trotzdem fehlte mir<br />

etwas. Aber als ich dann im Kloster war,<br />

gab es sehr viele Schwierigkeiten. Plötzlich<br />

nahm ich eine Enge wahr, zwischenmenschlich<br />

hat vieles nicht gestimmt. Manchmal<br />

dachte ich schon: «Mein Gott, was habe ich<br />

alles aufgegeben!»<br />

7


8<br />

GEMEINSCHAFT<br />

Besser wurde es, als ich ins Kloster <strong>Einsiedeln</strong><br />

zum Theologiestudium kam. Ich wurde<br />

ruhiger, gelassener, habe eine innere Freiheit<br />

entdeckt. Ja, die kann mir niemand mehr<br />

nehmen.<br />

Wie kommt das? Wie haben Sie diese Freiheit<br />

gewonnen?<br />

Das hat mit meinem Lebensweg zu tun – die<br />

Auseinandersetzung mit meinem eigenen<br />

Leben, mit den Problemen auch, dass ich<br />

mich ihnen stelle. Es gab immer wieder<br />

«Wüstenphasen» für mich – Durststrecken,<br />

durch die ich einfach durch musste. Und die<br />

kommen sicher immer wieder. Wenn ich die<br />

wieder überstanden hatte, kam ich dem<br />

«gelobten Land» näher. Das hat nichts mit<br />

dem Äusseren zu tun, das «gelobte Land» ist<br />

in mir drin. Es gab Tage, da lief ich durch die<br />

Klostergänge und wollte am liebsten zusammenpacken<br />

und gehen – so eng kam mir alles<br />

vor. Und am nächsten Tag lief ich wieder<br />

durch die gleichen Gänge – und ich fühlte<br />

mich wohl und frei. Plötzlich ging mir auf,<br />

dass diese Stimmungen nicht mit dem Äusseren<br />

zu tun hatten, sondern mit meiner inneren<br />

Verfassung. Der heilige Benedikt sagt<br />

in seiner Regel: «Auf dem Weg weitet sich<br />

das Herz.» Er redet nicht davon, dass sich der<br />

Weg weitet, sondern das Herz. Das ist ein<br />

neues Denken, das die Sichtweise auf mein<br />

Leben veränderte.<br />

Wovor haben Sie Angst?<br />

Momentan bin ich in einem Zustand, in dem<br />

ich wenig Angst habe. Ich hatte so viele<br />

Ängste in meinem Leben. Aber ich spüre,<br />

ich lebe aus einem grossen Vertrauen und<br />

einer grossen Dankbarkeit heraus. Und diese<br />

Dankbarkeit wächst eigentlich von Tag zu<br />

Tag. Ich fühle, ich bin beschenkt, ich werde<br />

geführt. Ich kann jeden Tag danken. Auch<br />

für Kleinigkeiten. Diese Dankbarkeit ist ein<br />

Grundgefühl. Eine gewisse Angst kommt<br />

auf, wenn ich mir vorstelle, dass beispielsweise<br />

ein Schüler sterben würde, oder Eltern<br />

von Schülern, überhaupt, wenn etwas<br />

Schlimmes passiert. Ob ich dann wirklich<br />

Pater Benedict unter einem Olivenbaum in<br />

Assisi.<br />

adäquat reagieren kann...? Vielleicht ist Respekt<br />

der bessere Begriff, Angst und Furcht<br />

sind etwas Diffuses, Respekt ist etwas Konkretes.<br />

Haben Sie Wünsche?<br />

Ich habe spirituelle und profane Wünsche.<br />

Es gibt innerhalb und ausserhalb der Klostermauern<br />

alte Menschen, die Wunderbares<br />

ausstrahlen – Schönheit und Ruhe, Dankbarkeit<br />

und Freude. So ein alter Mann möchte<br />

ich einmal werden! Ein Mensch, zu dem man<br />

gerne kommt, bei dem man sich wohl fühlt.<br />

Und meine profanen Wünsche: Ich reise sehr<br />

gerne. Durch das Mönchsein bin ich da eingeschränkt.<br />

In Rom lernte ich Benediktiner<br />

aus Brasilien kennen, die luden mich ein.<br />

Brasilien wäre mein Traum! Dann auch Irland,<br />

die Wiege des westlichen Mönchtums


und ein Land mit mystischer Ausstrahlung.<br />

Ich würde auch gerne eine Zusatzausbildung<br />

für geistliche Begleitung machen, um<br />

Leute einzeln begleiten, Exerzitien leiten zu<br />

können. Trotz meiner vielen Wünsche – ich<br />

bin offen. Das ist sehr wichtig, denn manchmal<br />

kommt es eben ganz anders, als man<br />

denkt.<br />

Vermissen Sie etwas in Ihrem Leben?<br />

Manchmal vermisse ich Zärtlichkeit. Natürlich<br />

kann ich einen Freund oder eine Freundin<br />

umarmen – aber ich meine damit die<br />

Zärtlichkeit, die intensiver ist, mit mehr<br />

Hautkontakt. Es gibt Phasen, in denen das<br />

schwer ist; früher noch stärker. Jetzt, wo ich<br />

mit so festen Aufgaben betraut bin, spüre<br />

ich es weniger. Wenn ich durch Aufgaben in<br />

eine innere Zufriedenheit hineinkomme, ist<br />

Zärtlichkeit weniger ein Thema. Das Wichtigste<br />

ist, dass ich zu diesem Bedürfnis stehe.<br />

Verdrängen wäre das Allerschlimmste –<br />

was ich verdränge, wuchert, wird noch intensiver.<br />

Wichtig ist auch, mit anderen darüber<br />

zu reden. Mit einem Mitbruder spreche<br />

ich über das, was mich bewegt, auch<br />

über die Sehnsucht. Manchmal kann ich<br />

dann darüber lachen und merke, was für<br />

Luftschlösser ich bauen kann... Zärtlichkeit<br />

kann sich auch auf anderen Ebenen als auf<br />

GEMEINSCHAFT<br />

Mit benediktinischen Mitstudenten an Heiligabend<br />

in Rom.<br />

der körperlichen ausdrücken, in einem<br />

freundschaftlichen Zusammensein beispielsweise,<br />

in schöner Musik, in der ästhetischen<br />

Gestaltung des eigenen Zimmers, im<br />

achtsamen Umgang in der Natur und auch<br />

im Gebet. Ich finde, wenn ein Mönch das<br />

Gebetsleben nicht pflegt, dann ist es vorprogrammiert,<br />

dass er scheitert. Klosterleben<br />

ist und bleibt Verzicht. Aber wenn ich<br />

verzichte, um des Verzichts willen, dann ist<br />

es falsch. Ich verzichte auf die körperliche<br />

Liebe für etwas, was mehr ist. Ich kann es<br />

nicht in Worte fassen; das kann ich nur<br />

erahnen, erspüren. Das sind Sphären – es ist<br />

wie beim Verliebtsein. Wenn wirklich Liebe<br />

im Spiel ist, kann man es nicht in Worte fassen.<br />

Es bleibt ein Geheimnis, weshalb sich<br />

zwei Menschen anziehen; – es bleibt ebenso<br />

ein Geheimnis, warum jemand ins Kloster<br />

geht. Es ist ein Berührtsein von etwas, – das<br />

alles Weltliche übersteigt.<br />

Susann Bosshard-Kälin<br />

Pater Benedict Reto Arpagaus<br />

Jahrgang 1971<br />

Geboren in Cumbel im Kanton Graubünden;<br />

aufgewachsen in Cham; erlernter<br />

Beruf: Krankenpfleger; im Kloster <strong>Einsiedeln</strong><br />

seit 2005; ewige Profess 2007; Diakonweihe<br />

am 3. Januar 2009; Priesterweihe<br />

am 10. Oktober; Klosterprimiz am<br />

18. Oktober sowie Heimatprimiz am 25.<br />

Oktober 2009.<br />

9


10<br />

GEMEINSCHAFT<br />

Feierliche Profess<br />

Jetzt und in Ewigkeit<br />

ganz für Gott da sein<br />

Am 8. September 2009 legten Frater Daniel Emmenegger und Frater Justinus<br />

Pagnamenta im Kloster <strong>Einsiedeln</strong> im Rahmen des Pontifikalamtes zum Hochfest<br />

Mariae Geburt ihre feierliche Profess ab. Die Predigt zu den Tageslesungen<br />

Römerbrief 8,28-30 und Matthäus-Evangelium 1,18-23 hielt Abt Martin Werlen.<br />

Sie wird hier für die Leserinnen und Leser von «Salve» wiedergegeben.<br />

Liebe Schwestern und Brüder<br />

Die Lebenserwartung des Menschen in unseren<br />

Breitengraden ist in den vergangenen<br />

Jahrzehnten massiv gesunken. Hatten früher<br />

viele Menschen eine Lebenserwartung<br />

von «fünfzig Jahren plus die Ewigkeit», so<br />

gehen heute viele davon aus, dass mit «achtzig<br />

plus nichts» alles vorbei ist.<br />

Die feierliche Profess provoziert uns in<br />

einer solchen Haltung ganz gehörig. Diese<br />

Feier provoziert uns, Gedanken zu machen<br />

über die Berufung: Die Berufung des Menschen,<br />

die Berufung der Getauften, unsere<br />

eigene Berufung.<br />

«Wer ist der Mensch, der das Leben liebt,<br />

und gute Tage zu sehen wünscht?» So fragt<br />

der heilige Benedikt im Vorwort seiner<br />

Mönchsregel. Zwei junge Männer haben<br />

diese Einladung gehört und antworten darauf<br />

mit der feierlichen Profess. Eine feierliche<br />

Profess ablegen kann nur ein Mensch,<br />

der Freude hat am Leben und für sein Leben<br />

dankbar ist.<br />

Auch die Lesung aus dem Römerbrief,<br />

die wir gehört haben, ist diesbezüglich eine<br />

ganz gehörige Provokation: Wir sind nach<br />

Gottes ewigem Plan berufen. Niemand von<br />

uns ist ein Zufallsprodukt. Wir alle sind von<br />

Gott geliebt und gewollt. Wir sind berufen,<br />

an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben.<br />

Wir dürfen mit Christus leben, mit<br />

ihm sterben und mit ihm auferstehen.<br />

Was machen wir mit dem Geschenk unseres<br />

Lebens? Was machen wir mit der Sehnsucht<br />

nach wirklichem Leben, nicht einfach<br />

nach Überleben? Was machen wir mit der<br />

Sehnsucht nach ewigem Leben? Das Leben<br />

in Fülle finden wir nur bei dem, der uns das<br />

Frater Justinus (von links) und Frater Daniel<br />

legen ihre Gelübde ab, begleitet vom Fraterinstruktor<br />

Pater Gregor (rechts).


Die Neuprofessen während des Segensgebetes durch Abt Martin.<br />

Leben geschenkt hat. Das Leben in unserer<br />

Mönchsgemeinschaft ist eine mögliche Weise,<br />

das Leben Gott zu schenken und so auf<br />

dem Weg zum Leben in Fülle zu sein. Eine<br />

feierliche Profess kann nur der Mensch ablegen,<br />

der sich fragt, was er aus dem Geschenk<br />

des Lebens macht – für alle Ewigkeit.<br />

Frater Daniel und Frater Justinus haben<br />

in ihrem Leben die Erfahrung gemacht, dass<br />

der mehr vom Leben hat, der glaubt. Gerade<br />

weil Gott bei denen, die ihn lieben, alles<br />

zum Guten führt, sind sie mit dem heiligen<br />

Benedikt selbst in Schwierigkeiten überzeugt:<br />

«Sobald man im klösterlichen Leben<br />

und im Glauben Fortschritte macht, weitet<br />

sich das Herz, und man geht den Weg der<br />

Gebote Gottes in unsagbarer Freude der<br />

Liebe.»<br />

Wer es wagt, weiter zu schauen, als nur<br />

auf die paar Jahre, die uns hier geschenkt<br />

sind, gerät nicht in Panik. Er muss nicht verzweifelt<br />

jeden Halm packen, der ein wenig<br />

Hoffnung verheisst. Er muss nicht jedem<br />

Vergnügen nachspringen, um wenigstens<br />

GEMEINSCHAFT<br />

etwas vom Leben zu haben. Er kann sogar in<br />

den alltäglichsten Dingen des Lebens erfahren,<br />

dass Gott mit uns ist.<br />

Maria, deren Geburtsfest wir heute feiern,<br />

ist das Urbild eines solchen Glaubens.<br />

Mit ihren Worten und mit ihrem ganzen Leben<br />

sagt sie: «Ich will ganz für Gott da<br />

sein!» Das ist auch unsere Berufung: Ganz<br />

für Gott da sein. Das sagen Frater Daniel<br />

und Frater Justinus mit dem Ablegen der<br />

Profess. Mit uns feiern auch Getaufte anderer<br />

Konfessionen: Die orthodoxe Tradition<br />

ist hier vertreten und verschiedene Gemeinschaften<br />

der reformierten Tradition. Den<br />

Weg zur Einheit der Kirche finden wir,<br />

wenn wir alle wie Maria danach trachten,<br />

ganz für Gott da zu sein.<br />

Die Liebe Gottes zu uns Menschen – zu<br />

jedem einzelnen von uns – bezeugen Frater<br />

Daniel und Frater Justinus durch diese feierliche<br />

Profess. Denn wir können unser Leben<br />

nur dem schenken, der uns durch und durch<br />

liebt.<br />

Abt Martin Werlen<br />

11


12<br />

GEMEINSCHAFT<br />

Saint-Maurice und <strong>Einsiedeln</strong><br />

Zwei Orte mit besonderer Kraft<br />

Ihr diesjähriger Ausflug führte die Einsiedler Oblaten in die Abtei Saint-Maurice, wo<br />

sie von Abt Joseph Roduit zur heiligen Messe, zu einer ausgiebigen Klosterführung<br />

und zum Gastmahl empfangen wurde. Die zwei Klostergemeinschaften sind seit Jahrhunderten<br />

in einer Gebetsverbrüderung verbunden. Doch die Beziehungen zwischen<br />

Saint-Maurice und <strong>Einsiedeln</strong> gehen zurück bis ins Jahr 948, als hier die erste Klosterkirche<br />

dem heiligen Mauritius als Hauptpatron geweiht wurde.<br />

Das Bindeglied zwischen Saint-Maurice und<br />

<strong>Einsiedeln</strong> ist kein Geringerer als der heilige<br />

Mauritius, dessen Grabstätte sich in Saint-<br />

Maurice befindet. Dort kann auf der archäologischen<br />

«Baustelle» am Standort der ersten<br />

von insgesamt acht Kirchen das Grab<br />

heute noch besichtigt werden. Es ist ein eindrückliches<br />

Erlebnis, an dem Ort zu stehen,<br />

wo der römische Soldat thebäischer (ägyptischer,<br />

bzw. koptischer) Herkunft zum Märtyrer<br />

und zum Samenkorn für den christlichen<br />

Glauben in der Schweiz wurde.<br />

Wiege der <strong>Wallfahrt</strong><br />

Saint-Maurice darf ausserdem als Wiege der<br />

christlichen <strong>Wallfahrt</strong> in der Schweiz betrachtet<br />

werden, Pilger in Saint-Maurice sind<br />

schon im 5. Jahrhundert nachgewiesen. Bischof<br />

Theodul in Martigny (Octodurum) hatte<br />

die Gebeine der getöteten Thebäer entdeckt,<br />

als er gegen Ende des 4. Jahrhunderts<br />

unter dem Felsen von Saint-Maurice eine Gedenkstätte<br />

errichten liess. Hier hatten schon<br />

die Römer und vor ihnen die Kelten ihre Toten<br />

begraben. Nun pilgerten Christen an den<br />

Ort, um Mauritius und seine Gefährten zu<br />

verehren und um ihren Schutz zu bitten. Bereits<br />

in der «Leidensgeschichte der Märtyrer<br />

von Agaunum» schreibt Bischof Eucherius<br />

von Lyon, dass man nach Saint-Maurice pilgerte<br />

und dort Weihegeschenke hinterliess.<br />

Die Verehrung des Mauritius und seiner<br />

Gefährten als Märtyrer entfaltete eine enorme<br />

Strahlkraft weit herum in Europa. Im<br />

Mittelalter war Mauritius ein sehr angesehener<br />

Märtyrer im Reich. 962 wurde das<br />

Mauritius-Fest (22. September) vom Papst<br />

bestätigt. Mauritius wurde für manche Kirchen,<br />

so auch in <strong>Einsiedeln</strong>, zum Patron erhoben,<br />

Kaiser Otto I. erwählte ihn gar zu seinem<br />

persönlichen Patron. Reliquien des<br />

Mauritius und seiner Gefährten waren sehr<br />

begehrt. Das musste auch der heilige Ulrich,<br />

Bischof von Augsburg gewusst haben. Er<br />

war mit Eberhard, dem ersten Abt im Finsteren<br />

Wald, befreundet und kannte dessen<br />

Baupläne für ein Kloster am Ort der Meinradszelle.<br />

Es wird berichtet, Ulrich habe um<br />

das Jahr 940 eine <strong>Wallfahrt</strong> nach Saint-Maurice<br />

unternommen, um die ihm von König<br />

Conrad von Burgund versprochenen Reliquien<br />

abzuholen.<br />

Der Arm des Mauritius<br />

Wie aus verschiedenen Quellen zu entnehmen<br />

ist, soll es sich um einen Arm gehandelt<br />

haben. Im Jahr 963 brachte ihn Ulrich nach<br />

<strong>Einsiedeln</strong>, verpackt in ein silbernes, mit Edelsteinen<br />

besetztes Kästchen. So konnte denn<br />

die erste Einsiedler Klosterkirche am 24. August<br />

948 nebst der Mutter Gottes auch Mauritius<br />

als «Hauptpatron» geweiht werden.


Ob es indessen im 10. Jahrhundert bereits<br />

zu einer Gebetsverbrüderung zwischen<br />

Saint-Maurice und <strong>Einsiedeln</strong> gekommen<br />

ist, lässt sich quellenmässig nicht mehr feststellen,<br />

aber wie Pater Sigismund de Courten<br />

(1867–1947) 1933 in «Les Echos de St-<br />

Maurice» schrieb, gehen die (guten)<br />

Beziehungen zwischen den beiden Klöstern<br />

tatsächlich auf das 10. Jahrhundert zurück.<br />

«Aussergewöhnlich populär»<br />

Die spirituelle Kraft des heiligen Mauritius<br />

und seiner Gefährten muss in der Tat ausserordentlich<br />

gewesen sein, sonst hätte die besondere<br />

Verehrung dieses Heiligen wohl<br />

nicht die Jahrhunderte überdauert. Denn wie<br />

in Pater Sigismunds Artikel von 1933 zu lesen<br />

GEMEINSCHAFT<br />

ist, war die Mauritius-Verehrung gegen Ende<br />

des 16. Jahrhunderts auch in <strong>Einsiedeln</strong> noch<br />

«ausserordentlich populär». Aus diesem<br />

Grunde hätten sich die Chorherren von Saint-<br />

Maurice entschieden, dem Kloster <strong>Einsiedeln</strong><br />

«weitere Reliquien» der Märtyrer von Saint-<br />

Maurice zu schenken. «Aus Dankbarkeit» dafür<br />

habe der damalige Fürstabt Augustin II.<br />

von Biberegg den Chorherren von Saint-<br />

Maurice eine Gebetsverbrüderung angeboten.<br />

Das handschriftliche und gesiegelte Dokument<br />

trägt das Datum des 16. März 1679<br />

und die Unterschriften Abt Augustins und<br />

seines Dekans Pater Christoph von Schönau.<br />

Es wird im Archiv von Saint-Maurice – fein<br />

säuberlich in ein Holzkistchen verpackt – aufbewahrt<br />

und in Ehren gehalten. Das vertrag-<br />

Mit ihrem Vertrag aus dem Jahr 1479 erneuerten die Klostergemeinschaften von Saint-Maurice<br />

und <strong>Einsiedeln</strong> ihre noch heute bestehende Gebetsverbrüderung.<br />

13


14<br />

GEMEINSCHAFT<br />

liche Gegenstück liegt im Klosterarchiv <strong>Einsiedeln</strong><br />

(siehe Bild). Aus dem «Summarium»<br />

des Klosterarchivs geht allerdings eindeutig<br />

hervor, dass die Vereinbarung von 1679 eine<br />

«Erneuerung der Verbrüderung» zwischen<br />

den beiden Klöstern war.<br />

Zum Gedenken der Toten<br />

Gebetsverbrüderungen zwischen Mönchsgemeinschaften<br />

kennt man schon aus viel früherer<br />

Zeit. <strong>Einsiedeln</strong> beispielsweise schloss mit<br />

dem damaligen Kloster St. Blasien (heute St.<br />

Paul im Lavanttal/Kärnten) bereits um 1080 eine<br />

Verbrüderung. Im «Summarium» sind solche<br />

etwa mit Ettheimmünster (1483), Witten<br />

(1501), mit den Luzerner Kapuzinern (1621),<br />

mit der Schweizer Benediktiner-Kongregation<br />

(1630), mit Franziskanern (1641) und die<br />

Erneuerung einer älteren Verbrüderung mit<br />

dem Kloster Gengenbach (1664) verzeichnet.<br />

Im Wesentlichen geht es bei einer klösterlichen<br />

Gebetsverbrüderung um das Totengedenken.<br />

Zu diesem Zweck wurden und<br />

werden Listen der verstorbenen Mönche im<br />

jeweiligen Kloster geführt. In <strong>Einsiedeln</strong> sollen<br />

die noch geltenden Verbrüderungen<br />

nächstens auf den neuesten Stand gebracht<br />

werden. Nach wie vor in Kraft sind jedenfalls<br />

die Vereinbarungen mit St. Blasien/St.<br />

Paul und mit Saint-Maurice.<br />

Zwischen den beiden besonderen Gnadenorten<br />

Saint-Maurice und <strong>Einsiedeln</strong> be-<br />

steht somit von alters her eine doppelte<br />

Verbindung – zum einen die Gebetsverbrüderung,<br />

zum anderen die Verehrung des<br />

heiligen Mauritius als Kirchenpatron. Wenn<br />

heutzutage die Reliquien auch weitgehend<br />

aus der Liturgie verschwunden sind, ist Mauritius<br />

nach wie vor sehr gegenwärtig, sei es jedesmal<br />

dann, wenn die nach ihm benannte<br />

Mauritius-Orgel erklingt, sei es, wenn die<br />

Mönchsgemeinschaft zu seinem Fest am 22.<br />

September «uralte, aus Gallien stammende<br />

Texte» singt, «die wohl schon damals von St.<br />

Maurice gebracht wurden», wie in Abt Georg<br />

Holzherrs Klostergeschichte zu lesen ist.<br />

Als Statue ist der heilige Mauritius auch<br />

an sehr prominenter Stelle an der Kirchenfassade<br />

gegenwärtig, zuoberst in einer Nische<br />

auf der Mittelachse steht er und wacht<br />

über den Klosterplatz. Es gibt zwar noch<br />

den Mauritius-Altar, aber die eigene Kapelle<br />

des Heiligen hatte 1680 der heutigen Beichtkirche<br />

Platz machen müssen. Und die feierliche<br />

Prozession zum Mauritiusfest am 22.<br />

September gehört auch der Vergangenheit<br />

an. Dass der einstige Hauptpatron der Kirche<br />

hingegen beim Bau der barocken Kirchenfassade<br />

eine Stufe «absteigen» musste,<br />

weil der oberste Platz der Gottesmutter eingeräumt<br />

wurde, wird er der Lieben Frau von<br />

<strong>Einsiedeln</strong> und ihren Mönchen wohl kaum<br />

verargen wollen.<br />

Erich Liebi<br />

1500 Jahre ohne Unterbruch<br />

Die Strahlkraft der Blutzeugen von Saint-Maurice hatte zu Beginn des 6. Jahrhunderts<br />

auch Sigismund, den künftigen König Burgunds, erreicht. Er war Christ geworden und<br />

verspürte das Bedürfnis, für eine Freveltat zu büssen, weshalb er im Jahr 515 am Ort der<br />

Mauritius-Verehrung eine Kirche und ein Kloster errichten liess. Die Mönche, deren Aufgabe<br />

es war, die Mauritius-Pilger zu betreuen, stammten aus dem berühmten Jura-Kloster<br />

Condat, seit 1128 leben bis auf den heutigen Tag Augustiner Chorherren nach der Regel<br />

des heiligen Augustinus an dem Ort.<br />

Saint-Maurice hat im Laufe der Jahrhunderte manch harten Schicksalsschlag hinnehmen<br />

müssen – Verwüstungen durch die Sarazenen, Feuersbrünste, Bergstürze, den letzten<br />

1942. Doch es gab jedes Mal einen neuen Anfang, sodass der heutige Abt, Msg. Joseph<br />

Roduit, und seine rund fünfzig Mitbrüder im Jahr 2015 etwas zu feiern haben, was<br />

in ganz Europa einmalig ist: 1500 Jahre ununterbrochene Existenz der Abtei.


Postkarte vom Pilgerweg (15)<br />

Geschätzte Leserin<br />

Geschätzter Leser<br />

Volksmusik-Sendungen sind für mich so verlogen und<br />

bizarr, dass ich einfach nicht anders kann – als am<br />

Fernsehen einige Minuten zu verweilen. All diese<br />

wallenden falschen Haarteile, fletschenden weissen<br />

Hollywood-Zähne und nicht zuletzt die Auf-Teufelkomm-raus-Schunkel-Stimmung<br />

als gäbe es kein Morgen,<br />

dies ist schon atemberaubend irre. Der absolute Clou sind die Texte.<br />

Die Scham vor Kitsch wird da nicht nur über Bord geworfen, sondern gleich in unergründliche<br />

Tiefen des Meeresgrundes versenkt. Und die katholische Kirche ist mittendrin, schunkelt mit.<br />

Sie glauben es nicht? Während in der katholischen Kirche noch gestritten wird, ob nach altem<br />

oder neuem Ritus Messe gefeiert werden darf oder soll, nimmt für Österreich bereits ein<br />

waschechter Pfarrer, der Franz Brei aus Hatzendorf-Unterlamm, am Finale des GP der Volksmusik<br />

teil. Und nicht nur das, er singt sich gar haarscharf am Titel vorbei. Die CD «Himmlische<br />

Klänge» ist nichtsdestotrotz bereits im Handel und – Gott sei Dank? – ein Renner.<br />

Und wer konnte Himmelstürmer Pfarrer Brei stoppen? Niemand geringeres als der «Engel<br />

von Marienberg». So heisst der gnadenlos geschmacklose Siegertitel aus dem Südtirol des<br />

Duos Vincent & Fernando. Kurz zur Geschichte des Liedes: Das Mädchen Kathrin wird als Waise<br />

vor einem Kloster ausgesetzt. Dort wächst das Mädchen auf, führt ein «gottgefälliges» Leben<br />

und wird zur Schutzpatronin einer ganzen Region.<br />

Sagen wir es ganz offen: Der Text ist hochnotpeinlich, von der ersten bis zur letzten<br />

Zeile. Aber er trifft den Geschmack vieler Menschen. Fragt sich also: Müsste die Kirche in den<br />

Gottesdiensten mehr «Engel von Marienberg» besingen und öfters mit einem fülligen Pfarrer<br />

Brei eine Polonaise durch das Kirchenschiff veranstalten? Um, wie es ein Marketing-Spezialist<br />

formulieren würde, «die Kirche wieder unters Volk zu bringen»?<br />

Die Versuchung ist da. Viele Kirchen wagen diesen Schritt der gestalterischen Offenheit<br />

bereits – um es einmal wohlwollend auszudrücken. Für mich ein Alptraum. Ich schätze an einer<br />

katholischen Messe, dass ich jede Minute weiss, ob ich am Oktoberfest, an einem Rockkonzert<br />

oder an einer Feier mit Gott bin. In einem Moment, in dem endlich mal der Lärm des<br />

täglichen Lebens verstummt und etwas weitaus Grösserem Platz macht.<br />

Ich wünsche mir, dass die katholische Kirche noch lange den Mut hat, den Finger für ein<br />

«Silentium» auf den Lippen zu halten, auch wenn andere darüber höhnen.<br />

Oliver Kraaz<br />

PS: Wie immer der Himmel auch aussehen wird: Ich hoffe schwer, dass Pfarrer Brei nicht im<br />

gleichen Seitenflügel wohnen wird wie ich.<br />

Oliver Kraaz (39) ist seit 2004 Oblate in <strong>Einsiedeln</strong>. Er ist verheiratet, Vater einer Tochter und<br />

lebt in Zürich. «Postkarte vom Pilgerweg» ist der persönliche Reisebericht zu den Erlebnissen<br />

seines Alltages.<br />

15


16<br />

GEMEINSCHAFT<br />

Gebetsanliegen<br />

«Ich möchte Ihnen eine Sorge anvertrauen». Mit diesem Wunsch bittet jemand um<br />

das Gebet für eine Familie. Die Eltern sind in einer grossen Krise: Der Mann ist im<br />

Beruf sehr beschäftigt, die Frau möchte alles recht machen. Sie schreien sich oft an und<br />

bringen immer weniger Wertschätzung füreinander auf. Ein anderes Paar kann seine<br />

Probleme nicht angehen, weil der<br />

Mann eine fachliche Hilfe ausschliesst.<br />

Diese, aber auch andere<br />

Paare in der Krise möchten wir im<br />

Marienmonat Oktober der Fürbitte<br />

der Gnadenmutter von <strong>Einsiedeln</strong><br />

anempfehlen.<br />

Viele Menschen bitten um unser<br />

Gebet für ihre Kinder: Einer Mutter<br />

bereitet der Sohn grossen Kummer,<br />

einer anderen Mutter ihre Tochter,<br />

Ein Wunsch,<br />

der still für uns und andre fleht,<br />

ein Seufzer,<br />

der dem Herzen leis entweht,<br />

den keine Lippe spricht,<br />

ist ein Gebet.<br />

Johann Gottfried von Herder<br />

die schon seit 23 Jahren psychisch krank ist; der Leidensdruck für sie und die ganze<br />

Familie sei sehr gross. Ein Vater bittet darum, dass sein Sohn eine Anstellung bekommt.<br />

Eine zuckerkranke Frau geht uns um das Gebet bei der Madonna von <strong>Einsiedeln</strong> an:<br />

Sie würde gerne gesund bleiben und so für ihre Kinder und Enkel da sein können.<br />

Immer wieder wenden sich auch Menschen nach <strong>Einsiedeln</strong>, die sich durch dunkle<br />

Mächte an Leib und Seele bedroht fühlen. Ein junger Mann braucht unser Gebet. Er<br />

leidet an plötzlich auftretenden Panik- und Angstzuständen, die sich danach in seinem<br />

Körper als Müdigkeit und innere Unruhe niederschlagen.<br />

Junge Menschen tun sich oft schwer mit den Veränderungen ihrer Stimmungslage und<br />

ihres Körpers. In unseren Gebeten dürfen wir vor allem jene begleiten, die sich als nicht<br />

liebenswert empfinden. Eine junge Frau bittet darum, sich nicht mehr so fest von ihrem<br />

Äussern bestimmen zu lassen, das ihr grosse Mühe macht.<br />

Wir wollen auch jene Menschen nicht vergessen, die an den Folgen der Wirtschaftskrise<br />

leiden. Denken wir an die jungen Menschen, die nach der Ausbildung keine Arbeit finden,<br />

oder an die älteren Berufstätigen, die aufgrund ihres Alters keine Chance haben,<br />

eine neue Stelle antreten zu können. Auch bitten wir für alle, die sich immer wieder vertrauensvoll<br />

an unser «Goldenes Ohr» wenden.<br />

Das Gnadenbild Unserer Lieben Frau von <strong>Einsiedeln</strong><br />

mit dem «Grossen-Engelweihe»-Kleid von 1792,<br />

geschaffen in Strassburg.


