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Dr. Norbert Weidinger - Willkommen beim Bistum Mainz

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missio<br />

3/2007<br />

konkret<br />

FÜR GEMEINDE UND SCHULE<br />

Geben<br />

Quelle: Gudrun Löwner<br />

Zum Thema S. 3<br />

Von Geber-Mentalitäten<br />

Schriftwort S. 6<br />

Manche Wunder<br />

sind möglich<br />

Pfarrgemeinderat S. 14<br />

Geben und Empfangen<br />

Zum Gespräch S. 16<br />

Ist Geben wirklich<br />

„seliger denn nehmen“?<br />

Ein Gesprächsabend<br />

Kinder der Einen Welt S. 21<br />

Geben & Empfangen gehören<br />

immer zusammen<br />

Schule<br />

Geben<br />

Bausteine für die Grundschule<br />

Quelle: Photos Service


2<br />

Zum Titelbild<br />

Armut teilt<br />

Buddhistische Mönche leben konsequent<br />

die Armut. Sie erbetteln ihre tägliche Nahrung.<br />

Auf diesem Bild jedoch teilen Mönche<br />

und Nonnen Speisen aus – an noch<br />

Ärmere, die nicht aus eigenem Willen zu<br />

den Ärmsten zählen. Für andere zu betteln<br />

und diese Almosen dann an die Ärmsten zu<br />

verteilen, ist die glaubwürdigste Form der<br />

Armut.<br />

Der Künstler<br />

Hatigammana Uttarananda, geboren 1954,<br />

stammt aus Sri Lanka.<br />

Herausgeber:<br />

Internationales Katholisches Missionswerk<br />

Ludwig Missionsverein KdöR<br />

Pettenkoferstraße 26-28<br />

80336 München<br />

Tel.: 089/5162-0<br />

Fax: 089/5162-335<br />

info@missio.de<br />

www.missio-muenchen.de<br />

Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag<br />

von jährlich € 10,– enthalten.<br />

Redaktion: Bärbel Zeimantz<br />

Tel.: 089/5162-223<br />

b.zeimantz@missio.de<br />

Redaktionsschluss: 16. Juli 2007<br />

Erscheinungsweise: viermal jährlich<br />

Layout: WWS, Aachen<br />

Satz: missio/A.-M. Blumetti<br />

<strong>Dr</strong>uck: Gerber GmbH <strong>Dr</strong>uck+Medien<br />

Kirchheim/München<br />

missio konkret 3/2007<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

wir sind als Christen immer wieder aufgerufen zu<br />

geben, besonders im Monat der Weltmission, im<br />

Oktober. Und wenn man Sprichwörter oder Redensarten<br />

von Geben und Empfangen gegenüberstellt,<br />

wird schnell deutlich: Der Aufforderung zum Geben<br />

und einer positiven Beurteilung „Geben ist seliger als<br />

Nehmen“ steht oft ein demütigender und passiver<br />

Aspekt des Empfangens gegenüber „Die Wohltat hab<br />

ich empfangen, die Freiheit ist mir entgangen.“<br />

Diese fast strikte Trennung zwischen Geben und<br />

Empfangen bzw. die Reduzierung des Vorgangs auf<br />

einen Aspekt, das Geben oder das Empfangen – wir<br />

die Gebenden, die anderen die Empfangenden –<br />

greift zu kurz.<br />

Nur wenn das Gegenüber bereit ist zu empfangen,<br />

dann kann ich geben. – Nur wenn der andere bereit<br />

ist zu geben, kann ich empfangen. Das heißt, beide<br />

Seiten müssen aktiv werden. Und es ist zu fragen:<br />

Sind hier nicht beide je Gebende und Empfangende.<br />

Was empfange ich, wenn der andere meine Gabe<br />

annimmt? Was gebe ich, wenn ich die Gabe<br />

annehme?<br />

Ich wünsche uns, dass wir mit Freude und ohne Vorbehalte<br />

geben und empfangen können.<br />

Ihre<br />

Bärbel Zeimantz


ZUM THEMA<br />

Von Geber-Mentalitäten<br />

von André Gerth<br />

Unlängst wurde von eher unerwarteter Seite in einem<br />

anderen Zusammenhang formuliert, was auch für das Verständnis<br />

von „Geben“ oder „Spenden“ im weltkirchlich-missionarischen<br />

Zusammenhang gilt:<br />

„Im Grunde geht es nicht primär um Spenden, es geht<br />

nicht primär um Wohltätigkeit, in dem hier häufig mit dem<br />

Wort „Struktur“ belegten Begriff, sondern es geht zunächst<br />

einmal um diese fundamentale Großherzigkeit, die darin<br />

besteht, dass man sich interessiert. Dass man etwas spendet,<br />

was vielleicht das Wertvollste ist, was man überhaupt<br />

spenden kann: Interesse, Anteilnahme, unter Umständen<br />

die Fähigkeit zur Identifikation.“ 1<br />

Der weltreisende Literat, Autor, Film- und Medienschaffende<br />

Roger Willemsen versucht mit diesen Worten zu erklären,<br />

woher die Bereitschaft von Menschen kommt, für<br />

Afrika zu spenden – d.h. immer wieder für Afrika zu spenden,<br />

also für einen Kontinent, der für die meisten Spender<br />

eigentlich fremd ist und wohl auch bleiben wird und dessen<br />

Geschick für sie auf den ersten Blick keine besondere<br />

Tragweite zu haben scheint.<br />

Geben – mehr als nur der „Schrumpfgestus“<br />

der Hilfstätigkeit<br />

Willemsen erkennt im Spenden ein grundlegendes<br />

menschliches Bedürfnis nach umfassender Solidarität, das in<br />

der monetären Spende für Afrika seinen vorläufigen Ausdruck<br />

findet. Es geht seiner Auffassung nach <strong>beim</strong> Spenden<br />

um Menschliches und Zwischenmenschliches, um Respekt<br />

und gegenseitige Achtung in ungleichen Beziehungen der<br />

Menschen zueinander, um die Würde des Menschen als<br />

Spender und des Menschen als Empfänger, als Geber und<br />

als Nehmer, und letztlich um das, was zwischenmenschlich<br />

an Solidarität möglich ist. In seiner Rede zum 10-jährigen<br />

Bestehen des Verbandes Entwicklungspolitik deutscher<br />

Nichtregierungsorganisationen e.V. (VENRO) stellt Willemsen<br />

jedenfalls deutlich heraus, dass es den Menschen <strong>beim</strong><br />

Spenden um mehr als nur um den „Schrumfgestus“ der Hilfstätigkeit<br />

geht und auch gehen sollte, der je nach Grad emotionaler<br />

Berührung selektiv und personenbezogen Mildtätigkeit<br />

zukommen lässt. Das wäre für den Geber und den<br />

Empfänger entwürdigend. Es käme einer „barbarischen Verurteilung“<br />

bestimmter Menschen in solche gleich, die sich<br />

nicht zur Mildtätigkeit eignen, und in solche, die dies tun.<br />

Willemsen schildert es in seiner Rede noch drastischer.<br />

Als „Außenseiter“, als Medienmensch, der sich dem Thema<br />

Wohltätigkeit in entwicklungspolitischen Zusammenhängen<br />

unvoreingenommen nähert, hat Willemsen auf Anhieb<br />

etwas Grundlegendes und Entscheidendes erfasst. Es geht<br />

<strong>beim</strong> Spenden um die menschenwürdigen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

und -bedürfnisse ungleicher Beziehungen und Verhältnisse<br />

zwischen Menschen. Es sind Menschen, die spenden,<br />

und Menschen, die empfangen, aber die Beziehung<br />

zwischen ihnen nur darauf zu reduzieren, wird diesen Menschen,<br />

ihren Bedürfnissen und ihrer Bestimmung füreinander<br />

nicht gerecht.<br />

Worin besteht das ‚Mehr’, das über das<br />

reine Geldspenden hinausgeht?<br />

Es braucht mehr, es gibt mehr und die Menschen können<br />

mehr, wollen mehr und sind mehr füreinander als ein<br />

Geldtransfer es letztlich leisten kann:<br />

„Dieser Teil reicht nicht, wenn man sich erstens mit der<br />

Kultur seines Gegenübers nicht befasst, und wenn man sich<br />

zweitens im Grunde genommen nicht klar macht, dass<br />

man immer dann, so pathetisch das klingen mag, ein besseres<br />

Leben führen wird, wenn man es zumindest zum<br />

Teil für Andere führt. Schon deshalb, weil aus diesem<br />

Leben, das man für Andere führt, so eine Steigerung des<br />

eigenen vitalen Gebildes entsteht, so eine vielfache Bestrahlung<br />

durch andere Meinungen, andere Formen der Aneignung<br />

von Wirklichkeit, andere Formen, sie zu interpretieren.<br />

Insofern bin ich am Ende der Beschenkte.“ 2<br />

Willemsen versucht hier – in einer Stegreifrede wohlgemerkt<br />

– zu formulieren, worin dieses ‚Mehr’ besteht, das über<br />

das reine Spenden hinausgeht. Füreinander da sein umfasst<br />

mehr als materielles Spenden. Mit der materiellen Unterstützung<br />

oder Wohltätigkeit alleine ist die Sache als solche und<br />

nach Willemsen auch aus der Sicht der Spender nicht „abgehakt“.<br />

Der Bezug zu den Menschen, zu ihrer Kultur und ih-<br />

missio konkret 3/2007 3


4<br />

rem Lebensumfeld, will in den Blick genommen werden. Interesse,<br />

Engagement, Information, Urteilsvermögen, Handlungskompetenz,<br />

Empathie, Vertrautheit und Verantwortung<br />

schöpfen erst die zwischenmenschlichen Möglichkeiten sinnvollen<br />

und recht verstandenen Gebens und Nehmens aus,<br />

natürlich auch im Hinblick auf die entwicklungsbezogene<br />

Zusammenarbeit. Ohne Beachtung und Einbindung dieser<br />

personalen und kulturellen Bezüge droht die materielle Unterstützung<br />

zu einer Frage der rein technischen oder wirtschaftlichen<br />

Abwicklung reduziert zu werden, die weit hinter<br />

dem zurückliegt, was Solidarität und letztlich Menschsein<br />

bedeuten kann; Schieflagen, Missverhältnisse, Abhängigkeiten<br />

und Missverständnisse sind die Folge.<br />

Allein materielle Unterstützung zu leisten, greift nach Willemsen<br />

zudem auch deshalb zu kurz, weil es eine verpasste<br />

Chance wäre, wenn man bedenkt, was ein solidarisches Leben<br />

für Andere an Schätzen in sich bergen kann. Willemsen<br />

spricht hier von einer „Steigerung des eigenen vitalen Gebildes“<br />

und einer „vielfachen Bestrahlung“ durch andere Weisen,<br />

das Leben zu sehen und zu leben, also letztlich von einem<br />

Mehr an Sein und einem bereicherten Leben in all seinen<br />

Vollzügen. Das hier Gemeinte wird auch mit dem schlichten<br />

Sprichwort: „Geben ist seliger als nehmen“ angesprochen.<br />

Der Wunsch nach würdiger Gestaltung<br />

ungleicher Verhältnisse<br />

Das Spenden für Afrika ist nach Willemsen ein vielleicht<br />

hilfloser und verkappter Ausdruck des umfassenderen<br />

Bedürfnisses und Wunsches eines jeden, fundamentale<br />

Großherzigkeit und Solidarität zu leben und Interesse und<br />

Anteilnahme für den Anderen zu bekunden. Die schnelle<br />

Geldspende als Gewissensentlastung und im Sinne einer<br />

Delegation der weiteren Verantwortung für die Umsetzung<br />

des Spendezwecks befriedigt nicht. Menschen wollen mehr.<br />

Der Spender will den personalen, sachlichen und inhaltlichen<br />

Bezug zum Empfänger und zum Spendezweck und der<br />

Empfänger erhofft sich mindestens eine Form von Verständnis<br />

seiner Lage, seines Anliegens und Respekt. Menschen<br />

ahnen, dass in einem Leben füreinander die Fülle des<br />

Lebens Gestalt gewinnen kann, dass man durch das Leben<br />

für Andere selbst viel erhält und eben selbst am Ende zum<br />

Beschenkten wird. Diese Art solidarischer Lebensführung und<br />

-haltung achtet das Gegenüber als Mitmenschen, ehrt, würdigt<br />

und schätzt ihn.<br />

Vermutlich war es Roger Willemsen nicht bewusst, wie<br />

sehr sich seine knappe und auch launisch-bissige Analyse des<br />

Spendens und des Spenders mit dem christlichen Verständnis<br />

einer „Geberhaltung“ bzw. mit einer Grundhaltung<br />

missio konkret 3/2007<br />

deckt, die Kirche als weltweite Solidargemeinschaft ausmacht<br />

und sie als missionarisch auszeichnet. Es geht um ein<br />

Geben, das im Glauben und im Leben eingebettet ist und<br />

von daher seine Tragweite entfaltet, so wie die von missio neu<br />

eingeführte Kurzformel „glauben.leben.geben.“ es zum Ausdruck<br />

bringt. „Geben“ ist hier keinesfalls als platter oder imperativer<br />

Aufruf zu Geldspenden gedacht. Nein. Das wäre<br />

ja, was Willemsen zu Recht auch als einfältig und unzureichend<br />

karikiert. Geben geht Hand in Hand mit Glauben und<br />

Leben und kann aus christlicher Sicht davon nicht isoliert<br />

betrachtet oder getätigt werden, ohne zugleich Substantielles<br />

in seiner Begründung und Ausformung preisgeben zu<br />

müssen. Das christliche Verständnis des Gebens oder Spendens<br />

im weltkirchlich-missionarischen Zusammenhang ratifiziert<br />

theologisch und praktisch, was nach Willemsen als die<br />

dem Spenden zugrundeliegende Intention ausmacht: Es<br />

macht deutlich, dass Geben über das eigentliche Spenden<br />

grundlegend mit den verschiedenen Dimensionen der würdigen,<br />

verantwortungsvollen und humanen Ausgestaltung<br />

menschlicher Beziehungen zu tun hat: Spenden hat mit<br />

Großherzigkeit, mit Anteilnahme, Interesse bis hin zur Fähigkeit<br />

der Identifikation zu tun, zieht das kulturelle, soziale und<br />

individualmenschliche Umfeld mit ein und eröffnet eine das<br />

Geben übersteigende Dimension des Beschenktseins, die<br />

letztlich im Geschenk der Freiheit vom eigenen Selbst für Gott<br />

gipfelt.<br />

Christliche Geber-Mentalität<br />

Es kann eigentlich gesagt werden, dass sich das Christentum<br />

wesentlich durch seine ausgesprochene „Geber-Mentalität“<br />

auszeichnet bzw. auszeichnen sollte. Die Christen, das<br />

sind die, die zum „Stamme Gib“ gehören, um eine landläufige<br />

Redewendung umzuwenden. Christen sind die, die sich<br />

nur deshalb zusammengefunden haben, um das, was sie erhalten<br />

haben, bedingungslos anderen anzubieten und weiterzugeben.<br />

Theologisch gesprochen: Christen führen den<br />

Heilsdialog Gottes mit den Menschen, der in Jesus Christus<br />

seinen Höhepunkt gefunden hat, hier mit allen Menschen<br />

weiter. Sie haben das göttliche Heil erfahren, glauben an die<br />

göttliche Heilsbotschaft und leben sie, aber nicht für sich,<br />

sondern für die Anderen. Sie geben Menschen alles, was sie<br />

selbst erfahren haben und was anderen dieses göttliche, das<br />

ganze Leben umfassende Heil Gottes erfahrbar macht und<br />

sie vom Unheil befreit, wie und worin es sich auch immer<br />

wieder zeigen mag. Das ist die Mission der Christen: In der<br />

Nachfolge Jesu Christi den Menschen das durch ihn mögliche<br />

Heil anzubieten: den Armen gute Nachricht, den Gefangenen<br />

Entlassung, den Blinden das Augenlicht, den Zerschlagenen<br />

die Freiheit – Heilsdimensionen, die die Sendung Jesu<br />

von der ersten Predigt an bestimmen (vgl. Lk 4,18f.)


