Chronik 1953/54 - Plaidter Geschichtsverein e.V.
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Plaidt vor 50 Jahren.<br />
Ortschronik Juli <strong>1953</strong> bis Juni 19<strong>54</strong><br />
Maria Zaar-Görgens 1<br />
Maria Zaar-Görgens<br />
Juli <strong>1953</strong><br />
Der <strong>Plaidter</strong> Kirchenmaler Peter Mannebach wird mit der Ausmalung der katholischen<br />
Pfarrkirche in Bernkastel-Kues beauftragt.<br />
Bürgermeister Rollmann begrüßt im Gemeindebüro die Gemeindevertreter zu einer<br />
öffentlichen Sitzung. Dabei wird ausführlich über den Antrag von Peter Kurth<br />
auf Überbauung des Krufter Baches zur Errichtung eines Wohn- und Geschäftshauses<br />
debattiert; der Antrag wird genehmigt. Einig ist man sich zudem - und hebt damit<br />
einen Beschluß vom 17. März auf -, kein weiteres Gemeindewohnhaus2 errichten<br />
zu lassen; statt dessen soll das vorgesehene Geld als Bauzuschuß für „Baulustige“<br />
verteilt werden. Im Mittelpunkt der Sitzung stehen außerdem wieder einmal die<br />
katastrophalen Verkehrsverhältnisse im Dorf, und vor allem am Engpaß „Vianden“.<br />
Man beschließt, am Hause „Flöck“ (später Modehaus Jungbluth) einen Verkehrsspiegel<br />
anbringen zu lassen. Es besteht die Aussicht, daß eine Umgehungsstraße<br />
am Pommerhof gebaut wird; das Projekt dieser etwa 1.000 Meter langen Umgehung,<br />
die in die Straße nach Ochtendung einmünden soll, wird mit 800.000 Mark<br />
veranschlagt.<br />
Die Sankt-Petrus-Nachbarschaft wählt anläßlich ihrer Jahreshauptversammlung<br />
im Gasthaus „Zur Post“ Johann Ulhas3 als Schultheiß wieder, der dieses Amt bereits<br />
seit 17 Jahren ausübt.<br />
Seit kurzem hat sich bei der <strong>Plaidter</strong> Jugend eine gefährliche Mutprobe eingebürgert:<br />
Immer wieder ersteigen Jungen den Hochspannungsmast im Sonnenland. Eltern<br />
und Lehrer werden aufgefordert, die Kinder davon abzuhalten.<br />
Unter der Leitung von Lehrer Adams und in Anwesenheit des neuen Schulrektors<br />
Münzel sowie des Bürgermeisters Rollmann finden am 12. Juli auf dem Sportplatz<br />
die Bundesjugendspiele statt. Hervorragende Leistungen werden erbracht: Der<br />
zwölfjährige Friedel Reichert gewinnt mit 60,5 Punkten den Wanderpreis der Gemeindeverwaltung<br />
als bester Teilnehmer der Volksschule. Der 18 Jahre alte Ewald<br />
Füllbier erringt mit 59,5 Punkten den Wanderpreis der Gemeinde für die schulentlassene<br />
Jugend.<br />
Die katholische Pfarrei ruft zu einer großen Spendenaktion zur Wiederherstellung<br />
der durch Blitzschlag stark beschädigten Kirche auf.<br />
Die Straße am Alten Kirchplatz wird mit einer Teerdecke versehen.<br />
Nach 51 Jahren findet am 26. Juli erstmals wieder eine Primizfeier in Plaidt statt.<br />
Der 25jährige Neupriester Joachim Gnilka, dessen Familie seit 1950 im Ort ansässig<br />
ist, wird am 19. Juli in Würzburg zum Priester geweiht.<br />
Der <strong>Plaidter</strong> Kraftfahrzeugführerverein veranstaltet gut besuchte Filmabende;<br />
u.a. wird der Film „Gefesselte Luft“ der Dunlop-Werke gezeigt.<br />
Am 25. Juli führt die Freiwillige Feuerwehr auf dem Bahnhofsgelände eine grössere<br />
Löschübung durch.<br />
In einer Gemeinderatssitzung unter Vorsitz von Bürgermeister Rollmann und in<br />
Anwesenheit des Amtsbürgermeisters Dedenbach wird eine energische Resolution<br />
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Ortschronik Juli <strong>1953</strong> bis Juni 19<strong>54</strong><br />
Abb.1: Primizfeier von Joachim Gnilka in Plaidt, Kolpingsiedlung; Foto: Archiv <strong>Geschichtsverein</strong><br />
gefaßt, in der darauf hingewiesen wird, daß der Gemeinderat die derzeitigen Verkehrsverhältnisse<br />
in Plaidt nicht mehr verantworten kann. Auch wenn in Aussicht<br />
stehe, daß eine Umgehungsstraße gebaut werde, müßten Sofortmaßnahmen seitens<br />
der Landesregierung ergriffen werden. Sollte die Regierung sie auch weiterhin vertrösten,<br />
sehe sich die Gemeinde gezwungen, die Straßen für den überörtlichen Verkehr<br />
zu sperren. Nach diesem diesen Tagesordnungspunkt werden weitere allgemeine<br />
Baumaßnahmen und Anschaffungen beschlossen. Der Volksschule werden<br />
u.a. 200 Mark bewilligt zum Ausbau einer Schülerbücherei.<br />
Am 27. und 28. Juli feiert der Männergesangverein Eintracht sein 100jähriges Bestehen.<br />
Das Standesamt verzeichnet für Juli folgende Personenstandsfälle für Plaidt: -<br />
Geburten: Gertrud Neumann, Martha Weiler, Walter Mürtz, Rudolf Lotzen; - Eheschließungen:<br />
Bruno August Helmut Wahner und Hildegard Bauer (geb. Westerhüs,<br />
Plaidt), Felix Stein (Plaidt) und Elisabeth Müller (Andernach), Paul Alfred<br />
Hartmann und Frieda Gertrud Weist (Plaidt), Albert Zannin und Maria Leicher<br />
(Plaidt).<br />
August <strong>1953</strong><br />
Die Sankt-Hubertus-Schützen feiern am 1. und 2. August ihr 75jähriges Bestehen<br />
mit einem großen Volks- und Schützenfest und Fähndelschwenken. Zahlreiche auswärtige<br />
Schützenbruderschaften und Ehrengäste nehmen daran teil. Die Festansprache,<br />
die die Geschichte der Bruderschaft umreißt, hält der Ehrenhauptmann Josef<br />
Unger. Hervorgegangen ist die Bruderschaft 1878 aus dem 1874 gegründeten<br />
„Verein Deutsches Vogelschießen“. 1880 wurde die Fahne geweiht, 1903 eine<br />
Schießanlage am Dreifaltigkeitskapellchen und 1927 der damalige Schützenplatz<br />
2
erbaut. 1928 erfolgte der Beitritt zur Erzbruderschaft des hl. Sebastianus. Während<br />
des Festaktes erhält der Brudermeister Josef Mürtz für <strong>54</strong>jährige treue Dienste in<br />
der Schützenbruderschaft das silberne Verdienstabzeichen.<br />
Aus Anlaß des „Tages der Heimat“ findet am 2. August am Ehrenmal vor der<br />
Pfarrkirche eine Gedenkfeier mit Totenehrung statt. Zur Feierstunde werden allein<br />
Plaidt ansässigen Heimatvertriebenen und Sowjetzonenflüchtlinge gebeten, ein<br />
Treuebekenntnis zur angestammten Heimat abzugeben und die Forderung auf eine<br />
friedliche Rückkehr zu erheben.<br />
Der 6. August stellt einen Höhepunkt im 25. Jubeljahr der <strong>Plaidter</strong> Kolpingfamilie<br />
dar: Die „Kolpingssöhne auf Fahrt“ geben im <strong>Plaidter</strong> Kolpinghaus eine zweistündige<br />
Varietévorstellung. Den <strong>Plaidter</strong>n kommen 10 % der Einnahme für den<br />
Wiederaufbau der durch Blitzschlag beschädigten Pfarrkirche zugute; insgesamt<br />
belaufen sich die Schäden nach Mitteilung der Pfarrgemeinde auf etwa 93.000<br />
Mark. Weitere Spenden, u.a. von den Nachbargemeinden, sind eingegangen. Der<br />
frühere Pastor Hoffmann spendete zwei Kisten Wein, die zugunsten des Wiederaufbaus<br />
verkauft werden sollen.<br />
Die Erweiterungsarbeiten am Sportplatz an der Bundesstraße werden aufgenommen.<br />
Am 9. August veranstaltet der Tambourverband Rhein-Mosel-Eifel-Sieg in Plaidt<br />
ein Freundschaftstreffen. Zahlreiche Spielmannszüge und Vereine nehmen daran teil.<br />
Der Reinerlös soll ebenfalls dem Wiederaufbau<br />
der <strong>Plaidter</strong> Pfarrkirche dienen.<br />
Bei der von der Bezirksregierung Koblenz<br />
durchgeführten Leistungsprüfung für Polizeidiensthunde<br />
erhält „Arko vom Karmelenberg“,<br />
der Diensthund des Gendarmeriemeisters<br />
Arnold Bous aus Plaidt, die Gesamtnote<br />
„sehr gut“.<br />
Pastor Kiesewetter wird anläßlich eines<br />
Gottesdienstes in Kretz als Pfarrer der evangelischen<br />
Pfarrgemeinde Plaidt und Urmitz-<br />
Mühlheim feierlich eingeführt.<br />
Die Karl-Marx-Straße wird mit einer Teerdecke<br />
versehen.<br />
Der Alte Kirchplatz wird von der Gemeinde<br />
als Parkplatz zur Verfügung gestellt.<br />
Im Hotel „Zur Krone“ findet die Gründungsversammlung<br />
des Schachbezirks Andernach-Mayen<br />
statt.<br />
Die Aufbauarbeiten an der Willibrorduskirche<br />
beginnen. Bis zum 1. September soll<br />
das Gerüst aufgebaut sein. Zur Sicherung der<br />
Reste des oberen Turmes wird um diesen ein<br />
Betonkranz gezogen. Die Firma Pinger erstellt<br />
den Stahlskelettbau. Man plant, bis En-<br />
Maria Zaar-Görgens<br />
Abb. 2: Der eingerüstete Turm der Pfarrkirche,<br />
Foto: Archiv <strong>Geschichtsverein</strong><br />
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Ortschronik Juli <strong>1953</strong> bis Juni 19<strong>54</strong><br />
de September das Kupferende und das Turmkreuz montieren zu können. Stahlskelett<br />
und Kirchendach werden neu verschiefert. Die Männer des Ortes werden gebeten,<br />
bei den Aufräumarbeiten an der Kirche behilflich zu sein. Wenn die<br />
Geldsammlung weiter so erfolgreich ist, darf auf die Reparatur der ebenfalls beschädigten<br />
Orgel gehofft werden. Als erster Ortsverein hat das Tambourkorps Vereinigte<br />
Musikzüge Plaidt einen größeren Geldbetrag zum Wiederaufbau gespendet.<br />
Mit Spannung erwartet man eine Gemeinderatssitzung zur <strong>Plaidter</strong> Verkehrssituation,<br />
