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Insektenschutzgitter – Lüftungsgitter - Die neue Quadriga

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®<br />

Frage<br />

Sehr geehrter<br />

Herr Schopbach,<br />

Ihr „Fazit“ kann so nicht stehen<br />

bleiben, weil es unvollständig<br />

bzw. falsch ist. Eine<br />

ganz wesentliche Norm<br />

wird von Ihnen nicht zitiert.<br />

<strong>Die</strong> VOB C ATV DIN 18351<br />

„Fassadenarbeiten“ sagt in<br />

Absatz 3.6.3: „Be- und Entlüftungsöffnungen<br />

>20 mm<br />

zur Hinterlüftung der Außenwandbekleidung<br />

müssen<br />

durch <strong>Lüftungsgitter</strong> gesichert<br />

werden“.<br />

Ihr Hinweis, „dass bei belüfteten<br />

Fassaden auf <strong>Insektenschutzgitter</strong><br />

verzichtet werden<br />

darf“, ist daher falsch<br />

und widerspricht den allgemein<br />

anerkannten Regeln<br />

der Technik.<br />

Wir empfehlen Ihnen, sich<br />

bei künftigen Anfragen zu<br />

vorgehängten hinterlüfteten<br />

Fassaden bei uns rückzuversichern.<br />

Gert Moegenburg, FVHF<br />

(Fachverband Baustoffe und<br />

Bauteile für vorgehängte hinterlüftete<br />

Fassaden e.V.)<br />

Autoren:<br />

Robert Borsch-Laaks<br />

E.U. Köhnke<br />

Holger Schopbach<br />

18<br />

4/2005<br />

Antwort<br />

Sehr geehrter<br />

Herr Moegenburg,<br />

Ihre Korrekturanmerkung<br />

möchten wir nachfolgend<br />

kommentieren. Bitte beachten<br />

Sie auch, dass die Beantwortung<br />

der Leserbriefe innerhalb<br />

des Autorenteams<br />

abgestimmt ist, auch wenn<br />

lediglich ein Autor genannt<br />

wird!<br />

<strong>Die</strong> Leserfrage des Herrn<br />

Commes aus dnq 4/04 war<br />

allgemein, also baustoffunabhängig<br />

gehalten. In diesem<br />

Zusammenhang ist der Hinweis,<br />

dass die VOB C ATV<br />

DIN 18351 „Fassadenarbeiten“<br />

nicht zitiert wurde, völlig<br />

berechtigt. DIN 18351<br />

gilt für großformatige, hinterlüfteteAußenwandbekleidungen<br />

mit Unterkonstruktionen<br />

und für hinterlüftete<br />

keramische Außenwandbekleidungen.<br />

Sie gilt jedoch<br />

gemäß Abschnitt 1.2 nicht<br />

für Außenwandbekleidungen<br />

aus Brettern oder Bohlen<br />

sowie mit Holzschindeln<br />

(siehe ATV DIN 18334 „Zimmer-<br />

und Holzbauarbeiten“).<br />

Weiterhin gilt sie nicht für<br />

das Herstellen von Bauteilen<br />

aus Holz und Kunststoff<br />

für Außenwandbekleidungen<br />

(siehe ATV DIN<br />

18355 „Tischlerarbeiten“).<br />

<strong>Die</strong> vorgenannten Normen<br />

DIN 18334 sowie DIN<br />

18355 verweisen unter dem<br />

Abschnitt „Außenwandbekleidungen“<br />

auf DIN 18516-1<br />

„Außenwandbekleidungen <strong>–</strong><br />

hinterlüftet“, die von uns bei<br />

1.<br />

<strong>Insektenschutzgitter</strong> <strong>–</strong> <strong>Lüftungsgitter</strong> unzugängliche 1,0 bis<br />