Wenn wir Christen also geben, was wann und wo auch<br />

immer für einen Menschen Heil bedeutet, so geben wir, weil<br />

es unsere Bestimmung ist und unser Wesen ausmacht, ja –<br />

weil es der hinlängliche Grund unserer Existenz ist, und dies<br />

ohne Bedingungen zu stellen, bis hin zur Selbsthingabe, bis<br />

hin zum Leben für den Anderen.<br />

Spenden als „Unkosten unseres Volk-<br />

Gottes-Seins“<br />

Gemeinsam haben die Christen aus aller Welt Verantwortung<br />

für diese eine Mission zu tragen. Das schafft geschwisterliche<br />

Solidarität. So ist das Problem eines Schwesternordens<br />

in Benin, der zu wenig Geld für die Ausbildung des<br />

eigenen Nachwuchses hat, nicht nur das Problem dieses<br />

Schwesternordens in Benin, sondern zugleich auch unser Problem:<br />

das Problem der Spendenabteilung von missio, das<br />

Problem der bayerischen Christen, die als potentielle Spender<br />

für dieses Anliegen sensibilisiert werden sollten, und letztlich<br />

das Problem aller Christen, denn die Schwestern erfüllen<br />

dort vor Ort diese unsere eine gemeinsame Mission, für<br />

die wir alle gleichermaßen verantwortlich sind.<br />

„Geben“ ist unter diesen Vorgaben dann nicht eine Frage<br />

des Beliebens: „Die Kosten, die uns dafür abverlangt werden,<br />

sind nicht ein nachträgliches Almosen, sie sind eigentlich<br />

die Unkosten unserer Katholizität, die Unkosten unseres<br />

Volk-Gottes-Seins, der Preis unserer Orthodoxie“ (Unsere<br />

Hoffnung IV, 3, zitiert nach Allen Völkern Sein Heil. Die Mission<br />

der Weltkirche, Die deutschen Bischöfe, Nr. 76, hier S.<br />

60). Hier liegt unter diesen Vorgaben auch nicht ein Verhältnis<br />

zwischen Bittsteller und Gnadengewährer bzw. zwischen<br />

Bettler und Spender vor. Der besagte Schwesternorden<br />

hätte in gewissem Sinn geradezu einen Anspruch auf<br />

Unterstützung und dürfte keinesfalls auf Gedeih und Verderb<br />

unserer momentanen Spenderlaune oder beliebigsubjektiven<br />

Spendekriterien ausgeliefert sein, wodurch<br />

gerade das zum Spenden angeboten wird oder eben werden<br />

muss, was thematisch gerade en vogue ist, als mildtätigkeitswürdig<br />

erachtet wird und Einnahmen verspricht.<br />

Das Gleiche gilt natürlich auch im Hinblick auf das<br />

„Geben“, das über den innerkirchlichen Raum hinausgeht.<br />

Christen geben ja nicht nur anderen Christen das für die<br />

gemeinsame Mission Notwendige. Jedem Menschen sind wir<br />

Christen den Dienst an der Freiheit und Wahrheit schuldig,<br />

wir können ihn niemandem abschlagen. Nicht nur sollen wir<br />

stets bereit sein, jedem Rede und Antwort zu stehen, der<br />

nach der Hoffnung fragt, die uns erfüllt (vgl. 1 Petr 3,15b-<br />

16a), wir sollen auch mit unserem Leben bezeugen, worin<br />

Heil und Befreiung besteht, es anderen anbieten, zugänglich<br />

und erfahrbar machen.<br />

Ein Geben, das Geber und Empfänger<br />

befreit<br />

Ein so in Glauben und Leben eingebettetes Geben oder<br />

Spenden ist weit mehr als ein reiner Geldtransfer es leisten<br />

kann. Es ist ein zweckfreies Geben, ein Angebot ohne Bedingungen<br />

und ohne Erwartung einer Gegenleistung. Es ist ein<br />

Geben, das den Empfänger nicht bloßstellt, entmündigt, zum<br />

Objekt des eigenen paternalistischen Gutmenschentums<br />

instrumentalisiert oder zum Empfänger milder Gaben degradiert.<br />

Es ist ein Geben, das den Empfänger in Verantwortung<br />

und Freiheit entlässt, ein Geben das an den Geber den Anspruch<br />

stellt, Anteil zu nehmen, den Menschen in seinem<br />

Leben und seinem Umfeld wahrzunehmen, zu sehen und zu<br />

achten. Es ist ein Geben, auf das der Empfänger einen Anspruch<br />

hat, um das er nicht betteln und sich in entwürdigende<br />

Abhängigkeit begeben muss. Es ist ein Geben, das vor den<br />

vielen Fallen falsch verstandener Hilfe bewahrt, ein Geben,<br />

das Partnerschaft auf Augenhöhe bedeutet.<br />

1<br />

Roger Willemsen, Am Ende bin ich selbst der Beschenkte, in: eins Entwicklungspolitik.<br />

Information Nord-Süd 3-4 (2006), S. 56-59, hier S. 57.<br />

2<br />

Ebd., S. 58.<br />

»André Gerth<br />

Jahrgang 1968<br />

Referent für Erwachsenenbildung,<br />

missio<br />

a.gerth@missio.de<br />

missio konkret 3/2007 5


6<br />

DAS SCHRIFTWORT<br />

missio konkret 3/2007<br />

Manche Wunder sind möglich<br />

von Nicole Schally<br />

„Geben“ und „Leben geben“, viele biblische Geschichten<br />

können uns zu diesem Thema einfallen, viele handeln<br />

vom Verschenken und vom Austeilen von Lebensnotwendigem.<br />

So zum Beispiel auch die von der Speisung der 5000.<br />

Wir finden sie bei allen vier Evangelisten. Als Nacherzählung<br />

klingt sie beispielsweise so:<br />

Jesus hatte schon einen ganzen Tag lang vor einer großen<br />

Menge von Menschen gesprochen, irgendwo in der<br />

Wüste. Er hat ihnen vom Reich Gottes erzählt, von Hoffnungen<br />

und Träumen. Und immer wieder sind Einzelne zu ihm<br />

gekommen, die Heilung brauchten.<br />

Dieser lange, anstrengende Tag neigt sich nun seinem<br />

Ende entgegen. Die Sonne bewegt sich Richtung Horizont.<br />

Die Jünger Jesu waren natürlich auch den ganzen Tag beschäftigt.<br />

Sie freuen sich nun auf den Feierabend und wenden<br />

sich dementsprechend an Jesus: „Lass die Leute gehen.<br />

Es wäre gut, sie würden in die nächsten Dörfer und Gehöfte<br />

gehen und dort Unterkunft und Essen suchen. Wir sind hier<br />

in einer einsamen Gegend.“ Jesus sieht das aber anders:<br />

„Gebt doch ihr ihnen zu essen!“, ist seine Antwort. Da sagen<br />

die Jünger: „Wie sollen wir das denn machen? Wir haben<br />

hier nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische. Sollen wir etwa<br />

losgehen und für die alle etwas zu essen kaufen? Das sind<br />

doch leicht 5000 Leute!“ Da sagt Jesus: „Sorgt dafür, dass<br />

sie sich in Gruppen von je fünfzig zu Tischgemeinschaften<br />

niederlassen.“ Also gut. Die Jünger leiten das an und bitten<br />

die Leute, sich entsprechend zu lagern. Da nimmt Jesus die<br />

fünf Brote und die zwei Fische, sieht auf zum Himmel,<br />

spricht ein Segensgebet, bricht die Brote und gibt sie den Jüngern<br />

mit der Bitte, sie zu verteilen. Und siehe da: Wundersamerweise<br />

reicht es. Alle essen und alle werden satt. Am<br />

Ende sammelt man ein, was übrig ist. Und das allein sind<br />

zwölf ganze Körbe voll.<br />

Von so einem Wunder erzählt die Bibel. Beim Hören kann<br />

diese wundersame Geschichte ganz Unterschiedliches auslösen.<br />

Die einen nehmen es so hin „wie es da steht“ und erzählt<br />

wird und glauben es halt, – oder eben nicht.<br />

Die anderen versuchen, es zu erklären: „Die Menschen<br />

hatten vielleicht gar nicht so großen Hunger.“ Oder ganz<br />

pfiffig finde ich auch den Erklärungsversuch eines Grundschulkindes:<br />

„Fünf Brote bei 5000 Leuten. Da hat Jesus die<br />

Scheiben aber ganz schön dünn schneiden müssen.“<br />

Es gibt noch weitere Erklärungsversuche. Und einer ist<br />

mir besonders sympathisch: Als es ans Essen ging, haben die<br />

Menschen angefangen, das Mitgebrachte miteinander zu teilen.<br />

Haben ganz vorsichtig ihre noch so kleinen Vorräte aus<br />

der Tasche geholt und den anderen davon angeboten. Und<br />

allein das Teilen und der gute Wille hat das Entscheidende<br />

zum Sattwerden beigetragen.<br />

Wie auch immer man solche biblischen Wundergeschichten<br />

zu erklären versucht:<br />

Manchmal ist es auch hilfreich, sich nicht den Verstand<br />

zu verbiegen und nur danach zu fragen, wie das denn genau<br />

funktionieren konnte. Manchmal ist es besser, diese<br />

Geschichten auf sich wirken zu lassen und sie auf einer tiefen<br />

menschlichen Ebene zu begreifen und zu deuten.<br />

Gerade dann kann man nämlich manche Parallele und<br />

Verbindung entdecken zwischen diesen alten Geschichten<br />

und der eigenen Situation.<br />

Vor meinem inneren Auge wird bei der Speisung der 5000<br />

aus einer ausweglos scheinenden Situation, die erst einmal<br />

Ratlosigkeit hervorruft, die Stress macht und Ängste verursacht,<br />

ein großes, wunderbares Fest. Wo schließlich unerklärlicher<br />

Weise alle satt werden, satt und froh an Leib und<br />

Seele.<br />

Wer hin und wieder mit Planung von Projekten zu tun<br />

hat, wer organisieren muss, der kennt vielleicht auch das Phänomen,<br />

dass sich manchmal ganz plötzlich aus Mangel eine<br />

regelrechte Fülle entwickeln kann; dass Schwierigkeiten und<br />

Hindernisse verschwinden, obwohl man sich das erst einmal<br />

gar nicht hatte vorstellen können.<br />

Das hat dann was von der biblischen Geschichte, wo<br />

Menschen hungrig sind, die Situation ausweglos erscheint<br />

und es dann doch zu einem guten Ende kommt, von dem<br />

man vielleicht gar nicht genau sagen kann, wie es jetzt genau<br />

geschehen ist.<br />

Von einer Art Brotvermehrungswunder erzählt man sich<br />

z.B. auch in einem kleinen Ort, westlich von München, in<br />

Esting. Ein Artikel in der Festschrift zur 1200 Jahrfeier Estings<br />

erinnert daran, wie nach Ende des 2. Weltkriegs der damalige<br />

katholische Kollege Alois Bendert mit Hilfe vieler Estin


gerinnen und Estinger tausenden von Menschen im Kriegsgefangenenlager<br />

im Nachbarort durch unglaublich umfangreiche<br />

Essensspenden das Leben gerettet hat. – Kesselweise<br />

wurde Essen mit Traktoren hinkutschiert – bis zu 2500 belegte<br />

Brote wurden am Tag geschmiert. Mit vielen Zentnern<br />

Lebensmittel wie Kartoffeln und Mehl wurde das Lager<br />

über drei Wochen lang verpflegt, bis die staatlichen Behörden<br />

erst in der Lage waren, die Versorgung zu übernehmen.<br />

Vielleicht standen manche der großzügigen Spenderinnen<br />

und Spender damals noch unter dem Eindruck des Elendszuges,<br />

dem so genannten Todesmarsch der KZ-Häftlinge aus<br />

Dachau, der nicht lange vorher auch durch diesen Ort ging,<br />

wollten helfen und waren froh, diesmal etwas tun zu können.<br />

Ich finde diesen Bericht von der Unterstützung der Kriegsgefangenen<br />

sehr bewegend, auch dass Menschen sich damals,<br />

in der so genannten schlechten Zeit vom Elend anderer,<br />

die ja gerade noch als Feinde galten, haben anrühren lassen<br />

und großzügig tätig geworden sind.<br />

Für mich ist das eine Geschichte, die uns auch Jahrzehnte<br />

später staunen lässt, deren Mitmenschlichkeit und Großzügigkeit<br />

uns inspirieren und<br />

anregen kann.<br />

Und sie lehrt uns: Oft ist<br />

mehr möglich, als man im ersten<br />

Moment glaubt – das ist<br />

auch ein zentraler Punkt der<br />

biblischen Erzählung von der<br />

Speisung der 5000.<br />

So gesehen kann es kein<br />

Schaden sein, an Wunder zu<br />

»Nicole Schally<br />

glauben. An Wunder zu glauben<br />

macht es wahrscheinli-<br />

Theologiestudium in Neuencher,<br />

dass Wunder auch Wirkdettelsau,<br />

Göttingen,<br />

lichkeit werden. – Manche<br />

Utrecht und Heidelberg<br />

Wunder sind möglich.<br />

Klinische Seelsorge Aus-<br />

Manchmal verwandelt sich<br />

bildung<br />

auf wundersame Weise Man-<br />

friedenspädagogische Zugel<br />

in Fülle. Das geschieht, wo<br />

satzausbildung<br />

Verletzungen vergeben wer-<br />

nach dem Vikariat Mitarden,<br />

wo Gräben gemeinsam<br />

beit in der Arbeitsstelle<br />

überwunden werden.<br />

Friedensdienst der evange-<br />

Mangel verwandelt sich in<br />

lischen Kirche der Pfalz<br />

Fülle, wo Menschen ihre Ga-<br />

seit Herbst 2000 Pfarrerin<br />

ben und Fähigkeiten zusam-<br />

in Esting/Olching bei<br />

menlegen und in den Dienst<br />

München<br />

der Gemeinschaft stellen. Wo<br />

Dekanatsjugendpfarrerin<br />

Menschen einander wahrneh-<br />

im Dekanat Fürstenfeldmen,<br />

aufeinander zugehen, da<br />

bruck<br />

sind immer wieder neue An-<br />

ab September 2007 Stellenfänge<br />

möglich, da kann uns<br />

teilerin mit ihrem Mann in<br />

die Kraft der Wunder in unse-<br />

der Kirchengemeinde Gerstrem<br />

Alltag beflügeln.<br />

hofen bei Augsburg<br />

Der missio-Aids-Truck auf Sommertour<br />

Der missio-Aids-Truck ist eine multimedial und erlebnisorientiert<br />

gestaltete Ausstellung zum Thema HIV/Aids in<br />

Afrika, eingebaut in einen Großraumtruck und unterwegs<br />

von Ort zu Ort. Die Lern- und Erlebnisausstellung richtet<br />

sich vor allem an Jugendliche in schulischen und außerschulischen<br />

Kontexten und informiert über den Alltag<br />

Gleichaltriger in Afrika, die von den Folgen der Pandemie<br />

betroffen sind. Präventionsarbeit, die Begleitung HIV-Positiver<br />

sowie die Arbeit von Hilfsorganisationen im Bereich<br />

von HIV/Aids in Afrika werden erläutert. Mögliche Wege<br />

der Solidarität werden den Jugendlichen aufgezeigt, die<br />

zugleich herausgefordert sind, Stellung zur Problematik von<br />

HIV/Aids in Afrika zu beziehen.<br />

In der Zeit zwischen dem 16. Juni und 26. Juli 2007 war<br />

der Aids-Truck unterwegs auf seiner Sommertour durch<br />

die bayerischen Diözesen und das <strong>Bistum</strong> Speyer. An keinem<br />

der 36 Einsatztage kam <strong>beim</strong> Betreuerteam Marius<br />

Pötting, Michaela Körber und Verena Stengel Langeweile<br />

auf, jeder Einsatzort hatte seinen besonderen Charme<br />

und seine besonderen Herausforderungen: ob am Rathausplatz<br />

in Bobingen mit den Schüler/innen der <strong>Dr</strong>.-Jaufmann-<br />

Hauptschule, ob am diözesanen Katholikentag in Johanniskreuz<br />

oder bei den Schülerinnen des Maria-Ward-Gymnasiums<br />

in Altötting,<br />

die gleichzeitig eine<br />

Handabdruckaktion<br />

durchführten.<br />

So besuchte der Aids-<br />

Truck 16 verschiedene<br />

Schulen aller Schulformen<br />

sowie fünf Veranstaltungen<br />

der außerschulischen<br />

Jugendarbeit, etwa in Verbindung mit dem<br />

BDKJ. Gut 3500 Menschen besichtigten in dieser Zeit die<br />

Ausstellung und ließen sich vom Schicksal der afrikanischen<br />

Kinder und Jugendlichen, die von Folgen der Pandemie betroffen<br />

sind, berühren. Dies zeigt die spontane Spendenaktion<br />

der Schülerinnen der St.-Irmengard-Schulen in Garmisch-Partenkirchen<br />

für Aids-Waisen in Afrika und der Einsatz<br />

vieler ehrenamtlicher Helfer bei der Organisation und<br />

Durchführung der Tour.<br />

Für das Jahr 2008 kann der Aids-Truck bei missio<br />

München gebucht werden.<br />

Ansprechpartnerin ist Anna Noweck<br />

Tel. 089/51 62-235<br />

a.noweck@missio.de<br />

missio konkret 3/2007 7


8<br />

DOKUMENTE<br />

[…]<br />

missio konkret 3/2007<br />

Brief des heiligen Vaters<br />

Papst Benedikt XVI.<br />

an die Bischöfe, die Priester, die Personen des gottgeweihten Lebens und<br />

an die Gläubigen der katholischen Kirche in der Volksrepublik China<br />

Die Lage der Kirche<br />

[…]<br />

Mit diesem Brief möchte Papst Benedikt XVI. seine Liebe und seine Nähe zu den Katholiken in China zum Ausdruck bringen.<br />

Er tut dies zweifelsohne in seiner Eigenschaft als Nachfolger Petri und oberster Hirte der Universalkirche. (Ausschnitte)<br />