an der Landrat Dr. Kohns teilnimmt. Der Landrat wolle jetzt den Bau einer<br />
Umgehungsstraße bei den zuständigen Straßenbauämtern vorantreiben. Er befürwortet<br />
die Neuregelung und vollständige Überholung der Dorfstraße; dazu gehört<br />
auch die Lage der Brücke über den Krufter Bach, die geändert werden müsse. Als<br />
Sofortmaßnahme soll zwar von einer Sperrung der Straße abgesehen werden - der<br />
Gemeinderat wolle zunächst die Maßnahmen des Landrats und der Bauämter abwarten<br />
-, dafür werden aber ein Überholverbot, eine Geschwindigkeitsbeschränkung<br />
auf zehn Stundenkilometer, eine strikte Überwachung - die Gendarmerie wird<br />
zu diesem Zweck im Bezirk Plaidt verstärkt - und die Anbringung von Verkehrsspiegeln<br />
beschlossen. Weiteres Thema bei der Gemeinderatssitzung ist das Siedlungsvorhaben<br />
der Firma Romey „Im Gaul“. Dazu nimmt Baumeister Neumann<br />
aus Mayen Stellung, der hervorhebt, daß das Gelände außerhalb des Baugebietes<br />
liege und daher einer besonderen Genehmigung bedürfe. Ansonsten spräche nichts<br />
gegen dieses Projekt. Ferner ist die Verbreiterung der Brücke über den Krufter Bach<br />
Hinter der Mühle auf der Tagesordnung: Durch die Zurücklegung der Bauflucht um<br />
zwei Meter durch das Bauvorhaben Kurth besteht die Möglichkeit, den schmalen<br />
Streifen mit Eisenbeton zu überdecken: Kostenaufwand 1.500 Mark.<br />
Die Saffiger Straße wird durchschnittlich um einen Meter verbreitert und die Kurve<br />
am Ortsausgang wird ausgebaut. Die Miesenheimer Straße wird vom Ortskern<br />
bis zur Gemarkungsgrenze ausgebessert. Das an der Straßenkreuzung nach Ochtendung<br />
und Saffig stehende Steinkreuz und der Marienbildstock, die immer wieder<br />
von Lastwagen beschädigt wurden, sollen wieder aufgestellt bzw. in eine Nische in<br />
der Mauer („Sauerborns Mühle“) eingebaut werden.<br />
Am 30. August werden 30 Mädchen und 34 Jungen aus der katholischen Volksschule<br />
entlassen. Feierlich wird der Schulentlassungstag im Saal des Kolpinghauses<br />
(Hotel „Nettetal“) begangen, an der auch Angehörige des Entlassungsjahrganges<br />
1903 teilnehmen.<br />
Im August werden im Standesamt Andernach-Land folgende Personenstandsfälle<br />
beurkundet: - Geburten: Helmut Walter Wunsch, Hans Walter Uenzen, Rita Katharina<br />
Albert, Hans Walter Fleischer, Otmar Kretzer, Klaus Urmersbach, Werner<br />
Urmersbach, Robert Werner Runk, Anna Elvira Kaiser, Mathias Erich Nehmeier,<br />
Karl-Heinz Engelmeier; - Eheschließungen: Franz Xaver Scherer und Hildegard<br />
Gertrudis Bartz (Plaidt), Willi Karl Robert Schröder und Katharina Lehmann<br />
(Plaidt), Theodor Bresik und Marianne Schäfer (Plaidt), Günter Anton Stein und<br />
Elisabeth Kleiner (Plaidt), Heinrich Hillesheim (Plaidt) und Margareta Maria Gast<br />
(Andernach), Peter Reif (Andernach) und Sophia Klementine Weber (Plaidt); -<br />
Sterbefall: Katharina Paul (geb. Wenz).<br />
4
Maria Zaar-Görgens<br />
September <strong>1953</strong><br />
Der Steinbruch gegenüber der Burgruine Wernerseck ist wieder in Betrieb.<br />
Der am 4. März 1888 in Plaidt geborene Johann Mürtz feiert am 4. September<br />
sein 40jähriges Dienstjubiläum als Meister bei der RWE-Betriebsverwaltung Rauschermühle.<br />
Die katholischen Pfarreien Plaidt und Saffig unternehmen eine gemeinsame<br />
Wallfahrt nach Bornhofen.<br />
Am 5. September sind es 85 Jahre her, daß Heinrich Fahr ein Bauunternehmen<br />
mit eigenen Bimsfeldern und Lavabrüchen in Plaidt und Kruft gründete. Bereits in<br />
den 1890er Jahren produzierte die Firma Schwemmsteine im Handbetrieb, später<br />
maschinell.1904 übernahm Heinrich Fahr jun. den Betrieb und führte ihn fort, bis<br />
der Erste Weltkrieg die Produktion lahmlegte. Fahr war Mitbegründer der „Bims-<br />
Union“ und ihrer Rechtsnachfolger. Nach Kriegsende wurde weiterproduziert.<br />
1928 spezialisierte sich die Firma auf den Versand von Rohbims, der zum Betonbau<br />
benötigt wurde. 1942 wurde das Unternehmen erneut stillgelegt. 1945 begann man,<br />
die durch Bomben zerstörten Betriebsanlagen wieder aufzubauen, um 1949 die Produktion<br />
abermals aufzunehmen.<br />
Bundestagswahlen am 6. September: Wahlberechtigt 2.463, gültige Erststimmen<br />
2.158, gültige Zweitstimmen 2.132. Die Stimmen verteilen sich wie folgt (in Klammern<br />
die Werte der Bundestagswahl vom 14.8.1949): CDU 991/1.017 (713/608),<br />
SPD 975/945 (787/964), FDP 84/81 (97/104), KPD 13/15 (73/45), BHE 14/24<br />
(-/25), DP 10/11, GVP 1/3, DPR [DRP?] -/36, Liste Unger -/70.<br />
Die Umbauten des <strong>Plaidter</strong> Stromleitungsnetzes sind im Gange. Das Netz, das in<br />
den Jahren 1908 bis 1913 verlegt wurde, ist überwiegend einseitig über am Straßenrand<br />
stehende Holzmaste geführt, die den Verkehr behindern. Nachdem in den neuen<br />
Siedlungen am Ortsrand von Anfang an Dachträger montiert wurden und ein<br />
zweiseitiger Ausbau erfolgte, soll nun das Leitungsnetz im Ortszentrum durch<br />
Monteure der Firma Rheinelektra in etwa sechs Wochen erneuert und den jetzigen<br />
Verhältnissen angepaßt werden.<br />
Zur Kirmes vom 13. bis 15. September werden diesmal zahlreiche neuartige<br />
Schaugeschäfte erwartet, so z.B. eine Überschlagschaukel, ein Springpferdekarussell,<br />
eine „St.-Moritz-Bahn“, Kinderschaukel und -karussell, das Schaugeschäft<br />
„Er und seine Fünf“, mehrere Losbuden und Schießstände. Der Krammarkt ist - im<br />
Gegensatz zum Viehmarkt - sehr gut besucht. Das Frühschoppenkonzert des MGV<br />
Eintracht stellt einen Höhepunkt dar.<br />
Ein ungenannter Einwohner tippt im West-Süd-Block einen „Elfer“ und gewinnt<br />
1.400 Mark.<br />
Die Herbstferien werden auf Beschluß der Schulaufsichtsbehörde um eine Woche<br />
vorverlegt. Angesichts des laufenden Erntejahres lagen die Ferientermine zu<br />
spät.<br />
Am 20. September findet im Gasthaus „Zur Krone“ die Neugründung des<br />
Schachklubs 1928 statt.<br />
Im „Modernen Theater“ wird zum ersten Mal ein sogenannter Drei-Dimensionalfilm<br />
mit dem Titel „Metroscopix“ gezeigt.<br />
Lehrer Herbert Schönborn wird nach Saffig versetzt.<br />
5
Ortschronik Juli <strong>1953</strong> bis Juni 19<strong>54</strong><br />
Die Wiederaufbauarbeiten der <strong>Plaidter</strong> Kirche sind in ein entscheidendes Stadium<br />
getreten. Dank der zahlreichen Spenden der Bevölkerung und ortsansässiger<br />
Firmen kann auch die Renovierung der Inneneinrichtung in Angriff genommen<br />
werden. Die Orgel, die derzeit repariert und erweitert wird, soll einen zwei Meter<br />
höher gelegenen Standort erhalten; dadurch gewinnt man neben klanglichen Verbesserungen<br />
mehr Raum im Kircheninneren. Die Kirchturmuhr soll, sobald der<br />
Turm geschlossen ist, wieder eingesetzt werden. Zurzeit befindet sie sich noch zur<br />
Reparatur bei einer Ulmer Firma. Die Sakristei erfährt ebenfalls eine Erweiterung<br />
und Verkleidung. Der beengte Durchgang auf der linken Kirchenseite soll im Laufe<br />
des Herbstes durch eine Rückverlegung der Pfarrgartenmauer vergrößert werden.<br />
Pastor Jonas, der die Trierer Liebfrauenkirche wiederaufbauen ließ und somit reichlich<br />
Erfahrung sammeln konnte, zeigt unermüdliches Engagement.<br />
Die Landwirte sind mit der diesjährigen überdurchschnittlichen Kartoffelernte<br />
zufrieden,<br />
Der Mayener Walter Degen kehrt am 29. September aus dem Gefangenenlager<br />
Perwo-Uralsk zurück. Er teilt mit, daß Ernst Porz aus Andernach, Heinrich Wirfs<br />
aus Plaidt sowie Hermann Heinrich Higgen aus Mayen in demselben Lager waren.<br />
Für Plaidt sind im Standesamtsregister folgende September-Einträge zu finden: -<br />
Geburten: Maria Bleser, Ute Weis, Karl Josef Mürtz, Bruno Wahner, Heinz Wirschem,<br />
Margot Becker, Robert Wirges; - Eheschließungen: Walter Heinrich Wirfs<br />
und Erna Barbara Flöck (Plaidt), Reimund Schuh (Ochtendung) und Käthe Bartz<br />
(Plaidt), Peter Friederichs (Plaidt) und Gertrud Umbscheiden (Andernach), Wilhelm<br />
Brengmann und Antjen Mettinena Schüller (Plaidt), Herbert Andreas Dietzler<br />
und Annemarie Schmitt (Plaidt), Friedhelm Ralf Hörter (Neuwied) und Klara Elfriede<br />
Bartz (Plaidt), Helmut Jakob Scherhag und Magdalena Krämer (Plaidt); -<br />
Sterbefälle: Katharina Neumann (geb. Bell), Anna Knopp (geb. Neukirch), Josef<br />
Bell (Kriegssterbefall).<br />
Oktober <strong>1953</strong><br />
„Auf der Pütz“ wird das Geschäftshaus „Wilkes“ abgebrochen. An seiner Stelle soll<br />
bald ein größeres Haus errichtet werden. Drei weitere neue Geschäftshäuser werden in<br />
der Ortsmitte gebaut: Hinter der Mühle entsteht ein größeres Imbißhaus [so die Rhein-<br />
Zeitung] und gegenüber „Eb´s Zillertal“ wird das ehemalige Haus „Flöck“ in ein<br />
Kaufhaus umgebaut. In der Niederstraße ist durch Erweiterung eines bestehenden Geschäftshauses<br />