18<br />

GEMEINSCHAFT<br />

KONVENT<br />

GLÖCKLI<br />

RÜCKBLICK<br />

28. Juni<br />

Heute sind im Konventamt jene Ministranten<br />

und Ministrantinnen ein letztes Mal im Einsatz,<br />

die ein paar Tage zuvor ihr Maturitätszeugnis<br />

erhalten haben und es sich einrichten können,<br />

nochmals ins Kloster zu kommen.<br />

30. Juni<br />

Sitzung der Archivkommission in Pfäffikon. Da<br />

die Mitglieder ihre Arbeit weitgehend unentgeltlich<br />

leisten, fährt die Gruppe zum Dank<br />

anschliessend auf die Ufnau. Sylvia Fontana<br />

(Restaurierungsunternehmen Fontana & Fontana)<br />

und Fredy Kümin (Freunde der Insel<br />

Ufnau) erklären die Restaurierung der beiden<br />

Gotteshäuser sowie das Projekt «Insel der<br />

Stille».<br />

11. August<br />

Heute wird die neue Telefonzentrale in Betrieb<br />

genommen. Um 10.00 Uhr wird die alte<br />

abgeschaltet und dann werden die einzelnen<br />

Teilnehmer an die neue Anlage angeschlossen.<br />

PERSONELLES<br />

10. Mai<br />

Pater Angelo hat als Vertreter des Klosters an<br />

der Eröffnung der Ausstellung «Il Teatro nel<br />

Collegio Papio» zum Andenken an Pater Hugo<br />

Sander teilgenommen. Die Schule in Ascona<br />

war vor 425 Jahren gegründet worden.<br />

21. Juni<br />

Pater Angelo ist als Vertreter unserer Gemeinschaft<br />

im Kloster Seedorf, wo die dorti-<br />

ge Klostergemeinschaft zusammen mit Bischof<br />

Amédée, Abt Georg und vielen Freunden<br />

des Klosters Gott für die Ankunft der ersten<br />

Benediktinerinnen aus Claro vor 450<br />

Jahren dankte.<br />

2. Juli<br />

Beim Abschlusskolloquium des Ausbildungskurses<br />

«Einführung in die Jugendpastoral» von<br />

Pater Benedict ist auch Abt Martin in Benediktbeuern<br />

und freut sich über die ausgezeichnete<br />

Arbeit von Pater Benedict. Der Titel der Arbeit<br />

lautet: «Startkonzept für meine Tätigkeit als<br />

Schulseelsorger an der Klosterschule der Benediktinerabtei<br />

Maria <strong>Einsiedeln</strong> (CH)».<br />

8. Juli<br />

In Hamburg findet heute im Jungen Schauspielhaus<br />

die Preisübergabe des Kulturpreises<br />

der «Stiftung Bibel und Kultur» statt. Für die<br />

Welttheatergesellschaft nimmt dessen Vorstand<br />

den Preis entgegen, unter ihnen auch<br />

Pater Urban.<br />

12.–15. Juli<br />

Pater Matthäus und Pater Gabriel besuchen<br />

den Weiterbildungskurs der Schweizerischen<br />

Benediktinerkongregation in Fischingen.<br />

13.–17. Juli<br />

Pater Giorgio hält Im Kloster Camaldoli (I) die<br />

Annuale Settimana Biblica.<br />

18. Juli<br />

Pater Chrysostomus kehrt am Samstag von seinem<br />

Rehabilitationsaufenthalt in Bad Zurzach<br />

ins Kloster zurück.<br />

19. Juli<br />

Abt Martin feiert in Altötting bei der Behindertenwallfahrt<br />

der Malteser das Pontifikalamt.<br />

21.–26. Juli<br />

Es findet die <strong>Wallfahrt</strong> der Fahrenden statt.<br />

Neben Pater Urban kommt auch Abt Martin<br />

zu verschiedenen Zeitpunkten mit den Fahrenden<br />

zusammen. Weiter zum Seelsorge-


team gehören Pater Leonhard Sexauer von<br />

Mariastein. Dem Pilgergottesdienst am Samstagnachmittag<br />

steht Weihbischof Martin<br />

Gächter vor.<br />

26. Juli<br />

Vor 500 Jahren wurde in Thüringen (Vorarlberg)<br />

die St. Anna Kirche geweiht. Abt Martin<br />

hält den Festgottesdienst und die Predigt.<br />

1. August<br />

Abt Martin hält um 11.30 Uhr in Greifensee<br />

und um 20.30 Uhr in Baden die 1. August-Ansprache.<br />

An beiden Orten sind je circa 1500<br />

Anwesende.<br />

15. August<br />

Heute übernimmt Pater Jean-Sébastien von<br />

Pater Urban die Verantwortung für den Hof<br />

und für die Gäste. Während der nächsten Monate<br />

steht ihm Pater Patrick in dieser Aufgabe<br />

bei.<br />

Frater Mauritius übernimmt heute das<br />

Amt des Fraterseniors.<br />

Pater Gregor hält die Pilgerpredigt am<br />

<strong>Wallfahrt</strong>sfest in Kirchhofen (Breisgau).<br />

16. August<br />

Pater Urban verreist heute Abend mit der<br />

Gruppe der Ministranten nach Rom. Begleitet<br />

wird er von Pater Benedict, der ab dem neuen<br />

Schuljahr die Verantwortung für die Ministranten<br />

übernimmt.<br />

17.–21. August<br />

Magister und Fratres nehmen an der Junioratswoche<br />

der Schweizer Benediktiner in Maria<br />

Niederrickenbach teil.<br />

25. August<br />

Im Gottesdienst um 9 Uhr setzt Abt Martin in<br />

St. Gerold Pater Kolumban als neuen Propst<br />

ein.<br />

28. August – 2. September<br />

Frater Daniel und Frater Justinus sind für Exerzitien<br />

vor der ewigen Profess bei Pater Gabriel<br />

Bunge im Eremo im Tessin.<br />

GEMEINSCHAFT<br />

Novize Philipp bereitet sich unter der Leitung<br />

von Pater Urban ab dem 2. September<br />

auf die zeitliche Profess vor.<br />

8. September<br />

Abt emeritus Georg und Pater Matthäus begehen<br />

ihr 60. und Pater Odo sein 50. Professjubiläum.<br />

Frater Daniel und Frater Iustinus legen im<br />

Konventamt die feierliche Profess ab.<br />

Novize Philipp feiert während der Laudes<br />

die einfache Profess.<br />

9. September<br />

Pater Maurus kann heute seinen 80. Geburtstag<br />

begehen.<br />

10. Oktober<br />

Um 10.15 Uhr findet die Priesterweihe von<br />

Pater Benedict und Pater Aaron statt.<br />

11. Oktober<br />

9.30 Uhr: Primiz von Pater Aaron.<br />

17. Oktober<br />

Pater Lukas feiert den 65. Geburtstag.<br />

18. Oktober<br />

9.30 Uhr: Primiz von Pater Benedict.<br />

1. November<br />

60. Professjubiläum von Pater Joachim.<br />

2. November<br />

90. Geburtstag von Pater Roman.<br />

VORSCHAU<br />

19


20<br />

WALLFAHRT<br />

Juwa 09<br />

Primiz an der Juwa 09<br />

Mit dem Thema «Das Leben lieben» lädt das Kloster <strong>Einsiedeln</strong> und das Vorbereitungsteam<br />

am 10. / 11. Oktober 2009 Junge und Junggebliebene zum neunten<br />

Mal zur «Jungen <strong>Wallfahrt</strong> <strong>Einsiedeln</strong>» (kurz: Juwa) ein. Nachdem die Juwa im<br />

letzten Jahr erstmals an einem Wochenende mit geändertem Programm stattfand,<br />

wird diese neue Form mit Katechese auch für dieses Jahr beibehalten.<br />

Ein bleibendes Erlebnis und sicher der Höhepunkt<br />

der Juwa 09 wird die Primiz von Neupriester<br />

Pater Aaron Brunner am Sonntagmorgen<br />

sein. Er steht nach der Priesterweihe<br />

am Samstag zum ersten Mal der Heiligen<br />

Messe vor. Pater Aaron hat schon diverse Juwas<br />

im Ad-hoc-Chor mitgestaltet. Deshalb<br />

ist es ein besonderes Zeichen, dass er diesen<br />

einzigartigen Moment in seinem Leben in<br />

diesen Rahmen stellt.<br />

Der Neupriester Pater Aaron steht an der Juwa<br />

dem Hauptgottesdienst vor.<br />

Andere Höhepunkte des Wochenendes sind<br />

aus dem Programm ersichtlich:<br />

Samstag, 10. Oktober 2009<br />

Fusswallfahrt nach <strong>Einsiedeln</strong>: ab Zug (7<br />

Std.), vom Kloster Fahr (5 ½ Std.), von Rapperswil<br />

(4 ½ Std.), von Altmatt (2½ Std.).<br />

• Möglichkeit zur Teilnahme an der Vesper<br />

in der Klosterkirche<br />

• «Warm-up» mit Rosenkranzknüpfen, Basketballspiel,<br />

Church-Games und Singen<br />

• Katechese mit Jugendbischof Denis Theurillat<br />

und Abt Martin Werlen<br />

Sängerinnen und Sänger gesucht!<br />

Auch dieses Jahr werden die Vigilfeier<br />

und der feierliche Primizgottesdienst mit<br />

dem Neupriester Pater Aaron Brunner am<br />

Sonntagmorgen, 11. Oktober 2009, in der<br />

Einsiedler Klosterkirche von einem Adhoc-Chor<br />

gestaltet. Wer Freude hat am<br />

Singen melde sich möglichst bald unter<br />

Tel. 079 562 43 62 oder Ruth@Mory-Wigger.ch<br />

mit folgenden Angaben: Name<br />

und Adresse, Stimmlage (Sopran, Alt, Tenor,<br />

Bass), Telefon. Ruth Mory-Wigger<br />

und Thomas Scheibel freuen sich über viel<br />

Unterstützung bei der musikalischen Gestaltung!


• Vigilfeier in der Klosterkirche und Beichtgelegenheit,<br />

anschliessend gemütliches Beisammensein<br />

Sonntag, 11. Oktober 2009<br />

• Morgengebet mit Abt Martin Werlen<br />

• Feierliches Primizamt des Neupriesters Pater<br />

Aaron Brunner mit anschliessendem<br />

Aperitif<br />

• Austausch in Kleingruppen zum Thema<br />

«Berufung» mit einem Ehepaar, einem<br />

Oblaten, einem Neupriester und mit Ordensleuten<br />

Altbewährt bleibt das Ziel der Juwa, den<br />

Teilnehmenden eine Möglichkeit zu bieten,<br />

aus der Hektik des Alltags in der Stille sich<br />

selber und Gott näher zu kommen, sich Zeit<br />

zu nehmen, den Glauben zu vertiefen und<br />

mit anderen in einen Austausch zu kommen<br />

über Fragen, die uns in unsere Mitte zu Gott<br />

führen.<br />

Wir freuen uns auf viele, die mit uns feiern,<br />

suchen und auf dem Weg sind.<br />

Regina Käppeli<br />

<strong>Wallfahrt</strong>stage grosser Pilgergruppen 2009<br />

Alle Gottesdienste finden jeweils in der Klosterkirche statt.<br />

WALLFAHRT<br />

9. Einsiedler Junge <strong>Wallfahrt</strong><br />

für Jugendliche und junge Erwachsene<br />

Samstag/Sonntag,<br />

10./11. Oktober 2009<br />

Anmeldung und weitere Infos:<br />

www.juwa-einsiedeln.ch<br />

Oktober<br />

Sa 03. Okt. Appenzeller Landeswallfahrt 10.00 Uhr Eucharistie<br />

14.00 Uhr Rosenkranz und<br />

Andacht<br />

So 04. Okt. Rosenkranzsühnekreuzzug 11.00 Uhr Pontifikalamt<br />

14.30 Uhr Andacht<br />

Sa 10. Okt Priesterweihe von Pater Benedict 10.15 Uhr Pontifikalamt<br />

Arpagaus und Pater Aaron Brunner<br />

Sa 10. Okt. Juwa 09 20.45 Uhr Vigilfeier<br />

So 11. Okt. Juwa 09 mit Primiz von 09.30 Uhr Eucharistiefeier<br />

Pater Aaron Brunner<br />

So 11. Okt. Spaniermission 12.15 Uhr Eucharistiefeier<br />

So 11. Okt. Priesterbruderschaft St. Petrus 14.00 Uhr Pontifikalamt<br />

So 18. Okt. Primiz von Pater Benedict Arpagaus 09.30 Uhr Eucharistiefeier<br />

Sa 24. Okt. Katholisches Landvolk Stuttgart (D) 10.30 Uhr Andacht<br />

November<br />

So 29. Nov. Albanermission 12.15 Uhr Eucharistiefeier<br />

21


22<br />

WALLFAHRT<br />

Liturgischer Kalender für den Oktober<br />

1. Do Hl. Theresia vom Kinde Jesus<br />

(† 1897)<br />

Ordensfrau, Kirchenlehrerin<br />

2. Fr Herz-Jesu-Freitag<br />

11.15 Feierliches Konventamt<br />

20.00 Feierliche Komplet<br />

Eucharistische Aussetzung<br />

4. So 27. Sonntag im Jahreskreis<br />

Rosenkranzsonntag<br />

09.30 Feierliches Pontifikalamt<br />

16.30 Feierliche Pontifikalvesper<br />

Eucharistische Aussetzung,<br />

Prozession<br />

6. Di Hl. Bruno († 1101)<br />

Mönch, Einsiedler, Ordensgründer<br />

10. Sa Priesterweihe von<br />

Pater Benedict Arpagaus und<br />

Pater Aaron Brunner<br />

10.15 Liturgie der Priesterweihe<br />

11. So 28. Sonntag im Jahreskreis<br />

Äussere Feier der Übertragung<br />

der Reliquien<br />

des heiligen Meinrad<br />

09.30 Feierliches Primizamt mit<br />

Pater Aaron Brunner (Juwa)<br />

16.30 Feierliche Vesper<br />

Prozession mit dem Haupt<br />

des heiligen Meinrad<br />

13. Di Einsiedler Gebetstag<br />

für geistliche Berufe<br />

13.00– Eucharistische Anbetung<br />

16.00 in der Unterkirche<br />

15. Do Hl. Theresia von Jesus († 1582)<br />

Ordensfrau, Kirchenlehrerin<br />

16. Fr Hl. Gallus, Mönch, Einsiedler,<br />

Glaubensbote<br />

17. Sa Hl. Ignatius von Antiochien<br />

(† 117)<br />

Märtyrer<br />

18. So 29. Sonntag im Jahreskreis<br />

Missionssonntag<br />

09.30 Feierliches Primizamt<br />

mit Pater Benedict Arpagaus<br />

16.30 Feierliche Vesper<br />

23. Fr Jahresgedächtnis für alle<br />

Äbte, Mönche, Nonnen,<br />

Oblaten und Wohltäter<br />

11.15 Feierliches Konventamt<br />

25. So 30. Sonntag im Jahreskreis<br />

09.30 Feierliches Konventamt<br />

16.30 Feierliche Vesper<br />

28. Mi Fest<br />

Hll. Simon und Judas<br />

(Thaddäus), Apostel<br />

11.15 Feierliches Konventamt<br />

31. Sa Fest<br />

Hl. Wolfgang,<br />

Mönch von <strong>Einsiedeln</strong>,<br />

Bischof von Regensburg<br />

11.15 Feierliches Konventamt<br />

Gebetsmeinungen<br />

Oktober<br />

Weltkirche<br />

Dass sich die Christen am Sonntag um<br />

den Altar versammeln, um den Auferstandenen<br />

in der Eucharistie zu feiern.<br />

Kirche Schweiz<br />

Dass sich die Christinnen und Christen<br />

des Reichtums einer weltumspannenden<br />

Kirche immer wieder neu bewusst<br />

werden und den interreligiösen Dialog<br />

pflegen.


Liturgischer Kalender für den November<br />

1. So Hochfest Allerheiligen<br />

(31. Sonntag im Jahreskreis)<br />

09.30 Feierliches Pontifikalamt<br />

16.30 Feierliche Pontifikalvesper<br />

2. Mo Allerseelen<br />

11.15 Feierliches Konventamt<br />

16.30 Feierliche Vesper<br />

4. Mi Hl. Karl Borromäus († 1584)<br />

Bischof<br />

6. Fr Herz-Jesu-Freitag<br />

11.15 Feierliches Konventamt<br />

20.00 Feierliche Komplet<br />

Eucharistische Aussetzung<br />

8. So 32. Sonntag im Jahreskreis<br />

Ausländersonntag,<br />

Tag der Völker<br />

09.30 Feierliches Konventamt<br />

16.30 Feierliche Vesper<br />

9. Mo Fest<br />

Weihe der Lateranbasilika<br />

11.15 Feierliches Konventamt<br />

10. Di Hl. Leo der Grosse († 461)<br />

Papst, Kirchenlehrer<br />

11. Mi Hochfest<br />

Hl. Martin von Tours († 397)<br />

Bischof, Patron des Kantons<br />

Schwyz<br />

11.15 Feierliches Konventamt<br />

16.30 Feierliche Vesper<br />

13. Fr Einsiedler Gebetstag<br />

für geistliche Berufe<br />

13.00– Eucharistische Anbetung<br />

16.00 in der Unterkirche<br />

15. So 33. Sonntag im Jahreskreis<br />

09.30 Feierliches Konventamt<br />

16.00 Feierliche Vesper<br />

16. Mo Hl. Othmar († 759)<br />

Gründerabt von St. Gallen<br />

17. Di Hl. Gertrud († 1302)<br />

Ordensfrau, Mystikerin<br />

21. Sa Unsere Liebe Frau in Jerusalem<br />

22. So Hochfest<br />

Christkönigssonntag<br />

09.30 Feierliches Konventamt<br />

16.30 Feierliche Vesper<br />

24. Di Hl. Kolumban († 615)<br />

Abt, Glaubensbote<br />

29. So 1. Adventssonntag<br />

09.30 Feierliches Konventamt<br />

16.30 Feierliche Vesper<br />

30. Mo Fest<br />

Apostel Andreas<br />

11.15 Feierliches Konventamt<br />

Gebetsmeinungen<br />

November<br />

WALLFAHRT<br />

Weltkirche<br />

Dass sich alle Menschen, besonders die<br />

Politiker und Ökonomen, für die Bewahrung<br />

der Schöpfung engagieren.<br />

Kirche Schweiz<br />

Dass die Migrantenfamilien in unserer<br />

Kirche Aufnahme und in unserer Gesellschaft<br />

eine neue Heimat finden.<br />

23


24<br />

Haben Sie gewusst, dass ...<br />

… unser Glaube eine windige Sache ist? Windig bedeutet ja «zweifelhaft wirkend», «nicht überzeugend».<br />

Wer sagt von sich, sein Glaube sei in diesem Sinn etwas Windiges? Nun behaupte ich<br />

aber, gerade der Glaube von Menschen, die als grosse Glaubende gelten, sei «windig», etwa der<br />

Glaube von Martin Luther King oder von Mutter Theresa. Ist damit gemeint, dass diese Menschen<br />

wie ein Wirbelsturm daherkamen und alle, die weniger stark glaubten, in ihrem Unglauben entlarvten?<br />

Das kann nicht sein. Es geht hier vielmehr um das Wort «windig», das vom griechischen<br />

Pneuma und vom lateinischen Spiritus her zu verstehen ist. Pneuma und Spiritus bezeichnen<br />

Wirklichkeiten, die im Deutschen weit auseinander zu liegen scheinen, nämlich Atem, Wind und<br />

Geist. Das Johannesevangelium arbeitet im 3. Kapitel mit diesem Wort, um eine wichtige Wahrheit<br />

zu formulieren: «Der Wind weht, wo es ihm gefällt. Du hörst ihn rauschen, aber weisst nicht,<br />

woher er kommt und wohin er geht. So ist es auch mit denen, die vom Geist geboren<br />

werden.» Im griechischen Text steht für Wind und Geist Pneuma, im lateinischen Spiritus.<br />

Die Stelle sagt mit dem Wortspiel vom Wind-Geist, dass ein Mensch, der glaubt, vom<br />

Geist geboren wird, dass sein Glaube ein Geschenk des Geistes Gottes ist. Wir haben genug<br />

Anschauungsmaterial für diese Wahrheit. Es kommt vor, dass ein Mensch in einem unreligiösen<br />

Milieu aufwächst und doch den Weg zum Glauben findet. Wir kennen Menschen,<br />

die religiös erzogen wurden, dann den Glauben aufgaben und später wieder neu zu<br />

glauben begannen. Das Wort vom Wind-Geist sagt, dass Glaube ein Geschenk ist, über das<br />

ein Mensch nicht verfügt, dass der Geist Gottes den Glaubenden aber auch auf Wege führen<br />

kann, die neu, unbekannt sind. Deshalb ist die Wahrheit des Wind-Geistes auch für uns wichtig,<br />

die nur einen «windigen», zweifelhaften, nicht überzeugenden Glauben haben. Der Geist<br />

Gottes ist die Kraft, die unseren Glauben trotz seiner Schwachheit zu einer lebendigen Kraft<br />

macht. Pater Alois Kurmann


<strong>Wallfahrt</strong>sinformationen<br />

Seelsorge<br />

Beichtzeiten<br />

Sonn- und Feiertage:<br />

08.30–09.15 / 10.30–11.00 /<br />

15.00–16.00 / 17.00–18.00 Uhr<br />

Montag bis Samstag:<br />

09.00–10.45 / 15.00–16.00 /<br />

17.00–18.00 Uhr<br />

Das «Goldene Ohr»<br />

Postadresse:<br />

Kloster <strong>Einsiedeln</strong><br />

8840 <strong>Einsiedeln</strong><br />

das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch<br />

Segnung von<br />

Andachtsgegenständen<br />

Montag bis Samstag:<br />

12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr<br />

Sonn- und Feiertage:<br />

10.45 / 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr<br />

Öffnungszeiten<br />

Gottesdienste in der Klosterkirche<br />

Sonn- und Feiertage<br />

17.30 Uhr Vorabendmesse (Hauptaltar)<br />

05.30 Uhr Vigil<br />

06.15 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />

07.15 Uhr Laudes<br />

08.00 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />

09.30 Uhr Konventmesse (Hauptaltar)<br />

11.00 Uhr Pilgermesse (Hauptaltar)<br />

12.00 Uhr Sext (Brüderkapelle*)<br />

16.30 Uhr Vesper/Salve Regina<br />

17.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />

20.00 Uhr Komplet<br />

* in der Klausur; nicht öffentlich zugänglich<br />

WALLFAHRT<br />

Kirchenpforte<br />

Montag bis Samstag:<br />

07.45–11.00 / 13.30–16.15 / 17.00–18.15 Uhr<br />

Sonn- und Feiertage:<br />

07.45–09.15 / 10.30–11.45 / 13.30–16.15 /<br />

17.15–18.15 Uhr<br />

Telefon: +41 (0)55 418 61 60<br />

Fax: +41 (0)55 418 62 69<br />

<strong>Wallfahrt</strong>sbüro<br />

Sie erreichen uns telefonisch von<br />

Montag bis Freitag:<br />

08.30–11.00 / 13.30–16.00 Uhr<br />

Telefon: +41 (0)55 418 62 70<br />

Fax: +41 (0)55 418 62 69<br />

E-Mail: wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch<br />

Klosterladen<br />

Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr<br />

Montag–Freitag: 10.00–12.00 Uhr /<br />

14.00–17.30 Uhr<br />

Samstags: 10.00–16.30 Uhr<br />

Werktage<br />

05.30 Uhr Vigil<br />

06.15 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />

07.15 Uhr Laudes<br />

08.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />

09.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />

11.15 Uhr Konventmesse (Hauptaltar)<br />

12.05 Uhr Sext<br />

16.30 Uhr Vesper/Salve Regina<br />

17.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />

20.00 Uhr Komplet<br />

25


3. Juli: Die Notenkonferenz prägte diesen Tag, der am Nachmittag mit einer Feier der Lehrerschaft<br />

im Schulgarten seinen Abschluss fand.<br />

An diesem Nachmittag wurden auch einige bewährte Lehrkräfte und sogar ein ehemaliger<br />

Rektor verabschiedet. Es sind dies: Pater Pascal Meyerhans, Französisch und Religion, Pater<br />

Lorenz Moser, Philosophie und ehemaliger Rektor, Pater Kolumban Reichlin, Religion,<br />

Lucia Manco, Französisch, Vanessa Egli, Deutsch, Regula Zupan, Französisch. Ich danke ihnen<br />

auch auf diesem Wege ganz herzlich für die geleistete Arbeit zugunsten unserer Jugend.<br />

Monat Juli: An der Stiftsschule wurden zwei Schulzimmer im mittleren Gang sanft renoviert<br />

und mit neuen Medien versehen. Bei einem dritten Schulzimmer wurde bereits die<br />

Decke neu gestaltet, Wände, Boden und Medien müssen noch warten.<br />

Pater Hieronymus Krapf führte zum 44. Male sein berühmtes Wanderlager durch. Es<br />

nahmen zwölf aktuelle Stiftsschülerinnen und -schüler teil.<br />

+++ nachrichten +++ nachrichten +++<br />

26<br />

STIFTSSCHULE<br />

Monat August: Anstellung einer neuen Kraft im Hausreinigungsdienst. Wir begrüssen<br />

herzlich Slava Bekcic, <strong>Einsiedeln</strong>, bei uns.<br />

Die Knechtenstube wird als Mensa gebraucht für die Klassen 5 und 6. Diese beiden Klassen<br />

werden sich dort sicher wohl fühlen und dem Raum Atmosphäre verleihen.<br />

2. September: Eröffnung des Schuljahres in der Klosterkirche. Eine feinfühlige Predigt<br />

von Rektor Pater Markus Steiner, die unter anderem von der van Gogh-Ausstellung inspiriert<br />

war, führte uns in das kommende Schuljahr.<br />

Im Theater informierten die Rektoren über kleine Änderungen im Schuljahr. So wurden<br />

auch die neuen Lehrkräfte begrüsst. Die Stiftsschule bereichern werden Dorothée Pottié<br />

(Französisch), Brigitte Blöchlinger-Baumeler (Religion), Pater Benedict Arpagaus (Religion<br />

und Schulpastorale), Remo De Iaco (Physik und Mathematik) sowie Matthias Lüthi (Deutsch<br />

und Philosophie). Bea Stöcklin-Marty, Psychologin, übernimmt die Betreuungsarbeit von<br />

Elisabeth Zortea.<br />

Wir zählen am 2. September 187 (54.5%) Schülerinnen und 156 Schüler, insgesamt also<br />

343. Aus dem Kanton Schwyz stammen 282, aus anderen Kantonen 61 Schülerinnen und<br />

Schüler.<br />

Im Internat leben 30 Schülerinnen und Schüler.<br />

Als Lehrpersonen unterrichten nun insgesamt 44 Personen – 11 Patres, 13 Frauen und 20<br />

Männer. Dazu kommen noch neun zusätzliche Lehrkräfte an der Musikschule.<br />

Ein grosses Dankeschön folgenden Lehrpersonen anlässlich ihres Schuljubiläums: Christine<br />

Lobmaier, Englisch, fünfzehn Jahre; Marite Saxer, Textiles / Nichttextiles Werken, zwanzig<br />

Jahre; Herr Marcel Schuler, Musik, Klavier, FM, Big Band, dreissig Jahre.<br />

Wir freuen uns auf ein gutes Schuljahr 09/10!<br />

Peter Lüthi, Co-Rektor<br />

Weitere Informationen und Fotos zu den obigen Schulnachrichten: www.salve.stift.ch