1,5 mm ist die Funktion der<br />

Hinterlüftung durch ein<br />

„Zusetzen“ der Maschenöff-<br />

der Beantwortung der Frage<br />

aus 2004 berücksichtigt<br />

wurden.<br />

Großformatige Bekleidungen<br />

aus Holzwerkstoffen,<br />

z. B. zementgebundene Spanplatten,<br />

Fassadensperrholz<br />

etc. fallen dagegen wieder in<br />

den Geltungsbereich der<br />

DIN 18351 (siehe auch ATV<br />

DIN 18334, Abschnitt 1.2).<br />

An dieser Stelle muss jedoch<br />

angemerkt werden, dass es<br />

sich bei der VOB, Teil C um<br />

„Allgemeine technische Vertragsbedingungen<br />

für Bauleistungen“<br />

handelt; kein Auftraggeber<br />

ist verpflichtet, die<br />

VOB C zu vereinbaren; Ausnahme:<br />

öffentliche Auftraggeber.<br />

Davon abgesehen, muss es<br />

aber einem logisch denkenden<br />

Menschen gestattet sein,<br />

technische Regelungen auch<br />

einmal zu hinterfragen. Auch<br />

die ATV DIN 18351 schreibt<br />

in Abschnitt 3.6.3 lediglich<br />

vor, dass Be- und Entlüftungsöffnungen<br />

> 20 mm zur<br />

Hinterlüftung der Außenwandbekleidung<br />

durch <strong>Lüftungsgitter</strong><br />

gesichert werden<br />

müssen. Obwohl die Angabe<br />

>20mm nicht näher definiert<br />

ist (Länge, Breite,<br />

Durchmesser?), gehen wir<br />

von 20 mm Tiefe der Hinterlüftungsebene<br />

aus. Und hier<br />

schließt sich nun wieder der<br />

Kreis zu unserer Leserbriefantwort<br />

aus 2004. Wie groß<br />

soll die Maschenweite dieses<br />

<strong>Lüftungsgitter</strong>s insbesondere<br />

für den Baustoff Holz denn<br />

nun sein? Durch insekten-<br />

nungen nicht mehr gewährleistet.<br />

Marktübliche Maschenweiten<br />

von 5x5 mm bzw.<br />

5mm Ø halten dagegen weder<br />

echte Holzzerstörer, noch<br />

andere Insekten ab. Und<br />

wenn Be- und Entlüftungsöffnungen<br />

< 20 mm vorhanden<br />

sind (DIN 18516-1 schreibt<br />

unter 4.2.3 Lüftungsquerschnitte<br />

von lediglich 50 cm 2<br />

je 1m Wandlänge vor), verzichtet<br />

auch die ATV DIN<br />

18351 auf die Forderung nach<br />

<strong>Lüftungsgitter</strong>n!<br />

Wir bleiben daher bei unserem<br />

Fazit von 2004:<br />

Für Außenwandbekleidungen<br />

aus Brettern oder Bohlen<br />

ist ATV DIN 18351 nicht zuständig.<br />

Bei großformatigen<br />

Bekleidungen aus Holzwerkstoffen<br />

liefert auch sie keine<br />

Hilfestellung bezüglich der<br />

Maschenweite des <strong>Lüftungsgitter</strong>s<br />

und trägt daher nicht<br />

zum Holzschutz bei. Bei<br />

öffentlichen Auftraggebern ist<br />

die VOB C dagegen verbindlich;<br />

der Verzicht auf ein <strong>Lüftungsgitter</strong><br />

bedarf daher der<br />

vorherigen Rücksprache.<br />

Wir sind nach wie vor der<br />

Meinung, dass bei belüfteten<br />

Fassaden aus Holz und Holzwerkstoffen<br />

auf <strong>Insektenschutzgitter</strong><br />

verzichtet werden<br />

darf. Wer sonstiges<br />

Kleingetier partout aus der<br />

Hinterlüftungsebene fern<br />

halten will, möge ein <strong>Lüftungsgitter</strong><br />

einbauen, es<br />

dann aber bitte „Kleintierschutzgitter“<br />

nennen.<br />

Für das Holzbau-Team<br />

Holger Schopbach


Luftdichtung im Holzhausbau<br />

Ein Leserbrief und die Folgen<br />

In den letzten gut 5 Jahren haben wir uns in dieser<br />

Zeitschrift intensiv und immer wieder mit der Frage<br />

der Luftdichtung für die Holzbauhülle beschäftigt.<br />

In den condetti ® -Details sind die „grüne<br />

Schlange“ für Luftdichtungsbahnen, die rote Klebebandraupe<br />

und das runde Klebepunktsymbol zum<br />

markanten Bestandteil der Anschlussplanung<br />

geworden. Fast immer verlief hierbei die Luftdichtheitsebene<br />

auf der Innenseite der Hauptdämmebene<br />

<strong>–</strong> mal mit, mal ohne Installationsebene raumseitig<br />

davor. In der Mehrzahl der Details mit Wandanschlüssen<br />

war die Luftdichtheitsebene identisch mit<br />

einer inneren aussteifenden Beplankung (meist aus<br />

Holzwerkstoffplatten), die gleichzeitig auch als<br />

Dampfbremsebene fungierte.<br />

In einigen condetti ® -Details standen allerdings<br />

auch schon Holztafelbauwände auf der Tagesordnung,<br />

die ohne Installationsebene mit einer<br />

doppelten Innenbeplankung aus Holzwerkstoffund<br />

Gipskartonplatte eine weitestgehende Vorfertigung<br />

ermöglichen.<br />

<strong>Die</strong> Gipsplatten als<br />

Luftdichtheitsschicht?<br />

Vor diesem Hintergrund hatte<br />

sich unser Autor und Mitglied<br />

im condetti ® -Team,<br />

E.U. Köhnke, in zwei Artikeln<br />

mit der Möglichkeit der<br />

Luftdichtung durch raumseitigeGipskartonbekleidungen<br />

auseinandergesetzt (Editorial<br />

in Heft 2/2003 und<br />

Artikel „Ganz schön gerissen“<br />

in 4/2004). So mancher<br />

Leser mag sich verwundert<br />

die Augen gerieben haben<br />

beim Blick auf das als Abb.1<br />

noch einmal zitierte Bild aus<br />

Heft 4/2004. Hier wird dargestellt,<br />

wie der Ortganganschluss<br />

ausgebildet werden<br />

kann, wenn die raumseitige<br />

Gipsbauplatte die Luftdichtheitsfunktion<br />

übernehmen<br />

soll. <strong>Die</strong>ser augenscheinliche<br />

Widerspruch zu vielen Regeldetails<br />

der condetti ® -Serie<br />

konnte nicht ohne Reaktion<br />

aus der Leserschaft bleiben.<br />

„Alles Schwachsinn was ich<br />

seit Jahren gelernt und weitergelehrt<br />

habe?“ fragte sich<br />

Kurt Mayer, FLiB <strong>–</strong> zertifizierter<br />

Luftdichtheitsprüfer<br />

aus Steinenstadt. Wir können<br />

seine ausführliche<br />

„Gegendarstellung“ hier<br />

nicht in vollem Umfang wiedergeben,<br />

aber einige Fragen<br />

aus seinem dreiseitigen Brief<br />

sollen das Thema einleiten.<br />

Zwei getrennte Antworten<br />

<strong>–</strong> eine gemeinsame<br />

Lösung<br />

Hierauf werden anschließend<br />

der Autor (E. U. Köhnke)<br />

und der Leiter des zuständigen<br />

Ressorts (Robert<br />

Borsch-Laaks), in zwei getrennten<br />