eine moderne Kaufhalle für Haushaltsgeräte entstanden.<br />
Am 11. Oktober veranstaltet die Freiwillige Feuerwehr ihre große Sommerabschlußübung<br />
mit anschließendem Fest; viele auswärtige Wehren nehmen daran teil.<br />
Besondere Aufmerksamkeit wird der Jungfeuerwehrgruppe bei der auf dem Marktplatz<br />
stattfindenden Schauübung zuteil.<br />
Die feierliche Weihe des <strong>Plaidter</strong> Kirchturmkreuzes findet am Namensfest des hl.<br />
Lubentius (13. Oktober) statt. Unter Leitung des Andernacher Architekten Lubens<br />
Mandt wird der Rohbau des Kirchturms mit Kuppel, Kreuz und Hahn gekrönt. Der<br />
Hahn wurde von der <strong>Plaidter</strong> Firma Jung angefertigt. Eine von Hans Hunder, Leiter<br />
des Stadtmuseums Andernach, gestaltete Urkunde in Latein, die die Muttergottes<br />
als Schützerin vor neuem Blitzschlag und zu ihren Füßen St. Willibrord zeigt, wird<br />
6
im Kreuz untergebracht. Der<br />
Urkunde sind eine Münze und<br />
ein Text beigelegt, der besagt -<br />
falls das Kreuz nochmals erneuert<br />
werden müßte: Nimm<br />
diese Münze, und laß eine heilige<br />
Messe lesen für alle, die dieses<br />
Kreuz mit errichtet haben!<br />
Aus Anlaß der Kriegsgefangenen-Gedenkwoche<br />
führen mehrere<br />
hundert <strong>Plaidter</strong> einen<br />
Schweigemarsch durch. Vom<br />
Alten Kirchplatz bewegt sich<br />
der Menschenzug unter dumpfem<br />
Trommelwirbel und flankiert<br />
von Fackeln zum Saal<br />
„Zillertal“, wo eine ergreifende<br />
Gedenkstunde unter Mitwirkung<br />
der <strong>Plaidter</strong> Chöre stattfindet.<br />
Nach dem Vortrag des<br />
Gedichtes „Der Kriegsgefangene“<br />
durch zwei Schulmädchen<br />
hält Lehrer Geilen aus Andernach<br />
eine Rede, in der er u.a.<br />
die schreiende Ungerechtigkeit<br />
gegenüber den Kriegsgefange-<br />
Maria Zaar-Görgens<br />
Abb. 3: Pastor Jonas und Architekt Lubens Mandt mit<br />
Turmhelm; Foto: Pfarrarchiv<br />
nen anprangert. Die Kundgebung wird mit der dritten Strophe des Deutschlandliedes<br />
beschlossen.<br />
Mitglieder des MGV Eintracht versammeln sich zu Ehren ihres Ehrendirigenten,<br />
Friseur Franz Butz, der seinen Abschied vom aktiven Sangesleben nimmt. Vereinsmitglied<br />
seit 1911,<br />
hat er drei Jahrzehnte<br />
als zweiter Dirigent<br />
gewirkt. Während<br />
des Zweiten<br />
Weltkrieges betreute<br />
er den durch Sängerinnen<br />
verstärkten<br />
Chor und organisierte<br />
in den umliegenden<br />
Lazaretten sonntägliche<br />
Serenaden<br />
und kleine Konzer-<br />
Abb. 4: Feierliche Weihe des Kirchturmkreuzes; Foto: Pfarrarchiv<br />
te. Bei der 100Jahr-<br />
Feier der Eintracht<br />
7
Ortschronik Juli <strong>1953</strong> bis Juni 19<strong>54</strong><br />
wurde er zum Ehrendirigenten ernannt. Am 14. September <strong>1953</strong> erhielt er für seine<br />
40jährige aktive Mitgliedschaft die goldene Ehrennadel und den Sängerehrenbrief.<br />
Anläßlich der Jubiläumsfeier der Kolpingfamilie führen Mitglieder des Vereins<br />
das „Apostelspiel“ von Max Mell auf.<br />
Am 25. Oktober wird der Kinderspielplatz in der Kolpingsiedlung eingeweiht<br />
und in dessen Mitte eine Linde gepflanzt. Zur besonderen Freude der Anwesenden<br />
nehmen der Initiator des Projektes, der ehemalige Pfarrer der katholischen Gemeinde,<br />
Pastor Hoffmann, zahlreiche Orts- und Nachbarvereine und Vertreter der Gemeindeverwaltung<br />
an der Feierstunde teil. Musikalisch umrahmt wird die Einweihung<br />
durch den Kirchenchor Cäcilia unter Leitung von Josef Marzi. Vor der Linde<br />
soll später ein Brunnen mit der Büste Kolpings errichtet werden. Die Bewohner der<br />
Kolpingsiedlung stimmen dem von der Gärtnerei Brengmann vorgelegten Plan der<br />
Grünanlage zu und wollen die Arbeiten in Selbsthilfe ausführen.<br />
Abb. 5: Feierliche Pflanzung der Linde in der Kolpingsiedlung, Foto: Archiv <strong>Geschichtsverein</strong><br />
Im vollbesetzten Hotel „Nettetal“ eröffnet Pastor Jonas das silberne Stiftungsfest<br />
des Kolpingvereins Plaidt. An dem eindrucksvollen Festakt nehmen zahlreiche auswärtige<br />
Gäste, u.a. der Diözesanpräses Rick, und Förderer des Kolpinggedankens<br />
teil. Der ehemalige Präses, Pastor Hoffmann, schildert die Anfänge der Kolpingbewegung<br />
in Plaidt.<br />
Bürgermeister Rollmann legt bei einer Gemeinderatssitzung den Verwaltungsbericht<br />
für das Rechnungsjahr 1952 vor. Er erklärt, daß der Wege- und Wohnungsbau<br />
oberste Priorität besitzen. Beim Wohnungsbau war man bestrebt, die Privatinitiative<br />
zu fördern; von insgesamt 60.000 Mark Baudarlehen habe man bereits 40.000<br />
Mark in Form von Kleinkrediten verteilt. Rollmann und der Verwaltung wird einstimmig<br />
Entlastung erteilt. Im Mittelpunkt weiterer Debatten stehen die Behelfsbaracke<br />
und die angespannte Wohnungslage in Plaidt: 80 Familien warten auf eine anständige<br />
Wohnung; derzeit könnten sich nur Finanzkräftige ein Zimmer leisten. Ge-<br />
8
Maria Zaar-Görgens<br />
klärt wird zudem eine Angelegenheit der Feuerwehr: Sie erhält eine neue zwölf<br />
Meter lange Leiter in Stahlausführung. Die infolge unzureichender Druckverhältnisse<br />
Hinter der Mühle notwendige Verstärkung der Wasserleitung wird zur weiteren<br />
Planung einem Ausschuß überwiesen. Beschlossen wird außerdem, daß die Kanalisation<br />
am Wankelburgsweg in Angriff genommen werden soll - die angrenzende<br />
Firma van der Loo (Burgquelle) hat Mithilfe zugesagt. Der FC Alemannia soll<br />
bei den Umzäunungsarbeiten des Sportplatzes unterstützt werden. Mit höchstem Interesse<br />
wird die Antwort der Regierung auf die Resolution des Gemeinderates angesichts<br />
der <strong>Plaidter</strong> Verkehrsverhältnisse erwartet. Der Bau einer Umgehungsstraße<br />
sei - so gibt die Regierung bekannt - im kommenden Etat vorgesehen. Der Gemeinderat<br />
solle zu diesem Projekt Stellung nehmen. Mit keinem Wort äußert sich die Regierung<br />
jedoch zu den geforderten Sofortmaßnahmen, was in der Sitzung zu heftigen<br />
Debatten führt. Bürgermeister Rollmann wird einstimmig beauftragt, eine Antwortnote<br />
weiterzuleiten: Man bejahe zwar den Bau einer Umgehungsstraße zur<br />
Entlastung der Ortsdurchfahrt, doch bestehe der Gemeinderat grundsätzlich darauf,<br />
daß die Dorfstraße, die den Verkehrsverhältnissen nicht mehr genüge, instandgesetzt<br />
werden müßte. Der akute Notstand müßte schnellstens beseitigt werden.<br />
Beim Standesamt Andernach-Land sind für Plaidt folgende Personenstandsfälle<br />
für den Monat Oktober beurkundet: - Geburten: Wilhelm Theisen, Karl-Heinz Hillesheim,<br />
Hans-Günter Ackermann, Kurt Hermann Stephan, Gabriele Bartz, Dorothea<br />
Doris Leber, Gabriele Koßmann, Rolf Peter Josef Berends; - Eheschließungen:<br />
Hans Günter Lohner und Maria Helena Dillen (Plaidt), Matthias Richard Trasser<br />
(Plaidt) und Sibylle Meinhardt (Andernach), Walther Wilhelm Franz Schröder und<br />
Maria Elisabeth Quade (Plaidt); - Sterbefälle: Karl Heinrich Nachtsheim, Gabriele<br />
Bartz, Jakob Kohns.<br />
November <strong>1953</strong><br />
Am 7. November finden sich nur wenige Interessierte zur Gründungsversammlung<br />
eines Ortsbundes der Heimkehrer in „Eb´s Zillertal“ zusammen.<br />
Am 8. November wird in der Pfarrkirche die neue Willibrordusstatue aufgestellt.<br />
Die Hubertus-Schützen veranstalten ein großes Preisschießen als Abschluß ihres<br />
Jubiläumsjahres.<br />
Die Kreiswasserschaukommission besichtigt das Bett des Krufter Baches. Dabei<br />
wird festgestellt, daß der Bach große Mengen Sand mit sich führt. Um dies in Zukunft<br />
zu verhindern, wird im Sonnenland ein sogenannter Sandfang im Bachbett<br />
aufgestellt.<br />
Im Vergleich zum Vormonat hat der Straßenverkehr im Ortsgebiet nachgelassen.<br />
Die Straßenwärter müssen aber immer noch täglich Block- und Normalsteine von<br />
der Fahrbahn wegräumen, die von nachlässig beladenen Lastwagen herunterfallen.<br />
Entwässerungsarbeiten werden in der Erzberger-, der Friedhofstraße und am<br />
Wankelburgsweg ausgeführt, ein lang gehegter Wunsch der Anwohner.<br />
Die Dorfälteste, die Witwe Johann Jäschke, feiert am 13. November ihren 89. Geburtstag.<br />
Bürgermeister Rollmann stellt beim Sankt-Martins-Zug, an dem etwa 2.000<br />
Menschen teilnehmen, den heiligen Martin dar.<br />
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Ortschronik Juli <strong>1953</strong> bis Juni 19<strong>54</strong><br />
Am Buß- und Bettag wird das Winterhalbjahr der VHS feierlich eröffnet. Die<br />
Festansprache von Rektor Münzel steht unter dem Motto: Du und ich, wir sind die<br />
Volkshochschule.<br />
Statistisch wird festgestellt, daß im Stationsbereich der Gendarmerie Plaidt im<br />
Jahre 1952 56 Verkehrsunfälle und im Zeitraum Januar bis Oktober <strong>1953</strong> insgesamt<br />