ECKE<br />

DER ELTERN<br />

Liebe Eltern unserer Schülerinnen<br />

und Schüler<br />

Mitmachen und dabei sein<br />

Was mir oft zu schaffen macht, ist das Verhalten<br />

auf der Auswechselbank bei einem Fussballspiel.<br />

Gerne beobachte ich die Ersatzspieler<br />

und registriere ihre kleinen und grösseren<br />

Signale, welche die Körperhaltung und das<br />

Gesicht senden. Dasselbe beobachte ich im<br />

Schulzimmer. Ich nehme auf, was ich sehe,<br />

und denke oft darüber nach, was sich wohl<br />

im Innern der Menschen abspielt.<br />

Die Beobachtungen während der vergangenen<br />

Monate ergeben irgendeinmal<br />

einen Eindruck, der sich in mir festbrennt,<br />

als gäbe es andere Dinge nur am Rande. Das<br />

Feuer brennt. Aber das ist auch gefährlich<br />

und sollte immer unter Kontrolle gehalten<br />

werden, nicht falsch angegangen werden.<br />

Und dennoch! Mir fehlt bei vielen Menschen<br />

heute die Begeisterung. Die Hingabe<br />

an eine Tat, Handlung oder einfach ans<br />

aktive Denken. Wenn ich an der Stiftsschule<br />

das Gymnasium besuche, mache ich dort mit,<br />

aber genügt das bereits? Gehört zum Mitmachen<br />

nicht auch die Teilnahme? Auch diese<br />

kann passiv oder aktiv gelebt werden. Dabei<br />

sein ist nicht alles – trotz olympischem Geist!<br />

Wer einfach in den Tag hinein lernt und<br />

lebt, wandert im Nebel, hat keine Aussicht<br />

auf eine Lockerung der Wolkendecke, auf<br />

eine Öffnung. Diese öffnenden Perspektiven<br />

sind gleichzeitig die Höhepunkte in der<br />

gymnasialen Ausbildung. Es sind die Transfers,<br />

die unser geschultes Denken ermöglichen,<br />

also die Verbindungen, die wir schaffen<br />

durch das immer grössere Wissen. Wenn<br />

ich aber teilnahmslos im Unterricht nur pas-<br />

STIFTSSCHULE<br />

siv «dabei bin», verlangsamt sich dieser Prozess.<br />

Ich habe selber solche Erfahrungen gemacht.<br />

Was tun? Aktiv «dabei sein», teilnehmen!<br />

Was heisst das? Wir haben an der<br />

Stiftsschule das Angebot von Kursfächern.<br />

Diese werden teilweise interessiert besucht<br />

und gepflegt. Diese aktive Teilnahme fördert<br />

unser Bewusstsein und Wissen. Vor allem<br />

die teamorientierten Kursfächer, die an<br />

der Stiftsschule eine reiche Tradition haben<br />

wie Plauschchor, Studentenmusik, Orchester,<br />

Volleyballteams und der Dienst als Ministrant<br />

zeigen uns neue Möglichkeiten auf<br />

und führen uns manchmal über uns selbst<br />

hinaus. Diese Erfahrungen über unsere gegenwärtigen<br />

Möglichkeiten hinaus sind<br />

ganz wesentlich. Auch wenn ich ein noch<br />

ungeübter Klarinettist bin, kann ich in der<br />

Studentenmusik zu Höherem berufen sein,<br />

weil mich die Atmosphäre dieser Gruppe zu<br />

neuen Zielen und Erfahrungen treibt, die<br />

ich allein gar nicht erleben würde. Zusätzlich<br />

bekommt das monotone Üben einen<br />

Sinn. Ich muss für das Miteinander, das Ensemble,<br />

bereit sein. Fussballer und Musiker<br />

unterscheiden sich da nicht.<br />

Der Alltag bekommt durch die eigene<br />

Aktivität mehr Konturen. Auch ein Scheitern<br />

liegt drin. Wesentlich aber sind die Erfahrungen,<br />

die wir machen. Mit diesen Erfahrungen<br />

wächst unsere Kritikfähigkeit<br />

Tag für Tag. Dadurch werde ich selbständiger.<br />

Nicht derjenige Schüler ist der «coolste«<br />

und «grösste», der das «Rumhängen» zum<br />

Lebensstil erhebt, sondern der wahrnehmende<br />

und reflektierende.<br />

Ein Anfang ist mit dem Eintritt in die<br />

Stiftsschule gemacht. Nun liegt es an uns,<br />

die Bildung aktiv und interessiert voranzutreiben<br />

– also zu verinnerlichen. Dabei gibt<br />

es auch die Dimension des passiv scheinenden<br />

Aktiven – den besinnlichen Schüler, der<br />

nach innen aktiv lebt.<br />

Wer mitmacht und aktiv dabei ist, wird<br />

mit Erfahrung und Kurzweil belohnt.<br />

Peter Lüthi, Co-Rektor<br />

27


28<br />

STIFTSSCHULE<br />

Internat<br />

Von Brig in «d‘Üsserschwyz»<br />

Nun bin ich also bereits das zweite Jahr in<br />

<strong>Einsiedeln</strong>. Wer hätte das gedacht? Meine<br />

Bekannten und Freunde jedenfalls waren<br />

völlig überrascht, als ich ihnen von meiner<br />

Entscheidung erzählte, in «d’Üsserschwyz»,<br />

ja sogar bis nach <strong>Einsiedeln</strong> arbeiten zu gehen.<br />

«Hast du dir das gut überlegt, deine<br />

Praxis aufzugeben, und dann dein Haus, deine<br />

Familie, der lange Weg…?»<br />

Dies waren natürlich auch meine Gedanken,<br />

als ich im Februar 2008 ein Mail von<br />

Peter Lüthi, dem Co-Rektor der Stiftsschule<br />

erhielt. Wir hatten uns ein knappes Jahr zuvor<br />

im Rahmen einer Präfektentagung in<br />

Brig kennengelernt. Peter hatte hier in seiner<br />

gewohnt mitreissenden Art über die<br />

Neuausrichtung der Stiftsschule und der<br />

Wiedereröffnung des Internates referiert.<br />

Ich hatte ihm darauf (im Halbernst?) anerboten,<br />

nach <strong>Einsiedeln</strong> zu kommen, insofern<br />

er Bedarf an einem Präfekten haben würde.<br />

Und dann – fast zehn Monate später die Frage,<br />

ob ich immer noch Interesse hätte.<br />

Im Hinterkopf, mit 49 Jahren vielleicht<br />

noch einmal eine Herausforderung anzunehmen,<br />

reiste ich für ein Gespräch zu den<br />

beiden Co-Rektoren Peter Lüthi und Pater<br />

Markus. Bereits auf der Rückfahrt ahnte ich,<br />

dass das ganze ernst werden könnte.<br />

Nach intensiven Gesprächen mit meiner<br />

Frau entschied ich mich zehn Tage später für<br />

ein Ja. Zu viele Zufälle passten: der Fünfjahresvertrag<br />

für meine Physiotherapiepraxis<br />

lief eben aus, die jüngste meiner drei Töchter<br />

würde im Sommer die Ausbildung abschliessen,<br />

das Internat des Kollegiums Brig, wo ich<br />

seit acht Jahren in Teilzeit arbeitete, sollte<br />

aufs kommende Jahr eine neue Struktur erhalten<br />

und nicht zuletzt war soeben die NE-<br />

Ein Walliser in <strong>Einsiedeln</strong>: Der Internatsleiter<br />

Roland Burgener.<br />

AT eröffnet worden, welche die Reisezeit erheblich<br />

verkürzen würde.<br />

Somit hiess es jetzt Arbeitsstelle künden,<br />

Praxis räumen und zugleich, mich in meine<br />

neue Stelle einzuarbeiten. Verstärkt durch<br />

ein kompetentes Team hatte ich am 2. September<br />

vor einem Jahr meinen ersten offiziellen<br />

Einsatz als Internatsleiter. Es folgte<br />

ein intensives Jahr, unser Kurs musste immer<br />

wieder justiert werden – schliesslich war ich<br />

von Brig her an ein Internat von über 230<br />

Schülern gewöhnt, dem gegenüber fand ich<br />

hier mit 37 Schülern eher eine Familie vor<br />

(darüber mehr im nächsten «Salve»). Aber es<br />

war herausfordernd und spannend, und ich<br />

habe meinen Entscheid noch keinen Tag bereut.<br />

Ich denke, dass ich hier in der «Üsserschwyz»<br />

am richtigen Platz bin und freue<br />

mich auf das zweite Schuljahr.<br />

Roland Burgener, Internatsleiter


Internat<br />

Die «Neuen» im Internat<br />

Da wäre einmal Thomas Böni, 1a. Er ist 13<br />

und kommt aus Winterthur. Er hat sich für die<br />

Stiftsschule <strong>Einsiedeln</strong> entschieden, da ihm<br />

vor allem die Kirche und das Kloster und die<br />

schöne Umgebung gefallen. Er interessiert<br />

sich vor allem fürs Imkern und Goldwaschen.<br />

Weil sein Vater in Libyen gearbeitet hat,<br />

besuchte Moritz Laim, 1a, dort während<br />

zwei Jahren die Deutsche Schule in Tripolis.<br />

Dann kehrte er mit seinen Eltern und seiner<br />

jüngeren Schwester zurück nach Schlieren,<br />

und entschied sich, das Gymnasium in <strong>Einsiedeln</strong><br />

zu besuchen.<br />

Luca Mondada, 1a, ist 12 Jahre alt. Er<br />

lebt in Bussigny bei Lausanne und spricht<br />

fliessend Französisch. Seine zweite Muttersprache<br />

ist Italienisch. Um sein Deutsch zu<br />

perfektionieren, besucht er unsere Schule.<br />

STIFTSSCHULE<br />

Fünf Schüler und eine Schülerin traten am 1. September neu ins Internat der Stiftsschule<br />

<strong>Einsiedeln</strong> ein. Sie kommen aus allen Himmelsrichtungen.<br />

Adrian Ferstera, 3c, zog vor einigen<br />

Monaten aus Dortmund in die Schweiz. <strong>Einsiedeln</strong><br />

ist ihm und seinen Eltern von Bekannten<br />

empfohlen worden.<br />

Manuel Rüegg, 3b, vom Ricken SG, gehört<br />

zu den Sportlern unseres Internats. Neben<br />

der Schule verfolgt der 15-Jährige ein<br />

Training als Nordisch Kombinierer (Langlauf<br />

und Skispringen).<br />

Anna Sophia Ritzer, ist mit ihren 10<br />

Jahren unsere Jüngste im Internat. Sie besucht<br />

(noch) die Primarschule in <strong>Einsiedeln</strong>.<br />

Das Mädchen aus Deutschland spielt Querflöte<br />

und Klavier und wirkt bereits im Orchester<br />

und in der Studentenmusik mit.<br />

Brigitte Blöchlinger-Baumeler,<br />

stellvertretende Internatsleiterin<br />

Die neuen Internen; v.l.n.r.: Manuel Rüegg, Anna Sophia Ritzer, Adrian Ferstera, Moritz Laim,<br />

Thomas Böni, Luca Mondada.<br />

29


30<br />

STIFTSSCHULE<br />

Ministrantenreise nach Rom 16.8.09–22.8.09<br />

Heisse Tage in der Ewigen Stadt<br />

Im August nach Rom? Fragezeichen hatte<br />

ich damals schon, als mich Pater Urban fragte,<br />

ob ich ihn als zukünftiger Ministrantenleiter<br />

auf die Ministrantenreise begleiten<br />

würde. Ich bin – obwohl im Unterland aufgewachsen<br />

– vom Blute her doch ein Bergkind,<br />

ich ertrage gut die kühle Luft der<br />

Berge und wenn es schon warm sein muss,<br />

dann ist es mir noch wohl bis circa 25°. Dann<br />

aber wird es kritisch. Nun, ich hatte trotz<br />

meiner Bedenken zugesagt, war es doch die<br />

Gelegenheit, die Ministranten kennen zu<br />

lernen und die lange Vorbereitungsgeschichte<br />

einer Ministrantenreise in Erfahrung<br />

zu bringen. Bis Anfang Juli war ich ja<br />

noch in Deutschland für meine Ausbildung<br />

am Jugendpastoralinstitut Benediktbeuern.<br />

So schrieb ich auf Bitten von Pater Urban<br />

Mails in italienscher Sprache nach Rom, um<br />

bezüglich unserer Unterkunft nachzufragen.<br />

Schliesslich fanden wir in unmittelbarer<br />

Nähe zum Vatikan ein von Franziskanerinnen<br />

geführtes Gästehaus für Überachtung<br />

inklusive Frühstück. Die Hauptorganisation<br />

hatte Pater Urban, doch konnte ich durch<br />

meine Mithilfe wichtige Dinge für das Organisieren<br />

von Reisen mit Gruppen in Erfahrung<br />

bringen. An dieser Stelle ein herzliches<br />

Dankeschön an Pater Urban für seine wertvollen<br />

Tipps und Tricks.<br />

Warm, sehr warm, heiss…<br />

Nun, die Reise begann offiziell in Zürich<br />

Hauptbahnhof. Die Ministranten und Ministrantinnen<br />

versammelten sich zu spätabendlicher<br />

Stunde und sogleich wurde die<br />

«Zimmerverteilung» vorgenommen. In Zürich<br />

und auch schon in <strong>Einsiedeln</strong> war es an<br />

jenem Abend sehr warm. Im Wagon war es<br />

noch wärmer. Und als sich der Zug via Bern,<br />

Brig, Simplon, Domodossola und Milano<br />

nach Rom in Bewegung setzte, wurde es zu<br />

unserem Erstaunen immer wärmer. Die Klimaanlage<br />

funktionierte nicht! Sie funktionierte<br />

in einigen Abteils spärlich, in einigen<br />

gar nicht. Eigentlich wollte ich sogleich die<br />

italienische Staatsbahn kritisieren, bemerkte<br />

aber, dass wir uns in Schlafwagons der<br />

SBB befanden. Die Fahrt nach Rom war<br />

eigentlich – na ja, abgesehen von einem<br />

«Hühnertransport» im gleichen Wagon –<br />

recht ruhig, aber wegen der nicht funktionierenden<br />

Klimaanlage war es eben eine<br />

Schwitztour. Einen Vorteil hatte dieses technische<br />

Versagen: Als wir in Roma Termini<br />

angekommen waren und die Wagons verliessen,<br />

waren wir für die hochsommerlich<br />

schwülen Temperaturen in Rom doch ganz<br />

gut akklimatisiert. Und diese schwüle Hitze<br />

mit Tageshöchsttemperaturen bis zu 40° war<br />

unsere treue Wochenbegleiterin. Hitze bedeutet<br />

Durst und diesen Durst galt es diszipliniert<br />

zu löschen, damit niemand in Gefahr<br />

Das kühlende Nass aus der Flasche: Raphael<br />

erwischt Benedikt.


lief, einen Hitzeschlag zu erleiden. Aber den<br />

Durst kann man ja in Rom gut löschen. Das<br />

ist das Faszinierende in dieser Grossstadt,<br />

dass man überall Brunnen findet, aus welchen<br />

sauberes, trinkbares Quellwasser sprudelt.<br />

Herrlich kühl und erfrischend war dieses<br />

Wasser! Und – verzeihen Sie mir diesen<br />

Ausdruck, doch er ist angebracht – gesoffen<br />

hatten wir wie die Kamele. Der Gang zur<br />

Toilette war nur selten nötig, da das literweise<br />

getrunkene Wasser in wenigen Stunden<br />

aus dem Körper herausgeschwitzt wurde.<br />

Eigentlich ganz praktisch. Denn die<br />

öffentlichen Toiletten in den Grossstädten<br />

sind ja bekanntlich nicht so hygienisch. Dafür<br />

aber war unsere Unterkunft bei den genannten<br />

Schwestern sauber und an den<br />

Zimmerdecken waren Ventilatoren angebracht.<br />

Dank diesen vermochte ich trotz<br />

auch in der Nacht anhaltender Hitze einigermassen<br />

zu schlafen.<br />

Wasseroasen<br />

Am 17. August hatten wir also unseren ersten<br />

Romtag. Von Roma Termini liefen wir zur Basilika<br />

Santa Maria Maggiore und nach einer<br />

kurzen Besichtigung begaben wir uns per U-<br />

Bahn Richtung Aventin. Eigentlich wollten<br />

wir dort die Benediktinerhochschule Sant’<br />

Anselmo besuchen. Aufgrund der römischen<br />

Ferienzeit im August waren auch die Tore<br />

von Sant’ Anselmo verschlossen. Obwohl ich<br />

noch am Vormittag angerufen hatte, um<br />

mich zu erkundigen, ob wir die Kirche besichtigen<br />

und den Swimming-Pool benutzen<br />

dürften, wurde mir lediglich gesagt, der Obere<br />

sei momentan nicht zu erreichen, nicht<br />

aber, dass Sant’ Anselmo während des Augustes<br />

«dicht» macht. Eine Ausnahme hätte ich<br />

zwar schon erwartet, und es wäre sicherlich<br />

auch gegangen, wenn nicht auch der Gastpater<br />

ferienhalber abwesend gewesen wäre.<br />

Und die alte Kirche Santa Sabina hielt ihre<br />

Tore ebenfalls bis in die späten Nachmittagsstunden<br />

verschlossen. Es war aber Mittag.<br />

Wir hatten bereits Proviant in einem kleinen<br />

Supermarkt eingekauft und genossen das<br />

Picknick im «parco delle arancie» (Orangen-<br />

STIFTSSCHULE<br />

Die Mini-Gruppe zu Besuch bei der Schweizergarde.<br />

garten), wo wir mit einer wunderschönen<br />

Aussicht auf das römische Stadtzentrum und<br />

auf die Peterskuppel entschädigt wurden.<br />

Auch in diesem Garten gab es einen Brunnen<br />

mit Trinkwasser. Wasser ist bekanntlich nicht<br />

bloss zum Trinken da. Die Hitze verführte einige<br />

Ministranten und Ministrantinnen – waren<br />

die Patres auch beteiligt? – zu einer erfrischenden<br />

Wasserschlacht. Wenigstens ein<br />

bisschen abgekühlt, brachen wir in Richtung<br />

unseres Gästehauses auf. Ah, endlich duschen,<br />

sich ein wenig hinlegen, faulenzen.<br />

Am Abend besichtigten wir den Petersdom,<br />

welcher um diese Zeit nicht so überlaufen ist.<br />

Am Dienstag wollten wir die vatikanischen<br />

Gärten besichtigen – Pater Urban hatte<br />

diesen Höhepunkt organisiert – doch wegen<br />

eines Krankheitsfalles musste diese<br />

Führung abgesagt werden. Immerhin durften<br />

wir aber das Quartier der Schweizergarde<br />

besuchen und dabei auch die Waffenkammer<br />

mit den Rüstungen, Hellebarden<br />

und natürlich die «Garderobe» eines Schweizergardisten<br />

begutachten. Auch durften wir<br />

in der Gardenkapelle die Eucharistie feiern.<br />

Ein weiteres Besuchsziel war die Basilika San<br />

Giovanni in Laterano, die eigentliche Bischofskirche<br />

in Rom. Am Abend gingen wir<br />

essen. Nein! Nicht Italienisch! Chinesisch!<br />

Was?! Auf der Ministrantenreise müssen wir<br />

mit einem bestimmten Budget auskommen.<br />

Rom ist eine teure Stadt. Chinesische Küche<br />

ist in Rom gut und preiswert. So nahmen wir<br />

31


32<br />

STIFTSSCHULE<br />

Die Minigruppe vor der Basilika San Giovanni in Laterano mit dem abtretenden Leiter Pater<br />

Urban (hintere Reihe, sechster von rechts).<br />

in einem mir seit meinem Romaufenthalt bekannten<br />

chinesischen Restaurant das Abendessen<br />

ein. Immerhin kamen wir dann auch in<br />

den Genuss eines feinen – wohlverstanden<br />

italienischen – Gelato!<br />

Giolitti!<br />

Am Mittwoch hatten wir die Gelegenheit eine<br />

Livesendung bei Radio Vatikan mitzuverfolgen.<br />

Zuvor aber besuchten wir die Basilika<br />

San Paulo fuori le mura und feierten daselbst<br />

eine heilige Messe. Pater Urban zeigte uns<br />

eine besondere Gelateria mit vorzüglichen<br />

Gelati. Und am Donnerstag schliesslich eine<br />

Gelateria der Superlative – die altehrwürdige<br />

Pasticceria Giolitti. Ich träume heute noch<br />

davon, vor allem, wenn es mir zu heiss wird.<br />

Vor allem das Fruchtglacé, einfach Spitzenklasse!<br />

An einem Abend gingen wir dann<br />

doch noch italienisch essen, preiswert und<br />

nicht sonderlich gut. Na ja!<br />

Der Donnerstag stand im Zeichen der Antike:<br />

Pantheon, Forum Romanum, Kolosse-<br />

um. Am Nachmittag hatten die Minis Zeit zur<br />

freien Verfügung. Am Freitag stand dann der<br />

nahende Aufbruch zur Heimkehr im Vordergrund.<br />

Am Vormittag besuchten wir aber<br />

noch Santa Maria in Trastevere, eine schöne<br />

Kirche mit einer noch schöneren Ausstrahlung<br />

von Ruhe und Heiligkeit. Noch einmal<br />

die belebte Piazza di Spagna mit der imposanten<br />

Treppe, noch einmal die herrliche<br />

Piazza Navona, noch einmal die Fontana di<br />

Trevi und schliesslich noch einmal der Hauptbahnhof<br />

Roma Termini. Nach einer Stärkung<br />

im nahe gelegenen McDonalds fuhren wir<br />

wiederum in einem SBB-Schlafwagen, in welchem<br />

auch dieses Mal die Klimaanlage nicht<br />

funktionierte, zurück Richtung Schweiz.<br />

Diesmal kam es mir noch heisser vor und ich<br />

fand kaum in den Schlaf. Arrivederci Roma!<br />

Ich vermisse dich, noch mehr die Gelati und<br />

überhaupt, es war schön. Ich fühlte mich sehr<br />

wohl in dieser aufgestellten lebendigen Ministrantengruppe!<br />

Es war einfach heiss!<br />

Pater Benedict Arpagaus


Pericula superata<br />

Paul Rüegg (1975–M 1979) hat Ende Juni ein<br />

EMBA (Executive Master of Business Administration)<br />

an der Berner Fachhochschule<br />

abgeschlossen.<br />

Vitae Merita<br />

Stephan Leimgruber (1967–M 1969), ist seit<br />

1. Januar nebenamtlich Rektor der interdiözesanen<br />

Vereinigung «Theologische Kurse für<br />

katholische Laien» und «Katholischer Glaubenskurs»<br />

(TKL/KGK), Zürich. – Sepp Koller<br />

(1987–M 1989) arbeitet<br />

zur Zeit als ständiger Dia-<br />

kon/Pfarreibeauftragter<br />

in Gossau SG. – Dominik<br />

Gresch (2003–M 2009) hat<br />

an der 40. Internationalen<br />

Physik-Olympiade in Mérida (Mexiko) eine<br />

«Honourable Mention» geholt. – Ruth Betschart<br />

(1987–M 1993) ist seit dem 1. Mai 2008<br />

Hoteldirektorin (General Manager) im «Lefay<br />

Resort & Spa Lago di Garda». Sie wird unterstützt<br />

von ihrem Lebenspartner Philipp Oberholzer<br />

(1987–M 1993). – Hans Berger (1962–M<br />

1965) ist seit 1987 Pfarrer von Erschmatt,<br />

Bratsch, Niedergampel und Ergisch VS.<br />

Penates<br />

Sepp Koller (1987–M 1989) ist seit dem<br />

2. September 1995 mit Christina Weibel verheiratet.<br />

– Christian Albisser (1992–M 1999)<br />

und Romana Weiss haben sich am 20. Juni in<br />

der Schlosskapelle Pfäffikon SZ das Jawort<br />

gegeben. – Am 9. Juli haben Andreas Küttel<br />

(1992–M 1999) und Dorota Pawlowska auf<br />

der Einsiedler Schanze zivil geheiratet. – Giuditta<br />

Panzera (1987–M 1992) und Marc Zimmermann<br />

haben am 9. August in der Kirche<br />

Meggen LU kirchlich geheiratet.<br />

Über Nachwuchs freuen sich:<br />

Sepp und Christina Koller-Weibel über ihre<br />

4 Kinder Elias (*1997), Mirjam (*1998), Rahel<br />

(*2000) und Nicolas (*2006); Otmarstrasse<br />

26, 9200 Gossau SG. – Stefan Müller (1975–<br />

1977) und Christina Nowak mit Joel und Janice<br />

über die Geburt von Lucien David am<br />

PERSONAL<br />

NACHRICHTEN<br />

STIFTSSCHULE<br />

22. Juli; Eisenbahnstrasse 19, 8840 <strong>Einsiedeln</strong>.<br />

– Monika Kälin (1991–M 1998) und<br />

Christian Heinzer seit dem 11. Mai über David<br />

Jonas; Riedstrasse 19, 8840 <strong>Einsiedeln</strong>. –<br />

Myriam Fraefel Wheldon (1986–M 1992) und<br />

Richard Wheldon mit Emily über die Geburt<br />

von Maria Estelle am 28. September 2008;<br />

Schleipfi 2, 8714 Feldbach. – Ursi Gansser-Kälin<br />

(1985–M 1993) und Sergio Gansser über<br />

Matteo Tobias und Sophia Elena (22. Juli);<br />

Weinbergstr. 50, 8006 Zürich. – Christoph<br />

Fraefel (1988–M 1995) und Julia Blum Fraefel<br />

(1988–M 1996) haben<br />

am 30. Juli mit Jakob<br />

Anatol und Anna Charlotte<br />

doppelten Nachwuchs<br />

bekommen; Rindermarkt<br />

16, 8001 Zürich.<br />

– Mit Nina und Sophie seit dem 21.<br />

Januar auch Sabine und Georg Wewerka<br />

Koller (1986–M 1992); Steinbrüchelstrasse 8,<br />

8053 Zürich. – Am 6. August ist Sanja Laurine,<br />

Tochter von Andreas Rodel (1986–M 1993)<br />

und Beatrice Schläpfer auf die Welt gekommen;<br />

Route de la Croix 126, 1095 Lutry.<br />

In Pace<br />

Am 15. Juli starb in Sursee Anton Sommaruga,<br />

geboren 1912 (1928–M 1933). Er war Vikar<br />

in Rheinfelden, Pfarrer in Zeihen, Egolzwil/Wauwil<br />

und Wikon/Reiden, zuletzt<br />

Vierherr in Sursee. – Johann Sebastian Häfelin-Bölsterli,<br />

(1924–M 1929), Vater von Hubert<br />

Häfelin (1959–M 1965), ist am 18. August<br />

im 101. Altersjahr gestorben. – Am<br />

30. August wurde Anna Thomann-Wallnöfer<br />

(*1921) ins ewige Leben gerufen. Sie reinigte<br />

von 1973–1997 als Teilzeitarbeitnehmerin<br />

Räume der Stiftsschule. Ihr Gatte,<br />

Josef Thomann, war Externenportier von<br />

1972–1986 und ihre Tochter Silvia ist seit<br />

1997 Hausangestellte der Stiftsschule. – Am<br />

31. August ist Franz Jehle-Meyer (1937–46),<br />

Senior Populi von 1946, gestorben. Karl Bürgi<br />

(1956–M 1964) musste am 28. Juli von seiner<br />

Gattin, Doris Bürgi-Meyer (*1. Dezember<br />

1945), Abschied nehmen.<br />

Pater Alois Kurmann<br />

33


34<br />

STIFTSSCHULE<br />

Alumni Scholae Einsidlensis<br />

Klosterbands-Revival<br />

Endlich war es soweit – die Probezeit der Bands fand ein Ende und der grosse Alumni-Event<br />

2009 stand vor der Tür. Aus der Idee von Vorstandsmitglied Daniele Bürli<br />

war ein musikalischer Anlass der Extraklasse entstanden, bei dem alte und aktuelle<br />

Stifts-Bands die Gelegenheit erhielten, ihre musikalische Begeisterung auf der Bühne<br />

auszuleben.<br />

Das Programm versprach einiges: kleine<br />

Quartette und Formationen mit uber 40<br />

Mitgliedern, singende Patres und rockende<br />

Alt-Stiftler mit mittlerweile ergrautem<br />

Haar, Jazz und Ska – ein absolut abwechslungsreicher<br />

Abend. Die Studentenmusik<br />

eröffnete unter der Leitung von Marcel<br />

Schuler den Event im Dorfzentrum <strong>Einsiedeln</strong>.<br />

Sogar die Maturanden 2009 hatten<br />

sich bereit erklärt, die FM so kurz nach den<br />

Sommerferien nochmals tatkräftig zu unterstützen.<br />

Obwohl die Reihen im Saal noch<br />

eher spärlich besetzt waren, kam Stimmung<br />

auf und so mancher Zuhörer schwelgte bei<br />

Stücken wie «Tequila» oder «Speedy Gonzales»<br />

in Stiftserinnerungen.<br />

Gesang mit Leidenschaft: «The Ravens».<br />

Hits mit The Ravens, Geminors und<br />

Switcherooney’s<br />

Dann gehörte die Bühne vier leidenschaftlichen<br />

Sängerinnen und Sängern: «The Ravens».<br />

Den männlichen Part des Quartetts<br />

bilden Pater Urban Federer und Pater Lukas<br />

Helg, während zwei Maturandinnen des<br />

Jahres 2007 die hohen Stimmen singen.<br />

Songs, die an Katzenjammer erinnerten, das<br />

afrikanische «Siyahamba» und Evergreens<br />

wie «Yesterday» beeindruckten wohl jeden<br />

im Saal gleichermassen.<br />

Die Begeisterung der Zuhörer nahm<br />

auch bei der nächsten Band, den «Geminors»,<br />

nicht ab. Die vier Mitglieder haben in<br />

den letzten fünf Jahren die Matura gemacht<br />

und liessen gemeinsam Hits aus Jazz, Swing<br />

oder Pop der Mitte des 20. Jahrhunderts<br />

wieder aufleben. So schallten etwa Frank<br />

Sinatras Melodien und beispielsweise «Hit<br />

the Road Jack» durch den Raum und liessen<br />

die Zuhörer vergnügt mitwippen.<br />

Unter der Leitung von Adeline Marty<br />

trat im Anschluss mit den «Switcherooney’s»<br />

wieder eine etwas grössere Formation von<br />

Alumni und Noch-Stiftlern auf die Bühne<br />

und gab vier Songs aus unterschiedlichen<br />

Sparten wie Gospel oder Pop gekonnt zum<br />

Besten. Die teils sehr einfallsreichen rotschwarz-weissen<br />

Outfits und die kurzen<br />

tänzerischen Einlagen der jungen Gruppe<br />

verbreiteten zweifellos gute Laune.