Bereitschaft zu einem respektvollen und konstruktiven<br />

Dialog<br />

4. Als oberster Hirte der universalen Kirche möchte ich<br />

meinen innigen Dank an den Herrn für das Zeugnis der Treue<br />

zeigen, das die katholische Gemeinde in China unter wirklich<br />

schwierigen Umständen und im Leiden gegeben hat. Zugleich<br />

verspüre ich als meine innerste und unverzichtbare<br />

Pflicht und als Ausdruck meiner Vaterliebe die <strong>Dr</strong>inglichkeit,<br />

die chinesischen Katholiken im Glauben zu bestärken und<br />

ihre Einheit mit den der Kirche eigenen Mitteln zu fördern.<br />

Mit besonderem Interesse verfolge ich auch die Geschehnisse<br />

des ganzen chinesischen Volkes, dem gegenüber ich<br />

große Wertschätzung hege und für das ich Freundschaft<br />

empfinde, bis hin zu dem Wunsch, »dass bald konkrete Wege<br />

der Verständigung und der Zusammenarbeit zwischen<br />

dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China geschaffen<br />

werden«, denn »Freundschaft nährt sich durch Kontakte,<br />

durch geteilte Empfindungen in freudigen und traurigen Situationen,<br />

durch Solidarität, durch gegenseitige Hilfe« 9 .<br />

Und in dieser Blickrichtung hat mein verehrter Vorgänger hinzugefügt:<br />

»Es ist für niemanden ein Geheimnis, dass der Heilige<br />

Stuhl im Namen der ganzen katholischen Kirche und –<br />

so glaube ich – zum Vorteil der gesamten Menschheit die<br />

Eröffnung einer Möglichkeit zum Dialog mit den Behörden<br />

der Volksrepublik China anstrebt, um hierdurch die Missverständnisse<br />

der Vergangenheit zu überwinden und sich dann<br />

gemeinsam für das Wohl des chinesischen Volkes und für<br />

den Frieden in der Welt einzusetzen.« 10<br />

Ich bin mir bewusst, dass eine Normalisierung der Beziehungen<br />

mit der Volksrepublik China Zeit erfordert und guten<br />

Willen auf beiden Seiten voraussetzt. Der Heilige Stuhl<br />

bleibt seinerseits stets für Verhandlungen offen, die notwendig<br />

sind, um die gegenwärtige schwierige Zeit zu überwinden.<br />

Diese drückende Situation von Missverständnissen und<br />

von Unverständnis nützt in der Tat weder den chinesischen<br />

Autoritäten noch der katholischen Kirche in China. Wie Papst<br />

Johannes Paul II., daran erinnernd, was Pater Matteo Ricci<br />

aus Beijing schrieb 11 , erklärte, »erwartet auch die heutige katholische<br />

Kirche von China und von seinen politisch Verantwortlichen<br />

keine Privilegien, sondern nur, den Dialog wiederaufnehmen<br />

zu können, um zu Beziehungen gegenseitiger<br />

Achtung und vertiefter Kenntnis zu gelangen« 12 . China möge<br />

wissen: Die katholische Kirche hat die feste Absicht, noch<br />

einmal einen bescheidenen und uneigennützigen Dienst in<br />

den ihr zukommenden Dingen zum Wohl der chinesischen<br />

Katholiken und aller Bewohner des Landes anzubieten.<br />

Was die Beziehungen zwischen der politischen Gemeinschaft<br />

und der Kirche in China betrifft, ist es hilfreich, an die<br />

erhellende Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils zu erinnern,<br />

das erklärt hat: »Die Kirche, die in keiner Weise hinsichtlich<br />

ihrer Aufgabe und Zuständigkeit mit der politischen<br />

Gemeinschaft verwechselt werden darf noch auch an<br />

irgendein politisches System gebunden ist, ist zugleich Zeichen<br />

und Schutz der Transzendenz der menschlichen Person«.<br />

Und es fährt so fort: »Die politische Gemeinschaft und<br />

die Kirche sind auf je ihrem Gebiet voneinander unabhängig<br />

und autonom. Beide aber dienen, wenn auch in verschiedener<br />

Begründung, der persönlichen und der gesellschaftlichen<br />

Berufung der gleichen Menschen. Diesen Dienst<br />

können beide zum Wohl aller um so wirksamer leisten, je<br />

mehr und besser sie rechtes Zusammenwirken miteinander<br />

pflegen; dabei sind jeweils die Umstände von Ort und Zeit<br />

zu berücksichtigen.« 13<br />

Daher hat auch die katholische Kirche in China die Sendung,<br />

nicht die Struktur oder die Verwaltung des Staates zu<br />

ändern, sondern den Menschen Christus, den Retter der<br />

Welt, zu verkünden. Dabei stützt sie sich – in der Erfüllung<br />

ihres eigenen Apostolats – auf die Kraft Gottes. Wie ich in<br />

meiner Enzyklika Deus caritas est in Erinnerung gerufen<br />

habe, »kann nicht und darf nicht [die Kirche] den politischen<br />

Kampf an sich reißen, um die möglichst gerechte Gesellschaft<br />

zu verwirklichen. Sie kann und darf nicht sich an die Stelle<br />

des Staates setzen. Aber sie kann und darf im Ringen um


Gerechtigkeit auch nicht abseits bleiben. Sie muss auf dem<br />

Weg der Argumentation in das Ringen der Vernunft eintreten,<br />

und sie muss die seelischen Kräfte wecken, ohne die<br />

Gerechtigkeit, die immer auch Verzichte verlangt, sich nicht<br />

durchsetzen und nicht gedeihen kann. Die gerechte Gesellschaft<br />

kann nicht das Werk der Kirche sein, sondern muss<br />

von der Politik geschaffen werden. Aber das Mühen um die<br />

Gerechtigkeit durch eine Öffnung von Erkenntnis und Willen<br />

für die Erfordernisse des Guten geht sie zutiefst an.« 14<br />

Im Lichte dieser unverzichtbaren Grundsätze kann die<br />

Lösung der bestehenden Probleme nicht durch einen andauernden<br />

Konflikt mit den legitimen zivilen Autoritäten angestrebt<br />

werden; zugleich ist aber eine Fügsamkeit gegenüber<br />

denselben nicht annehmbar, wenn diese sich unrechtmäßig<br />

in Angelegenheiten einmischen, die den Glauben und die<br />

Disziplin der Kirche betreffen. Die zivilen Autoritäten sind sich<br />

wohl bewusst, dass die Kirche in ihrer Lehre die Gläubigen<br />

dazu auffordert, gute Bürger, respektvolle und aktive Mitarbeiter<br />

des Gemeinwohls in ihrem Land zu sein. Aber es ist<br />

ebenso klar, dass sie vom Staat verlangt, diesen katholischen<br />

Bürgern die volle Ausübung ihres Glaubens unter der Achtung<br />

einer echten Religionsfreiheit zu gewährleisten.<br />

[…]<br />

Der chinesische Episkopat<br />

8. In der Kirche, dem Volk Gottes, steht allein den geweihten<br />

Amtsträgern, die nach einer angemessenen Ausbildung<br />

und Formung in rechter Weise die heilige Weihe empfangen<br />

haben, die Ausübung des Amtes »des Lehrens, des<br />

Heiligens und des Leitens« zu. Die gläubigen Laien können<br />

mit der kanonischen Beauftragung durch den Bischof einen<br />

nützlichen kirchlichen Dienst bei der Weitergabe des Glaubens<br />

leisten.<br />

In den letzten Jahren seid ihr, liebe Brüder im Bischofsamt,<br />

aus verschiedenen Gründen auf Schwierigkeiten gestoßen,<br />

da im Namen verschiedener staatlicher Organe nicht<br />

»geweihte« – zuweilen auch nicht getaufte – Personen Entscheidungen<br />

in wichtigen kirchlichen Fragen kontrollieren<br />

und treffen, einschließlich der Ernennung von Bischöfen.<br />

Folglich ist es zu einer Abwertung des Petrus- und des Bischofsamtes<br />

aufgrund einer Sicht der Kirche gekommen,<br />

nach welcher der Papst, die Bischöfe und die Priester Gefahr<br />

laufen, de facto Personen ohne Amt und ohne Amtsgewalt<br />

zu werden. Hingegen sind das Petrus- und das Bischofsamt,<br />

wie schon gesagt wurde, wesentliche und integrale Bestandteile<br />

der katholischen Lehre über die sakramentale Struktur<br />

der Kirche. Diese Natur der Kirche ist eine Gabe des Herrn<br />

Jesus, denn »er gab den einen das Apostelamt, andere setzte<br />

er als Propheten ein, andere als Evangelisten, andere als<br />

Hirten und Lehrer, um die Heiligen für die Erfüllung ihres<br />

Dienstes zu rüsten, für den Aufbau des Leibes Christi. So sollen<br />

wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des<br />

Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen<br />

Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt<br />

darstellen« (Eph 4, 11-13).<br />

Die Gemeinschaft und die Einheit – es sei mir gestattet,<br />

dies hier zu wiederholen (vgl. Nr. 5) – sind wesentliche und<br />

integrale Bestandteile der Kirche. Daher ist der Plan einer –<br />

im religiösen Bereich – vom Heiligen Stuhl »unabhängigen«<br />

Kirche unvereinbar mit der katholischen Lehre.<br />

Ich bin mir der großen Schwierigkeiten bewusst, denen<br />

ihr in der oben genannten Situation begegnen müsst, um<br />

Christus, seiner Kirche und dem Nachfolger Petri treu zu bleiben.<br />

Indem ich euch daran erinnere, dass – wie schon der heilige<br />

Paulus sagte (vgl. Röm 8, 35-39) – keine Schwierigkeit<br />

uns von der Liebe Christi scheiden kann, vertraue ich darauf,<br />

dass ihr im Vertrauen auf die Gnade des Herrn alles Mögliche<br />

zu tun wisst, um die Einheit und die kirchliche Gemeinschaft<br />

auch unter Inkaufnahme großer Opfer zu bewahren.<br />

9<br />

Johannes Paul II., Botschaft an die Teilnehmer am Internationalen Kongreß<br />

»Matteo Ricci: für einen Dialog zwischen China und dem Westen«<br />

Con intima gioia (24. Oktober 2001), Nr. 6: L'Osservatore Romano,<br />

Wochenausgabe in deutscher Sprache, 9. November 2001, S. 8.<br />

10 Ebd.<br />

11<br />

Vgl. Fonti Ricciane, hrsg. von Pasquale M. D'Elia SJ, Bd. 2, Rom 1949,<br />

Nr. 617, S. 152.<br />

12 Botschaft an die Teilnehmer am Internationalen Kongreß »Matteo Ricci:<br />

für einen Dialog zwischen China und dem Westen« Con intima gioia<br />

(24. Oktober 2001), Nr. 4: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in<br />

deutscher Sprache, 9. November 2001, S. 7.<br />

13<br />

Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et<br />

spes, Nr. 76.<br />

14<br />

Enzyklika Deus caritas est (25. Dezember 2005), Nr. 28: AAS 98 (2006),<br />

240. Vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution über die Kirche<br />

in der Welt von heute Gaudium et spes, Nr. 76.<br />

missio konkret 3/2007 9


10<br />

ZUM BEISPIEL<br />

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen.“<br />

Dieser Volksweisheit kann vermutlich jeder zustimmen. Wer<br />

von einer Reise zurückkommt, hat einiges erlebt. Die Koffer<br />

sind voll von Mitbringseln, mit denen man seine Lieben<br />

zu Hause beschenken möchte. Sie sollen an dem teilhaben,<br />

was man selbst in den „besten Tagen des Jahres“ erlebt hat.<br />

Schöne Dinge werden ausgepackt und verschenkt. So mancher<br />

freut sich darüber, ein T-Shirt, einen Schlüsselanhänger,<br />

ein Schmuckstück oder irgendetwas landestypisch Köstliches<br />

für die Küche zu bekommen. Darüber hinaus gibt es aber<br />

auch Kostbarkeiten, die nicht im Koffer eingepackt sind. Sie<br />

haben ihren Platz im Herzen. Es sind zum Beispiel Erinnerungen<br />

an eine wunderschöne Landschaft, die Begegnung mit<br />

netten Menschen, ein anregendes Gespräch, erlebte Gastfreundschaft<br />

und ein Miteinander in einer Atmosphäre, die<br />

allen einfach nur gut tut.<br />

Vom Haben zum Sein<br />

Reif für die Insel! Endlich Urlaub! Glücklich, wer ein paar<br />

Tage zum Ausspannen und Abschalten von der täglichen<br />

Routine hat. Urlaub zu haben, ist für viele Gestresste in Büros<br />

und Fabriken die „Hoch-Zeit“ des Jahres. Lang ersehnt. Es<br />

ist wohl nicht nur das Bedürfnis, sein Leben wieder in Balance<br />

zu bringen und sich zu erholen, das sich in diesem Wunsch<br />

spiegelt. Vielmehr wird bewusst, dass „Urlaub haben“ eine<br />

intensive Zeit des Seins ist. Ein Freiraum, der Gelegenheit bietet,<br />

dem Leben nachzuspüren, ihm Richtung zu geben und<br />

es neu mit Sinn zu füllen. Das, was Erich Fromm als erfüllenden<br />

Mehr-Wert des Lebens bezeichnete, nämlich vom<br />

mehr Haben zum mehr Sein zu kommen, wird in dieser Erfahrung<br />

offenkundig.<br />

Zu dieser Dimension des mehr Seins gehören auch die<br />

genannten immateriellen Kostbarkeiten eines Urlaubs. Sie<br />

sind die wirklichen Schätze, weil sie einen neuen Horizont<br />

erschließen, eine andere Perspektive eröffnen. Das ist Regeneration,<br />

Er-Neuerung, woraus unser alltägliches Leben<br />

Qualität und Freude gewinnt.<br />

Ich verbringe meinen Urlaub gerne in Indien. „Das muss ja<br />

super sein“, sagen die einen. Und die anderen fragen kritisch:<br />

„Wie kannst du nur da hinfahren? Bei aller Faszination, die-<br />

missio konkret 3/2007<br />

Erfahrungen des Beschenkt-Seins<br />

Impressionen aus Indien<br />

von Ratan Bhandari und Simone Rappel<br />

ser <strong>Dr</strong>eck und diese Armut. Furchtbar!“ Unverständig wenden<br />

