Zeitschrift "SALVE" - Wallfahrt Einsiedeln
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SALVE<br />
<strong>Zeitschrift</strong> der benediktinischen<br />
Gemeinschaften <strong>Einsiedeln</strong> und Fahr<br />
5·2009
2<br />
SALVE<br />
<strong>Zeitschrift</strong> der benediktinischen<br />
Gemeinschaften <strong>Einsiedeln</strong> und Fahr<br />
1. Jahrgang<br />
Ausgabe 5 · Oktober/November 09<br />
Erscheint 6-mal jährlich<br />
Impressum<br />
Herausgeber/Verlag<br />
Kloster <strong>Einsiedeln</strong><br />
8840 <strong>Einsiedeln</strong><br />
Redaktion<br />
Kloster, 8840 <strong>Einsiedeln</strong><br />
Telefon 055 418 62 92<br />
Fax 055 418 61 12<br />
zeitschrift@kloster-einsiedeln.ch<br />
www.kloster-einsiedeln.ch<br />
Pater Urban Federer OSB<br />
Verantwortlicher Redaktor<br />
Erich Liebi, Redaktor, Stellvertreter<br />
Redaktionelle Mitarbeiter<br />
Susann Bosshard-Kälin<br />
Priorin Irene Gassmann OSB<br />
Pater Alois Kurmann OSB; Peter Lüthi<br />
Pater Joachim Salzgeber OSB<br />
Bruder Gerold Zenoni OSB<br />
Weitere Autoren dieser Ausgabe<br />
Theres von Aarburg<br />
Pater Benedict Arpagaus OSB<br />
Brigitte Blöchlinger-Baumeler<br />
Bernadette Bühler-Knüsel<br />
Roland Burgener<br />
Flurina Decasper<br />
Frater Thomas Fässler OSB<br />
Frater Mauritius Honegger OSB<br />
Verena Huber-Halter<br />
Regina Käppeli<br />
Oliver Kraaz<br />
Pater Pascal Meyerhans OSB<br />
Schwester Michaela Portmann OSB<br />
Schwester Hedwig Walter OSB<br />
Pater Patrick Weisser OSB<br />
Abt Martin Werlen OSB<br />
Lisbeth Wicki<br />
Copyright<br />
Das Werk ist urheberrechtlich<br />
geschützt.<br />
ISSN 1662-9868<br />
Leitgedanke 3<br />
Gemeinschaft 4–19<br />
<strong>Wallfahrt</strong> 20–25<br />
Stiftsschule 26–41<br />
Klosterbetriebe 42–43<br />
Historia 44–47<br />
Kloster Fahr 48–61<br />
Kaleidoskop 62–88<br />
Fotos/Illustrationen<br />
Pater Benedict Arpagaus: 6, 8, 9, 31<br />
Brigitte Blöchlinger-Baumeler: 28, 29<br />
Beat Frei: 76, 77, 78, 79<br />
Liliane Géraud: 1, 4, 5, 9, 48, 49, 50, 52– 57, 61<br />
Harry Bruno Greis: 17, 68, 73<br />
Alexander Hauk: 24<br />
Bruder Martin Hieronymi: 65<br />
Franz Kälin: 7, 10, 11, 37, 39<br />
Klosterarchiv: 13, 45, 46<br />
Oliver Kraaz: 15<br />
Reto Krismer: 42, 43<br />
Andreas Lienert: 30, 32<br />
Pater Pascal Meyerhans: 75<br />
Pater Kolumban Reichlin: 3, 20, 67, 71<br />
Gimmi Zanolari: 34, 35<br />
Titelbild (Liliane Géraud): Schwestern vom Kloster Fahr beim<br />
Wimmen im eigenen Weinberg.<br />
Abonnentenverwaltung<br />
Abos, Adressänderungen, usw.: ea Druck + Verlag AG<br />
Telefon 055 418 82 82 / Fax 055 418 82 85 / info@eadruck.ch<br />
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Aufbrüche werden nicht gerade vom Herbst erwartet. Der Herbst steht für<br />
Reife, für Fülle und Ernte, er bereitet allenfalls das Terrain für den Winter vor.<br />
Aufbrüche, so scheint es, gehen demnach dem Herbst voraus. Unser Bewusstsein<br />
bringt sie jedenfalls meist mit der Vergangenheit in Verbindung: das Wirtschaftswunder<br />
in den 1950er und 1960er Jahren, mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil<br />
das Aggiornamento in der römisch-katholischen Kirche, vor vierzig Jahren die<br />
Landung auf dem Mond und damit der Vorstoss des Menschen in das Weltall.<br />
Tatsächlich wirkt hier die Vergangenheit noch in der Gegenwart nach.<br />
Wer aber nicht nur von Aufbrüchen in der Vergangenheit träumt, kann sie<br />
heute ebenfalls ausmachen, auch in unserer eher ängstlich in die Zukunft blickenden<br />
westlichen Welt. In unserem Kloster etwa legten letzten Monat gleich zwei<br />
Mitbrüder ihre feierliche Profess ab und ein junger Mitbruder begann<br />
das Mönchsleben mit der einfachen Profess. Ausserdem<br />
werden in diesem Oktober zwei Mitbrüder zu Priestern geweiht –<br />
ein wahrer Frühling in diesen Herbstmonaten!<br />
Auch im Herbst gibt es demnach Aufbrüche. Für den heiligen<br />
Benedikt ist Aufbruch nicht eine Sache der Jungen alleine. Jeder<br />
Mönch und jede Nonne soll sich täglich neu aufmachen, soll nie<br />
stehenblieben – auch wenn wir im Herbst unseres Lebens stehen.<br />
Ruft Benedikt im Vorwort seiner Regel nicht gerade älteren Menschen<br />
zu: «Noch ist Zeit, noch sind wir in diesem Leib, noch lässt<br />
das Licht des Lebens uns Zeit, all das zu erfüllen. Jetzt müssen wir laufen und tun,<br />
was uns für die Ewigkeit nützt»? Wenn unsere Gemeinschaften in <strong>Einsiedeln</strong> und<br />
im Fahr in den letzten Monaten Professjubiläen feiern konnten, bejubelten wir damit<br />
keine Abschlüsse klösterlichen Lebens. Noch mehr als die Jungen sollen unsere<br />
Jubilare aufbrechen und ihre Zeit auf dem Weg zu Gott hin nützen. Der heilige Benedikt<br />
verheisst denen, die im «Jetzt» des Lebens nicht aufhören, Gott zu suchen,<br />
ein Aufbrechen unserer Herzen zu neuem Leben: «Heute, wenn ihr seine Stimme<br />
hört, verhärtet euer Herz nicht!» Und anderswo: «Wer aber im klösterlichen Leben<br />
und im Glauben fortschreitet, dem wird das Herz weit, und er läuft in unsagbarem<br />
Glück der Liebe den Weg der Gebote Gottes.»<br />
Dieses «Heute» richtet sich an uns alle, an Ältere und Jüngere. Liebe Leserin,<br />
lieber Leser, benediktinische Spiritualität überlässt uns nicht dem Traum vom besseren<br />
«Früher», aber auch nicht der Illusion, das Heil liege alleine in der Zukunft.<br />
Sie fordert uns vielmehr auf, im Hier und Jetzt das wahre Leben zu suchen und damit<br />
in jedem Lebensalter Aufbrüche zu ermöglichen, die unsere Herzen weit werden<br />
lassen. Das wünsche ich Ihnen in diesen Wochen des Herbstes.<br />
Ihr Pater Urban Federer<br />
LEITGEDANKE<br />
3
4<br />
GEMEINSCHAFT<br />
Pater Benedict Reto Arpagaus<br />
«Gott hat mich in die Schule<br />
genommen!»<br />
Das Gespräch mit Pater Benedict Arpagaus, der am 10. Oktober 2009 im Kloster<br />
<strong>Einsiedeln</strong> zum Priester geweiht wird, fand an einem seiner – wie er selbst sagt –<br />
Lieblingsplätze statt. Wir trafen uns an einem Sommermorgen bei der grossen Benediktsstatue<br />
– am Freiherrenberg, hoch über dem Kloster.<br />
Pater Benedict, ist Ihr Name Programm?<br />
Ja, das kann man so sagen. Ich fühle mich<br />
als gesegneter Mensch; ich möchte diesen<br />
Segen weiterschenken. Ich wurde Reto getauft.<br />
Mit neunzehn Jahren bin ich bei den<br />
Kapuzinern in Altdorf ins Kloster eingetreten,<br />
später kam ich ins Noviziat nach Solothurn.<br />
Das war eine sehr wertvolle Erfahrung.<br />
Zu jener Zeit schon hatte ich ein Auge<br />
auf die Benediktinerklöster geworfen und<br />
Pater Benedict im Interview mit Susann Bosshard-Kälin an einem<br />
seiner Lieblingsplätze bei der Benediktsstatue am Freiherrenberg.<br />
wählte den Ordensnamen Benedict. In jenen<br />
Jahren hatte ich schwere Depressionen,<br />
Auseinandersetzungen mit mir selber. Mein<br />
Glaube brach völlig zusammen. Mir wurde<br />
alles egal. Dem Novizenmeister sagte ich,<br />
«jetzt verliere ich auch noch den Glauben».<br />
Das war der Wendepunkt. Ich rechnete damit,<br />
dass er mich rauswerfe. Doch er meinte<br />
nüchtern: «Ja, dann verlierst du ihn eben!<br />
Das ist vielleicht eine Chance, zum richtigen<br />
Glauben zu finden.» Ich<br />
konnte weiterhin in der<br />
klösterlichen Gemeinschaft<br />
leben, die Psychotherapie<br />
wurde mir bezahlt.<br />
Das erlebte ich als<br />
Gotteserfahrung – Gott<br />
wirkt auch durch die<br />
Menschen; es gibt Menschen,<br />
die das Christsein<br />
wirklich ernst nehmen.<br />
Aber ich spürte auch,<br />
mein Weg geht noch<br />
weiter. Es meldeten sich<br />
ganz viele Bedürfnisse;<br />
ich hatte noch gar nicht<br />
richtig gelebt. Ich musste<br />
da raus und wollte einen<br />
Beruf erlernen – die<br />
Krankenpflege war<br />
schon immer ein Thema.<br />
Die Gemeinschaft der<br />
Kapuziner gab mir sogar
ein Startkapital für meine neue Zukunft –<br />
ich bin ihnen sehr dankbar. Wir sind heute<br />
noch miteinander verbunden.<br />
Damals fand ich zu einem neuen Gottesbild<br />
– zu Gott, der Freund und Liebe ist.<br />
Heute weiss ich: Ich musste durch diese Tiefen<br />
hindurch. Ich spürte, Gott hat mir den<br />
Namen Benedict geschenkt. Und so beantragte<br />
ich beim Justizdepartement des Kantons<br />
Solothurn eine Namensänderung. Ich<br />
heisse jetzt Benedict Reto. Reto ist mir<br />
schon auch wichtig. Benedict brauchte es jedoch,<br />
um den Reto zur Entfaltung zu bringen.<br />
Ich wählte als Leitspruch für meine Primiz<br />
einen Text des Propheten Jesaja: «Das<br />
geknickte Rohr zerbricht er nicht und den<br />
glimmenden Docht löscht er nicht aus.»<br />
Wie werden Sie den Leitspruch umsetzen?<br />
Ein Mensch, vielleicht ein junger Mensch,<br />
kommt mit einem Problem zu mir; er oder<br />
sie hat versagt, eine Niederlage erlitten, sich<br />
schuldig gemacht, ist am Ende und fühlt sich<br />
zerbrochen. Da sind Moralpredigten oder<br />
Anschuldigungen völlig fehl am Platz. Der<br />
Mensch will doch einfach angenommen<br />
werden, sein können. Jesus nimmt schliesslich<br />
auch jeden Menschen, wie er ist. Gemeinsam<br />
schauen wir, wie es weiter gehen<br />
könnte, suchen einen Weg. Für Gott ist<br />
nichts auf dieser Welt «ein Problem». Wir<br />
Menschen machen uns häufig selber ein Problem.<br />
Gott ist Liebe. Er will, dass wir ein erfülltes<br />
Leben finden. Das ist aber nicht zu<br />
verwechseln mit den vielen Angeboten rund<br />
um uns herum; im Konsumdenken verlieren<br />
wir uns und meinen, Erfüllung liege in materiellen<br />
Dingen oder im Noch-mehr-<br />
Haben. Das ist es nicht.<br />
Das Klosterleben hat Sie aber trotzdem<br />
nicht losgelassen?<br />
Nein. 2001 trat ich bei den Missionsbenediktinern<br />
in Uznach ein. Nach der zeitlichen Profess<br />
begann ich in <strong>Einsiedeln</strong> das Theologiestudium<br />
und bin 2005 ins Kloster <strong>Einsiedeln</strong><br />
übergetreten. Ich spürte, dass es für mich in<br />
der Gemeinschaft in <strong>Einsiedeln</strong> offener ist als<br />
Benedict bei Benedikt.<br />
GEMEINSCHAFT<br />
in Uznach. Es gab andere Ereignisse, aber auf<br />
die möchte ich jetzt nicht eingehen. Ich fragte<br />
in <strong>Einsiedeln</strong> an, wurde vom Kapitel angenommen,<br />
und ich bereue den Schritt nicht.<br />
<strong>Einsiedeln</strong> kenne ich seit meiner Kindheit.<br />
Wir pilgerten mit der Familie ein paar Mal im<br />
Jahr zur Vesper hierher. Und während meiner<br />
Zeit als Krankenpfleger habe ich ab und<br />
zu einen stillen Tag in <strong>Einsiedeln</strong> eingelegt.<br />
Es ist nicht nur ein schöner Ort, es ist für mich<br />
ein Ort mit einer besonderen Kraft. In der<br />
grossen Gemeinschaft ist – von progressiven<br />
bis konservativen Kräften – alles vertreten.<br />
Es hat viel Platz zum Denken – und zum Sagen,<br />
was man denkt. Auch bei den Jungen.<br />
Das tut mir gut. Das brauche ich. Ich brauche<br />
ein Umfeld, in dem ich atmen kann.<br />
Sie waren die letzen Jahre nicht im Kloster?<br />
Ich begann vor zwei Jahren ein Studium in<br />
Jugendseelsorge an der Salesiana in Rom.<br />
Das klappte aber irgendwie nicht so recht.<br />
5
6<br />
GEMEINSCHAFT<br />
Während seines Studiums in Rom: Pater Benedict<br />
mit seiner Mutter.<br />
Die Salesiana liegt weit weg vom Stadtzentrum<br />
und ich war innerlich nicht überzeugt<br />
von dem, was ich da studierte. Ein Vollzeitstudium<br />
mit viel Theorie ist nicht so mein<br />
Ding. Ich wollte lieber etwas mit mehr Bezug<br />
zur Praxis machen. Bis Anfang dieses Sommers<br />
war ich nun am Pastoralinstitut in Benediktbeuern,<br />
im Bereich der Jugendpastoral.<br />
Dieses letzte Jahr hat mir sehr viel<br />
gebracht.<br />
Welche Aufgaben erwarten Sie künftig in<br />
<strong>Einsiedeln</strong>?<br />
Als diplomierter Krankenpfleger, mit fünf<br />
Jahren Spitalerfahrung, werde ich im Kloster<br />
auf der Pflegestation eingesetzt. Es ist<br />
vorgesehen, dass ich zwei Tage in der Woche<br />
auf unserer klösterlichen Pflegestation arbeite.<br />
Ich habe auch die Ministrantengruppe<br />
übernommen und dann natürlich an der<br />
Stiftsschule ein Pensum als Religionslehrer.<br />
Meine neue Haupttätigkeit wird die des<br />
Schulseelsorgers. Als Schulseelsorger kümmere<br />
ich mich um das ganzheitliche Wohl<br />
der Schülerinnen und Schüler, also auch um<br />
seelisch-geistliche Belange, wenn sie dies<br />
möchten. Ich bin Ansprechperson, wenn die<br />
Jugendlichen Probleme haben. Ich biete<br />
Sprechstunden an, gestalte Gottesdienste –<br />
vor allem aber möchte ich in der Schule präsent<br />
sein. Damit die jungen Leute wissen,<br />
Pater Benedict ist für uns da, wenn etwas ist,<br />
können wir mit ihm reden. Es ist mir wichtig,<br />
dass sie mit mir über alles reden können.<br />
Glauben Sie, die Jungen werden zu Ihnen in<br />
die Sprechstunde finden?<br />
Ich glaube schon. Ich habe es schon in Benediktbeuern<br />
erlebt, wo ich als Seelsorger an<br />
einer Schule hospitierte. Ich spürte, wie sehr<br />
dieses Angebot gefragt ist. Die Jungen haben<br />
das Bedürfnis zu reden, sie haben das<br />
Bedürfnis nach einer unabhängigen Ansprechperson.<br />
Entscheidend ist, dass sie spüren,<br />
dass sie Vertrauen haben dürfen, dass<br />
ich einer von ihnen bin. Nicht in dem Sinne,<br />
dass ich ihr Kumpel bin, aber ich nehme sie<br />
ernst. Ich darf sagen, ich weiss, wie das Leben<br />
läuft. Ich habe mich dem Leben gestellt,<br />
wurde mit sehr vielem schon konfrontiert.<br />
Beispielsweise?<br />
Ich war früher sehr oft krank, hatte, wie gesagt,<br />
schwere Depressionen, erlebte auch<br />
Panikattacken. Ich reiste viel, hatte Beziehungen<br />
und Freundschaften, die heute noch<br />
Pater Benedict mit seinem Göttibub Severin.
estehen. In meinem Beruf als Krankenpfleger<br />
bin ich mit dem Leben und mit dem Tod<br />
immer in Verbindung. Auch das Verliebtsein<br />
und den Liebeskummer kenne ich gut. Ich<br />
versuche ehrlich und authentisch zu sein.<br />
Das heisst aber nicht, dass ich alles erzähle<br />
aus meinem Leben. Da gibt es Grenzen. Es<br />
gibt Bereiche, die gehen nur mich und Gott<br />
etwas an, einen intimen Kreis von Freunden<br />
oder meine spirituelle Begleiterin. Mir ist<br />
wichtig, dass ich auch sagen kann: «Ich weiss<br />
es nicht», oder «da habe ich keine Erfahrungen.»<br />
Wenn das die Jugendlichen merken,<br />
dann fassen sie Vertrauen. Dann kann ich<br />
auch meinen Glauben zur Sprache bringen.<br />
Aber nicht als eine abgehobene Sache, sondern<br />
in Bezug zu unserem Leben. Unser<br />
christlicher Glaube hat einen starken Lebensbezug.<br />
Das ist faszinierend.<br />
Seelsorge ist sehr anspruchsvoll. Fühlen Sie<br />
sich dafür gewappnet?<br />
Ja, und zwar aufgrund meiner Lebensschule.<br />
Die ist nebst dem Studium entscheidend.<br />
Gott hat mich wirklich in die Schule genommen!<br />
Ich glaube, ich kann Seelsorge nur be-<br />
GEMEINSCHAFT<br />
Am 3. Januar 2009 wurde Pater Benedict von Bischof Amédée Grab zum Diakon geweiht.<br />
treiben, wenn ich sie aus einer Spiritualität<br />
heraus lebe, wenn ich diese Gottesbeziehung<br />
und das Gebetsleben pflege. Und<br />
wenn ich mich selber auch begleiten lasse.<br />
Ich kann andere nicht begleiten, wenn ich<br />
nicht begleitet bin. Eine Ordensschwester,<br />
eine Zisterzienserin, die erst mit vierzig ins<br />
Kloster eintrat, eine bodenständige Frau mit<br />
viel Lebenserfahrung, ist meine Supervisorin.<br />
Mit ihr kann ich über alles reden.<br />
Hatten Sie nie Zweifel, mit dem Klostereintritt<br />
nicht die richtige Entscheidung getroffen<br />
zu haben?<br />
Doch, aber jetzt nicht mehr. Vor 2001, als ich<br />
in Uznach eintrat, bewohnte ich eine eigene<br />
3 1 ⁄2-Zimmer-Wohnung in einem Bauernhaus<br />
mit Garten, lebte fünf Minuten vom Vierwaldstättersee<br />
entfernt, hatte ein Auto und<br />
war wirklich vogelfrei. Trotzdem fehlte mir<br />
etwas. Aber als ich dann im Kloster war,<br />
gab es sehr viele Schwierigkeiten. Plötzlich<br />
nahm ich eine Enge wahr, zwischenmenschlich<br />
hat vieles nicht gestimmt. Manchmal<br />
dachte ich schon: «Mein Gott, was habe ich<br />
alles aufgegeben!»<br />
7
8<br />
GEMEINSCHAFT<br />
Besser wurde es, als ich ins Kloster <strong>Einsiedeln</strong><br />
zum Theologiestudium kam. Ich wurde<br />
ruhiger, gelassener, habe eine innere Freiheit<br />
entdeckt. Ja, die kann mir niemand mehr<br />
nehmen.<br />
Wie kommt das? Wie haben Sie diese Freiheit<br />
gewonnen?<br />
Das hat mit meinem Lebensweg zu tun – die<br />
Auseinandersetzung mit meinem eigenen<br />
Leben, mit den Problemen auch, dass ich<br />
mich ihnen stelle. Es gab immer wieder<br />
«Wüstenphasen» für mich – Durststrecken,<br />
durch die ich einfach durch musste. Und die<br />
kommen sicher immer wieder. Wenn ich die<br />
wieder überstanden hatte, kam ich dem<br />
«gelobten Land» näher. Das hat nichts mit<br />
dem Äusseren zu tun, das «gelobte Land» ist<br />
in mir drin. Es gab Tage, da lief ich durch die<br />
Klostergänge und wollte am liebsten zusammenpacken<br />
und gehen – so eng kam mir alles<br />
vor. Und am nächsten Tag lief ich wieder<br />
durch die gleichen Gänge – und ich fühlte<br />
mich wohl und frei. Plötzlich ging mir auf,<br />
dass diese Stimmungen nicht mit dem Äusseren<br />
zu tun hatten, sondern mit meiner inneren<br />
Verfassung. Der heilige Benedikt sagt<br />
in seiner Regel: «Auf dem Weg weitet sich<br />
das Herz.» Er redet nicht davon, dass sich der<br />
Weg weitet, sondern das Herz. Das ist ein<br />
neues Denken, das die Sichtweise auf mein<br />
Leben veränderte.<br />
Wovor haben Sie Angst?<br />
Momentan bin ich in einem Zustand, in dem<br />
ich wenig Angst habe. Ich hatte so viele<br />
Ängste in meinem Leben. Aber ich spüre,<br />
ich lebe aus einem grossen Vertrauen und<br />
einer grossen Dankbarkeit heraus. Und diese<br />
Dankbarkeit wächst eigentlich von Tag zu<br />
Tag. Ich fühle, ich bin beschenkt, ich werde<br />
geführt. Ich kann jeden Tag danken. Auch<br />
für Kleinigkeiten. Diese Dankbarkeit ist ein<br />
Grundgefühl. Eine gewisse Angst kommt<br />
auf, wenn ich mir vorstelle, dass beispielsweise<br />
ein Schüler sterben würde, oder Eltern<br />
von Schülern, überhaupt, wenn etwas<br />
Schlimmes passiert. Ob ich dann wirklich<br />
Pater Benedict unter einem Olivenbaum in<br />
Assisi.<br />
adäquat reagieren kann...? Vielleicht ist Respekt<br />
der bessere Begriff, Angst und Furcht<br />
sind etwas Diffuses, Respekt ist etwas Konkretes.<br />
Haben Sie Wünsche?<br />
Ich habe spirituelle und profane Wünsche.<br />
Es gibt innerhalb und ausserhalb der Klostermauern<br />
alte Menschen, die Wunderbares<br />
ausstrahlen – Schönheit und Ruhe, Dankbarkeit<br />
und Freude. So ein alter Mann möchte<br />
ich einmal werden! Ein Mensch, zu dem man<br />
gerne kommt, bei dem man sich wohl fühlt.<br />
Und meine profanen Wünsche: Ich reise sehr<br />
gerne. Durch das Mönchsein bin ich da eingeschränkt.<br />
In Rom lernte ich Benediktiner<br />
aus Brasilien kennen, die luden mich ein.<br />
Brasilien wäre mein Traum! Dann auch Irland,<br />
die Wiege des westlichen Mönchtums
und ein Land mit mystischer Ausstrahlung.<br />
Ich würde auch gerne eine Zusatzausbildung<br />
für geistliche Begleitung machen, um<br />
Leute einzeln begleiten, Exerzitien leiten zu<br />
können. Trotz meiner vielen Wünsche – ich<br />
bin offen. Das ist sehr wichtig, denn manchmal<br />
kommt es eben ganz anders, als man<br />
denkt.<br />
Vermissen Sie etwas in Ihrem Leben?<br />
Manchmal vermisse ich Zärtlichkeit. Natürlich<br />
kann ich einen Freund oder eine Freundin<br />
umarmen – aber ich meine damit die<br />
Zärtlichkeit, die intensiver ist, mit mehr<br />
Hautkontakt. Es gibt Phasen, in denen das<br />
schwer ist; früher noch stärker. Jetzt, wo ich<br />
mit so festen Aufgaben betraut bin, spüre<br />
ich es weniger. Wenn ich durch Aufgaben in<br />
eine innere Zufriedenheit hineinkomme, ist<br />
Zärtlichkeit weniger ein Thema. Das Wichtigste<br />
ist, dass ich zu diesem Bedürfnis stehe.<br />
Verdrängen wäre das Allerschlimmste –<br />
was ich verdränge, wuchert, wird noch intensiver.<br />
Wichtig ist auch, mit anderen darüber<br />
zu reden. Mit einem Mitbruder spreche<br />
ich über das, was mich bewegt, auch<br />
über die Sehnsucht. Manchmal kann ich<br />
dann darüber lachen und merke, was für<br />
Luftschlösser ich bauen kann... Zärtlichkeit<br />
kann sich auch auf anderen Ebenen als auf<br />
GEMEINSCHAFT<br />
Mit benediktinischen Mitstudenten an Heiligabend<br />
in Rom.<br />
der körperlichen ausdrücken, in einem<br />
freundschaftlichen Zusammensein beispielsweise,<br />
in schöner Musik, in der ästhetischen<br />
Gestaltung des eigenen Zimmers, im<br />
achtsamen Umgang in der Natur und auch<br />
im Gebet. Ich finde, wenn ein Mönch das<br />
Gebetsleben nicht pflegt, dann ist es vorprogrammiert,<br />
dass er scheitert. Klosterleben<br />
ist und bleibt Verzicht. Aber wenn ich<br />
verzichte, um des Verzichts willen, dann ist<br />
es falsch. Ich verzichte auf die körperliche<br />
Liebe für etwas, was mehr ist. Ich kann es<br />
nicht in Worte fassen; das kann ich nur<br />
erahnen, erspüren. Das sind Sphären – es ist<br />
wie beim Verliebtsein. Wenn wirklich Liebe<br />
im Spiel ist, kann man es nicht in Worte fassen.<br />
Es bleibt ein Geheimnis, weshalb sich<br />
zwei Menschen anziehen; – es bleibt ebenso<br />
ein Geheimnis, warum jemand ins Kloster<br />
geht. Es ist ein Berührtsein von etwas, – das<br />
alles Weltliche übersteigt.<br />
Susann Bosshard-Kälin<br />
Pater Benedict Reto Arpagaus<br />
Jahrgang 1971<br />
Geboren in Cumbel im Kanton Graubünden;<br />
aufgewachsen in Cham; erlernter<br />
Beruf: Krankenpfleger; im Kloster <strong>Einsiedeln</strong><br />
seit 2005; ewige Profess 2007; Diakonweihe<br />
am 3. Januar 2009; Priesterweihe<br />
am 10. Oktober; Klosterprimiz am<br />
18. Oktober sowie Heimatprimiz am 25.<br />
Oktober 2009.<br />
9
10<br />
GEMEINSCHAFT<br />
Feierliche Profess<br />
Jetzt und in Ewigkeit<br />
ganz für Gott da sein<br />
Am 8. September 2009 legten Frater Daniel Emmenegger und Frater Justinus<br />
Pagnamenta im Kloster <strong>Einsiedeln</strong> im Rahmen des Pontifikalamtes zum Hochfest<br />
Mariae Geburt ihre feierliche Profess ab. Die Predigt zu den Tageslesungen<br />
Römerbrief 8,28-30 und Matthäus-Evangelium 1,18-23 hielt Abt Martin Werlen.<br />
Sie wird hier für die Leserinnen und Leser von «Salve» wiedergegeben.<br />
Liebe Schwestern und Brüder<br />
Die Lebenserwartung des Menschen in unseren<br />
Breitengraden ist in den vergangenen<br />
Jahrzehnten massiv gesunken. Hatten früher<br />
viele Menschen eine Lebenserwartung<br />
von «fünfzig Jahren plus die Ewigkeit», so<br />
gehen heute viele davon aus, dass mit «achtzig<br />
plus nichts» alles vorbei ist.<br />
Die feierliche Profess provoziert uns in<br />
einer solchen Haltung ganz gehörig. Diese<br />
Feier provoziert uns, Gedanken zu machen<br />
über die Berufung: Die Berufung des Menschen,<br />
die Berufung der Getauften, unsere<br />
eigene Berufung.<br />
«Wer ist der Mensch, der das Leben liebt,<br />
und gute Tage zu sehen wünscht?» So fragt<br />
der heilige Benedikt im Vorwort seiner<br />
Mönchsregel. Zwei junge Männer haben<br />
diese Einladung gehört und antworten darauf<br />
mit der feierlichen Profess. Eine feierliche<br />
Profess ablegen kann nur ein Mensch,<br />
der Freude hat am Leben und für sein Leben<br />
dankbar ist.<br />
Auch die Lesung aus dem Römerbrief,<br />
die wir gehört haben, ist diesbezüglich eine<br />
ganz gehörige Provokation: Wir sind nach<br />
Gottes ewigem Plan berufen. Niemand von<br />
uns ist ein Zufallsprodukt. Wir alle sind von<br />
Gott geliebt und gewollt. Wir sind berufen,<br />
an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben.<br />
Wir dürfen mit Christus leben, mit<br />
ihm sterben und mit ihm auferstehen.<br />
Was machen wir mit dem Geschenk unseres<br />
Lebens? Was machen wir mit der Sehnsucht<br />
nach wirklichem Leben, nicht einfach<br />
nach Überleben? Was machen wir mit der<br />
Sehnsucht nach ewigem Leben? Das Leben<br />
in Fülle finden wir nur bei dem, der uns das<br />
Frater Justinus (von links) und Frater Daniel<br />
legen ihre Gelübde ab, begleitet vom Fraterinstruktor<br />
Pater Gregor (rechts).