Der Saal bebt: Merciless Conviction,<br />

Kiwi Bar, Orcus und Schachmatt<br />

Vor der Pause wechselte das Musik-Genre abrupt,<br />

denn nun stand mit «Merciless Conviction»<br />

Alternativ Punk Rock auf dem Programm.<br />

Der Lautstärkepegel schnellte rasant in die<br />

Höhe – auch aufgrund der lauthals johlenden<br />

Menge, die vor der Bühne pogte und die<br />

Band euphorisch anfeuerte.<br />

Nach der Pause ging es schliesslich weiter<br />

mit den Auftritten der eher älteren Alumni-<br />

Generationen. «Kiwi Bar», eine vierköpfige<br />

Einsiedler Band mit zwei Ex-Stiftlern, machte<br />

den Anfang. Nachdem die jungen Männer ihr<br />

Band-Dasein vor drei Jahren beendet hatten,<br />

standen sie nun wieder gemeinsam auf der<br />

Bühne und rockten den Saal mit ihren alten<br />

Hits wie «Romeo&Julia». Von vielen am sehnlichsten<br />

erwartet wurde jedoch der Gig von<br />

«Orcus». «Das letzte Mal sind wir vor 29 Jahren<br />

zusammen aufgetreten», riefen sie dem<br />

Publikum zu und stellten enttäuscht fest:<br />

«Leider bleiben heute die Girls weg.» Mit ihren<br />

beliebtesten Songs sorgten die vier Maturanden<br />

von 1981 für Entertainment pur und<br />

beendeten ihre Darbietung mit einem gelungenen<br />

«Imagine».<br />

Zu guter Letzt trat die wohl bekannteste<br />

Band des Abends auf die Bühne. «Schachmatt»<br />

spielte bereits am Openair Hoch-Ybrig<br />

und verbindet Rock und Funk mit Hip Hop.<br />

Während einige Besucher ihr letztes Bier austranken,<br />

sorgten die fünf Musiker für ein<br />

kurzweiliges Ausklingen eines überaus kurz-<br />

Der krönende Abschluss des Abends: die<br />

Gruppe «Schachmatt».<br />

STIFTSSCHULE<br />

«Merciless Conviction» konnte begeistern.<br />

weiligen Events. Vom eigenen Auftritt noch<br />

voller Adrenalin oder vom Zuhören in alte<br />

Zeiten versetzt, machte man sich schliesslich<br />

gegen Mitternacht auf den Heimweg – und<br />

zweifellos schwirrten dem einen oder anderen<br />

noch lange Jazz-Klänge, Popsongs, Rockrhythmen<br />

oder Hip Hop Beats im Kopf herum.<br />

Flurina Decasper<br />

Weitere Event-Impressionen unter<br />

www.alumni.stift.ch<br />

Nächste Alumni-Events<br />

14. November 2009: Maturaarbeitenprämierung<br />

und Event zum Thema<br />

«Architektur», mit Prof. Dr. Gerhard<br />

Schmitt, Prof. Werner Oechslin und Roger<br />

Diener (Diener&Diener)<br />

30. Januar 2010: Rabenball (www.rabenball.stift.ch)<br />

35


36<br />

STIFTSSCHULE<br />

Klassentag der Maturi 1969<br />

Wenn die Vergangenheit länger<br />

geworden ist als die Zukunft<br />

Von der Wiege bis zur Bahre / Sind es sechzig<br />

Jahre, / Dann beginnt der Tod. / Man vertrottelt,<br />

man versauert, / Man verwahrlost,<br />

man verbauert / Und zum Teufel geh’n die<br />

Haare. / Auch die Zähne gehen flöten, / Und<br />

statt dass wir mit Entzücken / Junge Mädchen<br />

an uns drücken, / Lesen wir ein Buch<br />

von Goethen.<br />

Mit diesem Gedicht «Der Mann von sechzig<br />

Jahren» von Hermann Hesse im Hinterkopf<br />

bin ich am Sonntagabend des 7. Juni «per<br />

rotas automobilis» nach <strong>Einsiedeln</strong> gereist.<br />

Beim Anblick der fröhlichen Truppe in der<br />

«Linde» hat sich dann allerdings die Vermutung<br />

bestätigt, dass der gute Hermann hic<br />

et nunc wohl eine völlig andere Diagnose<br />

stellen würde. Goethe hätte gesagt: «Hier<br />

irrt Hesse!» Liegt das nun am medizinischpharmakologischen<br />

Fortschritt oder einfach<br />

an der internatsbedingten grundsoliden<br />

Lebensweise in unserer Jugendzeit an der<br />

Stiftsschule? Über den Leisten geschlagen<br />

sind wir nämlich durchaus gut im Schuss und<br />

eigentlich erst im knackigen Alter: Mal<br />

knackt es hier, mal knackt es da! Logischerweise<br />

drehen sich im Verlaufe des Abends<br />

die Gesprächsthemata nicht mehr um die<br />

Karriere- und Familienplanung (mit einer<br />

Ausnahme!), sondern um die bevorstehende<br />

Pensionierung. Wir haben ja bereits etliche<br />

Frühpensionierte unter uns und solche,<br />

die es bald werden wollen. Natürlich gibt<br />

es aber auch die «Helden der Arbeit», die<br />

sich bis zum staatlich vorgeschriebenen Rentenalter<br />

oder sogar länger durchkämpfen<br />

wollen.<br />

Da frühzeitige Bettruhe sich allgemeiner<br />

Beliebtheit erfreut, kann ich mich beizeiten,<br />

sicut in illo tempore, in Richtung Kloster bewegen,<br />

allwo ich durch spezielle Fügung ein<br />

Gästezimmer erhalten habe. «Suite» wäre<br />

wahrscheinlich die passendere Bezeichnung.<br />

Von drei grossen Gemälden blicken Papst Pius<br />

XII. und zwei ehrwürdige Äbte auf mich<br />

herab und bewachen meine klösterliche<br />

Nachtruhe.<br />

Am Montagmorgen versammelten wir<br />

uns traditionsgemäss in der Unterkirche zum<br />

Gottesdienst, welcher von unseren Mitschülern<br />

Othmar Baldegger und Stephan Leimgruber<br />

gestaltet wurde. Leider galt es da<br />

auch Totenklage zu erheben, da seit der letzten<br />

Matura-Tagung unsere Klassenkameraden<br />

Gottfried Vanoni, Beat Peter und Herbert<br />

Koch verstorben sind. Mit priesterlicher<br />

Fürsorge erinnerte uns Othmar in seiner Predigt<br />

daran, dass wir mit sechzig Jahren an einem<br />

Lebenspunkt angelangt sind, von dem<br />

aus wir auf eine Vergangenheit blicken können,<br />

die länger ist als die Zukunft.<br />

Da an der Stiftsschule einige Umbauten<br />

im Gange sind, besuchten wir nach der Messfeier<br />

auf Anraten und Vermittlung unseres<br />

ortsansässigen Kollegen Albert Kälin die Bibliothek<br />

Werner Oechslin, deren architektonischer<br />

Teil von Mario Botta erschaffen wurde.<br />

Werner Oechslins Ehefrau höchstpersönlich<br />

führte uns durch die verschiedenen Räume<br />

der Bibliothek, wo tausende von Oechslin gesammelte<br />

Bücher sich mit der Architektur von<br />

Botta zu einem eindrücklichen und einmaligen<br />

Gesamtkunstwerk vereinigen. Unser einheimischer<br />

Mitstreiter Albert schwingt sich<br />

zum Abschluss der Führung gar zu der Behauptung<br />

empor, dass <strong>Einsiedeln</strong> dank dieser<br />

Bibliothek nun definitiv zum Kulturzentrum<br />

Europas geworden sei. Punkt 12.00 Uhr tref-


fen wir am Hof ein, wo wir von Abt Martin<br />

und Rektor Pater Markus begrüsst werden.<br />

Die Atmosphäre beim Mittagessen ist wie immer<br />

sehr entspannt, denn gutes Essen fördert<br />

die Gedanken und guter Wein löst die Zungen.<br />

Unser Senior Paul-Josef Hangartner ging<br />

in seiner Tischrede auf das Spannungsfeld<br />

«Globales Denken und fokussierte Sichtweise»<br />

ein und orientierte sich dabei als Arzt an<br />

seinem Fachgebiet der Medizin. Fragen nach<br />

dem maximal Möglichen versus ethisch Sinnvollem<br />

stellen sich uns tagtäglich, und er ist<br />

überzeugt, dass die in <strong>Einsiedeln</strong> erworbene<br />

humanistische Prägung uns in der Entscheidungsfindung<br />

unterstützt, wofür wir unserer<br />

ehemaligen Bildungsstätte dankbar sein können.<br />

Rektor Pater Markus erläutert uns anschliessend<br />

nach dem Grundsatz «Nur was<br />

sich wandelt, bleibt» das neue Konzept der<br />

Schule, die mit ihrem Elite-Anspruch Schüler<br />

anziehen möchte, die bereit sind, sowohl<br />

STIFTSSCHULE<br />

schulisch als auch musisch Überdurchschnittliches<br />

zu leisten. Nachdem uns die Feldmusik<br />

(oder wäre heute Frauenmusik für das Kürzel<br />

FM angebrachter?) zu einem Ständchen nach<br />

draussen gelockt hat, trifft zum Kaffee immerhin<br />

noch Pater Karl als Vertreter unserer<br />

ehemaligen Lehrer bei uns ein, was die Gespräche<br />

nochmals sichtlich belebt. Danach<br />

entschwindet unsere Gesellschaft ziemlich<br />

rasch in alle Winde, um ad penates zu eilen.<br />

Mit Blick auf die bevorstehenden zehn Jahre<br />

bis zur nächsten Matura-Tagung möchte ich<br />

meinen Bericht mit den vielleicht passenden<br />

Versen eines unbekannten Dichters schliessen:<br />

Das Alter naht, Die Jugend flieht, / Der Wange<br />

Rot zur Nase zieht.<br />

Von unserem Lebensbaume löst sich Blatt<br />

für Blatt / Und manches findet nicht mehr<br />

statt.<br />

Walter Birchler-Giger<br />

Erste Reihe von links: Peter Lustenberger, Paul Reichert, Peter Gyr, Paul-Josef Hangartner, Abt<br />

Martin, Peter Röllin, Benno Notter, Walter Birchler, Anton Muff, Josef Forrer, Pater Markus;<br />

zweite Reihe: Erich Kirtz, Alfred Bachmann, Alex Lautenschlager, Stephan Leimbgruber,<br />

Charles Hohmann, Albert Kälin, Giudo Wirz, Robert Jud, Franz von Däniken; dritte Reihe:<br />

Jean-Pierre Biland, Ruedi Fahrni, Reinhard Hauswirth, Camille Büsser, Pedro Franchi, Beat<br />

Schäfli, Othmar Baldegger; vierte Reihe: Hansruedi Rauchenstein, Fernando Fullana, Alfons<br />

Faoro, Joseph Stalder.<br />

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38<br />

STIFTSSCHULE<br />

Maturi 1989<br />

Mit leuchtenden Augen<br />

nach <strong>Einsiedeln</strong><br />

Zwanzig Jahre! Zweifellos gab es in den<br />

letzten zwanzig Jahren viele unvergessliche<br />

Ereignisse, die nun auch in den Geschichtsbüchern<br />

bereits Erwähnung finden. Als<br />

weltbewegende Beispiele wären hier unter<br />

anderem zu nennen: der Mauerfall und das<br />

Ende des kommunistischen Osteuropas,<br />

zwei Irakkriege und zwischendurch das 9/11,<br />

die Finanzkrise und andere Groundings sowie<br />

natürlich auch… die Monika-Lewinsky-<br />

Affäre! Wir hatten somit für unser Jubiläumstreffen<br />

mit Sicherheit mehr als genug<br />

Gesprächsstoff.<br />

Doch wie erwartet, oder zumindest erhofft,<br />

kam es schliesslich ganz anders: Das wohl<br />

wirklich Erwähnenswerte und auch Interessante<br />

an solchen Jubiläumstreffen ist für<br />

mich und wohl auch für die meisten Teilnehmer<br />

zweifellos die Möglichkeit zu erfahren,<br />

was aus den Menschen geworden ist, mit<br />

denen man so viele Jugendjahre gemeinsam<br />

verbracht hat. Ich denke, wir haben diese,<br />

sich nur alle paar Jahre bietende Gelegenheit,<br />

um mit alten Bekannten Erinnerungen<br />

aufzufrischen, Erfahrungen und Erlebtes<br />

auszutauschen oder einfach über Gott und<br />

die Welt zu plaudern, an diesem Anlass ausgiebig<br />

genutzt.<br />

Speziell am diesjährigen Treffen war die<br />

Tatsache, dass auch wir nun mit +/- vierzig<br />

Jahren definitiv im sogenannten «Mid-Life»<br />

angelangt sind und nicht wenige von uns<br />

dementsprechend in einer Lebensphase stecken,<br />

die von einem sowohl im Beruf als<br />

auch privat einiges abverlangt. Der Umstand,<br />

dass uns die Gesellschaft zudem noch<br />

vorgibt, gleichzeitig nach persönlichem<br />

Glück und umfassender Erfüllung zu streben,<br />

macht den Alltag für die meisten von<br />

uns wohl auch nicht einfacher. Dessen ungeachtet<br />

war es augenfällig, dass sich viele von<br />

uns sehr auf diesen Anlass gefreut haben<br />

und sozusagen mit «leuchtenden Augen» in<br />

<strong>Einsiedeln</strong> eingetroffen sind. Mit einem<br />

Schmunzeln durfte man immer wieder feststellen,<br />

dass die Persönlichkeit eines Menschen<br />

um zwanzig herum schon tatsächlich<br />

«reif» ist und mit den Jahren nicht wesentlich<br />

reifer wird. Reifer wurde höchstens die<br />

Hülle drum herum.<br />

Es gab mir auch ein zufriedenes Gefühl zu<br />

merken, dass man sich trotz der zwanzig<br />

Jahre, die seit der Matura nun vergangen<br />

sind, nicht fremd geworden ist. In diesem<br />

Zusammenhang passt auch der neue Leitsatz<br />

des Stifts «toto corde, tota anima, tota<br />

virtute». Viele von uns haben diesen Anlass<br />

denn auch von ganzem Herzen, mit ganzer<br />

Seele und mit ganzer Kraft genossen und<br />

freuen sich schon jetzt mit gleichem Enthusiasmus<br />

auf unser Viertel-Jahrhundert-<br />

Jubiläum in fünf Jahren.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Euch für die<br />

kommenden Jahre alles Gute, viel Freude<br />

und Zufriedenheit. Wir sehen uns dann spätestens<br />

in fünf Jahren wieder – reif wie<br />

schon vor zwanzig Jahren und ganz egal in<br />

welcher Hülle!<br />

Euer Jaesi


STIFTSSCHULE<br />

Matura 1989, erste Reihe von links: Co-Rektor Peter Lüthi, Pater Alois, Jorge Lucio, Daniela<br />

Pellegrini-Ochnser, Barbara Müller-Bischofberger, Roger Föhn, Abt Martin, Josef Koller, Gisela<br />

Riklin, Christof Birchmeier, Lukas Bucher, Stephan Dähler, Pater Lorenz, Thomas Bruhin;<br />

zweite Reihe: Ueli Münzel, Elisabeth Meyerhans, Andrea Stirnimann, J. Lukas Song, Lukas<br />

Kobler, Raphael Nuber, Martin Scherrer; dritte Reihe: Oliver Blank, Gerhard Huber, Edgar<br />

Kälin, Isabelle Urech, Ralf Vogel, Frieda Chicherio, Margrit Wehrli, Pater Lukas; vierte Reihe:<br />

Stefan Arnold, Kristin Lüönd, Matthias Czerny, Robert Kristan, Peter Freeman, Corinna<br />

Raschle-Schaller, Markus Ebner, Felicia Bettschart Schmitt; fünfte Reihe: Armin Kälin, Peter<br />

Zäch, Patrick von Reding, Matthias Amgwerd, Andreas Heinle.<br />

Sie durften an der Stiftsschule Bildung geniessen: die Maturi von 1959.<br />

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40<br />

STIFTSSCHULE<br />

Klasssentag der Maturi 1959<br />

Lobrede aufs Latein<br />

zum Matura-Jubiläum<br />

1881 kam der kleine Winston Churchill ins<br />

Internat von Ascot. Er wurde vom Direktor<br />

in ein Zimmer gesetzt, vor sich einen kleinen<br />

Zettel mit der Deklination des Wortes<br />

«mensa», als Einführung ins Latein. Nach einer<br />

halben Stunde musste er deklinieren<br />

und er fragte den Direktor, wieso denn<br />

«mensa» zweimal aufzusagen sei? Das sei<br />

der Vokativ (abweichend von <strong>Einsiedeln</strong>).<br />

Winston erklärte, er werde niemals in seinem<br />

Leben «Oh, Tisch!» sagen, brauche<br />

daher kein Latein und entkam nur knapp einer<br />

Prügelstrafe. Es entspricht seinem Charakter,<br />

dass er nie mehr etwas von Latein<br />

wissen wollte.<br />

Ich will versuchen darzulegen, dass dies<br />

möglicherweise ein Fehler war. Latein und<br />

die humanistische Bildung war für uns vor<br />

fünfzig Jahren noch weitgehend selbstverständlich.<br />

Ich bleibe beim Latein als Beispiel<br />

für humanistische Bildung. Diese war damals<br />

zwar stark religiös-konservativ geprägt,<br />

aber es war wirklich noch Bildung.<br />

Dabei ist humanistische Bildung gar nicht so<br />

einfach zu definieren. Ich glaube, wenn ich<br />

sage: eine ruhige, unaufgeregte Sicht auf<br />

eine möglichst grosse Welt, so liege ich<br />

nicht weit daneben. Besser hat es einmal<br />

Roman Herzog formuliert: «Wer fünftausend<br />

Jahre Menschheitsgeschichte einigermassen<br />

überblickt, den wundert erstens<br />

nichts mehr und der ist – gerade deshalb –<br />

vor jener wuschelköpfigen Aufgeregtheit<br />

sicher, die sich unserer Zeitgenossen so gern<br />

bemächtigt.»<br />

Ich werde jetzt ein bisschen übertreiben:<br />

Und dann ging es, schon in den sechziger<br />

Jahren, bergab mit Bildung. Das Gymnasium<br />

verlotterte immer mehr zu einer belanglo-<br />

sen Vorbereitung möglichst vieler Schüler<br />

auf ein zweckgebundenes Studium. Latein<br />

verkam und irgendeinmal wollte jemand<br />

Caesar zitieren, er sprach von «de bello gallo»<br />

und merkte nicht einmal mehr, was für<br />

ein herrliches Küchenlatein er produziert<br />

hatte. Und dann geht man zurück zu den<br />

Wurzeln und stellt erstaunt und begeistert<br />

fest, dass in <strong>Einsiedeln</strong> dies alles gar nicht so<br />

heftig stattfindet: Latein ist immer noch obligatorisch,<br />

Geschichte geht intensiv immer<br />

noch auf die Griechen und Römer ein und in<br />

den beiden obersten Klassen wird – zum Teil<br />

gegen die Regierung in Schwyz – Philosophie<br />

gelehrt.<br />

Davon können die meisten anderen<br />

Gymnasien nur träumen. Zu diesem «altmodischen»<br />

Durchhalten und zum Festhalten<br />

der grossen Werte kann ich Ihnen, meine<br />

Herren, nur ganz herzlich gratulieren!<br />

Es bleibt ein bisschen Hoffnung auf eine<br />

kleine Wende in der Bildungspolitik: Im Januar<br />

dieses Jahres etwa forderte in der NZZ<br />

jemand allen Ernstes das «Studium generale»,<br />

das heisst, es sei am Anfang und am<br />

Schluss jedes Studiums ein Semester in allgemeiner<br />

Bildung zu absolvieren. Damit werde<br />

der Begriff der «Universitas» wiederbelebt.<br />

Würden die Studenten diese zwei Semester<br />

aber nicht einfach nur umgehen?<br />

Winston Churchill hat einmal gesagt, es<br />

sei zu empfehlen, am Anfang und am<br />

Schluss einer Rede eine Anekdote zu erzählen.<br />

Das wichtigste aber sei, dass diese zwei<br />

Anekdoten möglichst nahe beieinander seien.<br />

Felix Keller


In Memoriam<br />

Dr. Karl Biland<br />

(1928–M 1936)<br />

«I han es guets Läbe gha», hörte man Karl in<br />

den letzten Jahren immer wieder sagen.<br />

Dieser Satz legt seine Grundstimmung der<br />

Dankbarkeit dem Leben gegenüber offen,<br />

das überwiegend Schönes und Erfüllendes<br />

bereitgehalten hatte.<br />

Durch und durch Aargauer<br />

Geboren wurde er am 12. Mai 1917 in Birmenstorf<br />

im Kanton Aargau.<br />

Obwohl er nur die ersten elf Lebensjahre<br />

im Aargau verbrachte,<br />

blieb er sein Leben lang ein<br />

bekennender Aargauer. Immer<br />

wieder zog es ihn in seinen Heimatkanton<br />

und er pflegte die<br />

Beziehungen zu seinen dortigen<br />

Verwandten und Bekannten.<br />

Diese Fähigkeit, sich mit seiner<br />

Umgebung zu vernetzen, zieht<br />

sich wie ein Leitmotiv durch sein<br />

ganzes Leben. Wichtige Fäden<br />

in sein Netzwerk sponnen die<br />

acht Jahre in der Stiftsschule <strong>Einsiedeln</strong>. Hier<br />

eröffnete sich ihm – wie er immer wieder betonte<br />

– das Tor in eine neue Welt, in die er mit<br />

grosser Neugier und Erwartung eintrat.<br />

Ehe mit welschem Charme<br />

Nach Abschluss seiner Studienzeit in<br />

Fribourg, wo er nach Versuchen im theologischen<br />

Fach zur Juristerei gewechselt hatte,<br />

lernte er auf bemerkenswerte Art seine zukünftige<br />

Frau kennen: Als er seinen Eltern in<br />

Mellingen den Prüfungserfolg per Telegramm<br />

übermitteln wollte, gratulierte ihm<br />

die charmante welsche Telegrafistin hinter<br />

dem Schalter ganz besonders herzlich. Diese<br />

flüchtige Begegnung mit Germaine Simonin<br />

STIFTSSCHULE<br />

aus den Freibergen mündete in eine fast<br />

sechzig Jahre dauernde Ehe.<br />

Im Dienst der Öffentlichkeit<br />

1945 begann seine lange Laufbahn im Amt<br />

für Verkehr in Bern. Mit grossem Einsatz und<br />

mit Stolz war er 37 Jahre lang Bundesbeamter,<br />

den das Thema öffentlicher und privater<br />

Verkehr faszinierte. Nach der Heirat im Dezember<br />

1947 – natürlich in <strong>Einsiedeln</strong><br />

– bezog das junge Paar<br />

eine Wohnung in Bern. Auf die<br />

drei Kinder, zwei Söhne und eine<br />

Tochter folgten später fünf<br />

Enkelkinder.<br />

Liebevolle Pflege<br />

Im August 1997 erlitt seine<br />

Frau Germaine einen schweren<br />

Hirnschlag. Es folgten acht<br />

Dr. Karl Biland<br />

† 17. Februar 2009<br />

übernahm.<br />

schwierige Jahre, in denen er<br />

mit grosser Selbstverständlichkeit<br />

ihre Betreuung und Pflege<br />

Am Abend des 17. Februar 2009 fanden die<br />

Nachbarn Karl auf seinem Sofa, scheinbar<br />

friedlich schlafend, dann mussten sie aber<br />

realisieren, dass er aus diesem Schlaf nicht<br />

mehr aufwachen würde.<br />

Anne-Marie Biland Herzog und Georges Herzog<br />

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42<br />

KLOSTERBETRIEBE<br />

Propstei St. Gerold<br />

Für das Gute, Wahre und Schöne<br />

Am Sonntag, 23. August 2009, wurde im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes<br />

in der Propstei- und Pfarrkirche St. Gerold Pater Kolumban als neuer Propst von<br />

St. Gerold eingesetzt. Abt Martin nahm die Einsetzung vor und bedankte sich<br />

gleichzeitig beim abtretenden Propst Pater Nathanael für dessen langjähriges<br />

engagiertes Wirken zugunsten der Propstei.<br />

Die Propstei St. Gerold liegt im Grossen<br />

Walsertal/Vorarlberg und gehört seit dem<br />

10. Jahrhundert zum Kloster <strong>Einsiedeln</strong>. Sie<br />

ist ein kleines Juwel, was die Gebäude als<br />

auch deren Einbettung in ihre Umgebung<br />

betrifft. Pater Nathanael fand vor fünfzig<br />

Viel Sonnenschein bei der Stabsübergabe:<br />

Pater Nathanael (von links), Abt Martin,<br />

Pater Kolumban.<br />

Jahren die Propstei in einem desolaten Zustand<br />

vor; wir berichteten in der letzen<br />

Nummer von «Salve» davon. Unterdessen<br />

ist St. Gerold zu einem kulturellen Zentrum<br />

geworden, wo auch die Gastronomie gepflegt<br />

und Raum für Begegnungen angeboten<br />

wird.<br />

Die Propstei in die Zukunft führen<br />

Es ist das Verdienst von Pater Nathanael,<br />

dass das Kloster <strong>Einsiedeln</strong> sich entschlossen<br />

hat, für die Propstei St. Gerold auch weiterhin<br />

einen eigenen Propst zu stellen: Was er<br />

geschaffen hat, möchte das Kloster gerne in<br />

die Zukunft führen. Diese Perspektive stand<br />

denn auch bei der Einsetzungsfeier im Zentrum<br />

der Ansprachen von Abt Martin und<br />

des neuen Propstes. Für Pater Kolumban gehören<br />

Veränderungen und Neuanfänge wesentlich<br />

zum Leben, ohne die es keine Zukunft<br />

gibt. Konkret meinte er dazu in seiner<br />

Ansprache: «Die Propstei soll auch künftig<br />

eine Herberge sein für Seele und Leib, eine<br />

Oase der Begegnung und der Sinnfindung,<br />

wo Menschen Bleibendes für ihr Leben entdecken<br />

und erfahren können. Und schliesslich<br />

soll die Propstei eine Stätte der Ökumene<br />

und der Kultur bleiben für alle, die sich<br />

für das Gute, Wahre und Schöne interessieren<br />

– unabhängig von ihrer Herkunft, gesellschaftlichen<br />

Stellung oder Religionszugehörigkeit.»<br />

Diese Haltung nahm auch Abt


Der neue Propst Pater Kolumban im herzlichen<br />

Austausch beim Aperitif.<br />

Martin ein und ergänzte, dass es für St. Gerold<br />

keine Zukunft geben könne, wenn alles<br />

so bleiben müsste, wie es ist.<br />

Zeichen des Dankes<br />

Abt Martin konnte Pater Nathanael zum<br />

Dank ein Geschenk überreichen: einen Gutschein<br />

für einen Ferienaufenthalt in St. Gerold<br />

zugunsten einer Familie, deren finanzielle<br />

Situation das nicht erlaubt. Erholung<br />

und Freude für eine bedrängte Familie – ein<br />

Zeichen ganz im Sinne von Pater Nathanael.<br />

Ein weiteres Zeichen des Dankes wurde<br />

dann für die zahlreich angereisten Freundinnen<br />

und Freunde von St. Gerold gesetzt:<br />

Bei schönstem Wetter konnte mit Abt Martin,<br />

Pater Kolumban und Pater Nathanael<br />

angestossen werden.<br />

Pater Urban Federer<br />

Kulturprogramm der Propstei St. Gerold<br />

KLOSTERBETRIEBE<br />

So 11. Oktober 2009, 10.30 Uhr Begegnung mit Prof. Dr. med. Reinhard Haller zum Thema<br />

«Faszination des Bösen»<br />

So 11. Oktober 2009, 17.00 Uhr Solokonzert mit Simone Andrea Meyer, Violine<br />

6.–11. Oktober 2009 Singwoche; wir proben die Toggenburger-Messe von und mit<br />

Peter Roth<br />

30. Oktober–1. November 2009 Schweigen und Improvisation; Kurzvorträge, gemeinsames<br />

Singen, Meditation und Improvisation mit den Musiktherapeuten<br />

Prof. Dr. Fritz Hegi-Portmann und Manuel Oertli-Moeri<br />

1.–7. November 2009 Tai Chi mit Pius Brogle<br />

7.–14. November 2009 Fastenseminar nach Hildegard von Bingen mit Heinz Bitsch<br />

und Theratpeutinnen<br />

14.–15. November 2009 Tanzen und Räuchern mit Ute Isele-Partl und Susanne Türtscher<br />

15.–21. November 2009 «Der Himmel ist in dir» – Leib-, Atem- und Stimmarbeit mit<br />

Gerhard M. Walch<br />

27.–29. November 2009 Das menschliche Herz – Tor ins innere Geheimnis der<br />

Schöpfung; geführte Meditationen mit Maya Bandelier<br />

11.–13. Dezember 2009 Adventsbesinnung nach dem Prolog des Johannes-Evangeliums<br />

mit Susanne Türtscher<br />

Weitere Informationen und Auskünfte erhalten Sie unter www.propstei-stgerold.at oder unter<br />

der Telefonnummer 0043 (0)55 50 21 21.<br />

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44<br />

HISTORIA<br />

Das Kloster <strong>Einsiedeln</strong> und der Zweite Weltkrieg 1939–1945<br />

Beten, hoffen und<br />

Kartoffeln pflanzen<br />

Am 1. September 1939 kündigten die Kirchenglocken in der ganzen Schweiz ein<br />

unheilvolles Ereignis an: den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Aus Anlass dieses<br />

siebzigsten Jahrestages wird nach den Informationen aus alten Ausgaben des<br />

«Konventglöggli“, der internen Hauszeitung, aus Jahresberichten der Stiftsschule<br />

und Erzählungen älterer Mitbrüder der Alltag im Kloster <strong>Einsiedeln</strong> während dieser<br />