106 Verkehrsunfälle verzeichnet sind, was einer fast hundertprozentigen Zunahme<br />
entspricht.<br />
In der Miesenheimer Straße wird eine Filiale der Metzgerei Breitbach eröffnet.<br />
Die neue Pumpe für die Wasserversorgung der Gemeinde nimmt ihren Betrieb<br />
auf. Sie leistet einen stündlichen Wasserwurf von 58 Kubikmeter.<br />
Am 21. November wird ein Mysterienspiel Calderons 4 aufgeführt.<br />
Zu einer öffentlichen Gemeinderatssitzung findet man sich in der „Bahnhofsgaststätte“<br />
zusammen. Zur Tagesordnung gehört die projektierte Umgehungsstraße,<br />
wozu der Gemeinderat aber noch nicht Stellung nehmen kann, da diese erst jüngst<br />
abgesteckt wurde und das Meßtischblatt zur Einsicht noch nicht vorliegt. Weitere<br />
Baumaßnahmen werden zur Bearbeitung einer Baukommission weitergeleitet. Die<br />
Anträge Zäck, Busenthür und Kowalski auf Baudarlehen werden genehmigt. Ausserdem<br />
wird die Notwendigkeit der Erstellung von Ortsstatuten und Fluchtlinienplänen<br />
von Amtsbürgermeister Dedenbach hervorgehoben - die für Plaidt stammen<br />
noch aus dem Jahre 1908. Im Mittelpunkt der Sitzung steht die Sporthallen- und<br />
Schulsaalfrage: Nach Ortsbesichtigung und Kostenklärung soll dieses Problem im<br />
nächsten Jahr gelöst werden. Bekanntgegeben wird außerdem, daß das „Schmitzegäßchen“<br />
in „Pfaut“ unbenannt wird, die neue Straße in der Siedlung die Bezeichnung<br />
„Wankelsburger Weg“ erhalten soll und daß der Weg Plaidt-Rauscher Mühle-<br />
Saffig für Kraftfahrzeuge - nicht aber für Radfahrer und Fußgänger - gesperrt wird.<br />
Desweiteren erhält Peter Kurth eine beantragte Ausschankgenehmigung. Bürgermeister<br />
Rollmann teilt mit, daß das Gelände um Burg Wernerseck zum Naturschutzgebiet<br />
erklärt worden ist. Gemeinderat Weinand regt die Errichtung einer<br />
Kriegergedächtnisstätte an, und Verordneter Unger erinnert an den alten Beschluß,<br />
den Steg über die Nette im Bereich „Obernaus“ endlich zu bauen.<br />
In einer schlichten Feierstunde überreicht Bürgermeister Rollmann eine erste Bücherreihe<br />
als Grundstock für die Schülerbücherei der Volksschule.<br />
Im November beträgt der Bevölkerungsstand von Plaidt 4.071 Einwohner.<br />
Beim Standesamt Andernach-Land sind im November für Plaidt folgende Personenstandsfälle<br />
registriert: - Geburten: Heinrich Schmitt, Margarete Britz, Beatrix<br />
Hörz, Elvira Irmgard Walter, Gertrud Erika Bütgenbach; - Eheschließungen: Johannes<br />
Cornet (Plaidt) und Pauline Wilhelmine Friederike Ahrenberg (Füllscheuer),<br />
Johann Josef Nürnberg (Mayen) und Edeltrud Margareta Wirfs (Plaidt), Matthias<br />
Josef Bütgenbach (Plaidt) und Katharina Heinz (Koblenz-Lützel); - Sterbefälle:<br />
Matthias Marci, Katharina Hickmann, Josefa Koch (geb. Horn).<br />
10
Dezember <strong>1953</strong><br />
In Plaidt wird das seit dem Krieg vermißte Protokollbuch der bergischen reformierten<br />
Provinzialsynode aus dem 16.-17. Jahrhundert gefunden. Der <strong>Plaidter</strong> Bürger<br />
[Peter?] Sauerborn hatte es 1945 aus einem amerikanischen Fahrzeug aus dem<br />
Schutt herausgeholt und aufbewahrt. Jetzt stellt sich der unschätzbare Wert des Folianten<br />
heraus; die Besitzerin, die Landesbibliothek in Düsseldorf, hat das Buch bereits<br />
zurückerhalten.<br />
Abb. 6: Begrüßung der neuen Glocken; Foto: Archiv <strong>Geschichtsverein</strong><br />
Maria Zaar-Görgens<br />
Abb. 7: Glockenweihe; v.l.: Willi Schmidt, Horst Debastian, Pastor Jonas, Abt Ebel; rechts:<br />
Peter Schneider, Josef Mürtz; Foto: Archiv <strong>Geschichtsverein</strong><br />
11
Ortschronik Juli <strong>1953</strong> bis Juni 19<strong>54</strong><br />
Am Herz-Jesu-Freitag halten die fünf neuen, beim „Bochumer Verein“ gegossenen<br />
Glocken ihren geschmückten Einzug in die katholische Pfarrei Plaidt. Am Festtag<br />
des hl. Nikolaus findet die feierliche Glockenweihe durch den Abt von Maria-Laach,<br />
Dr. Basilius Ebel, statt. Ein Pfarrfamilienabend im Hotel „Nettetal“ mit<br />
Gesang, Gedichten und Schauspiel beschließt den denkwürdigen Tag.<br />
Am 13. Dezember veranstaltet der MGV Eintracht ein großes Vokalkonzert mit<br />
Christow Bajew vom Koblenzer Theater. Der Reinerlös dient dem Wiederaufbau<br />
der <strong>Plaidter</strong> Kirche.<br />
Plaidt erhält eine neue Orgel mit 2.500 Pfeifen, die von der Firma Ernst Seifert<br />
aus Bergisch-Gladbach konstruiert wurde. Nach dem kirchlichen Zeremoniell und<br />
unter großer Anteilnahme der Bevölkerung, auch aus den Nachbarorten, weiht Dechant<br />
Gerhardus Nickenig 5 das neue Instrument. Domorganist Paul Schuh führt<br />
durch eine Interpretation des Chorals in a-Moll von César Frank und des Präludiums<br />
in C-Dur sowie eine Improvisation von Johann Sebastian Bach Register und<br />
Klangfarben der Orgel vor.<br />
Über dem Hauptportal der Pfarrkirche wird ein schlichtes Tuffstein-Relief angebracht.<br />
Es stammt aus der Werkstatt Maria-Laach und zeigt den thronenden Christus.<br />
Seine leicht erhobene Rechte symbolisiert den Lehrmeister der Christenheit,<br />
die geöffnete, darbietende Linke den Heiland der Welt. Zu seinen Füßen ist Berctrudis<br />
dargestellt, die 894/895 ihre Ländereien - darunter Besitz in Plaidt - dem Kloster<br />
Echternach vermachte und damit die enge Beziehung Plaidts zu Echternach und<br />
dem Willibrordus-Patrozinium begründete. Auf der anderen Seite steht der hl. Willibrord,<br />
der Schutzpatron der <strong>Plaidter</strong> Pfarrei.<br />
Im Jugendheim wird eine Krippenschau eröffnet. Bewundert wird von vielen Besuchern<br />
vor allem die große Krippe von Ludwig Schlicht und Toni Schmidt. Aufmerksamkeit<br />
erregen auch die ausgestellten Arbeiten von Hans Debastian, Anton<br />
Kayser, Norbert Paul (13 Jahre), Günter Marzi (13 Jahre) und Friedel Weihe (14<br />
Jahre). Sogar der Südwestfunk berichtet über die eindrucksvolle Krippenschau. Der<br />
Reinerlös dieser Veranstaltung kommt dem Fonds für den Wiederaufbau bzw. für<br />
die Verschönerung der Kirchenkrippe zugute.<br />
Es findet ein Konzert des MGV Eintracht statt, in dessen Mittelpunkt die Interpretation<br />
der Werke Schuberts stehen. Leider läßt die Akustik im Saal des Kolpinghauses<br />
die großartige Leistung des Gesangvereins nicht zur Geltung kommen.<br />
Gendarmeriebeamte stellen fest, daß vermutlich durch Anfahren die Brückenpfeiler<br />
an der Bahnbrücke in Plaidt aus ihrem Stand gelöst wurden. Es besteht die<br />
Gefahr, daß die Pfeiler auf die Gleisanlagen stürzen.<br />
Der Kirchenchor Cäcilia führt in der Pfarrkirche ein Weihnachtsoratorium auf, zu<br />
dem sich mehr als 250 Besucher versammeln.<br />
Ein vierjähriger Junge fällt in einen mit kochendem Wasser gefüllten Eimer. Das<br />
Kind stirbt trotz sofortiger Überführung ins Krankenhaus.<br />
Im Register des Standesamtes Andernach-Land sind für den Monat Dezember<br />
folgende Plaidt betreffende Eintragungen zu finden: - Geburten: Werner Stein, Gudrun<br />
Erika Hollunder, Salome Poß, Karin Reul, Elke Rollmann, Reinhold Hessel,<br />
Bernd-Peter Schäfer, Bernhard Zepp; - Eheschließungen: Karl Heinz Gorges<br />
(Plaidt) und Helga Maria Rausch (Kretz), Martin Alois Luy (Plaidt) und Katharina<br />
12
Christine Nicolay (Ochtendung), Rudolf Oster (Nickenich) und Marianne Thönnes<br />
(Plaidt); - Sterbefälle: Matthias Werner Knollema, Katharina Kraus (geb. Rohn),<br />
Johann Anton Butz.<br />
Januar 19<strong>54</strong><br />
Maria Zaar-Görgens<br />
Abb. 8: Heimkehrer Heinrich Wirfs im Kreise seiner Familie nach 10jähriger russischer<br />
Kriegsgefangenschaft; Foto: Edeltrud Nürnberg<br />
Nach 10jähriger russischer Kriegsgefangenschaft kehrt am Neujahrstag Heinrich<br />
Wirfs zurück: 1944 war er bei Ostrowo am Narew gefangengenommen und 1949<br />
von einem russischen Gericht zu 25 Jahren Strafe verurteilt worden, weil er auf<br />
deutscher Seite gegen Partisanen eingesetzt worden war. Zeitweise saß er in einem<br />
Gefängnis ein, später kam er in das Arbeitslager Workuta am nördlichen Eismeer,<br />
wo er unter Tage arbeiten mußte. Vom Arbeitslager Perwo Uralks trat er die Heimreise<br />
an. An der Zonengrenze wurde ihm ein beeindruckender Empfang als erster<br />
Gruß aus der Heimat bereitet. In Plaidt, das er als 19jähriger zum letzten Male gesehen<br />
hatte, versammelt sich nahezu die gesamte Bevölkerung auf dem Alten Kirchplatz,<br />
als gegen 16 Uhr seine Ankunft - man hat ihn per Auto vom Koblenzer Bahnhof<br />
abgeholt - durch Sirenengeheul und Glockengeläute verkündet wird. Begrüßt<br />
wird der von seinen Eltern begleitete erste Heimkehrer von Bürgermeister Rollmann.<br />
Sein Weg führt ihn zunächst, geleitet von Spielmannszug und Posaunenchor,<br />
in die Pfarrkirche, wo ihn Pfarrer Jonas willkommen heißt; danach geht es zur elterlichen<br />