Die Neuprofessen während des Segensgebetes durch Abt Martin.<br />
Leben geschenkt hat. Das Leben in unserer<br />
Mönchsgemeinschaft ist eine mögliche Weise,<br />
das Leben Gott zu schenken und so auf<br />
dem Weg zum Leben in Fülle zu sein. Eine<br />
feierliche Profess kann nur der Mensch ablegen,<br />
der sich fragt, was er aus dem Geschenk<br />
des Lebens macht – für alle Ewigkeit.<br />
Frater Daniel und Frater Justinus haben<br />
in ihrem Leben die Erfahrung gemacht, dass<br />
der mehr vom Leben hat, der glaubt. Gerade<br />
weil Gott bei denen, die ihn lieben, alles<br />
zum Guten führt, sind sie mit dem heiligen<br />
Benedikt selbst in Schwierigkeiten überzeugt:<br />
«Sobald man im klösterlichen Leben<br />
und im Glauben Fortschritte macht, weitet<br />
sich das Herz, und man geht den Weg der<br />
Gebote Gottes in unsagbarer Freude der<br />
Liebe.»<br />
Wer es wagt, weiter zu schauen, als nur<br />
auf die paar Jahre, die uns hier geschenkt<br />
sind, gerät nicht in Panik. Er muss nicht verzweifelt<br />
jeden Halm packen, der ein wenig<br />
Hoffnung verheisst. Er muss nicht jedem<br />
Vergnügen nachspringen, um wenigstens<br />
GEMEINSCHAFT<br />
etwas vom Leben zu haben. Er kann sogar in<br />
den alltäglichsten Dingen des Lebens erfahren,<br />
dass Gott mit uns ist.<br />
Maria, deren Geburtsfest wir heute feiern,<br />
ist das Urbild eines solchen Glaubens.<br />
Mit ihren Worten und mit ihrem ganzen Leben<br />
sagt sie: «Ich will ganz für Gott da<br />
sein!» Das ist auch unsere Berufung: Ganz<br />
für Gott da sein. Das sagen Frater Daniel<br />
und Frater Justinus mit dem Ablegen der<br />
Profess. Mit uns feiern auch Getaufte anderer<br />
Konfessionen: Die orthodoxe Tradition<br />
ist hier vertreten und verschiedene Gemeinschaften<br />
der reformierten Tradition. Den<br />
Weg zur Einheit der Kirche finden wir,<br />
wenn wir alle wie Maria danach trachten,<br />
ganz für Gott da zu sein.<br />
Die Liebe Gottes zu uns Menschen – zu<br />
jedem einzelnen von uns – bezeugen Frater<br />
Daniel und Frater Justinus durch diese feierliche<br />
Profess. Denn wir können unser Leben<br />
nur dem schenken, der uns durch und durch<br />
liebt.<br />
Abt Martin Werlen<br />
11
12<br />
GEMEINSCHAFT<br />
Saint-Maurice und <strong>Einsiedeln</strong><br />
Zwei Orte mit besonderer Kraft<br />
Ihr diesjähriger Ausflug führte die Einsiedler Oblaten in die Abtei Saint-Maurice, wo<br />
sie von Abt Joseph Roduit zur heiligen Messe, zu einer ausgiebigen Klosterführung<br />
und zum Gastmahl empfangen wurde. Die zwei Klostergemeinschaften sind seit Jahrhunderten<br />
in einer Gebetsverbrüderung verbunden. Doch die Beziehungen zwischen<br />
Saint-Maurice und <strong>Einsiedeln</strong> gehen zurück bis ins Jahr 948, als hier die erste Klosterkirche<br />
dem heiligen Mauritius als Hauptpatron geweiht wurde.<br />
Das Bindeglied zwischen Saint-Maurice und<br />
<strong>Einsiedeln</strong> ist kein Geringerer als der heilige<br />
Mauritius, dessen Grabstätte sich in Saint-<br />
Maurice befindet. Dort kann auf der archäologischen<br />
«Baustelle» am Standort der ersten<br />
von insgesamt acht Kirchen das Grab<br />
heute noch besichtigt werden. Es ist ein eindrückliches<br />
Erlebnis, an dem Ort zu stehen,<br />
wo der römische Soldat thebäischer (ägyptischer,<br />
bzw. koptischer) Herkunft zum Märtyrer<br />
und zum Samenkorn für den christlichen<br />
Glauben in der Schweiz wurde.<br />
Wiege der <strong>Wallfahrt</strong><br />
Saint-Maurice darf ausserdem als Wiege der<br />
christlichen <strong>Wallfahrt</strong> in der Schweiz betrachtet<br />
werden, Pilger in Saint-Maurice sind<br />
schon im 5. Jahrhundert nachgewiesen. Bischof<br />
Theodul in Martigny (Octodurum) hatte<br />
die Gebeine der getöteten Thebäer entdeckt,<br />
als er gegen Ende des 4. Jahrhunderts<br />
unter dem Felsen von Saint-Maurice eine Gedenkstätte<br />
errichten liess. Hier hatten schon<br />
die Römer und vor ihnen die Kelten ihre Toten<br />
begraben. Nun pilgerten Christen an den<br />
Ort, um Mauritius und seine Gefährten zu<br />
verehren und um ihren Schutz zu bitten. Bereits<br />
in der «Leidensgeschichte der Märtyrer<br />
von Agaunum» schreibt Bischof Eucherius<br />
von Lyon, dass man nach Saint-Maurice pilgerte<br />
und dort Weihegeschenke hinterliess.<br />
Die Verehrung des Mauritius und seiner<br />
Gefährten als Märtyrer entfaltete eine enorme<br />
Strahlkraft weit herum in Europa. Im<br />
Mittelalter war Mauritius ein sehr angesehener<br />
Märtyrer im Reich. 962 wurde das<br />
Mauritius-Fest (22. September) vom Papst<br />
bestätigt. Mauritius wurde für manche Kirchen,<br />
so auch in <strong>Einsiedeln</strong>, zum Patron erhoben,<br />
Kaiser Otto I. erwählte ihn gar zu seinem<br />
persönlichen Patron. Reliquien des<br />
Mauritius und seiner Gefährten waren sehr<br />
begehrt. Das musste auch der heilige Ulrich,<br />
Bischof von Augsburg gewusst haben. Er<br />
war mit Eberhard, dem ersten Abt im Finsteren<br />
Wald, befreundet und kannte dessen<br />
Baupläne für ein Kloster am Ort der Meinradszelle.<br />
Es wird berichtet, Ulrich habe um<br />
das Jahr 940 eine <strong>Wallfahrt</strong> nach Saint-Maurice<br />
unternommen, um die ihm von König<br />
Conrad von Burgund versprochenen Reliquien<br />
abzuholen.<br />
Der Arm des Mauritius<br />
Wie aus verschiedenen Quellen zu entnehmen<br />
ist, soll es sich um einen Arm gehandelt<br />
haben. Im Jahr 963 brachte ihn Ulrich nach<br />
<strong>Einsiedeln</strong>, verpackt in ein silbernes, mit Edelsteinen<br />
besetztes Kästchen. So konnte denn<br />
die erste Einsiedler Klosterkirche am 24. August<br />
948 nebst der Mutter Gottes auch Mauritius<br />
als «Hauptpatron» geweiht werden.
Ob es indessen im 10. Jahrhundert bereits<br />
zu einer Gebetsverbrüderung zwischen<br />
Saint-Maurice und <strong>Einsiedeln</strong> gekommen<br />
ist, lässt sich quellenmässig nicht mehr feststellen,<br />
aber wie Pater Sigismund de Courten<br />
(1867–1947) 1933 in «Les Echos de St-<br />
Maurice» schrieb, gehen die (guten)<br />
Beziehungen zwischen den beiden Klöstern<br />
tatsächlich auf das 10. Jahrhundert zurück.<br />
«Aussergewöhnlich populär»<br />
Die spirituelle Kraft des heiligen Mauritius<br />
und seiner Gefährten muss in der Tat ausserordentlich<br />
gewesen sein, sonst hätte die besondere<br />
Verehrung dieses Heiligen wohl<br />
nicht die Jahrhunderte überdauert. Denn wie<br />
in Pater Sigismunds Artikel von 1933 zu lesen<br />
GEMEINSCHAFT<br />
ist, war die Mauritius-Verehrung gegen Ende<br />
des 16. Jahrhunderts auch in <strong>Einsiedeln</strong> noch<br />
«ausserordentlich populär». Aus diesem<br />
Grunde hätten sich die Chorherren von Saint-<br />
Maurice entschieden, dem Kloster <strong>Einsiedeln</strong><br />
«weitere Reliquien» der Märtyrer von Saint-<br />
Maurice zu schenken. «Aus Dankbarkeit» dafür<br />
habe der damalige Fürstabt Augustin II.<br />
von Biberegg den Chorherren von Saint-<br />
Maurice eine Gebetsverbrüderung angeboten.<br />
Das handschriftliche und gesiegelte Dokument<br />
trägt das Datum des 16. März 1679<br />
und die Unterschriften Abt Augustins und<br />
seines Dekans Pater Christoph von Schönau.<br />
Es wird im Archiv von Saint-Maurice – fein<br />
säuberlich in ein Holzkistchen verpackt – aufbewahrt<br />
und in Ehren gehalten. Das vertrag-<br />
Mit ihrem Vertrag aus dem Jahr 1479 erneuerten die Klostergemeinschaften von Saint-Maurice<br />
und <strong>Einsiedeln</strong> ihre noch heute bestehende Gebetsverbrüderung.<br />
13
14<br />
GEMEINSCHAFT<br />
liche Gegenstück liegt im Klosterarchiv <strong>Einsiedeln</strong><br />
(siehe Bild). Aus dem «Summarium»<br />
des Klosterarchivs geht allerdings eindeutig<br />
hervor, dass die Vereinbarung von 1679 eine<br />
«Erneuerung der Verbrüderung» zwischen<br />
den beiden Klöstern war.<br />
Zum Gedenken der Toten<br />
Gebetsverbrüderungen zwischen Mönchsgemeinschaften<br />
kennt man schon aus viel früherer<br />
Zeit. <strong>Einsiedeln</strong> beispielsweise schloss mit<br />
dem damaligen Kloster St. Blasien (heute St.<br />
Paul im Lavanttal/Kärnten) bereits um 1080 eine<br />
Verbrüderung. Im «Summarium» sind solche<br />
etwa mit Ettheimmünster (1483), Witten<br />
(1501), mit den Luzerner Kapuzinern (1621),<br />
mit der Schweizer Benediktiner-Kongregation<br />
(1630), mit Franziskanern (1641) und die<br />
Erneuerung einer älteren Verbrüderung mit<br />
dem Kloster Gengenbach (1664) verzeichnet.<br />
Im Wesentlichen geht es bei einer klösterlichen<br />
Gebetsverbrüderung um das Totengedenken.<br />
Zu diesem Zweck wurden und<br />
werden Listen der verstorbenen Mönche im<br />
jeweiligen Kloster geführt. In <strong>Einsiedeln</strong> sollen<br />
die noch geltenden Verbrüderungen<br />
nächstens auf den neuesten Stand gebracht<br />
werden. Nach wie vor in Kraft sind jedenfalls<br />
die Vereinbarungen mit St. Blasien/St.<br />
Paul und mit Saint-Maurice.<br />
Zwischen den beiden besonderen Gnadenorten<br />
Saint-Maurice und <strong>Einsiedeln</strong> be-<br />
steht somit von alters her eine doppelte<br />
Verbindung – zum einen die Gebetsverbrüderung,<br />
zum anderen die Verehrung des<br />
heiligen Mauritius als Kirchenpatron. Wenn<br />
heutzutage die Reliquien auch weitgehend<br />
aus der Liturgie verschwunden sind, ist Mauritius<br />
nach wie vor sehr gegenwärtig, sei es jedesmal<br />
dann, wenn die nach ihm benannte<br />
Mauritius-Orgel erklingt, sei es, wenn die<br />
Mönchsgemeinschaft zu seinem Fest am 22.<br />
September «uralte, aus Gallien stammende<br />
Texte» singt, «die wohl schon damals von St.<br />
Maurice gebracht wurden», wie in Abt Georg<br />
Holzherrs Klostergeschichte zu lesen ist.<br />
Als Statue ist der heilige Mauritius auch<br />
an sehr prominenter Stelle an der Kirchenfassade<br />
gegenwärtig, zuoberst in einer Nische<br />
auf der Mittelachse steht er und wacht<br />
über den Klosterplatz. Es gibt zwar noch<br />
den Mauritius-Altar, aber die eigene Kapelle<br />
des Heiligen hatte 1680 der heutigen Beichtkirche<br />
Platz machen müssen. Und die feierliche<br />
Prozession zum Mauritiusfest am 22.<br />
September gehört auch der Vergangenheit<br />
an. Dass der einstige Hauptpatron der Kirche<br />
hingegen beim Bau der barocken Kirchenfassade<br />
eine Stufe «absteigen» musste,<br />
weil der oberste Platz der Gottesmutter eingeräumt<br />
wurde, wird er der Lieben Frau von<br />
<strong>Einsiedeln</strong> und ihren Mönchen wohl kaum<br />
verargen wollen.<br />
Erich Liebi<br />
1500 Jahre ohne Unterbruch<br />
Die Strahlkraft der Blutzeugen von Saint-Maurice hatte zu Beginn des 6. Jahrhunderts<br />
auch Sigismund, den künftigen König Burgunds, erreicht. Er war Christ geworden und<br />
verspürte das Bedürfnis, für eine Freveltat zu büssen, weshalb er im Jahr 515 am Ort der<br />
Mauritius-Verehrung eine Kirche und ein Kloster errichten liess. Die Mönche, deren Aufgabe<br />
es war, die Mauritius-Pilger zu betreuen, stammten aus dem berühmten Jura-Kloster<br />
Condat, seit 1128 leben bis auf den heutigen Tag Augustiner Chorherren nach der Regel<br />
des heiligen Augustinus an dem Ort.<br />
Saint-Maurice hat im Laufe der Jahrhunderte manch harten Schicksalsschlag hinnehmen<br />
müssen – Verwüstungen durch die Sarazenen, Feuersbrünste, Bergstürze, den letzten<br />
1942. Doch es gab jedes Mal einen neuen Anfang, sodass der heutige Abt, Msg. Joseph<br />
Roduit, und seine rund fünfzig Mitbrüder im Jahr 2015 etwas zu feiern haben, was<br />
in ganz Europa einmalig ist: 1500 Jahre ununterbrochene Existenz der Abtei.
Postkarte vom Pilgerweg (15)<br />
Geschätzte Leserin<br />
Geschätzter Leser<br />
Volksmusik-Sendungen sind für mich so verlogen und<br />
bizarr, dass ich einfach nicht anders kann – als am<br />
Fernsehen einige Minuten zu verweilen. All diese<br />
wallenden falschen Haarteile, fletschenden weissen<br />
Hollywood-Zähne und nicht zuletzt die Auf-Teufelkomm-raus-Schunkel-Stimmung<br />
als gäbe es kein Morgen,<br />
dies ist schon atemberaubend irre. Der absolute Clou sind die Texte.<br />
Die Scham vor Kitsch wird da nicht nur über Bord geworfen, sondern gleich in unergründliche<br />
Tiefen des Meeresgrundes versenkt. Und die katholische Kirche ist mittendrin, schunkelt mit.<br />
Sie glauben es nicht? Während in der katholischen Kirche noch gestritten wird, ob nach altem<br />
oder neuem Ritus Messe gefeiert werden darf oder soll, nimmt für Österreich bereits ein<br />
waschechter Pfarrer, der Franz Brei aus Hatzendorf-Unterlamm, am Finale des GP der Volksmusik<br />
teil. Und nicht nur das, er singt sich gar haarscharf am Titel vorbei. Die CD «Himmlische<br />
Klänge» ist nichtsdestotrotz bereits im Handel und – Gott sei Dank? – ein Renner.<br />
Und wer konnte Himmelstürmer Pfarrer Brei stoppen? Niemand geringeres als der «Engel<br />
von Marienberg». So heisst der gnadenlos geschmacklose Siegertitel aus dem Südtirol des<br />
Duos Vincent & Fernando. Kurz zur Geschichte des Liedes: Das Mädchen Kathrin wird als Waise<br />
vor einem Kloster ausgesetzt. Dort wächst das Mädchen auf, führt ein «gottgefälliges» Leben<br />
und wird zur Schutzpatronin einer ganzen Region.<br />
Sagen wir es ganz offen: Der Text ist hochnotpeinlich, von der ersten bis zur letzten<br />
Zeile. Aber er trifft den Geschmack vieler Menschen. Fragt sich also: Müsste die Kirche in den<br />
Gottesdiensten mehr «Engel von Marienberg» besingen und öfters mit einem fülligen Pfarrer<br />
Brei eine Polonaise durch das Kirchenschiff veranstalten? Um, wie es ein Marketing-Spezialist<br />
formulieren würde, «die Kirche wieder unters Volk zu bringen»?<br />
Die Versuchung ist da. Viele Kirchen wagen diesen Schritt der gestalterischen Offenheit<br />
bereits – um es einmal wohlwollend auszudrücken. Für mich ein Alptraum. Ich schätze an einer<br />
katholischen Messe, dass ich jede Minute weiss, ob ich am Oktoberfest, an einem Rockkonzert<br />
oder an einer Feier mit Gott bin. In einem Moment, in dem endlich mal der Lärm des<br />
täglichen Lebens verstummt und etwas weitaus Grösserem Platz macht.<br />
Ich wünsche mir, dass die katholische Kirche noch lange den Mut hat, den Finger für ein<br />
«Silentium» auf den Lippen zu halten, auch wenn andere darüber höhnen.<br />
Oliver Kraaz<br />
PS: Wie immer der Himmel auch aussehen wird: Ich hoffe schwer, dass Pfarrer Brei nicht im<br />
gleichen Seitenflügel wohnen wird wie ich.<br />
Oliver Kraaz (39) ist seit 2004 Oblate in <strong>Einsiedeln</strong>. Er ist verheiratet, Vater einer Tochter und<br />
lebt in Zürich. «Postkarte vom Pilgerweg» ist der persönliche Reisebericht zu den Erlebnissen<br />
seines Alltages.<br />
15
16<br />
GEMEINSCHAFT<br />
Gebetsanliegen<br />
«Ich möchte Ihnen eine Sorge anvertrauen». Mit diesem Wunsch bittet jemand um<br />
das Gebet für eine Familie. Die Eltern sind in einer grossen Krise: Der Mann ist im<br />
Beruf sehr beschäftigt, die Frau möchte alles recht machen. Sie schreien sich oft an und<br />
bringen immer weniger Wertschätzung füreinander auf. Ein anderes Paar kann seine<br />
Probleme nicht angehen, weil der<br />
Mann eine fachliche Hilfe ausschliesst.<br />
Diese, aber auch andere<br />
Paare in der Krise möchten wir im<br />
Marienmonat Oktober der Fürbitte<br />
der Gnadenmutter von <strong>Einsiedeln</strong><br />
anempfehlen.<br />
Viele Menschen bitten um unser<br />
Gebet für ihre Kinder: Einer Mutter<br />
bereitet der Sohn grossen Kummer,<br />
einer anderen Mutter ihre Tochter,<br />
Ein Wunsch,<br />
der still für uns und andre fleht,<br />
ein Seufzer,<br />
der dem Herzen leis entweht,<br />
den keine Lippe spricht,<br />
ist ein Gebet.<br />
Johann Gottfried von Herder<br />
die schon seit 23 Jahren psychisch krank ist; der Leidensdruck für sie und die ganze<br />
Familie sei sehr gross. Ein Vater bittet darum, dass sein Sohn eine Anstellung bekommt.<br />
Eine zuckerkranke Frau geht uns um das Gebet bei der Madonna von <strong>Einsiedeln</strong> an:<br />
Sie würde gerne gesund bleiben und so für ihre Kinder und Enkel da sein können.<br />
Immer wieder wenden sich auch Menschen nach <strong>Einsiedeln</strong>, die sich durch dunkle<br />
Mächte an Leib und Seele bedroht fühlen. Ein junger Mann braucht unser Gebet. Er<br />
leidet an plötzlich auftretenden Panik- und Angstzuständen, die sich danach in seinem<br />
Körper als Müdigkeit und innere Unruhe niederschlagen.<br />
Junge Menschen tun sich oft schwer mit den Veränderungen ihrer Stimmungslage und<br />
ihres Körpers. In unseren Gebeten dürfen wir vor allem jene begleiten, die sich als nicht<br />
liebenswert empfinden. Eine junge Frau bittet darum, sich nicht mehr so fest von ihrem<br />
Äussern bestimmen zu lassen, das ihr grosse Mühe macht.<br />
Wir wollen auch jene Menschen nicht vergessen, die an den Folgen der Wirtschaftskrise<br />
leiden. Denken wir an die jungen Menschen, die nach der Ausbildung keine Arbeit finden,<br />
oder an die älteren Berufstätigen, die aufgrund ihres Alters keine Chance haben,<br />
eine neue Stelle antreten zu können. Auch bitten wir für alle, die sich immer wieder vertrauensvoll<br />
an unser «Goldenes Ohr» wenden.<br />
Das Gnadenbild Unserer Lieben Frau von <strong>Einsiedeln</strong><br />
mit dem «Grossen-Engelweihe»-Kleid von 1792,<br />
geschaffen in Strassburg.
18<br />
GEMEINSCHAFT<br />
KONVENT<br />
GLÖCKLI<br />
RÜCKBLICK<br />
28. Juni<br />
Heute sind im Konventamt jene Ministranten<br />
und Ministrantinnen ein letztes Mal im Einsatz,<br />
die ein paar Tage zuvor ihr Maturitätszeugnis<br />
erhalten haben und es sich einrichten können,<br />
nochmals ins Kloster zu kommen.<br />
30. Juni<br />
Sitzung der Archivkommission in Pfäffikon. Da<br />
die Mitglieder ihre Arbeit weitgehend unentgeltlich<br />
leisten, fährt die Gruppe zum Dank<br />
anschliessend auf die Ufnau. Sylvia Fontana<br />
(Restaurierungsunternehmen Fontana & Fontana)<br />
und Fredy Kümin (Freunde der Insel<br />
Ufnau) erklären die Restaurierung der beiden<br />
Gotteshäuser sowie das Projekt «Insel der<br />
Stille».<br />
11. August<br />
Heute wird die neue Telefonzentrale in Betrieb<br />
genommen. Um 10.00 Uhr wird die alte<br />
abgeschaltet und dann werden die einzelnen<br />
Teilnehmer an die neue Anlage angeschlossen.<br />
PERSONELLES<br />
10. Mai<br />
Pater Angelo hat als Vertreter des Klosters an<br />
der Eröffnung der Ausstellung «Il Teatro nel<br />
Collegio Papio» zum Andenken an Pater Hugo<br />
Sander teilgenommen. Die Schule in Ascona<br />
war vor 425 Jahren gegründet worden.<br />
21. Juni<br />
Pater Angelo ist als Vertreter unserer Gemeinschaft<br />
im Kloster Seedorf, wo die dorti-<br />
ge Klostergemeinschaft zusammen mit Bischof<br />
Amédée, Abt Georg und vielen Freunden<br />
des Klosters Gott für die Ankunft der ersten<br />
Benediktinerinnen aus Claro vor 450<br />
Jahren dankte.<br />
2. Juli<br />
Beim Abschlusskolloquium des Ausbildungskurses<br />
«Einführung in die Jugendpastoral» von<br />
Pater Benedict ist auch Abt Martin in Benediktbeuern<br />
und freut sich über die ausgezeichnete<br />
Arbeit von Pater Benedict. Der Titel der Arbeit<br />
lautet: «Startkonzept für meine Tätigkeit als<br />
Schulseelsorger an der Klosterschule der Benediktinerabtei<br />
Maria <strong>Einsiedeln</strong> (CH)».<br />
8. Juli<br />
In Hamburg findet heute im Jungen Schauspielhaus<br />
die Preisübergabe des Kulturpreises<br />
der «Stiftung Bibel und Kultur» statt. Für die<br />
Welttheatergesellschaft nimmt dessen Vorstand<br />
den Preis entgegen, unter ihnen auch<br />
Pater Urban.<br />
12.–15. Juli<br />
Pater Matthäus und Pater Gabriel besuchen<br />
den Weiterbildungskurs der Schweizerischen<br />
Benediktinerkongregation in Fischingen.<br />
13.–17. Juli<br />
Pater Giorgio hält Im Kloster Camaldoli (I) die<br />
Annuale Settimana Biblica.<br />
18. Juli<br />
Pater Chrysostomus kehrt am Samstag von seinem<br />
Rehabilitationsaufenthalt in Bad Zurzach<br />
ins Kloster zurück.<br />
19. Juli<br />
Abt Martin feiert in Altötting bei der Behindertenwallfahrt<br />
der Malteser das Pontifikalamt.<br />
21.–26. Juli<br />
Es findet die <strong>Wallfahrt</strong> der Fahrenden statt.<br />
Neben Pater Urban kommt auch Abt Martin<br />
zu verschiedenen Zeitpunkten mit den Fahrenden<br />
zusammen. Weiter zum Seelsorge-
team gehören Pater Leonhard Sexauer von<br />
Mariastein. Dem Pilgergottesdienst am Samstagnachmittag<br />
steht Weihbischof Martin<br />
Gächter vor.<br />
26. Juli<br />
Vor 500 Jahren wurde in Thüringen (Vorarlberg)<br />
die St. Anna Kirche geweiht. Abt Martin<br />
hält den Festgottesdienst und die Predigt.<br />
1. August<br />
Abt Martin hält um 11.30 Uhr in Greifensee<br />
und um 20.30 Uhr in Baden die 1. August-Ansprache.<br />
An beiden Orten sind je circa 1500<br />
Anwesende.<br />
15. August<br />
Heute übernimmt Pater Jean-Sébastien von<br />
Pater Urban die Verantwortung für den Hof<br />
und für die Gäste. Während der nächsten Monate<br />
steht ihm Pater Patrick in dieser Aufgabe<br />
bei.<br />
Frater Mauritius übernimmt heute das<br />
Amt des Fraterseniors.<br />
Pater Gregor hält die Pilgerpredigt am<br />
<strong>Wallfahrt</strong>sfest in Kirchhofen (Breisgau).<br />
16. August<br />
Pater Urban verreist heute Abend mit der<br />
Gruppe der Ministranten nach Rom. Begleitet<br />
wird er von Pater Benedict, der ab dem neuen<br />
Schuljahr die Verantwortung für die Ministranten<br />
übernimmt.<br />
17.–21. August<br />
Magister und Fratres nehmen an der Junioratswoche<br />
der Schweizer Benediktiner in Maria<br />
Niederrickenbach teil.<br />
25. August<br />
Im Gottesdienst um 9 Uhr setzt Abt Martin in<br />
St. Gerold Pater Kolumban als neuen Propst<br />
ein.<br />
28. August – 2. September<br />
Frater Daniel und Frater Justinus sind für Exerzitien<br />
vor der ewigen Profess bei Pater Gabriel<br />
Bunge im Eremo im Tessin.<br />
GEMEINSCHAFT<br />
Novize Philipp bereitet sich unter der Leitung<br />
von Pater Urban ab dem 2. September<br />
auf die zeitliche Profess vor.<br />
8. September<br />
Abt emeritus Georg und Pater Matthäus begehen<br />
ihr 60. und Pater Odo sein 50. Professjubiläum.<br />
Frater Daniel und Frater Iustinus legen im<br />
Konventamt die feierliche Profess ab.<br />
Novize Philipp feiert während der Laudes<br />
die einfache Profess.<br />
9. September<br />
Pater Maurus kann heute seinen 80. Geburtstag<br />
begehen.<br />
10. Oktober<br />
Um 10.15 Uhr findet die Priesterweihe von<br />
Pater Benedict und Pater Aaron statt.<br />
11. Oktober<br />
9.30 Uhr: Primiz von Pater Aaron.<br />
17. Oktober<br />
Pater Lukas feiert den 65. Geburtstag.<br />
18. Oktober<br />
9.30 Uhr: Primiz von Pater Benedict.<br />
1. November<br />
60. Professjubiläum von Pater Joachim.<br />
2. November<br />
90. Geburtstag von Pater Roman.<br />
VORSCHAU<br />
19
20<br />
WALLFAHRT<br />
Juwa 09<br />
Primiz an der Juwa 09<br />
Mit dem Thema «Das Leben lieben» lädt das Kloster <strong>Einsiedeln</strong> und das Vorbereitungsteam<br />
am 10. / 11. Oktober 2009 Junge und Junggebliebene zum neunten<br />
Mal zur «Jungen <strong>Wallfahrt</strong> <strong>Einsiedeln</strong>» (kurz: Juwa) ein. Nachdem die Juwa im<br />
letzten Jahr erstmals an einem Wochenende mit geändertem Programm stattfand,<br />
wird diese neue Form mit Katechese auch für dieses Jahr beibehalten.<br />
Ein bleibendes Erlebnis und sicher der Höhepunkt<br />
der Juwa 09 wird die Primiz von Neupriester<br />
Pater Aaron Brunner am Sonntagmorgen<br />
sein. Er steht nach der Priesterweihe<br />
am Samstag zum ersten Mal der Heiligen<br />
Messe vor. Pater Aaron hat schon diverse Juwas<br />
im Ad-hoc-Chor mitgestaltet. Deshalb<br />
ist es ein besonderes Zeichen, dass er diesen<br />
einzigartigen Moment in seinem Leben in<br />
diesen Rahmen stellt.<br />
Der Neupriester Pater Aaron steht an der Juwa<br />
dem Hauptgottesdienst vor.<br />
Andere Höhepunkte des Wochenendes sind<br />
aus dem Programm ersichtlich:<br />
Samstag, 10. Oktober 2009<br />
Fusswallfahrt nach <strong>Einsiedeln</strong>: ab Zug (7<br />
Std.), vom Kloster Fahr (5 ½ Std.), von Rapperswil<br />
(4 ½ Std.), von Altmatt (2½ Std.).<br />
• Möglichkeit zur Teilnahme an der Vesper<br />
in der Klosterkirche<br />
• «Warm-up» mit Rosenkranzknüpfen, Basketballspiel,<br />
Church-Games und Singen<br />
• Katechese mit Jugendbischof Denis Theurillat<br />
und Abt Martin Werlen<br />
Sängerinnen und Sänger gesucht!<br />
Auch dieses Jahr werden die Vigilfeier<br />
und der feierliche Primizgottesdienst mit<br />
dem Neupriester Pater Aaron Brunner am<br />
Sonntagmorgen, 11. Oktober 2009, in der<br />
Einsiedler Klosterkirche von einem Adhoc-Chor<br />
gestaltet. Wer Freude hat am<br />
Singen melde sich möglichst bald unter<br />
Tel. 079 562 43 62 oder Ruth@Mory-Wigger.ch<br />
mit folgenden Angaben: Name<br />
und Adresse, Stimmlage (Sopran, Alt, Tenor,<br />
Bass), Telefon. Ruth Mory-Wigger<br />
und Thomas Scheibel freuen sich über viel<br />
Unterstützung bei der musikalischen Gestaltung!
• Vigilfeier in der Klosterkirche und Beichtgelegenheit,<br />
anschliessend gemütliches Beisammensein<br />
Sonntag, 11. Oktober 2009<br />
• Morgengebet mit Abt Martin Werlen<br />
• Feierliches Primizamt des Neupriesters Pater<br />
Aaron Brunner mit anschliessendem<br />
Aperitif<br />
• Austausch in Kleingruppen zum Thema<br />
«Berufung» mit einem Ehepaar, einem<br />
Oblaten, einem Neupriester und mit Ordensleuten<br />
Altbewährt bleibt das Ziel der Juwa, den<br />
Teilnehmenden eine Möglichkeit zu bieten,<br />
aus der Hektik des Alltags in der Stille sich<br />
selber und Gott näher zu kommen, sich Zeit<br />
zu nehmen, den Glauben zu vertiefen und<br />
mit anderen in einen Austausch zu kommen<br />
über Fragen, die uns in unsere Mitte zu Gott<br />
führen.<br />
Wir freuen uns auf viele, die mit uns feiern,<br />
suchen und auf dem Weg sind.<br />
Regina Käppeli<br />
<strong>Wallfahrt</strong>stage grosser Pilgergruppen 2009<br />
Alle Gottesdienste finden jeweils in der Klosterkirche statt.<br />
WALLFAHRT<br />
9. Einsiedler Junge <strong>Wallfahrt</strong><br />
für Jugendliche und junge Erwachsene<br />
Samstag/Sonntag,<br />
10./11. Oktober 2009<br />
Anmeldung und weitere Infos:<br />
www.juwa-einsiedeln.ch<br />
Oktober<br />
Sa 03. Okt. Appenzeller Landeswallfahrt 10.00 Uhr Eucharistie<br />
14.00 Uhr Rosenkranz und<br />
Andacht<br />
So 04. Okt. Rosenkranzsühnekreuzzug 11.00 Uhr Pontifikalamt<br />
14.30 Uhr Andacht<br />
Sa 10. Okt Priesterweihe von Pater Benedict 10.15 Uhr Pontifikalamt<br />
Arpagaus und Pater Aaron Brunner<br />
Sa 10. Okt. Juwa 09 20.45 Uhr Vigilfeier<br />
So 11. Okt. Juwa 09 mit Primiz von 09.30 Uhr Eucharistiefeier<br />
Pater Aaron Brunner<br />
So 11. Okt. Spaniermission 12.15 Uhr Eucharistiefeier<br />
So 11. Okt. Priesterbruderschaft St. Petrus 14.00 Uhr Pontifikalamt<br />
So 18. Okt. Primiz von Pater Benedict Arpagaus 09.30 Uhr Eucharistiefeier<br />
Sa 24. Okt. Katholisches Landvolk Stuttgart (D) 10.30 Uhr Andacht<br />
November<br />
So 29. Nov. Albanermission 12.15 Uhr Eucharistiefeier<br />
21
22<br />
WALLFAHRT<br />
Liturgischer Kalender für den Oktober<br />
1. Do Hl. Theresia vom Kinde Jesus<br />
(† 1897)<br />
Ordensfrau, Kirchenlehrerin<br />
2. Fr Herz-Jesu-Freitag<br />
11.15 Feierliches Konventamt<br />
20.00 Feierliche Komplet<br />
Eucharistische Aussetzung<br />
4. So 27. Sonntag im Jahreskreis<br />
Rosenkranzsonntag<br />
09.30 Feierliches Pontifikalamt<br />
16.30 Feierliche Pontifikalvesper<br />
Eucharistische Aussetzung,<br />
Prozession<br />
6. Di Hl. Bruno († 1101)<br />
Mönch, Einsiedler, Ordensgründer<br />
10. Sa Priesterweihe von<br />
Pater Benedict Arpagaus und<br />
Pater Aaron Brunner<br />
10.15 Liturgie der Priesterweihe<br />
11. So 28. Sonntag im Jahreskreis<br />
Äussere Feier der Übertragung<br />
der Reliquien<br />
des heiligen Meinrad<br />
09.30 Feierliches Primizamt mit<br />
Pater Aaron Brunner (Juwa)<br />
16.30 Feierliche Vesper<br />
Prozession mit dem Haupt<br />
des heiligen Meinrad<br />
13. Di Einsiedler Gebetstag<br />
für geistliche Berufe<br />
13.00– Eucharistische Anbetung<br />
16.00 in der Unterkirche<br />
15. Do Hl. Theresia von Jesus († 1582)<br />
Ordensfrau, Kirchenlehrerin<br />
16. Fr Hl. Gallus, Mönch, Einsiedler,<br />
Glaubensbote<br />
17. Sa Hl. Ignatius von Antiochien<br />
(† 117)<br />
Märtyrer<br />
18. So 29. Sonntag im Jahreskreis<br />
Missionssonntag<br />
09.30 Feierliches Primizamt<br />
mit Pater Benedict Arpagaus<br />
16.30 Feierliche Vesper<br />
23. Fr Jahresgedächtnis für alle<br />
Äbte, Mönche, Nonnen,<br />
Oblaten und Wohltäter<br />
11.15 Feierliches Konventamt<br />
25. So 30. Sonntag im Jahreskreis<br />
09.30 Feierliches Konventamt<br />
16.30 Feierliche Vesper<br />
28. Mi Fest<br />
Hll. Simon und Judas<br />
(Thaddäus), Apostel<br />
11.15 Feierliches Konventamt<br />
31. Sa Fest<br />
Hl. Wolfgang,<br />
Mönch von <strong>Einsiedeln</strong>,<br />
Bischof von Regensburg<br />
11.15 Feierliches Konventamt<br />
Gebetsmeinungen<br />
Oktober<br />
Weltkirche<br />
Dass sich die Christen am Sonntag um<br />
den Altar versammeln, um den Auferstandenen<br />
in der Eucharistie zu feiern.<br />
Kirche Schweiz<br />
Dass sich die Christinnen und Christen<br />
des Reichtums einer weltumspannenden<br />
Kirche immer wieder neu bewusst<br />
werden und den interreligiösen Dialog<br />
pflegen.