Zeit vorgestellt.<br />

Der Zweite Weltkrieg begann am 1. September<br />

1939 mit dem Überfall der deutschen<br />

Wehrmacht auf Polen. Zu diesem Tag steht<br />

im Konventglöckli: «1/4 vor 1 Uhr wird – es<br />

geht einem durch Mark u. Bein – mit allen<br />

Glocken Sturm geläutet, weil morgen der 1.<br />

Mobilisationstag ist. Der so lang gefürchtete<br />

Weltkrieg ist nun doch ausgebrochen, u. kein<br />

Sterblicher auf Erden weiss, was er bringt.<br />

[...] So klinge denn bei allen Litaneien und<br />

bei allen Ave Maria aus unserer tiefsten<br />

Seele die Bitte heraus: Erbarme Dich unser!<br />

Bitte für uns! Dann wollen wir den Herrgott<br />

schalten und walten lassen. Und unsere Landesmutter<br />

wird auch ihr Bestes tun.» Um<br />

Gottes Schutz und Beistand zu erflehen, wurden<br />

etwa am 10. September die sogenannten<br />

«Einsiedler Friedensgebetswochen» eröffnet,<br />

während mit derselben Bittintention<br />

auch am 28. April 1940 eine Reliquienprozession<br />

durch das Dorf gehalten wurde,<br />

wozu im «Konventglöggli» vertrauensvoll<br />

geschrieben steht: «Wenn unsere Gnadenmutter<br />

u. all die Schutzheiligen für uns bitten<br />

dürfen, setzen sie es schon durch.» Auch von<br />

auswärts kamen «der Kriegszeit wegen» verschiedene<br />

Pilgergruppen, um für den Erhalt<br />

des Friedens zu beten, etwa am 30. Juni 1940<br />

die Glarner mit rund 1000 Teilnehmern. Des<br />

Weitern legte Abt Ignaz mit der Bitte um<br />

Verschonung vor Kriegsschaden das Gelübde<br />

ab, allmonatlich am Herz-Jesu-Freitag ein<br />

feierliches Konventamt und eine feierliche<br />

Komplet zu halten. Dieses Versprechen wird<br />

bis auf den heutigen Tag eingehalten.<br />

Vorbereitungen für den Ernstfall<br />

Um für den Ernstfall vorbereitet zu sein,<br />

wurden Alarm- und Luftschutzübungen<br />

durchgeführt, Verdunkelung geübt (dies bereits<br />

vor Kriegsausbruch) und Evakuierungspläne<br />

ausgearbeitet. Eine weitere Folge des<br />

Kriegsausbruchs war der Marschbefehl an<br />

einige Novizen, während auch viele Knechte<br />

des Klosters den Waffenrock nehmen mussten,<br />

sodass sie beim Heuen durch Brüder<br />

und Fratres oder Studenten – sie bekamen<br />

dafür einen Franken Stundenlohn – ersetzt<br />

werden mussten; auch beinahe alle Pferde<br />

der Statthalterei wurden aus dem Stall geholt.<br />

Wie überall im Land waren auch in<br />

<strong>Einsiedeln</strong> Soldaten stationiert, die an verschiedenen<br />

religiösen Veranstaltungen teilnahmen,<br />

etwa am Fronleichnamsfest 1940<br />

oder an Soldaten-Maiandachten. Aus Rücksicht<br />

ihnen gegenüber wurde im Frühling<br />

1940 auf Wunsch des hohen Militärs das<br />

Läuten der Glocken vor der Vesper und Mette<br />

auf fünf Minuten verkürzt, was jedoch im<br />

Herbst des folgenden Jahres wieder rückgängig<br />

gemacht wurde. Auch anderweitig<br />

musste man durch das Militär Einschränkun-


gen hinnehmen; so konnte etwa wegen des<br />

Militärs die Sommerlässe 1940 nicht wie gewohnt<br />

in Pfäffikon gehalten werden, sodass<br />

man diese zu Hause mit ganztägigen Ausflügen<br />

in die nähere Umgebung verbrachte.<br />

Einschränkungen durch den Krieg<br />

Weitere Einschränkungen gab es – wie überall<br />

im Land – durch die Lebensmittelrationierung.<br />

Aus den im Ersten Weltkrieg begangenen<br />

Fehlern gelernt, wurde diese bereits zu<br />

Beginn des Krieges, am 20. Oktober 1939,<br />

eingeführt, während dessen Verlauf – je<br />

nach vorhandenem Angebot – ständig angepasst<br />

und über den Krieg hinaus bis in den<br />

Sommer 1948 beibehalten. Anfangs wurden<br />

dabei nur einige Lebensmittel rationiert, zu<br />

denen jedoch im Laufe der Zeit immer mehr<br />

hinzukamen, nie hingegen – was in ganz<br />

Europa einzigartig war – Kartoffeln, Obst<br />

und Gemüse. Milch und Brot kamen erst<br />

Mitte Oktober 1942 auf die Liste der rationierten<br />

Produkte, wozu im «Konventglöggli»<br />

zum 16. Oktober die Weisung gegeben<br />

wurde: «Vor dem Frühstück fasst man<br />

225gr.; man muss den ganzen Tag damit auskommen.<br />

Kein Mutschli mehr.»<br />

Hunger musste indes niemand leiden,<br />

doch hatte man sich auf einfache Mahlzeiten<br />

umzustellen, die<br />

fortan oftmals aus<br />

Stockfisch und Kartoffeln<br />

bestanden. Letztere<br />

wurden, in einem<br />

im Einsiedler Hochtal<br />

bisher ungesehenen<br />

Mass, im Rahmen des<br />

sogenannten «Plan<br />

Wahlen», dem Plan des<br />

Bundesrates zur Selbstversorgung<br />

des Landes,<br />

auch innerhalb<br />

der Klostermauern angepflanzt,<br />

wozu neben<br />

den verschiedenen<br />

Gärten auch der grosse<br />

Sportrasen der Stiftsschule<br />

herhalten muss-<br />

HISTORIA<br />

te. Neben den Nahrungsmitteln war auch<br />

Kohle rationiert, sodass auch im Winter sehr<br />

sparsam mit diesem Heizmaterial umgegangen<br />

werden musste. So waren die Fratres jeweils<br />

froh, wenn Soldaten ins Kloster duschen<br />

kamen und dafür eine Wagenladung Kohle<br />

mitbrachten, sodass sich auch der klösterliche<br />

Nachwuchs wieder einmal unter warmes Wasser<br />

stellen konnte; wegen Mangel an Kohlen<br />

wurden auch in den Kriegsjahren an der<br />

Stiftsschule die sonst ungefähr zehntägigen<br />

Weihnachtsferien auf bis zu einem vollen Monat<br />

ausgedehnt, wohingegen die Osterferien<br />

etwas gekürzt wurden. Ein weiterer Bestandteil<br />

des «Plans Wahlen» war die behördlich<br />

verordnete Einlagerung von Lebensmitteln,<br />

sodass in den Gängen der Stiftsschule – etwa<br />

in jenem zum Theater – haufenweise bundeseigene<br />

Zuckersäcke gelagert wurden, die von<br />

den Schülern in ihrer Liebe zu Süssem gerne<br />

angebohrt wurden.<br />

Folgen für den Betrieb der Stiftsschule<br />

Wie bereits angetönt, hatte der Krieg auch<br />

auf den Betrieb der Stiftsschule unliebsame<br />

Auswirkungen: So wurde der Unterricht – wie<br />

es im Bericht zum Schuljahr 1939/40 heisst –<br />

«in den obersten Klassen [...] durch ein beständiges<br />

Kommen und Gehen nicht wenig<br />

Auch die Wiesen rund um das Kloster wurden zu Kartoffeläckern.<br />

45


46<br />

HISTORIA<br />

beeinträchtigt [...]. Denn von den 43 Maturanden<br />

standen zu Beginn des Schuljahres 21<br />

im Feld, und ihre Beurlaubung war sehr ungleich.<br />

Auch von der 6. und 7. Klasse hatten im<br />

Laufe des Jahres ein Dutzend und mehr in die<br />

Rekrutenschule oder in den Aktivdienst einzurücken.»<br />

Um dieser aussergewöhnlichen<br />

Doppelbelastung der jungen Männer entgegenzukommen,<br />

führte man Maturitätserleichterungen<br />

ein, sodass im Sommer 1940 28<br />

Maturanden wegen des Militärdienstes von<br />

den mündlichen Maturitätsprüfungen dispensiert<br />

waren. Der Mangel an Schülern der<br />

oberen Klassen stellte vor allem auch für die<br />

traditionellen Theateraufführungen eine Beeinträchtigung<br />

dar; so konnte etwa an der<br />

Fasnacht 1940 statt der gewohnten Oper nur<br />

ein Singspiel aufgeführt werden, das mit ungebrochenen<br />

Stimmen auskam. Mit welchem<br />

Ernst dieser Militärdienst verbunden war,<br />

zeigt etwa die Tatsache, dass dabei drei Stiftsschüler<br />

ihr Leben verloren, zwei von ihnen als<br />

deutsche Staatsangehörige im Russlandfeldzug.<br />

Weitere Berührungspunkte zwischen<br />

Schule und Militär waren darin gegeben,<br />

dass man für die Wehrmänner die damals<br />

neue Turnhalle und die Badeeinrichtungen<br />

zur Verfügung stellen musste, während im<br />

übrigen Kloster die Stallungen und sämtliche<br />

Werkstätten den Feldgrauen überlassen<br />

werden mussten. Zwischen den Soldaten<br />

und den Schülern herrschte indes eine<br />

freundschaftliche Atmosphäre: Während<br />

die Wehrmänner im Schultheater oder im<br />

Fürstensaal – heute «Grosser Saal» genannt<br />

– gemütliche und bildende Unterhaltungen<br />

aufführten, revanchierte sich die Schule<br />

dann und wann mit musikalisch-theatralischen<br />

Darbietungen. Doch nicht nur Angehörige<br />

der Schweizer Armee konnten sich<br />

an solchen Aufführungen erfreuen: Mehrmals<br />

gaben die Musiker des Stiftes und der<br />

Schule auch internierten Polen ein kleines<br />

Konzert. Vor ungleich viel illustrem Publikum<br />

durfte man – bereits nach dem Krieg –<br />

am 5. Juni 1945 aufspielen, als General Henri<br />

Guisan zu Besuch kam.<br />

Die Bildlichkeit an der Stiftsschule war 1941 eindeutig durch den Krieg geprägt.


Tuchfühlung mit dem Krieg<br />

Über das politische Weltgeschehen und den<br />

eigentlichen Kriegsverlauf informierten sich<br />

die Schüler aus den Medien, vor allem aus<br />

der Tageszeitung «Vaterland», die einige<br />

Schüler gemeinsam abonniert hatten, oder<br />

über den Schweizerischen Landessender Beromünster,<br />

dessen Nachrichten jeweils am<br />

Mittag über Lautsprecher in die Rekreationsräume<br />

übertragen wurden. Dabei wurden<br />

die neuesten Informationen auch rege<br />

diskutiert, vor allem in besonders brenzligen<br />

Momenten wie etwa dem Beginn des deutschen<br />

Westfeldzuges im Mai 1940, als man –<br />

nun völlig von den Achsenmächten eingekesselt<br />

– einen Einmarsch der Deutschen<br />

auch in die Schweiz befürchtete. Dass solche<br />

Befürchtungen auch von den Oberen des<br />

Klosters geteilt wurden, zeigt die Aktion am<br />

Pfingstmontag 1940 (13. Mai), als man mit<br />

den Schülern in einer Menschenkette – auch<br />

Abt Ignaz half mit – die Bücher aus der Bibliothek<br />

in den Kabiskeller brachte.<br />

Die Schülerschar scheint damit weit besser<br />

über das Kriegsgeschehen informiert gewesen<br />

zu sein als gewisse Teile des Konvents,<br />

etwa der klösterliche Nachwuchs. Das lag vor<br />

allem daran, dass damals nur die Musiker ein<br />

Radiogerät besitzen durften. So war der am<br />

Sonntagabend vorgelesene Frontartikel von<br />

Redaktor Franz Karl Zust aus dem «Vaterland»<br />

für viele die einzige Informationsquelle.<br />

Im Gegensatz zu den Schülern diskutierte<br />

man so – jedenfalls unter den Fratres – kaum<br />

über Einzelheiten des Krieges. Eine Gelegenheit,<br />

sich durch Augenzeugen ein Bild vom<br />

Krieg zu machen, hatte indes der Konvent<br />

dank einigen Mönchen aus europäischen<br />

Klöstern, die als Flüchtlinge im Kloster Asyl<br />

gefunden hatten.<br />

Einer der wenigen direkten Berührungspunkte<br />

mit dem Krieg war der Absturz eines<br />

englischen Flugzeugs in den frühen Morgenstunden<br />

des 26. Februar 1944 bei Euthal<br />

in den Sihlsee, wobei von den sechs Mann<br />

Besatzung einer den Tod fand. Im «Konventglöggli»<br />

heisst es dazu: «Zwischen dem<br />

Grossbach u. Steinbach rettete sich der letz-<br />

HISTORIA<br />

te Insasse mittels Fallschirm in den gefrorenen<br />

See u. brachte mehrere Bomben zur Explosion.<br />

Der Krach u. die Erschütterung waren<br />

furchtbar. Im Grosser Pfarrhaus wurden<br />

28 Scheiben eingedrückt. Auch unser Kloster<br />

wurde stark geschüttelt, so dass wohl die<br />

meisten Schläfer geweckt u. erschreckt wurden.<br />

Eine schwache Ahnung von den Kriegsbombardierungen!»<br />

Diese Begegnung mit einem fremden<br />

Flugzeug blieb indes weitaus nicht die einzige:<br />

Im gleichen Sommer gab es in <strong>Einsiedeln</strong><br />

zwischen dem 15. und 31. Juli 1944 vielmehr<br />

22 Fliegeralarme, bis zum 2. Januar 1945 gar<br />

deren über 250, wobei es glücklicherweise<br />

nie zu einem ernsthaften Zwischenfall kam,<br />

entgegen beispielsweise der versehentlichen<br />

Bombardierung von Schaffhausen durch<br />

amerikanische Bomber am 1. April 1944 mit<br />

vierzig Toten und über hundert Verletzten,<br />

oder jener der Städte Basel und Zürich am 4.<br />

März 1945, bei der fünf Menschen starben.<br />

So kam <strong>Einsiedeln</strong> und das Kloster – wie die<br />

ganze übrige Schweiz – bekanntlich recht<br />

glimpflich davon; auch die Propstei St. Gerold,<br />

die Einsiedler Besitzung im österreichischen<br />

Vorarlberg, die die Schweizer Patres<br />

1939 und 1942 als «unerwünschte Ausländer»<br />

verlassen mussten und fortan von einem<br />

Konventualen des Klosters Wettingen-<br />

Mehrerau bei Bregenz verwaltet wurde,<br />

konnte nach dem Krieg 1947 unbeschädigt<br />

wieder übernommen werden.<br />

Darum vergass man im Mai 1945 ob der<br />

Freude über das Ende des Krieges auch nicht,<br />

Gott für die Bewahrung vor grösserem Unheil<br />

zu danken; Kloster und Pfarrei veranstalteten<br />

am 10. Mai eine gemeinsame religiöse<br />

Friedensfeier mit Prozession und Aussetzung<br />

des Allerheiligsten. Gut zwei Wochen später,<br />

am 25. Mai wallfahrtete die ganze Schule zusammen<br />

mit Abt Ignaz zum Grab des Landespatrons<br />

Bruder Klaus, wo sie auf die Klassen<br />

aus dem Asconeser Collegio Papio stiess, um<br />

mit ihnen zusammen – wie es im Jahresbericht<br />

1944/45 steht – «dem Schützer des Vaterlandes<br />

Dank zu sagen».<br />

Frater Thomas Fässler<br />

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48<br />

Auf Einla


Die gold-gelb leuchtenden Farben und die reifen Früchte künden an: Es wird<br />

Herbst. Ich liebe diese Jahreszeit sehr. Ganz besonders geniesse ich die letzten warmen<br />

sommerlichen Tage beim Wimmet. Obwohl die Traubenlese körperlich recht anstrengend<br />

ist, bringt die Arbeit im Weinberg eine willkommene Abwechslung zur Tätigkeit<br />

innerhalb der Klostermauern. In Gemeinschaft mit den Schwestern und freiwilligen<br />

Helferinnen und Helfern unter freiem Himmel zu arbeiten ist wohltuend für Leib und<br />

Seele. Zudem hat diese Arbeit für mich eine tief religiöse Dimension: Sie erinnert mich<br />

an das Bild-Wort im Johannes-Evangelium «Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben»<br />

(Joh 15.5).<br />

Der Herbst und die Zeit der Ernte erfüllen mich immer wieder neu mit Dankbarkeit<br />

und Freude. Und gleichzeitig schwingt auch ein Hauch von Wehmut mit. Denn, ernten<br />

heisst: Loslassen. Loslassen ist eine Kunst, die uns Menschen nicht leicht fällt. Vielleicht<br />

liegt aber gerade im Loslassen ein Schlüssel zu einem erfüllten Leben.<br />

Vor wenigen Tagen durften Schwester Michaela Portmann<br />

und Schwester Fidelis Schmid ihr goldenes Professjubiläum<br />

feiern. Seit fünfzig Jahren leben die beiden Schwestern in<br />

unserer Gemeinschaft. Als junge Frauen spürten sie die Sehnsucht,<br />

ihr Leben ganz auf Gott auszurichten. Mutig folgten sie<br />

dem Ruf und haben ihre Familien, ihr Zuhause und ihre<br />

Zukunftspläne losgelassen. Im Benediktinerinnenkloster Fahr<br />

am Rand der Stadt Zürich fanden sie eine erfüllende Lebensform<br />

mit bleibendem Wert. Im Laufe der vergangenen fünfzig<br />

Jahre gab es für die beiden neben schönen, unvergesslichen<br />

Momenten auch Krisen. Es gab in diesem halben Jahrhundert<br />

in der Kirche und Gesellschaft einschneidende Veränderungen.<br />

Krisen sind immer auch ein Weg zur Reife. Beide Schwestern stellten sich den Herausforderungen<br />

der Zeit und blieben ihrer Berufung und ihrem gewählten Weg als Benediktinerin<br />

treu. So konnte in ihnen wachsen und reifen, was der heilige Benedikt im Prolog seiner<br />

Regel mit folgenden Worten umschreibt: «Wer aber im klösterlichen Leben und<br />

im Glauben fortschreitet, dem wird das Herz weit, und er läuft in unsagbarem Glück<br />

der Liebe den Weg der Gebote Gottes» (Benediktsregel, Prolog).<br />

Ein weites Herz ist die Frucht der Treue. Wer durch die Schule des Loslassens gegangen<br />

ist, wird gelassener und grossherziger. Das strahlen unsere «goldenen Mitschwestern»<br />

aus. Für dieses Zeugnis gelebten Glaubens bin ich den beiden sehr dankbar.<br />

Liebe Leserinnen und Leser, mögen die leuchtenden Farben und reifen Früchte des<br />

Herbstes auch Sie mit Freude und Dankbarkeit erfüllen.<br />

Ihre Priorin Irene Gassmann<br />

KLOSTER FAHR<br />

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50<br />

KLOSTER FAHR<br />

Goldene Profess<br />

Zweimal fünfzig Jahre<br />

Klosterleben<br />

Sie spürten, dass es ihr Lebensweg ist. Deshalb traten Schwester M. Michaela<br />

Portmann und Schwester M. Fidelis Schmid 1957 ins Kloster Fahr ein. Seither wirken<br />

sie in der Benediktinerinnen-Gemeinschaft mit. Die beiden Jubilarinnen freuen sich<br />

über die Weltoffenheit des Klosters und wünschen sich junge Mitschwestern.<br />

Fünfzig Jahre nach ihrer einfachen Profess<br />

durften Schwester M. Michaela und Schwester<br />

M. Fidelis am 19. August 2009 im Kloster<br />

Fahr die goldene Profess feiern. Das Jubiläum<br />

wurde im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes<br />

mit Abt Martin Werlen im Kreise<br />

der Angehörigen und der Schwesterngemeinschaft<br />

gefeiert.<br />

Priorin, Näherin, Köchin<br />

Schwester Fidelis und Schwester Michaela<br />

traten 1957 ins Kloster Fahr ein. Sie hätten<br />

gespürt, dass dies ihr Lebensweg sei, sagen<br />

die beiden zurückblickend.<br />

Schwester Fidelis war anfänglich in der<br />

Landwirtschaft des Klosters tätig, bevor sie<br />

sich dann vor allem der Herstellung der li-<br />

Schwester M. Michaela Portmann (links) und Schwester M. Fidelis Schmid feierten am 19. August<br />

2009 im Kloster Fahr ihre goldene Profess.


turgischen Gewänder widmete. Zudem<br />

stand sie während fünfzehn Jahren der<br />

Schwesterngemeinschaft als Priorin vor. Später<br />

kamen Aufgaben in der Nähstube sowie<br />

Klosterführungen dazu, die sie auch heute<br />

noch erfüllt. «Ich bin immer sehr gerne im<br />

Kloster gewesen und hatte grosse Freude an<br />

meinen Aufgaben», sagt die 76-Jährige.<br />

Schwester Michaela war lange Zeit in der<br />

Küche tätig. «Mit dem Kochen konnte ich<br />

sehr viel Freude schenken», stellt die 75-Jährige<br />

zufrieden fest. Es sei aber auch eine Herausforderung<br />

gewesen, habe sie doch oft<br />

aufgrund der Küchenpflichten nicht am gemeinsamen<br />

Chorgebet teilnehmen können.<br />

Seit 2005 arbeitet sie in der Verwaltung und<br />

im Sekretariat der Bäuerinnenschule mit.<br />

Herbstanlass<br />

KLOSTER FAHR<br />

Weltoffen mit der Zeit gehen<br />

Im Gespräch entpuppen sich die beiden jubilierenden<br />

Schwestern, welche den grossen<br />

Veränderungen der vergangenen fünfzig<br />

Jahre stets positiv begegneten, als sehr weltoffen.<br />

So erzählen sie etwa vom persönlichen<br />

Internetanschluss, von Ferien ausserhalb<br />

der Klostermauern oder der freien<br />

Zeitwahl fürs Morgenessen. «Ich bin froh,<br />

dass man mit der Zeit geht», meint Schwester<br />

Michaela. «Und ich wünsche mir, dass wir<br />

eine aufgeschlossene Gemeinschaft bleiben,»<br />

ergänzt Schwester Fidelis. Ganz besonders<br />

wünschen sich die beiden wieder<br />

mehr junge Frauen im Kloster.<br />

Text: Lisbeth Wicki, «Entlebucher Anzeiger»<br />

Bei herrlichem Wetter fanden sich am 29. August an die neunzig Vereinsmitglieder im Kloster<br />

Fahr ein, um sich über die Geschichte «ihres» Klosters seit 1130 zu informieren.<br />

Der Referent Carl August Zehnder, Prof. em. für Informatik an der ETH Zürich, hat es wunderbar<br />

verstanden, die Neugier seines Publikums nach den Menschen, die in diesem Kloster<br />

gelebt haben, zu wecken. So erwähnte er, dass Ulrich Zwingli 1524 höchst persönlich im Fahr<br />

erschien, um die armen Frauen von der Pflicht des nächtlichen Gebetes zu befreien, indem er<br />

ihnen den so genannten «Kloster-Mettgesang» erliess. Da damals, wie aus einer Randbemerkung<br />

von Prof. Zehnder zu erfahren war, die Nonnen ihre eigenen Haushalte führten, stellt<br />

sich die Frage, ob diese wackeren Frauen es für nötig hielten, sich vom hohen Besuch von dieser<br />

Pflicht befreien zu lassen. Da sie scheinbar ihre eigenen Ideen hatten, wie sie ihr Zusammenleben<br />

gestalten wollten, wäre es durchaus vorstellbar, dass sie ohnehin genug emanzipiert<br />

gewesen wären, um auch auf den nächtlichen Gesang zu verzichten, hätten sie das<br />

denn gewollt.<br />

Nach dem geschichtlichen Rückblick informierte die Präsidentin des Vereins, Verena<br />

Zehnder, über das neue Buchprojekt. Der Verein Pro Kloster Fahr wird die Texte des Schreibwettbewerbs<br />

anlässlich des Geburtstags von Silja Walter vom vergangenen Frühling in Buchform<br />

herausgeben. Die entsprechende Buchvernissage soll schon am 29. November 2009<br />

stattfinden.<br />

Verena Huber-Halter<br />

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52<br />

KLOSTER FAHR<br />

Küchenprofi Bernadette Bühler-Knüsel<br />

«Selbstversorgung ist kein<br />

alter Zopf!»<br />

Seit wenigen Stunden sind sie an der Bäuerinnenschule – die 28 Absolventinnen des<br />

aktuellen Herbst-/Winterkurses. Und die Hälfte von ihnen hat an diesem Dienstagmorgen<br />

bereits einen praktischen Einsatz in der Schulküche. Backen steht auf dem<br />

Stundenplan von Bernadette Bühler-Knüsel, der engagierten Verantwortlichen des<br />

Fachs Selbstversorgung.<br />

Noch bewegen sich die jungen Frauen zögernd<br />

und unsicher; die Schulküche ist unbekanntes<br />

Terrain. Fragen stehen deutlich<br />

in die Gesichter geschrieben: Wo ist was versorgt?<br />

Wie pack‘ ich‘s an? Bernadette Bühler<br />

beobachtet ruhig, lässt die Frauen ausprobieren,<br />

ruft die Gruppe fürs Abwägen der<br />

Zutaten kurz zusammen, später fürs richtige<br />

Teigrühren, damit die Zitronen- und Tirolercakes,<br />

die Muffins gelingen. Souverän<br />

pendelt sie zwischen den Tischen hin und<br />

her – die 44-jährige Hauswirtschaftslehrerin,<br />

Mutter und Bäuerin aus dem luzernischen<br />

Bernadette Bühler fühlt sich ebenso als Bäuerin<br />

wie als Hauswirtschaftslehrerin.<br />

Hohenrain. Auf einen Blick wird klar: Sie versteht<br />

ihr Metier und sie sprüht vor Begeisterung<br />

für ihr Fach. Kein Zweifel – wenn es<br />

nach ihr geht, werden die Kursteilnehmerinnen<br />

bis in zwanzig Schulwochen ebenso leidenschaftliche<br />

Küchen- und Backprofis sein.<br />

Bäuerin und Hauswirtschaftslehrerin<br />

Arbeit und Einsatz ist sie gewohnt, die quirlige,<br />

lebensfrohe Frau. «Auf unserem Bauernhof<br />

betreiben wir Milchwirtschaft. Dazu haben<br />

wir eine mittelgrosse Schweinezucht und<br />

bauen Mais, Gerste, Korn, Raps, bald auch Urdinkel<br />

an. Ich habe einen grossen Garten und<br />

auch unsere vier Kinder im Alter zwischen<br />

acht und vierzehn halten mich auf Trab.»<br />

Dienstags in der Früh, kurz nach sechs<br />

Uhr, verlässt die Bäuerin jeweils ihren Hof<br />

Richtung Kloster Fahr – aber erst, wenn die<br />

beiden älteren Kinder, die um sieben in die<br />

Schule gehen, geweckt sind und für sie<br />

das Frühstück auf dem Tisch steht. Einmal<br />

pro Woche ist Bernadette Bühler ganztags<br />

ausser Haus. Sie unterrichtet seit gut<br />

einem Jahr das Fach «Selbstversorgung»,<br />

also Produkteverwertung, an der Bäuerinnenschule<br />

im Fahr. «Ich habe für mich eine<br />

‹Luxuslösung› finden können», erzählt sie<br />

begeistert. «Eine vor kurzem pensionierte<br />

Tante hütet an meinem ‹Schultag› Kinder<br />

und Familie, besorgt den Haushalt. Und<br />

es ist ein Privileg, dass mein Mann zuhause


arbeitet; so trägt er einen Teil der Aufgaben<br />

in der Familie mit. Und ich kann unbesorgt<br />

und ohne Stress, während des Semesterkurses<br />

einen Tag pro Woche im Fahr<br />

tätig sein.»<br />

Es ist ein Glücksfall für die Hauswirtschaftslehrerin,<br />

die nach zehn Familienjahren<br />

wieder einen Fuss ins angestammte Berufsfeld<br />

setzen konnte, aber auch für die<br />

Schulleitung, die nun eine weitere engagierte<br />

und motivierte Fachfrau im Team<br />

hat. «Nach fünf Jahren als Expertin bei den<br />

Abschlussprüfungen für das Fach ‹Selbstversorgung›<br />

fragte mich die Priorin des<br />

Klosters, Irene Gassmann, vor Jahresfrist<br />

für ein Teilpensum an der Schule an; die<br />

Fahrer Ernährungs- und Kochlehrerin Verena<br />

Keller und ich sind ein Team, das sich<br />

prächtig ergänzt.» Bernadette Bühler fühlt<br />

sich ebenso als Bäuerin wie als Hauswirtschaftslehrerin.<br />

«An der Schule bin ich<br />

Bäuerin, daheim bin ich stolz, meinen Beruf<br />

ausüben zu dürfen, der auch mein Hobby<br />

ist.»<br />

KLOSTER FAHR<br />

«Das Image von Hausarbeit ist eher mies. Das möchte ich ein Stück weit verändern.»<br />

Haushalten ist kein alter Zopf!<br />

Der abwechslungsreiche Schultag im Fahr<br />

macht Bernadette Bühler Freude. «Das<br />

Image von Hausarbeit ist eher mies. Das<br />

möchte ich ein Stück weit verändern. Die Absolventinnen<br />

erfahren im Kurs, dass Haushalten<br />

kein alter Zopf ist, ganz im Gegenteil. Ein<br />

Haushalt ist vielseitig. Putzen gehört zwar<br />

einfach dazu, aber bei der Selbstversorgung<br />

wird in der Küche sehr lustvolles und kreatives<br />

Arbeiten möglich. Ich möchte den Absolventinnen<br />

meine Begeisterung für die Produkte<br />

weitergeben, sie auch für deren<br />

Inhaltsstoffe sensibilisieren. Die Grundausbildung<br />

ist bei Weitem nicht nur für Bäuerinnen<br />

gedacht. Ich erlebe, dass die jungen<br />

Frauen – aus der Stadt genau so wie vom<br />

Land – mit Neugierde und Begeisterung lernen,<br />

Gemüse, Milch, Obst, Getreide, Fleisch<br />

selber zu verwerten. Ich erfahre, dass das einem<br />

Bedürfnis entspricht, aber die meisten<br />

nicht wissen, wie sie das Thema anpacken<br />

sollen. Hier im Fahr haben sie während<br />

zwanzig Wochen Zeit und Gelegenheit, Pra-<br />

53


54<br />

KLOSTER FAHR<br />

xis und Theorie zu verbinden. Mir gefällt,<br />

dass die Ausbildung Tiefe hat. Die Schülerinnen<br />

sind motiviert, offen für alles. Und mir<br />

ist es wichtig, dass sie selbstsicher werden –<br />

auch in Küchenbelangen. Dass sie auch lernen,<br />

im Team zu arbeiten, sich gegenseitig<br />

zu helfen. ‹Alle für eine, eine für alle› – ein<br />

lustiges, bebildertes Kinderbuch mit diesem<br />

Titel begleitet uns durch den Kurs. Ich halte<br />

wenig davon, wenn die Absolventinnen Rezepte<br />

auswendig lernen – entscheidend ist,<br />

wo sie nachschauen können, wenn sie nicht<br />

mehr weiter wissen.»<br />

Vergessenes Wissen<br />

In der Selbstversorgung steckt für Bernadette<br />

Bühler vergessenes Wissen, das heute<br />

wieder zu Ehren kommt. «Vieles von dem,<br />

was unsere Grossmütter noch selbstverständlich<br />

anwendeten, ist verloren gegangen.<br />

Früher wurde alles, was in Haus und<br />

Hof vorhanden war, verwertet, etwa Kräuter<br />

aus dem Garten für Wickel und Hausmittel.<br />

Man kannte einfache Rezepte für<br />

dieses und jenes. Gerade heute, in der Zeit<br />

von Fastfood und Fertigprodukten, hat meiner<br />

Meinung nach Selbstversorgung wieder<br />

Lehren hat für Bernadette Bühler mit Leben zu tun.<br />

Saison. Ich spüre ein gewisses Verantwortungsgefühl,<br />

dieses Wissen, das ich seit vielen<br />

Jahren privat und beruflich nutze, wieder<br />

zu vermitteln.»<br />

Fahr sei so etwas wie eine Insel im Alltag,<br />

sagt Bernadette Bühler. «Losgelöst vom<br />

Trubel der täglichen Anforderungen haben<br />

die jungen Frauen hier Zeit, neugierig zu<br />

sein. Sie sind begierig zu erfahren, was man<br />

alles selber, oft auf einfache Art, verwerten<br />

kann. Es ist nur eine Frage des Wie.»<br />

«Mich bringt so schnell nichts<br />

aus der Ruhe!»<br />

In der Fahrer Schulküche ist unterdessen<br />

Bernadette Bühlers Wissen wieder gefragt.<br />

Eine Schülerin erkundigt sich nach der Salzmenge<br />

für den Teig, eine andere nach der<br />

Knetdauer. «Waschen Sie die Zitrone gut vor<br />

dem Gebrauch», rät sie einer dritten. Theorie<br />

und Praxis gehen Hand in Hand – die<br />

praktische Erfahrung zählt. «Jede der Schülerinnen<br />

hat Stärken hier, Handicaps da. Gemeinsam<br />

sind wir stark. So lassen sich viele<br />

Träume verwirklichen.» Es ist ein emsiges<br />

Werken in der Küche – während sich die<br />

einen mit den süssen Backwaren beschäfti-


gen, bereitet die zweite Gruppe bei der<br />

Kochlehrerin Verena Keller die Hauptspeise<br />

fürs Mittagessen vor – pikanter Pouletsalat<br />

steht auf dem Menüplan. Und bereits stehen<br />

auch die Vorbereitungen fürs Nachtessen an.<br />

Der Gong ruft alle zu Tisch. Bernadette<br />

Bühler sitzt mittendrin in der Klasse. Der Morgen<br />

war gut für sie. Sie resümiert: «Ich habe<br />

gute Nerven und kann viel ertragen. Als Wirtetochter<br />

habe ich zuhause mitbekommen,<br />

was Hektik und Betrieb heisst. Ich habe früh<br />

gelernt, Prioritäten zu setzen, schnell und<br />

exakt zu arbeiten, zu improvisieren auch.<br />

Mich bringt so schnell nichts aus der Ruhe.»<br />

Sie lebt, was sie lehrt<br />

Für die kommenden Lektionen hat sich die<br />

unternehmungslustige Hauswirtschaftslehrerin<br />

das Brotbacken vorgenommen. «Zuhause<br />

mache ich alles Brot selber. Und auch<br />

hier im Fahr buken wir in den letzten Kursen<br />

alles selbst. Die Absolventinnen lernen bei<br />

der Handarbeit Erfahrungen zu sammeln.<br />

Jede kann bald aus dem Effeff mit allen<br />

KLOSTER FAHR<br />

Die Begeisterung für ihren Beruf ist während des Gesprächs mit Bernadette Bühler spürbar.<br />