sie sich ab und melden Themenwechsel an. Gewiss, Indien<br />

ist ein Frontalangriff auf alle Sinne und eine Attacke auf<br />

Gewissheiten und das Gewissen. Trotzdem oder gerade deshalb<br />

gilt immer noch, was Hermann Hesse geschrieben hat:<br />

„Wer einmal nicht mit den Augen, sondern mit der Seele in<br />

Indien gewesen ist, dem bleibt es ein Heimwehland!“<br />

Richtig, wer vom Staunen nicht genug kriegen kann, der<br />

sollte nach Indien fahren und sich den verschiedenen Eindrücken<br />

aussetzen. Dazu gehört auch die Armut in ihren vielen<br />

Facetten. Es gilt, genau hinzusehen und hinzuhören. Das<br />

geht nur, wenn man bereit ist, die eigene Sichtweise zu verändern<br />

und dazuzulernen. Das bedeutet auch, die Klischees<br />

und Zerrbilder von Wirklichkeit, die sich in der eigenen<br />

Gedankenwelt festgesetzt haben, kritisch zu befragen und<br />

wenn nötig zu revidieren.<br />

Indien hat Tausende von Multimillionären, dynamische<br />

Unternehmer mit und ohne sozialer Verantwortung, ist auf<br />

dem Sprung zu einem innovativen Hightechstandort –<br />

besonders in den Branchen von IT, Kommunikation und<br />

Pharmazie – zu werden. Aktien erzielen hohe Erträge. Man<br />

kann reich werden in diesem Geschäft. Indien hat ein ungeheueres<br />

Potenzial von Menschen, die was erreichen wollen<br />

und hart dafür arbeiten, dass es ihren Kindern einmal besser<br />

geht. Solche Anstrengungen können nur bewundert<br />

werden. Daneben gibt es Armut, die einem Touristen am<br />

ehesten in der Gestalt der vielen Bettler begegnet.<br />

Ausgestreckte Hände<br />

„Haben Sie ein paar Rupien?“, ist zu hören. „Gib doch<br />

was!“ Die Hand, die zum Mund geführt wird, als Zeichen<br />

dafür, dass der Bettelnde Hunger hat, ist nicht zu übersehen.<br />

Schmutzige Kinder, nur mit ein paar Lumpen bekleidet, klopfen<br />

an die Fensterscheiben der Autos, während diese an den<br />

Straßenkreuzungen warten. Leprakranke strecken ihre verstümmelten<br />

Gliedmaßen aus. Man blickt in traurige Augen,<br />

sieht geschundene, ausgemergelte Menschen, über deren<br />

Schicksal man gern mehr erfahren möchte. Was hat dich<br />

dazu gebracht? Was ist dein Schicksal? Hast du keine Alternative?<br />

Wie ist deine Zukunft? Das sind die Fragen der Sen-


siblen, derjenigen, die sich berühren lassen. Sie spüren, dass<br />

es zu kurz greift, den Bettler mit ein paar Rupien abzuspeisen.<br />

Sie haben das Gefühl, dass es Aufmerksamkeit braucht<br />

und das Gewissen letztlich nicht beruhigt ist, wenn man ein<br />

paar Münzen aus dem Geldbeutel zieht.<br />

Gefühlsduselei denken sich andere und schauen weg.<br />

Ignorieren, lassen sich ganz bewusst nicht berühren. Was<br />

geht das mich an? Ist mir doch egal! Denn Bettelei, das steht<br />

in jedem Reiseführer, ist organisiert. Damit die Bettler einen<br />

guten Platz an den Straßenkreuzungen bekommen und<br />

lange Ampelphasen zum Betteln haben, müssen sie bezahlen.<br />

Der Standortvorteil kostet. Bettler sein ist ein Beruf. Die<br />

traurigen Augen sind Zeichen hoher Professionalität. Wer es<br />

beherrscht, macht einen guten Job. Er weiß, wie er Mitleid<br />

erregt. Also, wenn das so ist, gebe ich nichts. Kein Geld, kein<br />

Lächeln, keinen freundlichen Blick. Einfach nichts.<br />

Auf das „Wie“ des Gebens kommt es an<br />

Es ist schwierig und die Entscheidung, ob man was gibt,<br />

muss jede/r Einzelne selbst treffen. Die kann man nicht delegieren.<br />

Oft entscheidet die aktuelle Befindlichkeit, die<br />

Stimmung, der Augenblick. Wichtig ist, wie er oder sie gibt:<br />

Hingeworfen, abgespeist, damit ich selbst als der reiche Geber<br />

ein ruhiges Gewissen habe, mich gut fühle und groß rauskomme.<br />

Die andere Möglichkeit heißt: voller Achtsamkeit,<br />

Achtung und in dem Bewusstsein, dass jeder Mensch Würde<br />

hat, die unverletzlich und unveräußerlich ist. Wer nimmt,<br />

spürt sehr wohl, mit welcher Einstellung gegeben wird.<br />

Eine kleine Geschichte kann das veranschaulichen. Frau<br />

Ratan Bhandari, die seit 20 Jahren als Reiseleiterin deutschsprachigen<br />

Gästen ihre Heimat Indien zeigt, erzählt sie uns:<br />

„Es war eine meiner ersten Reisen. Wir fahren mit dem Bus<br />

durch ein kleines Dorf und halten<br />

an. Die Gruppe ist interessiert, will<br />

die Häuser und die Menschen fotografieren.<br />

Zwei Jungen aus dem<br />

Dorf unterhalten sich. Der Schlaue<br />

stellt fest: ‚Die kommen nur, um<br />

unsere Armut zu fotografieren.’<br />

Der andere, der als Dorftölpel bekannt<br />

ist, nickt zustimmend. Ich<br />

spreche die beiden an und frage,<br />

wie oft sie am Tag essen. Einmal?<br />

Zweimal? ‚Nein dreimal’, sagt der<br />

Schlaue. Und ihr sollt arm sein, entgegne<br />

ich. Inzwischen hat sich die<br />

Gruppe im Dorf umgeschaut und<br />

ist mit dem einen oder anderen<br />

etwas in Kontakt gekommen. Alle<br />

sind ganz begeistert, wie freundlich die Inder sind. Sie haben<br />

sie ins Haus gebeten, haben ihnen alles gezeigt. Langsam<br />

kommen alle zum Bus zurück und steigen wieder ein. Ganz<br />

beeindruckt sind sie von dem, was sie gerade erlebt haben.<br />

Ich bitte den tölpelhaften Jungen in den Bus und sage ihm,<br />

er solle die Gruppe etwas fragen. Gut. Er fragt: ‚Wie hat euch<br />

mein Dorf gefallen?’ Spontaner Beifall! Ein Gast steht auf und<br />

erzählt, dass ihn eine Frau ins Haus gebeten habe und ihm<br />

zu Essen gab. Er hat gekostet und es schmeckte wunderbar.<br />

Viel sei er in der Welt schon herumgekommen. Aber das sei<br />

ihm auch noch nicht passiert. Einfach eingeladen zu werden.<br />

Er aß und verabschiedete sich mit dem indischen Gruß, den<br />

wir gelernt haben. Die Frau war glücklich, dass er ihr Gast<br />

war und er war überglücklich, dass ihm so etwas geschenkt<br />

wurde. Ich übersetzte diese Begebenheit und achtete nicht<br />

darauf, dass ein anderer Gast währenddessen etwas aus dem<br />

Busfenster hinauswarf. Die Kinder, die um den Bus standen,<br />

stürzten sich sofort darauf. Es waren ein paar Kaugummis<br />

für viel zu viele Kinder. Sofort kippte die Stimmung. Der tölpelhafte<br />

Junge blickte entsetzt nach draußen. Dann nahm<br />

er einen großen Schluck Speichel und spuckte in den Bus.<br />

Er schaute mich drohend an und sagte: ‚Halte ja nie wieder<br />

in meinem Dorf!’ Mir stiegen vor Wut die Tränen ins Gesicht<br />

und ich fragte den Gast: ‚Warum tun Sie das?’ Er sagte: ‚Ich<br />

hatte nur vier Kaugummis und es waren so viele Kinder da<br />

draußen’. Er war fein raus, sollten sich die anderen doch zanken<br />

um das, was er ihnen hinwarf.“<br />

Gut gemeint ist nicht immer wirklich gut<br />

Geben hilft nicht immer. Es kann manchmal ganz schön<br />

falsch sein und daneben gehen. Vor allem entpflichtet es<br />

nicht von der Verantwortung darüber nachzudenken, was<br />

wem wie mit welcher Absicht und aus welchem Grund gegeben<br />

wird. Fährt man etwa mit dem Touristenbus durch<br />

Schwester Celia<br />

inmitten der Pfarrei,<br />

Shillong<br />

Foto: S. Rappel<br />

missio konkret 3/2007 11


12<br />

indische Dörfer, dann schreien die<br />

Kinder sofort: „One pen, please!“<br />

Sie möchten einen Kugelschreiber.<br />

Die fortgeschrittene Variante heißt:<br />

Shampoo, Bonbon und Schokolade.<br />

Das sind die typischen Geschenke<br />

der Touristen, die einfach mal so<br />

verteilt werden, wenn man aus dem<br />

Bus aussteigt. Die Stifte und Süßigkeiten<br />

von zuhause, die restlichen<br />

Sachen aus dem Hotel. Die Fläschchen<br />

mit Shampoo, Duschgel und<br />

Cremes sind doch sowieso im Preis<br />

einkalkuliert. Klar, man will den Kindern<br />

ja eine Freude machen. Beim<br />

nächsten Mal haben die Kinder<br />

schon eine Erwartung aufgebaut.<br />

Sie wollen etwas bekommen, und schlecht sind die Touristen,<br />

die nichts hergeben. Beim dritten Mal sind die Kinder<br />

dann aggressiv. Touristen haben sie zu Bettlern gemacht und<br />

sie in die Rolle der Bedürftigen, Armen und Abhängigen gedrängt.<br />

Begegnung einfach nur so ist nach solchen Erfahrungen<br />

unmöglich geworden. Wo noch nie ein Touristenbus gehalten<br />

hat, da betteln die Kinder nicht. Da ist die Begegnung<br />

anders: mit viel Lachen und Freude, dass mal jemand aus der<br />

großen weiten Welt vorbeikommt. Da wollen die Kinder wissen,<br />

wie man heißt, woher man kommt und wie es da zuhause<br />

ist.<br />

Ratan Bhandari macht das deutlich: „Die Ladakhis haben<br />

mir erzählt, dass sie das Wort Bonbon in ihrer Sprache nicht<br />

kennen. Der Zahnarzt in Leh (= Hauptstadt von Ladakh) hat<br />

viel zu tun, seitdem die Kinder so viele Süßigkeiten von den<br />

Touristen kriegen. Früher war Zucker eine Rarität. In Ladakh<br />

gibt es Salz, mit dem gehandelt wird. Dort habe ich eine Gastfreundschaft<br />

erlebt, die einzigartig ist. Man kann sie nicht kopieren.<br />

Ich habe aber auch festgestellt, dass wir falsch schauen.<br />

Wir vergleichen die Lebensweise der Menschen dort mit<br />

unserem Standard und meinen, dass ihnen etwas fehlt. Wir<br />

halten sie für arm. Ich habe nur ganz selten erlebt, dass ein<br />

Kind weinte. Irgendjemand war immer nahe genug, das Kind<br />

zu trösten und es in den Arm zu nehmen. Ladakh öffnet sich<br />

für die Touristen und das Ergebnis ist, dass die Feste nicht<br />

mehr so gefeiert werden können, wie das Tradition war. Die<br />

Ladakhis müssen so tanzen, dass die Kameras gute Einstellungen<br />

bekommen. Rücksichtslos mischen sich die Touristen<br />

mitten in die Zeremonien, fotografieren alles und stören dabei<br />

den Rhythmus der Feste. Hauptsache, das Bild ist toll geworden.<br />

Ich habe auch Touristen gesehen, die fast nackt in buddhistische<br />

Klöster kommen und die meditierenden Mönche<br />

bestaunen. Ich fragte die lokalen Reiseführer, warum sie die<br />

missio konkret 3/2007<br />

Touristen nicht auf ihr respektloses Verhalten hinweisen, das<br />

keinerlei Ehrfurcht kennt, und wieso sie sich das alles gefallen<br />

lassen und es hinnehmen. Sie antworteten mir: Sie sind<br />

doch unsere Gäste. Wir können sie nicht beleidigen.“<br />

Achtsam sein<br />

Ein herzlicher Empfang<br />

und Wollschals<br />

gegen die Kälte<br />

Foto: S. Rappel<br />

Rücksichtsvolles, kultursensibles und verantwortungsbewusstes<br />

Handeln ist unerlässlich. Vorausgesetzt kann es<br />

allerdings nicht bei jedem werden, der sich aufmacht, Fremdes<br />

zu entdecken. Ein Beispiel macht das deutlich: Weltbekannt<br />

ist das Taj Mahal. Es ist Indiens Wahrzeichen schlechthin.<br />

Für jeden Touristen ein absolutes Muss. Wie an jedem<br />

touristisch attraktiven Ort gibt es dort Händler, die Ketten,<br />

Taschen, Postkarten, Schnitzwerk aus Holz und Stein und<br />

viele andere Dinge anbieten. So auch Pfauenfedern. „Nun,<br />

diese sind nicht unbedingt jedermanns Sache. Entsprechend<br />

schwer waren sie verkäuflich. Die Händler priesen ihre Ware<br />

an, aber so richtig interessiert und in Shoppinglaune war niemand<br />

der Gruppe“, berichtet Frau Bhandari. „Wir gingen zum<br />

Bus und wurden umworben von den Händlern. Plötzlich kam<br />

von der Seite her ein kleiner Junge, völlig nackt mit einem<br />

deutlich sichtbaren Hautausschlag und bettelte die Gruppe<br />

an. Eine Dame ließ sich erweichen und gab dem Jungen zwei<br />

Rupien. Der bettelnde Junge zog eine Fratze und sagte zu<br />

dem Händler mit den Pfauenfedern: ‚Schau, ich hab zwei Rupien<br />

und was hast du?’ Ich sah den fassungslosen Gesichtsausdruck<br />

des Händlers. Noch einmal pries er seine Pfauenfedern<br />

an. Er versuchte, mit Arbeit seinen Lebensunterhalt<br />

zu verdienen, obwohl der Bettler bewiesen hatte, wie leicht<br />

es ist, an Geld zu kommen. Da kaufte ich die Pfauenfedern.<br />

Alle! Ich verschenkte sie im Bus und unterwegs. Das Gesicht<br />

des kleinen Händlers sehe ich noch öfter vor mir.“


Mit leeren Händen geben<br />

Ganz so einfach ist es also mit dem achtsamen Geben<br />

nicht. Gut gemeint ist nicht immer gut. Und viele Touristen<br />

kommen mit der Schere im Kopf, mit der sie die Welt in Reich<br />

und Arm einteilen. Ihr Maßstab sind dabei die sichtbaren materiellen<br />

Güter. Armut und Reichtum haben aber auch eine<br />

immaterielle Seite. Lebensfreude und Glück sind nicht nur vom<br />

Geld bestimmt. Bei meinen Begegnungen mit Menschen in<br />

so genannten armen Ländern habe ich eine Herzlichkeit und<br />

Gastfreundschaft erlebt, die es vergleichbar so hier in Deutschland<br />

nicht gibt. Es ist das Wissen, dass man geben und nehmen<br />

kann, ohne dass dabei Geld im Spiel ist. So paradox es<br />

vielleicht anmutet: Man kann auch mit leeren Händen geben!<br />

Ein liebevolles, aufrichtendes, tröstendes Wort zum Beispiel,<br />

geteilte Zeit, wirkliche Anteilnahme und Aufmerksamkeit,<br />

die sich im Zuhören zeigt und den anderen spüren lässt,<br />

dass er ernst genommen wird in dem, was ihn bedrückt. Ein<br />

liebevolles Lachen, ein aufmunternder Blick. Stärkung!<br />

Vorsicht: Stolperfalle Gegenleistung<br />

Gerne möchte ich das mit einem Beispiel unterstreichen.<br />

Wir waren in einer Reisegruppe unterwegs im Nordosten<br />

Indiens, wo wir Projektpartner von missio besuchten. Herzlich<br />

wurden wir aufgenommen. Nachdem wir ein Dorf besucht<br />

hatten und dort etwas von den Menschen und ihrer<br />

Lebensweise erfuhren, wurden wir von einer Schwesterngemeinschaft<br />

in ihren Konvent zum Mittagessen eingeladen.<br />

Schulkinder, die von den Schwestern unterrichtet werden,<br />

standen schon länger in der Kälte und warteten auf uns. Sie<br />

begrüßten uns mit Tänzen und Liedern. Dann überreichten<br />

sie jedem aus der Gruppe – wir waren immerhin 16 – einen<br />

Wollschal mit traditionellem Muster. Wir waren heilfroh, dass<br />

wir uns wärmend in die dicken Schals wickeln konnten.<br />

Unsere Freude war riesig. Und dann kamen die Fragen:<br />

„Ja, ist das wirklich für uns?“ „Dürfen wir den Schal tatsächlich<br />

behalten oder ist das nur, damit wir uns jetzt wärmen<br />

können?“ Die Schwestern sagten etwas irritiert: „Klar, für<br />

immer. Ihr dürft die Schals behalten. Die sind für euch. Ihr<br />

sollt sie mitnehmen.“ Es war für die Ordensfrauen nicht zu<br />

verstehen, wie man auf die Idee kommen konnte, dass das<br />

vielleicht nur ein vorübergehendes Geschenk sei. Sie merkten<br />

auch, dass es uns als denjenigen, die in dieser Situation<br />

als die „Geber aus dem finanziell reichen Westen“ schwer<br />

fiel, etwas geschenkt zu bekommen.<br />

„Was, die geben uns einen Schal und laden uns zum<br />

Essen ein. Und was haben wir für sie?“ Sofort muss alles vergolten<br />

werden, obwohl es eine Situationen war, in der man<br />

sich einfach nur beschenken lassen darf. Sonst nichts. Wer<br />

gibt, muss auch mal was nehmen können. Dabei mag es dem<br />

einen und anderen gar nicht so leicht fallen, einfach mal –<br />

ohne Gegenleistung – danke zu sagen. Dieses Plädoyer,<br />

etwas so annehmen zu können, auch von einem, der materiell<br />

weniger hat, bringt Frau Bhandari auf den Punkt: „Ich<br />

kenne viele Leute, die lieber geben als nehmen. Sie sollen<br />

lernen, anderen eine Freude zu machen, die ihnen etwas<br />

schenken wollen. Freude gestatten ist auch geben. Also, ab<br />

und zu muss man auch mal nehmen können.“<br />

Das gilt auch in Bezug auf die Menschen, die ärmer sind<br />

als wir oder die wir für arm halten. Auch sie haben uns etwas<br />

zu schenken und sie wollen es uns schenken. An uns liegt<br />

es dann, uns beschenken zu lassen und damit dem Schenkenden<br />

eine Freude zu machen.<br />

»Ratan Bhandari<br />

lebt in Amritsar, Indien<br />

studierte in Deutschland<br />

Hotelmanagement und<br />

Wirtschaft<br />

seit 20 Jahren arbeitet sie<br />

freiberuflich als Reiseleiterin<br />

hauptsächlich für Studiosus<br />

und führt in Amritsar das<br />

international renommierte<br />

Gästehaus „Mrs Bhandaris<br />

Guesthouse“<br />

»<strong>Dr</strong>. Simone Rappel<br />

Leiterin der Abteilung Bildung<br />

und Pastoral bei missio<br />

in München<br />

Studium der Theologie und<br />

Religionswissenschaften in<br />

Regensburg und Freiburg<br />

Arbeits- und Forschungsschwerpunkte:<br />

die asiatischen<br />

Kulturen und Religionen,<br />

die Situation der Kirche,<br />

interreligiöser Dialog mit<br />

Fokus auf ethische Fragen<br />

s.rappel@missio.de<br />

missio konkret 3/2007 13


14<br />

PFARRGEMEINDERAT<br />

missio konkret 3/2007<br />

Geben und Empfangen<br />

von Sebastian Painadath<br />

Die Kirche in Deutschland ist weltweit bekannt als eine<br />

gebende Kirche. Viele deutsche Gemeinden unterstützen<br />

soziale und pastorale Projekte in mehreren Ortskirchen in<br />

Asien, Afrika, Lateinamerika und Ozeanien. Einzelne Christen<br />

haben gute Kontakte zu Missionaren und Sozialarbeitern<br />

in den anderen Erdteilen. Hunderte von Theologiestudenten,<br />

die in europäischen oder einheimischen Priesterseminaren<br />

eine Ausbildung bekommen, erhalten Stipendien<br />

aus Deutschland. Auch Ordensschwestern und Katecheten<br />

werden in ihrer Ausbildung und Arbeit unterstützt. Tausende<br />