Liturgischer Kalender für den November<br />
1. So Hochfest Allerheiligen<br />
(31. Sonntag im Jahreskreis)<br />
09.30 Feierliches Pontifikalamt<br />
16.30 Feierliche Pontifikalvesper<br />
2. Mo Allerseelen<br />
11.15 Feierliches Konventamt<br />
16.30 Feierliche Vesper<br />
4. Mi Hl. Karl Borromäus († 1584)<br />
Bischof<br />
6. Fr Herz-Jesu-Freitag<br />
11.15 Feierliches Konventamt<br />
20.00 Feierliche Komplet<br />
Eucharistische Aussetzung<br />
8. So 32. Sonntag im Jahreskreis<br />
Ausländersonntag,<br />
Tag der Völker<br />
09.30 Feierliches Konventamt<br />
16.30 Feierliche Vesper<br />
9. Mo Fest<br />
Weihe der Lateranbasilika<br />
11.15 Feierliches Konventamt<br />
10. Di Hl. Leo der Grosse († 461)<br />
Papst, Kirchenlehrer<br />
11. Mi Hochfest<br />
Hl. Martin von Tours († 397)<br />
Bischof, Patron des Kantons<br />
Schwyz<br />
11.15 Feierliches Konventamt<br />
16.30 Feierliche Vesper<br />
13. Fr Einsiedler Gebetstag<br />
für geistliche Berufe<br />
13.00– Eucharistische Anbetung<br />
16.00 in der Unterkirche<br />
15. So 33. Sonntag im Jahreskreis<br />
09.30 Feierliches Konventamt<br />
16.00 Feierliche Vesper<br />
16. Mo Hl. Othmar († 759)<br />
Gründerabt von St. Gallen<br />
17. Di Hl. Gertrud († 1302)<br />
Ordensfrau, Mystikerin<br />
21. Sa Unsere Liebe Frau in Jerusalem<br />
22. So Hochfest<br />
Christkönigssonntag<br />
09.30 Feierliches Konventamt<br />
16.30 Feierliche Vesper<br />
24. Di Hl. Kolumban († 615)<br />
Abt, Glaubensbote<br />
29. So 1. Adventssonntag<br />
09.30 Feierliches Konventamt<br />
16.30 Feierliche Vesper<br />
30. Mo Fest<br />
Apostel Andreas<br />
11.15 Feierliches Konventamt<br />
Gebetsmeinungen<br />
November<br />
WALLFAHRT<br />
Weltkirche<br />
Dass sich alle Menschen, besonders die<br />
Politiker und Ökonomen, für die Bewahrung<br />
der Schöpfung engagieren.<br />
Kirche Schweiz<br />
Dass die Migrantenfamilien in unserer<br />
Kirche Aufnahme und in unserer Gesellschaft<br />
eine neue Heimat finden.<br />
23
24<br />
Haben Sie gewusst, dass ...<br />
… unser Glaube eine windige Sache ist? Windig bedeutet ja «zweifelhaft wirkend», «nicht überzeugend».<br />
Wer sagt von sich, sein Glaube sei in diesem Sinn etwas Windiges? Nun behaupte ich<br />
aber, gerade der Glaube von Menschen, die als grosse Glaubende gelten, sei «windig», etwa der<br />
Glaube von Martin Luther King oder von Mutter Theresa. Ist damit gemeint, dass diese Menschen<br />
wie ein Wirbelsturm daherkamen und alle, die weniger stark glaubten, in ihrem Unglauben entlarvten?<br />
Das kann nicht sein. Es geht hier vielmehr um das Wort «windig», das vom griechischen<br />
Pneuma und vom lateinischen Spiritus her zu verstehen ist. Pneuma und Spiritus bezeichnen<br />
Wirklichkeiten, die im Deutschen weit auseinander zu liegen scheinen, nämlich Atem, Wind und<br />
Geist. Das Johannesevangelium arbeitet im 3. Kapitel mit diesem Wort, um eine wichtige Wahrheit<br />
zu formulieren: «Der Wind weht, wo es ihm gefällt. Du hörst ihn rauschen, aber weisst nicht,<br />
woher er kommt und wohin er geht. So ist es auch mit denen, die vom Geist geboren<br />
werden.» Im griechischen Text steht für Wind und Geist Pneuma, im lateinischen Spiritus.<br />
Die Stelle sagt mit dem Wortspiel vom Wind-Geist, dass ein Mensch, der glaubt, vom<br />
Geist geboren wird, dass sein Glaube ein Geschenk des Geistes Gottes ist. Wir haben genug<br />
Anschauungsmaterial für diese Wahrheit. Es kommt vor, dass ein Mensch in einem unreligiösen<br />
Milieu aufwächst und doch den Weg zum Glauben findet. Wir kennen Menschen,<br />
die religiös erzogen wurden, dann den Glauben aufgaben und später wieder neu zu<br />
glauben begannen. Das Wort vom Wind-Geist sagt, dass Glaube ein Geschenk ist, über das<br />
ein Mensch nicht verfügt, dass der Geist Gottes den Glaubenden aber auch auf Wege führen<br />
kann, die neu, unbekannt sind. Deshalb ist die Wahrheit des Wind-Geistes auch für uns wichtig,<br />
die nur einen «windigen», zweifelhaften, nicht überzeugenden Glauben haben. Der Geist<br />
Gottes ist die Kraft, die unseren Glauben trotz seiner Schwachheit zu einer lebendigen Kraft<br />
macht. Pater Alois Kurmann
<strong>Wallfahrt</strong>sinformationen<br />
Seelsorge<br />
Beichtzeiten<br />
Sonn- und Feiertage:<br />
08.30–09.15 / 10.30–11.00 /<br />
15.00–16.00 / 17.00–18.00 Uhr<br />
Montag bis Samstag:<br />
09.00–10.45 / 15.00–16.00 /<br />
17.00–18.00 Uhr<br />
Das «Goldene Ohr»<br />
Postadresse:<br />
Kloster <strong>Einsiedeln</strong><br />
8840 <strong>Einsiedeln</strong><br />
das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch<br />
Segnung von<br />
Andachtsgegenständen<br />
Montag bis Samstag:<br />
12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr<br />
Sonn- und Feiertage:<br />
10.45 / 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr<br />
Öffnungszeiten<br />
Gottesdienste in der Klosterkirche<br />
Sonn- und Feiertage<br />
17.30 Uhr Vorabendmesse (Hauptaltar)<br />
05.30 Uhr Vigil<br />
06.15 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />
07.15 Uhr Laudes<br />
08.00 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />
09.30 Uhr Konventmesse (Hauptaltar)<br />
11.00 Uhr Pilgermesse (Hauptaltar)<br />
12.00 Uhr Sext (Brüderkapelle*)<br />
16.30 Uhr Vesper/Salve Regina<br />
17.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />
20.00 Uhr Komplet<br />
* in der Klausur; nicht öffentlich zugänglich<br />
WALLFAHRT<br />
Kirchenpforte<br />
Montag bis Samstag:<br />
07.45–11.00 / 13.30–16.15 / 17.00–18.15 Uhr<br />
Sonn- und Feiertage:<br />
07.45–09.15 / 10.30–11.45 / 13.30–16.15 /<br />
17.15–18.15 Uhr<br />
Telefon: +41 (0)55 418 61 60<br />
Fax: +41 (0)55 418 62 69<br />
<strong>Wallfahrt</strong>sbüro<br />
Sie erreichen uns telefonisch von<br />
Montag bis Freitag:<br />
08.30–11.00 / 13.30–16.00 Uhr<br />
Telefon: +41 (0)55 418 62 70<br />
Fax: +41 (0)55 418 62 69<br />
E-Mail: wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch<br />
Klosterladen<br />
Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr<br />
Montag–Freitag: 10.00–12.00 Uhr /<br />
14.00–17.30 Uhr<br />
Samstags: 10.00–16.30 Uhr<br />
Werktage<br />
05.30 Uhr Vigil<br />
06.15 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />
07.15 Uhr Laudes<br />
08.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />
09.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />
11.15 Uhr Konventmesse (Hauptaltar)<br />
12.05 Uhr Sext<br />
16.30 Uhr Vesper/Salve Regina<br />
17.30 Uhr Kapellmesse (Gnadenkapelle)<br />
20.00 Uhr Komplet<br />
25
3. Juli: Die Notenkonferenz prägte diesen Tag, der am Nachmittag mit einer Feier der Lehrerschaft<br />
im Schulgarten seinen Abschluss fand.<br />
An diesem Nachmittag wurden auch einige bewährte Lehrkräfte und sogar ein ehemaliger<br />
Rektor verabschiedet. Es sind dies: Pater Pascal Meyerhans, Französisch und Religion, Pater<br />
Lorenz Moser, Philosophie und ehemaliger Rektor, Pater Kolumban Reichlin, Religion,<br />
Lucia Manco, Französisch, Vanessa Egli, Deutsch, Regula Zupan, Französisch. Ich danke ihnen<br />
auch auf diesem Wege ganz herzlich für die geleistete Arbeit zugunsten unserer Jugend.<br />
Monat Juli: An der Stiftsschule wurden zwei Schulzimmer im mittleren Gang sanft renoviert<br />
und mit neuen Medien versehen. Bei einem dritten Schulzimmer wurde bereits die<br />
Decke neu gestaltet, Wände, Boden und Medien müssen noch warten.<br />
Pater Hieronymus Krapf führte zum 44. Male sein berühmtes Wanderlager durch. Es<br />
nahmen zwölf aktuelle Stiftsschülerinnen und -schüler teil.<br />
+++ nachrichten +++ nachrichten +++<br />
26<br />
STIFTSSCHULE<br />
Monat August: Anstellung einer neuen Kraft im Hausreinigungsdienst. Wir begrüssen<br />
herzlich Slava Bekcic, <strong>Einsiedeln</strong>, bei uns.<br />
Die Knechtenstube wird als Mensa gebraucht für die Klassen 5 und 6. Diese beiden Klassen<br />
werden sich dort sicher wohl fühlen und dem Raum Atmosphäre verleihen.<br />
2. September: Eröffnung des Schuljahres in der Klosterkirche. Eine feinfühlige Predigt<br />
von Rektor Pater Markus Steiner, die unter anderem von der van Gogh-Ausstellung inspiriert<br />
war, führte uns in das kommende Schuljahr.<br />
Im Theater informierten die Rektoren über kleine Änderungen im Schuljahr. So wurden<br />
auch die neuen Lehrkräfte begrüsst. Die Stiftsschule bereichern werden Dorothée Pottié<br />
(Französisch), Brigitte Blöchlinger-Baumeler (Religion), Pater Benedict Arpagaus (Religion<br />
und Schulpastorale), Remo De Iaco (Physik und Mathematik) sowie Matthias Lüthi (Deutsch<br />
und Philosophie). Bea Stöcklin-Marty, Psychologin, übernimmt die Betreuungsarbeit von<br />
Elisabeth Zortea.<br />
Wir zählen am 2. September 187 (54.5%) Schülerinnen und 156 Schüler, insgesamt also<br />
343. Aus dem Kanton Schwyz stammen 282, aus anderen Kantonen 61 Schülerinnen und<br />
Schüler.<br />
Im Internat leben 30 Schülerinnen und Schüler.<br />
Als Lehrpersonen unterrichten nun insgesamt 44 Personen – 11 Patres, 13 Frauen und 20<br />
Männer. Dazu kommen noch neun zusätzliche Lehrkräfte an der Musikschule.<br />
Ein grosses Dankeschön folgenden Lehrpersonen anlässlich ihres Schuljubiläums: Christine<br />
Lobmaier, Englisch, fünfzehn Jahre; Marite Saxer, Textiles / Nichttextiles Werken, zwanzig<br />
Jahre; Herr Marcel Schuler, Musik, Klavier, FM, Big Band, dreissig Jahre.<br />
Wir freuen uns auf ein gutes Schuljahr 09/10!<br />
Peter Lüthi, Co-Rektor<br />
Weitere Informationen und Fotos zu den obigen Schulnachrichten: www.salve.stift.ch
ECKE<br />
DER ELTERN<br />
Liebe Eltern unserer Schülerinnen<br />
und Schüler<br />
Mitmachen und dabei sein<br />
Was mir oft zu schaffen macht, ist das Verhalten<br />
auf der Auswechselbank bei einem Fussballspiel.<br />
Gerne beobachte ich die Ersatzspieler<br />
und registriere ihre kleinen und grösseren<br />
Signale, welche die Körperhaltung und das<br />
Gesicht senden. Dasselbe beobachte ich im<br />
Schulzimmer. Ich nehme auf, was ich sehe,<br />
und denke oft darüber nach, was sich wohl<br />
im Innern der Menschen abspielt.<br />
Die Beobachtungen während der vergangenen<br />
Monate ergeben irgendeinmal<br />
einen Eindruck, der sich in mir festbrennt,<br />
als gäbe es andere Dinge nur am Rande. Das<br />
Feuer brennt. Aber das ist auch gefährlich<br />
und sollte immer unter Kontrolle gehalten<br />
werden, nicht falsch angegangen werden.<br />
Und dennoch! Mir fehlt bei vielen Menschen<br />
heute die Begeisterung. Die Hingabe<br />
an eine Tat, Handlung oder einfach ans<br />
aktive Denken. Wenn ich an der Stiftsschule<br />
das Gymnasium besuche, mache ich dort mit,<br />
aber genügt das bereits? Gehört zum Mitmachen<br />
nicht auch die Teilnahme? Auch diese<br />
kann passiv oder aktiv gelebt werden. Dabei<br />
sein ist nicht alles – trotz olympischem Geist!<br />
Wer einfach in den Tag hinein lernt und<br />
lebt, wandert im Nebel, hat keine Aussicht<br />
auf eine Lockerung der Wolkendecke, auf<br />
eine Öffnung. Diese öffnenden Perspektiven<br />
sind gleichzeitig die Höhepunkte in der<br />
gymnasialen Ausbildung. Es sind die Transfers,<br />
die unser geschultes Denken ermöglichen,<br />
also die Verbindungen, die wir schaffen<br />
durch das immer grössere Wissen. Wenn<br />
ich aber teilnahmslos im Unterricht nur pas-<br />
STIFTSSCHULE<br />
siv «dabei bin», verlangsamt sich dieser Prozess.<br />
Ich habe selber solche Erfahrungen gemacht.<br />
Was tun? Aktiv «dabei sein», teilnehmen!<br />
Was heisst das? Wir haben an der<br />
Stiftsschule das Angebot von Kursfächern.<br />
Diese werden teilweise interessiert besucht<br />
und gepflegt. Diese aktive Teilnahme fördert<br />
unser Bewusstsein und Wissen. Vor allem<br />
die teamorientierten Kursfächer, die an<br />
der Stiftsschule eine reiche Tradition haben<br />
wie Plauschchor, Studentenmusik, Orchester,<br />
Volleyballteams und der Dienst als Ministrant<br />
zeigen uns neue Möglichkeiten auf<br />
und führen uns manchmal über uns selbst<br />
hinaus. Diese Erfahrungen über unsere gegenwärtigen<br />
Möglichkeiten hinaus sind<br />
ganz wesentlich. Auch wenn ich ein noch<br />
ungeübter Klarinettist bin, kann ich in der<br />
Studentenmusik zu Höherem berufen sein,<br />
weil mich die Atmosphäre dieser Gruppe zu<br />
neuen Zielen und Erfahrungen treibt, die<br />
ich allein gar nicht erleben würde. Zusätzlich<br />
bekommt das monotone Üben einen<br />
Sinn. Ich muss für das Miteinander, das Ensemble,<br />
bereit sein. Fussballer und Musiker<br />
unterscheiden sich da nicht.<br />
Der Alltag bekommt durch die eigene<br />
Aktivität mehr Konturen. Auch ein Scheitern<br />
liegt drin. Wesentlich aber sind die Erfahrungen,<br />
die wir machen. Mit diesen Erfahrungen<br />
wächst unsere Kritikfähigkeit<br />
Tag für Tag. Dadurch werde ich selbständiger.<br />
Nicht derjenige Schüler ist der «coolste«<br />
und «grösste», der das «Rumhängen» zum<br />
Lebensstil erhebt, sondern der wahrnehmende<br />
und reflektierende.<br />
Ein Anfang ist mit dem Eintritt in die<br />
Stiftsschule gemacht. Nun liegt es an uns,<br />
die Bildung aktiv und interessiert voranzutreiben<br />
– also zu verinnerlichen. Dabei gibt<br />
es auch die Dimension des passiv scheinenden<br />
Aktiven – den besinnlichen Schüler, der<br />
nach innen aktiv lebt.<br />
Wer mitmacht und aktiv dabei ist, wird<br />
mit Erfahrung und Kurzweil belohnt.<br />
Peter Lüthi, Co-Rektor<br />
27
28<br />
STIFTSSCHULE<br />
Internat<br />
Von Brig in «d‘Üsserschwyz»<br />
Nun bin ich also bereits das zweite Jahr in<br />
<strong>Einsiedeln</strong>. Wer hätte das gedacht? Meine<br />
Bekannten und Freunde jedenfalls waren<br />
völlig überrascht, als ich ihnen von meiner<br />
Entscheidung erzählte, in «d’Üsserschwyz»,<br />
ja sogar bis nach <strong>Einsiedeln</strong> arbeiten zu gehen.<br />
«Hast du dir das gut überlegt, deine<br />
Praxis aufzugeben, und dann dein Haus, deine<br />
Familie, der lange Weg…?»<br />
Dies waren natürlich auch meine Gedanken,<br />
als ich im Februar 2008 ein Mail von<br />
Peter Lüthi, dem Co-Rektor der Stiftsschule<br />
erhielt. Wir hatten uns ein knappes Jahr zuvor<br />
im Rahmen einer Präfektentagung in<br />
Brig kennengelernt. Peter hatte hier in seiner<br />
gewohnt mitreissenden Art über die<br />
Neuausrichtung der Stiftsschule und der<br />
Wiedereröffnung des Internates referiert.<br />
Ich hatte ihm darauf (im Halbernst?) anerboten,<br />
nach <strong>Einsiedeln</strong> zu kommen, insofern<br />
er Bedarf an einem Präfekten haben würde.<br />
Und dann – fast zehn Monate später die Frage,<br />
ob ich immer noch Interesse hätte.<br />
Im Hinterkopf, mit 49 Jahren vielleicht<br />
noch einmal eine Herausforderung anzunehmen,<br />
reiste ich für ein Gespräch zu den<br />
beiden Co-Rektoren Peter Lüthi und Pater<br />
Markus. Bereits auf der Rückfahrt ahnte ich,<br />
dass das ganze ernst werden könnte.<br />
Nach intensiven Gesprächen mit meiner<br />
Frau entschied ich mich zehn Tage später für<br />
ein Ja. Zu viele Zufälle passten: der Fünfjahresvertrag<br />
für meine Physiotherapiepraxis<br />
lief eben aus, die jüngste meiner drei Töchter<br />
würde im Sommer die Ausbildung abschliessen,<br />
das Internat des Kollegiums Brig, wo ich<br />
seit acht Jahren in Teilzeit arbeitete, sollte<br />
aufs kommende Jahr eine neue Struktur erhalten<br />
und nicht zuletzt war soeben die NE-<br />
Ein Walliser in <strong>Einsiedeln</strong>: Der Internatsleiter<br />
Roland Burgener.<br />
AT eröffnet worden, welche die Reisezeit erheblich<br />
verkürzen würde.<br />
Somit hiess es jetzt Arbeitsstelle künden,<br />
Praxis räumen und zugleich, mich in meine<br />
neue Stelle einzuarbeiten. Verstärkt durch<br />
ein kompetentes Team hatte ich am 2. September<br />
vor einem Jahr meinen ersten offiziellen<br />
Einsatz als Internatsleiter. Es folgte<br />
ein intensives Jahr, unser Kurs musste immer<br />
wieder justiert werden – schliesslich war ich<br />
von Brig her an ein Internat von über 230<br />
Schülern gewöhnt, dem gegenüber fand ich<br />
hier mit 37 Schülern eher eine Familie vor<br />
(darüber mehr im nächsten «Salve»). Aber es<br />
war herausfordernd und spannend, und ich<br />
habe meinen Entscheid noch keinen Tag bereut.<br />
Ich denke, dass ich hier in der «Üsserschwyz»<br />
am richtigen Platz bin und freue<br />
mich auf das zweite Schuljahr.<br />
Roland Burgener, Internatsleiter
Internat<br />
Die «Neuen» im Internat<br />
Da wäre einmal Thomas Böni, 1a. Er ist 13<br />
und kommt aus Winterthur. Er hat sich für die<br />
Stiftsschule <strong>Einsiedeln</strong> entschieden, da ihm<br />
vor allem die Kirche und das Kloster und die<br />
schöne Umgebung gefallen. Er interessiert<br />
sich vor allem fürs Imkern und Goldwaschen.<br />
Weil sein Vater in Libyen gearbeitet hat,<br />
besuchte Moritz Laim, 1a, dort während<br />
zwei Jahren die Deutsche Schule in Tripolis.<br />
Dann kehrte er mit seinen Eltern und seiner<br />
jüngeren Schwester zurück nach Schlieren,<br />
und entschied sich, das Gymnasium in <strong>Einsiedeln</strong><br />
zu besuchen.<br />
Luca Mondada, 1a, ist 12 Jahre alt. Er<br />
lebt in Bussigny bei Lausanne und spricht<br />
fliessend Französisch. Seine zweite Muttersprache<br />
ist Italienisch. Um sein Deutsch zu<br />
perfektionieren, besucht er unsere Schule.<br />
STIFTSSCHULE<br />
Fünf Schüler und eine Schülerin traten am 1. September neu ins Internat der Stiftsschule<br />
<strong>Einsiedeln</strong> ein. Sie kommen aus allen Himmelsrichtungen.<br />
Adrian Ferstera, 3c, zog vor einigen<br />
Monaten aus Dortmund in die Schweiz. <strong>Einsiedeln</strong><br />
ist ihm und seinen Eltern von Bekannten<br />
empfohlen worden.<br />
Manuel Rüegg, 3b, vom Ricken SG, gehört<br />
zu den Sportlern unseres Internats. Neben<br />
der Schule verfolgt der 15-Jährige ein<br />
Training als Nordisch Kombinierer (Langlauf<br />
und Skispringen).<br />
Anna Sophia Ritzer, ist mit ihren 10<br />
Jahren unsere Jüngste im Internat. Sie besucht<br />
(noch) die Primarschule in <strong>Einsiedeln</strong>.<br />
Das Mädchen aus Deutschland spielt Querflöte<br />
und Klavier und wirkt bereits im Orchester<br />
und in der Studentenmusik mit.<br />
Brigitte Blöchlinger-Baumeler,<br />
stellvertretende Internatsleiterin<br />
Die neuen Internen; v.l.n.r.: Manuel Rüegg, Anna Sophia Ritzer, Adrian Ferstera, Moritz Laim,<br />
Thomas Böni, Luca Mondada.<br />
29
30<br />
STIFTSSCHULE<br />
Ministrantenreise nach Rom 16.8.09–22.8.09<br />
Heisse Tage in der Ewigen Stadt<br />
Im August nach Rom? Fragezeichen hatte<br />
ich damals schon, als mich Pater Urban fragte,<br />
ob ich ihn als zukünftiger Ministrantenleiter<br />
auf die Ministrantenreise begleiten<br />
würde. Ich bin – obwohl im Unterland aufgewachsen<br />
– vom Blute her doch ein Bergkind,<br />
ich ertrage gut die kühle Luft der<br />
Berge und wenn es schon warm sein muss,<br />
dann ist es mir noch wohl bis circa 25°. Dann<br />
aber wird es kritisch. Nun, ich hatte trotz<br />
meiner Bedenken zugesagt, war es doch die<br />
Gelegenheit, die Ministranten kennen zu<br />
lernen und die lange Vorbereitungsgeschichte<br />
einer Ministrantenreise in Erfahrung<br />
zu bringen. Bis Anfang Juli war ich ja<br />
noch in Deutschland für meine Ausbildung<br />
am Jugendpastoralinstitut Benediktbeuern.<br />
So schrieb ich auf Bitten von Pater Urban<br />
Mails in italienscher Sprache nach Rom, um<br />
bezüglich unserer Unterkunft nachzufragen.<br />
Schliesslich fanden wir in unmittelbarer<br />
Nähe zum Vatikan ein von Franziskanerinnen<br />
geführtes Gästehaus für Überachtung<br />
inklusive Frühstück. Die Hauptorganisation<br />
hatte Pater Urban, doch konnte ich durch<br />
meine Mithilfe wichtige Dinge für das Organisieren<br />
von Reisen mit Gruppen in Erfahrung<br />
bringen. An dieser Stelle ein herzliches<br />
Dankeschön an Pater Urban für seine wertvollen<br />
Tipps und Tricks.<br />
Warm, sehr warm, heiss…<br />
Nun, die Reise begann offiziell in Zürich<br />
Hauptbahnhof. Die Ministranten und Ministrantinnen<br />
versammelten sich zu spätabendlicher<br />
Stunde und sogleich wurde die<br />
«Zimmerverteilung» vorgenommen. In Zürich<br />
und auch schon in <strong>Einsiedeln</strong> war es an<br />
jenem Abend sehr warm. Im Wagon war es<br />
noch wärmer. Und als sich der Zug via Bern,<br />
Brig, Simplon, Domodossola und Milano<br />
nach Rom in Bewegung setzte, wurde es zu<br />
unserem Erstaunen immer wärmer. Die Klimaanlage<br />
funktionierte nicht! Sie funktionierte<br />
in einigen Abteils spärlich, in einigen<br />
gar nicht. Eigentlich wollte ich sogleich die<br />
italienische Staatsbahn kritisieren, bemerkte<br />
aber, dass wir uns in Schlafwagons der<br />
SBB befanden. Die Fahrt nach Rom war<br />
eigentlich – na ja, abgesehen von einem<br />
«Hühnertransport» im gleichen Wagon –<br />
recht ruhig, aber wegen der nicht funktionierenden<br />
Klimaanlage war es eben eine<br />
Schwitztour. Einen Vorteil hatte dieses technische<br />
Versagen: Als wir in Roma Termini<br />
angekommen waren und die Wagons verliessen,<br />
waren wir für die hochsommerlich<br />
schwülen Temperaturen in Rom doch ganz<br />
gut akklimatisiert. Und diese schwüle Hitze<br />
mit Tageshöchsttemperaturen bis zu 40° war<br />
unsere treue Wochenbegleiterin. Hitze bedeutet<br />
Durst und diesen Durst galt es diszipliniert<br />
zu löschen, damit niemand in Gefahr<br />
Das kühlende Nass aus der Flasche: Raphael<br />
erwischt Benedikt.