möglichen Zutaten Brote herstellen – Bauernbrot<br />

ebenso wie Parisette, Süssteigbrote<br />

oder Vollkornbrot. Das Geheimnis fürs Gelingen<br />

ist vielleicht der Vorteig. Der ist wichtig<br />

und garantiert einen Teil des Erfolgs.»<br />

Auf nach Kanada!<br />

Die Begeisterung für ihren Beruf ist während<br />

des Gesprächs mit Bernadette Bühler immer<br />

wieder spürbar – sie lebt überzeugend, was<br />

sie lehrt. Hat sie neben dem grossen Engagement<br />

in Familie und Beruf noch Zeit für Träume?<br />

«In einem Chor mitzusingen, würde mir<br />

viel Spass machen. Aber dazu reicht im Moment<br />

einfach die Zeit nicht, zumal ich noch<br />

Präsidentin des Pfarreirates in unserer Gemeinde<br />

bin. Und dann ist da noch unser grosser<br />

Traum, nach Kanada zu reisen. Nicht um<br />

auszuwandern – nein, da hätte ich viel zu viel<br />

Heimweh. Aber um unsere besten Freunde<br />

zu besuchen, die in der Nähe von Vancouver<br />

einige Jahre auf einem grossen Betrieb tätig<br />

sind.»<br />

Susann Bosshard-Kälin<br />

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56<br />

KLOSTER FAHR<br />

Rezepte<br />

Brot mit Vorteig<br />

Der Vorteig, auch Hebel genannt, schafft<br />

ideale Bedingungen für die Entwicklung der<br />

Hefegärung. Die Hefemenge kann verkleinert<br />

werden, was eine bessere Aromabildung<br />

und eine bessere Frischhaltung des<br />

fertigen Gebäcks bewirkt.<br />

Der Vorteig wird in einem kleineren Gefäss<br />

z.B. Litermass zubereitet.<br />

Zutaten für Vorteig:<br />

10 g Hefe (pro kg Mehl) mit folgenden<br />

Zutaten anrühren<br />

½ Kaffeelöffel Malz<br />

1 Messerspitze Honig<br />

6 Esslöffel lauwarmes Wasser<br />

4 Esslöffel Mehl<br />

Alle Zutaten miteinander verrühren. Mit<br />

Mehl bestäuben und zugedeckt mindestens<br />

20 Minuten an warmen Ort stellen, bis sich<br />

das Volumen des Vorteigs verdoppelt hat.<br />

Der Vorteig kann dann mit einer beliebigen<br />

Mehlmischung weiter verarbeitet<br />

werden. Die Menge an Malz, Honig, Wasser<br />

und Mehl bleibt unverändert, auch wenn<br />

mehrere Kilo Mehl verwendet werden. Pro<br />

Kilogramm Mehl werden 10 g Hefe verwendet.<br />

Grundrezept für Brot<br />

1 kg Mehl (Weiss-, Halbweiss-, Ruch-,<br />

Dinkel-, wenig Roggen-, Vollkorn-, oder<br />

andere Mehle beliebig gemischt. Anteil<br />

Vollkornmehl höchstens ¹⁄ ³ der Mehlmenge).<br />

1 Esslöffel Salz<br />

6 dl Wasser (oder Molke, Milchwasser,<br />

Beigabe von Jogurt, Quark, evtl. 1 Esslöffel<br />

Öl)<br />

Vorteig (s. oben)<br />

Mehl in Schüssel geben, Salz beifügen. Mehl<br />

mit dem Vorteig und der Flüssigkeit von der<br />

Mitte aus anrühren, mischen. Teig gut kneten,<br />

bis er glatt und geschmeidig ist. Zugedeckt<br />

aufgehen lassen (Teig eher etwas länger<br />

aufgehen lassen als Teig ohne Vorteig<br />

zubereitet).<br />

Brot formen, nochmals gehen lassen, bemehlen<br />

oder bestreichen mit Wasser oder Ei.<br />

Auf vorbereitetes Blech geben und im vorgeheizten<br />

Ofen bei 200–220° in der unteren<br />

Ofenhälfte ca. 40–50 Minuten backen.<br />

Grundzutaten für Zopfteig<br />

1 kg Mehl<br />

3 Kaffeelöffel Salz<br />

1 Kaffeelöffel Zucker<br />

100 g Butter<br />

5–6 dl Milch<br />

½Ei<br />

Vorteig


Vorteig für Zopfteig<br />

Pro kg Mehl 20 g Hefe verwenden,<br />

damit auch dieser, etwas schwerere Teig<br />

optimal aufgeht.<br />

Andere Zutaten (½ KL Malz, 1 Msp Honig,<br />

6 EL lauwarmes Wasser und 4 EL Mehl)<br />

bleiben gleich.<br />

Zopfteig zubereiten.<br />

Dreifarbiger Zopf<br />

Zwei Zopfteige (einer aus Weissmehl und<br />

einer aus Ruchmehl) und ein Brotteig (alle<br />

drei Teige mit Vorteig zubereitet) herstellen<br />

und aufgehen lassen.<br />

Cakeformen mit Backtrennpapier auskleiden.<br />

Aus jedem Teig je 300 g zu je einem<br />

gleichmässigen Strang formen (Länge 1 ½<br />

mal die Länge der Cakeform), diese zu<br />

einem Haarzopf flechten, sorgfältig in die<br />

Form legen, nochmals aufgehen lassen,<br />

beliebig anstreichen, bemehlen oder mit<br />

Eiweiss anstreichen und mit Mohn, Sesam<br />

oder Leinsamen bestreuen. Backen wie andere<br />

Zöpfe oder Brote.<br />

Aus dieser Menge mehrere dreifarbige<br />

Zöpfe herstellen, oder aus dem restlichen Teig<br />

evtl. kleine Brötli, Brote oder Zöpfe formen.<br />

Güniker – Müeslimischung<br />

500 g Haferflocken<br />

200 g Flocken nach Wahl<br />

100 g Nüsse grob gehackt<br />

50 g Sonnenblumenkerne<br />

50 g Sesam, Leinsamen oder Kokosraspel<br />

KLOSTER FAHR<br />

100 g Dörrobst<br />

(z.B. Äpfel, Birnen, Zwetschgen zerkleinert)<br />

Rosinen<br />

100 g Birnen-Honig<br />

1 Esslöffel Vanillezucker<br />

½ Kaffeelöffel Salz<br />

20 g Bratbutter<br />

200 g Cornflakes oder ähnliches je nach<br />

Belieben<br />

Flocken, Nüsse, Sonnenblumenkerne, Sesam,<br />

Leinsamen und Kokosraspel in einer<br />

grossen Schüssel mischen. Diese Mischung<br />

auf ein oder zwei Backbleche verteilen und<br />

bei 150° während ca. 15 Minuten duftend<br />

rösten. Zurück in der Schüssel mit Dörrobst<br />

und Rosinen vermischen. Bratbutter in Pfanne<br />

erwärmen und zusammen mit Birnen-Honig,<br />

Vanillezucker und Salz erwärmen. Zur<br />

Flockenmischung geben und gut vermischen.<br />

Auskühlen lassen. Nach Belieben mit<br />

Cornflakes ergänzen.<br />

In Gläser oder Plastikgefässe abfüllen.<br />

Kühl und trocken aufbewahren.<br />

Diese Müesli-Mischung eignet sich gut<br />

als Geschenk . – Viel Spass beim Ausprobieren<br />

und en Guete!<br />

Bernadette Bühler-Knüsel<br />

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58<br />

KLOSTER FAHR<br />

Ausbildung im Wandel<br />

Wieder stehen an unserer Schule Veränderungen an. Im Auftrag des Bundesamtes für Berufsbildung<br />

und Technologie (BBT) sind alle Berufsverbände von hauswirtschaftlichen<br />

Berufen verpflichtet, eine gemeinsame Berufsprüfung für Hauswirtschaft anzubieten.<br />

Die Tätigkeiten, Anforderungen und demzufolge auch die Ausbildung für einen Familienhaushalt<br />

sind ganz anders als für einen Grosshaushalt. Im Laufe der Verhandlungen<br />

zwischen den beteiligten Berufsverbänden war bald klar: Es braucht zwei Berufsprüfungen,<br />

eine für den Familien- und eine für den Grosshaushalt. Dieser Vorschlag wurde vom<br />

BBT gutgeheissen. Für angehende Bäuerinnen wird künftig die Berufsprüfung Bäuerin<br />

mit eidgenössischem Fachausweis EFA gemeinsam mit derjenigen der Haushaltleiterin<br />

angeboten.<br />

Wir werden unser Fächerangebot an die neu geltenden Vorgaben anpassen, so dass für<br />

unsere Absolventinnen der Weg zum Fachausweis weiterhin offen bleibt. Konkret werden<br />

wir ab dem Frühlingskurs 2010 die Fächer «Familie und Haushalt» und «Bäuerliche<br />

Kleintierhaltung» aus unserem Ausbildungskatalog streichen. An ihrer Stelle werden wir<br />

die beiden neuen Pflichtfächer «Haushaltführung» und «Familie und Gesellschaft» an-<br />

News aus der Bäuerinnenschule<br />

bieten. Den Verantwortlichen für die Berufsprüfung ist es ein Anliegen, eine gute Übergangslösung<br />

zu bieten. Deshalb wird der Abschluss in «Familie und Haushalt» während<br />

fünf Jahren anstelle von «Haushaltführung» akzeptiert. Ab dem Jahr 2012 werden die<br />

Berufsprüfungen nach neuem Reglement abgenommen. Nach neuem Reglement wird<br />

auch unser Semesterkurs nicht mehr an die Praxiszeit angerechnet werden, sondern es<br />

werden zwei ganze Jahre Praxis erforderlich sein.<br />

Berufsprüfung im Fahr<br />

Im kommenden November ist die Bäuerinnenschule Kloster Fahr erstmals Prüfungsort<br />

für Berufsprüfungen der Bäuerinnen. Darauf sind wir stolz. Angemeldet haben sich über<br />

fünfzig Kandidatinnen, darunter auch Absolventinnen aus unserer Schule.<br />

Neues Schliesssystem<br />

Eine weitere Neuerung ist unser neues Schliesssystem. Endlich haben wir für alle Türen<br />

Schlüssel und können allen Teilnehmerinnen einen einzigen Schlüssel für Zimmer und<br />

Haus abgeben. Unsere neuen Schlüssel wollen mit Fingerspitzengefühl benutzt werden,<br />

denn sie haben einen eingebauten Chip. Vorteil dieses Chips ist, dass bei Verlust eines<br />

Schlüssels nur alle Schlüssel neu programmiert werden müssen, ohne dass alle Schlösser –<br />

für die Schule sind das mehr als vierzig – ersetzt werden müssen.<br />

Wartelisten<br />

Bei uns ist die Wirtschaftkrise nicht angekommen. Im Gegenteil, wir erfreuen uns einer<br />

regen Nachfrage. Ende August durften wir 28 neue Teilnehmerinnen willkommen heissen.<br />

Auch der Frühlingskurs 2010 ist mit 28 Frauen bereits ausgebucht und wir führen eine<br />

Warteliste.<br />

Theres von Aarburg, Schulleiterin<br />

Weitere Informationen zur Bäuerinnenschule: www.kloster-fahr.ch


Prüfungserfolge<br />

Im vergangenen Frühling haben sechs Ehemalige<br />

«Fahrerinnen» die Berufsprüfung<br />

«Bäuerin mit eidgenössischem Fachausweis»<br />

erfolgreich abgeschlossen. Es sind dies:<br />

Verena Schläpfer-Gwerder, Herisau AR (HK<br />

05/06). – Vreni Müller, Rus-<br />

wil LU (FK 07). – Diana Murer,<br />

Beckenried NW (FK 06).<br />

– Monika Brändle-Schafflützel,<br />

Libingen SG (FK 05).<br />

– Monika Meier-Keller, Waldkirch SG (HK<br />

03/04). – Christina Rohrer, Gams SG (HK<br />

07/08). Wir gratulieren herzlich und freuen<br />

uns mit ihnen an ihrem Erfolg.<br />

Vermählungen<br />

14. August, Apollonia Bissig (HK 08/09) und<br />

Ruedi Willmann, Nagelschmiede, 6012<br />

Obernau. – 05. Mai, Nicole Bieber und Pascal<br />

Scheuber, Klosterhof, Via Lucmagn 29, 7180<br />

Disentis. – 10. Oktober, Ruth Imfeld (HK<br />

05/06) und Stefan Odermatt, Ernstel 2108,<br />

8376 Fischingen. – 17. Oktober, Priska Feer<br />

(FK 03) und Ernst Menzi, Fohrenwald, 8753<br />

Mollis. – 24. Oktober, Debora Flavia Burkhard<br />

(HK 09/10) und Christian Bachmann,<br />

Fäsigrund / Sitzberg, 8495 Schmidrüti.<br />

Geburten<br />

19. Juni, Matthias, Pia und Martin Arnold-<br />

Arnold, Bürglen (FK 04). – 29. Juni, Janick<br />

Alessandro, Martina und Urs Bucher-Arnold,<br />

Oberarth (FK 06) . – 1. Juli, Tina, Yvonne und<br />

Toni Ettlin-Ettlin, Kerns (HK 06/07). – 8. Juli,<br />

Johanna, Franziska und Mathias Schildknecht-Hollenstein,<br />

Mörschwil (SK 99/00). –<br />

21. Juli, Nina, Lilian und Roman Schmid-Frey,<br />

Buch b. Frauenfeld (WK 94/95). – 22. Juli,<br />

Adressen<br />

Kloster Fahr Priorat<br />

8109 Kloster Fahr<br />

Telefon: 043 455 10 40<br />

E-Mail: info@kloster-fahr.ch<br />

Homepage: www.kloster-fahr.ch<br />

NACHRICHTEN<br />

DER EHEMALIGEN<br />

KLOSTER FAHR<br />

Martina, Irene und Urs Betschart-Langenegger,<br />

Rickenbach (HK 98/99). – 25. Juli, Dario,<br />

Andrea und Richi Schilter-Jauch, Erstfeld (FK<br />

04). – 30. Juli, Michael Fabian, Carla und<br />

Fabian Erne-Frei, Niederwil (SK 95/96). –<br />

30. Juli, Valentina Nora, Susanne und Seppi<br />

Ulrich-Hegglin, Küssnacht<br />

(WK 93/94). – 1. August,<br />

Thomas, Beatrice und Gregor<br />

Scherrer-Zwingli, Wattwil<br />

(HK 05/06). – 1. August,<br />

Lisa, Sili und Reto Theiler-Steger, Schüpfheim<br />

(FK 07). – 14. August, Aline Maria,<br />

Christine und Michael Kurmann-Stutz,<br />

Kleinwangen (HK 06/07). – 15. August, Gion<br />

Nico, Annatina und Hansruedi Reinhard-<br />

Klöti, Bützberg (HK 06/07). – 17. August, Corina,<br />

Helena und Paul Zimmermann-Knobel,<br />

Schwyz (FK 04). – 19. August, Mirjam, Petra<br />

und Bruno Kathriner-Burch, Stalden (HK<br />

00/01). – 20. August, Leandra, Silvia und<br />

Franz Ott-Betschart, Gersau (HK 01/02). – 25.<br />

August, Laura Heidi, Heidi und Roman Auer-<br />

Rechsteiner, Wetzikon (HK 07/08).<br />

Zu Gott heimgegangen<br />

Ehemalige Schülerin:<br />

24. Juli, Josy Buck-Wildisen, Baldegg (FK 44).<br />

Angehörige:<br />

Vater von: Luzia Christen-Dubach, Luthern<br />

(SK 81). – Verena Küttel-Appert, Vitznau (HK<br />

76/77).<br />

Mutter von: Berta Müller, Propstei, Kloster<br />

Fahr, (SK 78). – Margrit Rüttiman-Müller,<br />

Häggligen (SK 86). – Cäcilia Mauchle-Dörig,<br />

Gossau (SK 74). – Agnes Balsiger-Furrer,<br />

Beinwil Freiamt (SK 58).<br />

Schwester Michaela Portmann<br />

Bäuerinnenschule Sekretariat<br />

8109 Kloster Fahr<br />

Telefon: 043 455 10 30<br />

E-Mail: schule@kloster-fahr.ch<br />

Fax: 043 455 10 31<br />

59


60<br />

Gold und Blau<br />

auf dunklem Grund.<br />

Fünfzig Jahre<br />

Stund um Stund<br />

leben unterm Morgenstern.<br />

Sieh, ich bin die<br />

Magd des Herrn.<br />

ER ist Weg<br />

Er ist Geleit,<br />

führt in die Herrlichkeit.<br />

Silja Walter


62<br />

KALEIDOSKOP<br />

Veranstaltungskalender<br />

Religion<br />

Juwa 09 – <strong>Wallfahrt</strong> für Jugendliche und junge Erwachsene nach <strong>Einsiedeln</strong><br />

Wann: Samstag und Sonntag, 10./11. Oktober<br />

Weitere Infos: www.juwa-einsiedeln.ch; Telefon 079 562 43 62<br />

Mail: info@juwa-einsiedeln.ch<br />

Priesterweihe und Primizen<br />

Was: Pater Benedict Arpagaus und Pater Aaron Brunner werden von unserem<br />

Mitbruder Bischof Amédée Grab durch Handauflegung und Gebet<br />

zu Priestern geweiht.<br />

Wann: Samstag, 10. Oktober, 10.15 Uhr<br />

Wo: Klosterkirche <strong>Einsiedeln</strong><br />

Pater Aaron steht am Sonntag, 11. Oktober, Pater Benedict am Sonntag,<br />

18. Oktober, zum ersten Mal der heiligen Messe vor (Primiz),<br />

jeweils um 9.30 Uhr in der Klosterkirche.<br />

Adventseinkehrtage der Akademischen Arbeitsgemeinschaft<br />

Prof. Dr. theol. Georg Fischer SJ, Ordinarius für Alttestamentliche Bibelwissenschaft<br />

an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck,<br />

spricht zum Thema «Versöhnung – Schlüssel für den Weg zu<br />

Gott und gelingendem Zusammenleben»<br />

Wann: Samstag, 28. November<br />

14.30 Uhr 1. Vortrag: «‹Ihr zwar, ihr hattet Böses gegen mich gedacht,<br />

Gott aber hat es zum Guten gedacht› (Gen 50,20) –<br />

ein verborgenes Leitmotiv der Erzelternerzählungen»<br />

17.15 Uhr 2. Vortrag: «‹Ein erbarmender und gnädiger Gott, langmütig<br />

und reich an Verbundenheit und Treue› (Ex 34,6) –<br />

Jhwhs Barmherzigkeit und Vergebungsbereitschaft als<br />

Mitte der Bibel»<br />

Sonntag, 29. November<br />

10.45 Uhr: 3. Vortrag: «‹Ich will Abgefallene deine Wege lehren› (Ps<br />

51,15) – David als Modell eines Versöhnung gewährenden<br />

und empfangenden Menschen»<br />

Ende der Tagung: gegen Mittag<br />

Wer: Organisation/Auskunft: AAG Schweiz, Dr. Robert Huber,<br />

Tel. 041 370 60 50, Fax 041 370 60 42, robert.huber@bluewin.ch<br />

Wo: Im Theatersaal des Klosters <strong>Einsiedeln</strong> (Eingang auf der Rückseite des<br />

Klosters)


Abendkonzert mit Texten von Silja Walter<br />

Was: Sprache der Musik – Musik der Sprache<br />

Wann: Sonntag, 18. Oktober 2009, 17.00 Uhr<br />

Wer: Voichita Nica, Klavier; Stephan Britt, Klarinette; Schwester Ruth<br />

Tresch, Rezitation<br />

Wo: Klosterkirche Fahr<br />

Freier Eintritt, Kollekte<br />

Buchvernissage der Texte vom Schreibwettbewerb<br />

Was: Buchvernissage der Texte des Schreibwettbewerbs anlässlich des<br />

90. Geburtstages von Silja Walter<br />

Wann: Sonntag, 29. November 2009, 17.00 Uhr<br />

Wo: Klosterkirche Fahr<br />

Weitere Infos: www.siljawalter.ch<br />

Grosses Kirchenkonzert in <strong>Einsiedeln</strong><br />

Was: Felix Mendelssohn Bartholdy: Drei Motetten für Chor a capella<br />

(«Jauchzet dem Herrn» – «Denn er hat seinen Engeln befohlen» –<br />

«Richte mich Gott»); Joseph Haydn: Theresienmesse für Soli, Chor und<br />

Orchester<br />

Wann: Sonntag, 29. November, 17.30 Uhr<br />

Wer: Gabriela Bürgler (Sopran), Brigitte Kuster (Alt), Lukas Albrecht (Tenor)<br />

Stefan Vock (Bass); Stiftschor <strong>Einsiedeln</strong>, Orchesterverein <strong>Einsiedeln</strong><br />

(Einstudierung: Lucia Canonica); Leitung: Pater Lukas Helg<br />

Wo: Klosterkirche <strong>Einsiedeln</strong><br />

Freier Eintritt, Kollekte<br />

Vorankündigung:<br />

Sternsingerspiel von Silja Walter<br />

Was: Sternsingerspiel von Silja (Sr. Hedwig) Walter<br />

Wann: Sonntag, 13. Dezember, 17.30 Uhr<br />

Wer: Wettinger Sternsinger (60 bis 90 Sänger und Spieler, davon etwa ein<br />

Viertel Kinder)<br />

Wo: Klosterkirche <strong>Einsiedeln</strong><br />

Freier Eintritt, Kollekte<br />

KALEIDOSKOP<br />

Kultur<br />

63


64<br />

KALEIDOSKOP<br />

Aus dem Fraterstock<br />

Junioratstreffen<br />

im Kloster Maria Rickenbach<br />

Der Nachwuchs der Schweizer Benediktinerklöster traf sich vom 17. bis 21. August<br />

2009 oberhalb Dallenwil NW und befasste sich mit dem Thema «Ehelosigkeit<br />

und Sexualität».<br />

Als Referent und Gesprächsleiter wirkte Dr.<br />

psych. Lic. theol. Markus Wasserfuhr, der<br />

durch seine Ausbildung am Psychologischen<br />

Institut der Universität Gregoriana in Rom<br />

und seine momentane Tätigkeit als Hochschulseelsorger<br />

in Köln für diese Aufgabe<br />

sehr gut qualifiziert war. Für die Mönche aus<br />

<strong>Einsiedeln</strong> war er kein Unbekannter, denn<br />

Wasserfuhr hatte ihnen bereits in der Fastenzeit<br />

2007 Exerzitienvorträge über Irenäus<br />

von Lyon gehalten.<br />

Finden der eigenen Identität<br />

Identität bedeutet, dass man in den unterschiedlichen<br />

Rollen, die ein Mensch im Laufe<br />

seines Lebens oder auch nur im Laufe eines<br />

einzigen Tages zwangsläufig spielt, sich selber<br />

bleiben kann. Es genügt nicht, die von<br />

der Gesellschaft angebotenen Rollen einfach<br />

unkritisch zu übernehmen. Insbesondere<br />

die von der Kirche angebotene Lebensform<br />

des Zölibats braucht ein persönliches<br />

Ja, sodass sie zu einer erarbeiteten, individuell<br />

ausgestalteten Identität wird. In Kleingruppen<br />

wurde die Frage diskutiert: «Was<br />

hat mir geholfen, meine Identität zu finden?»<br />

Das Problem des Mann-Seins<br />

Die Zweizahl des Geschlechts galt lange Zeit<br />

nicht nur im biologischen Bereich, sondern<br />

auch im psycho-sozialen. Doch seit den 60er<br />

Jahren kam Bewegung in die traditionellen<br />

Geschlechterrollen. Gab es früher ein klares<br />

Ideal des Mannes, so existieren heute verschiedene<br />

Typen gleichzeitig nebeneinander.<br />

Das macht das Mann-Sein extrem<br />

schwierig und stellt junge Männer vor die<br />

Frage: «Welche Rolle übernehme ich?»<br />

Integration eines Bedürfnisses<br />

Sexualität ist ein zentrales Bedürfnis des<br />

Menschen. Aus schöpfungstheologischer<br />

Sicht ist Sexualität eine von Gott gewollte<br />

und grundsätzlich positive Kraft. Zölibat<br />

kann demnach nicht heissen, das Bedürfnis<br />

nach Sexualität einfach eliminieren zu wollen.<br />

Es stellt sich vielmehr die Frage, wie es in<br />

das eigene Mensch- bzw. Mann-Sein integriert<br />

werden kann.<br />

Eine Hilfe, um Keuschheit besser leben<br />

zu können, ist es, sich bewusst zu machen:<br />

«Was suche ich eigentlich bei der Befriedigung<br />

des sexuellen Bedürfnisses?» Denn an<br />

das eigentliche physiologische Bedürfnis<br />

nach genitaler Befriedigung dockt sich eine<br />

Vielzahl psycho-sozialer Bedürfnisse an, wie<br />

z.B. das Bedürfnis nach Nähe und Gemeinschaft<br />

oder das Bedürfnis nach Macht und<br />

Aggression. In einem zweiten Schritt ist es<br />

hilfreich, sich zu fragen: «Was finde ich wirklich?»<br />

und drittens: «Wie kann ich das, was<br />

ich suche, anders besser erreichen?» Auf diese<br />

Weise erfolgt eine Redimensionierung<br />

des manchmal vielleicht übergross erscheinenden<br />

sexuellen Bedürfnisses und der Verzicht<br />

auf die genitale Befriedigung fällt<br />

leichter.


Zur Diskussion in Kleingruppen stand<br />

schliesslich noch die Frage: «Was nehme ich<br />

wahr, wenn ich dem Phänomen Homophilie<br />

/ Homosexualität begegne?»<br />

Ideale Rahmenbedingungen<br />

Das Stundengebet und die Eucharistie feierten<br />

die Teilnehmer des Junioratstreffens<br />

zusammen mit den Benediktinerinnen von<br />

Maria Rickenbach, in deren komfortablen<br />

Gästehäusern sie untergebracht waren.<br />

Priorin Schwester M. Andrea Käppeli nahm<br />

sich freundlicherweise sogar die Zeit für eine<br />

Klosterführung mit Besichtigung der Paramentenweberei<br />

und der Kräuterei, wo die<br />

Schwestern heilsame Teemischungen herstellen.<br />

KALEIDOSKOP<br />

Da die ganze Woche lang sonniges und<br />

warmes Sommerwetter herrschte, konnte<br />

auch ein Wandertag auf das Buochserhorn<br />

(1807 M.ü.M.) und auf die Musenalp durchgeführt<br />

werden.<br />

Am Mittwochabend empfing Kaplan Albert<br />

Fuchs die Gruppe in der <strong>Wallfahrt</strong>skirche<br />

und unterrichtete sie über die Baugeschichte<br />

und die <strong>Wallfahrt</strong>tradition des<br />

Ortes.<br />

Neben den fruchtbaren Diskussionen<br />

zum vorgegebenen Thema boten die Tage<br />

auch ausreichend Gelegenheit für informelle<br />

Begegnungen und Erfahrungsaustausch<br />

unter den jungen Mönchen aus den verschiedenen<br />

Klöstern.<br />

Frater Mauritius Honegger<br />

Vordere Reihe von links: Frater Urs Maria (Marienberg), Novize Odo Maria (Marienberg),<br />

Frater Otto (Muri-Gries), Frater Thomas, Novize Roger (Mariastein), Frater Mauritius, Pater<br />

Bruno (Disentis), Novize Chandon (Disentis); hintere Reihe von links: Pater Ludwig (Mariastein),<br />

Kandidat Walter (Mariastein), Kandidat Burkhard (Marienberg), Novize Philipp, Bruder<br />

Martin (Disentis), Novize Stefan (Mariastein), Frater Justinus, Bruder Thierry (Disentis),<br />

Frater Daniel, Pater Markus (Marienberg), Pater Gregor.<br />

65


66<br />

KALEIDOSKOP<br />

Ausbildung im benediktinischen Kontext<br />

Der lange Weg<br />

zu dreimaliger Umkehr<br />

Der vorliegende Artikel ist eine leicht überarbeitete Version eines Vortrages mit dem<br />

Titel «Theologiestudium im benediktinischen Kontext», gehalten an der Salzburger<br />

Äbtekonferenz zum Tagungsthema «Ausbildung» in Salzburg am Donnerstag,<br />

27. März 2008. Der mündliche Stil des Vortrages wurde beibehalten. Obwohl vor<br />

allem im Hinblick auf das Studium der Theologie abgefasst, sind die dargelegten<br />

Gedanken auf das Thema der Ausbildung in den Klöstern ganz allgemein anwendbar.<br />

Der Verfasser, Pater Dr. phil. Patrick Weisser OSB, ist Mönch des Klosters <strong>Einsiedeln</strong>.<br />

Er lehrt Philosophie an der Theologischen Schule und am Gymnasium des<br />

Klosters und leitet als Studienpräfekt die Theologische Schule.<br />

Wo und wie sollen wir unseren benediktinischen<br />

Nachwuchs ausbilden? Sollen wir ihn<br />

nach dem Noviziat an irgendeine staatliche<br />

Universität schicken oder an eine kirchliche<br />

wie z.B. die Benediktinerhochschule S. Anselmo<br />

in Rom? Ist ein Benediktinerkolleg<br />

wie in Salzburg mit Studium an der staatlichen<br />

Universität die Lösung? Oder ist das<br />

Ideal eine klosterinterne kleine Hausschule<br />

wie die Theologische Schule der Benediktinerabtei<br />

<strong>Einsiedeln</strong>?<br />

Bei dieser Frage klingt ein Dilemma an: Einerseits<br />

möchten wir unseren Nachwuchs solid<br />

akademisch ausbilden und wir tragen dafür<br />

auch die Verantwortung. Andererseits<br />

besteht aber die Gefahr, dass ein junger<br />

Mönch, der nach nur ein, zwei Jahren Klosterleben<br />

an eine staatliche Universität gesandt<br />

wird, plötzlich wieder selber zurechtkommen<br />

muss und will. Nach drei Jahren soll er dann<br />

Profess auf eine Gemeinschaft ablegen, in der<br />

er für die längste Zeit seines Ordenslebens gar<br />

nicht mehr gelebt hat. Wie wir aus Erfahrung<br />

wissen, treten in dieser Situation nicht wenige<br />

wieder aus dem Kloster aus.<br />

Wo und wie sollen wir unseren klostereigenen<br />

Nachwuchs ausbilden? Der vorliegen-<br />

de Artikel möchte einige klärende Gedanken<br />

zu diesem Fragenkomplex bieten. Zunächst<br />

gehen wir der Frage nach, was wir<br />

denn eigentlich unter «Ausbildung» in unserem<br />

Fall verstehen wollen. Was ist das Ausbildungsziel?<br />

Vielleicht ist das weniger klar,<br />

als es zunächst scheinen möchte. Daran<br />

schliesst sich die Frage an, wie weit eine monastische<br />

und theologische Ausbildung das<br />

formulierte Ziel überhaupt erreicht. Auch<br />

die Antwort auf diese Frage fällt etwas anders<br />

aus, als es wünschenswert wäre. Entsprechend<br />

stellt sich konsequent die Frage:<br />

Wie könnte das Erreichen des Ausbildungszieles<br />

verbessert werden?<br />

Das Ausbildungsziel<br />

Was ist das Ziel der Ausbildung unserer jungen<br />

Mitbrüder und Mitschwestern? Was erwarten<br />

wir, wenn wir sie zum Theologiestudium<br />

schicken? Diese Frage ist grundlegender<br />

Natur. Denn wir können die Frage nach einem<br />

geeigneten Ausbildungsort für unseren<br />

Klosternachwuchs nur dann sinnvoll beantworten,<br />

wenn wir uns bewusst sind, was wir<br />

denn mit dieser Ausbildung eigentlich erreichen<br />

wollen.