Wohnung. Es heißt, daß sich Matthias August Bartz aus Plaidt, der ebenfalls<br />
in Kriegsgefangenschaft geraten war, im Lager „Friedland“ befinde und auf dem<br />
Heimweg sei.<br />
13
Ortschronik Juli <strong>1953</strong> bis Juni 19<strong>54</strong><br />
Bei der Gemeindeverwaltung ist eine Lebensmittelspende der amerikanischen<br />
Regierung eingegangen; sie wird in den folgenden Tagen ausgeteilt.<br />
Am 1. Januar tritt Lehrer Matthias Jäckels in den Ruhestand. An seiner Stelle<br />
wird die 29jährige Lehrerin Gertrud Heiliger von Niedermendig nach Plaidt berufen;<br />
sie übernimmt das zweite Schuljahr.<br />
Am 7. Januar findet man sich im Gasthof „<strong>Plaidter</strong> Haus“ zu einer öffentlichen<br />
Sitzung des Gemeinderates zusammen. Nach Tätigkeitsbericht und Gedenkminute<br />
für das verstorbene Ratsmitglied Anton Butz führt Bürgermeister Rollmann seinen<br />
Sohn Fritz als neues Gemeinderatsmitglied ein. Die z.Zt. vakanten Posten in der Finanzkommission<br />
werden durch Gemeinderat Grützmacher und Fritz Rollmann, in<br />
der Wohlfahrtskommission durch Fritz Rollmann ausgefüllt. Die Wahl zum<br />
Schiedsmann fällt auf Peter Wilkes, sein Stellvertreter ist der Beigeordnete Albert<br />
Iven. Bezüglich der von der Bevölkerung geforderten Stellungnahme zu einer Zuwendung<br />
zur Erneuerung der Kirchenuhr wird beschlossen, den Vorschlag des Verordneten<br />
Mehlis auf Zuwendung von 1.000 Mark zuzustimmen. Breiten Raum<br />
nimmt die Diskussion um die Schulsaal- bzw. Turnhallenfrage ein, wobei bekräftigt<br />
wird, daß eine Halle gebaut werden soll. Zur Kenntnis genommen wird die Ablehnung<br />
eines Antrages der Gemeinde auf geteilten Unterrricht. Ausgiebig debattiert<br />
wird über das Kanalisationsproblem: Bauingenieur Roßbruch beschreibt die Lage<br />
in der Kolpingstraße und erklärt, daß man nicht darum herumkomme, Ortsteile zu<br />
kanalisieren: Beginnen müsse man in den neuen Ortsteilen. Die geplanten Sickerschächte<br />
könnte man später als Kontrollschächte ausbauen. Gemeinderat Mehlis<br />
erhebt gegen diesen Vorschlag Widerspruch; man müsse versuchen - so Mehlis<br />
-, die Vorflut auf natürliche Weise zu beseitigen. Gegen Sickerschächte spricht für<br />
ihn die Verschlammung bei Gewitterregen, das schlechte Sauberhalten und die zu<br />
erwartenden Beschwerden über Eindringen von Wasser in die Keller. Gemeinderat<br />
Unger stellt abschließend den Antrag zur Erstellung eines Gesamtplanes für die Kanalisation,<br />
der dann etappenweise realisiert werden könne. Zur Vorbereitung des<br />
Baues eines Ehrendenkmals für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs nach einem<br />
Antrag des Gemeinderates Weinand wird eine Kommission gebildet. Abgelehnt<br />
wird ein Antrag von Michael Butz auf Installierung einer Straßenbeleuchtung im<br />
Wankelburgsweg.<br />
Matthias Bartz („Thies“), der zweite <strong>Plaidter</strong> Heimkehrer, wird unter großer Anteilnahme<br />
der Bevölkerung und Vereine willkommen geheißen. Eine stattliche Autokolonne<br />
erwartet ihn am Bahnhof Andernach, um ihn im Schrittempo über die<br />
eisglatte Landstraße nach Hause zu bringen. Der Versuch einiger <strong>Plaidter</strong>, ihn am<br />
Kölner Bahnhof abzufangen und ohne großes Aufsehen ins elterliche Haus in der<br />
Kretzer Straße zu bringen, war mißlungen.<br />
Die Gemeinde feiert im „Zillertal“ das Fest der alten Leute; zur Freude aller sind<br />
die beiden Heimkehrer unter den Festgästen.<br />
Gut besuchte Generalversammlung beim MGV Eintracht im Vereinslokal „Zur<br />
Krone“: Zum Vorstand werden gewählt: 1. Vorsitzender Nikolaus Weiler, 2. Vorsitzender<br />
Hans Morbach, Schriftführer Helmut Ulhas und Rudi Märsch, 1. Kassierer<br />
Alois Wilkes, 2. Kassierer Klaus Reichert. Der zweite Vorsitzende teilt mit, daß<br />
eine Vereinschronik angelegt worden ist, sie reicht bis in das Jahr 1949 zurück.<br />
14
Ein <strong>Plaidter</strong> Bürger gewinnt im West-Süd-Block des Toto einen Bauzuschuß von<br />
3.000 Mark.<br />
Beim Umpflügen eines Ackergrundstückes „Im Rang“ findet ein Landwirt zwei<br />
Artilleriegranaten amerikanischer Herkunft. Da in der Nähe der Fundstelle eine<br />
ehemalige amerikanische Stellung war, wird dort weitere Munition vermutet. Das<br />
zuständige Sprengkommando wird verständigt.<br />
Die den Verkehr behindernde große Robinie und ein kleines Gartengrundstück an<br />
der Ecke Miesenheimer-/Erzbergerstraße werden beseitigt.<br />
Die Karnevalsgesellschaft eröffnet die Narrenzeit 19<strong>54</strong> mit einem großen Maskenball<br />
im Hotel „Nettetal“.<br />
Der Raketenforscher und Erfinder der V 2, Rudolf Nebel, hält einen Vortrag bei<br />
einer Sonderveranstaltung der VHS.<br />
Am 18. Januar kann die <strong>Plaidter</strong> Pfadfinderschaft auf ihr fünfjähriges Bestehen<br />
zurückblicken.<br />
Schwere Sturmböen ziehen den Ort in Mitleidenschaft, zahlreiche Dächer werden<br />
beschädigt. Weitere Stürme werden erwartet.<br />
Gut besuchte Jahreshauptversammlung beim Ortsverband Plaidt der Heimatvertriebenen<br />
im „Nettetal“. Zum Vorstand werden gewählt: 1. Vorsitzender Karl Körner,<br />
2. Vorsitzender Ernst Rohwerder. Zum Ehrenvorsitzenden wird Herr Laaser<br />
benannt.<br />
Der vor einigen Wochen von der Schützenbruderschaft gekaufte Kirmesbaum<br />
wird gestohlen.<br />
Der Bürgermeister gibt bekannt,<br />
daß auch in diesem Jahr<br />
Zuschüsse für den Anbau von<br />
Pappeln außerhalb des Waldes<br />
gewährt werden.<br />
Jahreshauptversammlung bei<br />
der Schützenbruderschaft. Entschieden<br />
wird, daß der Paragraph<br />
9 der Statuten (Beerdigung<br />
von Ehefrauen und Witwen<br />
der Schützen) trotz angespannter<br />
wirtschaftlicher Lage<br />
weiterhin in Kraft bleibt, wohl<br />
aber mit dem Zusatz „ohne Musikgestellung“<br />
ergänzt wird.<br />
Auch in diesem Jahr wird<br />
wieder eine Spende von Brot,<br />
Butter und Käse an mittellose,<br />
alleinstehende Witwen und Arme<br />
ausgeteilt werden. Als<br />
Abb. 9: Matthias Bartz im Kreise seiner Angehörigen<br />
und Verwandten nach seiner Heimkehr; Foto: August<br />
Ginkel<br />
Maria Zaar-Görgens<br />
Zeugwart wird der derzeitige<br />
Schützenkönig Bernard einstimmig<br />
gewählt. Ansonsten<br />
15
Ortschronik Juli <strong>1953</strong> bis Juni 19<strong>54</strong><br />
bleibt der Vorstand noch ein weiteres Jahr im Amt. Um bei den Schießveranstaltungen<br />
ausreichende Bewirtung zu garantieren, vergibt man diese an die einzelnen<br />
Wirtschaften. Beschlossen wird zudem, daß das gemütliche Sportschießen im Saal<br />
wieder aufgenommen wird.<br />
Eine Generalversammlung der Nachbarschaft Pfaut findet in der Gastwirtschaft<br />
„Raab“ statt, bei der der Vorstand wiedergewählt wird.<br />
Durch den strengen Frost der letzten Tage sind die „Kaulen“ und die Nette zugefroren,<br />
was der Jugend Gelegenheit zum Eissport gibt. Angesichts des Frostes weist<br />
die Gemeinde mehrmals darauf hin, daß es verboten ist, Abwässer auf die Straße abzuleiten.<br />
Am 31. Januar eröffnet Vorsitzender Jakob Döll die Generalversammung des TV<br />
Jahn in der „Krone“. Er stellt fest, daß der Verein angesichts der schlechten Trainingsmöglichkeiten<br />
einen Rückgang im letzten Jahr zu verzeichnen hat. Der Bau einer<br />
Turnhalle sei dringend erforderlich. Die Neuwahl des Vorstandes ergibt: 1. Vorsitzender<br />
Jakob Döll, 2. Vorsitzender Theo Schmitz, Geschäftsführer Hans Debastian,<br />
Schriftführer Josef Degen, Kassierer Paul Nachtsheim, 1. Turnwart Theo<br />
Schmitz, 2. Turnwart Jakob Döll, Schülerwart Oskar Schmitt, Frauenturnwarte Brigitte<br />
Schraven und Liesel Lehmacher, Beisitzer Johann Kuppert und Josef Müller,<br />
Kassenprüfer Anton Köllner und Fritz Lehmacher, Zeugwart Franz Josef Fuchs,<br />
Handballobmann Hans Debastian, Leichtathletikwart Lorenz Schmorleitz, Jugendund<br />
Wanderwart Severin Hillesheim und Senioren-Wanderwart Rudi Steffens.<br />
Am 31. Januar finden sich die <strong>Plaidter</strong> Mitglieder des Reichsbundes der Kriegsgeschädigten<br />
im Saal „Zur Krone“ - in Anwesenheit des Bürgermeisters - zusammen<br />
und halten Jahresrückschau. Der Vorsitzende Matthias Lotzen teilt mit, daß die<br />
im Januar <strong>1953</strong> gegründete <strong>Plaidter</strong> Ortsgruppe des Reichsbundes inzwischen 140<br />
Mitglieder zählt (vorher 37).<br />
Standesamtnachrichten im Januar: - Geburten: Hans Joachim Wagner, Inge Maria<br />
Wirfs (Franz-Josef-Str. 5, 17.1.), Irene Juliane Ammel (Karl-Marx-Str., 20.1.), Franz<br />
Gangolf Lohner (Bachstr. 9, 26.1.), Herbert Zannin (Olmerich 5, 26.1.), Arnd Walter<br />
Spitzlei (Rampen 2, 29.1.), Ellen Maria Margarete Schäfer (Kolpingstr. 21, 31.1.); -<br />
Eheschließungen: Johann Alfons Roos (Miesenheimer Str. 7) und Hedwig Hillesheim<br />