lief, einen Hitzeschlag zu erleiden. Aber den<br />
Durst kann man ja in Rom gut löschen. Das<br />
ist das Faszinierende in dieser Grossstadt,<br />
dass man überall Brunnen findet, aus welchen<br />
sauberes, trinkbares Quellwasser sprudelt.<br />
Herrlich kühl und erfrischend war dieses<br />
Wasser! Und – verzeihen Sie mir diesen<br />
Ausdruck, doch er ist angebracht – gesoffen<br />
hatten wir wie die Kamele. Der Gang zur<br />
Toilette war nur selten nötig, da das literweise<br />
getrunkene Wasser in wenigen Stunden<br />
aus dem Körper herausgeschwitzt wurde.<br />
Eigentlich ganz praktisch. Denn die<br />
öffentlichen Toiletten in den Grossstädten<br />
sind ja bekanntlich nicht so hygienisch. Dafür<br />
aber war unsere Unterkunft bei den genannten<br />
Schwestern sauber und an den<br />
Zimmerdecken waren Ventilatoren angebracht.<br />
Dank diesen vermochte ich trotz<br />
auch in der Nacht anhaltender Hitze einigermassen<br />
zu schlafen.<br />
Wasseroasen<br />
Am 17. August hatten wir also unseren ersten<br />
Romtag. Von Roma Termini liefen wir zur Basilika<br />
Santa Maria Maggiore und nach einer<br />
kurzen Besichtigung begaben wir uns per U-<br />
Bahn Richtung Aventin. Eigentlich wollten<br />
wir dort die Benediktinerhochschule Sant’<br />
Anselmo besuchen. Aufgrund der römischen<br />
Ferienzeit im August waren auch die Tore<br />
von Sant’ Anselmo verschlossen. Obwohl ich<br />
noch am Vormittag angerufen hatte, um<br />
mich zu erkundigen, ob wir die Kirche besichtigen<br />
und den Swimming-Pool benutzen<br />
dürften, wurde mir lediglich gesagt, der Obere<br />
sei momentan nicht zu erreichen, nicht<br />
aber, dass Sant’ Anselmo während des Augustes<br />
«dicht» macht. Eine Ausnahme hätte ich<br />
zwar schon erwartet, und es wäre sicherlich<br />
auch gegangen, wenn nicht auch der Gastpater<br />
ferienhalber abwesend gewesen wäre.<br />
Und die alte Kirche Santa Sabina hielt ihre<br />
Tore ebenfalls bis in die späten Nachmittagsstunden<br />
verschlossen. Es war aber Mittag.<br />
Wir hatten bereits Proviant in einem kleinen<br />
Supermarkt eingekauft und genossen das<br />
Picknick im «parco delle arancie» (Orangen-<br />
STIFTSSCHULE<br />
Die Mini-Gruppe zu Besuch bei der Schweizergarde.<br />
garten), wo wir mit einer wunderschönen<br />
Aussicht auf das römische Stadtzentrum und<br />
auf die Peterskuppel entschädigt wurden.<br />
Auch in diesem Garten gab es einen Brunnen<br />
mit Trinkwasser. Wasser ist bekanntlich nicht<br />
bloss zum Trinken da. Die Hitze verführte einige<br />
Ministranten und Ministrantinnen – waren<br />
die Patres auch beteiligt? – zu einer erfrischenden<br />
Wasserschlacht. Wenigstens ein<br />
bisschen abgekühlt, brachen wir in Richtung<br />
unseres Gästehauses auf. Ah, endlich duschen,<br />
sich ein wenig hinlegen, faulenzen.<br />
Am Abend besichtigten wir den Petersdom,<br />
welcher um diese Zeit nicht so überlaufen ist.<br />
Am Dienstag wollten wir die vatikanischen<br />
Gärten besichtigen – Pater Urban hatte<br />
diesen Höhepunkt organisiert – doch wegen<br />
eines Krankheitsfalles musste diese<br />
Führung abgesagt werden. Immerhin durften<br />
wir aber das Quartier der Schweizergarde<br />
besuchen und dabei auch die Waffenkammer<br />
mit den Rüstungen, Hellebarden<br />
und natürlich die «Garderobe» eines Schweizergardisten<br />
begutachten. Auch durften wir<br />
in der Gardenkapelle die Eucharistie feiern.<br />
Ein weiteres Besuchsziel war die Basilika San<br />
Giovanni in Laterano, die eigentliche Bischofskirche<br />
in Rom. Am Abend gingen wir<br />
essen. Nein! Nicht Italienisch! Chinesisch!<br />
Was?! Auf der Ministrantenreise müssen wir<br />
mit einem bestimmten Budget auskommen.<br />
Rom ist eine teure Stadt. Chinesische Küche<br />
ist in Rom gut und preiswert. So nahmen wir<br />
31
32<br />
STIFTSSCHULE<br />
Die Minigruppe vor der Basilika San Giovanni in Laterano mit dem abtretenden Leiter Pater<br />
Urban (hintere Reihe, sechster von rechts).<br />
in einem mir seit meinem Romaufenthalt bekannten<br />
chinesischen Restaurant das Abendessen<br />
ein. Immerhin kamen wir dann auch in<br />
den Genuss eines feinen – wohlverstanden<br />
italienischen – Gelato!<br />
Giolitti!<br />
Am Mittwoch hatten wir die Gelegenheit eine<br />
Livesendung bei Radio Vatikan mitzuverfolgen.<br />
Zuvor aber besuchten wir die Basilika<br />
San Paulo fuori le mura und feierten daselbst<br />
eine heilige Messe. Pater Urban zeigte uns<br />
eine besondere Gelateria mit vorzüglichen<br />
Gelati. Und am Donnerstag schliesslich eine<br />
Gelateria der Superlative – die altehrwürdige<br />
Pasticceria Giolitti. Ich träume heute noch<br />
davon, vor allem, wenn es mir zu heiss wird.<br />
Vor allem das Fruchtglacé, einfach Spitzenklasse!<br />
An einem Abend gingen wir dann<br />
doch noch italienisch essen, preiswert und<br />
nicht sonderlich gut. Na ja!<br />
Der Donnerstag stand im Zeichen der Antike:<br />
Pantheon, Forum Romanum, Kolosse-<br />
um. Am Nachmittag hatten die Minis Zeit zur<br />
freien Verfügung. Am Freitag stand dann der<br />
nahende Aufbruch zur Heimkehr im Vordergrund.<br />
Am Vormittag besuchten wir aber<br />
noch Santa Maria in Trastevere, eine schöne<br />
Kirche mit einer noch schöneren Ausstrahlung<br />
von Ruhe und Heiligkeit. Noch einmal<br />
die belebte Piazza di Spagna mit der imposanten<br />
Treppe, noch einmal die herrliche<br />
Piazza Navona, noch einmal die Fontana di<br />
Trevi und schliesslich noch einmal der Hauptbahnhof<br />
Roma Termini. Nach einer Stärkung<br />
im nahe gelegenen McDonalds fuhren wir<br />
wiederum in einem SBB-Schlafwagen, in welchem<br />
auch dieses Mal die Klimaanlage nicht<br />
funktionierte, zurück Richtung Schweiz.<br />
Diesmal kam es mir noch heisser vor und ich<br />
fand kaum in den Schlaf. Arrivederci Roma!<br />
Ich vermisse dich, noch mehr die Gelati und<br />
überhaupt, es war schön. Ich fühlte mich sehr<br />
wohl in dieser aufgestellten lebendigen Ministrantengruppe!<br />
Es war einfach heiss!<br />
Pater Benedict Arpagaus
Pericula superata<br />
Paul Rüegg (1975–M 1979) hat Ende Juni ein<br />
EMBA (Executive Master of Business Administration)<br />
an der Berner Fachhochschule<br />
abgeschlossen.<br />
Vitae Merita<br />
Stephan Leimgruber (1967–M 1969), ist seit<br />
1. Januar nebenamtlich Rektor der interdiözesanen<br />
Vereinigung «Theologische Kurse für<br />
katholische Laien» und «Katholischer Glaubenskurs»<br />
(TKL/KGK), Zürich. – Sepp Koller<br />
(1987–M 1989) arbeitet<br />
zur Zeit als ständiger Dia-<br />
kon/Pfarreibeauftragter<br />
in Gossau SG. – Dominik<br />
Gresch (2003–M 2009) hat<br />
an der 40. Internationalen<br />
Physik-Olympiade in Mérida (Mexiko) eine<br />
«Honourable Mention» geholt. – Ruth Betschart<br />
(1987–M 1993) ist seit dem 1. Mai 2008<br />
Hoteldirektorin (General Manager) im «Lefay<br />
Resort & Spa Lago di Garda». Sie wird unterstützt<br />
von ihrem Lebenspartner Philipp Oberholzer<br />
(1987–M 1993). – Hans Berger (1962–M<br />
1965) ist seit 1987 Pfarrer von Erschmatt,<br />
Bratsch, Niedergampel und Ergisch VS.<br />
Penates<br />
Sepp Koller (1987–M 1989) ist seit dem<br />
2. September 1995 mit Christina Weibel verheiratet.<br />
– Christian Albisser (1992–M 1999)<br />
und Romana Weiss haben sich am 20. Juni in<br />
der Schlosskapelle Pfäffikon SZ das Jawort<br />
gegeben. – Am 9. Juli haben Andreas Küttel<br />
(1992–M 1999) und Dorota Pawlowska auf<br />
der Einsiedler Schanze zivil geheiratet. – Giuditta<br />
Panzera (1987–M 1992) und Marc Zimmermann<br />
haben am 9. August in der Kirche<br />
Meggen LU kirchlich geheiratet.<br />
Über Nachwuchs freuen sich:<br />
Sepp und Christina Koller-Weibel über ihre<br />
4 Kinder Elias (*1997), Mirjam (*1998), Rahel<br />
(*2000) und Nicolas (*2006); Otmarstrasse<br />
26, 9200 Gossau SG. – Stefan Müller (1975–<br />
1977) und Christina Nowak mit Joel und Janice<br />
über die Geburt von Lucien David am<br />
PERSONAL<br />
NACHRICHTEN<br />
STIFTSSCHULE<br />
22. Juli; Eisenbahnstrasse 19, 8840 <strong>Einsiedeln</strong>.<br />
– Monika Kälin (1991–M 1998) und<br />
Christian Heinzer seit dem 11. Mai über David<br />
Jonas; Riedstrasse 19, 8840 <strong>Einsiedeln</strong>. –<br />
Myriam Fraefel Wheldon (1986–M 1992) und<br />
Richard Wheldon mit Emily über die Geburt<br />
von Maria Estelle am 28. September 2008;<br />
Schleipfi 2, 8714 Feldbach. – Ursi Gansser-Kälin<br />
(1985–M 1993) und Sergio Gansser über<br />
Matteo Tobias und Sophia Elena (22. Juli);<br />
Weinbergstr. 50, 8006 Zürich. – Christoph<br />
Fraefel (1988–M 1995) und Julia Blum Fraefel<br />
(1988–M 1996) haben<br />
am 30. Juli mit Jakob<br />
Anatol und Anna Charlotte<br />
doppelten Nachwuchs<br />
bekommen; Rindermarkt<br />
16, 8001 Zürich.<br />
– Mit Nina und Sophie seit dem 21.<br />
Januar auch Sabine und Georg Wewerka<br />
Koller (1986–M 1992); Steinbrüchelstrasse 8,<br />
8053 Zürich. – Am 6. August ist Sanja Laurine,<br />
Tochter von Andreas Rodel (1986–M 1993)<br />
und Beatrice Schläpfer auf die Welt gekommen;<br />
Route de la Croix 126, 1095 Lutry.<br />
In Pace<br />
Am 15. Juli starb in Sursee Anton Sommaruga,<br />
geboren 1912 (1928–M 1933). Er war Vikar<br />
in Rheinfelden, Pfarrer in Zeihen, Egolzwil/Wauwil<br />
und Wikon/Reiden, zuletzt<br />
Vierherr in Sursee. – Johann Sebastian Häfelin-Bölsterli,<br />
(1924–M 1929), Vater von Hubert<br />
Häfelin (1959–M 1965), ist am 18. August<br />
im 101. Altersjahr gestorben. – Am<br />
30. August wurde Anna Thomann-Wallnöfer<br />
(*1921) ins ewige Leben gerufen. Sie reinigte<br />
von 1973–1997 als Teilzeitarbeitnehmerin<br />
Räume der Stiftsschule. Ihr Gatte,<br />
Josef Thomann, war Externenportier von<br />
1972–1986 und ihre Tochter Silvia ist seit<br />
1997 Hausangestellte der Stiftsschule. – Am<br />
31. August ist Franz Jehle-Meyer (1937–46),<br />
Senior Populi von 1946, gestorben. Karl Bürgi<br />
(1956–M 1964) musste am 28. Juli von seiner<br />
Gattin, Doris Bürgi-Meyer (*1. Dezember<br />
1945), Abschied nehmen.<br />
Pater Alois Kurmann<br />
33
34<br />
STIFTSSCHULE<br />
Alumni Scholae Einsidlensis<br />
Klosterbands-Revival<br />
Endlich war es soweit – die Probezeit der Bands fand ein Ende und der grosse Alumni-Event<br />
2009 stand vor der Tür. Aus der Idee von Vorstandsmitglied Daniele Bürli<br />
war ein musikalischer Anlass der Extraklasse entstanden, bei dem alte und aktuelle<br />
Stifts-Bands die Gelegenheit erhielten, ihre musikalische Begeisterung auf der Bühne<br />
auszuleben.<br />
Das Programm versprach einiges: kleine<br />
Quartette und Formationen mit uber 40<br />
Mitgliedern, singende Patres und rockende<br />
Alt-Stiftler mit mittlerweile ergrautem<br />
Haar, Jazz und Ska – ein absolut abwechslungsreicher<br />
Abend. Die Studentenmusik<br />
eröffnete unter der Leitung von Marcel<br />
Schuler den Event im Dorfzentrum <strong>Einsiedeln</strong>.<br />
Sogar die Maturanden 2009 hatten<br />
sich bereit erklärt, die FM so kurz nach den<br />
Sommerferien nochmals tatkräftig zu unterstützen.<br />
Obwohl die Reihen im Saal noch<br />
eher spärlich besetzt waren, kam Stimmung<br />
auf und so mancher Zuhörer schwelgte bei<br />
Stücken wie «Tequila» oder «Speedy Gonzales»<br />
in Stiftserinnerungen.<br />
Gesang mit Leidenschaft: «The Ravens».<br />
Hits mit The Ravens, Geminors und<br />
Switcherooney’s<br />
Dann gehörte die Bühne vier leidenschaftlichen<br />
Sängerinnen und Sängern: «The Ravens».<br />
Den männlichen Part des Quartetts<br />
bilden Pater Urban Federer und Pater Lukas<br />
Helg, während zwei Maturandinnen des<br />
Jahres 2007 die hohen Stimmen singen.<br />
Songs, die an Katzenjammer erinnerten, das<br />
afrikanische «Siyahamba» und Evergreens<br />
wie «Yesterday» beeindruckten wohl jeden<br />
im Saal gleichermassen.<br />
Die Begeisterung der Zuhörer nahm<br />
auch bei der nächsten Band, den «Geminors»,<br />
nicht ab. Die vier Mitglieder haben in<br />
den letzten fünf Jahren die Matura gemacht<br />
und liessen gemeinsam Hits aus Jazz, Swing<br />
oder Pop der Mitte des 20. Jahrhunderts<br />
wieder aufleben. So schallten etwa Frank<br />
Sinatras Melodien und beispielsweise «Hit<br />
the Road Jack» durch den Raum und liessen<br />
die Zuhörer vergnügt mitwippen.<br />
Unter der Leitung von Adeline Marty<br />
trat im Anschluss mit den «Switcherooney’s»<br />
wieder eine etwas grössere Formation von<br />
Alumni und Noch-Stiftlern auf die Bühne<br />
und gab vier Songs aus unterschiedlichen<br />
Sparten wie Gospel oder Pop gekonnt zum<br />
Besten. Die teils sehr einfallsreichen rotschwarz-weissen<br />
Outfits und die kurzen<br />
tänzerischen Einlagen der jungen Gruppe<br />
verbreiteten zweifellos gute Laune.
Der Saal bebt: Merciless Conviction,<br />
Kiwi Bar, Orcus und Schachmatt<br />
Vor der Pause wechselte das Musik-Genre abrupt,<br />
denn nun stand mit «Merciless Conviction»<br />
Alternativ Punk Rock auf dem Programm.<br />
Der Lautstärkepegel schnellte rasant in die<br />
Höhe – auch aufgrund der lauthals johlenden<br />
Menge, die vor der Bühne pogte und die<br />
Band euphorisch anfeuerte.<br />
Nach der Pause ging es schliesslich weiter<br />
mit den Auftritten der eher älteren Alumni-<br />
Generationen. «Kiwi Bar», eine vierköpfige<br />
Einsiedler Band mit zwei Ex-Stiftlern, machte<br />
den Anfang. Nachdem die jungen Männer ihr<br />
Band-Dasein vor drei Jahren beendet hatten,<br />
standen sie nun wieder gemeinsam auf der<br />
Bühne und rockten den Saal mit ihren alten<br />
Hits wie «Romeo&Julia». Von vielen am sehnlichsten<br />
erwartet wurde jedoch der Gig von<br />
«Orcus». «Das letzte Mal sind wir vor 29 Jahren<br />
zusammen aufgetreten», riefen sie dem<br />
Publikum zu und stellten enttäuscht fest:<br />
«Leider bleiben heute die Girls weg.» Mit ihren<br />
beliebtesten Songs sorgten die vier Maturanden<br />
von 1981 für Entertainment pur und<br />
beendeten ihre Darbietung mit einem gelungenen<br />
«Imagine».<br />
Zu guter Letzt trat die wohl bekannteste<br />
Band des Abends auf die Bühne. «Schachmatt»<br />
spielte bereits am Openair Hoch-Ybrig<br />
und verbindet Rock und Funk mit Hip Hop.<br />
Während einige Besucher ihr letztes Bier austranken,<br />
sorgten die fünf Musiker für ein<br />
kurzweiliges Ausklingen eines überaus kurz-<br />
Der krönende Abschluss des Abends: die<br />
Gruppe «Schachmatt».<br />
STIFTSSCHULE<br />
«Merciless Conviction» konnte begeistern.<br />
weiligen Events. Vom eigenen Auftritt noch<br />
voller Adrenalin oder vom Zuhören in alte<br />
Zeiten versetzt, machte man sich schliesslich<br />
gegen Mitternacht auf den Heimweg – und<br />
zweifellos schwirrten dem einen oder anderen<br />
noch lange Jazz-Klänge, Popsongs, Rockrhythmen<br />
oder Hip Hop Beats im Kopf herum.<br />
Flurina Decasper<br />
Weitere Event-Impressionen unter<br />
www.alumni.stift.ch<br />
Nächste Alumni-Events<br />
14. November 2009: Maturaarbeitenprämierung<br />
und Event zum Thema<br />
«Architektur», mit Prof. Dr. Gerhard<br />
Schmitt, Prof. Werner Oechslin und Roger<br />
Diener (Diener&Diener)<br />
30. Januar 2010: Rabenball (www.rabenball.stift.ch)<br />
35
36<br />
STIFTSSCHULE<br />
Klassentag der Maturi 1969<br />
Wenn die Vergangenheit länger<br />
geworden ist als die Zukunft<br />
Von der Wiege bis zur Bahre / Sind es sechzig<br />
Jahre, / Dann beginnt der Tod. / Man vertrottelt,<br />
man versauert, / Man verwahrlost,<br />
man verbauert / Und zum Teufel geh’n die<br />
Haare. / Auch die Zähne gehen flöten, / Und<br />
statt dass wir mit Entzücken / Junge Mädchen<br />
an uns drücken, / Lesen wir ein Buch<br />
von Goethen.<br />
Mit diesem Gedicht «Der Mann von sechzig<br />
Jahren» von Hermann Hesse im Hinterkopf<br />
bin ich am Sonntagabend des 7. Juni «per<br />
rotas automobilis» nach <strong>Einsiedeln</strong> gereist.<br />
Beim Anblick der fröhlichen Truppe in der<br />
«Linde» hat sich dann allerdings die Vermutung<br />
bestätigt, dass der gute Hermann hic<br />
et nunc wohl eine völlig andere Diagnose<br />
stellen würde. Goethe hätte gesagt: «Hier<br />
irrt Hesse!» Liegt das nun am medizinischpharmakologischen<br />
Fortschritt oder einfach<br />
an der internatsbedingten grundsoliden<br />
Lebensweise in unserer Jugendzeit an der<br />
Stiftsschule? Über den Leisten geschlagen<br />
sind wir nämlich durchaus gut im Schuss und<br />
eigentlich erst im knackigen Alter: Mal<br />
knackt es hier, mal knackt es da! Logischerweise<br />
drehen sich im Verlaufe des Abends<br />
die Gesprächsthemata nicht mehr um die<br />
Karriere- und Familienplanung (mit einer<br />
Ausnahme!), sondern um die bevorstehende<br />
Pensionierung. Wir haben ja bereits etliche<br />
Frühpensionierte unter uns und solche,<br />
die es bald werden wollen. Natürlich gibt<br />
es aber auch die «Helden der Arbeit», die<br />
sich bis zum staatlich vorgeschriebenen Rentenalter<br />
oder sogar länger durchkämpfen<br />
wollen.<br />
Da frühzeitige Bettruhe sich allgemeiner<br />
Beliebtheit erfreut, kann ich mich beizeiten,<br />
sicut in illo tempore, in Richtung Kloster bewegen,<br />
allwo ich durch spezielle Fügung ein<br />
Gästezimmer erhalten habe. «Suite» wäre<br />
wahrscheinlich die passendere Bezeichnung.<br />
Von drei grossen Gemälden blicken Papst Pius<br />
XII. und zwei ehrwürdige Äbte auf mich<br />
herab und bewachen meine klösterliche<br />
Nachtruhe.<br />
Am Montagmorgen versammelten wir<br />
uns traditionsgemäss in der Unterkirche zum<br />
Gottesdienst, welcher von unseren Mitschülern<br />
Othmar Baldegger und Stephan Leimgruber<br />
gestaltet wurde. Leider galt es da<br />
auch Totenklage zu erheben, da seit der letzten<br />
Matura-Tagung unsere Klassenkameraden<br />
Gottfried Vanoni, Beat Peter und Herbert<br />
Koch verstorben sind. Mit priesterlicher<br />
Fürsorge erinnerte uns Othmar in seiner Predigt<br />
daran, dass wir mit sechzig Jahren an einem<br />
Lebenspunkt angelangt sind, von dem<br />
aus wir auf eine Vergangenheit blicken können,<br />
die länger ist als die Zukunft.<br />
Da an der Stiftsschule einige Umbauten<br />
im Gange sind, besuchten wir nach der Messfeier<br />
auf Anraten und Vermittlung unseres<br />
ortsansässigen Kollegen Albert Kälin die Bibliothek<br />
Werner Oechslin, deren architektonischer<br />
Teil von Mario Botta erschaffen wurde.<br />
Werner Oechslins Ehefrau höchstpersönlich<br />
führte uns durch die verschiedenen Räume<br />
der Bibliothek, wo tausende von Oechslin gesammelte<br />
Bücher sich mit der Architektur von<br />
Botta zu einem eindrücklichen und einmaligen<br />
Gesamtkunstwerk vereinigen. Unser einheimischer<br />
Mitstreiter Albert schwingt sich<br />
zum Abschluss der Führung gar zu der Behauptung<br />
empor, dass <strong>Einsiedeln</strong> dank dieser<br />
Bibliothek nun definitiv zum Kulturzentrum<br />
Europas geworden sei. Punkt 12.00 Uhr tref-
fen wir am Hof ein, wo wir von Abt Martin<br />
und Rektor Pater Markus begrüsst werden.<br />
Die Atmosphäre beim Mittagessen ist wie immer<br />
sehr entspannt, denn gutes Essen fördert<br />
die Gedanken und guter Wein löst die Zungen.<br />
Unser Senior Paul-Josef Hangartner ging<br />
in seiner Tischrede auf das Spannungsfeld<br />
«Globales Denken und fokussierte Sichtweise»<br />
ein und orientierte sich dabei als Arzt an<br />
seinem Fachgebiet der Medizin. Fragen nach<br />
dem maximal Möglichen versus ethisch Sinnvollem<br />
stellen sich uns tagtäglich, und er ist<br />
überzeugt, dass die in <strong>Einsiedeln</strong> erworbene<br />
humanistische Prägung uns in der Entscheidungsfindung<br />
unterstützt, wofür wir unserer<br />
ehemaligen Bildungsstätte dankbar sein können.<br />
Rektor Pater Markus erläutert uns anschliessend<br />
nach dem Grundsatz «Nur was<br />
sich wandelt, bleibt» das neue Konzept der<br />
Schule, die mit ihrem Elite-Anspruch Schüler<br />
anziehen möchte, die bereit sind, sowohl<br />
STIFTSSCHULE<br />
schulisch als auch musisch Überdurchschnittliches<br />
zu leisten. Nachdem uns die Feldmusik<br />
(oder wäre heute Frauenmusik für das Kürzel<br />
FM angebrachter?) zu einem Ständchen nach<br />
draussen gelockt hat, trifft zum Kaffee immerhin<br />
noch Pater Karl als Vertreter unserer<br />
ehemaligen Lehrer bei uns ein, was die Gespräche<br />
nochmals sichtlich belebt. Danach<br />
entschwindet unsere Gesellschaft ziemlich<br />
rasch in alle Winde, um ad penates zu eilen.<br />
Mit Blick auf die bevorstehenden zehn Jahre<br />
bis zur nächsten Matura-Tagung möchte ich<br />
meinen Bericht mit den vielleicht passenden<br />
Versen eines unbekannten Dichters schliessen:<br />
Das Alter naht, Die Jugend flieht, / Der Wange<br />
Rot zur Nase zieht.<br />
Von unserem Lebensbaume löst sich Blatt<br />
für Blatt / Und manches findet nicht mehr<br />
statt.<br />
Walter Birchler-Giger<br />
Erste Reihe von links: Peter Lustenberger, Paul Reichert, Peter Gyr, Paul-Josef Hangartner, Abt<br />
Martin, Peter Röllin, Benno Notter, Walter Birchler, Anton Muff, Josef Forrer, Pater Markus;<br />
zweite Reihe: Erich Kirtz, Alfred Bachmann, Alex Lautenschlager, Stephan Leimbgruber,<br />
Charles Hohmann, Albert Kälin, Giudo Wirz, Robert Jud, Franz von Däniken; dritte Reihe:<br />
Jean-Pierre Biland, Ruedi Fahrni, Reinhard Hauswirth, Camille Büsser, Pedro Franchi, Beat<br />
Schäfli, Othmar Baldegger; vierte Reihe: Hansruedi Rauchenstein, Fernando Fullana, Alfons<br />
Faoro, Joseph Stalder.<br />
37
38<br />
STIFTSSCHULE<br />
Maturi 1989<br />
Mit leuchtenden Augen<br />
nach <strong>Einsiedeln</strong><br />
Zwanzig Jahre! Zweifellos gab es in den<br />
letzten zwanzig Jahren viele unvergessliche<br />
Ereignisse, die nun auch in den Geschichtsbüchern<br />
bereits Erwähnung finden. Als<br />
weltbewegende Beispiele wären hier unter<br />
anderem zu nennen: der Mauerfall und das<br />
Ende des kommunistischen Osteuropas,<br />
zwei Irakkriege und zwischendurch das 9/11,<br />
die Finanzkrise und andere Groundings sowie<br />
natürlich auch… die Monika-Lewinsky-<br />
Affäre! Wir hatten somit für unser Jubiläumstreffen<br />
mit Sicherheit mehr als genug<br />
Gesprächsstoff.<br />
Doch wie erwartet, oder zumindest erhofft,<br />
kam es schliesslich ganz anders: Das wohl<br />
wirklich Erwähnenswerte und auch Interessante<br />
an solchen Jubiläumstreffen ist für<br />
mich und wohl auch für die meisten Teilnehmer<br />
zweifellos die Möglichkeit zu erfahren,<br />
was aus den Menschen geworden ist, mit<br />
denen man so viele Jugendjahre gemeinsam<br />
verbracht hat. Ich denke, wir haben diese,<br />
sich nur alle paar Jahre bietende Gelegenheit,<br />
um mit alten Bekannten Erinnerungen<br />
aufzufrischen, Erfahrungen und Erlebtes<br />
auszutauschen oder einfach über Gott und<br />
die Welt zu plaudern, an diesem Anlass ausgiebig<br />
genutzt.<br />
Speziell am diesjährigen Treffen war die<br />
Tatsache, dass auch wir nun mit +/- vierzig<br />
Jahren definitiv im sogenannten «Mid-Life»<br />
angelangt sind und nicht wenige von uns<br />
dementsprechend in einer Lebensphase stecken,<br />
die von einem sowohl im Beruf als<br />
auch privat einiges abverlangt. Der Umstand,<br />
dass uns die Gesellschaft zudem noch<br />
vorgibt, gleichzeitig nach persönlichem<br />
Glück und umfassender Erfüllung zu streben,<br />
macht den Alltag für die meisten von<br />
uns wohl auch nicht einfacher. Dessen ungeachtet<br />
war es augenfällig, dass sich viele von<br />
uns sehr auf diesen Anlass gefreut haben<br />
und sozusagen mit «leuchtenden Augen» in<br />
<strong>Einsiedeln</strong> eingetroffen sind. Mit einem<br />
Schmunzeln durfte man immer wieder feststellen,<br />
dass die Persönlichkeit eines Menschen<br />
um zwanzig herum schon tatsächlich<br />
«reif» ist und mit den Jahren nicht wesentlich<br />
reifer wird. Reifer wurde höchstens die<br />
Hülle drum herum.<br />
Es gab mir auch ein zufriedenes Gefühl zu<br />
merken, dass man sich trotz der zwanzig<br />
Jahre, die seit der Matura nun vergangen<br />
sind, nicht fremd geworden ist. In diesem<br />
Zusammenhang passt auch der neue Leitsatz<br />
des Stifts «toto corde, tota anima, tota<br />
virtute». Viele von uns haben diesen Anlass<br />
denn auch von ganzem Herzen, mit ganzer<br />
Seele und mit ganzer Kraft genossen und<br />
freuen sich schon jetzt mit gleichem Enthusiasmus<br />
auf unser Viertel-Jahrhundert-<br />
Jubiläum in fünf Jahren.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Euch für die<br />
kommenden Jahre alles Gute, viel Freude<br />
und Zufriedenheit. Wir sehen uns dann spätestens<br />
in fünf Jahren wieder – reif wie<br />
schon vor zwanzig Jahren und ganz egal in<br />
welcher Hülle!<br />
Euer Jaesi
STIFTSSCHULE<br />
Matura 1989, erste Reihe von links: Co-Rektor Peter Lüthi, Pater Alois, Jorge Lucio, Daniela<br />
Pellegrini-Ochnser, Barbara Müller-Bischofberger, Roger Föhn, Abt Martin, Josef Koller, Gisela<br />
Riklin, Christof Birchmeier, Lukas Bucher, Stephan Dähler, Pater Lorenz, Thomas Bruhin;<br />
zweite Reihe: Ueli Münzel, Elisabeth Meyerhans, Andrea Stirnimann, J. Lukas Song, Lukas<br />
Kobler, Raphael Nuber, Martin Scherrer; dritte Reihe: Oliver Blank, Gerhard Huber, Edgar<br />
Kälin, Isabelle Urech, Ralf Vogel, Frieda Chicherio, Margrit Wehrli, Pater Lukas; vierte Reihe:<br />
Stefan Arnold, Kristin Lüönd, Matthias Czerny, Robert Kristan, Peter Freeman, Corinna<br />
Raschle-Schaller, Markus Ebner, Felicia Bettschart Schmitt; fünfte Reihe: Armin Kälin, Peter<br />
Zäch, Patrick von Reding, Matthias Amgwerd, Andreas Heinle.<br />
Sie durften an der Stiftsschule Bildung geniessen: die Maturi von 1959.<br />
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40<br />
STIFTSSCHULE<br />
Klasssentag der Maturi 1959<br />
Lobrede aufs Latein<br />
zum Matura-Jubiläum<br />
1881 kam der kleine Winston Churchill ins<br />
Internat von Ascot. Er wurde vom Direktor<br />
in ein Zimmer gesetzt, vor sich einen kleinen<br />
Zettel mit der Deklination des Wortes<br />
«mensa», als Einführung ins Latein. Nach einer<br />
halben Stunde musste er deklinieren<br />
und er fragte den Direktor, wieso denn<br />
«mensa» zweimal aufzusagen sei? Das sei<br />
der Vokativ (abweichend von <strong>Einsiedeln</strong>).<br />
Winston erklärte, er werde niemals in seinem<br />
Leben «Oh, Tisch!» sagen, brauche<br />
daher kein Latein und entkam nur knapp einer<br />
Prügelstrafe. Es entspricht seinem Charakter,<br />
dass er nie mehr etwas von Latein<br />
wissen wollte.<br />
Ich will versuchen darzulegen, dass dies<br />
möglicherweise ein Fehler war. Latein und<br />
die humanistische Bildung war für uns vor<br />
fünfzig Jahren noch weitgehend selbstverständlich.<br />
Ich bleibe beim Latein als Beispiel<br />
für humanistische Bildung. Diese war damals<br />
zwar stark religiös-konservativ geprägt,<br />
aber es war wirklich noch Bildung.<br />
Dabei ist humanistische Bildung gar nicht so<br />
einfach zu definieren. Ich glaube, wenn ich<br />
sage: eine ruhige, unaufgeregte Sicht auf<br />
eine möglichst grosse Welt, so liege ich<br />
nicht weit daneben. Besser hat es einmal<br />
Roman Herzog formuliert: «Wer fünftausend<br />
Jahre Menschheitsgeschichte einigermassen<br />