In der heutigen Zeit des Nachwuchsmangels<br />

sind wir versucht, die Ausbildung unserer<br />

Jungen möglichst schnell und kurz zu<br />

halten, damit sie möglichst rasch die so vielfältigen<br />

anstehenden Aufgaben mittragen<br />

können. Also möglichst nach dem Noviziat<br />

schon beginnen; möglichst an einer Schule,<br />

die bereits einiges an gemachten Leistungen<br />

anerkennt; möglichst den Stoff von drei Semestern<br />

in zwei erledigen.<br />

Vor wenigen Jahrzehnten, als es noch<br />

zahlreiche Priester in den Diözesen gab,<br />

konnten es sich die Bischöfe leisten, ihre<br />

Priester nach der Grundausbildung in einem<br />

theologischen Fach spezialisieren, gar doktorieren<br />

zu lassen. Das bedeutete einen<br />

grossen kulturellen Reichtum für eine Diözese.<br />

Heute sieht das anders aus. Die wenigen<br />

Kandidaten kommen nach der Weihe<br />

gleich in die Seelsorge und sind nach ein<br />

paar Jahren bereits Pfarrer, oft mehrerer Gemeinden<br />

gleichzeitig.<br />

Was ist das Ausbildungsziel? Befragen<br />

wir die Benediktsregel, welches Ziel sie für<br />

die Ausbildung des Klosternachwuchses vorsieht,<br />

dann sind wir überrascht: Die Regel<br />

formuliert nicht so sehr systematische Anweisungen<br />

für die Ausbildung der angehenden<br />

Mönche und Nonnen, sondern sie regelt<br />

den Klosteralltag, das Klosterleben. Benedikt<br />

kennt unser Schema nicht, wonach man<br />

zunächst eine Ausbildung macht, um dann<br />

z.B. Mönch zu sein. Seine Optik ist vielmehr<br />

umgekehrt: Das Klosterleben überhaupt<br />

dient der Ausbildung. Benedikt beschreibt<br />

seine Absicht kurz und bündig: «Wir wollen<br />

also eine Schule für den Dienst des Herrn<br />

einrichten.» (RB Prol. 45: «dominici scola servitii».)<br />

In diesem Licht wird auch das Ausbildungsziel<br />

der Schule Benedikts klar und eindeutig<br />

formuliert: Er will seine Lebensschule<br />

einrichten, «damit in allem Gott verherrlicht<br />

werde» («ut in omnibus glorificetur deus»;<br />

RB 57,9.)<br />

Benedikt geht es bei seiner Schule und<br />

seinem Ausbildungsziel nicht darum, Menschen<br />

für bestimmte Dienste vorzubereiten,<br />

auch wenn natürlich z.B. das Lesenlernen<br />

KALEIDOSKOP<br />

Der Autor Pater Patrick Weisser, Präfekt der<br />

Theologischen Schule.<br />

oder das Erlernen eines Handwerks nicht fehlen.<br />

Benedikts Ausbildungsziel geht sehr viel<br />

tiefer: Es geht darum, Gott im eigenen Leben<br />

und in der Welt zu entdecken und ihn zu verherrlichen.<br />

Das ist ganz offensichtlich eine Lebensaufgabe.<br />

Das Ausbildungsziel Benedikts<br />

ist letztlich kein anderes als der Ruf Jesu im<br />

Evangelium: «Kehrt um! Denn das Himmelreich<br />

ist nahe.» (Mt 4,17.) Benedikt schreibt<br />

ausdrücklich: «So kehrst du durch die Mühe<br />

des Gehorsams zu dem zurück, den du durch<br />

die Trägheit des Ungehorsams verlassen<br />

hast.» (RB Prol. 2: «redeas».)<br />

Wenn wir unseren Klosternachwuchs also<br />

zur Ausbildung senden, so geht es letztlich<br />

und eigentlich also um den Weg der<br />

Umkehr, wie er für das Evangelium typisch<br />

ist. Bei der Frage, wohin wir unseren Nachwuchs<br />

zur Ausbildung schicken wollen, stellt<br />

sich damit als grundlegendes Kriterium:<br />

Dient die gewählte Ausbildung und der gewählte<br />

Ausbildungsort tatsächlich dem Anliegen<br />

der Umkehr? Wenn nicht, wäre von<br />

einer solchen Ausbildung abzusehen. Bene-<br />

67


68<br />

KALEIDOSKOP<br />

Keine rein akademische Ausbildung: Theologiestudenten<br />

bei der Gartenarbeit.<br />

dikt will nicht, dass ein Mönch durch die<br />

Ausübung einer besonderen Tätigkeit stolz<br />

wird (cf. RB 57,2f.). Schon gar nicht darf Ausbildung<br />

zur Einbildung führen. Ist das der<br />

Fall, dann richtet eine Ausbildung mehr<br />

Schaden an, als dass sie nützt.<br />

Umkehr ist das eigentliche Ziel einer<br />

Ausbildung im benediktinischen Geist. Diese<br />

Behauptung scheint zunächst reichlich lebensfern.<br />

Wie sollen wir mit diesem Ziel die<br />

Frage klären, wie und wo wir unsere jungen<br />

Mitbrüder und Mitschwestern ausbilden sollen?<br />

Der Schein aber trügt. Was Umkehr als<br />

Ausbildungsziel bedeutet, das lässt sich<br />

durchaus konkretisieren. Ein günstiges Modell<br />

dafür bietet der 1984 verstorbene Jesuit<br />

Bernard Lonergan. Er unterscheidet drei Arten<br />

von Umkehr, die aufeinander aufbauen.<br />

Sie seien im Folgenden frei wiedergegeben.<br />

(Cf. Lonergan, Method, S. 237-44, zitiert und<br />

dargestellt in Kiely, S. 27f., 212-227, 231-239<br />

etc.)<br />

1. Eine intellektuelle Umkehr machen<br />

wir, wenn wir erkennen, dass die Wirklich-<br />

keit anders ist, als wir bisher gedacht haben.<br />

Wir machen dann die durchaus erschreckende<br />

Erfahrung, dass unsere Sicht der Welt<br />

falsch oder doch viel zu einfach gewesen ist.<br />

Der Schock der intellektuellen Umkehr ist<br />

notwendig, wenn wir der Wirklichkeit der<br />

Welt und unserer eigenen Wirklichkeit einigermassen<br />

gerecht werden wollen. Wir<br />

brauchen diese Umkehr, wenn wir von Gott<br />

nicht so naiv denken wollen wie nach dem<br />

Religionskritiker David Hume der Bauer, der<br />

meint, der Staat müsse so funktionieren wie<br />

sein Bauernhof (cf. Hume, S. 32). Die intellektuelle<br />

Umkehr kann und soll Ziel der intellektuellen<br />

oder akademischen Ausbildung<br />

sein. Eine solide Ausbildung in<br />

Philosophie und Theologie bringt uns – hoffentlich<br />

– immer wieder genau an diesen<br />

Punkt, an dem wir entdecken, wie relativ<br />

unsere Erkenntnis und unser Wissen doch eigentlich<br />

sind, sei es in der Wissenschaft, in<br />

der Philosophie oder auch im religiösen<br />

Glauben. Nach Lonergan ist jedoch bereits<br />

die intellektuelle Umkehr «sehr selten» (Kiely,<br />

S. 215 Anm.).<br />

2. Die moralische Umkehr geht einen<br />

entscheidenden Schritt weiter. Sie bedeutet,<br />

dass wir die gewonnenen intellektuellen<br />

Einsichten ins praktische Leben umzusetzen<br />

beginnen. Dieses Umsetzen von<br />

Einsichten, erkannten Werten und Zielen<br />

ins konkrete Leben kostet immer seinen<br />

Preis. Ein einfaches Beispiel: Jeder weiss,<br />

dass Rauchen schädlich ist. Doch mit Rauchen<br />

wirklich aufzuhören, das ist eine ganz<br />

andere Sache. Wir machen alle immer wieder<br />

die durchaus zur Demut führende Erfahrung,<br />

dass Wissen, auch Glaubenswissen,<br />

noch nicht Leben ist.<br />

3. Die religiöse Umkehr schliesslich<br />

schneidet nach der intellektuellen und der<br />

moralischen Umkehr noch einmal tiefer ins<br />

Fleisch. Es geht Lonergan dabei um den<br />

Wandel von einem egozentrischen zu einem<br />

echt theozentrischen Weltbild. Es handelt<br />

sich um eine Art «kopernikanische Wende»<br />

(Kiely, S. 28) von einem Weltbild, in dem wir<br />

selbst die Sonne sind, um die alles kreist


(auch der allmächtige Gott ist da nur ein Planet<br />

unter vielen) zu einem wahrhaft religiösen<br />

Weltbild, in der wir den Mittelpunkt des<br />

Universums endlich an Gott abtreten und<br />

wie die anderen Planeten um ihn zu kreisen<br />

beginnen, der allein die Sonne der Gerechtigkeit<br />

ist, die Wahrheit und das Leben.<br />

Wir sehen: Umkehr ist tatsächlich eine<br />

Lebensaufgabe. Die dreifache Umkehr nach<br />

Lonergan macht deutlich, wie sehr es hier<br />

um eine ganzheitliche und damit lebenslange<br />

Bildung geht. Wenn wirklich diese Umkehr<br />

und nicht nur die Eignung für bestimmte<br />

Funktionen das Ausbildungsziel für<br />

unsere Mönche und Nonnen sein soll, dann<br />

greift eine rein intellektuelle, eine rein akademische<br />

Ausbildung eindeutig zu kurz.<br />

Ausbildung im benediktinischen Kontext<br />

muss mehr bedeuten als einen blossen Zuwachs<br />

an Informationen und Kenntnissen,<br />

mehr als eine Bildung nur des Geistes, mehr<br />

als nur eine Vermittlung von Idealen christlichen<br />

Lebens.<br />

Wird das Ausbildungsziel erreicht?<br />

Wird in unseren Ausbildungsstätten, in den<br />

theologischen Schulen und Seminaren das<br />

Ausbildungsziel, die Umkehr, erreicht? In einer<br />

kleinen Publikation kommt der Jesuit<br />

Franco Imoda im Anschluss an entsprechende<br />

Studien zu folgendem ernüchternden Resultat,<br />

das hier ebenfalls frei wiedergeben<br />

wird: Nach vier Jahren der Ausbildung in einem<br />

Seminar oder einer kirchlichen Institution<br />

ist auf geistiger Ebene (das entspricht in<br />

etwa der intellektuellen Umkehr) zwar einiges<br />

vermittelt worden; auf tieferer, ganzheitlicher<br />

Ebene (also in Bezug auf eine moralische<br />

und religiöse Umkehr) hingegen<br />

lernen die Seminaristen und Ordensleute<br />

nicht nur nichts hinzu, sondern die meisten<br />

von ihnen sind nach der Ausbildung schlechter<br />

daran, als sie es vorher waren! Das liegt<br />

nicht zuletzt darin begründet, dass nachweisbar<br />

sechzig bis achtzig Prozent der<br />

Menschen nicht wissen, was ihre eigentliche<br />

Schwierigkeit, ihr zentraler innerer Konflikt<br />

ist. (Cf. Imoda, S. 28, 34-40.)<br />

KALEIDOSKOP<br />

Es ist also nachweislich nicht der Fall,<br />

dass sich die drei Formen der Umkehr einfach<br />

durch ein akademisches, kirchlich oder<br />

staatlich garantiertes Studium herbeiführen<br />

lassen. Im Gegenteil, es gilt vielmehr umgekehrt:<br />

«Umkehr kommt vor dem rechten Gebrauch<br />

der Vernunft...» (Kiely, S. 224; Übersetzung<br />

von mir.)<br />

Dass eine rein akademische Ausbildung<br />

für unser benediktinisches Ausbildungsziel<br />

nicht zureichend ist, lässt sich leicht illustrieren.<br />

Wir Menschen neigen dazu, mit unseren<br />

Handlungen, mit unserem Wissen und<br />

damit auch mit unserer Ausbildung ganz unterschiedliche<br />

Ziele zu verfolgen. Wir können<br />

unser Tun und Wissen, vereinfacht gesagt,<br />

in zweifacher Weise einsetzen. Zum<br />

Einen können wir mit unserem Tun und Wissen<br />

den eigenen Vorteil suchen, letztlich vor<br />

allem wohl zur Abwehr von Minderwertigkeitsgefühlen.<br />

Wir erwerben dann z.B. einen<br />

akademischen Grad oder bemühen uns<br />

um ein angeblich höheres klösterliches Amt,<br />

um anderen und vor allem uns selbst zu beweisen,<br />

dass wir auch jemand sind. Es geht<br />

uns in diesem Fall um einen Wert nur «für<br />

mich». Zum Zweiten können wir – und nur<br />

das ist im Sinne Benedikts und deshalb unser<br />

eigentliches Ausbildungsziel – unser Wissen<br />

und unser Tun zur Ehre Gottes und zum<br />

Wohl der Menschen einsetzen. Wir haben es<br />

dann nicht mehr nötig, dies oder jenes zu erreichen;<br />

es geht um einen Wert, der «in<br />

sich» gültig ist und der deshalb auch uns<br />

selbst beglückt.<br />

Der Blick in unsere Gemeinschaften wie<br />

auch der Blick ins eigene Leben zeigt: Ein Leben<br />

für einen Wert «in sich» statt für einen<br />

Wert nur «für mich» ist trotz unserer Berufung<br />

und unseres christlichen Glaubens gar<br />

nicht selbstverständlich und geschieht alles<br />

andere als von selbst. Den Satz aus dem<br />

Evangelium: «Wie schwer ist es für Menschen,<br />

die viel besitzen, in das Reich Gottes<br />

zu kommen» (Mk 10,23) übersetzt Amedeo<br />

Cencini, ein italienischer Psychologe und<br />

Priester deshalb einmal wie folgt: «Wie<br />

schwer ist es für Menschen mit einem aka-<br />

69


70<br />

KALEIDOSKOP<br />

demischen Abschluss, in das Reich Gottes zu<br />

kommen.»<br />

Unter Akademikern gibt es bekanntlich<br />

viel Pseudowissenschaftlichkeit, Prahlerei<br />

und Vortäuschung falscher Tatsachen. In<br />

Philosophie und Theologie ist eine solche<br />

Haltung fehl am Platz. Sie steht im krassen<br />

Widerspruch zum benediktinischen Ausbildungsziel.<br />

Ziel ist eigentlich die Suche nach<br />

Wahrheit, nicht die Vortäuschung von Allwissenheit;<br />

Ziel ist die Suche nach Gott, der<br />

die Liebe ist, nicht die Suche nach Selbstbestätigung,<br />

dass eigentlich wir Gott sind; Ziel<br />

ist die Vorbereitung für den Dienst an den<br />

Menschen und die Arbeit an der eigenen<br />

Umkehr, nicht die Inszenierung der eigenen<br />

Selbstdarstellung und die Investition ins eigene<br />

Prestige.<br />

Die Aufgabe, vor der wir stehen, wenn<br />

es um die Ausbildung unseres Nachwuchses<br />

geht, ist folglich eine doppelte: Wir müssen<br />

ganz klar die akademische Qualität der Ausbildung<br />

garantieren, dürfen dabei aber das<br />

letzte Ziel der Ausbildung, die Umkehr, nicht<br />

aus den Augen verlieren. Denn, wie Donald<br />

B. Cozzens, Leiter eines Priesterseminares in<br />

den Vereinigten Staaten betont: «Wenn<br />

man an die Weiterbildung ohne Ehrfurcht<br />

und Demut herangeht, führt das zu Stolz<br />

und Verhärtung des Herzens.» (S. 163). Bernhard<br />

von Clairvaux formuliert diese doppelte<br />

Aufgabe einmal so: «Was täte die Bildung<br />

ohne die Liebe? Sich aufblähen. Was täte die<br />

Liebe ohne die Bildung? Sich verirren.» Benedikt<br />

selbst bringt dieses doppelte Ziel der<br />

Ausbildung zum Ausdruck, wenn er «begründet<br />

und mit Demut» in Kapitel 31 den<br />

Cellerar eine unangemessene Bitte abschlagen,<br />

in Kapitel 61 den fremden Mönch eine<br />

begründete Kritik äussern und in Kapitel 65<br />

die Gemeinschaft die Bitte um einen Prior<br />

formulieren lässt («rationabiliter cum humilitate»;<br />

RB 31,7; 61,4; 65,14).<br />

Ausbildung im benediktinischen<br />

Kontext<br />

Es stellt sich nun die Frage, wie wir in der<br />

Ausbildung unseres Nachwuchses und im ei-<br />

genen Leben dem Ausbildungsziel der Umkehr<br />

näher kommen können, wie sich das<br />

geschilderte nüchterne Resultat verbessern<br />

liesse. Ein paar Gedanken – in lockerer Abfolge<br />

geordnet – können dabei vielleicht<br />

hilfreich sein.<br />

1. Umkehr können wir nicht erzwingen;<br />

Umkehr stellt sich ein, wenn es Zeit dafür ist.<br />

Umkehr drängt sich in unserem Leben oft<br />

von einer Seite her auf, von der wir es zuletzt<br />

erwartet hätten. Das zeigt ein Blick auf<br />

unsere eigene Lebensgeschichte. Zur Umkehr<br />

werden wir meist erst dann bereit,<br />

nachdem wir mit dem Kopf in die Wand gerannt<br />

sind. Erst dann erkennen wir, dass die<br />

Wirklichkeit anders ist, als wir gedacht haben<br />

(intellektuelle Umkehr); erst dann machen<br />

wir die Erfahrung, dass sich in unserem<br />

Leben etwas ändern muss (moralische Umkehr);<br />

erst dann machen wir die Erfahrung,<br />

dass das Leben nicht einfach dazu da ist, Erfolg<br />

zu haben, sondern dass es einen tieferen<br />

Sinn haben muss, der für sich selber<br />

spricht (religiöse Umkehr).<br />

2. Die Ausbildung zur Umkehr ist letztlich<br />

immer freiwillig. Sie bringt nur dann etwas,<br />

wenn wir dieses Ziel auch wirklich erreichen<br />

wollen. Diese Bereitschaft gehört<br />

allerdings zu den Kriterien für die Aufnahme<br />

neuer Ordensmitglieder: Benedikt fordert<br />

vom Neuankömmling nicht viel, sehr<br />

wohl aber, ob er «wirklich Gott sucht» («si<br />

revera deum quaerit»; RB 58,7).<br />

3. Aus der Tatsache, dass Umkehr freiwillig<br />

ist und meist erst dann ansteht, wenn wir<br />

entsprechende Grenzerfahrungen am eigenen<br />

Leib gemacht haben, folgt, dass das<br />

Ausbildungsziel der Umkehr nicht von aussen<br />

organisiert werden kann. Auch die besten<br />

Vorlesungen und die besten geistlichen<br />

Begleitgespräche nützen nichts, wenn der<br />

junge Mönch, die junge Nonne zum nächsten<br />

Schritt innerlich noch nicht bereit ist. An<br />

diesem Punkt stossen Ausbildner immer an<br />

harte Grenzen und Widerstände. Es ist wichtig,<br />

dass wir um diese Grenzen wissen und<br />

mit ihnen rechnen. Das erfordert einerseits<br />

viel Geduld, andererseits aber auch die Hart-


näckigkeit, vom gesteckten Ziel der Umkehr<br />

nie und nirgends abzuweichen. Diese doppelte<br />

Haltung kommt im alten Grundsatz<br />

für die Seelsorge gut zum Ausdruck: «stark<br />

in der Sache, sanft in der Art und Weise»<br />

(«fortiter in re, suaviter in modo»).<br />

4. Die auszubildenden Mitbrüder und<br />

Mitschwestern dürfen auf ihrem Weg nicht<br />

allein gelassen werden. Es geht nicht, sie irgendwohin<br />

zur Ausbildung zu senden und<br />

sie dort ihrem eigenen Schicksal zu überlassen.<br />

Ein Gemeinschaftsleben ist für unser<br />

Ausbildungsziel unabdingbar notwendig;<br />

und am Besten erfüllt diese Aufgabe eine<br />

reale, nicht eine nur provisorische Gemeinschaft,<br />

wie sie in Seminaren oft recht künstlich<br />

erzeugt wird.<br />

5. Eine Ausbildung, die tiefer geht,<br />

bringt eine Zeit des Zweifelns mit sich, der<br />

Unklarheit, des Suchens, des Nicht-Wissens,<br />

des Gehens im Dunkeln (cf. Cencini, S. 81ff.).<br />

All dies kann grosse Angst auslösen. Deshalb<br />

muss eine solide geistliche Begleitung integraler<br />

Bestandteil benediktinischer Ausbildung<br />

sein. Amedeo Cencini prägt die sehr<br />

deutliche Aussage: «Eine wahre religiöse<br />

Umkehr scheint ohne geistliche Begleitung<br />

nicht möglich.» (Cencini, S. 84; Übersetzung<br />

Gruppenfoto von Studierenden in der Aula der Theologischen Schule.<br />

KALEIDOSKOP<br />

von mir.) Die Ausbildung durch die geistliche<br />

Begleitung versucht, in die Tiefe der eigenen<br />

Person zu gehen, vor allem unsere Gefühlswelt<br />

besser zu verstehen, die verborgenen<br />

Regungen des Herzens, unsere wahren<br />

Bedürfnisse und Motive, die Welt der Wünsche<br />

und Ängste, die eigene Lebensgeschichte.<br />

Nur auf diese Weise können wir<br />

mit der Zeit besser verstehen, wie und wo<br />

die Gegenwart noch zu sehr Sklavin der eigenen<br />

Vergangenheit ist. Hilfreich ist es, in<br />

unserer geistlichen Ausbildung jeweils von<br />

der konkreten aktuellen Erfahrung, von unseren<br />

konkreten Anliegen und Sorgen auszugehen.<br />

Denn gerade im Konkreten zeigt<br />

sich einem geübten Auge oft sehr eindrücklich,<br />

was eigentlich die wahren Gefühle, Bedürfnisse<br />

und Schwierigkeiten eines Menschen<br />

sind.<br />

6. Wenn die Ausbildung im benediktinischen<br />

Kontext unser Denken und Leben verändern<br />

soll, dann gilt es, dass wir dort arbeiten,<br />

wo wir tatsächlich stehen, und nicht<br />

meinen, einen Wissenszustand oder ein Ideal<br />

vorgeben zu müssen, die wir noch gar<br />

nicht erreicht haben. Es geht also darum, in<br />

Demut, d.h. mit Realitätssinn, uns selbst und<br />

den anderen nichts vorzutäuschen. Unser<br />

71


72<br />

KALEIDOSKOP<br />

Nachwuchs soll schliesslich nach der Ausbildung<br />

anderen Menschen tatsächlich etwas<br />

sein, nicht nur scheinen. Damit die Ausbildung<br />

diesen Zweck erreicht, muss es möglich<br />

sein, Fragen zu stellen, vielleicht sogar<br />

Irrwege zu gehen. Eine ehrliche Frage ist nie<br />

eine dumme Frage, und nur aus eigener Erfahrung<br />

werden wir schliesslich klug.<br />

7. Eine Ausbildung, die zur Umkehr führt,<br />

erstreckt sich ganz offensichtlich über einen<br />

längeren Zeitraum. Soll die Ausbildung tiefer<br />

greifen, ist es unerlässlich, dass wir uns und<br />

unserem Nachwuchs die notwendige Zeit<br />

zum Verstehen zugestehen. Ludwig Wittgenstein<br />

schreibt in diesem Sinn: «Der Gruss der<br />

Philosophen untereinander sollte sein: ‚Lass<br />

Dir Zeit!’» (Vermischte Bemerkungen, S. 563.)<br />

Als ein Motto für die benediktinische Weise<br />

der Ausbildung kann gelten, «non multa, sed<br />

multum»: Nicht viele Informationen wollen<br />

wir uns aneignen, sondern wir wollen auf tieferer<br />

Schicht viel profitieren.<br />

8. Am Ende der Ausbildung darf bei einem<br />

jungen Mönch und einer jungen Nonne<br />

nicht der Eindruck entstehen, dass sie jetzt<br />

alles wissen, sondern Ziel ist vielmehr die sokratische<br />

Einsicht in die Grenzen des eigenen<br />

Wissens: «Ich weiss, dass ich nichts<br />

weiss.» Der Zisterzienserabt André Louf<br />

weist vor allem auf zwei Gefahren hin. Er<br />

nennt sie den «inneren Richter» (S. 30) und<br />

den «Abgott des eigenen Spiegelbildes» (S.<br />

32). Die Ausbildung zur Umkehr befreit von<br />

beiden. Der «innere Richter» ist das eigene<br />

Über-Ich, das uns ständig verurteilt und zu<br />

grösserer Leistung anspornt. Das «eigene<br />

Spiegelbild» ist die ständige Versuchung,<br />

bei allem, was wir tun, stets wie in einen<br />

Spiegel auf uns selbst zu schauen, um zu beobachten,<br />

wie gut wir auf andere wirken.<br />

Beides sind Hindernisse, um Gott als Befreier<br />

erfahren und unseres Lebens wirklich froh<br />

werden zu können. Louf empfiehlt deshalb,<br />

gegen beide Gefahren mit massiven Mitteln<br />

vorzugehen, und er benutzt entsprechend<br />

harte Ausdrücke: Es gilt nach ihm, dem inneren<br />

Richter «den Hals umzudrehen» (S. 29),<br />

ihn auszuschalten und zu vernichten (cf. S.<br />

30), und den inneren Spiegel gilt es «zu zertrümmern»,<br />

damit wir wie Saulus endlich<br />

«vom Pferd fallen» (S. 33).<br />

Schluss<br />

Wir haben versucht, dem Wesen und Ziel der<br />

Ausbildung im Kontext des benediktinischen<br />

Lebens etwas auf die Spur zu kommen.<br />

Wenn wir Mut bekommen haben, an<br />

uns selbst zu arbeiten und die Frage der<br />

Ausbildung unseres Ordensnachwuchses<br />

nicht nur auf Fragen von Ausbildungsort<br />

und Studiengang zu reduzieren, dann haben<br />

sich die gemachten Überlegungen gelohnt.<br />

Eine Ausbildung zu verfolgen, die<br />

akademisch verantwortlich ist, aber letztlich<br />

die Umkehr im Auge hat, ist nach Imoda<br />

zwar ein «langer Weg, vielleicht zu lange für<br />

den, der zu schnellen und technischen Lösungen<br />

versucht ist, aber vielversprechend<br />

und, im Grunde, evangelisch.» (S. 56; Übersetzung<br />

von mir.) Wir können hinzufügen:<br />

«auch benediktinisch». Pater Patrick Weisser<br />

Bibliographie<br />

Cencini, Amedeo, Amerai il Signore Dio tuo. Psicologia<br />

dell’incontro con Dio. Bologna (EDB) settima edizione<br />

1992. – Cozzens, Donald B., Das Priesteramt im<br />

Wandel. Chancen und Perspektiven. Aus dem Amerikanischen<br />

übersetzt von Petra Simone Hanel. Mainz<br />

(Grünewald) 2003. – Hume, David, Dialoge über natürliche<br />

Religion. Übersetzt und herausgegeben von<br />

Norbert Hoerster. Stuttgart (Philipp Reclam Jun.)<br />

1981. – Imoda, Franco, Esercizi spirituali e psicologia.<br />

L’altezza, la larghezza e la profondità (Ef 3,18). Roma<br />

(Editrice Pontificia Gregoriana) 1994. – Kiely, Bartholomew<br />

B., Psychology and Moral Theology. Lines of<br />

Convergence. Rome (Gregorian University) 1st reprint<br />

1987. – Lonergan, Bernard J.F., Method in Theology.<br />

Toronto (University Press) reprint 1990. – Louf, André,<br />

«Geistliche Begleitung heute», in Louf, André, und<br />

Dufner, Meinrad, Geistliche Vaterschaft. Münsterschwarzach<br />

(Vier-Türme-Verlag) 1984, S. 18-43. – Puzicha,<br />

Michaela (Hrsg.), Kommentar zur Benediktusregel.<br />

St. Ottilien (EOS) 2002. – Wittgenstein, Ludwig.<br />

Bemerkungen über die Farben. Über Gewissheit. Zettel.<br />

Vermischte Bemerkungen. Werkausgabe Band 8.<br />

Frankfurt am Main (Suhrkamp) 4. Auflage 1990.