(Kettiger Str. 4, Saffig, 30.1.), Wilhelm Persy (Karl-Marx-Str. 18) und Barbara Weidenbach<br />
(Grabenstr. 31, Kell, 30.1.); - Sterbefälle: Margareta Gutgesell (geb. Meyer),<br />
Johann Windheuser, Margaretha Mand (geb. Lohner). 6<br />
Februar 19<strong>54</strong><br />
Goldene Hochzeit feiern Paul und Katharina Schröder (geb. Becker). Der 76jährige<br />
Zimmermann Paul Schröder ist gebürtig aus Saffig und lebt seit fünfzig Jahren in<br />
Plaidt; er ist Mitbegründer der <strong>Plaidter</strong> Feuerwehr und war zehn Jahre lang erster<br />
Schultheiß der Nachbarschaft St. Petrus. Seine zwei Jahre ältere Ehefrau stammt<br />
von einem Bauernhof in Kaan bei Polch.<br />
Im internen Kreis wird der in den Ruhestand verabschiedete Lehrer Jäckels durch<br />
Bürgermeister Rollmann und Rektor Münzel mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet.<br />
16
Maria Zaar-Görgens<br />
Eine große Jubiläumssitzung der Stadtsoldaten findet in „Eb´s Zillertal“ unter<br />
dem Motto „Heut woll´n wir lustig sein“ statt, durch das Programm führt Herbert<br />
Mohr. An diesem Abend werden die Gründer und Jubilare der Stadtsoldaten geehrt,<br />
darunter der 73jährige Jakob Leber, das älteste noch aktive Mitglied.<br />
Das Friseurgeschäft Leclerc feiert sein 100jähriges Bestehen: Gründer des Geschäftes<br />
war der Großvater von Christoph Leclerc, des jetzigen Inhabers. Über den<br />
Großvater werden heute noch allerlei Anekdoten erzählt. So habe ihn Pfarrer Retz<br />
einmal gebeten, bis zur Fertigstellung der heutigen Pfarrkirche eine Muttergottesstatue<br />
aufzubewahren. Da es bei Leclerc aber an Raum fehlte, ließ der Großvater<br />
aus eigenen Mitteln vor seinem Geschäft ein Heiligenhäuschen erbauen. Das Geschäft<br />
wird in Kürze in einen Neubau in der Miesenheimer Straße umziehen.<br />
Am 15. Februar tagt der Gemeinderat in der Volksschule. Wichtige Themen bilden<br />
die Kanalisation im Ort und die Friedhofserweiterung. Bürgermeister Rollmann<br />
gibt bekannt, daß die Bodenuntersuchung positiv verlaufen sei und von Seiten<br />
des Gesundheitsamtes nichts mehr im Wege stehe. Die Friedhofskommission<br />
hat den Vorschlag gemacht, den Friedhof mit einer Hecke und nicht mit einer Mauer<br />
einzufrieden. Gemeinderat Mehlis beantragt beim Rat die Ausdehnung des Bebauungsplanes<br />
Miesenheimer-, Kolping- und Karl-Marx-Straße. Zuerst müsse die<br />
Gemeinde - so Bürgermeister Rollmann - Grundstücke dort aufkaufen, arrondieren<br />
und zusammenlegen. Rund ein Viertel gehöre der katholischen Kirche, das übrige<br />
Gelände sei in Privatbesitz. Stellung nimmt der Gemeinderat zu der geplanten Auflösung<br />
des Saffiger Krankenhauses - die das Haus führende Schwesterngemeinschaft<br />
wolle wieder in die Mission zurückkehren - und seine Bedeutung für die<br />
<strong>Plaidter</strong> Gemeinde angesichts der begrenzten Aufnahmekapazitäten des Andernacher<br />
Krankenhauses. Man wolle eine Schließung nicht zulassen und denke an eine<br />
finanzielle Unterstützung dieser Institution. Amtsbürgermeister Dedenbach wird<br />
beauftragt, weitere Verhandlungen zu führen.<br />
Die Gemeindeverwaltung gibt bekannt, daß in diesem Jahr ausreichende Mengen<br />
von „Saprol“ zur Schnakenbekämpfung zur Verfügung gestellt werden.<br />
Von 100 durch die Gemeinde angepflanzten Pappeln sind durch die Dorfjugend<br />
35 bis 40 radikal vernichtet worden - trotz wiederholter Belehrungen und trotz der<br />
Aktion „Tag des Baumes“.<br />
Mit Christoph Butz, der sich um die Übernahme der Gemeindewaage beworben<br />
hat, schließt die Ortsverwaltung einen Pachtvertrag.<br />
Pfarrer Jonas bedankt sich beim Gemeinderat für die Spende von 1.000 Mark für<br />
die neue Kirchturmuhr.<br />
Im Keller im Nordteil der Volksschule, der privat vermietet ist, bricht ein Brand<br />
aus. Nach eineinhalbstündiger Arbeit gelingt es der Feuerwehr unter Brandmeister<br />
Monreal mit Hilfe einer Schlauchleitung den Brand einzudämmen. Die Brandursache<br />
wird untersucht.<br />
Eine (karnevalistische) Waffensammlung für die neue Armee erbringt in Plaidt:<br />
zwei Holzgewehre, ein angerostetes Schilderhäuschen, ein Rezept zum Backen von<br />
Kommißbrot und drei gut erhaltene Fußlappen ...<br />
In den Büchern des Standesamtes ist für Plaidt im Februar folgendes registriert: -<br />
Geburten: Erich Hillesheim (Miesenheimer Str. 61, 1.2.), Maria Rita Bartz (Bahn-<br />
17
Ortschronik Juli <strong>1953</strong> bis Juni 19<strong>54</strong><br />
Abb. 10: „Tag des Baumes“ auf dem Alten Kirchplatz; Foto: Archiv <strong>Geschichtsverein</strong><br />
hofsstr. 16, 9.2.), Helene Theisen (Hinter der Mühle 12, 15.2.); - Eheschließungen:<br />
Peter Johann Scholl (Kolpingstr. 17) und Elisabeth Knist (St.-Thomaser-Hohl 82,<br />
Andernach, 6.2.), Stephan Robert Butz (Mühlenstr. 14) und Hedwig Gertrud Parsch<br />
(<strong>Plaidter</strong> Str. 4, Miesenheim, 13.2.), Paul-Siegmund Ponczek (An der Pfaut 2) und<br />
Margaretha Schmitz (An der Pfaut 2, 15.2.), Albert Klee (Bachstr.2, Miesenheim)<br />
und Gertruda Anita Breitbach (Hauptstr. 7, 16.2.), Josef Thönnes (Rathenaustr. 27)<br />
und Anna-Maria Elisabeth Urmersbach (Rathenaustr. 27, 20.2.), Philipp Hillesheim<br />
(An der Pfaut 4) und Doris-Anneliese Hürter (Rennweg 1, Andernach); - Sterbefälle:<br />
Peter Müller (Bahnhofstr. 3, 83 Jahre alt), Matthias Frank (Kretzer Str. 47, 92<br />
Jahre alt), Margaretha Gäb (geb. Persy, Niederstr. 39, 72 Jahre alt), Geert Ottens<br />
(Ochtendunger Str. 20, 86 Jahre alt).<br />
März 19<strong>54</strong><br />
Die Pfauter Nachbarschaft, die größte des Ortes, feiert mit einem karnevalistischen<br />
Familienabend im Lokal „Jakob Krämer“ ihr 25jähriges Bestehen. Auch die<br />
Nachbarschaft Alter Kirchplatz kann auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken.<br />
Bei der Gründung schlossen sich 68 Familien zusammen, heute ist die Zahl auf 142<br />
gestiegen. Bei der Jahreshauptversammlung werden die Gründerinnen der Nachbarschaft<br />
Alter Kirchplatz, Gertrud Marci und Anna Busenkell, geehrt. Für die verstorbene<br />
Gertrud Marci nimmt der Ehemann, Josef Marci, die Ehrenurkunde in<br />
Empfang. Als neuer Vorsitzender wird Josef Mürtz gewählt, 2. Vorsitzender ist Albert<br />
Iven.<br />
Am 3. März stürzt der 31jährige Werner Raab auf der Landstraße zwischen Ochtendung<br />
und Plaidt mit seinem Motorrad so schwer, daß er kurz nach seiner Einlieferung<br />
ins Krankenhaus seinen Verletzungen erliegt.<br />
Am Hummerich findet ein Arbeiter in einem Heckengelände eine Eierhandgranate.<br />
18
Maria Zaar-Görgens<br />
Unter großem Geleit wird der Kriegsinvalide Willi Kreier zu Grabe getragen.<br />
1940 im Frankreichfeldzug schwer verwundet, 1945 in russische Kriegsgefangenschaft<br />
geraten, war er 1948 als Schwerkranker zurückgekehrt. Trotz Krankheit betreute<br />
er lange die Alt-Herren-Mannschaft des FC Alemannia.<br />
Öffentliche Gemeinderatssitzung in der Volksschule: Themen sind u.a. die Stellungnahme<br />
der Gemeinde zum Bau der Umgehungsstraße und zum Übergabevertrag<br />
der Ortsdurchfahrt, mehrere Anträge auf Anschluß an die Ortswasserleitung,<br />
der Antrag von Hermann Peters auf Bimsausbeute eines Teiles des „Nachtsweges“,<br />
der Antrag auf Anlegung einer Rinne im ehemaligen „Schmitzegäßchen“, die Beihilfe<br />
für die Kommunionkinder und das Problem der Wasserabführung im Wankelburgsweg.<br />
Beschlossen wird zudem, daß der 1949 in einer Notzeit aufgenommene<br />
Brauch, für die Schulkinder Ostereier zu sammeln, fortgesetzt wird. Anwesend bei<br />
der Sitzung sind Vertreter der Kreisverwaltung, Amtmann Elzer und Regierungsbaurat<br />
Korell. Zum Thema Ortsdurchfahrt und Umgehungsstraße faßt Amtsbürgermeister<br />
Dedenbach die Verhandlungen und Forderungen der Gemeinde zusammen:<br />
Wichtig sei die Einleitung der Kreisstraße Saffig in die Umgehung, damit eine<br />
wirkliche Verkehrsentlastung erzielt werde, aber auch, in welchem Zustand man<br />
die 1.850 Meter lange Ortsdurchfahrt übernehme. Das Angebot des Landes, nur das<br />
Straßenstück zwischen den beiden Brücken umzupflastern, ist nicht zufriedenstellend.<br />
Für die zu erwartenden Schadensersatzansprüche der Hauseigentümer hinsichtlich<br />
der aufgetretenen Gebäudeschäden kann die Gemeinde nicht verantwortlich<br />
gemacht werden. In seinem Gegenvorschlag erkennt der Amtsbürgermeister<br />
die Erfordernis der Übernahme der Ortsdurchfahrt durch die Gemeinde an. Jedoch<br />
hat man bei der Beseitigung von Frostschäden festgestellt, daß die Straße keinen<br />
Unterbau aufweist. Man fordert daher die Schaffung eines soliden Unterbaus und<br />
eine dem Verkehr angepaßte Pflasterung. Erscheint dem Gemeinderat in Abwägung<br />
der Etatmittel eine Kanalisierung für möglich, so wolle man diesen Plan vorher<br />
verwirklichen; in diesem Fall sei eine Teermakadamdecke angebracht. Einstimmig<br />