überblickt, den wundert erstens<br />
nichts mehr und der ist – gerade deshalb –<br />
vor jener wuschelköpfigen Aufgeregtheit<br />
sicher, die sich unserer Zeitgenossen so gern<br />
bemächtigt.»<br />
Ich werde jetzt ein bisschen übertreiben:<br />
Und dann ging es, schon in den sechziger<br />
Jahren, bergab mit Bildung. Das Gymnasium<br />
verlotterte immer mehr zu einer belanglo-<br />
sen Vorbereitung möglichst vieler Schüler<br />
auf ein zweckgebundenes Studium. Latein<br />
verkam und irgendeinmal wollte jemand<br />
Caesar zitieren, er sprach von «de bello gallo»<br />
und merkte nicht einmal mehr, was für<br />
ein herrliches Küchenlatein er produziert<br />
hatte. Und dann geht man zurück zu den<br />
Wurzeln und stellt erstaunt und begeistert<br />
fest, dass in <strong>Einsiedeln</strong> dies alles gar nicht so<br />
heftig stattfindet: Latein ist immer noch obligatorisch,<br />
Geschichte geht intensiv immer<br />
noch auf die Griechen und Römer ein und in<br />
den beiden obersten Klassen wird – zum Teil<br />
gegen die Regierung in Schwyz – Philosophie<br />
gelehrt.<br />
Davon können die meisten anderen<br />
Gymnasien nur träumen. Zu diesem «altmodischen»<br />
Durchhalten und zum Festhalten<br />
der grossen Werte kann ich Ihnen, meine<br />
Herren, nur ganz herzlich gratulieren!<br />
Es bleibt ein bisschen Hoffnung auf eine<br />
kleine Wende in der Bildungspolitik: Im Januar<br />
dieses Jahres etwa forderte in der NZZ<br />
jemand allen Ernstes das «Studium generale»,<br />
das heisst, es sei am Anfang und am<br />
Schluss jedes Studiums ein Semester in allgemeiner<br />
Bildung zu absolvieren. Damit werde<br />
der Begriff der «Universitas» wiederbelebt.<br />
Würden die Studenten diese zwei Semester<br />
aber nicht einfach nur umgehen?<br />
Winston Churchill hat einmal gesagt, es<br />
sei zu empfehlen, am Anfang und am<br />
Schluss einer Rede eine Anekdote zu erzählen.<br />
Das wichtigste aber sei, dass diese zwei<br />
Anekdoten möglichst nahe beieinander seien.<br />
Felix Keller
In Memoriam<br />
Dr. Karl Biland<br />
(1928–M 1936)<br />
«I han es guets Läbe gha», hörte man Karl in<br />
den letzten Jahren immer wieder sagen.<br />
Dieser Satz legt seine Grundstimmung der<br />
Dankbarkeit dem Leben gegenüber offen,<br />
das überwiegend Schönes und Erfüllendes<br />
bereitgehalten hatte.<br />
Durch und durch Aargauer<br />
Geboren wurde er am 12. Mai 1917 in Birmenstorf<br />
im Kanton Aargau.<br />
Obwohl er nur die ersten elf Lebensjahre<br />
im Aargau verbrachte,<br />
blieb er sein Leben lang ein<br />
bekennender Aargauer. Immer<br />
wieder zog es ihn in seinen Heimatkanton<br />
und er pflegte die<br />
Beziehungen zu seinen dortigen<br />
Verwandten und Bekannten.<br />
Diese Fähigkeit, sich mit seiner<br />
Umgebung zu vernetzen, zieht<br />
sich wie ein Leitmotiv durch sein<br />
ganzes Leben. Wichtige Fäden<br />
in sein Netzwerk sponnen die<br />
acht Jahre in der Stiftsschule <strong>Einsiedeln</strong>. Hier<br />
eröffnete sich ihm – wie er immer wieder betonte<br />
– das Tor in eine neue Welt, in die er mit<br />
grosser Neugier und Erwartung eintrat.<br />
Ehe mit welschem Charme<br />
Nach Abschluss seiner Studienzeit in<br />
Fribourg, wo er nach Versuchen im theologischen<br />
Fach zur Juristerei gewechselt hatte,<br />
lernte er auf bemerkenswerte Art seine zukünftige<br />
Frau kennen: Als er seinen Eltern in<br />
Mellingen den Prüfungserfolg per Telegramm<br />
übermitteln wollte, gratulierte ihm<br />
die charmante welsche Telegrafistin hinter<br />
dem Schalter ganz besonders herzlich. Diese<br />
flüchtige Begegnung mit Germaine Simonin<br />
STIFTSSCHULE<br />
aus den Freibergen mündete in eine fast<br />
sechzig Jahre dauernde Ehe.<br />
Im Dienst der Öffentlichkeit<br />
1945 begann seine lange Laufbahn im Amt<br />
für Verkehr in Bern. Mit grossem Einsatz und<br />
mit Stolz war er 37 Jahre lang Bundesbeamter,<br />
den das Thema öffentlicher und privater<br />
Verkehr faszinierte. Nach der Heirat im Dezember<br />
1947 – natürlich in <strong>Einsiedeln</strong><br />
– bezog das junge Paar<br />
eine Wohnung in Bern. Auf die<br />
drei Kinder, zwei Söhne und eine<br />
Tochter folgten später fünf<br />
Enkelkinder.<br />
Liebevolle Pflege<br />
Im August 1997 erlitt seine<br />
Frau Germaine einen schweren<br />
Hirnschlag. Es folgten acht<br />
Dr. Karl Biland<br />
† 17. Februar 2009<br />
übernahm.<br />
schwierige Jahre, in denen er<br />
mit grosser Selbstverständlichkeit<br />
ihre Betreuung und Pflege<br />
Am Abend des 17. Februar 2009 fanden die<br />
Nachbarn Karl auf seinem Sofa, scheinbar<br />
friedlich schlafend, dann mussten sie aber<br />
realisieren, dass er aus diesem Schlaf nicht<br />
mehr aufwachen würde.<br />
Anne-Marie Biland Herzog und Georges Herzog<br />
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42<br />
KLOSTERBETRIEBE<br />
Propstei St. Gerold<br />
Für das Gute, Wahre und Schöne<br />
Am Sonntag, 23. August 2009, wurde im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes<br />
in der Propstei- und Pfarrkirche St. Gerold Pater Kolumban als neuer Propst von<br />
St. Gerold eingesetzt. Abt Martin nahm die Einsetzung vor und bedankte sich<br />
gleichzeitig beim abtretenden Propst Pater Nathanael für dessen langjähriges<br />
engagiertes Wirken zugunsten der Propstei.<br />
Die Propstei St. Gerold liegt im Grossen<br />
Walsertal/Vorarlberg und gehört seit dem<br />
10. Jahrhundert zum Kloster <strong>Einsiedeln</strong>. Sie<br />
ist ein kleines Juwel, was die Gebäude als<br />
auch deren Einbettung in ihre Umgebung<br />
betrifft. Pater Nathanael fand vor fünfzig<br />
Viel Sonnenschein bei der Stabsübergabe:<br />
Pater Nathanael (von links), Abt Martin,<br />
Pater Kolumban.<br />
Jahren die Propstei in einem desolaten Zustand<br />
vor; wir berichteten in der letzen<br />
Nummer von «Salve» davon. Unterdessen<br />
ist St. Gerold zu einem kulturellen Zentrum<br />
geworden, wo auch die Gastronomie gepflegt<br />
und Raum für Begegnungen angeboten<br />
wird.<br />
Die Propstei in die Zukunft führen<br />
Es ist das Verdienst von Pater Nathanael,<br />
dass das Kloster <strong>Einsiedeln</strong> sich entschlossen<br />
hat, für die Propstei St. Gerold auch weiterhin<br />
einen eigenen Propst zu stellen: Was er<br />
geschaffen hat, möchte das Kloster gerne in<br />
die Zukunft führen. Diese Perspektive stand<br />
denn auch bei der Einsetzungsfeier im Zentrum<br />
der Ansprachen von Abt Martin und<br />
des neuen Propstes. Für Pater Kolumban gehören<br />
Veränderungen und Neuanfänge wesentlich<br />
zum Leben, ohne die es keine Zukunft<br />
gibt. Konkret meinte er dazu in seiner<br />
Ansprache: «Die Propstei soll auch künftig<br />
eine Herberge sein für Seele und Leib, eine<br />
Oase der Begegnung und der Sinnfindung,<br />
wo Menschen Bleibendes für ihr Leben entdecken<br />
und erfahren können. Und schliesslich<br />
soll die Propstei eine Stätte der Ökumene<br />
und der Kultur bleiben für alle, die sich<br />
für das Gute, Wahre und Schöne interessieren<br />
– unabhängig von ihrer Herkunft, gesellschaftlichen<br />
Stellung oder Religionszugehörigkeit.»<br />
Diese Haltung nahm auch Abt
Der neue Propst Pater Kolumban im herzlichen<br />
Austausch beim Aperitif.<br />
Martin ein und ergänzte, dass es für St. Gerold<br />
keine Zukunft geben könne, wenn alles<br />
so bleiben müsste, wie es ist.<br />
Zeichen des Dankes<br />
Abt Martin konnte Pater Nathanael zum<br />
Dank ein Geschenk überreichen: einen Gutschein<br />
für einen Ferienaufenthalt in St. Gerold<br />
zugunsten einer Familie, deren finanzielle<br />
Situation das nicht erlaubt. Erholung<br />
und Freude für eine bedrängte Familie – ein<br />
Zeichen ganz im Sinne von Pater Nathanael.<br />
Ein weiteres Zeichen des Dankes wurde<br />
dann für die zahlreich angereisten Freundinnen<br />
und Freunde von St. Gerold gesetzt:<br />
Bei schönstem Wetter konnte mit Abt Martin,<br />
Pater Kolumban und Pater Nathanael<br />
angestossen werden.<br />
Pater Urban Federer<br />
Kulturprogramm der Propstei St. Gerold<br />
KLOSTERBETRIEBE<br />
So 11. Oktober 2009, 10.30 Uhr Begegnung mit Prof. Dr. med. Reinhard Haller zum Thema<br />
«Faszination des Bösen»<br />
So 11. Oktober 2009, 17.00 Uhr Solokonzert mit Simone Andrea Meyer, Violine<br />
6.–11. Oktober 2009 Singwoche; wir proben die Toggenburger-Messe von und mit<br />
Peter Roth<br />
30. Oktober–1. November 2009 Schweigen und Improvisation; Kurzvorträge, gemeinsames<br />
Singen, Meditation und Improvisation mit den Musiktherapeuten<br />
Prof. Dr. Fritz Hegi-Portmann und Manuel Oertli-Moeri<br />
1.–7. November 2009 Tai Chi mit Pius Brogle<br />
7.–14. November 2009 Fastenseminar nach Hildegard von Bingen mit Heinz Bitsch<br />
und Theratpeutinnen<br />
14.–15. November 2009 Tanzen und Räuchern mit Ute Isele-Partl und Susanne Türtscher<br />
15.–21. November 2009 «Der Himmel ist in dir» – Leib-, Atem- und Stimmarbeit mit<br />
Gerhard M. Walch<br />
27.–29. November 2009 Das menschliche Herz – Tor ins innere Geheimnis der<br />
Schöpfung; geführte Meditationen mit Maya Bandelier<br />
11.–13. Dezember 2009 Adventsbesinnung nach dem Prolog des Johannes-Evangeliums<br />
mit Susanne Türtscher<br />
Weitere Informationen und Auskünfte erhalten Sie unter www.propstei-stgerold.at oder unter<br />
der Telefonnummer 0043 (0)55 50 21 21.<br />
43
44<br />
HISTORIA<br />
Das Kloster <strong>Einsiedeln</strong> und der Zweite Weltkrieg 1939–1945<br />
Beten, hoffen und<br />
Kartoffeln pflanzen<br />
Am 1. September 1939 kündigten die Kirchenglocken in der ganzen Schweiz ein<br />
unheilvolles Ereignis an: den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Aus Anlass dieses<br />
siebzigsten Jahrestages wird nach den Informationen aus alten Ausgaben des<br />
«Konventglöggli“, der internen Hauszeitung, aus Jahresberichten der Stiftsschule<br />
und Erzählungen älterer Mitbrüder der Alltag im Kloster <strong>Einsiedeln</strong> während dieser<br />
Zeit vorgestellt.<br />
Der Zweite Weltkrieg begann am 1. September<br />
1939 mit dem Überfall der deutschen<br />
Wehrmacht auf Polen. Zu diesem Tag steht<br />
im Konventglöckli: «1/4 vor 1 Uhr wird – es<br />
geht einem durch Mark u. Bein – mit allen<br />
Glocken Sturm geläutet, weil morgen der 1.<br />
Mobilisationstag ist. Der so lang gefürchtete<br />
Weltkrieg ist nun doch ausgebrochen, u. kein<br />
Sterblicher auf Erden weiss, was er bringt.<br />
[...] So klinge denn bei allen Litaneien und<br />
bei allen Ave Maria aus unserer tiefsten<br />
Seele die Bitte heraus: Erbarme Dich unser!<br />
Bitte für uns! Dann wollen wir den Herrgott<br />
schalten und walten lassen. Und unsere Landesmutter<br />
wird auch ihr Bestes tun.» Um<br />
Gottes Schutz und Beistand zu erflehen, wurden<br />
etwa am 10. September die sogenannten<br />
«Einsiedler Friedensgebetswochen» eröffnet,<br />
während mit derselben Bittintention<br />
auch am 28. April 1940 eine Reliquienprozession<br />
durch das Dorf gehalten wurde,<br />
wozu im «Konventglöggli» vertrauensvoll<br />
geschrieben steht: «Wenn unsere Gnadenmutter<br />
u. all die Schutzheiligen für uns bitten<br />
dürfen, setzen sie es schon durch.» Auch von<br />
auswärts kamen «der Kriegszeit wegen» verschiedene<br />
Pilgergruppen, um für den Erhalt<br />
des Friedens zu beten, etwa am 30. Juni 1940<br />
die Glarner mit rund 1000 Teilnehmern. Des<br />
Weitern legte Abt Ignaz mit der Bitte um<br />
Verschonung vor Kriegsschaden das Gelübde<br />
ab, allmonatlich am Herz-Jesu-Freitag ein<br />
feierliches Konventamt und eine feierliche<br />
Komplet zu halten. Dieses Versprechen wird<br />
bis auf den heutigen Tag eingehalten.<br />
Vorbereitungen für den Ernstfall<br />
Um für den Ernstfall vorbereitet zu sein,<br />
wurden Alarm- und Luftschutzübungen<br />
durchgeführt, Verdunkelung geübt (dies bereits<br />
vor Kriegsausbruch) und Evakuierungspläne<br />
ausgearbeitet. Eine weitere Folge des<br />
Kriegsausbruchs war der Marschbefehl an<br />
einige Novizen, während auch viele Knechte<br />
des Klosters den Waffenrock nehmen mussten,<br />
sodass sie beim Heuen durch Brüder<br />
und Fratres oder Studenten – sie bekamen<br />
dafür einen Franken Stundenlohn – ersetzt<br />
werden mussten; auch beinahe alle Pferde<br />
der Statthalterei wurden aus dem Stall geholt.<br />
Wie überall im Land waren auch in<br />
<strong>Einsiedeln</strong> Soldaten stationiert, die an verschiedenen<br />
religiösen Veranstaltungen teilnahmen,<br />
etwa am Fronleichnamsfest 1940<br />
oder an Soldaten-Maiandachten. Aus Rücksicht<br />
ihnen gegenüber wurde im Frühling<br />
1940 auf Wunsch des hohen Militärs das<br />
Läuten der Glocken vor der Vesper und Mette<br />
auf fünf Minuten verkürzt, was jedoch im<br />
Herbst des folgenden Jahres wieder rückgängig<br />
gemacht wurde. Auch anderweitig<br />
musste man durch das Militär Einschränkun-
gen hinnehmen; so konnte etwa wegen des<br />
Militärs die Sommerlässe 1940 nicht wie gewohnt<br />
in Pfäffikon gehalten werden, sodass<br />
man diese zu Hause mit ganztägigen Ausflügen<br />
in die nähere Umgebung verbrachte.<br />
Einschränkungen durch den Krieg<br />
Weitere Einschränkungen gab es – wie überall<br />
im Land – durch die Lebensmittelrationierung.<br />
Aus den im Ersten Weltkrieg begangenen<br />
Fehlern gelernt, wurde diese bereits zu<br />
Beginn des Krieges, am 20. Oktober 1939,<br />
eingeführt, während dessen Verlauf – je<br />
nach vorhandenem Angebot – ständig angepasst<br />
und über den Krieg hinaus bis in den<br />
Sommer 1948 beibehalten. Anfangs wurden<br />
dabei nur einige Lebensmittel rationiert, zu<br />
denen jedoch im Laufe der Zeit immer mehr<br />
hinzukamen, nie hingegen – was in ganz<br />
Europa einzigartig war – Kartoffeln, Obst<br />
und Gemüse. Milch und Brot kamen erst<br />
Mitte Oktober 1942 auf die Liste der rationierten<br />
Produkte, wozu im «Konventglöggli»<br />
zum 16. Oktober die Weisung gegeben<br />
wurde: «Vor dem Frühstück fasst man<br />
225gr.; man muss den ganzen Tag damit auskommen.<br />
Kein Mutschli mehr.»<br />
Hunger musste indes niemand leiden,<br />
doch hatte man sich auf einfache Mahlzeiten<br />
umzustellen, die<br />
fortan oftmals aus<br />
Stockfisch und Kartoffeln<br />
bestanden. Letztere<br />
wurden, in einem<br />
im Einsiedler Hochtal<br />
bisher ungesehenen<br />
Mass, im Rahmen des<br />
sogenannten «Plan<br />
Wahlen», dem Plan des<br />
Bundesrates zur Selbstversorgung<br />
des Landes,<br />
auch innerhalb<br />
der Klostermauern angepflanzt,<br />
wozu neben<br />
den verschiedenen<br />
Gärten auch der grosse<br />
Sportrasen der Stiftsschule<br />
herhalten muss-<br />
HISTORIA<br />
te. Neben den Nahrungsmitteln war auch<br />
Kohle rationiert, sodass auch im Winter sehr<br />
sparsam mit diesem Heizmaterial umgegangen<br />
werden musste. So waren die Fratres jeweils<br />
froh, wenn Soldaten ins Kloster duschen<br />
kamen und dafür eine Wagenladung Kohle<br />
mitbrachten, sodass sich auch der klösterliche<br />
Nachwuchs wieder einmal unter warmes Wasser<br />
stellen konnte; wegen Mangel an Kohlen<br />
wurden auch in den Kriegsjahren an der<br />
Stiftsschule die sonst ungefähr zehntägigen<br />
Weihnachtsferien auf bis zu einem vollen Monat<br />
ausgedehnt, wohingegen die Osterferien<br />
etwas gekürzt wurden. Ein weiterer Bestandteil<br />
des «Plans Wahlen» war die behördlich<br />
verordnete Einlagerung von Lebensmitteln,<br />
sodass in den Gängen der Stiftsschule – etwa<br />
in jenem zum Theater – haufenweise bundeseigene<br />
Zuckersäcke gelagert wurden, die von<br />
den Schülern in ihrer Liebe zu Süssem gerne<br />
angebohrt wurden.<br />
Folgen für den Betrieb der Stiftsschule<br />
Wie bereits angetönt, hatte der Krieg auch<br />
auf den Betrieb der Stiftsschule unliebsame<br />
Auswirkungen: So wurde der Unterricht – wie<br />
es im Bericht zum Schuljahr 1939/40 heisst –<br />
«in den obersten Klassen [...] durch ein beständiges<br />
Kommen und Gehen nicht wenig<br />
Auch die Wiesen rund um das Kloster wurden zu Kartoffeläckern.<br />
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46<br />
HISTORIA<br />
beeinträchtigt [...]. Denn von den 43 Maturanden<br />
standen zu Beginn des Schuljahres 21<br />
im Feld, und ihre Beurlaubung war sehr ungleich.<br />
Auch von der 6. und 7. Klasse hatten im<br />
Laufe des Jahres ein Dutzend und mehr in die<br />
Rekrutenschule oder in den Aktivdienst einzurücken.»<br />
Um dieser aussergewöhnlichen<br />
Doppelbelastung der jungen Männer entgegenzukommen,<br />
führte man Maturitätserleichterungen<br />
ein, sodass im Sommer 1940 28<br />
Maturanden wegen des Militärdienstes von<br />
den mündlichen Maturitätsprüfungen dispensiert<br />
waren. Der Mangel an Schülern der<br />
oberen Klassen stellte vor allem auch für die<br />
traditionellen Theateraufführungen eine Beeinträchtigung<br />
dar; so konnte etwa an der<br />
Fasnacht 1940 statt der gewohnten Oper nur<br />
ein Singspiel aufgeführt werden, das mit ungebrochenen<br />
Stimmen auskam. Mit welchem<br />
Ernst dieser Militärdienst verbunden war,<br />
zeigt etwa die Tatsache, dass dabei drei Stiftsschüler<br />
ihr Leben verloren, zwei von ihnen als<br />
deutsche Staatsangehörige im Russlandfeldzug.<br />
Weitere Berührungspunkte zwischen<br />
Schule und Militär waren darin gegeben,<br />
dass man für die Wehrmänner die damals<br />
neue Turnhalle und die Badeeinrichtungen<br />
zur Verfügung stellen musste, während im<br />
übrigen Kloster die Stallungen und sämtliche<br />
Werkstätten den Feldgrauen überlassen<br />
werden mussten. Zwischen den Soldaten<br />
und den Schülern herrschte indes eine<br />
freundschaftliche Atmosphäre: Während<br />
die Wehrmänner im Schultheater oder im<br />
Fürstensaal – heute «Grosser Saal» genannt<br />
– gemütliche und bildende Unterhaltungen<br />
aufführten, revanchierte sich die Schule<br />
dann und wann mit musikalisch-theatralischen<br />
Darbietungen. Doch nicht nur Angehörige<br />
der Schweizer Armee konnten sich<br />
an solchen Aufführungen erfreuen: Mehrmals<br />
gaben die Musiker des Stiftes und der<br />
Schule auch internierten Polen ein kleines<br />
Konzert. Vor ungleich viel illustrem Publikum<br />
durfte man – bereits nach dem Krieg –<br />
am 5. Juni 1945 aufspielen, als General Henri<br />
Guisan zu Besuch kam.<br />
Die Bildlichkeit an der Stiftsschule war 1941 eindeutig durch den Krieg geprägt.
Tuchfühlung mit dem Krieg<br />
Über das politische Weltgeschehen und den<br />
eigentlichen Kriegsverlauf informierten sich<br />
die Schüler aus den Medien, vor allem aus<br />
der Tageszeitung «Vaterland», die einige<br />
Schüler gemeinsam abonniert hatten, oder<br />
über den Schweizerischen Landessender Beromünster,<br />
dessen Nachrichten jeweils am<br />
Mittag über Lautsprecher in die Rekreationsräume<br />
übertragen wurden. Dabei wurden<br />
die neuesten Informationen auch rege<br />
diskutiert, vor allem in besonders brenzligen<br />
Momenten wie etwa dem Beginn des deutschen<br />
Westfeldzuges im Mai 1940, als man –<br />
nun völlig von den Achsenmächten eingekesselt<br />
– einen Einmarsch der Deutschen<br />
auch in die Schweiz befürchtete. Dass solche<br />
Befürchtungen auch von den Oberen des<br />
Klosters geteilt wurden, zeigt die Aktion am<br />
Pfingstmontag 1940 (13. Mai), als man mit<br />
den Schülern in einer Menschenkette – auch<br />
Abt Ignaz half mit – die Bücher aus der Bibliothek<br />
in den Kabiskeller brachte.<br />
Die Schülerschar scheint damit weit besser<br />
über das Kriegsgeschehen informiert gewesen<br />
zu sein als gewisse Teile des Konvents,<br />
etwa der klösterliche Nachwuchs. Das lag vor<br />
allem daran, dass damals nur die Musiker ein<br />
Radiogerät besitzen durften. So war der am<br />
Sonntagabend vorgelesene Frontartikel von<br />
Redaktor Franz Karl Zust aus dem «Vaterland»<br />
für viele die einzige Informationsquelle.<br />
Im Gegensatz zu den Schülern diskutierte<br />
man so – jedenfalls unter den Fratres – kaum<br />
über Einzelheiten des Krieges. Eine Gelegenheit,<br />
sich durch Augenzeugen ein Bild vom<br />
Krieg zu machen, hatte indes der Konvent<br />
dank einigen Mönchen aus europäischen<br />
Klöstern, die als Flüchtlinge im Kloster Asyl<br />
gefunden hatten.<br />
Einer der wenigen direkten Berührungspunkte<br />
mit dem Krieg war der Absturz eines<br />
englischen Flugzeugs in den frühen Morgenstunden<br />
des 26. Februar 1944 bei Euthal<br />
in den Sihlsee, wobei von den sechs Mann<br />
Besatzung einer den Tod fand. Im «Konventglöggli»<br />
heisst es dazu: «Zwischen dem<br />
Grossbach u. Steinbach rettete sich der letz-<br />
HISTORIA<br />
te Insasse mittels Fallschirm in den gefrorenen<br />
See u. brachte mehrere Bomben zur Explosion.<br />
Der Krach u. die Erschütterung waren<br />
furchtbar. Im Grosser Pfarrhaus wurden<br />
28 Scheiben eingedrückt. Auch unser Kloster<br />
wurde stark geschüttelt, so dass wohl die<br />
meisten Schläfer geweckt u. erschreckt wurden.<br />
Eine schwache Ahnung von den Kriegsbombardierungen!»<br />
Diese Begegnung mit einem fremden<br />
Flugzeug blieb indes weitaus nicht die einzige:<br />
Im gleichen Sommer gab es in <strong>Einsiedeln</strong><br />
zwischen dem 15. und 31. Juli 1944 vielmehr<br />
22 Fliegeralarme, bis zum 2. Januar 1945 gar<br />
deren über 250, wobei es glücklicherweise<br />
nie zu einem ernsthaften Zwischenfall kam,<br />
entgegen beispielsweise der versehentlichen<br />
Bombardierung von Schaffhausen durch<br />
amerikanische Bomber am 1. April 1944 mit<br />
vierzig Toten und über hundert Verletzten,<br />
oder jener der Städte Basel und Zürich am 4.<br />
März 1945, bei der fünf Menschen starben.<br />
So kam <strong>Einsiedeln</strong> und das Kloster – wie die<br />
ganze übrige Schweiz – bekanntlich recht<br />
glimpflich davon; auch die Propstei St. Gerold,<br />
die Einsiedler Besitzung im österreichischen<br />
Vorarlberg, die die Schweizer Patres<br />
1939 und 1942 als «unerwünschte Ausländer»<br />
verlassen mussten und fortan von einem<br />
Konventualen des Klosters Wettingen-<br />
Mehrerau bei Bregenz verwaltet wurde,<br />
konnte nach dem Krieg 1947 unbeschädigt<br />
wieder übernommen werden.<br />
Darum vergass man im Mai 1945 ob der<br />
Freude über das Ende des Krieges auch nicht,<br />
Gott für die Bewahrung vor grösserem Unheil<br />
zu danken; Kloster und Pfarrei veranstalteten<br />
am 10. Mai eine gemeinsame religiöse<br />
Friedensfeier mit Prozession und Aussetzung<br />
des Allerheiligsten. Gut zwei Wochen später,<br />
am 25. Mai wallfahrtete die ganze Schule zusammen<br />
mit Abt Ignaz zum Grab des Landespatrons<br />
Bruder Klaus, wo sie auf die Klassen<br />
aus dem Asconeser Collegio Papio stiess, um<br />
mit ihnen zusammen – wie es im Jahresbericht<br />
1944/45 steht – «dem Schützer des Vaterlandes<br />
Dank zu sagen».<br />
Frater Thomas Fässler<br />
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48<br />
Auf Einla
Die gold-gelb leuchtenden Farben und die reifen Früchte künden an: Es wird<br />
Herbst. Ich liebe diese Jahreszeit sehr. Ganz besonders geniesse ich die letzten warmen<br />
sommerlichen Tage beim Wimmet. Obwohl die Traubenlese körperlich recht anstrengend<br />
ist, bringt die Arbeit im Weinberg eine willkommene Abwechslung zur Tätigkeit<br />
innerhalb der Klostermauern. In Gemeinschaft mit den Schwestern und freiwilligen<br />
Helferinnen und Helfern unter freiem Himmel zu arbeiten ist wohltuend für Leib und<br />
Seele. Zudem hat diese Arbeit für mich eine tief religiöse Dimension: Sie erinnert mich<br />
an das Bild-Wort im Johannes-Evangelium «Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben»<br />
(Joh 15.5).<br />
Der Herbst und die Zeit der Ernte erfüllen mich immer wieder neu mit Dankbarkeit<br />
und Freude. Und gleichzeitig schwingt auch ein Hauch von Wehmut mit. Denn, ernten<br />
heisst: Loslassen. Loslassen ist eine Kunst, die uns Menschen nicht leicht fällt. Vielleicht<br />
liegt aber gerade im Loslassen ein Schlüssel zu einem erfüllten Leben.<br />
Vor wenigen Tagen durften Schwester Michaela Portmann<br />
und Schwester Fidelis Schmid ihr goldenes Professjubiläum<br />
feiern. Seit fünfzig Jahren leben die beiden Schwestern in<br />
unserer Gemeinschaft. Als junge Frauen spürten sie die Sehnsucht,<br />
ihr Leben ganz auf Gott auszurichten. Mutig folgten sie<br />
dem Ruf und haben ihre Familien, ihr Zuhause und ihre<br />
Zukunftspläne losgelassen. Im Benediktinerinnenkloster Fahr<br />
am Rand der Stadt Zürich fanden sie eine erfüllende Lebensform<br />
mit bleibendem Wert. Im Laufe der vergangenen fünfzig<br />
Jahre gab es für die beiden neben schönen, unvergesslichen<br />
Momenten auch Krisen. Es gab in diesem halben Jahrhundert<br />
in der Kirche und Gesellschaft einschneidende Veränderungen.<br />
Krisen sind immer auch ein Weg zur Reife. Beide Schwestern stellten sich den Herausforderungen<br />
der Zeit und blieben ihrer Berufung und ihrem gewählten Weg als Benediktinerin<br />
treu. So konnte in ihnen wachsen und reifen, was der heilige Benedikt im Prolog seiner<br />
Regel mit folgenden Worten umschreibt: «Wer aber im klösterlichen Leben und<br />
im Glauben fortschreitet, dem wird das Herz weit, und er läuft in unsagbarem Glück<br />
der Liebe den Weg der Gebote Gottes» (Benediktsregel, Prolog).<br />
Ein weites Herz ist die Frucht der Treue. Wer durch die Schule des Loslassens gegangen<br />
ist, wird gelassener und grossherziger. Das strahlen unsere «goldenen Mitschwestern»<br />
aus. Für dieses Zeugnis gelebten Glaubens bin ich den beiden sehr dankbar.<br />
Liebe Leserinnen und Leser, mögen die leuchtenden Farben und reifen Früchte des<br />
Herbstes auch Sie mit Freude und Dankbarkeit erfüllen.<br />
Ihre Priorin Irene Gassmann<br />
KLOSTER FAHR<br />
49
50<br />
KLOSTER FAHR<br />
Goldene Profess<br />
Zweimal fünfzig Jahre<br />
Klosterleben<br />
Sie spürten, dass es ihr Lebensweg ist. Deshalb traten Schwester M. Michaela<br />
Portmann und Schwester M. Fidelis Schmid 1957 ins Kloster Fahr ein. Seither wirken<br />
sie in der Benediktinerinnen-Gemeinschaft mit. Die beiden Jubilarinnen freuen sich<br />
über die Weltoffenheit des Klosters und wünschen sich junge Mitschwestern.<br />
Fünfzig Jahre nach ihrer einfachen Profess<br />
durften Schwester M. Michaela und Schwester<br />
M. Fidelis am 19. August 2009 im Kloster<br />
Fahr die goldene Profess feiern. Das Jubiläum<br />
wurde im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes<br />
mit Abt Martin Werlen im Kreise<br />
der Angehörigen und der Schwesterngemeinschaft<br />
gefeiert.<br />
Priorin, Näherin, Köchin<br />
Schwester Fidelis und Schwester Michaela<br />
traten 1957 ins Kloster Fahr ein. Sie hätten<br />
gespürt, dass dies ihr Lebensweg sei, sagen<br />
die beiden zurückblickend.<br />
Schwester Fidelis war anfänglich in der<br />
Landwirtschaft des Klosters tätig, bevor sie<br />
sich dann vor allem der Herstellung der li-<br />
Schwester M. Michaela Portmann (links) und Schwester M. Fidelis Schmid feierten am 19. August<br />
2009 im Kloster Fahr ihre goldene Profess.