Statuen von Johann Baptist Babel<br />

Der Apostel Andreas<br />

Der Apostel Andreas hat einen griechischen<br />

Namen, der Mannhafte. Er war ein Jünger<br />

des Johannes des Täufers. Bei diesem lernte<br />

er Jesus kennen. Er selbst hat seinen Bruder<br />

Simon, der später Petrus genannt wurde, zu<br />

Jesus geführt. Der Berufung nach ist er der<br />

erste der Apostel.<br />

Statue im Unteren Chor<br />

Auch von ihm hat der berühmte Stukkateur<br />

Johann Baptist Babel (1716–1799) für den<br />

Unteren Chor der Einsiedler Klosterkirche eine<br />

eindrucksvolle Statue geschaffen. Er hält<br />

Ein eindrückliches Kunstwerk – der heilige<br />

Andreas von Johann Baptist Babel im Unteren<br />

Chor der Einsiedler Klosterkirche.<br />

KALEIDOSKOP<br />

den Augenblick vor der Kreuzigung des<br />

Apostels fest, da dieser vor dem schrägen<br />

Kreuz oder Diagonalkreuz steht und zum<br />

Volk zu sprechen scheint. Das war in Pontos<br />

oder Bithynien, wohin er als Missionar gekommen<br />

war. Da er auch griechisch sprach,<br />

hatte er auch in Griechenland und in den<br />

Gebieten an der unteren Donau missioniert.<br />

Der Grund für sein Martyrium ist nicht bekannt.<br />

Andreas in der Darstellung Babels<br />

Babel stellt Andreas vor ein nicht allzu<br />

starkes Schrägkreuz aus Baumstämmen, die<br />

nicht entrindet sind. Andreas, eine hagere<br />

Figur, hält sich elegant mit seinen Armen an<br />

dem rechten Baumstamm. Er hat noch alle<br />

seine Haupthaare und einen bescheidenen<br />

Bart. Seine Augen schauen nach unten,<br />

wohl auf die vor ihm stehenden Leute. Sein<br />

Gesichtsausdruck zeigt Besorgnis um die<br />

Leute. Sein Mund ist geschlossen, aber doch<br />

kann man annehmen, dass er mit den Leuten<br />

gesprochen hat. Er steht scheinbar nur<br />

auf einem Fuss, was seiner Haltung eine gewisse<br />

Schwingung verleiht. Sein Gewand ist<br />

bei den Lenden aufgeschürzt, was eine starke<br />

Faltung bewirkt. Für eine Kreuzigung erscheint<br />

das Ganze zu harmlos. Vielleicht<br />

aber will der Künstler zeigen, wie gelassen<br />

die ersten Christen Leiden und Tod auf sich<br />

genommen haben. Die Reliquien des heiligen<br />

Andreas befanden sich lange in Rom.<br />

Papst Paul VI. hat sie der orthodoxen Kirche<br />

zurück gegeben, als ein Zeichen der Versöhnung.<br />

Dazu möge die friedliche Statue<br />

des Apostels Andreas in der Klosterkirche<br />

etwas beitragen.<br />

Pater Joachim Salzgeber<br />

73


74<br />

KALEIDOSKOP<br />

Klosterkirche<br />

Die grosse Reinigung ist überfällig<br />

Die Klosterkirche müsse etwa alle zehn Jahre gereinigt werden, um Schäden an<br />

Bil-dern, Stukkaturen und Statuen zu vermeiden, sagten uns die Fachleute vor zwölf<br />

Jahren nach Abschluss der Restauration. Inzwischen ist bereits wieder Pilzbefall<br />

festgestellt worden, eine Gesamtreinigung ist dringlich. Die Kosten dürften sich auf<br />

etwa 1,5 Millionen Franken belaufen. Das Kloster ist auf Spenden angewiesen.<br />

Die Klosterkirche ist prächtig renoviert und<br />

mit hohen Kosten erneuert worden, aber deswegen<br />

ist sie kein luftleeres, von äusseren Immissionen<br />

befreites Gebäude. Da kommen<br />

täglich viele Menschen durch die Tür, manchmal<br />

tausende. Das verursacht ungeheure Luftzirkulationen<br />

in diesem riesigen Raum, von<br />

denen der stille Beter gewöhnlich gar nichts<br />

spürt, nur dann, wenn der Föhn im April oder<br />

in den Herbstmonaten stürmt. Dann wird<br />

auch der andächtigste Beter wegen des Pfeifens<br />

durch die Glastüren aufgeschreckt und<br />

gestört. Manchmal schlägt dann der Wind 130<br />

Meter weiter hinten offene Türen mit Getöse<br />

zu, oder den in den Chor einziehenden Mönchen<br />

wird die gewöhnlich geordnet herunterhängende<br />

Kapuze unordentlich zum Kopf<br />

hinaufgewirbelt.<br />

Feuchtigkeit und Staub<br />

Die Luftzirkulationen werden aber meistens<br />

durch die Temperatur verursacht. Wenn sich<br />

viele Menschen versammeln, steigt die Temperatur<br />

erheblich, auch die Feuchtigkeit<br />

nimmt stark zu. Daraus entsteht ein Wärmekegel,<br />

der in die Höhe steigt und natürlich<br />

unendlich viel Staub in Umlauf bringt. Unsere<br />

Sakristane und Sigristen geben sich alle<br />

Mühe, die Kirche in tadellosem, sauberem<br />

Zustand zu halten, was ihnen auch gelingt.<br />

Aber gegen die Luftumwälzungen sind sie<br />

machtlos. Der Staub setzt sich ab an den<br />

feuchten Wänden, an den zum Teil vor<br />

Feuchtigkeit tropfenden Gemälden und<br />

Kuppeln. Er lässt sich auf den Kapitellen und<br />

Simsen nieder und beschmutzt die vielen<br />

Statuen, Engel, kleinen Putten und Stuckaturen,<br />

dringt überall ein, auch in die sehr empfindlichen<br />

Orgeln. Momentan tragen unsere<br />

Figuren eine Art Hermelinschal, leider nicht<br />

leuchtend weiss, sondern staubgrau.<br />

Schädlicher Weihrauch<br />

Lange Zeit waren auch die Opferkerzen ein<br />

grosses Problem. Diese haben die Wände<br />

schwer verrusst. Gott sei Dank wurde während<br />

der Kirchenrestauration bei den Kerzenständern<br />

ein sehr wirksamer Wärmeund<br />

Schmutzabzug eingebaut, sodass dieses<br />

Problem inzwischen behoben ist.<br />

Nicht aber das Problem des Weihrauchs.<br />

Dieser sehr schädlich für pilzbefallene Bilder,<br />

wirkt sogar wie ein Gärstoff. Aber unsere Kirche<br />

ist ein Gotteshaus, das dem Gottesdienst<br />

dienen soll und kein steriler Raum. Das nehmen<br />

wir zusammen mit den vielen Pilgern<br />

einfach in Kauf. Sonst müssten wir unser Gotteshaus<br />

als <strong>Wallfahrt</strong>skirche schliessen.<br />

Wir stehen nun vor einer schwierigen<br />

Aufgabe, der alle am liebsten ausweichen<br />

möchten: die Kirchenreinigung. Bereits bei<br />

der Fertigstellung der Restauration wurde<br />

von den verantwortlichen Restauratoren<br />

angemeldet, dass die Kirche alle zehn Jahre


Dieser Engel sollte vom Schmutz befreit werden.<br />

gründlich gereinigt werden müsse, wenn<br />

wir sie in gutem Zustand erhalten wollten.<br />

Das haben wir zweifellos im Sinn. Nur sind<br />

seit der Vollendung der Restauration bereits<br />

zwölf Jahre verstrichen... In nicht all zu ferner<br />

Zukunft müssen wir diese Arbeiten unbedingt<br />

in Angriff nehmen.<br />

Es ist alles vorbereitet<br />

Sie wird etwa ein halbes Jahr dauern und<br />

verschiedene Equipen von Fachleuten beschäftigen<br />

– die Restauratoren, die Gerüstmannschaft<br />

und unsere Klosterwerkstätten.<br />

Alles wird genau geplant und vorbereitet.<br />

Beginnen werden wir, wenn wir grünes Licht<br />

gegeben haben, im Obern Chor, hinter dem<br />

Hochaltarbild, und von dort schrittweise<br />

rückwärts bis zum Oktogon über der Gnadenkapelle.<br />

Die Gerüstequipe wird vermutlich<br />

ununterbrochen in Aktion sein, ebenfalls<br />

die gesamte Restaurationsmannschaft.<br />

Im vergangenen Winter hatten wir verschiedene<br />

Untersuchungen machen lassen.<br />

Zu klären war insbesondere die Frage, mit<br />

welchem Fungizid (Pilzbekämpfung) die Gemälde<br />

zu behandeln sind. Leider haben wir<br />

immer wieder mit dem Pilzbefall zu kämpfen,<br />

dies aber nicht nur wegen des Weihrauchs,<br />

sondern auch wegen gewisser organischer<br />

Farben, in denen sich der Pilz sichtlich<br />

KALEIDOSKOP<br />

wohlfühlt. Laut einem Fachmann ist der Pilz<br />

dort, wo er sich eingenistet hat, kaum mehr<br />

auszurotten. Er werde immer wieder auftauchen<br />

und wuchern wie Unkraut. Wir können<br />

nur versuchen, ihn möglichst in Schranken zu<br />

halten. Die offenen Fenster, das tägliche Lüften<br />

der Klosterkirche ist eine der Massnahmen,<br />

aber sie reicht nicht aus. Dank der Pilzabstriche,<br />

die die EMPA St. Gallen im letzten<br />

Winter gemacht hat, kann das am besten<br />

wirksame Fungizid bestimmt werden.<br />

Das Kloster braucht Ihre Hilfe<br />

Warum nun schreibe ich Ihnen von dieser Reinigung?<br />

Die Leser unserer <strong>Zeitschrift</strong> haben<br />

das Kloster in den Jahren der Kirchenrenovation<br />

immer grosszügig unterstützt. Ich möchte<br />

daher jetzt mit der Bitte an Sie gelangen,<br />

uns für die Reinigung der Klosterkirche wieder<br />

zu unterstützen. Die Kosten sind auf 1,5<br />

Millionen Franken veranschlagt. Da wir keine<br />

Kirchensteuer beziehen, sind wir auf Spenden<br />

angewiesen, um diese dringend notwendige<br />

Massnahme durchführen zu können. Deshalb<br />

erlaubt es sich das Kloster, Sie schon jetzt um<br />

Ihre Unterstützung anzugehen. Für Ihr Wohlwollen<br />

und jede Gabe danken wir Ihnen von<br />

Herzen – und Sie wissen sicher, dass wir in unserem<br />

täglichen Gebet an alle unsere Wohltäter<br />

denken. Das wird auch so bleiben.<br />

Pater Pascal Meyerhans, Kustos der Klosterkirche<br />

Sie können uns jetzt schon für die grosse<br />

Kirchenreinigung unterstützen. Einzahlungen<br />

bitte auf folgendes Konto:<br />

Schweizer Postcheckkonto<br />

Kloster <strong>Einsiedeln</strong><br />

8840 <strong>Einsiedeln</strong><br />

Konto-Nr. 60-1224-8<br />

Verwendungszweck: Reinigung Klosterkirche<br />

Herzlichen Dank für jeden Beitrag!<br />

75


80<br />

KALEIDOSKOP<br />

THEOLOGIE<br />

Jürgen Moltmann, Mensch. Kreuz, Stuttgart,<br />

2009, 160 S., CHF 19.90, ISBN 978-3-<br />

7831-3396-7.<br />

Was ist der Mensch? Auf<br />

diese Frage gibt es heute<br />

eine Vielzahl von Antworten<br />

aus der Soziologie,<br />

der Psychologie, aus<br />

verschiedenen Weltanschauungen,<br />

aber auch<br />

aus der Theologie. In<br />

diesem Buch beleuchtet Moltmann<br />

die verschiedenen Menschenbilder<br />

und rückt sie ins<br />

Verhältnis zu seiner eigenen<br />

theologischen Position. Ein<br />

zeitlos-aktueller Entwurf zum<br />

christlichen Menschenbild.<br />

Verfasst von einem der grössten<br />

Theologen unserer Zeit.<br />

SPIRITUALITÄT<br />

Christoph Gellner (Hrsg.), «…biographischer<br />

und spiritueller werden». Anstösse für<br />

ein zukunftsfähiges Christentum. Theologischer<br />

Verlag, Zürich, 2009, 175 S., CHF 36.–,<br />

ISBN 978-3-290-20052-7.<br />

Die Situation ist paradox: In der Gegenwartsgesellschaft<br />

ist sowohl ein Rückgang<br />

der Kirchenbindung als auch neue Aufmerksamkeit<br />

für Religiöses zu beobachten, ein<br />

neu erwachter Drang zum Spirituellen, gerade<br />

dort, wo sich zeitgenössische Lebensführung<br />

biographisch verdichtet. Wie kann<br />

kirchliche Glaubenskommunikation an die<br />

Suche heutiger Menschen nach religiöser Erfahrung<br />

anknüpfen, helfen, dafür alltagstaugliche<br />

Ausdrucksformen<br />

auszubilden und zugleich das<br />

Profil des Christlichen schärfen?<br />

Wo ist für Pastoral und<br />

Lebensgestaltung die kritische<br />

Unterscheidung der<br />

Geister nötig? Das Buch ver-<br />

NEUE<br />

BÜCHER<br />

sammelt konzeptionelle Neuansätze und<br />

konkrete Praxisimpulse, wie kirchliche Angebote<br />

biographischer und spiritueller gestaltet<br />

werden und gerade so mehr Interesse<br />

an der Begegnung mit Gott wecken<br />

können. Mit Beiträgen<br />

unter anderen von Christoph<br />

Gellner, Judith Könemann,<br />

Vreni Merz,<br />

Bernhard Waldmüller.<br />

Dalai Lama, Meine spirituelle<br />

Biographie. Diogenes,<br />

Zürich, 2009, 315 S., CHF 40.90, ISBN<br />

978-3-257-06736-1.<br />

bgz. Der Dalai Lama ist einer der humanistischen<br />

Vorzeigedenker unserer<br />

Epoche. Dieses Buch enthält<br />

Texte des Dalai Lama,<br />

die verstreut schon in verschiedenen<br />

Publikationen<br />

abgedruckt oder bei Veranstaltungen<br />

gelesen wurden.<br />

In einer Art Autobiographie<br />

liegen sie hier gesammelt<br />

und kommentiert vor. Es sind eindrückliche,<br />

oft anrührende Dokumente eines engagierten<br />

Weltverbesserers von überzeugendem<br />

Format.<br />

SACHBÜCHER<br />

Karl Hillenbrand (Hrsg.), Geistliche Menschen<br />

– menschliche Geistliche. Priester sein<br />

in veränderter Zeit. Echter, Würzburg, 2009,<br />

109 S., CHF 15.90, ISBN 978-3-429-03159-6.<br />

Der Titel dieses Buches geht auf einen<br />

Wunsch zurück, den ein Freund dem Verfasser<br />

vor über 25 Jahren zu<br />

dessen Einführung als Regens<br />

des Würzburger Priesterseminars<br />

mitgab: «Ich<br />

bete für dich, dass du den<br />

jungen Menschen helfen<br />

kannst, geistliche Menschen<br />

und menschliche Geistliche<br />

zu werden.» Diese Perspek-


tive gilt jedoch nicht nur für die Ausbildungszeit,<br />

sondern ist bei allen Bemühungen<br />

um eine tragfähige priesterliche Spiritualität<br />

ein Leben lang massgebend. Die<br />

Beiträge des Bandes, die aus/zu unterschiedlichen<br />

Anlässen entstanden sind, möchten<br />

dazu eine kleine Hilfe sein. Sie alle eint das<br />

Anliegen, im nüchternen Blick auf die veränderten<br />

kirchlichen und gesellschaftlichen<br />

Voraussetzungen den Mitbrüdern im Priesteramt<br />

Mut zu machen.<br />

Corinna Mühlestedt, Christliche Ursymbole.<br />

Wie sie entstanden, was sie bedeuten, was<br />

sie uns heute sagen. Kreuz, Stuttgart, 2009,<br />

200 S., CHF 23.90, ISBN 978-3-7831-3283-0.<br />

Die christliche Symbolik nahm von jeher archaische<br />

Motive auf und ergänzte sie. Mühlstedt<br />

erläutert die Bedeutungsvielfalt<br />

von Natursymbolen,<br />

geometrischen Figuren und<br />

Gegenständen des Alltagslebens,<br />

die in der christlichen<br />

Kunst Eingang gefunden haben,<br />

wie Brot, verschiedene<br />

Tierarten und Zahlen. Dabei geht sie von den<br />

Ursymbolen Licht, Kreuz und Wasser aus. Sie<br />

entfaltet die kunsthistorische und religionsgeschichtliche<br />

Bedeutung, aber auch die spirituelle<br />

Dimension der einzelnen Symbole.<br />

Ein Buch, das uns nicht nur die Symbolsprache<br />

von Kunstwerken besser verstehen lässt,<br />

sondern auch Impulse für unser eigenes Leben<br />

gibt.<br />

Karl Rahner, Der Priester von heute. Herder,<br />

Freiburg i.Br., 2009, 80 S., CHF 17.90, ISBN<br />

978-3-451-32289-1.<br />

Karl Rahners Text «Der Priester<br />

von heute» ist eine moderne,<br />

ja zeitlose Meditation,<br />

die bis heute zahlreichen<br />

Priestern Hilfe und Ermutigung<br />

gegeben hat. Aus Anlass<br />

des von Papst Benedikt<br />

XVI. ausgerufenen «Jahr des<br />

Priesters» wurde dieser Text<br />

neu aufgelegt.<br />

LEBENSHILFE<br />

Helmut Kolitzus, Im Sog der Sucht. Von<br />

Kaufsucht bis Onlinesucht: Die vielen Gesichter<br />

der Abhängigkeit. Kösel, München,<br />

2009, 256 S., mit Illustrationen, CHF 30.90,<br />

ISBN 978-3-466-30816-3.<br />

Wir leben in einer Suchtgesellschaft.<br />

Mehrere Süchte gleichzeitig<br />

sind nicht selten. Dr. Kolitzus<br />

stellt neben Alkohol,<br />

Nikotin und Ess-Störungen insbesondere<br />

die neuen Verhaltenssüchte<br />

wie Arbeits-, Kauf-,<br />

Sex- und Onlinesucht vor.<br />

Süchtige wie Co-Abhängige finden Lösungswege<br />

aus der Abhängigkeit.<br />

BELLETRISTIK<br />

KALEIDOSKOP<br />

Stephan Enter, Spiel, Roman. Berlin Verlag,<br />

Berlin, 2009, 252 S., CHF 31.90, ISBN 978-3-<br />

8270-0812-1.<br />

Der 1968 geborene Niederländer Stephan<br />

Enter erzählt eine Geschichte vom Erwachsenenwerden<br />

in der Provinz.<br />

Norbert tummelt sich<br />

mit Gleichaltrigen bei von<br />

Karl Mays Figuren inspirierten<br />

Indianerspielen. Es sind<br />

subtile Momentaufnahmen<br />

einer Kindheit und Jugend,<br />

die auch in die<br />

Schweiz führen. Im Zug<br />

fährt Norbert mit seiner<br />

Grossmutter in die Ferien in den Bergen. Der<br />

Regisseur, der die poetischen Bilder dieses<br />

Buches allenfalls verfilmen darf ist zu beneiden.<br />

Aleksandar Hemon, Lazarus, Roman. Knaus,<br />

München, 2009, 352 S., CHF 34.90, ISBN 978-<br />

3-8135-0329-6.<br />

bgz. Der 1964 in Sarajewo geborene Aleksandar<br />

Hemon hat sich vor dem Ausbruch des<br />

Bosnien-Krieges nach Amerika aufgemacht,<br />

wo er inzwischen als Literaturgenie gehan-<br />

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82<br />

KALEIDOSKOP<br />

delt wird. «Lazarus» hebt mit<br />

einem Bibelzitat zur Lazarusgeschichte<br />

an und erzählt<br />

auf zwei Ebenen alternierend<br />

von der Ermordung des<br />

angeblichen ostjüdischen<br />

Anarchisten Lazarus Averbuch<br />

1908 in Chicago und<br />

der Suche Briks und Roras nach Spuren Averbuchs<br />

im heutigen postkommunistischen<br />

Osteuropa. Ein gewaltiges Buch, ein dichtes<br />

Werk, erzähltes Leben, wie man es selten<br />

vorgesetzt bekommt.<br />

Yu Hua, Brüder, Roman. S. Fischer, Frankfurt<br />

a. M., 2009, 765 S., CHF 42.90, ISBN 978-3-10-<br />

095803-7.<br />

bgz. Am meisten wundert man sich im Westen<br />

darüber, dass dieses Buch die chinesische<br />

Zensur passieren konnte. Es ist jedenfalls<br />

subversiv genug, um Staatsschützler<br />

auf den Plan zu rufen.<br />

In China war dieser realistische<br />

Roman, der die Zeit<br />

der Kulturrevolution bis zum<br />

Wirtschaftsboom abdeckt,<br />

ein phänomenaler Erfolg.<br />

Der Autor erzählt die Geschichte<br />

der ungleichen Brüder Li und Song<br />

in einer kleinen chinesischen Stadt mit einer<br />

beispiellosen Intensität. Und famosem Augenzwinkern!<br />

Man kann diesem Buch den<br />

künftigen Klassikerstatus voraussagen.<br />

Stephen King, Sunset, Erzählungen. Heyne,<br />

München, 2008, 480 S., CHF 34.90, ISBN 978-<br />

3-453-26604-9.<br />

Dreizehn phantastische Geschichten<br />

über Menschen<br />

wie du und ich, deren gewohntes<br />

Leben urplötzlich<br />

auf den Kopf gestellt wird.<br />

Stephen King hat wieder alle<br />

Register seines Könnens<br />

gezogen. Wie bei seinen Romanen<br />

beweist er auch hier,<br />

dass er ein unnachahmlicher Erzähler ist –<br />

ein wahrer Meister der Kurzgeschichte.<br />

Irène Némirovsky, Herr der Seelen, Roman.<br />

Sammlung Luchterhand, München, 2009,<br />

286 S., CHF 14.90, ISBN 978-3-630-62157-9.<br />

bgz. Irène Némirovsky wurde 1903 als Tochter<br />

eines russischen Bankiers in Kiew geboren.<br />

Sie studierte in Paris Literatur<br />

und avancierte mit<br />

ihrem Roman «David Golder»<br />

zum Star der Pariser<br />

Literaturszene. Der 2005<br />

von ihrer Tochter entzifferte<br />

Roman «Suite française»<br />

über die Okkupation wurde<br />

zur internationalen literarischen<br />

Sensation. Im vorliegenden Roman<br />

erzählt sie das Leben des armen<br />

Immigrantenarztes Dario Asfar, der als<br />

Scharlatan im Frankreich der 1920er Jahre<br />

zu Reichtum kommt.<br />

Ernst Solèr, Staub im Paradies, Kriminalroman.<br />

grafit, Dortmund, 2009, 222 S., CHF<br />

16.50, ISBN 978-3-89425-357-8.<br />

bgz. Dies ist der vierte Krimi aus der Staub-<br />

Reihe des 1960 in Männedorf geborenen<br />

Autors Ernst Solèr. Und es<br />

ist leider der letzte. Im Juli<br />

2008 ist Ernst Solèr an<br />

Krebs verstorben. Fred<br />

Staub, Kommandant der<br />

Zürcher Kantonspolizei,<br />

besucht seine Tochter in Sri<br />

Lanka. Dort wird er Zeuge<br />

eines Attentates. Was hat<br />

der tote Tamile beim Zürcher<br />

Kino Riffraff damit zu tun? Solèrs letztes<br />

Buch ist ein feiner helvetischer Krimispass<br />

mit exotischem Toutch. Liebes<br />

Schweizer Fernsehen, wann kommt die Verfilmung?<br />

Jules Verne, Das Geheimnis des Wilhelm<br />

Storitz, Roman. Piper, München, 2009, 271<br />

S., CHF 16.90, ISBN 978-3-492-26692-5.<br />

bgz. Jules Verne ist nach einer Liste der<br />

UNESCO einer der meistübersetzten Autoren<br />

aller Zeiten. Erstaunlich, dass sein Roman<br />

«Le Secret de Wilhelm Storitz» erst


jetzt auf Deutsch erschien.<br />

Verne erzählt von der unheilvollen<br />

Leidenschaft des<br />

Preussen Wilhelm Storitz zu<br />

Myra Roderich, einer jungen<br />

Ungarin in der fiktiven<br />

ungarischen Stadt Ragz.<br />

Wie in H. G. Wells Roman<br />

«Der Unsichtbare» die Figur<br />

Griffin, kann Storitz sich unsichtbar machen.<br />

Er terrorisiert die Roderichs. Ein typischer<br />

Verne mit viel spannendem Subtext.<br />

P.G. Wodehouse, In alter Frische, Roman..<br />

Edition Epoca, Zürich, 2008, 255 S., CHF 34.–,<br />

ISBN 978-3-905513-46-2.<br />

bgz. Das mit dem «höheren Blödsinn» wird<br />

hier grandios durchexerziert. Die Bücher des<br />

englischen Humoristen P.G. Wodehouse<br />

(1881–1975) sollte man<br />

allen griesgrämigen<br />

Zeitgenossen als Lektüre-Medizin<br />

verordnen.<br />

Den möchte ich sehen,<br />

der danach nicht fröhlicher<br />

in die Welt schaut.<br />

«In alter Frische» spielt<br />

in London und «Blandings<br />

Castle» auf dem<br />

Land. Die Geschichte um einen gestohlenen<br />

ägyptischen Skarabäus birgt Slapstick und<br />

Wortwitz en masse. Wodehouse macht nicht<br />

nur süchtig, sonder schwerst abhängig.<br />

BIOGRAFIE<br />

Niklaus Kuster, Franziskus. Rebell und Heiliger.<br />

Herder, Freiburg i.Br., 2009, 240 S., CHF<br />

30.90, ISBN 978-3-451-30153-7.<br />

Anschaulich und fundiert<br />

zeichnet der Kapuziner Niklaus<br />

Kuster das Leben des<br />

heiligen Franziskus nach. Zugleich<br />

machen die Auslegungen<br />

der bekanntesten<br />

Schriften von Franz von Assisi<br />

die Spiritualität und Krea-<br />

KALEIDOSKOP<br />

tivität des Heiligen für unsere heutige Zeit<br />

fruchtbar. Ausgewählte Bilder verdeutlichen<br />

die Botschaft zu radikaler Nachfolge, zu Geschwisterlichkeit<br />

und zu geistiger Freiheit.<br />

Uwe Wolff, «Das Geheimnis ist mein». Walter<br />

Nigg – eine spirituelle Biographie. Theologischer<br />

Verlag, Zürich, 2009, 516 S., mit<br />

zahlreichen s/w-Abbildungen, CHF 64.–,<br />

ISBN 978-3-290-17509-2.<br />

Walter Nigg (1903–1988) gehört zu den<br />

herausragenden Gestalten unter den<br />

Schweizer Theologen des 20. Jahrhunderts.<br />

In vielfältiger Weise hat er das spirituelle<br />

und politische Leben<br />

seiner Zeit kommentiert<br />

und begleitet. Als<br />

reformierter Seelsorger<br />

und spiritueller Lehrer<br />

suchte er glaubwürdige<br />

Vorbilder nicht nur in<br />

den offiziellen Heiligen,<br />

sondern auch in<br />

Aussenseitern der Kirchengeschichte:<br />

Nigg<br />

hatte die Vision einer neuen mystischen Spiritualität<br />

für das 21. Jahrhundert. 1946 erschien<br />

sein programmatisches Werk «Grosse<br />

Heilige», das zu den wenigen theologischen<br />

Werken gehört, denen eine erhebliche Breitenwirkung<br />

beschieden war. Über drei Millionen<br />

Exemplare seines Buchs wurden weltweit<br />

verkauft. – Die Biographie und<br />

Werkmonographie zeigt Walter Niggs Weg<br />

von der Fachwissenschaft zur narrativen Hagiographie<br />

vor dem Hintergrund der Theologiegeschichte<br />

des 19. und 20. Jahrhunderts.<br />

Sie leistet damit einen Beitrag zur<br />

Schweizer Kirchen- und Theologiegeschichte<br />

und zeigt, wie zeitgemäss der Unzeitgemässe<br />

inzwischen geworden ist.<br />

Christoph Wrembek, Die so genannte Magdalenerin.<br />

Maria Magdalena – die namenlose<br />

Sünderin und die Schwester der Marta<br />

und des Lazarus. St. Benno-Verlag, Leipzig,<br />

2008, 532 S., CHF 44.50, ISBN 978-3-7462-<br />

2395-7.<br />

83


84<br />

KALEIDOSKOP<br />

In allen vier Evangelien finden sich Aussagen<br />

über sie, die rätselhafte Frau aus Magdala,<br />

um die sich jahrhundertelang zahlreiche Legenden<br />

ranken. Die grosse Liebende wird sie<br />

genauso genannt wie die grosse Sünderin<br />

und Büsserin. Immer<br />

wieder wurde versucht,<br />

ihre besondere Beziehung<br />

zu Jesus von Nazareth<br />

zu deuten. Doch<br />

wer war diese Frau aus<br />

Magdala wirklich? Ihrem<br />

wahren Gesicht auf die<br />

Spur zu kommen, dass<br />

war das Ziel jahrelanger<br />

Arbeit und Recherche des Theologen, Priesterseelsorgers<br />

und Jesuiten Christoph Wrembek.<br />

Auf der Suche nach der Wahrheit stellt<br />

der Autor sich all diesen Bildern, die das<br />

Image von Maria Magdalena über Jahrhunderte<br />

geprägt haben. Präzise und in ständiger<br />

Auseinandersetzung mit der Bibelwissenschaft<br />

geht der Autor zu den historischen<br />

Anfängen zurück und lässt Maria, die so genannte<br />

Magdalenerin, anschaulich lebendig<br />

werden.<br />

GESCHICHTE<br />

Abt Dominikus Hagenauer (1746–1811) von<br />

St. Peter in Salzburg. Tagebücher 1786–<br />

1810. Teilband I: Tagebücher 1786–1798,<br />

XVII, 669 S. Teilband II: Tagebücher 1799–<br />

1810, 750 S. Teilband III: Anhänge und Register,<br />

199 S. und 2 Karten. Herausgegeben<br />

von der Historischen Sektion der Bayerischen<br />

Benediktinerakademie, bearbeitet<br />

und kommentiert von Adolf Hahnl, Hannelore<br />

und Rudolph Angermüller. EOS Verlag,<br />

St. Ottilien, 2009.<br />

In den 24 Jahren Tagebuch berichtet Abt Dominik<br />

Hagenauer verhältnismässig wenig<br />

von seinem Kloster. Immer wieder werden<br />

Gewitter, Überschwemmungen, Missernten,<br />

oft auch ganz dramatisch, erwähnt. Oft<br />

weist er auf seine Hochämter hin. Sozusagen<br />

immer ist die Rede vom Adel, vom Erz-<br />

bischof und von der Regierung. Sehr beschäftigen<br />

ihn die Klosteraufhebungen unter<br />

Josef II. Er ist auf dem Laufenden über<br />

das damalige Finanzwesen. Er kennt sich<br />

auch in militärischen Fragen bestens aus. Er<br />

nimmt auch zum Zeitgeschehen Stellung,<br />

besonders etwa zur Französischen Revolution.<br />

Je länger je mehr verfasst er zu den einzelnen<br />

Fragen eigentliche Artikel. Er weiss<br />

Auskunft auf verschiedensten Gebieten. In<br />

den Angelegenheiten der Stadt Salzburg ist<br />

er daheim. Man darf dieses Tagebuch als eine<br />

wahre Fundgrube bezeichnen. Man muss<br />

die ausserordentliche Disziplin dieses Tagebuchschreibers<br />

bewundern, der vielfach eigentliche<br />

Abhandlungen für den Leser bereit<br />

hält.<br />

Der Kommentar zu diesen Angaben und<br />

Ausführungen ist sehr reichhaltig, vor allem<br />

in genealogischer Hinsicht. Im dritten Band<br />

(Registerband) wird die<br />

Möglichkeit geboten,<br />

mit diesem umfassenden<br />

Werk auch arbeiten<br />

zu können. Es wird die<br />

Trauerrede auf Abt Dominik<br />

Hagenauer von<br />

Pater Cölestin Spatzenegger<br />

angeführt, die vor<br />

allem über seinen Tod<br />

orientiert. Auf 35 Seiten<br />

werden in Kurzbiographie das Leben und<br />

die schriftstellerische Tätigkeit der damaligen<br />

Mönche von St. Peter dargestellt. Es<br />

wird auch der Besitz von St. Peter und Nonnberg<br />

aufgelistet. Es finden sich Abkürzungsverzeichnis,<br />

Glossar, Quellen- und Literaturverzeichnis<br />

sowie ein Gesamtregister. Zur<br />

geographischen Orientierung sind zwei Karten<br />

beigegeben: über die Situation des Klosters<br />

St. Peter und die Stadt Salzburg um<br />

1810. Auf dem Einband des ersten Bandes<br />

hat sich leider ein Fehler eingeschlichen; es<br />

sollte heissen: «Teilband I: Tagebücher<br />

1786–1798», nicht «Tagebücher 1799–<br />

1810».<br />

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