wird der Vorschlag des Amtsbürgermeisters angenommen.<br />
Beim Preisskat in „Eb´s Zillertal“ gehen die Spieler Wilhelm Kreier, Walter Weiler<br />
und Paul Engelmeier als Sieger hervor.<br />
Im Hotel „Nettetal“ wird als Sonderveranstaltung der Volkshochschule das Singspiel<br />
„Ali Baba und die 40 Räuber“ aufgeführt. Die musikalische Leitung hat Bernd<br />
Schommer, Regie führt Lehrer Morbach.<br />
In der Ochtendunger Straße erfolgt der erste Spatenstich für eine neue Wasserleitung.<br />
Damit dürfte die Wasserknappheit, die in den letzten Sommern zu erheblichen<br />
Beschwerden führte, beendet sein.<br />
Der seit längerer Zeit geplante Ausbau der Erzbergerstraße geht nach Ende der<br />
Frostperiode voran, die Einmündung zur Miesenheimer Straße wird erheblich verbreitert<br />
und mit Bordsteinen eingefaßt.<br />
Unter dem Namen „Glückliche Hand“ wird ein neuer Kegelclub im Hotel „Nettetal“<br />
gegründet. Zum Vorstand sind gewählt: 1. Vorsitzender Peter Ackermann,<br />
Kassenwart Bernhard Scharn.<br />
Ein funkelnagelneuer 32-Tonnen-Lastzug stürzt an der Straße zwischen Saffig<br />
und Plaidt die Böschung hinab. Fahrer und Beifahrer flüchten.<br />
19
Ortschronik Juli <strong>1953</strong> bis Juni 19<strong>54</strong><br />
Der „Tag des Baumes“ wird am 27. März begangen; in erster Linie sind es die<br />
Schulen, die in Feiern mit Gedichten und Liedern auf die Bedeutung des Waldes<br />
hinweisen. In Plaidt pflanzen einige Schulkinder unter Anleitung Bäume an der<br />
Bushaltestelle auf dem Alten Kirchplatz.<br />
Neueröffnung des unter Leitung des <strong>Plaidter</strong> Architekten Sepp Leiss umgebauten<br />
Kaufhauses Jungbluth an der Ecke zur Niederstraße. Das Haus gehörte früher dem<br />
Landwirt Heinrich Flöck.<br />
31. März: Fräulein Bernardi, Lehrerin an der Volksschule, wird in einer Feierstunde<br />
in den Ruhestand verabschiedet.<br />
Die Familiennachrichten aus dem Andernacher Standesamt im März: - Geburten:<br />
Karin Meyer (Kretzer Str. 3, 4.3.), Kurt Hillesheim (7.3.), Karin-Gertrud Gondorf<br />
(Miesenheimer Str. 59, 17.3.), Bernhard Ewald Hündgen (Miesenheimer Str. 16,<br />
18.3.), Birgit Rosemarie Unger (Hauptstr. 33, 21.3.), Frank Arno Dietzler (Schulstr.<br />
1, 22.3.), Waltraud Hildegard Schröder (Karl-Marx-Str. 24, 23.3.); - Eheschließungen:<br />
Werner Alfred Squarra (Rathenaustr. 3) und Emma Maria Gail (Klöppelsberg 8,<br />
Saffig, 24.3.); - Sterbefälle: Maria Anna Conte (geb. Eiserlo, Kretzer Str. 8, 71 Jahre<br />
alt), Kurt Hillesheim (Ochtendunger Str. 10), Margareta Mürtz (geb.Heinzen,<br />
Hauptstr. 69 Jahre alt), Elisabetha Bartz (geb. Butz, Schravensgäßchen, 79 Jahre<br />
alt).<br />
April 19<strong>54</strong><br />
Es herrscht wieder reger Flugverkehr auf dem Segelfliegerflugplatz auf dem<br />
Hummerich.<br />
Der Gemeinderat tagt. Bürgermeister Rollmann erklärt, daß der Schulrat auf die<br />
wachsende Kinderzahl und die daraus resultierende Pflicht für die Gemeinde auf<br />
Beantragung einer zehnten Schulstelle und der Bereitstellung weiterer Schulsäle<br />
hingewiesen hat. Die Gemeinde hat im vorherigen Etat bereits Rücklagen von<br />
40.000 Mark geschaffen, die für den Schulneubau eingesetzt werden sollen. Desweiteren<br />
beschließt der Gemeinderat, einer Saffiger Firma die Errichtung einer Förderbahn<br />
als Wegeüberbrückung an der „Saffiger Anwend“ zu erlauben. Schwierigkeiten<br />
bereitet die Neuverpachtung der Gemeindewaage, da es keinen Pachtinteressenten<br />
gibt [also kein Vertrag mit Christoph Butz? Vgl. S. 129]. Mit Gemeindemitteln<br />
soll im Schulkeller ein Raum für jugend- pflegerische Zwecke eingerichtet<br />
werden. Beschlossen wird zudem, daß die alte Baracke im Sonnenland abgerissen<br />
wird; für die Bewohner soll ein Behelfsheim aufgestockt werden.<br />
Abschied von Pater Augustin Barden, der in die Pfarrei Kruft versetzt wird.<br />
Die erste Kegel-Dorfmeisterschaft findet auf den Bahnen „Burg Wernerseck“<br />
und „Kolpinghaus“ statt: Als bester Einzelkegler wird mit 83 Holz W. Peters gekürt,<br />
beste Mannschaft ist der Kegelclub „Staubwolke“ mit 644 Holz. Organisation<br />
und Leitung der Veranstaltung hat der Fabrikant Peter Schneider.<br />
Die DJK Plaidt gibt sich neue Vereinsstatuten.<br />
Der Bildhauer E. Moog aus Kottenheim fertigt eine „Hausmarke“ für das katholische<br />
Pfarramt.<br />
Landrat Dr. Kohns überprüft persönlich die weiterhin angespannte Verkehrssituation<br />
in Plaidt und ordnet ständige Kontrollen an.<br />
20
Maria Zaar-Görgens<br />
Am Weißen Sonntag gehen aus der katholischen Pfarrgemeinde Plaidt 25 Jungen<br />
und 22 Mädchen zur Ersten Heiligen Kommunion.<br />
Abb. 11: Erstkommunion Geburtsjahrgang 1944/45; Foto: Archiv <strong>Geschichtsverein</strong><br />
Am 27. April nimmt die Lehrerin Walburga Steffes (*1927) ihren Dienst auf.<br />
Familiennachrichten im April: - Geburten: Frank Mehlis (Alter Kirchplatz 1), Elke<br />
Katharina Friederichs (Ochtendunger Str. 19, 14. April), Joachim Alfred Rother<br />
(Hinter der Mühle 29, 22.4.), Roswitha Barbara Katharina Wagner (Niederstr. 27,<br />
27.4.); - Eheschließungen: Karl Heinz Scharnbach (Andernach) und Katharina<br />
Bartz (Ochtendunger Str. 38, 17.4.), Franz Herbert Werner Lenerz (Miesenheimer<br />
Str.) und Renate Barbara Ackermann (Hauptstraße 10, 17.4.), Walter Matthias Bell<br />
(Niedermendig) und Hildegard Ackermann (Sonnenland 11, 22.4.), Clemens Günther<br />
Erikson (Ochtendunger Str. 41) und Hildegard Hartstang (Sonnenland 27,<br />
30.4.), Alois Mayer (Fraukircher Str. 6) und Eva Maria Lehmann (Saffiger Str.,<br />
30.4.); - Sterbefälle: Anna Kleemann (geb. Meyer, Hinter der Mühle, 1.4. in Andernach).<br />
Mai 19<strong>54</strong><br />
Am 2. Mai findet ein großer Tambourwettstreit statt. Franz Schäfer, Angehöriger<br />
des Stadtsoldatenkorps, erhält die Ehrenurkunde des Tambourverbandes Rheinland<br />
für besondere Verdienste um das Spielmannswesen überreicht.<br />
Mehrere Einbrüche, u.a. im Café „Schommer“ am Bahnhof, beunruhigen die Bevölkerung.<br />
Zum ersten Mal spielen die Fußballvereine der Pellenz um den „Freundschaftspokal<br />
der Pellenz“. Die Anregung zu diesem sich mehrere Wochen hinziehenden Turnier<br />
gaben Albert Iven und Eberhard Kecker vom FC Alemannia Plaidt.<br />
Am 17. Mai tritt Lehrer Pantke (*1902) aus Hirten seine neue Stelle in Plaidt an.<br />
21
Ortschronik Juli <strong>1953</strong> bis Juni 19<strong>54</strong><br />
Mit einer schlichten Feier wird die gewerbliche Berufsschule Plaidt eröffnet. Der<br />
Unterricht für jugendliche Arbeiter in der Bimsindustrie findet jeweils donnerstags von<br />
14 bis 18.30 Uhr statt und wird von zwei Lehrkräften und einem Geistlichen erteilt.<br />
Die angespannte Finanzlage steht im Mittelpunkt der öffentlichen Gemeinderatssitzung;<br />
um den gesetzlichen Pflichtausgaben nachkommen zu können, muß auf<br />
Rücklagen in Höhe von 180.350 Mark zurückgegriffen werden. Allein die Einnahmen<br />
aus der Gewerbesteuer sind im Vergleich zum Vorjahr um 45.000 Mark zurückgegangen.<br />
Nach eingehender Beratung wird beschlossen, einem Plan des Landesbauamtes<br />
zuzustimmen, nach dem die Gemeinde die Kosten für Krotzen und<br />
Sand zur Reparatur der Ortsdurchfahrt übernehmen soll. Das Land trägt dafür die<br />
Kosten für den Fugenverguß des Pflasters. Kein Beschluß wird gefaßt zum Thema<br />
Neubau von zwei Schulsälen; einige Fragen müssen zuvor geklärt werden.<br />
Ein Spektakel der besonderen Art für die ganze Region bildet das große <strong>Plaidter</strong><br />
Junggesellenfest mit dem traditionellen Fähndelschwenken auf dem Alten Kirchplatz;<br />
den Sieg erringt Kretz.<br />
Organisiert durch Balthasar Mürtz treffen sich die 27 noch lebenden Mitglieder<br />
des Jahrgangs 1894 zu einer Wiedersehensfeier in Plaidt; sogar aus Amerika reist<br />
ein Teilnehmer an.<br />
Der 14 Jahre alte Franz-Joseph Nachtsheim wird mit einem Geldgeschenk ausgezeichnet,<br />
weil er am 1.4.<strong>54</strong> ein schon bewußtloses, dreijähriges Kind aus einem<br />
<strong>Plaidter</strong> Bach gezogen hatte. Der Arbeiter Alois Jungblut konnte es durch Wiederbelebungsmaßnahmen<br />
ins Leben zurückholen. Dafür wird er öffentlich belobigt.<br />
Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und Lehrerschaft wird der Lehrer i.R.<br />
Johann Bauer zu Grabe getragen, der seinen Lebensabend im Hause seines Schwiegersohnes,<br />
Rektor i.R. Weiler, verbrachte. Bauer war 40 Jahre lang als Lehrer in<br />
Wolken tätig.<br />
Die Regengüsse der letzten Zeit können die Trockenschäden des Frühjahres immer<br />
noch nicht ausgleichen; es herrscht nach wie vor Futtermangel in der Viehwirtschaft.<br />
Die Bauern sind gezwungen, Korn als Futter zu mähen.<br />
Der Sauerbrunnen fließt wieder! Man hat die Kohlensäurequelle 26 Meter tief angebohrt;<br />