Kommentaren Stellung<br />

nehmen. Damit es nicht<br />

bei grundsätzlichen Überlegungen<br />

sowie Interpretationen<br />

von Forschungsergebnissen<br />

und Normen bleibt,<br />

haben beide Autoren gemeinsam<br />

einen Praxisteil<br />

zusammengestellt, der Lösungen<br />

für das Konstruieren<br />

mit Holzbauwänden ohne<br />

Installationsebene zeigt. Dabei<br />

werden sowohl Details<br />

aufbereitet, die bereits im<br />

condetti ® -Teil dieser Zeitschrift<br />

erschienen sind, wie<br />

auch einige Informationslücken<br />

geschlossen.<br />

2.<br />

Besser so So<br />

Abb. 1:<br />

Der Stein der Anstoßes: Empfehlung zur Luftdichtung durch<br />

rissfreie Verspachtelung der raumseitigen Bekleidung aus Gipsbauplatten<br />

in einem Artikel von E.U. Köhnke in dnq 4/2004.<br />

4/2005 19<br />

®


®<br />

Fragen eines kritischen Lesers<br />

Vergeblich hatte unser Leser in der DIN 4108 Teil 7<br />

„Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen,<br />

Planungs- und Ausführungsempfehlungen sowie<br />

-beispiele“ nach Empfehlungen zur Detailausbildung<br />

bei der raumseitigen Bekleidung als<br />

Luftdichtheitsebene gesucht. Deshalb stellte er<br />

folgende Fragen (Auszug):<br />

Sehr geehrtes quadriga-<br />

Team,<br />

● Wie soll die Luftdichtung<br />

beispielsweise am Anschluss<br />

von Wand- und Deckenbekleidungen<br />

an leichte Trennwände<br />

ausgeführt werden?<br />

Läuft hier die Beplankung<br />

von einem Raum in den<br />

anderen durch?<br />

● Oder werden die Innenwände<br />

gleich mit in die luftdichte<br />

Ebene einbezogen<br />

mit allen Konsequenzen in<br />

Bezug auf Anschlüsse, Installationen,<br />

Türfutter. . .<br />

● Wie werden Boden/Deckenanschlüsse<br />

ausgeführt,<br />

z. B. bei einer Holzbalkendecke?<br />

● Sollen wir weitere Gewerke<br />

(oft ahnungslos wie<br />

Schreiner, Küchenmonteure,<br />

Raumausstatter etc.) und<br />

nachfolgend die Nutzer an<br />

die sensible Luftdichtung heranlassen?<br />

Ich stimme Herrn Köhnke<br />

zu, dass die Ausführung der<br />

Luftdichtung mit Plattenmaterialien<br />

meist sicherer bewerkstelligt<br />

wird als mit Folien<br />

<strong>–</strong> aber dann mit entsprechendenFugendichtungsund<br />

Anschlussmaterialien in<br />

20<br />

4/2005<br />

einer separaten Ebene und<br />

nicht mittels der Innenbeplankung.<br />

Bezeichnend ist auch, dass<br />

selbst die Hersteller von<br />

Gipsfaser- und Gipskartonplatten<br />

nicht den geringsten<br />

Versuch unternehmen, ihre<br />

Produkte als Luftdichtung<br />

einzusetzen. Im Gegenteil,<br />

sie bringen selbst eigene<br />

Abdichtungsprodukte für<br />

eine separate Luftdichtungsebene<br />

auf den Markt (siehe<br />

z.B. Knauf Kabel- und Rohrmanschetten<br />

sowie Folien).<br />

Wir sollten das Rad nicht<br />

zurückdrehen nur um den<br />

„Zieglern“ zu zeigen, dass<br />

wir nicht auf Folien angewiesen<br />

sind. Gut geschulte<br />

Fachhandwerker, ausgereifte<br />

Materialien und intelligente<br />

Systeme haben uns diesen<br />

Vorsprung verschafft, den<br />

wir nicht aufs Spiel setzen<br />

sollten.<br />

In diesem Sinne viele Grüße<br />

von einem „so genannten<br />

Sachverständigen“, der sich<br />

vielleicht auf dem Holzweg<br />

befindet.<br />

Kurt Mayer, Ökologisch<br />

Bauen, Steinenstadt<br />

Antwort von E.U. Köhnke<br />

Sehr geehrter Herr Mayer,<br />

gelegentlich ist es mir vergönnt, mit zukünftigen<br />

Bauherrn über die Vorteile des Holzbaus zu sprechen.<br />

Ich stelle dann sehr häufig eine Verunsicherung<br />

bei denjenigen fest, denen permanent suggeriert<br />

wird, dass es sich beim Holzbau um eine<br />

äußerst sensible Bauart handelt, die viele Folien,<br />

Klebebänder, Dichtmanschetten etc. benötigt.<br />

Eine derartige Verunsicherung künftiger Bauherrn<br />

wird dann letztendlich getoppt durch eine jüngst<br />

erschienene Broschüre eines namhaften Herstellers<br />

von Klebebändern aus der Schweiz. Ganz ehrlich,<br />

würde ich vom Holzbau nicht sonderlich viel<br />

verstehen, würde ich nach Studium dieser Horrorgeschichten<br />

mit Sicherheit kein Holzhaus mehr<br />

bauen!<br />

Abb. 2:<br />

<strong>Die</strong> Anschlüsse und die<br />

überklebten Falten sind oft<br />

alles andere als luftdicht.<br />

Foto: E.U. Köhnke<br />

„Entscheidend ist,<br />

was hinten raus<br />

kommt“<br />

Nun aber Spaß beiseite! Als<br />

öffentlich bestellter und vereidigter<br />

Sachverständiger für<br />

den Holzhausbau gilt für<br />

mich wie es für alle Sachverständigen<br />

gelten sollte: „Ein<br />

Gewerk muss mangelfrei<br />

sein, unabhängig von Normen<br />

und Regelwerken!“<br />

<strong>Die</strong>s gilt selbstverständlich<br />

im positiven wie im negativen<br />

Sinn. Wir dürften uns<br />

darüber einig sein, dass Normen<br />

sehr häufig von Theoretikern<br />

und Interessenverbänden<br />

oder Interessenvertretern<br />

gemacht werden und<br />

ihre Inhalte marktpolitisch<br />

orientiert sind und sich nicht<br />

ausschließlich an praktischen<br />

Notwendigkeiten orientieren.<br />

Ich gebe gerne zu,<br />

dass das Geschäft mit Folien,<br />

Pappen und Klebebändern<br />

blüht und bin auf die Hersteller<br />

teilweise neidisch!<br />

Wir sind uns doch wohl darüber<br />

einig, dass Gipsfaser<br />

und Gipsbauplatten, selbstverständlich<br />

mit gespachtelten<br />

oder verschlossenen Fugen,<br />

ebenso wie Holzwerkstoffplattenbekleidungen<br />

auch luftdicht sind und dies<br />

auch in der DIN 4108 so niedergeschrieben<br />

ist.<br />

Wir dürften uns auch darüber<br />

einig sein, dass es letztendlich<br />

unerheblich ist, ob<br />

die Luftdichtung eines Gebäudes<br />

außen oder innen<br />

oder sonst wo liegt. <strong>Die</strong>se<br />

Meinung vertrete nicht nur<br />

ich alleine, sie wird auch<br />

von namhaften Institutionen<br />

so vertreten.