turgischen Gewänder widmete. Zudem<br />
stand sie während fünfzehn Jahren der<br />
Schwesterngemeinschaft als Priorin vor. Später<br />
kamen Aufgaben in der Nähstube sowie<br />
Klosterführungen dazu, die sie auch heute<br />
noch erfüllt. «Ich bin immer sehr gerne im<br />
Kloster gewesen und hatte grosse Freude an<br />
meinen Aufgaben», sagt die 76-Jährige.<br />
Schwester Michaela war lange Zeit in der<br />
Küche tätig. «Mit dem Kochen konnte ich<br />
sehr viel Freude schenken», stellt die 75-Jährige<br />
zufrieden fest. Es sei aber auch eine Herausforderung<br />
gewesen, habe sie doch oft<br />
aufgrund der Küchenpflichten nicht am gemeinsamen<br />
Chorgebet teilnehmen können.<br />
Seit 2005 arbeitet sie in der Verwaltung und<br />
im Sekretariat der Bäuerinnenschule mit.<br />
Herbstanlass<br />
KLOSTER FAHR<br />
Weltoffen mit der Zeit gehen<br />
Im Gespräch entpuppen sich die beiden jubilierenden<br />
Schwestern, welche den grossen<br />
Veränderungen der vergangenen fünfzig<br />
Jahre stets positiv begegneten, als sehr weltoffen.<br />
So erzählen sie etwa vom persönlichen<br />
Internetanschluss, von Ferien ausserhalb<br />
der Klostermauern oder der freien<br />
Zeitwahl fürs Morgenessen. «Ich bin froh,<br />
dass man mit der Zeit geht», meint Schwester<br />
Michaela. «Und ich wünsche mir, dass wir<br />
eine aufgeschlossene Gemeinschaft bleiben,»<br />
ergänzt Schwester Fidelis. Ganz besonders<br />
wünschen sich die beiden wieder<br />
mehr junge Frauen im Kloster.<br />
Text: Lisbeth Wicki, «Entlebucher Anzeiger»<br />
Bei herrlichem Wetter fanden sich am 29. August an die neunzig Vereinsmitglieder im Kloster<br />
Fahr ein, um sich über die Geschichte «ihres» Klosters seit 1130 zu informieren.<br />
Der Referent Carl August Zehnder, Prof. em. für Informatik an der ETH Zürich, hat es wunderbar<br />
verstanden, die Neugier seines Publikums nach den Menschen, die in diesem Kloster<br />
gelebt haben, zu wecken. So erwähnte er, dass Ulrich Zwingli 1524 höchst persönlich im Fahr<br />
erschien, um die armen Frauen von der Pflicht des nächtlichen Gebetes zu befreien, indem er<br />
ihnen den so genannten «Kloster-Mettgesang» erliess. Da damals, wie aus einer Randbemerkung<br />
von Prof. Zehnder zu erfahren war, die Nonnen ihre eigenen Haushalte führten, stellt<br />
sich die Frage, ob diese wackeren Frauen es für nötig hielten, sich vom hohen Besuch von dieser<br />
Pflicht befreien zu lassen. Da sie scheinbar ihre eigenen Ideen hatten, wie sie ihr Zusammenleben<br />
gestalten wollten, wäre es durchaus vorstellbar, dass sie ohnehin genug emanzipiert<br />
gewesen wären, um auch auf den nächtlichen Gesang zu verzichten, hätten sie das<br />
denn gewollt.<br />
Nach dem geschichtlichen Rückblick informierte die Präsidentin des Vereins, Verena<br />
Zehnder, über das neue Buchprojekt. Der Verein Pro Kloster Fahr wird die Texte des Schreibwettbewerbs<br />
anlässlich des Geburtstags von Silja Walter vom vergangenen Frühling in Buchform<br />
herausgeben. Die entsprechende Buchvernissage soll schon am 29. November 2009<br />
stattfinden.<br />
Verena Huber-Halter<br />
51
52<br />
KLOSTER FAHR<br />
Küchenprofi Bernadette Bühler-Knüsel<br />
«Selbstversorgung ist kein<br />
alter Zopf!»<br />
Seit wenigen Stunden sind sie an der Bäuerinnenschule – die 28 Absolventinnen des<br />
aktuellen Herbst-/Winterkurses. Und die Hälfte von ihnen hat an diesem Dienstagmorgen<br />
bereits einen praktischen Einsatz in der Schulküche. Backen steht auf dem<br />
Stundenplan von Bernadette Bühler-Knüsel, der engagierten Verantwortlichen des<br />
Fachs Selbstversorgung.<br />
Noch bewegen sich die jungen Frauen zögernd<br />
und unsicher; die Schulküche ist unbekanntes<br />
Terrain. Fragen stehen deutlich<br />
in die Gesichter geschrieben: Wo ist was versorgt?<br />
Wie pack‘ ich‘s an? Bernadette Bühler<br />
beobachtet ruhig, lässt die Frauen ausprobieren,<br />
ruft die Gruppe fürs Abwägen der<br />
Zutaten kurz zusammen, später fürs richtige<br />
Teigrühren, damit die Zitronen- und Tirolercakes,<br />
die Muffins gelingen. Souverän<br />
pendelt sie zwischen den Tischen hin und<br />
her – die 44-jährige Hauswirtschaftslehrerin,<br />
Mutter und Bäuerin aus dem luzernischen<br />
Bernadette Bühler fühlt sich ebenso als Bäuerin<br />
wie als Hauswirtschaftslehrerin.<br />
Hohenrain. Auf einen Blick wird klar: Sie versteht<br />
ihr Metier und sie sprüht vor Begeisterung<br />
für ihr Fach. Kein Zweifel – wenn es<br />
nach ihr geht, werden die Kursteilnehmerinnen<br />
bis in zwanzig Schulwochen ebenso leidenschaftliche<br />
Küchen- und Backprofis sein.<br />
Bäuerin und Hauswirtschaftslehrerin<br />
Arbeit und Einsatz ist sie gewohnt, die quirlige,<br />
lebensfrohe Frau. «Auf unserem Bauernhof<br />
betreiben wir Milchwirtschaft. Dazu haben<br />
wir eine mittelgrosse Schweinezucht und<br />
bauen Mais, Gerste, Korn, Raps, bald auch Urdinkel<br />
an. Ich habe einen grossen Garten und<br />
auch unsere vier Kinder im Alter zwischen<br />
acht und vierzehn halten mich auf Trab.»<br />
Dienstags in der Früh, kurz nach sechs<br />
Uhr, verlässt die Bäuerin jeweils ihren Hof<br />
Richtung Kloster Fahr – aber erst, wenn die<br />
beiden älteren Kinder, die um sieben in die<br />
Schule gehen, geweckt sind und für sie<br />
das Frühstück auf dem Tisch steht. Einmal<br />
pro Woche ist Bernadette Bühler ganztags<br />
ausser Haus. Sie unterrichtet seit gut<br />
einem Jahr das Fach «Selbstversorgung»,<br />
also Produkteverwertung, an der Bäuerinnenschule<br />
im Fahr. «Ich habe für mich eine<br />
‹Luxuslösung› finden können», erzählt sie<br />
begeistert. «Eine vor kurzem pensionierte<br />
Tante hütet an meinem ‹Schultag› Kinder<br />
und Familie, besorgt den Haushalt. Und<br />
es ist ein Privileg, dass mein Mann zuhause
arbeitet; so trägt er einen Teil der Aufgaben<br />
in der Familie mit. Und ich kann unbesorgt<br />
und ohne Stress, während des Semesterkurses<br />
einen Tag pro Woche im Fahr<br />
tätig sein.»<br />
Es ist ein Glücksfall für die Hauswirtschaftslehrerin,<br />
die nach zehn Familienjahren<br />
wieder einen Fuss ins angestammte Berufsfeld<br />
setzen konnte, aber auch für die<br />
Schulleitung, die nun eine weitere engagierte<br />
und motivierte Fachfrau im Team<br />
hat. «Nach fünf Jahren als Expertin bei den<br />
Abschlussprüfungen für das Fach ‹Selbstversorgung›<br />
fragte mich die Priorin des<br />
Klosters, Irene Gassmann, vor Jahresfrist<br />
für ein Teilpensum an der Schule an; die<br />
Fahrer Ernährungs- und Kochlehrerin Verena<br />
Keller und ich sind ein Team, das sich<br />
prächtig ergänzt.» Bernadette Bühler fühlt<br />
sich ebenso als Bäuerin wie als Hauswirtschaftslehrerin.<br />
«An der Schule bin ich<br />
Bäuerin, daheim bin ich stolz, meinen Beruf<br />
ausüben zu dürfen, der auch mein Hobby<br />
ist.»<br />
KLOSTER FAHR<br />
«Das Image von Hausarbeit ist eher mies. Das möchte ich ein Stück weit verändern.»<br />
Haushalten ist kein alter Zopf!<br />
Der abwechslungsreiche Schultag im Fahr<br />
macht Bernadette Bühler Freude. «Das<br />
Image von Hausarbeit ist eher mies. Das<br />
möchte ich ein Stück weit verändern. Die Absolventinnen<br />
erfahren im Kurs, dass Haushalten<br />
kein alter Zopf ist, ganz im Gegenteil. Ein<br />
Haushalt ist vielseitig. Putzen gehört zwar<br />
einfach dazu, aber bei der Selbstversorgung<br />
wird in der Küche sehr lustvolles und kreatives<br />
Arbeiten möglich. Ich möchte den Absolventinnen<br />
meine Begeisterung für die Produkte<br />
weitergeben, sie auch für deren<br />
Inhaltsstoffe sensibilisieren. Die Grundausbildung<br />
ist bei Weitem nicht nur für Bäuerinnen<br />
gedacht. Ich erlebe, dass die jungen<br />
Frauen – aus der Stadt genau so wie vom<br />
Land – mit Neugierde und Begeisterung lernen,<br />
Gemüse, Milch, Obst, Getreide, Fleisch<br />
selber zu verwerten. Ich erfahre, dass das einem<br />
Bedürfnis entspricht, aber die meisten<br />
nicht wissen, wie sie das Thema anpacken<br />
sollen. Hier im Fahr haben sie während<br />
zwanzig Wochen Zeit und Gelegenheit, Pra-<br />
53
54<br />
KLOSTER FAHR<br />
xis und Theorie zu verbinden. Mir gefällt,<br />
dass die Ausbildung Tiefe hat. Die Schülerinnen<br />
sind motiviert, offen für alles. Und mir<br />
ist es wichtig, dass sie selbstsicher werden –<br />
auch in Küchenbelangen. Dass sie auch lernen,<br />
im Team zu arbeiten, sich gegenseitig<br />
zu helfen. ‹Alle für eine, eine für alle› – ein<br />
lustiges, bebildertes Kinderbuch mit diesem<br />
Titel begleitet uns durch den Kurs. Ich halte<br />
wenig davon, wenn die Absolventinnen Rezepte<br />
auswendig lernen – entscheidend ist,<br />
wo sie nachschauen können, wenn sie nicht<br />
mehr weiter wissen.»<br />
Vergessenes Wissen<br />
In der Selbstversorgung steckt für Bernadette<br />
Bühler vergessenes Wissen, das heute<br />
wieder zu Ehren kommt. «Vieles von dem,<br />
was unsere Grossmütter noch selbstverständlich<br />
anwendeten, ist verloren gegangen.<br />
Früher wurde alles, was in Haus und<br />
Hof vorhanden war, verwertet, etwa Kräuter<br />
aus dem Garten für Wickel und Hausmittel.<br />
Man kannte einfache Rezepte für<br />
dieses und jenes. Gerade heute, in der Zeit<br />
von Fastfood und Fertigprodukten, hat meiner<br />
Meinung nach Selbstversorgung wieder<br />
Lehren hat für Bernadette Bühler mit Leben zu tun.<br />
Saison. Ich spüre ein gewisses Verantwortungsgefühl,<br />
dieses Wissen, das ich seit vielen<br />
Jahren privat und beruflich nutze, wieder<br />
zu vermitteln.»<br />
Fahr sei so etwas wie eine Insel im Alltag,<br />
sagt Bernadette Bühler. «Losgelöst vom<br />
Trubel der täglichen Anforderungen haben<br />
die jungen Frauen hier Zeit, neugierig zu<br />
sein. Sie sind begierig zu erfahren, was man<br />
alles selber, oft auf einfache Art, verwerten<br />
kann. Es ist nur eine Frage des Wie.»<br />
«Mich bringt so schnell nichts<br />
aus der Ruhe!»<br />
In der Fahrer Schulküche ist unterdessen<br />
Bernadette Bühlers Wissen wieder gefragt.<br />
Eine Schülerin erkundigt sich nach der Salzmenge<br />
für den Teig, eine andere nach der<br />
Knetdauer. «Waschen Sie die Zitrone gut vor<br />
dem Gebrauch», rät sie einer dritten. Theorie<br />
und Praxis gehen Hand in Hand – die<br />
praktische Erfahrung zählt. «Jede der Schülerinnen<br />
hat Stärken hier, Handicaps da. Gemeinsam<br />
sind wir stark. So lassen sich viele<br />
Träume verwirklichen.» Es ist ein emsiges<br />
Werken in der Küche – während sich die<br />
einen mit den süssen Backwaren beschäfti-
gen, bereitet die zweite Gruppe bei der<br />
Kochlehrerin Verena Keller die Hauptspeise<br />
fürs Mittagessen vor – pikanter Pouletsalat<br />
steht auf dem Menüplan. Und bereits stehen<br />
auch die Vorbereitungen fürs Nachtessen an.<br />
Der Gong ruft alle zu Tisch. Bernadette<br />
Bühler sitzt mittendrin in der Klasse. Der Morgen<br />
war gut für sie. Sie resümiert: «Ich habe<br />
gute Nerven und kann viel ertragen. Als Wirtetochter<br />
habe ich zuhause mitbekommen,<br />
was Hektik und Betrieb heisst. Ich habe früh<br />
gelernt, Prioritäten zu setzen, schnell und<br />
exakt zu arbeiten, zu improvisieren auch.<br />
Mich bringt so schnell nichts aus der Ruhe.»<br />
Sie lebt, was sie lehrt<br />
Für die kommenden Lektionen hat sich die<br />
unternehmungslustige Hauswirtschaftslehrerin<br />
das Brotbacken vorgenommen. «Zuhause<br />
mache ich alles Brot selber. Und auch<br />
hier im Fahr buken wir in den letzten Kursen<br />
alles selbst. Die Absolventinnen lernen bei<br />
der Handarbeit Erfahrungen zu sammeln.<br />
Jede kann bald aus dem Effeff mit allen<br />
KLOSTER FAHR<br />
Die Begeisterung für ihren Beruf ist während des Gesprächs mit Bernadette Bühler spürbar.<br />
möglichen Zutaten Brote herstellen – Bauernbrot<br />
ebenso wie Parisette, Süssteigbrote<br />
oder Vollkornbrot. Das Geheimnis fürs Gelingen<br />
ist vielleicht der Vorteig. Der ist wichtig<br />
und garantiert einen Teil des Erfolgs.»<br />
Auf nach Kanada!<br />
Die Begeisterung für ihren Beruf ist während<br />
des Gesprächs mit Bernadette Bühler immer<br />
wieder spürbar – sie lebt überzeugend, was<br />
sie lehrt. Hat sie neben dem grossen Engagement<br />
in Familie und Beruf noch Zeit für Träume?<br />
«In einem Chor mitzusingen, würde mir<br />
viel Spass machen. Aber dazu reicht im Moment<br />
einfach die Zeit nicht, zumal ich noch<br />
Präsidentin des Pfarreirates in unserer Gemeinde<br />
bin. Und dann ist da noch unser grosser<br />
Traum, nach Kanada zu reisen. Nicht um<br />
auszuwandern – nein, da hätte ich viel zu viel<br />
Heimweh. Aber um unsere besten Freunde<br />
zu besuchen, die in der Nähe von Vancouver<br />
einige Jahre auf einem grossen Betrieb tätig<br />
sind.»<br />
Susann Bosshard-Kälin<br />
55
56<br />
KLOSTER FAHR<br />
Rezepte<br />
Brot mit Vorteig<br />
Der Vorteig, auch Hebel genannt, schafft<br />
ideale Bedingungen für die Entwicklung der<br />
Hefegärung. Die Hefemenge kann verkleinert<br />
werden, was eine bessere Aromabildung<br />
und eine bessere Frischhaltung des<br />
fertigen Gebäcks bewirkt.<br />
Der Vorteig wird in einem kleineren Gefäss<br />
z.B. Litermass zubereitet.<br />
Zutaten für Vorteig:<br />
10 g Hefe (pro kg Mehl) mit folgenden<br />
Zutaten anrühren<br />
½ Kaffeelöffel Malz<br />
1 Messerspitze Honig<br />
6 Esslöffel lauwarmes Wasser<br />
4 Esslöffel Mehl<br />
Alle Zutaten miteinander verrühren. Mit<br />
Mehl bestäuben und zugedeckt mindestens<br />
20 Minuten an warmen Ort stellen, bis sich<br />
das Volumen des Vorteigs verdoppelt hat.<br />
Der Vorteig kann dann mit einer beliebigen<br />
Mehlmischung weiter verarbeitet<br />
werden. Die Menge an Malz, Honig, Wasser<br />
und Mehl bleibt unverändert, auch wenn<br />
mehrere Kilo Mehl verwendet werden. Pro<br />
Kilogramm Mehl werden 10 g Hefe verwendet.<br />
Grundrezept für Brot<br />
1 kg Mehl (Weiss-, Halbweiss-, Ruch-,<br />
Dinkel-, wenig Roggen-, Vollkorn-, oder<br />
andere Mehle beliebig gemischt. Anteil<br />
Vollkornmehl höchstens ¹⁄ ³ der Mehlmenge).<br />
1 Esslöffel Salz<br />
6 dl Wasser (oder Molke, Milchwasser,<br />
Beigabe von Jogurt, Quark, evtl. 1 Esslöffel<br />
Öl)<br />
Vorteig (s. oben)<br />
Mehl in Schüssel geben, Salz beifügen. Mehl<br />
mit dem Vorteig und der Flüssigkeit von der<br />
Mitte aus anrühren, mischen. Teig gut kneten,<br />
bis er glatt und geschmeidig ist. Zugedeckt<br />
aufgehen lassen (Teig eher etwas länger<br />
aufgehen lassen als Teig ohne Vorteig<br />
zubereitet).<br />
Brot formen, nochmals gehen lassen, bemehlen<br />
oder bestreichen mit Wasser oder Ei.<br />
Auf vorbereitetes Blech geben und im vorgeheizten<br />
Ofen bei 200–220° in der unteren<br />
Ofenhälfte ca. 40–50 Minuten backen.<br />
Grundzutaten für Zopfteig<br />
1 kg Mehl<br />
3 Kaffeelöffel Salz<br />
1 Kaffeelöffel Zucker<br />
100 g Butter<br />
5–6 dl Milch<br />
½Ei<br />
Vorteig
Vorteig für Zopfteig<br />
Pro kg Mehl 20 g Hefe verwenden,<br />
damit auch dieser, etwas schwerere Teig<br />
optimal aufgeht.<br />
Andere Zutaten (½ KL Malz, 1 Msp Honig,<br />
6 EL lauwarmes Wasser und 4 EL Mehl)<br />
bleiben gleich.<br />
Zopfteig zubereiten.<br />
Dreifarbiger Zopf<br />
Zwei Zopfteige (einer aus Weissmehl und<br />
einer aus Ruchmehl) und ein Brotteig (alle<br />
drei Teige mit Vorteig zubereitet) herstellen<br />
und aufgehen lassen.<br />
Cakeformen mit Backtrennpapier auskleiden.<br />
Aus jedem Teig je 300 g zu je einem<br />
gleichmässigen Strang formen (Länge 1 ½<br />
mal die Länge der Cakeform), diese zu<br />
einem Haarzopf flechten, sorgfältig in die<br />
Form legen, nochmals aufgehen lassen,<br />
beliebig anstreichen, bemehlen oder mit<br />
Eiweiss anstreichen und mit Mohn, Sesam<br />
oder Leinsamen bestreuen. Backen wie andere<br />
Zöpfe oder Brote.<br />
Aus dieser Menge mehrere dreifarbige<br />
Zöpfe herstellen, oder aus dem restlichen Teig<br />
evtl. kleine Brötli, Brote oder Zöpfe formen.<br />
Güniker – Müeslimischung<br />
500 g Haferflocken<br />
200 g Flocken nach Wahl<br />
100 g Nüsse grob gehackt<br />
50 g Sonnenblumenkerne<br />
50 g Sesam, Leinsamen oder Kokosraspel<br />
KLOSTER FAHR<br />
100 g Dörrobst<br />
(z.B. Äpfel, Birnen, Zwetschgen zerkleinert)<br />
Rosinen<br />
100 g Birnen-Honig<br />
1 Esslöffel Vanillezucker<br />
½ Kaffeelöffel Salz<br />
20 g Bratbutter<br />
200 g Cornflakes oder ähnliches je nach<br />
Belieben<br />
Flocken, Nüsse, Sonnenblumenkerne, Sesam,<br />
Leinsamen und Kokosraspel in einer<br />
grossen Schüssel mischen. Diese Mischung<br />
auf ein oder zwei Backbleche verteilen und<br />
bei 150° während ca. 15 Minuten duftend<br />
rösten. Zurück in der Schüssel mit Dörrobst<br />
und Rosinen vermischen. Bratbutter in Pfanne<br />
erwärmen und zusammen mit Birnen-Honig,<br />
Vanillezucker und Salz erwärmen. Zur<br />
Flockenmischung geben und gut vermischen.<br />
Auskühlen lassen. Nach Belieben mit<br />
Cornflakes ergänzen.<br />
In Gläser oder Plastikgefässe abfüllen.<br />
Kühl und trocken aufbewahren.<br />
Diese Müesli-Mischung eignet sich gut<br />
als Geschenk . – Viel Spass beim Ausprobieren<br />
und en Guete!<br />
Bernadette Bühler-Knüsel<br />
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58<br />
KLOSTER FAHR<br />
Ausbildung im Wandel<br />
Wieder stehen an unserer Schule Veränderungen an. Im Auftrag des Bundesamtes für Berufsbildung<br />
und Technologie (BBT) sind alle Berufsverbände von hauswirtschaftlichen<br />
Berufen verpflichtet, eine gemeinsame Berufsprüfung für Hauswirtschaft anzubieten.<br />
Die Tätigkeiten, Anforderungen und demzufolge auch die Ausbildung für einen Familienhaushalt<br />
sind ganz anders als für einen Grosshaushalt. Im Laufe der Verhandlungen<br />
zwischen den beteiligten Berufsverbänden war bald klar: Es braucht zwei Berufsprüfungen,<br />
eine für den Familien- und eine für den Grosshaushalt. Dieser Vorschlag wurde vom<br />
BBT gutgeheissen. Für angehende Bäuerinnen wird künftig die Berufsprüfung Bäuerin<br />
mit eidgenössischem Fachausweis EFA gemeinsam mit derjenigen der Haushaltleiterin<br />
angeboten.<br />
Wir werden unser Fächerangebot an die neu geltenden Vorgaben anpassen, so dass für<br />
unsere Absolventinnen der Weg zum Fachausweis weiterhin offen bleibt. Konkret werden<br />
wir ab dem Frühlingskurs 2010 die Fächer «Familie und Haushalt» und «Bäuerliche<br />
Kleintierhaltung» aus unserem Ausbildungskatalog streichen. An ihrer Stelle werden wir<br />
die beiden neuen Pflichtfächer «Haushaltführung» und «Familie und Gesellschaft» an-<br />
News aus der Bäuerinnenschule<br />
bieten. Den Verantwortlichen für die Berufsprüfung ist es ein Anliegen, eine gute Übergangslösung<br />
zu bieten. Deshalb wird der Abschluss in «Familie und Haushalt» während<br />
fünf Jahren anstelle von «Haushaltführung» akzeptiert. Ab dem Jahr 2012 werden die<br />
Berufsprüfungen nach neuem Reglement abgenommen. Nach neuem Reglement wird<br />
auch unser Semesterkurs nicht mehr an die Praxiszeit angerechnet werden, sondern es<br />
werden zwei ganze Jahre Praxis erforderlich sein.<br />
Berufsprüfung im Fahr<br />
Im kommenden November ist die Bäuerinnenschule Kloster Fahr erstmals Prüfungsort<br />
für Berufsprüfungen der Bäuerinnen. Darauf sind wir stolz. Angemeldet haben sich über<br />
fünfzig Kandidatinnen, darunter auch Absolventinnen aus unserer Schule.<br />
Neues Schliesssystem<br />
Eine weitere Neuerung ist unser neues Schliesssystem. Endlich haben wir für alle Türen<br />
Schlüssel und können allen Teilnehmerinnen einen einzigen Schlüssel für Zimmer und<br />
Haus abgeben. Unsere neuen Schlüssel wollen mit Fingerspitzengefühl benutzt werden,<br />
denn sie haben einen eingebauten Chip. Vorteil dieses Chips ist, dass bei Verlust eines<br />
Schlüssels nur alle Schlüssel neu programmiert werden müssen, ohne dass alle Schlösser –<br />
für die Schule sind das mehr als vierzig – ersetzt werden müssen.<br />
Wartelisten<br />
Bei uns ist die Wirtschaftkrise nicht angekommen. Im Gegenteil, wir erfreuen uns einer<br />
regen Nachfrage. Ende August durften wir 28 neue Teilnehmerinnen willkommen heissen.<br />
Auch der Frühlingskurs 2010 ist mit 28 Frauen bereits ausgebucht und wir führen eine<br />
Warteliste.<br />
Theres von Aarburg, Schulleiterin<br />
Weitere Informationen zur Bäuerinnenschule: www.kloster-fahr.ch
Prüfungserfolge<br />
Im vergangenen Frühling haben sechs Ehemalige<br />
«Fahrerinnen» die Berufsprüfung<br />
«Bäuerin mit eidgenössischem Fachausweis»<br />
erfolgreich abgeschlossen. Es sind dies:<br />
Verena Schläpfer-Gwerder, Herisau AR (HK<br />
05/06). – Vreni Müller, Rus-<br />
wil LU (FK 07). – Diana Murer,<br />
Beckenried NW (FK 06).<br />
– Monika Brändle-Schafflützel,<br />
Libingen SG (FK 05).<br />
– Monika Meier-Keller, Waldkirch SG (HK<br />
03/04). – Christina Rohrer, Gams SG (HK<br />
07/08). Wir gratulieren herzlich und freuen<br />
uns mit ihnen an ihrem Erfolg.<br />
Vermählungen<br />
14. August, Apollonia Bissig (HK 08/09) und<br />
Ruedi Willmann, Nagelschmiede, 6012<br />
Obernau. – 05. Mai, Nicole Bieber und Pascal<br />
Scheuber, Klosterhof, Via Lucmagn 29, 7180<br />
Disentis. – 10. Oktober, Ruth Imfeld (HK<br />
05/06) und Stefan Odermatt, Ernstel 2108,<br />
8376 Fischingen. – 17. Oktober, Priska Feer<br />
(FK 03) und Ernst Menzi, Fohrenwald, 8753<br />
Mollis. – 24. Oktober, Debora Flavia Burkhard<br />
(HK 09/10) und Christian Bachmann,<br />
Fäsigrund / Sitzberg, 8495 Schmidrüti.<br />
Geburten<br />
19. Juni, Matthias, Pia und Martin Arnold-<br />
Arnold, Bürglen (FK 04). – 29. Juni, Janick<br />
Alessandro, Martina und Urs Bucher-Arnold,<br />
Oberarth (FK 06) . – 1. Juli, Tina, Yvonne und<br />
Toni Ettlin-Ettlin, Kerns (HK 06/07). – 8. Juli,<br />
Johanna, Franziska und Mathias Schildknecht-Hollenstein,<br />
Mörschwil (SK 99/00). –<br />
21. Juli, Nina, Lilian und Roman Schmid-Frey,<br />
Buch b. Frauenfeld (WK 94/95). – 22. Juli,<br />
Adressen<br />
Kloster Fahr Priorat<br />
8109 Kloster Fahr<br />
Telefon: 043 455 10 40<br />
E-Mail: info@kloster-fahr.ch<br />
Homepage: www.kloster-fahr.ch<br />
NACHRICHTEN<br />
DER EHEMALIGEN<br />
KLOSTER FAHR<br />
Martina, Irene und Urs Betschart-Langenegger,<br />
Rickenbach (HK 98/99). – 25. Juli, Dario,<br />
Andrea und Richi Schilter-Jauch, Erstfeld (FK<br />
04). – 30. Juli, Michael Fabian, Carla und<br />
Fabian Erne-Frei, Niederwil (SK 95/96). –<br />
30. Juli, Valentina Nora, Susanne und Seppi<br />
Ulrich-Hegglin, Küssnacht<br />
(WK 93/94). – 1. August,<br />
Thomas, Beatrice und Gregor<br />
Scherrer-Zwingli, Wattwil<br />
(HK 05/06). – 1. August,<br />
Lisa, Sili und Reto Theiler-Steger, Schüpfheim<br />
(FK 07). – 14. August, Aline Maria,<br />
Christine und Michael Kurmann-Stutz,<br />
Kleinwangen (HK 06/07). – 15. August, Gion<br />
Nico, Annatina und Hansruedi Reinhard-<br />
Klöti, Bützberg (HK 06/07). – 17. August, Corina,<br />
Helena und Paul Zimmermann-Knobel,<br />
Schwyz (FK 04). – 19. August, Mirjam, Petra<br />
und Bruno Kathriner-Burch, Stalden (HK<br />
00/01). – 20. August, Leandra, Silvia und<br />
Franz Ott-Betschart, Gersau (HK 01/02). – 25.<br />
August, Laura Heidi, Heidi und Roman Auer-<br />
Rechsteiner, Wetzikon (HK 07/08).<br />
Zu Gott heimgegangen<br />
Ehemalige Schülerin:<br />
24. Juli, Josy Buck-Wildisen, Baldegg (FK 44).<br />
Angehörige:<br />
Vater von: Luzia Christen-Dubach, Luthern<br />
(SK 81). – Verena Küttel-Appert, Vitznau (HK<br />
76/77).<br />
Mutter von: Berta Müller, Propstei, Kloster<br />
Fahr, (SK 78). – Margrit Rüttiman-Müller,<br />
Häggligen (SK 86). – Cäcilia Mauchle-Dörig,<br />
Gossau (SK 74). – Agnes Balsiger-Furrer,<br />
Beinwil Freiamt (SK 58).<br />
Schwester Michaela Portmann<br />
Bäuerinnenschule Sekretariat<br />
8109 Kloster Fahr<br />
Telefon: 043 455 10 30<br />
E-Mail: schule@kloster-fahr.ch<br />
Fax: 043 455 10 31<br />
59
60<br />
Gold und Blau<br />
auf dunklem Grund.<br />
Fünfzig Jahre<br />
Stund um Stund<br />
leben unterm Morgenstern.<br />
Sieh, ich bin die<br />
Magd des Herrn.<br />
ER ist Weg<br />
Er ist Geleit,<br />
führt in die Herrlichkeit.<br />
Silja Walter
62<br />
KALEIDOSKOP<br />
Veranstaltungskalender<br />
Religion<br />
Juwa 09 – <strong>Wallfahrt</strong> für Jugendliche und junge Erwachsene nach <strong>Einsiedeln</strong><br />
Wann: Samstag und Sonntag, 10./11. Oktober<br />
Weitere Infos: www.juwa-einsiedeln.ch; Telefon 079 562 43 62<br />
Mail: info@juwa-einsiedeln.ch<br />
Priesterweihe und Primizen<br />
Was: Pater Benedict Arpagaus und Pater Aaron Brunner werden von unserem<br />
Mitbruder Bischof Amédée Grab durch Handauflegung und Gebet<br />
zu Priestern geweiht.<br />
Wann: Samstag, 10. Oktober, 10.15 Uhr<br />
Wo: Klosterkirche <strong>Einsiedeln</strong><br />
Pater Aaron steht am Sonntag, 11. Oktober, Pater Benedict am Sonntag,<br />
18. Oktober, zum ersten Mal der heiligen Messe vor (Primiz),<br />
jeweils um 9.30 Uhr in der Klosterkirche.<br />
Adventseinkehrtage der Akademischen Arbeitsgemeinschaft<br />
Prof. Dr. theol. Georg Fischer SJ, Ordinarius für Alttestamentliche Bibelwissenschaft<br />
an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck,<br />
spricht zum Thema «Versöhnung – Schlüssel für den Weg zu<br />
Gott und gelingendem Zusammenleben»<br />
Wann: Samstag, 28. November<br />
14.30 Uhr 1. Vortrag: «‹Ihr zwar, ihr hattet Böses gegen mich gedacht,<br />
Gott aber hat es zum Guten gedacht› (Gen 50,20) –<br />
ein verborgenes Leitmotiv der Erzelternerzählungen»<br />
17.15 Uhr 2. Vortrag: «‹Ein erbarmender und gnädiger Gott, langmütig<br />
und reich an Verbundenheit und Treue› (Ex 34,6) –<br />
Jhwhs Barmherzigkeit und Vergebungsbereitschaft als<br />
Mitte der Bibel»<br />
Sonntag, 29. November<br />
10.45 Uhr: 3. Vortrag: «‹Ich will Abgefallene deine Wege lehren› (Ps<br />
51,15) – David als Modell eines Versöhnung gewährenden<br />
und empfangenden Menschen»<br />
Ende der Tagung: gegen Mittag<br />
Wer: Organisation/Auskunft: AAG Schweiz, Dr. Robert Huber,<br />
Tel. 041 370 60 50, Fax 041 370 60 42, robert.huber@bluewin.ch<br />
Wo: Im Theatersaal des Klosters <strong>Einsiedeln</strong> (Eingang auf der Rückseite des<br />
Klosters)
Abendkonzert mit Texten von Silja Walter<br />
Was: Sprache der Musik – Musik der Sprache<br />
Wann: Sonntag, 18. Oktober 2009, 17.00 Uhr<br />
Wer: Voichita Nica, Klavier; Stephan Britt, Klarinette; Schwester Ruth<br />
Tresch, Rezitation<br />
Wo: Klosterkirche Fahr<br />
Freier Eintritt, Kollekte<br />
Buchvernissage der Texte vom Schreibwettbewerb<br />
Was: Buchvernissage der Texte des Schreibwettbewerbs anlässlich des<br />
90. Geburtstages von Silja Walter<br />
Wann: Sonntag, 29. November 2009, 17.00 Uhr<br />
Wo: Klosterkirche Fahr<br />
Weitere Infos: www.siljawalter.ch<br />
Grosses Kirchenkonzert in <strong>Einsiedeln</strong><br />
Was: Felix Mendelssohn Bartholdy: Drei Motetten für Chor a capella<br />
(«Jauchzet dem Herrn» – «Denn er hat seinen Engeln befohlen» –<br />
«Richte mich Gott»); Joseph Haydn: Theresienmesse für Soli, Chor und<br />
Orchester<br />
Wann: Sonntag, 29. November, 17.30 Uhr<br />
Wer: Gabriela Bürgler (Sopran), Brigitte Kuster (Alt), Lukas Albrecht (Tenor)<br />
Stefan Vock (Bass); Stiftschor <strong>Einsiedeln</strong>, Orchesterverein <strong>Einsiedeln</strong><br />
(Einstudierung: Lucia Canonica); Leitung: Pater Lukas Helg<br />
Wo: Klosterkirche <strong>Einsiedeln</strong><br />
Freier Eintritt, Kollekte<br />
Vorankündigung:<br />
Sternsingerspiel von Silja Walter<br />
Was: Sternsingerspiel von Silja (Sr. Hedwig) Walter<br />
Wann: Sonntag, 13. Dezember, 17.30 Uhr<br />
Wer: Wettinger Sternsinger (60 bis 90 Sänger und Spieler, davon etwa ein<br />
Viertel Kinder)<br />
Wo: Klosterkirche <strong>Einsiedeln</strong><br />
Freier Eintritt, Kollekte<br />
KALEIDOSKOP<br />
Kultur<br />
63
64<br />
KALEIDOSKOP<br />
Aus dem Fraterstock<br />
Junioratstreffen<br />
im Kloster Maria Rickenbach<br />
Der Nachwuchs der Schweizer Benediktinerklöster traf sich vom 17. bis 21. August<br />
2009 oberhalb Dallenwil NW und befasste sich mit dem Thema «Ehelosigkeit<br />
und Sexualität».<br />
Als Referent und Gesprächsleiter wirkte Dr.<br />
psych. Lic. theol. Markus Wasserfuhr, der<br />
durch seine Ausbildung am Psychologischen<br />
Institut der Universität Gregoriana in Rom<br />
und seine momentane Tätigkeit als Hochschulseelsorger<br />
in Köln für diese Aufgabe<br />
sehr gut qualifiziert war. Für die Mönche aus<br />
<strong>Einsiedeln</strong> war er kein Unbekannter, denn<br />
Wasserfuhr hatte ihnen bereits in der Fastenzeit<br />
2007 Exerzitienvorträge über Irenäus<br />
von Lyon gehalten.<br />
Finden der eigenen Identität<br />
Identität bedeutet, dass man in den unterschiedlichen<br />
Rollen, die ein Mensch im Laufe<br />
seines Lebens oder auch nur im Laufe eines<br />
einzigen Tages zwangsläufig spielt, sich selber<br />
bleiben kann. Es genügt nicht, die von<br />
der Gesellschaft angebotenen Rollen einfach<br />
unkritisch zu übernehmen. Insbesondere<br />
die von der Kirche angebotene Lebensform<br />
des Zölibats braucht ein persönliches<br />
Ja, sodass sie zu einer erarbeiteten, individuell<br />
ausgestalteten Identität wird. In Kleingruppen<br />
wurde die Frage diskutiert: «Was<br />
hat mir geholfen, meine Identität zu finden?»<br />
Das Problem des Mann-Seins<br />
Die Zweizahl des Geschlechts galt lange Zeit<br />
nicht nur im biologischen Bereich, sondern<br />
auch im psycho-sozialen. Doch seit den 60er<br />
Jahren kam Bewegung in die traditionellen<br />
Geschlechterrollen. Gab es früher ein klares<br />
Ideal des Mannes, so existieren heute verschiedene<br />
Typen gleichzeitig nebeneinander.<br />
Das macht das Mann-Sein extrem<br />
schwierig und stellt junge Männer vor die<br />
Frage: «Welche Rolle übernehme ich?»<br />
Integration eines Bedürfnisses<br />
Sexualität ist ein zentrales Bedürfnis des<br />
Menschen. Aus schöpfungstheologischer<br />
Sicht ist Sexualität eine von Gott gewollte<br />
und grundsätzlich positive Kraft. Zölibat<br />
kann demnach nicht heissen, das Bedürfnis<br />
nach Sexualität einfach eliminieren zu wollen.<br />
Es stellt sich vielmehr die Frage, wie es in<br />
das eigene Mensch- bzw. Mann-Sein integriert<br />
werden kann.<br />
Eine Hilfe, um Keuschheit besser leben<br />
zu können, ist es, sich bewusst zu machen:<br />
«Was suche ich eigentlich bei der Befriedigung<br />
des sexuellen Bedürfnisses?» Denn an<br />
das eigentliche physiologische Bedürfnis<br />
nach genitaler Befriedigung dockt sich eine<br />
Vielzahl psycho-sozialer Bedürfnisse an, wie<br />
z.B. das Bedürfnis nach Nähe und Gemeinschaft<br />
oder das Bedürfnis nach Macht und<br />
Aggression. In einem zweiten Schritt ist es<br />
hilfreich, sich zu fragen: «Was finde ich wirklich?»<br />
und drittens: «Wie kann ich das, was<br />
ich suche, anders besser erreichen?» Auf diese<br />
Weise erfolgt eine Redimensionierung<br />
des manchmal vielleicht übergross erscheinenden<br />
sexuellen Bedürfnisses und der Verzicht<br />
auf die genitale Befriedigung fällt<br />
leichter.