von kirchlichen Mitarbeitern sind gut befreundet mit einzelnen<br />

deutschen Christen. Sie fühlen sich von den Freunden<br />

hier angenommen und respektiert. Die theologischen Ansätze<br />

der Kirche in Deutschland nach dem Zweiten Vaticanum<br />

haben prägende Einflüsse auf die Entfaltung der lokalen<br />

Theologien in den Missionsländern gehabt.<br />

Es geht hier primär aber nicht um finanzielle Unterstützung,<br />

sondern um das Gefühl, das von hier vermittelt wird, dass wir<br />

alle der einen, weltweiten, grenzenlosen Gemeinschaft Jesu<br />

angehören. Für uns Christen dürfte es kein Inland oder Ausland<br />

geben. Der eine Glaube verbindet unsere Gemeinden,<br />

die eine Liebe verbindet unsere Herzen, der eine Geist verwandelt<br />

unser Leben. Im alten Kirchenlied Ubi caritas et<br />

amor gibt es eine Strophe: Congregavit nos in unum Christi<br />

amor: Die Liebe Christ hat uns zusammengebracht.<br />

Dies ist die christliche Basis für die Grundhaltung des Gebens.<br />

Das Geben verbindet uns mit den anderen im Verwandlungsprozess<br />

des Geistes Christi. Durch das Geben machen<br />

wir uns zum Werkzeug in den Händen Gottes: Gott gibt sich<br />

in und durch uns hin. Gott hat sich uns in Christus hingegeben,<br />

und daher geben wir uns den anderen hin. Die Heilszuwendung<br />

Gottes zu den Menschen setzt sich in unserer<br />

Großzügigkeit und durch sie fort. So bilden wir die Kirche Jesu<br />

als den Raum, worin Menschen die liebende Zuwendung<br />

Gottes erspüren. Die Ortsgemeinde ist der konkrete Ort, wo<br />

die sich hingebende Haltung der Christen realisiert wird. Die<br />

Weltkirche ist der Bereich, in dem wir ständig herausgefordert<br />

werden, über die engen Mauern der Religion, Kultur und<br />

Nation hinauszuschauen, zu lieben und so zu leben. Das<br />

Geben verleiht dem Glaubensleben eine neue Qualität.<br />

Geben können wir nur in der Bereitschaft zu empfangen.<br />

Sonst könnte das Geben zu einer Art Hochmut und Überheblichkeitsgefühl<br />

führen. Das verletzt die Würde des anderen<br />

und macht unser Leben arm. Das Geben setzt echte<br />

Demut voraus, um empfangen zu dürfen. Was wir empfangen,<br />

ist nicht Belohnung oder Anerkennung, sondern Freude<br />

und Menschlichkeit. Viele deutsche Christen machen in den<br />

anderen Ortskirchen die Erfahrung, dass den Menschen dort<br />

eine Grundfröhlichkeit, Zufriedenheit und Gelassenheit eigen<br />

ist, die von ihrem Glauben getragen sind. Durch solche<br />

Begegnungen werden die Christen befähigt, das Evangelium<br />

mit den Augen der Armen anders zu lesen. Das Geben führt<br />

zur Begegnung mit den anderen, die den Gebenden zum tieferen<br />

Nachdenken inspiriert. Wer im Geben vom Empfangenden<br />

nicht berührt wird, gibt nicht wirklich. Wenn wir nicht<br />

offen dafür sind, von den Armen evangelisiert zu werden,<br />

bleiben wir in unseren Sicherheitsgefügen verhaftet, unberührt<br />

vom Geist Gottes. Geben zu dürfen ist eine Gnade. Empfangen<br />

zu können ist ein Auftrag. Darum betete Mutter Teresa<br />

täglich: „Herr mache uns würdig, die Armen zu mögen,<br />

die Hungernden zu speisen und die Sterbenden zu begleiten“.<br />

In der Weltkirche sind wir eigentlich gegenseitig gebende<br />

und empfangende Schwestern und Brüder.<br />

Glaubenshaltung<br />

Es gibt zwei Grundhaltungen, aus denen heraus das Geben<br />

geschieht:<br />

1. Vom Ich zum Du: „Ich weiß, was du brauchst und darum<br />

gebe ich dir….“<br />

Wenn jemand aus Ichhaftigkeit etwas gibt, melden sich<br />

unvermeidlich Eigeninteresse oder Erwartung.<br />

2. Vom Selbst zum anderen. Der Gebende besinnt sich auf<br />

sein wahres Selbst und betrachtet von da aus den anderen<br />

mit Achtung. Hier geschieht das Geben aus einer tieferen<br />

geistigen Gesinnung heraus.<br />

Die erste Grundhaltung entsteht aus dem Haben, bei der<br />

der Empfangende einfach als bedürftig betrachtet wird. Die<br />

zweite entsteht aus dem Sein und dabei wird der andere als<br />

gleichwertiger Mensch respektiert. Der christliche Glaube hilft<br />

uns, von der ersten Grundhaltung frei zu werden und zur zweiten<br />

zu reifen. Die Grundbotschaft Jesu sagt: Liebe deinen<br />

Nächsten wie dich selbst. Dies heißt: Liebe den anderen, wie<br />

du dein wahres Selbst liebst, denn der andere ist eigentlich<br />

Teil deines wahren Selbst; in der geistigen Erfahrung des eigenen<br />

wahren Seins im göttlichen Seinsbereich dürfen wir den<br />

anderen begegnen. Dann erkennen wir Gott in den anderen.


Was eigentlich unsere Herzen verbindet und uns zum Geben<br />

bewegt, ist nicht einfach Mitleid, sondern die Liebe Gottes,<br />

die uns alle umfängt und miteinander verbindet. Darum heißt<br />

es: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe“ (Joh 15,12).<br />

Verbundenheit<br />

Wir alle sind Zweige an einem einzigen göttlichen Baum:<br />

Jeder nährt jeden anderen. (vgl. Joh 15).<br />

Oder, wir sind wie Glieder des einen einzigen Leibes<br />

Christi: Jeder Teil ist lebensnotwendig für jeden anderen (vgl.<br />

1 Kor 12).<br />

Auf einem Baum: Wenn ein Zweig geschnitten wird, zittert<br />

der ganze Baum.<br />

Im Leib: Wenn ein Organ erkrankt ist, leidet der ganze Leib.<br />

So tief sind wir Menschen miteinander verbunden und aufeinander<br />

angewiesen.<br />

Das Leid jedes anderen Menschen ist letztlich unser gemeinsames<br />

Leid. Es gibt eine tiefe Leidensgemeinschaft in<br />

der Menschheit, weil für die eigentliche Ursache alle Menschen<br />

verantwortlich sind. Durch den gekreuzigten Christus<br />

hat Gott sich als der mit uns und durch uns leidende Gott<br />

geoffenbart. Daher sollen wir in jedem leidenden Menschen<br />

dem leidenden Gott begegnen. Dieser Gott sagt uns ständig:<br />

Ich bin hungrig, ich bin durstig, ich bin krank, ich bin<br />

der Obdachlose in euerem Wohnviertel, ich bin der Heimatlose<br />

in euerem Land … Die Gegenwart Gottes in den leidenden<br />

Menschen erkennen – darum geht es im christlichen<br />

Glauben. Hier bekommt das Geben eine göttliche Sinntiefe.<br />

Weltreligionen zum Geben<br />

In allen Weltreligionen ist das Geben immer wieder Thema<br />

wie die Auswahl der folgenden Zitate zeigt.<br />

Judentum<br />

Hat dein Feind Hunger, gib ihm zu essen; hat er Durst, gib<br />

ihm zu trinken (Spr 25,21).<br />

Barmherzigkeit will Gott, nicht Opfergaben (vgl. Hos 6,6).<br />

Hinduismus<br />

Was du gibst, gib mit Achtung vor dem anderen (Hinduismus,<br />

Taitiriya Upanishad, 1:11).<br />

Gegenseitig ernährend werdet ihr das höchste Glück erreichen<br />

(Hinduismus, Bhagavad Gita, 3:11)<br />

Das Geben wird dadurch sakral, dass man jemandem etwas<br />

gibt, ohne eine Rückgabe zu erwarten (Hinduismus, Bhagavad<br />

Gita, 17:20).<br />

Buddhismus<br />

Barmherzigkeit ist der Weg zum Nirvana (Buddhismus, Parinirvanasutta,<br />

259).<br />

Erleuchtete Wesen geben mit großzügigem Herzen, ohne Be-<br />

lohnung zu erwarten, sondern nur aus Barmherzigkeit (Buddhismus,<br />

Blumenkranzsutta, 21).<br />

Jainismus<br />

Gegenseitig behilflich sein – dies ist die Grundlage der Ethik<br />

(Jainismus, Tattvartha, 5:21).<br />

Islam<br />

Gib ohne Erwartung auf Rückgabe (Islam, Koran, 74:6).<br />

Beim Geben warte nur auf Gottes Gnade (Islam, Koran, 92:20).<br />

Am Tag des Gerichts wird Allah dir sagen: „Ich war hungrig,<br />

du hast mich nicht besucht!“ (Islam, Hadith)<br />

Christentum<br />

Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben (Mt<br />

10,8).<br />

Wer dich bittet, dem gib! (Mt 5,42)<br />

Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen,<br />

was deine rechte tut (Mt 6,3).<br />

Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem,<br />

vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken<br />

(Lk 6,38).<br />

Meditationsübung<br />

Diese Meditationsübung eignet<br />

sich als Einstieg in den Tag:<br />

Jeden Morgen, bevor der Weg<br />

in den Alltag beginnt, nimm<br />

dir 5 Minuten Zeit.<br />

Stehe aufrecht und<br />

entspanne dich.<br />

Falte langsam die Hände<br />

vor dem Herzen.<br />

Halte inne mit dem Wort:<br />

Ich bin für diesen neuen<br />

Tag dankbar.<br />

Öffne dann die Hände wie<br />

eine Schale – das eigene<br />

Herz öffnend.<br />

Mit geschlossenen Augen in<br />

die Hände hineinspüren mit<br />

den Worten: Ich werde eine<br />

Schale, bereit zu empfangen<br />

– bereit zu geben.<br />

Beginne mit dieser Grundhaltung<br />

den Tag.<br />

Vgl. S. Painadath SJ, Das Sonnengebet,<br />

Kösel München, 2000, S. 22<br />

»P. <strong>Dr</strong>. Sebastian<br />

Painadath SJ<br />

geb. 1942 in Indien<br />

studierte in Innsbruck Theologie<br />

und Sanskrit<br />

1973 in Puchheim bei<br />

München Priesterweihe<br />

1978 Promotion bei Walter<br />

Kasper in Tübingen<br />

Leiter eines christlichen<br />

Ashrams in Südindien<br />

in Deutschland hält er jedes<br />

Jahr Meditationskurse im<br />

Auftrag von missio<br />

spainadath@gmail.com<br />

missio konkret 3/2007 15


16<br />

ZUM GESPRÄCH<br />

Hinführung<br />

Ein altes Sprichwort behauptet dies einfach so: „Geben<br />

ist seliger denn Nehmen“. Das heißt: Es macht Menschen froher,<br />

glücklicher, innerlich erfüllter, etwas zu geben als etwas<br />

entgegen- oder anzunehmen. Stimmt das? Trifft es in jeder<br />

Lebenslage zu, immer? Haben die anderen, die lieber nehmen,<br />

die – wie man landläufig sagt – zum „Stamme Nimm“<br />

gehören, nicht doch viel mehr vom Leben?<br />

Es lohnt sich, denke ich, als Einstieg in ein Wochenende<br />

mit dem Pfarrgemeinderat oder in einer eigenen Sitzung oder<br />

einer Gruppenstunde, vielleicht auch in einer Eucharistiefeier<br />

diesen Fragen nachzugehen und zu prüfen: Stimmt diese<br />

Lebensweisheit mit meiner eigenen Erfahrung überein? Was<br />

hat es mit dem Geben wirklich auf sich? Ehrenamtliche in<br />

der Pfarrei sind ständig damit konfrontiert, z. B. wenn sie ihre<br />

Zeit geben, zur Verfügung stellen, verschenken.<br />

Ein Zeichen von Stärke oder Schwäche?<br />

Wenn das Sprichwort „Geben ist seliger denn Nehmen“<br />

zuträfe, dann müssten die Spendenkonten von missio und<br />

anderen wohltätigen und gemeinnützigen Vereinigungen<br />

überfließen. Das tun sie nicht, sie sind aber auch nicht gänzlich<br />

leer. Nach meiner Beobachtung taugen Spendenkonten<br />

deshalb leider nicht zur Nagelprobe und liefern nicht den erwünschten<br />

Beweis, weil sie „ein Fass ohne Boden“ bleiben:<br />

Überall tut Hilfe Not. Dennoch zeigt sich: Es gibt eine große<br />

Anzahl von Menschen, die bereit sind zu geben und diesem<br />

Sprichwort – vielleicht probeweise – zu vertrauen und damit<br />

Erfahrungen zu sammeln, auch dann, wenn das Geben/<br />

Spenden nicht durch eine Fernseh-Show angekurbelt wird<br />

und groß herauskommt, sondern eher im Stillen geschieht.<br />

Mir fällt dabei natürlich gleich das „Opfer der armen Witwe“<br />

ein (Mk 12, 41-44).<br />

Die Lebenserfahrung besagt: Wer etwas zu geben hat,<br />

kann aktiv sein. Er muss sich nicht passiv fügen und dem<br />

Schicksal ausliefern, ist weniger auf die Gnade und Barmherzigkeit<br />

der anderen angewiesen. Kurzum: Er ist der Starke.<br />

Und die Starken haben manchmal die Schwäche, dass<br />

es ihnen schwer fällt, etwas anzunehmen, also in die ent-<br />

missio konkret 3/2007<br />

Ist Geben wirklich<br />

„seliger denn Nehmen“?<br />

Ein Gesprächsabend<br />

von <strong>Norbert</strong> <strong>Weidinger</strong><br />

gegengesetzte Rolle zu schlüpfen. Sie können sich nur mit<br />

Überwindung beschenken lassen. Ihr Stolz oder anderes hindert<br />

sie daran. Sie fühlen sich dann eher schwach, vielleicht<br />

sogar entmündigt, nicht mehr Herr der Lage, abhängig. In<br />

solchen Situationen wird es umgekehrt für die Gebenden und<br />

Schenkenden schwierig, weil die Freude über die Gabe, das<br />

Geschenk nicht mehr aus ganzem Herzen entgegenstrahlt.<br />

Will das Sprichwort uns auf dieses „Schisma“, auf diesen Zwiespalt<br />

aufmerksam machen und über diese Grunderfahrung<br />

nachdenken lassen? Dann könnte es dazu auffordern, <strong>beim</strong><br />

Geben darauf zu achten, dass der Beschenkte sich nicht in<br />

jedem Fall „überschüttet“, „behandelt“ oder „entmündigt“<br />

fühlen muss. Ist meine Gabe angemessen? Dieser Verdacht,<br />

in Abhängigkeit zu geraten, legt sich berechtigter Weise dann<br />

nahe, wenn allzu strenge Bedingungen oder Zielsetzungen<br />

an die Annahme des Geschenkes oder der Hilfe geknüpft werden,<br />

die den Empfangenden binden und keine freie Hand<br />

mehr lassen, das aus seiner Sicht Sinnvolle und Richtige damit<br />

zu tun. Ich denke, das gilt überall auf der Welt, in der Ersten<br />

ebenso wie in der so genannten „<strong>Dr</strong>itten Welt“. Solches<br />

Geben macht nicht „selig“.<br />

Eine Frage des Überlebens<br />

In zugespitzter Lage, bei schwerer Krankheit, in äußerster<br />

seelischer, in vorübergehend oder ständig bedrückender<br />

materieller Not wird das Geben auf der einen und das Empfangen-dürfen<br />

auf der anderen Seite irgendwann zu einer<br />

Überlebensfrage. Bleibt die Gabe aus, droht der Tod. Ich muss<br />

helfen oder mir helfen lassen, sonst gibt es keine Rettung<br />

oder zumindest keinen Ausweg. Dabei denke ich nicht nur<br />

an Geld, sondern auch an ein gutes Wort, etwas Zeit für ein<br />

gemeinsames Nachdenken mitten im Stress, ein Gebet oder<br />

eine Fürbitte ohne Alibifunktion.<br />

In solchen Grenzsituationen sind die meisten von uns<br />

geneigt – wie man so sagt –, ganz selbstlos alles zu geben.<br />

Ganz abgesehen von der Gefahr, dass die Geber schamlos<br />

ausgenutzt werden könnten, droht noch ein zweites Risiko,<br />

nämlich „sich selbst restlos zu verausgaben“ und selbst-los<br />

sein Selbst los zu werden. Kann das der Sinn des Gebens sein?<br />

Im Lied „Wenn jeder gibt, was er hat“ klingt diese Schat-<br />

Fortsetzung nach dem Schulteil➞


tierung der Gesamtthematik an: (Alles) geben, was man hat?<br />

Wenn Überleben möglich werden soll, müssen Starke und<br />

Schwache ernsthaft kooperieren, muss mit Klugheit und<br />

Überlegung agiert werden. Dazu braucht es neben dem<br />

guten Willen Sachverstand; denn es genügt nicht irgendetwas<br />

oder nur möglichst viel zu geben. Es kann nicht Sinn des<br />

Gebens und Helfens sein, dass der Geber oder das Unterstützungssystem<br />

durch die Gabe selbst kollabiert.<br />

Kaum habe ich diesen Satz geschrieben, schon schießt mir<br />

als pure Provokation der Satz Jesu in den Sinn: „... wer aber<br />

das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen!“ (Mt<br />

10, 39) Aber ich kann unmöglich immer alles geben, oder<br />

doch? Oft, wenn ich etwas gegeben habe, oder noch häufiger,<br />

wenn ich mich entschieden habe, nichts zu geben, finde<br />

ich keine Ruhe, plagen mich Gewissensbisse: Wäre Geben<br />

nicht doch seliger gewesen?<br />

Ein Akt der Balance<br />

Im zweiten Jahrhundert nach Christus hat der große Philosoph<br />

und Theologe Ulpian (170-228) in knappen vier Worten<br />

von der Theorie her ausgedrückt, was der goldene Mittelweg,<br />

die fieberhaft gesuchte Balance wäre, nämlich: „Jedem<br />

das Seine geben“. Dies ist die knappste Begriffsbestimmung<br />

für richtiges, angemessenes, gerechtes Geben und für den<br />

Begriff, der im Zentrum der Reich-Gottes-Botschaft Jesu<br />

steht: Gerechtigkeit. „Jedem das Seine geben“ klingt leicht,<br />

verlangt aber dennoch viel. Es zeigt primär die richtige Richtung<br />

an. Die Einlösung in der jeweiligen Situation muss mit<br />

viel Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl, aber<br />

auch mit dem Not wendenden Sachverstand herausgefunden<br />

werden. Die Leitfragen könnten lauten: Woran mangelt<br />

es? Was wäre die angemessene Abhilfe? Welchen Beitrag<br />

kann ich alleine oder zusammen mit anderen leisten? Wie<br />

werde ich der Situation und den betroffenen Menschen<br />

gerecht – ohne ihnen Wesentliches schuldig zu bleiben? Wer<br />

ist mein Nächster (vgl. Unterrichtsentwurf: Geben)?<br />

Gerechtigkeit ist eine Kategorie, die menschliche Kraft<br />

aufs Höchste herausfordert, bis an die Grenze des Leistbaren<br />

drängt und mehr als alles andere das Handeln Gottes voraussetzt;<br />

denn Gerechtigkeit harrt der Vollendung, steht<br />

unter „eschatologischem Vorbehalt“. Sie ist „Angeld“ der<br />

anderen Welt Gottes. Das heißt: Gesucht ist <strong>beim</strong> Geben<br />

(auch) die Balance zwischen dem Handeln des Menschen<br />

und dem Wirken Gottes, das vertrauensvolle Mitwirken mit<br />

seiner Gnade (um es ganz katholisch auszudrücken). Wo das,<br />

oft schon jenseits der Grenze des möglich Erscheinenden geschieht,<br />

ereignen sich – wie im Leben der heiligen Elisabeth,<br />

deren Jubiläumsjahr wir gerade begehen – Wunder, z. B. das<br />

Rosenwunder, welches im Lied „Wenn das Brot das wir teilen“<br />

besungen und zur Nachahmung empfohlen wird.<br />

Jesus fordert allerdings bei der Speisung der 5000 seine<br />

Jünger, ohne sich um meine Gedanken zur Balance zu kümmern,<br />

dazu auf: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Diese Auffor-<br />