Auf die Details kommt<br />

es an<br />

Es muss allerdings immer<br />

wieder darauf hingewiesen<br />

werden, dass auch bei Plattenmaterialien,<br />

genau wie<br />

bei Pappen und Folien, konstruktive<br />

Einzeldetails zu beachten<br />

und zu optimieren<br />

sind. <strong>Die</strong> Schwierigkeiten<br />

bei geometrisch komplizierten<br />

Bauteilen oder komplexen<br />

Anschlüssen und Durchdringungen<br />

gibt es bei Plattenmaterialien<br />

und bei Folien<br />

und Pappen gleichermaßen.<br />

Allerdings dürfte es<br />

einfacher sein, die Fuge<br />

einer Gipskartonplatte fachgerecht<br />

zu verspachteln als<br />

eine teilweise wellige Folie<br />

zu verkleben, ganz besonders<br />

in geometrisch schwierigen<br />

Ecken.<br />

Auch Installationsdurchdringungen<br />

mit entsprechenden<br />

Verschraubungen lassen sich<br />

absolut dauerhaft sicher<br />

durch Plattenmaterialien hindurchführen.<br />

Wenngleich Dichtstoffe, die<br />

zweifelsohne nach DIN 4108<br />

Teil 7 zugelassen sind, nicht<br />

unbedingt zu meinem Lieblingsmaterial<br />

zählen, so können<br />

sie dennoch an einigen<br />

Stellen sinnvoll und wirtschaftlich<br />

die Anschlussfugenproblematik<br />

bei sachgerechter<br />

Ausführung lösen<br />

(z. B. Fensteranschlüsse<br />

etc.).<br />

Installationsebene: eine<br />

Lösung für alle Fälle?<br />

<strong>Die</strong> viel gepriesene Installationsebene<br />

muss nicht unbedingt<br />

der Weisheit letzter<br />

Schluss sein. Nach meiner<br />

Meinung wird durch eine<br />

Installationsebene das Problem<br />

nicht grundsätzlich<br />

beseitigt, sondern zunächst<br />

einmal nur in eine andere<br />

Ebene verlagert!<br />

Entlüftungsrohrleitungen, Abgasrohrleitungen,Schornsteine<br />

und viele andere<br />

erforderliche Durchdringungen<br />

werden durch eine<br />

Installationsebene nicht entbehrlich<br />

<strong>–</strong> auch nicht die<br />

Problematik eingezogener<br />

Terrassen, zurückliegender<br />

Haustüren und anderer immer<br />

wieder zu beobachtender<br />

Schwachstellen, durch<br />

welche Außenluft in die<br />

Holzbalkenlage eindringen<br />

kann, welche dann als „Verteilerebene“<br />

diese Leckagen<br />

auch an die Innenbauteile<br />

weiterleitet.<br />

Detailkenntnisse sind<br />

gefragt<br />

Natürlich verlangt auch die<br />

Durchbildung der Luftdichtung<br />

mit Gipskartonplatten<br />

ein gewisses Konstruktions-<br />

Know-how, genauso wie das<br />

Arbeiten mit Folien.<br />

Natürlich gibt es bei Plattenmaterialien<br />

an den Anschlüssen<br />

und Fugenbereichen<br />

Schwachstellen, die konstruktiv<br />

zu beachten sind.<br />

Das Gleiche gilt jedoch auch<br />

für Folien.<br />

Soll ein hohes Luftdichtungsniveau<br />

z. B. bei Häusern mit<br />

Lüftungsanlagen oder Passivhäusern<br />

erreicht werden, ist<br />

natürlich eine besonders<br />

sorgfältige Durchbildung<br />

und fachgerechte Verarbeitung<br />

der Gipswerkstoffplatten,<br />

genau wie auch bei Folien<br />

und Pappen, zwingend<br />

erforderlich.<br />

Schwierige Anschlüsse unterschiedlicher<br />

Bauteile und<br />

Durchdringungen bedürfen<br />

einer detaillierten Betrachtung,<br />

genau wie bei einer<br />

Ausbildung mit Folien.<br />

Erfahrungswerte:<br />

Luftdichtung durch<br />

Gipskartonplatten<br />

Ich selbst habe bei mehreren<br />

hundert Messungen immer<br />

wieder feststellen können<br />

(z.B. durch das Öffnen von<br />

Innenbauteilen für eine separate<br />

Messung), dass meist die<br />

Gipskartonebene sich in der<br />

Praxis wirksamer darstellt als<br />

die verklebten Folien. <strong>Die</strong>se<br />

Erkenntnisse sind übrigens<br />

auch im Zuge des Forschungsvorhabens„Konstruktionskatalog<br />

und Empfehlungen<br />

zur Verbesserung<br />

der Luftdichtheit im Holzbau“<br />

gewonnen worden<br />

[Hall/Hauser/Köhnke 2001].<br />

Hierbei konnte festgestellt<br />

werden, dass trotz gutem<br />

LUPE<br />

Abb. 3:<br />

Einspachteln eines Papierfugendeckstreifens.<br />

Werksfoto Knauf<br />

Deckstreifen vorfalzen<br />

und einspachteln<br />

Luftdichtende Werkstoffe<br />

orange markiert<br />

4/2005 21<br />

®


®<br />

Luftdichtekonzept mit Folien<br />

und Klebebändern die Luftdichtheit<br />

nach Einbau der<br />

Gipskartonplatten deutlich<br />

besser war.<br />

Wenn also die Gipskartonplattenebene<br />

sich in der Praxis<br />

häufig dichter darstellt<br />

als die verklebte Folie ist sie<br />

auch geeigneter. <strong>Die</strong> Luftwechselzahl<br />

wird wesentlich<br />

von der dichtesten Ebene<br />

bestimmt.<br />

Eine Vielzahl von mir gemessener<br />

Wohngebäude, bei<br />

welchen die Luftdichtung<br />

mit Gipskartonplatten ausgeführt<br />

wurde, zeigten deutlich<br />

bessere Luftwechselraten<br />

als vergleichbare Objekte<br />

an welchen die Luftdichtung<br />

mit Folie ausgeführt wurde,<br />

zumindest bei allgemein üblicher<br />

handwerklicher Qualität.<br />

Wie lange muss die<br />

Dichtung halten?<br />

Schädigungen der Luftdichtungsebene,<br />

egal ob Platten<br />

oder Folien, durch Schreiner,<br />

Küchenmonteure, Raumausstatter<br />

etc. sind bei Folien<br />

und Platten gleichermaßen<br />

möglich <strong>–</strong> nur mit dem<br />

Unterschied, dass ich sie bei<br />

der raumseitigen Platte<br />

erkennen und beseitigen<br />

kann, auch zu einem späteren<br />

Zeitpunkt.<br />

Im Weiteren sollte bedacht<br />

werden, dass die Dauerhaftigkeit<br />

von Klebebändern<br />

noch ungenügend nachgewiesen<br />

ist. Aktuelle Forschungsergebnisse<br />

belegen<br />

die teilweise ungenügende<br />

Verklebung, wobei nur eine<br />

30-jährige Haltbarkeit in<br />

Ansatz gebracht wurde. Wer<br />

aber soll nach 30 Jahren im<br />

Inneren der Konstruktion<br />

nachkleben? Das dürfte<br />

schwieriger sein als die Putzschicht<br />

bzw. die Gipswerkstoffplatte<br />

raumseitig nachzudichten!<br />

Sehr geehrter Herr Mayer, es<br />

sollte letztendlich jedem ausführenden<br />

Handwerker<br />

selbst überlassen bleiben,<br />

wie und in welcher Qualität<br />

er die Luftdichtung der Häuser<br />

herstellt. Er hat die<br />

Grenzwerte einzuhalten,<br />

und das dauerhaft (was bei<br />

Klebebändern noch nicht<br />

22<br />

4/2005<br />

ausreichend nachgewiesen<br />

wurde).<br />

Ganz entschieden muss ich<br />

mich jedoch als Sachverständiger<br />

dagegen verwahren,<br />

wenn, wie häufig zu lesen,<br />

Dampfbremse und Luftdichtungsebene<br />

in einen Topf<br />

geschmissen werden. Von<br />

einem ausreichend sachkundigen<br />

Bauphysiker ist so ein<br />

Unsinn einfach nicht zu<br />

akzeptieren.<br />

Dipl.-Ing. E.U. Köhnke<br />

Kommentar von Robert Borsch-Laaks<br />

Als derjenige aus dem HOLZBAU-Team, in dessen<br />

Ressort das Thema Luftdichtheit fällt, will ich im<br />

Folgenden ebenfalls zu den Fragen von Herrn<br />

Mayer Stellung nehmen.<br />

<strong>Die</strong> raumseitige Bekleidung und die Luftdichtheit<br />

ihrer Ausführung haben unbestreitbar einen bedeutsamen<br />

Einfluss auf die Gesamtdichtheit von<br />

Konstruktion und Gebäude. Das weiß jeder BlowerDoor-Prüfer,<br />

der einmal die Gelegenheit hatte,<br />

eine Reihenmessung an einem Objekt zu machen<br />

(z. B. vor und nach dem Innenausbau). Je schlechter<br />

die Dichtheit hinter der Verkleidung hergestellt<br />

wurde, umso größer ist der Einfluss von verspachtelten<br />

Gipsplatten... oder auch von gut geklebten<br />

Tapeten. Aber sollte man aus dieser Erkenntnis<br />

gleich ein <strong>neue</strong>s Dichtungssystem machen? Was<br />

hat sich bewährt und was nicht?