Zur Diskussion in Kleingruppen stand<br />
schliesslich noch die Frage: «Was nehme ich<br />
wahr, wenn ich dem Phänomen Homophilie<br />
/ Homosexualität begegne?»<br />
Ideale Rahmenbedingungen<br />
Das Stundengebet und die Eucharistie feierten<br />
die Teilnehmer des Junioratstreffens<br />
zusammen mit den Benediktinerinnen von<br />
Maria Rickenbach, in deren komfortablen<br />
Gästehäusern sie untergebracht waren.<br />
Priorin Schwester M. Andrea Käppeli nahm<br />
sich freundlicherweise sogar die Zeit für eine<br />
Klosterführung mit Besichtigung der Paramentenweberei<br />
und der Kräuterei, wo die<br />
Schwestern heilsame Teemischungen herstellen.<br />
KALEIDOSKOP<br />
Da die ganze Woche lang sonniges und<br />
warmes Sommerwetter herrschte, konnte<br />
auch ein Wandertag auf das Buochserhorn<br />
(1807 M.ü.M.) und auf die Musenalp durchgeführt<br />
werden.<br />
Am Mittwochabend empfing Kaplan Albert<br />
Fuchs die Gruppe in der <strong>Wallfahrt</strong>skirche<br />
und unterrichtete sie über die Baugeschichte<br />
und die <strong>Wallfahrt</strong>tradition des<br />
Ortes.<br />
Neben den fruchtbaren Diskussionen<br />
zum vorgegebenen Thema boten die Tage<br />
auch ausreichend Gelegenheit für informelle<br />
Begegnungen und Erfahrungsaustausch<br />
unter den jungen Mönchen aus den verschiedenen<br />
Klöstern.<br />
Frater Mauritius Honegger<br />
Vordere Reihe von links: Frater Urs Maria (Marienberg), Novize Odo Maria (Marienberg),<br />
Frater Otto (Muri-Gries), Frater Thomas, Novize Roger (Mariastein), Frater Mauritius, Pater<br />
Bruno (Disentis), Novize Chandon (Disentis); hintere Reihe von links: Pater Ludwig (Mariastein),<br />
Kandidat Walter (Mariastein), Kandidat Burkhard (Marienberg), Novize Philipp, Bruder<br />
Martin (Disentis), Novize Stefan (Mariastein), Frater Justinus, Bruder Thierry (Disentis),<br />
Frater Daniel, Pater Markus (Marienberg), Pater Gregor.<br />
65
66<br />
KALEIDOSKOP<br />
Ausbildung im benediktinischen Kontext<br />
Der lange Weg<br />
zu dreimaliger Umkehr<br />
Der vorliegende Artikel ist eine leicht überarbeitete Version eines Vortrages mit dem<br />
Titel «Theologiestudium im benediktinischen Kontext», gehalten an der Salzburger<br />
Äbtekonferenz zum Tagungsthema «Ausbildung» in Salzburg am Donnerstag,<br />
27. März 2008. Der mündliche Stil des Vortrages wurde beibehalten. Obwohl vor<br />
allem im Hinblick auf das Studium der Theologie abgefasst, sind die dargelegten<br />
Gedanken auf das Thema der Ausbildung in den Klöstern ganz allgemein anwendbar.<br />
Der Verfasser, Pater Dr. phil. Patrick Weisser OSB, ist Mönch des Klosters <strong>Einsiedeln</strong>.<br />
Er lehrt Philosophie an der Theologischen Schule und am Gymnasium des<br />
Klosters und leitet als Studienpräfekt die Theologische Schule.<br />
Wo und wie sollen wir unseren benediktinischen<br />
Nachwuchs ausbilden? Sollen wir ihn<br />
nach dem Noviziat an irgendeine staatliche<br />
Universität schicken oder an eine kirchliche<br />
wie z.B. die Benediktinerhochschule S. Anselmo<br />
in Rom? Ist ein Benediktinerkolleg<br />
wie in Salzburg mit Studium an der staatlichen<br />
Universität die Lösung? Oder ist das<br />
Ideal eine klosterinterne kleine Hausschule<br />
wie die Theologische Schule der Benediktinerabtei<br />
<strong>Einsiedeln</strong>?<br />
Bei dieser Frage klingt ein Dilemma an: Einerseits<br />
möchten wir unseren Nachwuchs solid<br />
akademisch ausbilden und wir tragen dafür<br />
auch die Verantwortung. Andererseits<br />
besteht aber die Gefahr, dass ein junger<br />
Mönch, der nach nur ein, zwei Jahren Klosterleben<br />
an eine staatliche Universität gesandt<br />
wird, plötzlich wieder selber zurechtkommen<br />
muss und will. Nach drei Jahren soll er dann<br />
Profess auf eine Gemeinschaft ablegen, in der<br />
er für die längste Zeit seines Ordenslebens gar<br />
nicht mehr gelebt hat. Wie wir aus Erfahrung<br />
wissen, treten in dieser Situation nicht wenige<br />
wieder aus dem Kloster aus.<br />
Wo und wie sollen wir unseren klostereigenen<br />
Nachwuchs ausbilden? Der vorliegen-<br />
de Artikel möchte einige klärende Gedanken<br />
zu diesem Fragenkomplex bieten. Zunächst<br />
gehen wir der Frage nach, was wir<br />
denn eigentlich unter «Ausbildung» in unserem<br />
Fall verstehen wollen. Was ist das Ausbildungsziel?<br />
Vielleicht ist das weniger klar,<br />
als es zunächst scheinen möchte. Daran<br />
schliesst sich die Frage an, wie weit eine monastische<br />
und theologische Ausbildung das<br />
formulierte Ziel überhaupt erreicht. Auch<br />
die Antwort auf diese Frage fällt etwas anders<br />
aus, als es wünschenswert wäre. Entsprechend<br />
stellt sich konsequent die Frage:<br />
Wie könnte das Erreichen des Ausbildungszieles<br />
verbessert werden?<br />
Das Ausbildungsziel<br />
Was ist das Ziel der Ausbildung unserer jungen<br />
Mitbrüder und Mitschwestern? Was erwarten<br />
wir, wenn wir sie zum Theologiestudium<br />
schicken? Diese Frage ist grundlegender<br />
Natur. Denn wir können die Frage nach einem<br />
geeigneten Ausbildungsort für unseren<br />
Klosternachwuchs nur dann sinnvoll beantworten,<br />
wenn wir uns bewusst sind, was wir<br />
denn mit dieser Ausbildung eigentlich erreichen<br />
wollen.
In der heutigen Zeit des Nachwuchsmangels<br />
sind wir versucht, die Ausbildung unserer<br />
Jungen möglichst schnell und kurz zu<br />
halten, damit sie möglichst rasch die so vielfältigen<br />
anstehenden Aufgaben mittragen<br />
können. Also möglichst nach dem Noviziat<br />
schon beginnen; möglichst an einer Schule,<br />
die bereits einiges an gemachten Leistungen<br />
anerkennt; möglichst den Stoff von drei Semestern<br />
in zwei erledigen.<br />
Vor wenigen Jahrzehnten, als es noch<br />
zahlreiche Priester in den Diözesen gab,<br />
konnten es sich die Bischöfe leisten, ihre<br />
Priester nach der Grundausbildung in einem<br />
theologischen Fach spezialisieren, gar doktorieren<br />
zu lassen. Das bedeutete einen<br />
grossen kulturellen Reichtum für eine Diözese.<br />
Heute sieht das anders aus. Die wenigen<br />
Kandidaten kommen nach der Weihe<br />
gleich in die Seelsorge und sind nach ein<br />
paar Jahren bereits Pfarrer, oft mehrerer Gemeinden<br />
gleichzeitig.<br />
Was ist das Ausbildungsziel? Befragen<br />
wir die Benediktsregel, welches Ziel sie für<br />
die Ausbildung des Klosternachwuchses vorsieht,<br />
dann sind wir überrascht: Die Regel<br />
formuliert nicht so sehr systematische Anweisungen<br />
für die Ausbildung der angehenden<br />
Mönche und Nonnen, sondern sie regelt<br />
den Klosteralltag, das Klosterleben. Benedikt<br />
kennt unser Schema nicht, wonach man<br />
zunächst eine Ausbildung macht, um dann<br />
z.B. Mönch zu sein. Seine Optik ist vielmehr<br />
umgekehrt: Das Klosterleben überhaupt<br />
dient der Ausbildung. Benedikt beschreibt<br />
seine Absicht kurz und bündig: «Wir wollen<br />
also eine Schule für den Dienst des Herrn<br />
einrichten.» (RB Prol. 45: «dominici scola servitii».)<br />
In diesem Licht wird auch das Ausbildungsziel<br />
der Schule Benedikts klar und eindeutig<br />
formuliert: Er will seine Lebensschule<br />
einrichten, «damit in allem Gott verherrlicht<br />
werde» («ut in omnibus glorificetur deus»;<br />
RB 57,9.)<br />
Benedikt geht es bei seiner Schule und<br />
seinem Ausbildungsziel nicht darum, Menschen<br />
für bestimmte Dienste vorzubereiten,<br />
auch wenn natürlich z.B. das Lesenlernen<br />
KALEIDOSKOP<br />
Der Autor Pater Patrick Weisser, Präfekt der<br />
Theologischen Schule.<br />
oder das Erlernen eines Handwerks nicht fehlen.<br />
Benedikts Ausbildungsziel geht sehr viel<br />
tiefer: Es geht darum, Gott im eigenen Leben<br />
und in der Welt zu entdecken und ihn zu verherrlichen.<br />
Das ist ganz offensichtlich eine Lebensaufgabe.<br />
Das Ausbildungsziel Benedikts<br />
ist letztlich kein anderes als der Ruf Jesu im<br />
Evangelium: «Kehrt um! Denn das Himmelreich<br />
ist nahe.» (Mt 4,17.) Benedikt schreibt<br />
ausdrücklich: «So kehrst du durch die Mühe<br />
des Gehorsams zu dem zurück, den du durch<br />
die Trägheit des Ungehorsams verlassen<br />
hast.» (RB Prol. 2: «redeas».)<br />
Wenn wir unseren Klosternachwuchs also<br />
zur Ausbildung senden, so geht es letztlich<br />
und eigentlich also um den Weg der<br />
Umkehr, wie er für das Evangelium typisch<br />
ist. Bei der Frage, wohin wir unseren Nachwuchs<br />
zur Ausbildung schicken wollen, stellt<br />
sich damit als grundlegendes Kriterium:<br />
Dient die gewählte Ausbildung und der gewählte<br />
Ausbildungsort tatsächlich dem Anliegen<br />
der Umkehr? Wenn nicht, wäre von<br />
einer solchen Ausbildung abzusehen. Bene-<br />
67
68<br />
KALEIDOSKOP<br />
Keine rein akademische Ausbildung: Theologiestudenten<br />
bei der Gartenarbeit.<br />
dikt will nicht, dass ein Mönch durch die<br />
Ausübung einer besonderen Tätigkeit stolz<br />
wird (cf. RB 57,2f.). Schon gar nicht darf Ausbildung<br />
zur Einbildung führen. Ist das der<br />
Fall, dann richtet eine Ausbildung mehr<br />
Schaden an, als dass sie nützt.<br />
Umkehr ist das eigentliche Ziel einer<br />
Ausbildung im benediktinischen Geist. Diese<br />
Behauptung scheint zunächst reichlich lebensfern.<br />
Wie sollen wir mit diesem Ziel die<br />
Frage klären, wie und wo wir unsere jungen<br />
Mitbrüder und Mitschwestern ausbilden sollen?<br />
Der Schein aber trügt. Was Umkehr als<br />
Ausbildungsziel bedeutet, das lässt sich<br />
durchaus konkretisieren. Ein günstiges Modell<br />
dafür bietet der 1984 verstorbene Jesuit<br />
Bernard Lonergan. Er unterscheidet drei Arten<br />
von Umkehr, die aufeinander aufbauen.<br />
Sie seien im Folgenden frei wiedergegeben.<br />
(Cf. Lonergan, Method, S. 237-44, zitiert und<br />
dargestellt in Kiely, S. 27f., 212-227, 231-239<br />
etc.)<br />
1. Eine intellektuelle Umkehr machen<br />
wir, wenn wir erkennen, dass die Wirklich-<br />
keit anders ist, als wir bisher gedacht haben.<br />
Wir machen dann die durchaus erschreckende<br />
Erfahrung, dass unsere Sicht der Welt<br />
falsch oder doch viel zu einfach gewesen ist.<br />
Der Schock der intellektuellen Umkehr ist<br />
notwendig, wenn wir der Wirklichkeit der<br />
Welt und unserer eigenen Wirklichkeit einigermassen<br />
gerecht werden wollen. Wir<br />
brauchen diese Umkehr, wenn wir von Gott<br />
nicht so naiv denken wollen wie nach dem<br />
Religionskritiker David Hume der Bauer, der<br />
meint, der Staat müsse so funktionieren wie<br />
sein Bauernhof (cf. Hume, S. 32). Die intellektuelle<br />
Umkehr kann und soll Ziel der intellektuellen<br />
oder akademischen Ausbildung<br />
sein. Eine solide Ausbildung in<br />
Philosophie und Theologie bringt uns – hoffentlich<br />
– immer wieder genau an diesen<br />
Punkt, an dem wir entdecken, wie relativ<br />
unsere Erkenntnis und unser Wissen doch eigentlich<br />
sind, sei es in der Wissenschaft, in<br />
der Philosophie oder auch im religiösen<br />
Glauben. Nach Lonergan ist jedoch bereits<br />
die intellektuelle Umkehr «sehr selten» (Kiely,<br />
S. 215 Anm.).<br />
2. Die moralische Umkehr geht einen<br />
entscheidenden Schritt weiter. Sie bedeutet,<br />
dass wir die gewonnenen intellektuellen<br />
Einsichten ins praktische Leben umzusetzen<br />
beginnen. Dieses Umsetzen von<br />
Einsichten, erkannten Werten und Zielen<br />
ins konkrete Leben kostet immer seinen<br />
Preis. Ein einfaches Beispiel: Jeder weiss,<br />
dass Rauchen schädlich ist. Doch mit Rauchen<br />
wirklich aufzuhören, das ist eine ganz<br />
andere Sache. Wir machen alle immer wieder<br />
die durchaus zur Demut führende Erfahrung,<br />
dass Wissen, auch Glaubenswissen,<br />
noch nicht Leben ist.<br />
3. Die religiöse Umkehr schliesslich<br />
schneidet nach der intellektuellen und der<br />
moralischen Umkehr noch einmal tiefer ins<br />
Fleisch. Es geht Lonergan dabei um den<br />
Wandel von einem egozentrischen zu einem<br />
echt theozentrischen Weltbild. Es handelt<br />
sich um eine Art «kopernikanische Wende»<br />
(Kiely, S. 28) von einem Weltbild, in dem wir<br />
selbst die Sonne sind, um die alles kreist
(auch der allmächtige Gott ist da nur ein Planet<br />
unter vielen) zu einem wahrhaft religiösen<br />
Weltbild, in der wir den Mittelpunkt des<br />
Universums endlich an Gott abtreten und<br />
wie die anderen Planeten um ihn zu kreisen<br />
beginnen, der allein die Sonne der Gerechtigkeit<br />
ist, die Wahrheit und das Leben.<br />
Wir sehen: Umkehr ist tatsächlich eine<br />
Lebensaufgabe. Die dreifache Umkehr nach<br />
Lonergan macht deutlich, wie sehr es hier<br />
um eine ganzheitliche und damit lebenslange<br />
Bildung geht. Wenn wirklich diese Umkehr<br />
und nicht nur die Eignung für bestimmte<br />
Funktionen das Ausbildungsziel für<br />
unsere Mönche und Nonnen sein soll, dann<br />
greift eine rein intellektuelle, eine rein akademische<br />
Ausbildung eindeutig zu kurz.<br />
Ausbildung im benediktinischen Kontext<br />
muss mehr bedeuten als einen blossen Zuwachs<br />
an Informationen und Kenntnissen,<br />
mehr als eine Bildung nur des Geistes, mehr<br />
als nur eine Vermittlung von Idealen christlichen<br />
Lebens.<br />
Wird das Ausbildungsziel erreicht?<br />
Wird in unseren Ausbildungsstätten, in den<br />
theologischen Schulen und Seminaren das<br />
Ausbildungsziel, die Umkehr, erreicht? In einer<br />
kleinen Publikation kommt der Jesuit<br />
Franco Imoda im Anschluss an entsprechende<br />
Studien zu folgendem ernüchternden Resultat,<br />
das hier ebenfalls frei wiedergeben<br />
wird: Nach vier Jahren der Ausbildung in einem<br />
Seminar oder einer kirchlichen Institution<br />
ist auf geistiger Ebene (das entspricht in<br />
etwa der intellektuellen Umkehr) zwar einiges<br />
vermittelt worden; auf tieferer, ganzheitlicher<br />
Ebene (also in Bezug auf eine moralische<br />
und religiöse Umkehr) hingegen<br />
lernen die Seminaristen und Ordensleute<br />
nicht nur nichts hinzu, sondern die meisten<br />
von ihnen sind nach der Ausbildung schlechter<br />
daran, als sie es vorher waren! Das liegt<br />
nicht zuletzt darin begründet, dass nachweisbar<br />
sechzig bis achtzig Prozent der<br />
Menschen nicht wissen, was ihre eigentliche<br />
Schwierigkeit, ihr zentraler innerer Konflikt<br />
ist. (Cf. Imoda, S. 28, 34-40.)<br />
KALEIDOSKOP<br />
Es ist also nachweislich nicht der Fall,<br />
dass sich die drei Formen der Umkehr einfach<br />
durch ein akademisches, kirchlich oder<br />
staatlich garantiertes Studium herbeiführen<br />
lassen. Im Gegenteil, es gilt vielmehr umgekehrt:<br />
«Umkehr kommt vor dem rechten Gebrauch<br />
der Vernunft...» (Kiely, S. 224; Übersetzung<br />
von mir.)<br />
Dass eine rein akademische Ausbildung<br />
für unser benediktinisches Ausbildungsziel<br />
nicht zureichend ist, lässt sich leicht illustrieren.<br />
Wir Menschen neigen dazu, mit unseren<br />
Handlungen, mit unserem Wissen und<br />
damit auch mit unserer Ausbildung ganz unterschiedliche<br />
Ziele zu verfolgen. Wir können<br />
unser Tun und Wissen, vereinfacht gesagt,<br />
in zweifacher Weise einsetzen. Zum<br />
Einen können wir mit unserem Tun und Wissen<br />
den eigenen Vorteil suchen, letztlich vor<br />
allem wohl zur Abwehr von Minderwertigkeitsgefühlen.<br />
Wir erwerben dann z.B. einen<br />
akademischen Grad oder bemühen uns<br />
um ein angeblich höheres klösterliches Amt,<br />
um anderen und vor allem uns selbst zu beweisen,<br />
dass wir auch jemand sind. Es geht<br />
uns in diesem Fall um einen Wert nur «für<br />
mich». Zum Zweiten können wir – und nur<br />
das ist im Sinne Benedikts und deshalb unser<br />
eigentliches Ausbildungsziel – unser Wissen<br />
und unser Tun zur Ehre Gottes und zum<br />
Wohl der Menschen einsetzen. Wir haben es<br />
dann nicht mehr nötig, dies oder jenes zu erreichen;<br />
es geht um einen Wert, der «in<br />
sich» gültig ist und der deshalb auch uns<br />
selbst beglückt.<br />
Der Blick in unsere Gemeinschaften wie<br />
auch der Blick ins eigene Leben zeigt: Ein Leben<br />
für einen Wert «in sich» statt für einen<br />
Wert nur «für mich» ist trotz unserer Berufung<br />
und unseres christlichen Glaubens gar<br />
nicht selbstverständlich und geschieht alles<br />
andere als von selbst. Den Satz aus dem<br />
Evangelium: «Wie schwer ist es für Menschen,<br />
die viel besitzen, in das Reich Gottes<br />
zu kommen» (Mk 10,23) übersetzt Amedeo<br />
Cencini, ein italienischer Psychologe und<br />
Priester deshalb einmal wie folgt: «Wie<br />
schwer ist es für Menschen mit einem aka-<br />
69
70<br />
KALEIDOSKOP<br />
demischen Abschluss, in das Reich Gottes zu<br />
kommen.»<br />
Unter Akademikern gibt es bekanntlich<br />
viel Pseudowissenschaftlichkeit, Prahlerei<br />
und Vortäuschung falscher Tatsachen. In<br />
Philosophie und Theologie ist eine solche<br />
Haltung fehl am Platz. Sie steht im krassen<br />
Widerspruch zum benediktinischen Ausbildungsziel.<br />
Ziel ist eigentlich die Suche nach<br />
Wahrheit, nicht die Vortäuschung von Allwissenheit;<br />
Ziel ist die Suche nach Gott, der<br />
die Liebe ist, nicht die Suche nach Selbstbestätigung,<br />
dass eigentlich wir Gott sind; Ziel<br />
ist die Vorbereitung für den Dienst an den<br />
Menschen und die Arbeit an der eigenen<br />
Umkehr, nicht die Inszenierung der eigenen<br />
Selbstdarstellung und die Investition ins eigene<br />
Prestige.<br />
Die Aufgabe, vor der wir stehen, wenn<br />
es um die Ausbildung unseres Nachwuchses<br />
geht, ist folglich eine doppelte: Wir müssen<br />
ganz klar die akademische Qualität der Ausbildung<br />
garantieren, dürfen dabei aber das<br />
letzte Ziel der Ausbildung, die Umkehr, nicht<br />
aus den Augen verlieren. Denn, wie Donald<br />
B. Cozzens, Leiter eines Priesterseminares in<br />
den Vereinigten Staaten betont: «Wenn<br />
man an die Weiterbildung ohne Ehrfurcht<br />
und Demut herangeht, führt das zu Stolz<br />
und Verhärtung des Herzens.» (S. 163). Bernhard<br />
von Clairvaux formuliert diese doppelte<br />
Aufgabe einmal so: «Was täte die Bildung<br />
ohne die Liebe? Sich aufblähen. Was täte die<br />
Liebe ohne die Bildung? Sich verirren.» Benedikt<br />
selbst bringt dieses doppelte Ziel der<br />
Ausbildung zum Ausdruck, wenn er «begründet<br />
und mit Demut» in Kapitel 31 den<br />
Cellerar eine unangemessene Bitte abschlagen,<br />
in Kapitel 61 den fremden Mönch eine<br />
begründete Kritik äussern und in Kapitel 65<br />
die Gemeinschaft die Bitte um einen Prior<br />
formulieren lässt («rationabiliter cum humilitate»;<br />
RB 31,7; 61,4; 65,14).<br />
Ausbildung im benediktinischen<br />
Kontext<br />
Es stellt sich nun die Frage, wie wir in der<br />
Ausbildung unseres Nachwuchses und im ei-<br />
genen Leben dem Ausbildungsziel der Umkehr<br />
näher kommen können, wie sich das<br />
geschilderte nüchterne Resultat verbessern<br />
liesse. Ein paar Gedanken – in lockerer Abfolge<br />
geordnet – können dabei vielleicht<br />
hilfreich sein.<br />
1. Umkehr können wir nicht erzwingen;<br />
Umkehr stellt sich ein, wenn es Zeit dafür ist.<br />
Umkehr drängt sich in unserem Leben oft<br />
von einer Seite her auf, von der wir es zuletzt<br />
erwartet hätten. Das zeigt ein Blick auf<br />
unsere eigene Lebensgeschichte. Zur Umkehr<br />
werden wir meist erst dann bereit,<br />
nachdem wir mit dem Kopf in die Wand gerannt<br />
sind. Erst dann erkennen wir, dass die<br />
Wirklichkeit anders ist, als wir gedacht haben<br />
(intellektuelle Umkehr); erst dann machen<br />
wir die Erfahrung, dass sich in unserem<br />
Leben etwas ändern muss (moralische Umkehr);<br />
erst dann machen wir die Erfahrung,<br />
dass das Leben nicht einfach dazu da ist, Erfolg<br />
zu haben, sondern dass es einen tieferen<br />
Sinn haben muss, der für sich selber<br />
spricht (religiöse Umkehr).<br />
2. Die Ausbildung zur Umkehr ist letztlich<br />
immer freiwillig. Sie bringt nur dann etwas,<br />
wenn wir dieses Ziel auch wirklich erreichen<br />
wollen. Diese Bereitschaft gehört<br />
allerdings zu den Kriterien für die Aufnahme<br />
neuer Ordensmitglieder: Benedikt fordert<br />
vom Neuankömmling nicht viel, sehr<br />
wohl aber, ob er «wirklich Gott sucht» («si<br />
revera deum quaerit»; RB 58,7).<br />
3. Aus der Tatsache, dass Umkehr freiwillig<br />
ist und meist erst dann ansteht, wenn wir<br />
entsprechende Grenzerfahrungen am eigenen<br />
Leib gemacht haben, folgt, dass das<br />
Ausbildungsziel der Umkehr nicht von aussen<br />
organisiert werden kann. Auch die besten<br />
Vorlesungen und die besten geistlichen<br />
Begleitgespräche nützen nichts, wenn der<br />
junge Mönch, die junge Nonne zum nächsten<br />
Schritt innerlich noch nicht bereit ist. An<br />
diesem Punkt stossen Ausbildner immer an<br />
harte Grenzen und Widerstände. Es ist wichtig,<br />
dass wir um diese Grenzen wissen und<br />
mit ihnen rechnen. Das erfordert einerseits<br />
viel Geduld, andererseits aber auch die Hart-
näckigkeit, vom gesteckten Ziel der Umkehr<br />
nie und nirgends abzuweichen. Diese doppelte<br />
Haltung kommt im alten Grundsatz<br />
für die Seelsorge gut zum Ausdruck: «stark<br />
in der Sache, sanft in der Art und Weise»<br />
(«fortiter in re, suaviter in modo»).<br />
4. Die auszubildenden Mitbrüder und<br />
Mitschwestern dürfen auf ihrem Weg nicht<br />
allein gelassen werden. Es geht nicht, sie irgendwohin<br />
zur Ausbildung zu senden und<br />
sie dort ihrem eigenen Schicksal zu überlassen.<br />
Ein Gemeinschaftsleben ist für unser<br />
Ausbildungsziel unabdingbar notwendig;<br />
und am Besten erfüllt diese Aufgabe eine<br />
reale, nicht eine nur provisorische Gemeinschaft,<br />
wie sie in Seminaren oft recht künstlich<br />
erzeugt wird.<br />
5. Eine Ausbildung, die tiefer geht,<br />
bringt eine Zeit des Zweifelns mit sich, der<br />
Unklarheit, des Suchens, des Nicht-Wissens,<br />
des Gehens im Dunkeln (cf. Cencini, S. 81ff.).<br />
All dies kann grosse Angst auslösen. Deshalb<br />
muss eine solide geistliche Begleitung integraler<br />
Bestandteil benediktinischer Ausbildung<br />
sein. Amedeo Cencini prägt die sehr<br />
deutliche Aussage: «Eine wahre religiöse<br />
Umkehr scheint ohne geistliche Begleitung<br />
nicht möglich.» (Cencini, S. 84; Übersetzung<br />
Gruppenfoto von Studierenden in der Aula der Theologischen Schule.<br />
KALEIDOSKOP<br />
von mir.) Die Ausbildung durch die geistliche<br />
Begleitung versucht, in die Tiefe der eigenen<br />
Person zu gehen, vor allem unsere Gefühlswelt<br />
besser zu verstehen, die verborgenen<br />
Regungen des Herzens, unsere wahren<br />
Bedürfnisse und Motive, die Welt der Wünsche<br />
und Ängste, die eigene Lebensgeschichte.<br />
Nur auf diese Weise können wir<br />
mit der Zeit besser verstehen, wie und wo<br />
die Gegenwart noch zu sehr Sklavin der eigenen<br />
Vergangenheit ist. Hilfreich ist es, in<br />
unserer geistlichen Ausbildung jeweils von<br />
der konkreten aktuellen Erfahrung, von unseren<br />
konkreten Anliegen und Sorgen auszugehen.<br />
Denn gerade im Konkreten zeigt<br />
sich einem geübten Auge oft sehr eindrücklich,<br />
was eigentlich die wahren Gefühle, Bedürfnisse<br />
und Schwierigkeiten eines Menschen<br />
sind.<br />
6. Wenn die Ausbildung im benediktinischen<br />
Kontext unser Denken und Leben verändern<br />
soll, dann gilt es, dass wir dort arbeiten,<br />
wo wir tatsächlich stehen, und nicht<br />
meinen, einen Wissenszustand oder ein Ideal<br />
vorgeben zu müssen, die wir noch gar<br />
nicht erreicht haben. Es geht also darum, in<br />
Demut, d.h. mit Realitätssinn, uns selbst und<br />
den anderen nichts vorzutäuschen. Unser<br />
71
72<br />
KALEIDOSKOP<br />
Nachwuchs soll schliesslich nach der Ausbildung<br />
anderen Menschen tatsächlich etwas<br />
sein, nicht nur scheinen. Damit die Ausbildung<br />
diesen Zweck erreicht, muss es möglich<br />
sein, Fragen zu stellen, vielleicht sogar<br />
Irrwege zu gehen. Eine ehrliche Frage ist nie<br />
eine dumme Frage, und nur aus eigener Erfahrung<br />
werden wir schliesslich klug.<br />
7. Eine Ausbildung, die zur Umkehr führt,<br />
erstreckt sich ganz offensichtlich über einen<br />
längeren Zeitraum. Soll die Ausbildung tiefer<br />
greifen, ist es unerlässlich, dass wir uns und<br />
unserem Nachwuchs die notwendige Zeit<br />
zum Verstehen zugestehen. Ludwig Wittgenstein<br />
schreibt in diesem Sinn: «Der Gruss der<br />
Philosophen untereinander sollte sein: ‚Lass<br />
Dir Zeit!’» (Vermischte Bemerkungen, S. 563.)<br />
Als ein Motto für die benediktinische Weise<br />
der Ausbildung kann gelten, «non multa, sed<br />
multum»: Nicht viele Informationen wollen<br />
wir uns aneignen, sondern wir wollen auf tieferer<br />
Schicht viel profitieren.<br />
8. Am Ende der Ausbildung darf bei einem<br />
jungen Mönch und einer jungen Nonne<br />
nicht der Eindruck entstehen, dass sie jetzt<br />
alles wissen, sondern Ziel ist vielmehr die sokratische<br />
Einsicht in die Grenzen des eigenen<br />
Wissens: «Ich weiss, dass ich nichts<br />
weiss.» Der Zisterzienserabt André Louf<br />
weist vor allem auf zwei Gefahren hin. Er<br />
nennt sie den «inneren Richter» (S. 30) und<br />
den «Abgott des eigenen Spiegelbildes» (S.<br />
32). Die Ausbildung zur Umkehr befreit von<br />
beiden. Der «innere Richter» ist das eigene<br />
Über-Ich, das uns ständig verurteilt und zu<br />
grösserer Leistung anspornt. Das «eigene<br />
Spiegelbild» ist die ständige Versuchung,<br />
bei allem, was wir tun, stets wie in einen<br />
Spiegel auf uns selbst zu schauen, um zu beobachten,<br />
wie gut wir auf andere wirken.<br />
Beides sind Hindernisse, um Gott als Befreier<br />
erfahren und unseres Lebens wirklich froh<br />
werden zu können. Louf empfiehlt deshalb,<br />
gegen beide Gefahren mit massiven Mitteln<br />
vorzugehen, und er benutzt entsprechend<br />
harte Ausdrücke: Es gilt nach ihm, dem inneren<br />
Richter «den Hals umzudrehen» (S. 29),<br />
ihn auszuschalten und zu vernichten (cf. S.<br />
30), und den inneren Spiegel gilt es «zu zertrümmern»,<br />
damit wir wie Saulus endlich<br />
«vom Pferd fallen» (S. 33).<br />
Schluss<br />
Wir haben versucht, dem Wesen und Ziel der<br />
Ausbildung im Kontext des benediktinischen<br />
Lebens etwas auf die Spur zu kommen.<br />
Wenn wir Mut bekommen haben, an<br />
uns selbst zu arbeiten und die Frage der<br />
Ausbildung unseres Ordensnachwuchses<br />
nicht nur auf Fragen von Ausbildungsort<br />
und Studiengang zu reduzieren, dann haben<br />
sich die gemachten Überlegungen gelohnt.<br />
Eine Ausbildung zu verfolgen, die<br />
akademisch verantwortlich ist, aber letztlich<br />
die Umkehr im Auge hat, ist nach Imoda<br />
zwar ein «langer Weg, vielleicht zu lange für<br />
den, der zu schnellen und technischen Lösungen<br />
versucht ist, aber vielversprechend<br />
und, im Grunde, evangelisch.» (S. 56; Übersetzung<br />
von mir.) Wir können hinzufügen:<br />
«auch benediktinisch». Pater Patrick Weisser<br />
Bibliographie<br />
Cencini, Amedeo, Amerai il Signore Dio tuo. Psicologia<br />
dell’incontro con Dio. Bologna (EDB) settima edizione<br />
1992. – Cozzens, Donald B., Das Priesteramt im<br />
Wandel. Chancen und Perspektiven. Aus dem Amerikanischen<br />
übersetzt von Petra Simone Hanel. Mainz<br />
(Grünewald) 2003. – Hume, David, Dialoge über natürliche<br />
Religion. Übersetzt und herausgegeben von<br />
Norbert Hoerster. Stuttgart (Philipp Reclam Jun.)<br />
1981. – Imoda, Franco, Esercizi spirituali e psicologia.<br />
L’altezza, la larghezza e la profondità (Ef 3,18). Roma<br />
(Editrice Pontificia Gregoriana) 1994. – Kiely, Bartholomew<br />
B., Psychology and Moral Theology. Lines of<br />
Convergence. Rome (Gregorian University) 1st reprint<br />
1987. – Lonergan, Bernard J.F., Method in Theology.<br />
Toronto (University Press) reprint 1990. – Louf, André,<br />
«Geistliche Begleitung heute», in Louf, André, und<br />
Dufner, Meinrad, Geistliche Vaterschaft. Münsterschwarzach<br />
(Vier-Türme-Verlag) 1984, S. 18-43. – Puzicha,<br />
Michaela (Hrsg.), Kommentar zur Benediktusregel.<br />
St. Ottilien (EOS) 2002. – Wittgenstein, Ludwig.<br />
Bemerkungen über die Farben. Über Gewissheit. Zettel.<br />
Vermischte Bemerkungen. Werkausgabe Band 8.<br />
Frankfurt am Main (Suhrkamp) 4. Auflage 1990.