sie liefert in der Sekunde zwei Liter Wasser. Im Zuge der Erweiterungsarbeiten<br />
ist aus dem fast 30 Jahre alten Brunnengebäude eine moderne Fabrikationshalle<br />
mit mehr als 20 Beschäftigten entstanden. Gleichfalls erneuert ist der öffentlich<br />
zugängliche Brunnen, der wieder ständig fließt.<br />
Am Gartengrundstück Mehlis am Alten Kirchplatz wird eine Mauer errichtet.<br />
An der traditionellen Abendprozession zur Friedensmuttergottes auf Burg Wernerseck<br />
beteiligen sich mehr als 1.000 Gläubige.<br />
Die evangelische Kirchengemeinde begeht den Jahrestag ihres vierjährigen Bestehens<br />
mit einem eindrucksvollen Festgottesdienst.<br />
Familiennachrichten im Mai: - Geburten: Hans Gerd Bartz (Sonnenland 11, 2.5.),<br />
Rita Maria Bartz (Sonnenland 11, 2.5.), Karola Brigitte Hannelore Gutowski<br />
(Bahnhofstr. 20, 6.5.), Erika Zimmermann (Bundesstr., 6.5.), Ernst Philipp Müller<br />
(Sonnenland 17), Maria Renate Hedwig Klinger (Kolpingstr. 18, 10.5.), Anna Maria<br />
Mais (Hauptstr. 14, 11.5.), Gabriele Bläser (Rauschermühle, 12.5.), Albert Leyendecker<br />
(Sonnenland 25, 13.5.), Karin Gertrud Schommer (Bachstr. 1, 17.5.), Pe-<br />
22
Maria Zaar-Görgens<br />
ter Heinrich Scherer (An der Pfaut 7, 19.5.), Helmut Peter Radlmeier (Ochtendunger<br />
Str. 10, 23.5.), Helene Rosenstein (Miesenheimer Str. 49, 25.5.), Hildegard<br />
Gertrud Maria Scherer (Hinter der Mühle 1, 30.5.); - Eheschließungen: Anton<br />
Friedrich Mand (Brückenstr. 32) und Anna Elisabeth Mürtz (Friedrich-Ebert-Str. 4,<br />
6. 5.); - Sterbefälle: Rita Maria Bartz (Sonnenland 11, 2.5.), Hans Gerd Bartz (Sonnenland<br />
11, 2.5.), Johann Bauer (Gildestr. 3, 22.5., 80 Jahre alt), Maria Hirsch (geb.<br />
Windhäuser, Römerstr.4, 23.5., <strong>54</strong> Jahre alt), Helene Rosenstein (Miesenheimer<br />
Str. 49, 25.5.).<br />
Juni 19<strong>54</strong><br />
Auf der Bundesstraße zwischen Plaidt und Kretz gerät abends der Anhänger eines<br />
Lastzuges ins Schleudern, kommt von der Fahrbahn ab, reißt mehrere Bäume um<br />
und bleibt mit den Rädern nach oben auf der Straße liegen. Ein Spezialkran muß zur<br />
Hilfe gerufen werden.<br />
Eine ältere Frau aus der Römerstraße rutscht auf der Kellertreppe aus und schlägt<br />
mit dem Kopf so unglücklich auf, daß sie nach wenigen Tagen ihren Verletzungen<br />
erliegt. 7<br />
Der ergiebige Regen, verbunden mit einer feuchtwarmen Witterung, hat fast<br />
schlagartig den Mangel an Grünfutter behoben.<br />
Der FC Alemannia startet an Pfingsten zu Freundschaftsspielen in Holland und<br />
im Ruhrgebiet.<br />
Abb. 12: Delegation des FC Alemannia Plaidt in Heilo (Holland); erste Auslandsreise der<br />
Fußballer, Foto: Archiv <strong>Geschichtsverein</strong><br />
Am 15. Juni versammelt sich der Gemeinderat in der Gaststätte „Vianden“. Zur<br />
Wahl eines 2. Beigeordneten wird Peter Mürtz (CDU) vorgeschlagen; dieser lehnt<br />
jedoch wegen Arbeitsüberlastung ab. Nach kurzer Aussprache kommt es zur Wahl<br />
von Georg Müller. Mit 16 gegen 2 Stimmen wird vom Gemeinderat die Einrichtung<br />
einer Müllabfuhr beschlossen. Landwirte können sich davon befreien, wenn sie<br />
über einen eigenen, vorschriftsmäßigen Müllabladeplatz verfügen. Eine Gebührenordnung<br />
wird in Kürze im Detail ausgearbeitet. Ein Bescheid des Regierungsbau-<br />
23
Ortschronik Juli <strong>1953</strong> bis Juni 19<strong>54</strong><br />
amtes verbietet die Genehmigung von Bauanträgen außerhalb der geplanten Umgehungsstraße<br />
- der Bescheid erregt Widerspruch im Gemeinderat. Ein neuerlicher<br />
Regierungsbescheid zur Instandsetzung der durch den Ort führenden Landstraße<br />
trifft ebenso auf Widerspruch im Rat.<br />
In einer kleinen Feierstunde verabschiedet sich am 15. Juni der zum kommissarischen<br />
Schulrat des Schulaufsichtsbezirkes Mayen 2 ernannte Rektor Münzel von<br />
Kollegen und Ortsvertretern; er war in Plaidt genau ein Jahr tätig. Vertretungsweise<br />
übernimmt Lehrer Morbach die Schulleitung.<br />
In diesen Tagen wird die Hauptstraße ausgebessert.<br />
Am 18. Juni erhält die Familie Francois eine Bestätigung der Anmeldung ihres<br />
Gewerbebetriebes durch das Amt Andernach-Land; damit wird eine 50jährige Uhren-<br />
und Schmucktradition in Plaidt begründet.<br />
In der Bimsgrube der Gebrüder Fuhrmann und Söhne an der Gemarkungsgrenze<br />
zwischen Plaidt und Saffig stößt man südlich der Kreisstraße auf die Reste einer<br />
Siedlung aus der Urnenzeit.<br />
Jahreshauptversammlung der Raiffeisengenossenschaft Plaidt im Gasthof „Zur<br />
Krone“. Der bisherige Vorstand Peter Mürtz, Peter Wilkes, Johann Busenthür II,<br />
Kaspar Weiler und der erste Vorsitzende Marci werden wiedergewählt.<br />
Peter Engels ist einverstanden mit der Errichtung einer Brücke über die Nette auf<br />
seinem Grundstück. Sie soll endlich die Ochtendunger Straße mit dem Wankelburgsweg<br />
verbinden. Diskutiert wird die Möglichkeit, ein Grundstück von Peter<br />
Engels im Nettetal, hinter „Gottschalks-Mühle“ zur Schaffung einer Badegelegenheit<br />
für die <strong>Plaidter</strong> zu nutzen.<br />
Am Fronleichnamstag findet das Königsschießen der St.-Hubertus-Schützenbruderschaft<br />
statt: Anton Moesta jun. wird König.<br />
Abb. 13: Schützenkönig Anton Moesta jr. vor dem Hotel „Nettetal”; Foto: Archiv<br />
<strong>Geschichtsverein</strong><br />
24
Maria Zaar-Görgens<br />
Beim Baden in der „Scharvelskaul“ wird ein 14jähriger Junge, der nicht schwimmen<br />
kann, vor dem Ertrinken gerettet.<br />
Amtlich wird von der Straßenverwaltung Rheinland-Pfalz bekanntgegeben, daß<br />
die Umgehungsstraße bei Plaidt gebaut wird.<br />
Kreismeister bei den Leichtathletik-Wettkämpfen werden vom TV Jahn im Juniorenbereich<br />
Werner Auer (Weitsprung und Diskuswurf) und Ewald Füllbier (Kugelstoßen);<br />
bei der weiblichen B-Jugend gewinnt Marita Stern im Schlagballweitwurf.<br />
Siegerin im 100-Meter Lauf wird Hilde Elz vom TV Germania Miesenheim.<br />
In der Verlängerung der Kolpingstraße wird ein neuer Bauabschnitt eingeleitet.<br />
Mit großer Erleichterung stellen die Landwirte fest, daß der Kartoffelkäfer nicht<br />
so häufig auftritt wie in den letzten Jahren.<br />
Familiennachrichten im Juni: - Geburten: Johannes Maria Butz (Kolpingstr. 6,<br />
18.6.), Doris Monika Mohr (Am Bahnhof 7, 17.6.), Hildegard Maria Auler (Goethestr.<br />
1, 18.6.), Karl-Heinz Francois (Niederstr. 34, 18.6.), Peter Dietzler (Sonnenland<br />
16, 21.6.), Johannes Brengmann (Kretzerstr. 46, 21.6.); - Eheschließungen:<br />
Anton Simon und Creszentia Meuer (Hinter der Mühle 3, 26.6.), Franz Herbert Soßna<br />
und Anna Erna Riemer (Wankelburgsweg 4, 3.6.); - Sterbefälle: Peter Leyendekker<br />
(Römerstraße, 4.6., 68 Jahre alt).<br />
1<br />
Grundlage der vorliegenden Ortschronik bilden die von Paul Nachtsheim gesammelten,<br />
Plaidt betreffenden Zeitungsartikel der „Rheinzeitung“. Diese Sammlung wird von Karl<br />
Nachtsheim fortgeführt und ist für diesen Beitrag dankenswerterweise zur Verfügung<br />
gestellt worden. Zusätzlich sind die chronikalischen Einträge im „Heimat-Kalender“<br />
(Plaidt <strong>1953</strong> und 19<strong>54</strong>) berücksichtigt worden. Erstmals konnte außerdem die <strong>Plaidter</strong><br />
Schulchronik für die betreffenden Jahre eingesehen werden, die neben schulischen<br />
Nachrichten auch Ereignisse aus dem Dorfleben überliefert. Die mehrere Bände umfassende<br />
<strong>Plaidter</strong> Schulchronik wurde Anfang des Jahres 2004 von Joachim Schneider,<br />
Rektor der <strong>Plaidter</strong> Grundschule, dem Landeshauptarchiv Koblenz übergeben; dort wird<br />
sie als Best. 716 Nr. 246-251 geführt und ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Für die<br />
Zusammentragung des Photomaterials habe ich Gert Fröhlich zu danken, aus dessen Archiv<br />
die Bilder überwiegend stammen.<br />
2<br />
Es wäre das dritte Gemeindewohnhaus gewesen.<br />
3<br />
Im Zeitungsartikel heißt es „Uhles“.<br />
4<br />
Pedro Calderón de la Barca, spanischer Dramatiker (1600-1681). Wer dieses Stück<br />
aufführte, wird nicht berichtet, vermutlich waren es Laienschauspieler des<br />
Kolpingvereins.<br />
5<br />
Gemeint ist Ferdinand Gerhardus, seit 1947 Pfarrer in Nickenich, seit 1949 Dechant des<br />
Dekanats Andernach; vgl. Handbuch des Bistums Trier, 1952<br />
6<br />
Ab Januar 19<strong>54</strong> sind die Angaben aus den Standesamtsregistern detaillierter; so werden<br />
Adressen, Geburtstage, Alter oder Hochzeitstage angegeben, bisweilen fehlen diese<br />
Daten aber auch.<br />
7<br />
Der betreffende Zeitungsartikel ist Juni 19<strong>54</strong> zugeordnet - es fehlt aber eine<br />
entsprechende Eintragung für die standesamtlichen Familiennachrichten. Vielleicht<br />
gehört diese Meldung noch in den Monat Mai.<br />
25