Aus den Analen der Luftdichtheitsforschung<br />

Vor gut 15 Jahren wurde ein<br />

<strong>neue</strong>s, bauphysikalisch „inspiriertes“<br />

Konzept für die<br />

Schichtenfolge in Holzbauquerschnitten<br />

entwickelt.<br />

<strong>Die</strong> ersten Holzrahmenbauten<br />

mit einer innen liegenden<br />

aussteifenden Holzwerkstoffplatte<br />

ohne zusätzliche<br />

Dampfbremsfolie wurden<br />

Ende der 80er Jahre geplant<br />

und gebaut. In einer Reihenmessung<br />

untersuchte der<br />

Autor 1991/92 beim „Niedrigenergie-Gästehaus“<br />

des<br />

e.u.[z.] Springe, den Einfluss<br />

verschiedener Ausbaustufen<br />

auf die Gebäudedichtheit.<br />

Eine erste BlowerDoor-Messung<br />

erfolgte im „Rohbauzustand“,<br />

als luftdichtheitstechnisch<br />

lediglich stumpf gestoßene<br />

Sperrholzplatten<br />

innen und Holzfaser-Dämmplatten<br />

außen vorhanden<br />

waren. Abklebungen existierten<br />

nur an den Elementstößen<br />

der Außenkanten<br />

und zwischen den Fensterrahmen<br />

und der Rohbauleibung.<br />

In diesem Ausbauzustand<br />

wurde ein n50-Wert von nur<br />

3,1 1/h festgestellt (s. Tab. 1).<br />

Ein Ergebnis, mit dem man<br />

schon fast die heutigen<br />

Anforderungen an einen<br />

normalen Neubau erfüllen<br />

könnte. <strong>Die</strong>ser überraschend<br />

gute Wert für die „nackte“<br />

Konstruktion ist bis heute<br />

die Basis für die Erfolgsgeschichte<br />

des Dichtungssystems<br />

durch (Holz)Plattenbekleidung.<br />

Gerade vor dem Hintergrund<br />

der aktuellen Diskussion<br />

um die Haltbarkeit von<br />

Verklebungen, die der Kollege<br />

Köhnke zu Recht aufgreift,<br />

gibt es keine bessere<br />

Grundabsicherung der Dauerhaftigkeit<br />

als die aussteifende<br />

Scheibe. <strong>Die</strong>se wird<br />

solange Bestand haben, wie<br />

das Haus steht.<br />

Was bringen Dämmung<br />

und Dichtung?<br />

Aber es geht noch besser. In<br />

der nächsten Stufe der Untersuchung<br />

wurde der Ein-<br />

fluss des Einblasens von Zellulosedämmstoff<br />

in die Holzbaugefache<br />

gemessen. Hierdurch<br />

ließ sich der n50-Wert<br />

um mehr als 1/3 reduzieren.<br />

<strong>Die</strong> Absicherung der Gebäudedichtheit<br />

durch voll gefüllte<br />

Gefache mit einem<br />

Dämmstoff, der einen hohen<br />

Strömungswiderstand besitzt,<br />

ist ein angenehmer<br />

„Mitnahmeeffekt“ bei Holzbausystemen,<br />

die auf diese<br />

Materialkombination setzen.<br />

In der dritten Ausbaustufe<br />

wurden die Plattenstöße<br />

und der Anschluss an der<br />

Schwelle abgeklebt. <strong>Die</strong>s<br />

ergab einen den n50-Wert<br />

von nur noch auf 0,98 1/h <strong>–</strong><br />

für den Holzbau der damaligen<br />

Zeit rekordverdächtig!<br />

Nachmessungen der Vor-Ort<br />

ansässigen BlowerDoor<br />

GmbH bei dem mittlerweile<br />

14 Jahre alten Gebäude haben<br />

diese Ergebnisse immer<br />

wieder bestätigt.<br />

<strong>Die</strong>ses Luftdichtheitskonzept<br />

ist inzwischen an Millionen<br />

m 2 Holzbauhülle umgesetzt<br />

worden und durch den Einsatz<br />

von Spezial-Klebebändern<br />

von der Rolle rationeller<br />

ausführbar geworden.<br />

Selbst die Dichtheitsansprüche<br />

für Passivhäuser<br />

(n50 < 0,6 1/h) schrecken<br />

heute keinen Holzbauer<br />

mehr, der mit dieser Methode<br />

arbeitet.<br />

Also, wo ist das Problem?<br />

Warum ein <strong>neue</strong>s Dichtungskonzept<br />

erfinden, wenn es<br />

bewährte Lösungen gibt?<br />

Messung<br />

Nr.<br />

3<br />

4<br />

9<br />

10<br />

Gebäudezustand n50<br />

[1/h]<br />

Ständerwerk beidseitig<br />

beplankt (ohne Dämmung),Fensteranschlüsse<br />

und Bauteilfugen an<br />

Gebäudekanten abgeklebt<br />

(Traufe, Ortgang,<br />

Wandecken, First)<br />

nach Eisblasen von isofloc<br />

in Außenwände und<br />

Dach<br />

alle Stöße der inneren<br />

Sperrholzplatten abgeklebt,<br />

Anschluss Schwelle<br />

abgedichtet<br />

2 Monate nach Bezug:<br />

Innenausbau mit gedämmterInstallationsebene<br />

(isofloc im Sprayon-<br />

Verfahren), aber mit <strong>neue</strong>n<br />

Durchbrüchen f. Installationen,<br />

Undichtheiten in<br />

Außentüren)<br />

Abb. 4:<br />

Vor 15 Jahren eine <strong>neue</strong><br />

Idee <strong>–</strong> heute vielfach Standard<br />

im Holzbau:<br />

Luftdichtung durch eine<br />

innere Holzwerkstoffplatte<br />

plus Fugenabklebung.<br />

Durchdringungsfrei durch<br />

Balloon-Framing und<br />

Installationsebene<br />

Foto: Robert Borsch-Laaks<br />

Relativ<br />

ELA 4<br />

[cm 2 ]<br />

Relativ<br />

3,10 100% 670 100%<br />

1,94 63% 394 59%<br />

0,98 51% 191 48%<br />

0,87 45% 123 31%<br />

Tabelle 1: Reihenuntersuchung zur Luftdichtheit in verschiedenen<br />

Ausbaustadien beim NiedrigEnergie-Gästehaus im e.u.[z.]<br />

Quelle: [Borsch-Laaks u. a. 1995]<br />

Hinweis: <strong>Die</strong> äquivalente Leckagefläche (ELA) nach Definition<br />