Statuen von Johann Baptist Babel<br />
Der Apostel Andreas<br />
Der Apostel Andreas hat einen griechischen<br />
Namen, der Mannhafte. Er war ein Jünger<br />
des Johannes des Täufers. Bei diesem lernte<br />
er Jesus kennen. Er selbst hat seinen Bruder<br />
Simon, der später Petrus genannt wurde, zu<br />
Jesus geführt. Der Berufung nach ist er der<br />
erste der Apostel.<br />
Statue im Unteren Chor<br />
Auch von ihm hat der berühmte Stukkateur<br />
Johann Baptist Babel (1716–1799) für den<br />
Unteren Chor der Einsiedler Klosterkirche eine<br />
eindrucksvolle Statue geschaffen. Er hält<br />
Ein eindrückliches Kunstwerk – der heilige<br />
Andreas von Johann Baptist Babel im Unteren<br />
Chor der Einsiedler Klosterkirche.<br />
KALEIDOSKOP<br />
den Augenblick vor der Kreuzigung des<br />
Apostels fest, da dieser vor dem schrägen<br />
Kreuz oder Diagonalkreuz steht und zum<br />
Volk zu sprechen scheint. Das war in Pontos<br />
oder Bithynien, wohin er als Missionar gekommen<br />
war. Da er auch griechisch sprach,<br />
hatte er auch in Griechenland und in den<br />
Gebieten an der unteren Donau missioniert.<br />
Der Grund für sein Martyrium ist nicht bekannt.<br />
Andreas in der Darstellung Babels<br />
Babel stellt Andreas vor ein nicht allzu<br />
starkes Schrägkreuz aus Baumstämmen, die<br />
nicht entrindet sind. Andreas, eine hagere<br />
Figur, hält sich elegant mit seinen Armen an<br />
dem rechten Baumstamm. Er hat noch alle<br />
seine Haupthaare und einen bescheidenen<br />
Bart. Seine Augen schauen nach unten,<br />
wohl auf die vor ihm stehenden Leute. Sein<br />
Gesichtsausdruck zeigt Besorgnis um die<br />
Leute. Sein Mund ist geschlossen, aber doch<br />
kann man annehmen, dass er mit den Leuten<br />
gesprochen hat. Er steht scheinbar nur<br />
auf einem Fuss, was seiner Haltung eine gewisse<br />
Schwingung verleiht. Sein Gewand ist<br />
bei den Lenden aufgeschürzt, was eine starke<br />
Faltung bewirkt. Für eine Kreuzigung erscheint<br />
das Ganze zu harmlos. Vielleicht<br />
aber will der Künstler zeigen, wie gelassen<br />
die ersten Christen Leiden und Tod auf sich<br />
genommen haben. Die Reliquien des heiligen<br />
Andreas befanden sich lange in Rom.<br />
Papst Paul VI. hat sie der orthodoxen Kirche<br />
zurück gegeben, als ein Zeichen der Versöhnung.<br />
Dazu möge die friedliche Statue<br />
des Apostels Andreas in der Klosterkirche<br />
etwas beitragen.<br />
Pater Joachim Salzgeber<br />
73
74<br />
KALEIDOSKOP<br />
Klosterkirche<br />
Die grosse Reinigung ist überfällig<br />
Die Klosterkirche müsse etwa alle zehn Jahre gereinigt werden, um Schäden an<br />
Bil-dern, Stukkaturen und Statuen zu vermeiden, sagten uns die Fachleute vor zwölf<br />
Jahren nach Abschluss der Restauration. Inzwischen ist bereits wieder Pilzbefall<br />
festgestellt worden, eine Gesamtreinigung ist dringlich. Die Kosten dürften sich auf<br />
etwa 1,5 Millionen Franken belaufen. Das Kloster ist auf Spenden angewiesen.<br />
Die Klosterkirche ist prächtig renoviert und<br />
mit hohen Kosten erneuert worden, aber deswegen<br />
ist sie kein luftleeres, von äusseren Immissionen<br />
befreites Gebäude. Da kommen<br />
täglich viele Menschen durch die Tür, manchmal<br />
tausende. Das verursacht ungeheure Luftzirkulationen<br />
in diesem riesigen Raum, von<br />
denen der stille Beter gewöhnlich gar nichts<br />
spürt, nur dann, wenn der Föhn im April oder<br />
in den Herbstmonaten stürmt. Dann wird<br />
auch der andächtigste Beter wegen des Pfeifens<br />
durch die Glastüren aufgeschreckt und<br />
gestört. Manchmal schlägt dann der Wind 130<br />
Meter weiter hinten offene Türen mit Getöse<br />
zu, oder den in den Chor einziehenden Mönchen<br />
wird die gewöhnlich geordnet herunterhängende<br />
Kapuze unordentlich zum Kopf<br />
hinaufgewirbelt.<br />
Feuchtigkeit und Staub<br />
Die Luftzirkulationen werden aber meistens<br />
durch die Temperatur verursacht. Wenn sich<br />
viele Menschen versammeln, steigt die Temperatur<br />
erheblich, auch die Feuchtigkeit<br />
nimmt stark zu. Daraus entsteht ein Wärmekegel,<br />
der in die Höhe steigt und natürlich<br />
unendlich viel Staub in Umlauf bringt. Unsere<br />
Sakristane und Sigristen geben sich alle<br />
Mühe, die Kirche in tadellosem, sauberem<br />
Zustand zu halten, was ihnen auch gelingt.<br />
Aber gegen die Luftumwälzungen sind sie<br />
machtlos. Der Staub setzt sich ab an den<br />
feuchten Wänden, an den zum Teil vor<br />
Feuchtigkeit tropfenden Gemälden und<br />
Kuppeln. Er lässt sich auf den Kapitellen und<br />
Simsen nieder und beschmutzt die vielen<br />
Statuen, Engel, kleinen Putten und Stuckaturen,<br />
dringt überall ein, auch in die sehr empfindlichen<br />
Orgeln. Momentan tragen unsere<br />
Figuren eine Art Hermelinschal, leider nicht<br />
leuchtend weiss, sondern staubgrau.<br />
Schädlicher Weihrauch<br />
Lange Zeit waren auch die Opferkerzen ein<br />
grosses Problem. Diese haben die Wände<br />
schwer verrusst. Gott sei Dank wurde während<br />
der Kirchenrestauration bei den Kerzenständern<br />
ein sehr wirksamer Wärmeund<br />
Schmutzabzug eingebaut, sodass dieses<br />
Problem inzwischen behoben ist.<br />
Nicht aber das Problem des Weihrauchs.<br />
Dieser sehr schädlich für pilzbefallene Bilder,<br />
wirkt sogar wie ein Gärstoff. Aber unsere Kirche<br />
ist ein Gotteshaus, das dem Gottesdienst<br />
dienen soll und kein steriler Raum. Das nehmen<br />
wir zusammen mit den vielen Pilgern<br />
einfach in Kauf. Sonst müssten wir unser Gotteshaus<br />
als <strong>Wallfahrt</strong>skirche schliessen.<br />
Wir stehen nun vor einer schwierigen<br />
Aufgabe, der alle am liebsten ausweichen<br />
möchten: die Kirchenreinigung. Bereits bei<br />
der Fertigstellung der Restauration wurde<br />
von den verantwortlichen Restauratoren<br />
angemeldet, dass die Kirche alle zehn Jahre
Dieser Engel sollte vom Schmutz befreit werden.<br />
gründlich gereinigt werden müsse, wenn<br />
wir sie in gutem Zustand erhalten wollten.<br />
Das haben wir zweifellos im Sinn. Nur sind<br />
seit der Vollendung der Restauration bereits<br />
zwölf Jahre verstrichen... In nicht all zu ferner<br />
Zukunft müssen wir diese Arbeiten unbedingt<br />
in Angriff nehmen.<br />
Es ist alles vorbereitet<br />
Sie wird etwa ein halbes Jahr dauern und<br />
verschiedene Equipen von Fachleuten beschäftigen<br />
– die Restauratoren, die Gerüstmannschaft<br />
und unsere Klosterwerkstätten.<br />
Alles wird genau geplant und vorbereitet.<br />
Beginnen werden wir, wenn wir grünes Licht<br />
gegeben haben, im Obern Chor, hinter dem<br />
Hochaltarbild, und von dort schrittweise<br />
rückwärts bis zum Oktogon über der Gnadenkapelle.<br />
Die Gerüstequipe wird vermutlich<br />
ununterbrochen in Aktion sein, ebenfalls<br />
die gesamte Restaurationsmannschaft.<br />
Im vergangenen Winter hatten wir verschiedene<br />
Untersuchungen machen lassen.<br />
Zu klären war insbesondere die Frage, mit<br />
welchem Fungizid (Pilzbekämpfung) die Gemälde<br />
zu behandeln sind. Leider haben wir<br />
immer wieder mit dem Pilzbefall zu kämpfen,<br />
dies aber nicht nur wegen des Weihrauchs,<br />
sondern auch wegen gewisser organischer<br />
Farben, in denen sich der Pilz sichtlich<br />
KALEIDOSKOP<br />
wohlfühlt. Laut einem Fachmann ist der Pilz<br />
dort, wo er sich eingenistet hat, kaum mehr<br />
auszurotten. Er werde immer wieder auftauchen<br />
und wuchern wie Unkraut. Wir können<br />
nur versuchen, ihn möglichst in Schranken zu<br />
halten. Die offenen Fenster, das tägliche Lüften<br />
der Klosterkirche ist eine der Massnahmen,<br />
aber sie reicht nicht aus. Dank der Pilzabstriche,<br />
die die EMPA St. Gallen im letzten<br />
Winter gemacht hat, kann das am besten<br />
wirksame Fungizid bestimmt werden.<br />
Das Kloster braucht Ihre Hilfe<br />
Warum nun schreibe ich Ihnen von dieser Reinigung?<br />
Die Leser unserer <strong>Zeitschrift</strong> haben<br />
das Kloster in den Jahren der Kirchenrenovation<br />
immer grosszügig unterstützt. Ich möchte<br />
daher jetzt mit der Bitte an Sie gelangen,<br />
uns für die Reinigung der Klosterkirche wieder<br />
zu unterstützen. Die Kosten sind auf 1,5<br />
Millionen Franken veranschlagt. Da wir keine<br />
Kirchensteuer beziehen, sind wir auf Spenden<br />
angewiesen, um diese dringend notwendige<br />
Massnahme durchführen zu können. Deshalb<br />
erlaubt es sich das Kloster, Sie schon jetzt um<br />
Ihre Unterstützung anzugehen. Für Ihr Wohlwollen<br />
und jede Gabe danken wir Ihnen von<br />
Herzen – und Sie wissen sicher, dass wir in unserem<br />
täglichen Gebet an alle unsere Wohltäter<br />
denken. Das wird auch so bleiben.<br />
Pater Pascal Meyerhans, Kustos der Klosterkirche<br />
Sie können uns jetzt schon für die grosse<br />
Kirchenreinigung unterstützen. Einzahlungen<br />
bitte auf folgendes Konto:<br />
Schweizer Postcheckkonto<br />
Kloster <strong>Einsiedeln</strong><br />
8840 <strong>Einsiedeln</strong><br />
Konto-Nr. 60-1224-8<br />
Verwendungszweck: Reinigung Klosterkirche<br />
Herzlichen Dank für jeden Beitrag!<br />
75
80<br />
KALEIDOSKOP<br />
THEOLOGIE<br />
Jürgen Moltmann, Mensch. Kreuz, Stuttgart,<br />
2009, 160 S., CHF 19.90, ISBN 978-3-<br />
7831-3396-7.<br />
Was ist der Mensch? Auf<br />
diese Frage gibt es heute<br />
eine Vielzahl von Antworten<br />
aus der Soziologie,<br />
der Psychologie, aus<br />
verschiedenen Weltanschauungen,<br />
aber auch<br />
aus der Theologie. In<br />
diesem Buch beleuchtet Moltmann<br />
die verschiedenen Menschenbilder<br />
und rückt sie ins<br />
Verhältnis zu seiner eigenen<br />
theologischen Position. Ein<br />
zeitlos-aktueller Entwurf zum<br />
christlichen Menschenbild.<br />
Verfasst von einem der grössten<br />
Theologen unserer Zeit.<br />
SPIRITUALITÄT<br />
Christoph Gellner (Hrsg.), «…biographischer<br />
und spiritueller werden». Anstösse für<br />
ein zukunftsfähiges Christentum. Theologischer<br />
Verlag, Zürich, 2009, 175 S., CHF 36.–,<br />
ISBN 978-3-290-20052-7.<br />
Die Situation ist paradox: In der Gegenwartsgesellschaft<br />
ist sowohl ein Rückgang<br />
der Kirchenbindung als auch neue Aufmerksamkeit<br />
für Religiöses zu beobachten, ein<br />
neu erwachter Drang zum Spirituellen, gerade<br />
dort, wo sich zeitgenössische Lebensführung<br />
biographisch verdichtet. Wie kann<br />
kirchliche Glaubenskommunikation an die<br />
Suche heutiger Menschen nach religiöser Erfahrung<br />
anknüpfen, helfen, dafür alltagstaugliche<br />
Ausdrucksformen<br />
auszubilden und zugleich das<br />
Profil des Christlichen schärfen?<br />
Wo ist für Pastoral und<br />
Lebensgestaltung die kritische<br />
Unterscheidung der<br />
Geister nötig? Das Buch ver-<br />
NEUE<br />
BÜCHER<br />
sammelt konzeptionelle Neuansätze und<br />
konkrete Praxisimpulse, wie kirchliche Angebote<br />
biographischer und spiritueller gestaltet<br />
werden und gerade so mehr Interesse<br />
an der Begegnung mit Gott wecken<br />
können. Mit Beiträgen<br />
unter anderen von Christoph<br />
Gellner, Judith Könemann,<br />
Vreni Merz,<br />
Bernhard Waldmüller.<br />
Dalai Lama, Meine spirituelle<br />
Biographie. Diogenes,<br />
Zürich, 2009, 315 S., CHF 40.90, ISBN<br />
978-3-257-06736-1.<br />
bgz. Der Dalai Lama ist einer der humanistischen<br />
Vorzeigedenker unserer<br />
Epoche. Dieses Buch enthält<br />
Texte des Dalai Lama,<br />
die verstreut schon in verschiedenen<br />
Publikationen<br />
abgedruckt oder bei Veranstaltungen<br />
gelesen wurden.<br />
In einer Art Autobiographie<br />
liegen sie hier gesammelt<br />
und kommentiert vor. Es sind eindrückliche,<br />
oft anrührende Dokumente eines engagierten<br />
Weltverbesserers von überzeugendem<br />
Format.<br />
SACHBÜCHER<br />
Karl Hillenbrand (Hrsg.), Geistliche Menschen<br />
– menschliche Geistliche. Priester sein<br />
in veränderter Zeit. Echter, Würzburg, 2009,<br />
109 S., CHF 15.90, ISBN 978-3-429-03159-6.<br />
Der Titel dieses Buches geht auf einen<br />
Wunsch zurück, den ein Freund dem Verfasser<br />
vor über 25 Jahren zu<br />
dessen Einführung als Regens<br />
des Würzburger Priesterseminars<br />
mitgab: «Ich<br />
bete für dich, dass du den<br />
jungen Menschen helfen<br />
kannst, geistliche Menschen<br />
und menschliche Geistliche<br />
zu werden.» Diese Perspek-
tive gilt jedoch nicht nur für die Ausbildungszeit,<br />
sondern ist bei allen Bemühungen<br />
um eine tragfähige priesterliche Spiritualität<br />
ein Leben lang massgebend. Die<br />
Beiträge des Bandes, die aus/zu unterschiedlichen<br />
Anlässen entstanden sind, möchten<br />
dazu eine kleine Hilfe sein. Sie alle eint das<br />
Anliegen, im nüchternen Blick auf die veränderten<br />
kirchlichen und gesellschaftlichen<br />
Voraussetzungen den Mitbrüdern im Priesteramt<br />
Mut zu machen.<br />
Corinna Mühlestedt, Christliche Ursymbole.<br />
Wie sie entstanden, was sie bedeuten, was<br />
sie uns heute sagen. Kreuz, Stuttgart, 2009,<br />
200 S., CHF 23.90, ISBN 978-3-7831-3283-0.<br />
Die christliche Symbolik nahm von jeher archaische<br />
Motive auf und ergänzte sie. Mühlstedt<br />
erläutert die Bedeutungsvielfalt<br />
von Natursymbolen,<br />
geometrischen Figuren und<br />
Gegenständen des Alltagslebens,<br />
die in der christlichen<br />
Kunst Eingang gefunden haben,<br />
wie Brot, verschiedene<br />
Tierarten und Zahlen. Dabei geht sie von den<br />
Ursymbolen Licht, Kreuz und Wasser aus. Sie<br />
entfaltet die kunsthistorische und religionsgeschichtliche<br />
Bedeutung, aber auch die spirituelle<br />
Dimension der einzelnen Symbole.<br />
Ein Buch, das uns nicht nur die Symbolsprache<br />
von Kunstwerken besser verstehen lässt,<br />
sondern auch Impulse für unser eigenes Leben<br />
gibt.<br />
Karl Rahner, Der Priester von heute. Herder,<br />
Freiburg i.Br., 2009, 80 S., CHF 17.90, ISBN<br />
978-3-451-32289-1.<br />
Karl Rahners Text «Der Priester<br />
von heute» ist eine moderne,<br />
ja zeitlose Meditation,<br />
die bis heute zahlreichen<br />
Priestern Hilfe und Ermutigung<br />
gegeben hat. Aus Anlass<br />
des von Papst Benedikt<br />
XVI. ausgerufenen «Jahr des<br />
Priesters» wurde dieser Text<br />
neu aufgelegt.<br />
LEBENSHILFE<br />
Helmut Kolitzus, Im Sog der Sucht. Von<br />
Kaufsucht bis Onlinesucht: Die vielen Gesichter<br />
der Abhängigkeit. Kösel, München,<br />
2009, 256 S., mit Illustrationen, CHF 30.90,<br />
ISBN 978-3-466-30816-3.<br />
Wir leben in einer Suchtgesellschaft.<br />
Mehrere Süchte gleichzeitig<br />
sind nicht selten. Dr. Kolitzus<br />
stellt neben Alkohol,<br />
Nikotin und Ess-Störungen insbesondere<br />
die neuen Verhaltenssüchte<br />
wie Arbeits-, Kauf-,<br />
Sex- und Onlinesucht vor.<br />
Süchtige wie Co-Abhängige finden Lösungswege<br />
aus der Abhängigkeit.<br />
BELLETRISTIK<br />
KALEIDOSKOP<br />
Stephan Enter, Spiel, Roman. Berlin Verlag,<br />
Berlin, 2009, 252 S., CHF 31.90, ISBN 978-3-<br />
8270-0812-1.<br />
Der 1968 geborene Niederländer Stephan<br />
Enter erzählt eine Geschichte vom Erwachsenenwerden<br />
in der Provinz.<br />
Norbert tummelt sich<br />
mit Gleichaltrigen bei von<br />
Karl Mays Figuren inspirierten<br />
Indianerspielen. Es sind<br />
subtile Momentaufnahmen<br />
einer Kindheit und Jugend,<br />
die auch in die<br />
Schweiz führen. Im Zug<br />
fährt Norbert mit seiner<br />
Grossmutter in die Ferien in den Bergen. Der<br />
Regisseur, der die poetischen Bilder dieses<br />
Buches allenfalls verfilmen darf ist zu beneiden.<br />
Aleksandar Hemon, Lazarus, Roman. Knaus,<br />
München, 2009, 352 S., CHF 34.90, ISBN 978-<br />
3-8135-0329-6.<br />
bgz. Der 1964 in Sarajewo geborene Aleksandar<br />
Hemon hat sich vor dem Ausbruch des<br />
Bosnien-Krieges nach Amerika aufgemacht,<br />
wo er inzwischen als Literaturgenie gehan-<br />
81
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KALEIDOSKOP<br />
delt wird. «Lazarus» hebt mit<br />
einem Bibelzitat zur Lazarusgeschichte<br />
an und erzählt<br />
auf zwei Ebenen alternierend<br />
von der Ermordung des<br />
angeblichen ostjüdischen<br />
Anarchisten Lazarus Averbuch<br />
1908 in Chicago und<br />
der Suche Briks und Roras nach Spuren Averbuchs<br />
im heutigen postkommunistischen<br />
Osteuropa. Ein gewaltiges Buch, ein dichtes<br />
Werk, erzähltes Leben, wie man es selten<br />
vorgesetzt bekommt.<br />
Yu Hua, Brüder, Roman. S. Fischer, Frankfurt<br />
a. M., 2009, 765 S., CHF 42.90, ISBN 978-3-10-<br />
095803-7.<br />
bgz. Am meisten wundert man sich im Westen<br />
darüber, dass dieses Buch die chinesische<br />
Zensur passieren konnte. Es ist jedenfalls<br />
subversiv genug, um Staatsschützler<br />
auf den Plan zu rufen.<br />
In China war dieser realistische<br />
Roman, der die Zeit<br />
der Kulturrevolution bis zum<br />
Wirtschaftsboom abdeckt,<br />
ein phänomenaler Erfolg.<br />
Der Autor erzählt die Geschichte<br />
der ungleichen Brüder Li und Song<br />
in einer kleinen chinesischen Stadt mit einer<br />
beispiellosen Intensität. Und famosem Augenzwinkern!<br />
Man kann diesem Buch den<br />
künftigen Klassikerstatus voraussagen.<br />
Stephen King, Sunset, Erzählungen. Heyne,<br />
München, 2008, 480 S., CHF 34.90, ISBN 978-<br />
3-453-26604-9.<br />
Dreizehn phantastische Geschichten<br />
über Menschen<br />
wie du und ich, deren gewohntes<br />
Leben urplötzlich<br />
auf den Kopf gestellt wird.<br />
Stephen King hat wieder alle<br />
Register seines Könnens<br />
gezogen. Wie bei seinen Romanen<br />
beweist er auch hier,<br />
dass er ein unnachahmlicher Erzähler ist –<br />
ein wahrer Meister der Kurzgeschichte.<br />
Irène Némirovsky, Herr der Seelen, Roman.<br />
Sammlung Luchterhand, München, 2009,<br />
286 S., CHF 14.90, ISBN 978-3-630-62157-9.<br />
bgz. Irène Némirovsky wurde 1903 als Tochter<br />
eines russischen Bankiers in Kiew geboren.<br />
Sie studierte in Paris Literatur<br />
und avancierte mit<br />
ihrem Roman «David Golder»<br />
zum Star der Pariser<br />
Literaturszene. Der 2005<br />
von ihrer Tochter entzifferte<br />
Roman «Suite française»<br />
über die Okkupation wurde<br />
zur internationalen literarischen<br />
Sensation. Im vorliegenden Roman<br />
erzählt sie das Leben des armen<br />
Immigrantenarztes Dario Asfar, der als<br />
Scharlatan im Frankreich der 1920er Jahre<br />
zu Reichtum kommt.<br />
Ernst Solèr, Staub im Paradies, Kriminalroman.<br />
grafit, Dortmund, 2009, 222 S., CHF<br />
16.50, ISBN 978-3-89425-357-8.<br />
bgz. Dies ist der vierte Krimi aus der Staub-<br />
Reihe des 1960 in Männedorf geborenen<br />
Autors Ernst Solèr. Und es<br />
ist leider der letzte. Im Juli<br />
2008 ist Ernst Solèr an<br />
Krebs verstorben. Fred<br />
Staub, Kommandant der<br />
Zürcher Kantonspolizei,<br />
besucht seine Tochter in Sri<br />
Lanka. Dort wird er Zeuge<br />
eines Attentates. Was hat<br />
der tote Tamile beim Zürcher<br />
Kino Riffraff damit zu tun? Solèrs letztes<br />
Buch ist ein feiner helvetischer Krimispass<br />
mit exotischem Toutch. Liebes<br />
Schweizer Fernsehen, wann kommt die Verfilmung?<br />
Jules Verne, Das Geheimnis des Wilhelm<br />
Storitz, Roman. Piper, München, 2009, 271<br />
S., CHF 16.90, ISBN 978-3-492-26692-5.<br />
bgz. Jules Verne ist nach einer Liste der<br />
UNESCO einer der meistübersetzten Autoren<br />
aller Zeiten. Erstaunlich, dass sein Roman<br />
«Le Secret de Wilhelm Storitz» erst
jetzt auf Deutsch erschien.<br />
Verne erzählt von der unheilvollen<br />
Leidenschaft des<br />
Preussen Wilhelm Storitz zu<br />
Myra Roderich, einer jungen<br />
Ungarin in der fiktiven<br />
ungarischen Stadt Ragz.<br />
Wie in H. G. Wells Roman<br />
«Der Unsichtbare» die Figur<br />
Griffin, kann Storitz sich unsichtbar machen.<br />
Er terrorisiert die Roderichs. Ein typischer<br />
Verne mit viel spannendem Subtext.<br />
P.G. Wodehouse, In alter Frische, Roman..<br />
Edition Epoca, Zürich, 2008, 255 S., CHF 34.–,<br />
ISBN 978-3-905513-46-2.<br />
bgz. Das mit dem «höheren Blödsinn» wird<br />
hier grandios durchexerziert. Die Bücher des<br />
englischen Humoristen P.G. Wodehouse<br />
(1881–1975) sollte man<br />
allen griesgrämigen<br />
Zeitgenossen als Lektüre-Medizin<br />
verordnen.<br />
Den möchte ich sehen,<br />
der danach nicht fröhlicher<br />
in die Welt schaut.<br />
«In alter Frische» spielt<br />
in London und «Blandings<br />
Castle» auf dem<br />
Land. Die Geschichte um einen gestohlenen<br />
ägyptischen Skarabäus birgt Slapstick und<br />
Wortwitz en masse. Wodehouse macht nicht<br />
nur süchtig, sonder schwerst abhängig.<br />
BIOGRAFIE<br />
Niklaus Kuster, Franziskus. Rebell und Heiliger.<br />
Herder, Freiburg i.Br., 2009, 240 S., CHF<br />
30.90, ISBN 978-3-451-30153-7.<br />
Anschaulich und fundiert<br />
zeichnet der Kapuziner Niklaus<br />
Kuster das Leben des<br />
heiligen Franziskus nach. Zugleich<br />
machen die Auslegungen<br />
der bekanntesten<br />
Schriften von Franz von Assisi<br />
die Spiritualität und Krea-<br />
KALEIDOSKOP<br />
tivität des Heiligen für unsere heutige Zeit<br />
fruchtbar. Ausgewählte Bilder verdeutlichen<br />
die Botschaft zu radikaler Nachfolge, zu Geschwisterlichkeit<br />
und zu geistiger Freiheit.<br />
Uwe Wolff, «Das Geheimnis ist mein». Walter<br />
Nigg – eine spirituelle Biographie. Theologischer<br />
Verlag, Zürich, 2009, 516 S., mit<br />
zahlreichen s/w-Abbildungen, CHF 64.–,<br />
ISBN 978-3-290-17509-2.<br />
Walter Nigg (1903–1988) gehört zu den<br />
herausragenden Gestalten unter den<br />
Schweizer Theologen des 20. Jahrhunderts.<br />
In vielfältiger Weise hat er das spirituelle<br />
und politische Leben<br />
seiner Zeit kommentiert<br />
und begleitet. Als<br />
reformierter Seelsorger<br />
und spiritueller Lehrer<br />
suchte er glaubwürdige<br />
Vorbilder nicht nur in<br />
den offiziellen Heiligen,<br />
sondern auch in<br />
Aussenseitern der Kirchengeschichte:<br />
Nigg<br />
hatte die Vision einer neuen mystischen Spiritualität<br />
für das 21. Jahrhundert. 1946 erschien<br />
sein programmatisches Werk «Grosse<br />
Heilige», das zu den wenigen theologischen<br />
Werken gehört, denen eine erhebliche Breitenwirkung<br />
beschieden war. Über drei Millionen<br />
Exemplare seines Buchs wurden weltweit<br />
verkauft. – Die Biographie und<br />
Werkmonographie zeigt Walter Niggs Weg<br />
von der Fachwissenschaft zur narrativen Hagiographie<br />
vor dem Hintergrund der Theologiegeschichte<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts.<br />
Sie leistet damit einen Beitrag zur<br />
Schweizer Kirchen- und Theologiegeschichte<br />
und zeigt, wie zeitgemäss der Unzeitgemässe<br />
inzwischen geworden ist.<br />
Christoph Wrembek, Die so genannte Magdalenerin.<br />
Maria Magdalena – die namenlose<br />
Sünderin und die Schwester der Marta<br />
und des Lazarus. St. Benno-Verlag, Leipzig,<br />
2008, 532 S., CHF 44.50, ISBN 978-3-7462-<br />
2395-7.<br />
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84<br />
KALEIDOSKOP<br />
In allen vier Evangelien finden sich Aussagen<br />
über sie, die rätselhafte Frau aus Magdala,<br />
um die sich jahrhundertelang zahlreiche Legenden<br />
ranken. Die grosse Liebende wird sie<br />
genauso genannt wie die grosse Sünderin<br />
und Büsserin. Immer<br />
wieder wurde versucht,<br />
ihre besondere Beziehung<br />
zu Jesus von Nazareth<br />
zu deuten. Doch<br />
wer war diese Frau aus<br />
Magdala wirklich? Ihrem<br />
wahren Gesicht auf die<br />
Spur zu kommen, dass<br />
war das Ziel jahrelanger<br />
Arbeit und Recherche des Theologen, Priesterseelsorgers<br />
und Jesuiten Christoph Wrembek.<br />
Auf der Suche nach der Wahrheit stellt<br />
der Autor sich all diesen Bildern, die das<br />
Image von Maria Magdalena über Jahrhunderte<br />
geprägt haben. Präzise und in ständiger<br />
Auseinandersetzung mit der Bibelwissenschaft<br />
geht der Autor zu den historischen<br />
Anfängen zurück und lässt Maria, die so genannte<br />
Magdalenerin, anschaulich lebendig<br />
werden.<br />
GESCHICHTE<br />
Abt Dominikus Hagenauer (1746–1811) von<br />
St. Peter in Salzburg. Tagebücher 1786–<br />
1810. Teilband I: Tagebücher 1786–1798,<br />
XVII, 669 S. Teilband II: Tagebücher 1799–<br />
1810, 750 S. Teilband III: Anhänge und Register,<br />
199 S. und 2 Karten. Herausgegeben<br />
von der Historischen Sektion der Bayerischen<br />
Benediktinerakademie, bearbeitet<br />
und kommentiert von Adolf Hahnl, Hannelore<br />
und Rudolph Angermüller. EOS Verlag,<br />
St. Ottilien, 2009.<br />
In den 24 Jahren Tagebuch berichtet Abt Dominik<br />
Hagenauer verhältnismässig wenig<br />
von seinem Kloster. Immer wieder werden<br />
Gewitter, Überschwemmungen, Missernten,<br />
oft auch ganz dramatisch, erwähnt. Oft<br />
weist er auf seine Hochämter hin. Sozusagen<br />
immer ist die Rede vom Adel, vom Erz-<br />
bischof und von der Regierung. Sehr beschäftigen<br />
ihn die Klosteraufhebungen unter<br />
Josef II. Er ist auf dem Laufenden über<br />
das damalige Finanzwesen. Er kennt sich<br />
auch in militärischen Fragen bestens aus. Er<br />
nimmt auch zum Zeitgeschehen Stellung,<br />
besonders etwa zur Französischen Revolution.<br />
Je länger je mehr verfasst er zu den einzelnen<br />
Fragen eigentliche Artikel. Er weiss<br />
Auskunft auf verschiedensten Gebieten. In<br />
den Angelegenheiten der Stadt Salzburg ist<br />
er daheim. Man darf dieses Tagebuch als eine<br />
wahre Fundgrube bezeichnen. Man muss<br />
die ausserordentliche Disziplin dieses Tagebuchschreibers<br />
bewundern, der vielfach eigentliche<br />
Abhandlungen für den Leser bereit<br />
hält.<br />
Der Kommentar zu diesen Angaben und<br />
Ausführungen ist sehr reichhaltig, vor allem<br />
in genealogischer Hinsicht. Im dritten Band<br />
(Registerband) wird die<br />
Möglichkeit geboten,<br />
mit diesem umfassenden<br />
Werk auch arbeiten<br />
zu können. Es wird die<br />
Trauerrede auf Abt Dominik<br />
Hagenauer von<br />
Pater Cölestin Spatzenegger<br />
angeführt, die vor<br />
allem über seinen Tod<br />
orientiert. Auf 35 Seiten<br />
werden in Kurzbiographie das Leben und<br />
die schriftstellerische Tätigkeit der damaligen<br />
Mönche von St. Peter dargestellt. Es<br />
wird auch der Besitz von St. Peter und Nonnberg<br />
aufgelistet. Es finden sich Abkürzungsverzeichnis,<br />
Glossar, Quellen- und Literaturverzeichnis<br />
sowie ein Gesamtregister. Zur<br />
geographischen Orientierung sind zwei Karten<br />
beigegeben: über die Situation des Klosters<br />
St. Peter und die Stadt Salzburg um<br />
1810. Auf dem Einband des ersten Bandes<br />
hat sich leider ein Fehler eingeschlichen; es<br />
sollte heissen: «Teilband I: Tagebücher<br />
1786–1798», nicht «Tagebücher 1799–<br />
1810».<br />
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