derung trifft jeden wackeren Christen, jeden Pfarrgemeinderat,<br />

jede kirchliche Hilfsorganisation noch heute mitten ins<br />

Mark (vgl. Schriftwort: Manche Wunder sind möglich).<br />

Diese Auf-Forderung entgleitet – menschlich und sachlich<br />

betrachtet – schnell in eine glatte Über-Forderung! Und<br />

doch sagt Pinchas Lapide aus der jüdisch-christlichen Glaubenstradition<br />

heraus: „Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein<br />

Realist!“ In dieser Spannung gilt es zu geben mit dem großen<br />

Ziel, Gerechtigkeit zu schaffen oder ihr einen kleinen<br />

Schritt näher zu kommen. Dazu reicht es manchmal, nicht<br />

gleich alles, sondern „nur“ ein „Stück vom Leben“ (siehe<br />

Kanon!) zu geben. Wenn es viele tun, geschieht – nicht<br />

erzwing-, nicht kalkulier- und berechenbar – mit Gottes<br />

Hilfe Ungeahntes: Die Gabe wird dem Bedürftigen gerecht,<br />

er erhält „das Seine“. Geben macht plötzlich ebenso selig<br />

wie Nehmen.<br />

Anregungen zum methodischen Vorgehen<br />

Vorbereitung<br />

Liedblätter<br />

evtl. Geschichten kopieren<br />

Einstieg<br />

Zur Einstimmung in den Gesprächsabend singen alle Teilnehmer/innen<br />

das bekannte Lied „Wenn jeder gibt, was er<br />

hat“ (M1). Der/die Gesprächsleiter/in weist darauf hin, dass<br />

dieses Lied das Thema des heutigen Gesprächsabends anschlägt:<br />

„Geben – ist Geben wirklich seliger denn Nehmen?“.<br />

Um ein erstes Mal auf die Hürden des Themas aufmerksam<br />

zu machen, folgt nach dem gemeinsamen Singen die<br />

Einladung, den Text des zweiten Liedes „Ein Stück vom Leben“<br />

(M2) mit dem des ersten Liedes zu vergleichen und<br />

dann als Kanon zu singen. Die Teilnehmer/innen sollen herausfinden,<br />

wo die Unterschiede liegen und welchem der beiden<br />

Texte sie sich aufgrund ihrer bisherigen Lebenserfahrung<br />

eher anschließen können.<br />

Ein kurzer Vergleich<br />

Lied 1 wirkt fast überschwänglich. Unangefochten von<br />

Zweifeln wird das Unerreichbare als reales Ziel in Aussicht gestellt:<br />

„Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt“<br />

– trotz aller Bemühungen von missio, MISEREOR, Brot für die<br />

Welt, Welthungerhilfe ist dies bislang nicht geglückt. Die<br />

symbolische Sprache der Hoffnung, die kennzeichnend war<br />

für den inzwischen verstorbenen Priester-Dichter Wilhelm<br />

Willms und die unverkennbare, jazzige, mitreißende Rhythmik<br />

des ebenfalls leider schon verstorbenen Pit Janssens im<br />

Kehrvers könnten dazu verleiten, die Klippen des Gebens zu<br />

übersehen. Das Lied stellt uns textlich und musikalisch eine<br />

Vision vor Augen, ein mögliches Wunder (Wechsel der<br />

musikalischen Grundstimmung bei den Strophen!).<br />

missio konkret 3/2007 17


18<br />

Lied 2 (M2) „Jeder gibt ein Stück vom Leben“ besingt<br />

auch, aber vorsichtiger in der Diktion, ein solches Wunder,<br />

sehnt es mehrstimmig herbei: Viele Einzelstimmen ergeben<br />

im Kanon eine wohlklingende Harmonie. Eine völlig neue<br />

Klangwelt entsteht, welche die Einstimmigkeit übersteigt. Die<br />

nicht ganz einfache Rhythmik stellt sich manchem unüberlegten<br />

Dahinsingen sperrig in den Weg (betonte Pause!).<br />

Überlegen und Wissen kommen als notwendige Voraussetzungen<br />

für hilfreiches Geben neu ins Blickfeld. Das Lied fordert<br />

nicht auf, alles zu geben, sondern relativiert: „Jede gibt<br />

so viel sie mag“. Der Texter und Komponist Robert Haas,<br />

Pastoralreferent und Fachmann für neue geistliche Lieder in<br />

der Diözese Augsburg, versucht also sprachlich, auch der<br />

zweiten Hälfte der Menschheit Gerechtigkeit widerfahren zu<br />

lassen: den Frauen. Sie sollen nicht einfach unter die Männerwelt<br />

subsumiert werden. Eine Frage der Gerechtigkeit?<br />

Aber diese Relativierung („soviel sie mag“) ist mir – ehrlich<br />

gesagt – inhaltlich zu stark ausgefallen. Wenn ich die Eingangsüberlegungen<br />

zu diesem Thema ernst nehme, gilt es,<br />

diese letzte Zeile zu hinterfragen: Darf unser Geben wirklich<br />

so beliebig bleiben? Meine Lösung in der letzten Textzeile<br />

würde lauten (und ist auch singbar!): „Jede gibt, was<br />

sie vermag.“<br />

Materialien<br />

M4<br />

M5 Wunderbare Zeitvermehrung<br />

missio konkret 3/2007<br />

Kurzvortrag<br />

Der/die Leiter/in kann nach diesem Liedvergleich die Eingangsgedanken<br />

als Kurzreferat vortragen und zur Diskussion<br />

stellen. Gott kommt dabei bewusst erst im letzten<br />

Absatz ins Spiel, ebenso wie das notwendige Wunder aus<br />

Gottes Hand.<br />

Abschluss<br />

Lied oder Erzählung<br />

„Wenn das Brot, das wir teilen“, (M3) eine Koproduktion<br />

des damaligen Propsteikaplans Claus Peter März mit seinem<br />

Propsteiorganisten Kurt Grahl in Leipzig, könnte das<br />

abschließende Lied sein. Dazu passt die Legende vom Rosenwunder<br />

(M4) oder auch die Erzählung von der Zeitvermehrung<br />

(M5) als Vertiefung, Verstärkung oder Transfer auf das<br />

schwierige, aber nahe liegende Thema „Zeit schenken“. Auch<br />

dieses 3. Lied, aus der früheren DDR, als das Wunder der<br />

Wiedervereinigung noch nicht in Sicht war, schwelgt in Symbolen<br />

und Bildern, die das Alltägliche des Gebens und Nehmens<br />

übersteigen wollen hin zur Transzendenz Gottes. Auf<br />

diese Weise schafft das Lied in der Vorstellungswelt der Menschen<br />

Raum für das Zusammenwirken von Gott und Mensch,<br />

wenn wir Menschen die Hand ausstrecken, um zu teilen, zu<br />

geben und zu schenken.<br />

Eines Tages hörte Elisabeth, dass eine Frau sehr krank sei. Ihre Kinder hätten nichts zu essen und weinten vor Hunger.<br />

Da packte Elisabeth einen Korb mit Brot und Nahrungsmitteln und machte sich auf den Weg ins Dorf.<br />

Graf Ludwig hatte Angst um seine Frau. Es war ihm nicht recht, dass sie alleine hinunter ins Dorf ging. Er hatte Angst,<br />

sie könne sich bei den Kranken anstecken. Immer wieder musste er sich auch die Klagen seiner Familienmitglieder anhören,<br />

Elisabeth benähme sich nicht wie eine Fürstin. Er müsse endlich einschreiten.<br />

Als Ludwig nun den Schlossberg hinaufritt, sah er seine Frau mit einem schweren Korb am Arm. Er verstellte ihr den Weg<br />

und wollte sehen, was sie in dem Korb trug. Elisabeth deckte den Korb auf. Da lagen im Korb wunderschöne rote Rosen.<br />

Da spürte Ludwig, welche Liebe und Güte von seiner Frau ausging. Mit seiner Erlaubnis durfte Elisabeth fortan zu den<br />

Menschen im Dorf gehen und ihnen helfen. Aus dem Legendenschatz um die heilige Elisabeth von Thüringen<br />

Und er sah eine große Menge Volkes, die Menschen taten ihm leid, und er redete zu ihnen von der unwiderstehlichen<br />

Liebe Gottes. Als es dann Abend wurde, sagten seine Jünger: Herr, schicke diese Leute fort, es ist schon spät, sie haben<br />

keine Zeit. Gebt ihnen doch davon, so sagte er, gebt ihnen doch von eurer Zeit! Wir haben selber keine, fanden sie. Und<br />

was wir haben, dieses wenige, wie soll das reichen für so viele?<br />

Doch war da einer unter ihnen, der hatte wohl noch fünf Termine frei, mehr nicht, zur Not, dazu zwei Viertelstunden.<br />

Und Jesus nahm mit einem Lächeln die fünf Termine, die sie hatten, die beiden Viertelstunden in die Hand. Er blickte auf<br />

zum Himmel, sprach Dankgebet und Lob, dann ließ er austeilen die kostbare Zeit durch seine Jünger an die vielen Menschen.<br />

Und siehe da: Es reichte nun das wenige für alle. Am Ende füllten sie sogar zwölf Tage voll mit dem, was übrig war an<br />

Zeit, das war nicht wenig. Es wird berichtet, dass sie staunten. Denn möglich ist, das sahen sie, Unmögliches bei ihm.<br />

Nach Mt 14, 13-21 / Quelle: Lothar Zenetti, Die Zeitvermehrung, St. Ulrich Verlag (Wewel), Augsburg 2005


M1 Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt<br />

M2 Ein Stück vom Leben<br />

2. Wir spinnen, träumen, schauen,<br />

wir fangen an zu bauen,<br />

wir spinnen, träumen, schauen,<br />

wir fangen an zu bauen.<br />

3. Wir teilen, was wir haben,<br />

wir bringen unsre Gaben,<br />

wir teilen, was wir haben,<br />

wir bringen unsre Gaben.<br />

T: Wilhelm Willms, M: Peter Janssens,<br />

aus: Fest der Hoffnung, 1976<br />

Alle Rechte im Peter Janssens Musik<br />

Verlag, 48291 Telgte-Westfalen<br />

Text und Musik: Robert Haas<br />

aus: CD Menschenkinder, 1997<br />

© 2004 by Robert Haas Musikverlag,<br />

87439 Kempten<br />

www.robert-haas.de<br />

missio konkret 3/2007 19


20<br />

M3 Wenn das Brot das wir teilen<br />

Text: Claus-Peter März<br />

Melodie: Kurt Grahl<br />

missio konkret 3/2007<br />

»<strong>Dr</strong>. <strong>Norbert</strong> <strong>Weidinger</strong><br />

verheiratet, zwei Söhne<br />

Studium der Theologie<br />

und Erziehungswissenschaften<br />

Leiter des RPZ in Bayern


kinderder Einen Welt<br />

Tipps für Erzieherinnen und Erzieher<br />

GEBEN & Empfangen<br />

gehören immer zusammen<br />

von Sabine Holzendorf<br />

Oft werden Kinder dazu angehalten, etwas zu geben, z. B. ihre Süßigkeiten zu teilen. Geben zu lernen, ist das eine –<br />

genauso wichtig ist das andere – Empfangen zu lernen. Nur wenn der andere bereit, ist es anzunehmen – zu empfangen,<br />

dann kann ich geben.<br />

Die Kinder sollen erfahren, dass Geben und Empfangen immer zusammen gehören.<br />

Baustein 1<br />

GEBEN<br />

Ablauf / Rahmen<br />

Aktiver Einstieg<br />

Es gibt etwas zu tun<br />

Philosophieren mit den Kindern<br />

konkrete Inhalte<br />

Kinder sitzen im Kreis und werden in der<br />

1. Runde gebeten, etwas weiter zu geben<br />

2. Runde:<br />

Gib den Gegenstand an einen Freund weiter!<br />

Frage: Was habt ihr jetzt gerade gemacht?<br />

Thema: GEBEN und Empfangen<br />

– Was gibst du denn gerne weiter?!<br />

• Materielles<br />

• Ideelles<br />

– Was braucht es denn, damit du Geben<br />

kannst?<br />

• Großes Herz<br />

• Geschenk<br />

• Zeit<br />

• Gelegenheit<br />

• Spielsachen<br />

• Geld<br />

• Vorbilder<br />

Voraussetzung für alles Geben: HABEN,<br />

Besitzen<br />

– WAS hast du, besitzt du denn alles?!<br />

• Fähigkeiten<br />

• Eigentum<br />

Hilfsmittel / Vorbereitung<br />

Stuhlkreis/Sitzkreis<br />

1x etwas Schönes z.B. eine tolle Muschel<br />

1x etwas Unangenehmes<br />

Z.B. ein Geschenkpäckchen<br />

Gespräch<br />

Evtl. Symbole dafür in die Mitte legen<br />

Gespräch & Moderation<br />

Kinder benennen etwas und legen symbolisch<br />

dafür z.B. einen Stein auf einen Haufen<br />

Symbole dafür in die Mitte legen: z.B.<br />

ausgeschnittenes Herz<br />

Päckchen, Uhr<br />

(Anlass: z.B. Geburtstagseinladung)<br />

Spielzeug<br />

Geldstücke/-schein<br />

Bild von Jesus, Figuren: z.B. für Mama, Papa,<br />

Oma, Opa, Freunde ...<br />

– Z.B. Engelkarten auslegen<br />

– Manchmal kann man davon ganz gut<br />

etwas abgeben<br />

missio konkret 3/2007 21


22<br />

Ablauf / Rahmen<br />

Geschichte erzählen<br />

Abschluss<br />

Etwas wieder zum Mitmachen,<br />

sich rühren<br />

Material<br />

M1 Carlos erzählt<br />

missio konkret 3/2007<br />

konkrete Inhalte<br />

Alle Kinder dürfen es sich bequem machen,<br />

jetzt kommt eine Geschichte, eine Traumreise...<br />

• Die Geschichte von Carlos<br />

• Märchen von Sterntaler<br />

• Legende von St. Martin<br />

• Geschichten von Jesus<br />

– Bergpredigt<br />

– Heilsgeschichten<br />

– Lieder:<br />

• Jambo Bwana<br />

• St. Martins-Lieder<br />

• Danke für diesen guten Morgen<br />

• Wer Ohren hat, der hört<br />

• Gib uns, Herr, dein festes Wort<br />

• Friedenslieder: z.B. ...Seht, wie die Welt<br />

dürstet nach dem Frieden<br />

• Pfadfinderlied<br />

– Tanz: Brüderchen, komm tanz mit mir<br />

(Hände geben)<br />

– Licht: Symbol für Jesus im Kreis herum<br />

geben<br />

Hilfsmittel / Vorbereitung<br />

Evtl. Dias dazu an die Wand werfen, oder<br />

Folien mit dem Overhead-Projektor zeigen<br />

M1<br />

(Je nach Jahreszeit und Thema 1 Text davon<br />

aussuchen)<br />

M2<br />

Die Lieder mitklatschen,<br />

mit Musik-, oder Rhythmikinstrumenten<br />

begleiten lassen<br />

Kerze/Teelicht<br />

Ich war in einem Dorf in den Anden. Dort sollte ich den Kindern Unterricht geben. Alle Kinder im Dorf sollten Lesen<br />

und Schreiben lernen. Nach 30 Tagen musste ich wieder fort. Ich war traurig, denn ich war sehr gern in diesem Dorf gewesen.<br />

Beim Packen meiner Sachen fiel ein Bonbon aus meiner Hosentasche. Ich schenkte es Pedro, er stand neben mir und<br />

schaute zu <strong>beim</strong> Packen.<br />

Am nächsten Morgen, einige Stunden bevor ich abreisen musste, kam Juan zu mir. Er fragte: „Kannst du heute noch<br />