des Lawrence Berkeley Laboratory (LBL) gibt eher einen<br />

Eindruck von den Auswirkungen der Luftundichtheiten auf<br />

die Infiltrationswärmeverluste im praktischen Betrieb, da er<br />

auf eine realitätsnahe Druckdifferenz von 4 Pa bezogen ist.<br />

4/2005 23<br />

®


®<br />

Dichtung und Wahrheit<br />

bei der Vorfertigung<br />

Neben der oben beschriebenen<br />

Form des handwerklichen<br />

Holzrahmenbaus wird<br />

die andere Hälfte des heutigen<br />

Holzhausmarktes von<br />

den Unternehmen bestritten,<br />

die auf weitest mögliche<br />

Vorfertigung setzen. Zu diesem<br />

Konzept gehörte seit<br />

der Entwicklung der Fertighäuser<br />

wesentlich der einfache,<br />

malerfertig vorzufertigende<br />

Aufbau der raumseitigen<br />

Bekleidung (i.d.R. aus<br />

Holzwerkstoffplatte plus<br />

Gipsbauplatte). Manche begnügen<br />

sich sogar mit einer<br />

Dampfbremsfolie auf dem<br />

Ständerwerk und direkt hierauf<br />

folgender Gipswerkstoffplatte.<br />

<strong>Die</strong>se Rationalisierungsbemühungen<br />

führten <strong>–</strong> zu Zeiten<br />

als Luftdichtheit noch<br />

kein Thema in Deutschland<br />

war <strong>–</strong> konsequenterweise<br />

auch dazu, wesentliche Teile<br />

der (Elektro)Installationen<br />

in den Gefachen der Außenwände<br />

zu verlegen.<br />

Das einfache mechanische<br />

Zusammenfügen solcher geschlossenerHolztafelelemente<br />

galt lange Zeit auch als<br />

ausreichende Maßnahme zur<br />

Herstellung der Gebäudedichtung.<br />

Eine Untersuchung<br />

aus der Mitte der 90er<br />

Jahre [von Geißler/Hauser<br />

1996] an über 50 Fertighäusern<br />

offenbarte das Problem.<br />

Im Mittel lagen die n50-Werte<br />

etwa 50 % über dem oberen<br />

Grenzwert von n50 = 3,0<br />

Luftwechsel/Std., der kurze<br />

Zeit später in der DIN V<br />

4108-7:1996 festgelegt wurde.<br />

Holzrahmen- und Holzständerbauten,<br />

die damals noch<br />

ohne qualifiziertes Luftdichtheitskonzept<br />

ausgeführt wurden,<br />

wiesen in der gleichen<br />

Untersuchung im Schnitt<br />

eher noch schlechtere Werte<br />

auf.<br />

Heute sind wir<br />

schlauer! Aber wer<br />

denkt weiter?<br />

Mittlerweile haben Fertigbauunternehmen,<br />

wie auch<br />

handwerkliche Holzhaus-<br />

24<br />

4/2005<br />

bauer dazugelernt. Sie dichten<br />

die Schwellen gegenüber<br />

der Bodenplatte, ziehen Anschlussstreifen<br />

vor Kopf um<br />

die Deckenelemente, achten<br />

auf dichte Fensteranschlüsse<br />

und setzen luftdichte Hohlwanddosen<br />

ein, wenn ohne<br />

Installationsebene gearbeitet<br />

wird <strong>–</strong> wie es auch in den<br />

condetti ® -Details dieser Zeitschrift<br />

immer wieder empfohlen<br />

wurde.<br />

<strong>Die</strong> gegenwärtigen Versuche<br />

von Verbandsvertretern, das<br />

Luftdichtheitsproblem durch<br />

die Forderung nach laxeren<br />

Grenzwerten zu „lösen“, zeigen<br />

jedoch: Es sind längst<br />

nicht alle Fragen geklärt und<br />

die Bereitschaft, den Weiterentwicklungen<br />

der anderen<br />

zu folgen, ist nicht überall<br />

vorhanden.<br />

Sicher könnte durch gezielte<br />

Detailentwicklung die Dichtung<br />

über die raumseitige<br />

Gipsplatte auch Eingang in<br />

die derzeit laufende Aktualisierung<br />

der Luftdichtheitsnorm<br />

(DIN 4108-7) finden.<br />

In der gültigen Fassung von<br />

2001 sind jedoch solche<br />

Empfehlungen noch nicht<br />

enthalten (vgl. nebenstehenden<br />

Infokasten).<br />

Info zur Luftdichtheitsnorm<br />

Auszug aus DIN 4108-7,<br />

Teil 7 Ausgabe 08/2001:<br />

Luftdichtheit von Gebäuden, Anforderungen,<br />

Planungs- und Ausführungsempfehlungen sowie<br />

-beispiele<br />

5.2. Beispiele für Bauteile<br />

und Bauprodukte in<br />

der Fläche (Regelquerschnitt)...<br />

5.2.3 Plattenmaterialien<br />

Gipsfaserplatten, Gipskarton-Bauplatten,...<br />

mit diesen<br />

Plattenmaterialien lässt<br />

sich in der Fläche eine Luftdichtheitsschicht<br />

herstellen.<br />

Gesonderte Maßnahmen<br />

sind im Bereich von Stößen,<br />

Anschlüssen und Durchdringungen<br />

zu ergreifen (siehe<br />

7.3).<br />

Undicht sind z. B. üblicherweise...<br />

<strong>–</strong> Platten als raumseitige<br />

Bekleidung im Bereich von<br />

Anschlüssen und Durchdringungen.<br />

6. Planungsempfehlungen<br />

<strong>Die</strong> Anschlussdetails und<br />

Werkstoffe sind im Vorfeld<br />

festzulegen und auszuschreiben.<br />

In der Regel ist die Luftdichtheitsschicht<br />

raumseitig<br />

der Dämmebene und möglichst<br />

auch raumseitig der<br />

Tragkonstruktion anzuordnen...<br />

Eine raumseitige Bekleidung<br />

als Luftdichtheitsschicht ist<br />

wegen häufiger Durchdringungen<br />

in der Regel nicht<br />

geeignet.<br />

Um die Anzahl von Durchdringungen<br />

zu reduzieren,<br />

sollten Installationsebenen<br />

für die Aufnahme von<br />

Installationen aller Art<br />

raumseitig vor der Luftdichtheitsschicht<br />

vorgesehen werden<br />

(. . .).<br />

Wird die raumseitige Bekleidung<br />

als Luftdichtheitsschicht<br />

herangezogen, sind<br />

besondere Maßnahmen bei<br />

Durchdringungen erforderlich<br />

(z. B. luftdichte Hohlwandinstallationsdosen)<br />

7.3 Luftdichtheitsschicht aus Plattenmaterialien<br />

Luftdichtheitsschicht<br />

Fugenfüller mit<br />

Bewehrungsstreifen<br />

Bild 19 <strong>–</strong> Prinzipskizze zur Sicherung von Plattenstößen<br />

durch Bewehrungsstreifen und Fugenfüller *)<br />

Bei Gipsfaserplatten kann auf den Bewehrungsstreifen verzichtet<br />

werden.<br />

*) Dargestellt ist die prinzipielle Ausbildung der Luftdichtheitsschicht,<br />

nicht die raumseitige Bekleidung.


