WILD, JAGD, JÄGER - Wild und Hund
WILD, JAGD, JÄGER - Wild und Hund
WILD, JAGD, JÄGER - Wild und Hund
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
FOTO: W. WEIER<br />
ren oder auch auf streckenreichen Niederwildjagden.<br />
Von seiner Passion sah man in<br />
seinem Wohnhaus recht wenig. Die Trophäen<br />
aus Afrika, Alaska, den Bergrevieren<br />
Bayerns <strong>und</strong> Österreichs hingen allesamt<br />
im Gästehaus in Hollenstedt.<br />
So freigiebig seine Gastgeber <strong>und</strong><br />
Jagdfre<strong>und</strong>e auch waren, so großzügig sei<br />
auch Schmeling in seiner kleinen Niederwildjagd<br />
in Stemmen gewesen, erzählt der<br />
langjährige Jagdgefährte Woltmann, der in<br />
Schmelings Revier seinen ersten Bock<br />
schießen durfte. „Die großen Böcke ließ er<br />
oft anderen zukommen“, weiß Jäger Woltmann.<br />
Besondere Freude hatte er an abnormen<br />
Trophäen, wie beispielsweise einem<br />
Vierstangenbock, den er 1971 erlegte.<br />
1963 hatte Schmeling durch seinen Tabakanbau<br />
in Hollenstedt den Stemmener<br />
Bürgermeister Hinrich Peters kennengelernt,<br />
der dort auch selbst jagte. Später hielt<br />
er Schmelings Jagdh<strong>und</strong>e. Die Jäger der Gemeinde<br />
nahmen den Ex-Champion in ihre<br />
Reihen auf. Neun Jahre später pachtete<br />
er einen Teil der 2 500 Hektar großen Jagd.<br />
Am Umgang untereinander hat das nichts<br />
geändert. Alles blieb beim Alten.<br />
Woltmann selbst kam nach der<br />
Schwimmbadbegegnung 1975 zur Bockjagd<br />
ins Revier. Schmeling setzte sich selbst mit<br />
ihm an. Als zwei Böcke erschienen <strong>und</strong><br />
Schmeling sie angesprochen hatte, meinte<br />
er: „Den linken können Sie schießen.“ Woltmann<br />
erzählt, dass ihn daraufhin ein derartiges<br />
Jagdfieber schüttelte, dass er den Schuss<br />
einfach nicht rausbrachte. Schmeling meinte:<br />
„Ich mache Sie wohl nervös?“ Er schickte<br />
den Jungjäger am nächsten Tag alleine auf<br />
den Sitz, wo er den Bock streckte. Beim Aufbrechen<br />
war der Lehrherr wieder dabei.<br />
„Max hat mir das Jagen beigebracht <strong>und</strong> meine<br />
Jagd geprägt“, sagt Woltmann, der 2002<br />
als Pächter in Stemmen einstieg.<br />
Bis ins hohe Alter wollte er über alles<br />
informiert werden: Wo ein bestimmter<br />
Bock bestätigt, wo eine neue Jagdeinrichtung<br />
erstellt wurde – an allem nahm er regen<br />
Anteil. Im Gegensatz zu seinen Boxfre<strong>und</strong>en<br />
duzte Schmeling seine Jagdfre<strong>und</strong>e<br />
in Stemmen solange er dort jagte<br />
nicht, obwohl das Verhältnis herzlich war.<br />
Er besaß trotz seiner Bescheidenheit <strong>und</strong><br />
seiner Zurückhaltung eine natürliche, gelassene<br />
Autorität <strong>und</strong> Charisma. Einmal<br />
hatte Woltmann <strong>und</strong> ein Jagdkamerad einen<br />
Bodensitz errichtet, ohne ihrem Jagdherrn<br />
etwas davon zu erzählen. Es wurde<br />
einfach vergessen. Beim obligaten Skatspiel<br />
nach der Jagd richtete Schmeling beinahe<br />
beiläufig das Wort an seinen „Jungjäger“<br />
<strong>und</strong> meinte, ob es sich nicht gehöre,<br />
ihn über bauliche Maßnahmen wenigstens<br />
Mit 69 Jahren jagte der Boxchampion auf Einladung eines kanadischen Indianerhäuptlings<br />
noch einen Waldbison