Unterricht mit uns machen?", „Gern, hole die Kinder zusammen!" Als ich die Unterrichtsstunde beginnen wollte, da holte<br />

Pedro das Bonbon aus der Tasche. Ich hatte es schon ganz vergessen. Er wickelte das Bonbon aus, biss ein kleines Stück<br />

ab und gab es weiter. Jedes Kind bekam ein ganz kleines Stück von dem Bonbon. Das Bonbon war für Pedro ein großer<br />

Schatz. Wahrscheinlich bekam er das ganze Jahr keines mehr. Aber dennoch: Er teilte mit den anderen.<br />

Quelle unbekannt


Baustein 2<br />

GEBEN & Empfangen gehören immer zusammen<br />

Ablauf / Rahmen<br />

Einstieg<br />

Etwas Aktives ist zu tun<br />

Philosophieren mit den Kindern<br />

Geschichte erzählen<br />

Abschluss<br />

konkrete Inhalte<br />

– Ball wird quer im Kreis geworfen<br />

– Geschenkpäckchen wird vorsichtig herumgegeben<br />

Frage: Was haben wir jetzt gemacht?<br />

Wer hat es genau beobachtet?<br />

Einer gibt/wirft, der andere empfängt/fängt<br />

→ Wenn einer GEBEN will, muss der andere<br />

BEREIT sein zu empfangen!<br />

Was braucht man, um bereit zu sein?<br />

• Körperhaltung<br />

• Wache Sinne<br />

• Kopf<br />

Wie ist das, wenn man etwas empfängt?!<br />

Reden über Gefühle<br />

Weil Gott die Menschen so sehr liebt, gab er<br />

ihnen das größte Geschenk, das er machen<br />

konnte...<br />

Wer weiß es?!<br />

→ Sein Sohn, Jesus Christus<br />

• Weihnachtsgeschichte<br />

• Selbsterzählte Geschichte über Jesu Tod für<br />

uns Menschen<br />

Weil Jesus die Menschen auch so sehr liebte,<br />

erlöste er sie durch seinen Tod von all ihren<br />

Untugenden, Schwächen und schenkte uns<br />

so das ewige Leben<br />

→ Es ist die höchste Form etwas zu GEBEN,<br />

die Jesus uns lehrt!<br />

• LIED anstimmen, z.B. Gottes Liebe ist so<br />

wunderbar<br />

• Kuvert basteln und bemalen: vom Geben<br />

und Empfangen<br />

• Turnstunde mit Geben & Bekommen/Fangen<br />

gestalten<br />

• Ideen weiterspinnen: Päckchen für ein Kind<br />

in der Stadt/Nachbarschaft machen, eine<br />

Patenschaft für ein bedürftiges Kind übernehmen<br />

oder ein Projekt unterstützen<br />

Hilfsmittel / Vorbereitung<br />

Ball<br />

Geschenkpäckchen<br />

Sich in Bewegung bringen,<br />

benannte Körperteile berühren<br />

Arme, Oberkörper<br />

Augen, Ohren, Nase, Lippen<br />

Bemerken, dass etwas los ist!<br />

Evtl. Gefühlskarten bereit halten<br />

Bild von Jesus<br />

(Geschichte je nach Thema und Jahreszeit<br />

auswählen)<br />

Zum Selbstgestalten, ausschmücken, legen<br />

mit Kettmaterialien ...<br />

Papier, Stifte, Farben, Pinsel ...<br />

Ball, Reifen, Seil ...<br />

Einbeziehen der Eltern, Kollegen ...<br />

Projekt S. 31<br />

missio konkret 3/2007 23


24<br />

Material<br />

M2 Lied: Jambo Bwana<br />

Jambo! Jambo Bwana – Grüß Gott / Guten Tag Herr<br />

Jambo Dada – Schwester<br />

Jambo Kaka – Bruder<br />

Jambo Mama – Mutter<br />

Jambo Baba – Vater<br />

Haban Gani? – Wie geht es?<br />

Nzuri sana! – Sehr gut!<br />

Wageni – Besucher<br />

Mwakaribishwa – Herzlich willkommen!<br />

Hapa kwetu – Bei uns<br />

Hakuna matata – Es ist kein Problem<br />

Hapa ni pazuri – Hier ist es schön<br />

Nyote mwakaribishwa – Ihr seid alle willkommen!<br />

Jambo wote – Alle zusammen<br />

Mit verteilten Rollen singen, z.B. Vorsinger, alle oder Mädchen, Buben<br />

missio konkret 3/2007<br />

»Sabine Holzendorf<br />

30 Jahre<br />

Erzieherin und<br />

Dipl. Sozpäd (FH)<br />

Leitung des Katholischen<br />

Kindergartens St. Martin,<br />

Zorneding<br />

www.sankt-martin-zorneding.de


HINWEISE<br />

Sonntag der Weltmission 2007<br />

In der Kampagne zum Sonntag der Weltmission 2007 nimmt<br />

missio die Weltkirche als weltweite missionarische Gemeinschaft<br />

in den Blick. Wir stellen besondere Partnerinnen und<br />

Partner vor, die der Breite und Tiefe missionarischer Spiritualität<br />

und missionarischen Handelns, so wie wir es heute verstehen,<br />

ihr Gesicht geben, zum Beispiel:<br />

• Bischof Wenceslao Padilla aus den Philippinen leitet eine<br />

der jüngsten katholischen Kirchen der Welt: Als er Anfang<br />

der 90er Jahre in die Mongolei kam, gab es dort keine einheimischen<br />

Katholiken.<br />

• Pater Niphot Thienvikarn aus Thailand: Als Gast der missio<br />

Jugendaktion berichtet er, wie er mit seinem Reis-Merit-<br />

Netzwerk, einer Selbsthilfeaktion, in der Reis für Arme gesammelt<br />

wird, dem nordthailändischen Bergvolk der Karen<br />

das Evangelium näher bringt.<br />

• Schwester Catherine Okari aus Kenia ist Generalsekretärin<br />

der Vereinigung der Ordensoberinnen in Ostafrika. Sie unterstützt<br />

Schwestern und Frauenkongregationen.<br />

Internet: www.missio.de<br />

Aktionen zum Monat der Weltmission<br />

Kinderaktion<br />

Komm, mach mit: Füreinander Hirte sein!<br />

Die Kinderaktion lädt Sie und Ihre Kinder ein, über den Tellerrand<br />

zu blicken. In fünf Bausteinen fordert sie zur Beschäftigung<br />

mit dem zentralasiatischen Land Mongolei und dessen<br />

Menschen auf.<br />

Ganz herzlich laden wir Sie ein, mit diesen Bausteinen der<br />

Kinderaktion zu arbeiten. Reisen Sie mit Ihren Kindern in die<br />

Mongolei und lernen Sie das Leben der Kinder in diesem zentralasiatischen<br />

Land kennen. Der sich anschließende Wettbewerb<br />

lädt zu Aktion und kreativem Tun ein. Durch das Austeilen<br />

der Spendenkästchen sollen die Kinder angeregt<br />

werden, ihre Solidarität mit den Straßenkindern in der Mongolei<br />

zum Ausdruck zu bringen.<br />

Kostenlose Artikel zur missio Kinderaktion<br />

Arbeitsmappe zur Kinderaktion Best.-Nr. 192 107<br />

Opferkästchen zur Kinderaktion Best.-Nr. 131<br />

Zeitung für Kids „hand in hand – worldwide“<br />

Best.-Nr. 192 407<br />

missio, Petra Schmidt, Tel. 089/51 62-229<br />

p.schmidt@missio.de<br />

missio konkret 3/2007 25


26<br />

Jugendaktion<br />

Soul Food – schmeck den Unterschied!<br />

Die traditionelle Kultur der Karen ist eine Reiskultur. Sie leben<br />

vom Reis und sie sehen im Reis eine Quelle ihres Lebens.<br />

Father Niphot, der erste katholische Priester der Karen, lebt<br />

und arbeitet in den Dörfern der Karen. Er stellt eine Brücke<br />

her zwischen der traditionellen Reiskultur und dem christlichen<br />

Glauben – heraus kommt eine Spiritualität des Reises.<br />

Soul Food – schmeck den Unterschied – ist eine Einladung,<br />

die Reiskultur der Karen in ihrer spirituellen Vielfalt kennen<br />

zu lernen, den Kampf der Karen um Wahrung ihrer Tradition<br />

und ihres Lebensraumes solidarisch zu unterstützen.<br />

Alle Informationen rund um unsere Aktion findet ihr im Internet<br />

unter www.mysoulfood.missio.de<br />

Kostenlose Artikel zur missio Jugendaktion<br />

Soulfood Plakat Best.-Nr. 180 207<br />

Soulfood Schulheft Best.-Nr. 180 107<br />

Soulfood Unterrichtsentwurf Best.-Nr. 180 307<br />

missio, <strong>Dr</strong>. Heiner Ganser-Kerperin, Tel. 0201/22 04-972<br />

heiner.ganser-kerperin@bistum-essen.de<br />

missio konkret 3/2007<br />

Frauengebetskette<br />

WortGottesKünderinnen<br />

Zur Vorbereitung auf die Feier des Weltmissionssonntags laden<br />

missio und der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB), die<br />

Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und die<br />

Kirche im <strong>Bistum</strong> Aachen zum Mitbeten und Mitfeiern einer<br />

Frauenliturgie ein.<br />

Im Zentrum des diesjährigen Weltmissionssonntags steht der<br />

Auftrag Jesu an seine Jüngerinnen und Jünger, das zu tun, was<br />

er getan hat: die Liebe Gottes weiterzugeben und Menschen<br />

Lebensperspektiven zu eröffnen. Zu allen Zeiten und an vielen<br />

Orten haben Frauen sich diesen Auftrag zu eigen gemacht<br />

– bereit, über sich hinauszuwachsen, Grenzen zu überschreiten,<br />

offen für das Unberechenbare, Unerwartete und Unterbrechende.<br />

Stellvertretend für die vielen WortGottesKünderinnen<br />

weltweit steht Schwester Catherine Okari aus Kenia<br />

mit ihrem Zeugnis in dieser WortGottesFeier.<br />

Auch wir sind berufen, WortGottesKünderinnen zu sein, die<br />

Zeichen von Gottes Gegenwart aufzuzeigen. Gehen Sie mit<br />

uns hinaus und künden Sie mit uns die Frohe Botschaft.<br />

Sie können die Handreichung zur Frauenliturgie im Internet<br />

abrufen unter www.frauengebetskette.missio.de oder<br />

kostenlos (Best.-Nr. 195 707) bestellen:<br />

missio, Bärbel Zeimantz, Tel. 089/51 62-223<br />

b.zeimantz@missio.de


Gemeindeaktion<br />

Grüße, Wünsche und Gebete …<br />

Mit der Gemeindeaktion zum Weltmissionssonntag möchten<br />

wir unsere Solidarität mit der jungen Kirche in der Mongolei<br />

zum Ausdruck bringen und die Grüße der Christen aus<br />

der Mongolei erwidern.<br />

Als Zeichen der Solidarität sind wir aufgerufen, eine Postkarte<br />

oder einen Brief (möglichst auf Englisch) mit einem<br />

Gebet, Wünschen und/oder Grüßen mit Unterschriften an<br />

Bischof Padilla zu schicken.<br />

Bischof Padilla, c/o missio<br />

Pettenkoferstr. 26-28, 80336 München oder<br />

bischof.padilla@missio.de<br />

Einsendeschluss ist der 6. November 2007.<br />

Alle Materialien sind erhältlich bei<br />

missio-Kundencenter; Bestellservice<br />

Tel. 0241-7507-350, Fax 0241-7507-336<br />

bestellungen@missio.de<br />

missio<br />

feiert<br />

in Eichstätt<br />

den Sonntag<br />

der Weltmission<br />

Internet:<br />

www.missio.de<br />

Freitag, 28. September 2007<br />

Eröffnung der Frauengebetskette in Lautershofen<br />

Montag, 22. Oktober 2007, 18.00 Uhr<br />

Vortrag von Prof. Francis D’Sa: „Mission gestern – heute<br />

– morgen“ in Eichstätt in der Kath. Universität<br />

Dienstag, 23. Oktober 2007, 18.00 Uhr<br />

Eröffnung der Ausstellung „Faszinierende Mongolei“ in<br />

Eichstätt in der LIGA-Bank<br />

Donnerstag, 25. Oktober 2007, 19.00 Uhr<br />

Abschluss der Frauengebetskette in Buxheim<br />

Freitag, 26. Oktober 2007<br />

Jugendvesper in der Abtei Plankstetten<br />

18.00 Uhr Rahmenprogramm – Perkussion-Workshop<br />

20.00 Uhr Vesper, danach Ausklang mit den Masithi-Singers<br />

Samstag, 27. Oktober 2007, 11.00 bis 16.00 Uhr<br />

missio-Bühne in der Fußgängerzone von Ingolstadt<br />

14.30 Uhr Spender-Treffen im Dompfarrheim Eichstätt<br />

Sonntag, 28. Oktober 2007<br />

Zentrale Feier des Sonntags der Weltmission<br />

im Dom zu Eichstätt<br />

9.00 Uhr Pontifikalamt mit Bischof Gregor Maria Hanke,<br />

P. Eric Englert osa, den südafrikanischen Masithi-Singers<br />

anschl. Empfang im Spiegelsaal<br />

Informationen: missio, <strong>Dr</strong>. Michael Krischer<br />

Tel. 089/51 62-247, m.krischer@missio.de<br />

missio konkret 3/2007 27


28<br />

Weltkindertag 2007<br />

GEMEINSAM EINE BRÜCKE BAUEN – BEI UNS UND<br />

ANDERSWO<br />

– BEISPIEL MONGOLEI, ZENTRAL-ASIEN –<br />

Eine praxisorientierte Arbeitshilfe für Kindergarten<br />

und Grundschule<br />

Die praxisorientierte Arbeitshilfe für Kindergarten und<br />

Grundschule richtet heuer den Blick auf Zentral-Asien, genauer<br />

gesagt, auf die Mongolei.<br />

Verschiedene Bausteine führen durch dieses zentralasiatische<br />

Land. Die Kinder können die Mongolei, das Alltagsleben<br />

der Mongolen u. v. a. m. kennen lernen. Sie sollen<br />

auch vom Leben der mongolischen Straßenkinder erfahren<br />

und nachdenken über Möglichkeiten der Hilfe. Weitere<br />

inhaltlichen Bausteine und spannende Materialien sollen<br />

das Bedürfnis wecken, sich mit den Belangen der Einen<br />

Welt zu beschäftigen.<br />

Die praxisorientierte Arbeitshilfe zum Weltkindertag 2007<br />

bietet eine Länderinformation, entsprechende Hintergrundinformationen,<br />

Bausteine für die Praxis und weitere<br />

Materialien.<br />

Die Arbeitshilfe von missio kann auch für die Arbeit während<br />

des gesamten Kindergarten- und Schuljahres eingesetzt<br />

werden.<br />

Ab sofort kostenlos zu bestellen bei<br />

missio<br />

Pettenkoferstr. 26-28, 80336 München<br />

Tel. 089/5162-226 oder 238<br />

Fax 089/5162-335<br />

p.schmidt@missio.de<br />

Veranstaltungen<br />

missio-Studien- und Begegnungsreise<br />

„Faszinierende Mongolei”<br />

Auf den Spuren von Dschingis Khan in die mongolische Hauptstadt<br />

Ulan Bator und durch die weiten Steppen und die Wüste<br />

Gobi – dazu Begegnungen mit Bischof Padilla und mongolischen<br />

Christen, auch Besuch von kirchlichen Projekten.<br />

15 ausgesuchte Erlebnistage, Kultur und Begegnung, vom<br />

5. bis 19. Juni 2008 unter der fachkundigen Reiseleitung von<br />

<strong>Dr</strong>. Michael Krischer, missio, zum Preis von € 2.160,–.<br />

Weitere Infos und Programmanforderung<br />

missio, <strong>Dr</strong>. Michael Krischer, Tel. 089/51 62-247<br />

m.krischer@missio.de<br />

missio konkret 3/2007<br />

Der Aids-Truck ist wieder unterwegs!<br />

Im Dezember ist die mobile Ausstellung des Aids-Trucks zum<br />

Thema HIV/Aids in Afrika in den Diözesen München-Freising<br />

und Bamberg zu besichtigen.<br />

Beginnend mit dem Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2007<br />

macht der Aids-Truck in Traunstein Station, wo er bis zum<br />

7. Dezember besucht werden kann.<br />

Vom 10. bis 14. Dezember fährt der Aids-Truck die Berufsfachschule<br />

für Krankenpflege am Klinikum Ansbach, das Dürer-Gymnasium<br />

in Nürnberg und das Ohm-Gymnasium in<br />

Erlangen an. In der Woche vom 17. bis 21. Dezember schließlich<br />

findet die Wintertour ihren Abschluss am Berufsschulzentrum<br />

in Nürnberg.<br />

Bei Fragen oder Buchungsanfragen wenden Sie sich an<br />

missio, Anna Noweck, Tel. 089/51 62 235<br />

a.noweck@missio.de<br />

Elfchenkalender<br />

Die Idee für diesen Kalender, der<br />

2008 zum vierten Mal erscheint,<br />

hatten Bernhard Götz und Maria<br />

Rehaber-Graf, zuständig für die<br />

geistliche Begleitung der pastoralen<br />

Dienste in der Diözese Regensburg.<br />

Zahlreiche MitarbeiterInnen waren wieder bereit, persönliche<br />

Gedichte mit nur elf Wörtern zu schreiben, in denen der<br />

eigene Glaube und die stärkenden Lebensquellen durchscheinen.<br />