Was empfiehlt die Norm? Man soll niemals<br />

nie sagen<br />

Als Mitglied in diesem Normenausschuss<br />

vermag der<br />

Autor zu sagen, warum die<br />

raumseitige Bekleidung bislang<br />

nicht als Luftdichtheitsschicht<br />

empfohlen wird.<br />

Aus den guten Erfahrungen<br />

im handwerklichen Holzrahmenbau<br />

hatten einige Kollegen<br />

und ich uns bei der letzten<br />

Novellierung sehr dafür<br />

stark gemacht, dass der Einsatz<br />

von Plattenwerkstoffen<br />

als Luftdichtheitsebene in<br />

die Norm aufgenommen<br />

wurde.<br />

Da unbestritten auch die<br />

Gipsbauplatten in der Fläche<br />

luftdicht sind, wurden sie<br />

und ihre spezielle Fugenausbildung<br />

in den Abschnitt 7.3<br />

der Norm einbezogen (vgl.<br />

Grafik im Infokasten).<br />

Hiermit ist aber nicht die<br />

Gipsbauplatte als raumseitige<br />

Verkleidung gemeint, was<br />

aus verschiedenen einschränkendenFormulierungen<br />

und der Fußnote zu diesem<br />

Bild eindeutig hervorgeht.<br />

Hieraus eine Anleitung<br />

zur Verwendung der Ausbauplatten<br />

als Luftdichtheitsschicht<br />

abzuleiten, ist nur<br />

möglich, wenn man unvollständig<br />

zitiert oder die entscheidenden<br />

Textpassagen<br />

überliest (s. nebenstehenden<br />

Infokasten).<br />

Bekanntermaßen steckt bei<br />

der Luftdichtung der Teufel<br />

im Detail. Da dem Normenausschuss<br />

damals von den<br />

„interessierten Kreisen“,<br />

sprich: z. B. von den Fertigbauverbänden,<br />

keine Vorschläge<br />

zur Detailausbildung<br />

vorgelegt wurden, konnte<br />

die im Ausschuss bestehende<br />

Skepsis nicht zerstreut<br />

werden.<br />

Regelmäßige Leser dieser<br />

Zeitschrift wissen, dass ich<br />

ein Sachverständiger bin, der<br />

nicht in die Ecke der blind<br />

„normengläubigen“ zu stellen<br />

ist. Und ich teile auch die<br />

Auffassung, dass das Ergebnis<br />

entscheidend ist. So halte<br />

ich es grundsätzlich nicht für<br />

ausgeschlossen, dass Holzbauwände<br />

mit innerer (Doppel)Beplankung<br />

auch ohne<br />

viele laufende Meter Klebebänder<br />

für die „normalen“<br />

Anforderungen ausreichend<br />

dicht herzustellen sind <strong>–</strong><br />

selbst dann, wenn darin<br />

Elektroinstallationen (richtig!)<br />

verlegt werden.<br />

Ob dabei die raumseitige<br />

Platte oder eine direkt darunterliegendeHolzwerkstoffplatte<br />

oder beide zusammen<br />

die Dichtungsfunktion<br />

übernehmen, ist ein Streit<br />

um des Kaisers Bart. Der<br />

Erfolg entscheidet.<br />

Alle Systeme haben ihre weichen<br />

Stellen. Wenn die Luftdichtheitsschicht<br />

im Inneren<br />

der Konstruktion schlampig<br />

verarbeitet wurde (oder Folienverklebungen<br />

nach einiger<br />

Zeit aufgehen), dann<br />

wird die Installationsebene<br />

zur „Rennbahn für Luftmoleküle“.<br />

Abb. 5: SO NICHT! Spannungen<br />

und Falten in Folien<br />

und Papierbahnen können<br />

zur Ablösung von Klebebändern<br />

führen.<br />

Fotos: Volker Steinbauer<br />

Wo führt der Königsweg<br />

lang?<br />

<strong>Die</strong> Hauptprobleme liegen<br />

nach meiner Messerfahrung<br />

nicht bei den Außenwänden<br />

der Vollgeschosse, sondern<br />

im Dachbereich. Hier arbeiten<br />

beide <strong>–</strong> die vor Ort ausbauenden<br />

wie auch die vorfertigenden<br />

Holzbaubetriebe<br />

<strong>–</strong> vornehmlich nicht mit<br />

einer innenseitigen Doppelbeplankung<br />

wie bei den<br />

Wänden, sondern mit<br />

Dampfbremsbahnen, Lattung<br />

und separater Gipsbekleidung.<br />

Hierbei gibt es<br />

zwei Ansätze:<br />

● <strong>Die</strong> Bahnen durch Verklebungen<br />

(ggf. mit mechanischer<br />

Sicherung) auch zur<br />

Konvektionssperre zu ertüchtigen<br />

oder<br />

● zwei Schichten mit unterschiedlichen<br />

Aufgaben zu<br />

betrauen (Folien als reine<br />

Diffusionsbremse und<br />

Gipsplatten als Luftdichtheitsschicht)<br />

Welche Methode sich als<br />

wirtschaftlichste und als<br />

dauerhaftste durchsetzen<br />

wird, ist noch nicht ausgemacht.<br />

Im Prinzip ist alles<br />

möglich, was nachweislich<br />

funktioniert. Alle sind hierbei<br />

in hohem Maße davon<br />

abhängig, das Durchlöchern<br />

der Dichtungsebene durch<br />

Installateure mit scharfen<br />

Cuttermessern und Säbelsägen<br />

zu verhindern.<br />

Condetti ® wäre nicht zu<br />

Recht der meist gelesene<br />

Teil in dieser Zeitschrift,<br />

wenn uns nicht noch ein<br />

paar konkrete Vorschläge für<br />

den Stand Technik gelingen<br />

würden. In diesem Sinne<br />

endet dieser Kommentar mit<br />

Erwartung, dass RBL und<br />

EUK in der Praxis gar nicht<br />

so weit auseinander liegen,<br />

dass der „Königskindereffekt“<br />

eintreten muss.<br />

Robert Borsch-Laaks<br />

4/2005 25<br />

®


®<br />

Holzbauwand ohne Installationsebene<br />

Holzbauwand mit Installationsebene<br />

Abb. P 1:<br />

Regelquerschnitte Holzbauwände<br />

Oben: ohne Installationsebene mit Dampfbremsfolie.<br />

Unten: mit Installationsebene und diffusionsoffener Außenbeplankung,<br />

ohne Folie, aber mit Abklebung der Stöße der<br />

Holzwerkstoffplatten.<br />

Abb. P 2:<br />

Regelquerschnitte für Dächer.<br />

Oben: Innen mit Dampfbremsfolie und Lattung<br />

Unten: Innen mit doppelter Beplankung ohne Installationsebene<br />

„Foliendach“<br />

„Plattendach“<br />

26<br />

4/2005<br />

Lösungen für die Praxis<br />

Bauen hat viele Wahrheiten und der condetti ® -Teil<br />

dieser Zeitschrift bemüht sich seit Anbeginn durchaus<br />

unterschiedliche Ansätze, Interessen und Meinungen<br />

unter einen Hut zu bekommen, u.U. auch<br />

wenn der „Mainstream“ in eine andere Richtung<br />

