WILD, JAGD, JÄGER - Wild und Hund

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Der Boxer Schmeling: In dieser Pose kannte ihn die Öffentlichkeit MAX SCHMELING Mit „tödlicher Rechten“ und grünem Herzen Nur wenige Sportler haben es dauerhaft zu dem Weltruf gebracht, wie der deutsche Boxchampion Max Schmeling. Weit über seine aktive Karriere hinaus stand er im Rampenlicht. Dass er ein überaus passionierter Jäger war, ging immer etwas unter, nicht zuletzt weil Schmeling darüber wenig Worte in der Presse verlor, seitdem ihm eine Boxzeitschrift wegen seiner Jagdleidenschaft verhöhnte und aristokratische Allüren vorwarf. Doch er liebte das Waidwerk, egal wo. Heiko Hornung ist zum 100. Geburtstag den grünen Spuren des Idols ganzer Generationen nachgegangen. WILD UND HUND 19/2005 37 FOTOS: WAGE VERLAG
WILD, JAGD, JÄGER Schwarze Bomber Joe Louis, starb, unterstützte er die Witwe mit Geld. Louis hatte sein ganzes Vermögen durchgebracht. Misses Louis sagte anlässlich einer Trauerfeier für ihren Mann über den einstigen Ringgegner und späteren Freund: „Der Mann ist ein Engel.“ Louis und Schmeling hatten beide erkannt, dass ihre Kämpfe 1936 und 1938 von der Politik missbraucht wurden. Die Nazi-Propaganda verherrlichte den vollkommen unpolitischen jungen „Ulanen vom Rhein“ nach seinem Sieg 1936 als urdeutschen Heroen. Im Taumel von sportlichen und persönlichen Erfolgen merkte Schmeling nicht, zu wessen Werkzeug er wurde. Er schrieb: „Ganz in meine privaten Freuden und Sorgen verstrickt, bemerkte ich kaum die Zeitenwende, als die sich später die Machtübernahme durch Hitler herausstellte.“ Die Nazis umgarnten Schmeling auch mit jagdlichen Leckerbissen. In Görings Leibgehegen in der Schorfheide schoss er Hirsche, im berühmten Elchwald einen Elch. Der „dicke Hermann“ soll den Boxer damals in der Schorfheide sogar selbst geführt haben, weiß Herbert Woltmann zu berichten. Als Schmeling seinen Revanchekampf gegen Louis 1938 verlor, fiel er auch aus der Gnade der „Herrenmenschen“. Nicht zuletzt auch, weil Schmeling sich weigerte, seinen Boxmanager Joe Jakobs zu entlassen. Wer versagte, sollte untergehen, so die kranke Idee des Regimes. Sie ließen das hochstilisierte Schwergewichtsidol sogar zum Militäreinsatz einziehen. Als Fallschirmjäger sprang er 1940 in der blutigen Schlacht über der Mittelmeerinsel Kreta ab. Bei der waghalsigen Luftlandeoperation verloren tausende deutsche Soldaten ihr Leben. Schmeling selbst wurde verletzt. Kritiker meinten, dies sei nicht im Kampfeinsatz, sondern beim Nachstellen der Szene für einen Propagandafilm passiert. Seine Niederlagen taten der Popularität Schmelings keinen Abbruch. Er selbst wusste, wie er zu seiner Berühmtheit gelangt war. Er sagte einst: „Sicherlich habe ich meine Siege alleine erkämpft, aber dass ich zum Idol wurde, verdanke ich mehr der Zeit als mir selbst.“ Doch über die Zeit hinweg blieb eben nicht der Boxer, sondern der Mensch bestehen. Die Amerikaner haben ihm verziehen, seine Büste zog in die „Hall of Fame“ ein. Eine Ehre, die nur wenigen Ausländern zuteil wird. Als Niedersachsen Schmelings neue Heimat wurde, war die aktive Laufbahn des 38 WILD UND HUND 19/2005 Max Schmeling (re.) mit seinem langjährigen Trainer Max Machon (li.) auf der Entenjagd. Mit dabei auch Schmelings Spaniel „Aditta“ (ganz re.) Ex-Champions vorbei. Der Krieg hatte ihm sein wunderbares pommersches Gut Ponickel und die Jagdgründe in der märkischen Heide in Müncheberg genommen, wo er seit 1931 auf knapp 2 500 Hektar gejagt hatte. Diesen Zeiten trauerte Schmeling Zeit seines Lebens nach. Im Geleitwort zu einer kurz vor seinem Tod erschienenen Biografie, verfasst von Walerie Ripperger, schrieb er: „In meinen Gedanken sehe ich noch heute die Bilder des im Kiefernwald graziös dahinziehenden Rotwildes, den Hirsch, welcher mit dem Geweih das Beerenkraut empor schleudert, oder die Sauen, die durch den verschneiten Winterwald ziehen ... Das Rotwild zu erleben, war neben der Saujagd im Winter das Schönste für mich.“ In Müncheberg, eine Stunde südlich von Berlin, lernte der damals 25-jährige Boxer nicht nur das Jagen bei Stadtförster Hoffmann, sondern auch das Skatspielen. Eine Leidenschaft, die für ihn seit dieser Zeit zur Jagd dazugehörte. In Ponickel betrieben die Schmelings, 1933 hatte er die tschechische Schauspielerin Anny Ondra geehelicht, nicht nur Landwirtschaft. Sie züchteten Nutrias, und Schmeling versuchte auf dem Gut auch das Rehwild „aufzuarten“, indem er, in der damaligen Zeit üblich, Sibirisches Rehwild aussetzte. Die Erfolge waren eher mager. In einem Gatter hielt er auch 40 Stück Rotwild. Sie sollten aus Rominten stammen, sagt Schmeling-Biograf Ripperger, der in das jägerische Leben des Boxers eingetaucht ist wie kein anderer. Als die Russen 1945 Pommern überrannten, ließ Schmeling selbst die Hirsche frei. Sie sollten nicht der raubenden und schießwütigen Soldateska zum Opfer fallen. 1948 hatte er mit 43 Jahren seinen Rücktritt vom Boxsport erklärt und sich durch alte Beziehungen in die Staaten eine Karriere als Coca-Cola-Produzent in Deutschland aufgebaut. Bei Boxkämpfen war er oft als Ringrichter tätig und dort stets ein Publikumsmagnet. In dieser Funktion erhielt er sogar Einladungen von Indianern und der kanadischen Regierung. Er erlegte dort Anfang der 70er nicht nur einen kapitalen Elch, sondern einige Jahre später, selbst schon 69 Jahre alt, einen Waldbison. An Jagdeinladungen mangelte es dem prominenten Sportler weder vor noch nach dem Krieg. Waren es vor 1939 Jagden zusammen mit dem Großherzog von Mecklenburg Friedrich Franz oder dem schwedischen Tierfotografen Bengt Berg und vielen anderen, waidwerkte der Ex- Boxer später mit Männern wie Franz Burda oder Willy Sachs in herrlichen Bergrevie- FOTOS: WAGE VERLAG
Seite 1: WILD, JAGD, JÄGER Der Jäger Max S
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