„Elf Wörter, aufgefädelt wie Perlen zu einer kleinen Kette",<br />

werden mit passenden Bildern versehen.<br />

Der Verkauf von „Elfchen"-Kalendern findet zugunsten der<br />

„Aktion Solidarität – Laien füreinander" von missio statt. Der<br />

Erlös kommt den kirchlichen Mitarbeiter/innen in der Prälatur<br />

Ipil auf den Philippinen zugute.<br />

Größe 22x24 cm, Spiralheftung, € 10,–<br />

Auslieferung voraussichtlich November 2007<br />

Bestellung: www.elfchenkalender.de


MEDIEN<br />

Kinder<br />

Chris Portele und<br />

Mary Ann Fröhlich<br />

Projekt Afrika<br />

Lieder, Tanz- und Rhythmusideen<br />

für die Arbeit mit Kindern<br />

Werkmappe mit Lied- und Playback-CD<br />

Gerade die afrikanische Musik mit<br />

ihren Rhythmen und Gesängen fasziniert<br />

hier bei uns groß und klein.<br />

Das Hören von afrikanischen Klängen<br />

und Melodien weckt die Bewegungsfreude<br />

und animiert nicht<br />

nur Kinder, dieser Freude Ausdruck<br />

zu verleihen.<br />

Dem vorliegenden Werkheft gelingt<br />

es in vielfältiger Weise, dieser<br />

Faszination Rechnung zu tragen. Es<br />

ist gedacht für Lehrkräfte, Erzieherinnen<br />

und andere Personen, die mit<br />

Kindern, Schüler/innen und Kindergruppen<br />

arbeiten.<br />

Nach einer kurzen, praktischen Einführung<br />

in den afrikanischen Tanz<br />

allgemein und den dazugehörigen<br />

Gebrauch von Rhythmusinstrumente<br />

wie der Trommel, werden sechs<br />

Lieder aus Zentralafrika und Ghana<br />

vorgestellt.<br />

Zu jedem Lied finden sich in dem<br />

36 Seiten umfassenden Werkheft<br />

Noten, eine Erklärung über die<br />

Geschichte, Herkunft und Bedeutung<br />

des Liedes, Hinweise zu der<br />

Playback-Version, eine ausführliche<br />

Tanzbeschreibung und dazugehörige<br />

Rhythmusideen.<br />

Das Arbeitsheft ist so angelegt, dass<br />

damit auch fächerübergreifend bzw.<br />

fächerverbindend gearbeitet werden<br />

kann: Eine Tanzchoreographie<br />

eignet sich für den Sportunterricht.<br />

Ein Baustein zum Thema „Gemeinschaftserfahrung<br />

tröstet …“ bietet<br />

Erzählimpulse zu Geschichten und<br />

kann in der Aufsatzerziehung Verwendung<br />

finden. Im Werkunterricht<br />

ist es möglich, anhand einer Bauanleitung<br />

eine kleine Trommel herzustellen<br />

und für den Kunstunter-<br />

richt gibt es Hinweise zur Gestaltung<br />

einer Maske.<br />

Auf der dazugehörigen CD sind<br />

die Lieder jeweils in Originalfassung<br />

und mit meist zwei Playback-Versionen<br />

zu hören.<br />

Die Arbeitshilfe eignet sich besonders<br />

für die musikalische, interkulturelle<br />

und pädagogische Erziehung<br />

im Vorschul- und Grundschulbereich<br />

und ist darüber hinaus<br />

durchaus auch noch in den weiterführenden<br />

Klassenstufen einsetzbar.<br />

Schon der Titel des Heftes weist<br />

darauf hin, dass damit eine Projektwoche/-tage<br />

in der Schule, im Hort<br />

gestaltet werden können. RD<br />

kuntu, Märchen-Musik-Theater und Medien<br />

2007, 36 S., € 18,– (+ € 2,– Versand)<br />

Bestellung: www.kuntu.de<br />

Hansjörg Ostermayer,<br />

Chris Portele,<br />

Mary Ann Fröhlich<br />

Geschichten aus dem Regenwald<br />

Märchen und Musik aus Afrika<br />

Die CD eignet sich für Kinder, deren<br />

Eltern und andere Erwachsene,<br />

die sich gerne auf eine Reise in ein<br />

fremdes, fernes Land begeben und<br />

in eine andere Welt einsteigen<br />

möchten. Aus dem afrikanischen<br />

Kontinent bietet die CD „Geschichten<br />

aus dem Regenwald“ Klänge<br />

und Erzählungen an. Die Märchen<br />

sind spannend erzählt und eingebettet<br />

in Musik und Lieder. Es ist<br />

ein Leichtes, sich der afrikanischen<br />

Gesangskultur ganzheitlich zu nähern,<br />

da die Lieder einladen mitzusingen<br />

und mitzutanzen.<br />

Im beiliegenden Booklet befindet<br />

sich eine leicht zu erlernende Tanzanleitung.<br />

Ebenso enthält das Begleitheft<br />

kurze Erklärungen zu den<br />

Texten der Geschichten und Liedern<br />

sowie ausgewähltes Notenmaterial.<br />

Wer selbst ausprobieren möchte,<br />

die afrikanischen Lieder rhythmisch<br />

zu begleiten, findet im Begleitheft<br />

eine praktische Bastelanleitung für<br />

eine kleine Trommel.<br />

Ein spannender und abwechslungsreicher<br />

Hörspaß von gut einer Stunde.<br />

RD<br />

kuntu, CD (61:43 min) mit 20seitigem Begleitheft;<br />

ISBN 3-935329-98-9, € 14,95<br />

Hansjörg Ostermayer,<br />

Chris Portele,<br />

Mary Ann Fröhlich<br />

Tanzfest im Regenwald<br />

Märchen und Musik aus Afrika<br />

Wer von der ersten Reise in den<br />

Regenwald begeistert ist und noch<br />

nicht genug hat, ist zum „Tanzfest<br />

im Regenwald, Märchen und Musik<br />

aus Afrika“ eingeladen. Eine<br />

zweite CD, die das Team von Chris<br />

Portele in gleicher Weise liebevoll<br />

und abwechslungsreich gestaltet<br />

hat. RD<br />

kuntu, CD (70:10 min) mit 20seitigem Begleitheft,;<br />

ISBN 3-935329-91-1; € 14,95<br />

Menschenrechte<br />

Daniel Bogner<br />

Ausverkauf der Menschenrechte?<br />

Warum wir gefordert sind<br />

Der wissenschaftlich und politischpraktisch<br />

ausgewiesene Autor plädiert<br />

dafür, dass die Kirchen gemäß<br />

ihrem Selbstverständnis und theologischen<br />

Programm „stärker und<br />

vernehmbarer als bisher zu öffentlichen<br />

Anwältinnen der Menschenrechte<br />

werden“ (S.12). Menschenrechte<br />

gehören ins Zentrum christlicher<br />

Existenz als bindender Auftrag<br />

des eigenen Glaubens und eröffnen<br />

Chancen, wesentliche Aussagen<br />

der religiösen Botschaft in einer<br />

modernen, zunehmend säkularen<br />

Welt zu verstehen.<br />

Daniel Bogner bietet in seinem engagiert<br />

und verständlich geschriebenen<br />

Buch Zugänge und Grundlagen<br />

zu den Ansprüchen von Menschenrechten<br />

und Religionen und<br />

missio konkret 3/2007 29


30<br />

veranschaulicht sie exemplarisch<br />

an vier Themen: Leitkultur, Folterdebatte,<br />

Kampf gegen Hunger,<br />

Bioethik. Schließlich benennt er als<br />

strukturelle Herausforderungen die<br />

neue religiöse Vielfalt in Europa,<br />

das Verhältnis des Islams zu den<br />

Menschenrechten und ihre Geltung<br />

innerhalb der Kirchen.<br />

Dem Buch sind viele Leser/innen zu<br />

wünschen, die sich inspirieren und<br />

hineinnehmen lassen in eine wachsende<br />

Bewegung von Menschen,<br />

die das Recht zur gelebten Wirklichkeit<br />

machen. DZ<br />

Herder Verlag, Freiburg i. Br. 2007, 144 S.,<br />

ISBN 978-3-451-29382-5, € 14,90<br />

Frauen<br />

Veronika Wittmann<br />

Frauen im Neuen Südafrika<br />

Eine Analyse zur gender-Gerechtigkeit<br />

Veronika Wittmanns Buch „Frauen<br />

im Neuen Südafrika“ ist eine empirisch<br />

fundierte, in vielen Gesprächen<br />

und Interviews vor Ort erarbeitete<br />

Studie. Im Mittelpunkt stehen dabei<br />

Ausmaß und Charakter der gesellschaftlichen<br />

Transformationen<br />

und die komplexen Geschlechterverhältnisse<br />

im Neuen Südafrika.<br />

Hierfür werden nicht nur Meinungen<br />

von Experten/innen eingeholt,<br />

sondern auch die Stimmen derjenigen,<br />

die nur selten gefragt und<br />

gehört werden.<br />

Die Studie liefert Einsichten in die<br />

Situation der Frauen in der neu entstandenen<br />

„rainbow nation“ sowie<br />

Einsichten in Wertvorstellungen<br />

(vor allem weibliche), Ansichten über<br />

den „Ist-Zustand“ der Post-Apartheidgesellschaft<br />

in der Region<br />

Western Cape und Einsichten in<br />

die Kämpfe um mehr Gerechtigkeit<br />

in der sich dynamisch verändernden<br />

Gesellschaft Südafrikas.<br />

missio konkret 3/2007<br />

Das Buch fühlt sich den Grundanliegen<br />

des Feminismus verpflichtet,<br />

aber nicht dessen US-amerikanisch-<br />

/europäischer Ausprägung, denn<br />

Frauendiskriminierung kann nicht<br />

isoliert von sozio-ökonomischen Realitäten<br />

betrachtet werden, wie<br />

klar aufgezeigt wird.<br />

Die Autorin macht deutlich, dass<br />

Südafrikanerinnen nicht nur diskriminiert<br />

werden, weil sie „weibliche<br />

Körper“ haben, sondern auch durch<br />

die anhaltende strukturelle Armut.<br />

Außerdem sind sie auch einem subtilen<br />

„neuen“ Rassismus ausgesetzt.<br />

So hebt die Studie hervor, dass die<br />

differierenden Lebensrealitäten von<br />

Frauen (schwarz/weiß, arm/reich)<br />

innerhalb Südafrikas wie auch auf<br />

globaler Ebene (Nord/ Süd) unterschiedliche<br />

Perspektiven und Ausprägungen<br />

in Bezug auf die Etablierung<br />

einer geschlechtsegalitären<br />

Gesellschaft nötig sind. BZ<br />

Brandes & Apsel, Frankfurt a. M. 2005,<br />

464 S., ISBN 3-86099-330-5, € 35,–<br />

Marianne Krämer-Birsens<br />

Sabine Mombauer<br />

Die Botschaft biblischer Frauen<br />

Impulse für heute. Ein Praxisbuch<br />

Fragen, Sehnsüchte und Sorgen, die<br />

die Frauen in der Bibel beschäftigten,<br />

sind heute für uns aktuell.<br />

Biblische Texte aus dem Alten und<br />

Neuen Testament werden in 10 Kapiteln<br />

vorgestellt und gedeutet. Vertieft<br />

werden die einzelnen Themen<br />

durch Gedichte und Gedanken sowie<br />

Anregungen für Gespräche. Abgerundet<br />

wird das jeweilige Kapitel<br />

mit Tipps für die praktische Arbeit.<br />

Am Ende des Buches gibt es<br />

eine Übersicht zu den verschiedenen<br />

Methoden der Bibelarbeit und<br />

ein Register zu Frauen in der Bibel.<br />

Eine wertvolle Unterstützung für die<br />

Praxis in der Gemeinde, in der Freizeit<br />

und bei Einkehrtagen mit Frauengruppen.<br />

BZ<br />

Patmos Verlag, Düsseldorf 2006, 128 S.<br />

ISBN 3-491-70403-0, € 12,90<br />

Sonstiges<br />

Shin Kyongnim<br />

Aus dem Koreanischen v. Sun-Hi,<br />

Kim / Kim, Edeltrud<br />

Bauerntanz<br />

Der Gedichtband Bauerntanz von<br />

Shin Kyongnim zählt zu den bedeutendsten<br />

Errungenschaften des literarischen<br />

Realismus Koreas. Die Realität<br />

des Bauernlebens, das dem<br />

rasch vorangetriebenen Industrialisierungsprozess<br />

in den 1960er und<br />

1970er Jahren unweigerlich zum<br />

Opfer fallen musste, findet bei Shin<br />

einen lebendigen Ausdruck. Seine<br />

Gedichte vermitteln dem Leser die<br />

Kraft von Minjung, des unterdrückten<br />

Volkes, das den Leiden eines herben<br />

Lebens mit koreanischer Heiterkeit<br />

begegnet und letztendlich<br />

überwindet.<br />

Brandes & Apsel, Frankfurt a. M. 2005,<br />

104 S., ISBN 978-3-86099-514-3, € 12,90<br />

Wolfgang Mönninghoff<br />

King Cotton<br />

Kulturgeschichte der Baumwolle<br />

Wollten Sie schon immer mal Weltwirtschaft<br />

auf unterhaltsame Weise<br />

begreifen? Haben Sie Schwierigkeiten,<br />

sich Sachinformationen und<br />

Statistiken zu merken? Lesen Sie<br />

gerne Krimis? Wenn sie diese Fragen<br />

bejahen, sollten Sie schleunigst<br />

nach „King Cotton“ greifen<br />

und den Detektiv Mönninghoff auf<br />

seiner abenteuerlichen Spurensuche<br />

begleiten. Spaß beiseite: Seit<br />

über zehn Jahre beschäftige ich<br />

mich mit der Baumwolle, der textilen<br />

Kette, mit Mode und Märkten.<br />

Und noch nie habe ich ein so spannendes<br />

Werk gelesen, das mich<br />

vor allem durch sein Patchwork von<br />

Sozial-, Industrie-, Mode-, Musikund<br />

Entwicklungsgeschichte(n) begeistert.<br />

JB<br />

Artemis & Winkler, Düsseldorf 2006,<br />

240 S., ISBN-10: 3-538-07232-9, € 24,90


missio hilft,<br />

helft missio<br />

Zentrum für Straßenkinder in der Mongolei<br />

„Die katholische Kirche in der Mongolei hat 1994 begonnen,<br />

sich um die Straßenkinder in der Hauptstadt Ulan<br />

Bator zu kümmern. Wir haben die Kinder dort aufgesucht,<br />

wo sie die oft kalten Nächte verbringen – in ärmlichen Hütten,<br />

unter Brücken, in Tunnels und Kanalschächten. Wir<br />

brachten ihnen Tee und warmes Essen, und wir haben ihre<br />

Wunden versorgt. Schon bald haben sie uns ihr Vertrauen<br />

geschenkt und uns ihre Sorgen erzählt. So haben wir angefangen.“<br />

Mit diesen Worten beschreibt Pater Gilbert Sales, der<br />

Initiator, den Beginn der Initiative, die sich in den letzten Jahren<br />

zur unverzichtbaren Einrichtung für Straßenkinder entwickelt<br />

hat. Im August 1995 haben sich die Verantwortlichen<br />

der Kirche entschlossen, ein Haus für 40 Straßenkinder<br />

zu eröffnen, die dort Essen, Kleidung, Beratung und liebevolle<br />

Fürsorge erhielten.<br />

Bereits nach einem Jahr wurde das Haus zu klein. Nach<br />

dem Bau des Zentrums für Straßenkinder „Verbist Care Center“,<br />

wurde es 1998 eröffnet. Derzeit werden im Zentrum<br />

125 Kinder und Jugendliche betreut. Viele von ihnen kommen<br />

unterernährt und krank von der Straße.<br />

Pater Gilbert (gebürtiger Filipino) und zwei Mitbrüder (aus<br />

den Philippinen und aus Belgien) leiten das Zentrum. Zusammen<br />

mit ihren 23 Mitarbeitern nehmen sie sich der Kinder<br />

rund um die Uhr an mit dem Ziel, die Kinder ganzheitlich zu<br />

fördern. Deshalb bitten sie um einen finanziellen Zuschuss<br />

für dieses wichtige Projekt:<br />

Ihre Spende kommt garantiert zu den Menschen,<br />

für die sie bestimmt ist – unter dem Stichwort:<br />

Straßenkinder 50148<br />

missio Spendenkonto<br />

80 004<br />

Liga Bank BLZ 750 903 00<br />

mit 20,– € pro Monat kann ein Kind mit Essen versorgt werden;<br />

mit 16,– € pro Person und Jahr wird die medizinische Vorsorge<br />

für ein Straßenkind sichergestellt;<br />

mit 40,– € pro Kind und Jahr kann das notwendige Schulmaterial<br />

gekauft werden.<br />

Jede Spende hilft!<br />

Vielen Dank!<br />

Dank Spendern können die Kinder im Zentrum auch verköstigt<br />

werden.<br />

Weitere Informationen:<br />

missio-Projektförderung<br />

Heidrun Göttler<br />

Tel.: 089/5162-319<br />

h.goettler@missio.de<br />

Foto: missio


Verzweiflung und Hoffnung<br />

Der Künstler Azariah Mbatha wurde 1941 in Kwa Zulu einem Homeland der Schwarzen in Südafrika geboren.<br />

Quelle: missio<br />

missio Kunstkalender 1993

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