fließt. In diesem Praxisteil haben wir die wichtigsten<br />

Anschlüsse gemeinsam so entwickelt, dass insbesondere<br />

für die Konstruktionsweise ohne Installationsebene<br />

eine funktionstüchtige Anschlussdichtung<br />

entsteht.<br />

In einigen Beispielen übernehmen sehr wohl Folien<br />

eine wichtige Funktion, um den „Königskinder-<br />

Effekt“ z.B. durch Deckenauflager zu vermeiden.<br />

In anderen Fällen sind die Anschlüsse so geplant,<br />

dass die Beplankungen und/oder die Bekleidungen<br />

die Dichtungsaufgabe erfüllen. Zur grafischen Verdeutlichung<br />

sind die Plattenwerkstoffe in diesen<br />

Fällen durch orange Farbgebung hervor gehoben.<br />

<strong>Die</strong> Regelquerschnitte:<br />

Wände<br />

Im industriellen, weitestgehend<br />

vorgefertigten Holzhausbau<br />

sind separate Installationsebenen<br />

eher selten und<br />

die doppelte Innenbeplankung<br />

aus Holzwerkstoff- und<br />

Gipskartonplatte üblich (vgl.<br />

Abb. P 1 oben). Grundsächlich<br />

kann jede der drei inneren<br />

Schichten (Holzwerkstoffplatte,<br />

Dampfbremsfolie oder<br />

Gipsbekleidung) als Luftdichtheitsschicht<br />

fungieren.<br />

<strong>Die</strong> Entscheidung, welche der<br />

Schichten planerisch ausgewählt<br />

wird, bestimmt die Art<br />

der Anschlussdetails.<br />

Zum Vergleich zeigt Abb. P 1<br />

(unten) den Regelaufbau der<br />

diffusionsoffenen Holzbauwand,<br />

wie er üblicherweise<br />

im handwerklichen Holzrahmenbau<br />

eingesetzt wird. Mit<br />

Installationsebene (ggf. gedämmt),<br />

aber ohne Folie<br />

und mit der aussteifenden<br />

Holzwerkstoffplatte als<br />

Dampfbremse und Luftdichtheitsschicht.<br />

<strong>Die</strong> Regelquerschnitte:<br />

Dächer<br />

Im Dachausbau verwischen<br />

sich die scharfen Grenzen<br />

zwischen Handwerk und<br />

Fertigbau. Dachstühle werden<br />

sowohl von Zimmereibetrieben<br />

als auch von manchen<br />

Fertigbauern vor Ort<br />

gerichtet und Unterdeckung<br />

sowie Dampfbremse mit<br />

Folien- oder Papierbahnen<br />

ausgeführt. Wenn die innere<br />

hiervon auch die Luftdichtung<br />

sein soll, beginnt die<br />

Diskussion um die Haltbarkeit<br />

von Klebeverbindungen.<br />

Hier setzt das Köhnke’sche<br />

Konzept der Dichtung durch<br />

eine rissfreie Bekleidung an:<br />

<strong>Die</strong> Dampfbremse bleibt<br />

eine reine Diffusionsbremse,<br />

dazu sind keine verklebten<br />

Überlappungen und Bauteilanschlüsse<br />

erforderlich. (vgl.<br />

auch [Hauser/Maas 1991].)<br />

Dampfkonvektion soll die<br />

luftdicht verspachtelte Gipsbekleidung<br />

verhindern. Zu<br />

diesem „Gürtel“ kann als<br />

„Hosenträger“ eine hohlraumfreie<br />

Ausdämmunng<br />

der Lattungsebene hinzukommen,<br />

um Querströmungen<br />

über die „Luftmokülerennbahn“<br />

zu reduzieren.<br />

Gegen die „Folie- und Klebeband-Euphorie“<br />

setzen manche<br />

für die elementierte<br />

Dachproduktion ein weiteres<br />

Konzept: <strong>Die</strong> Übertragung<br />

des Konstruktionsprinzips<br />

von der Fertigbauwand auf<br />

Dachschrägen und Decken.<br />

Eine doppelte Beplankung<br />

auf der Innenseite ist in der<br />

Fläche auch ohne Abklebungen<br />

von Natur aus dicht.<br />

Falls bei Bauteilschlüssen als<br />

Übergänge bahnenförmige<br />

Anschlussstreifen erforderlich<br />

sind, können diese zwischen<br />

den Platten eingeklemmt<br />

und damit dauerhaft<br />

mechanisch gesichert werden.


Abb. P 3:<br />

Sockelpunkt bei Betonbodenplatte<br />

aus Heft 6/1999<br />

<strong>–</strong> innen zuerst Luftdicht<br />

abkleben<br />

<strong>–</strong> dann Endverankerung<br />

nach Statik setzen<br />

Abb. P 4:<br />

Deckenanschluss bei<br />

Quasiballoon-Bauweise aus<br />

Heft 2/2001<br />

Abb. P 5:<br />

Deckenanschluss bei<br />

Plattformbauweise aus<br />

Heft 1/2000<br />

4/2005 27<br />

®


®<br />

Einen Haken hat diese<br />

Methode allerdings: Wenn<br />

die Gipsbekleidung erst später<br />

(vom Bauherrn) montiert<br />

wird und die Holzwerkstoffplatten<br />

starke Längenänderungen<br />

durch Auffeuchtung<br />

während der Bauphase erfahren,<br />

kann eine rissfreie<br />

Ausführung der Gipsbekleidung<br />

schwierig werden.<br />

Der Sockelpunkt<br />

Ganz gleich, ob man eine<br />

innen liegende Holzwerkstoffplatte<br />

oder die raumseitige<br />

Gipsbekleidung zur Luftdichtheitsebene<br />

erklärt, am<br />

Sockelpunkt geht es nur um<br />

ein Thema:<br />

<strong>Die</strong> Fuge zwischen Holzbauelement,<br />

bzw. Nivellierschwelle<br />

und der Fundament-<br />

bzw. Bodenplattenoberkante<br />

muss mit geeigneten<br />

Materialien verschlossen<br />

werden. Das Prinzip hatten<br />

wir bereits im allerersten<br />

condetti ® -Detail in Heft<br />

6/1999 dargestellt (s. Abb. P<br />

3). In den folgenden Jahren<br />

wurden auch die „Feinheiten“<br />

bei der Materialwahl behandelt:<br />

z. B. Abklebungen<br />

mit Butyl-Kautschuk-Bändern<br />

und Primer, zu letzt in<br />

Heft 6/2004, oder auch mit<br />

plastischen Dickbeschichtungen,<br />

wie sie von der Kellerwandabdichtungenbekannt<br />

sind. Letzteres ist eine<br />

„Erfindung“ von EUK, die<br />

sich besonders an kniffligen<br />

Stellen (z.B. bodentiefe<br />

Fenster- und Türanschlüsse<br />

und Verankerungen) bewährt<br />

hat (vgl. Heft 6/2002<br />

und 1/2005.)<br />

Der Deckenanschluss<br />

Am einfachsten ist die Luftdichtheit<br />

am Deckenanschluss<br />

herzustellen, wenn<br />

der Geschossstoß der Außenwände<br />

oberhalb einer<br />

zwischengehängten Decke<br />

liegt (Quasi Balloon-Konstruktionsweise,<br />

vgl. Heft<br />

2/2001 und 1/2004 sowie<br />

Abb. P4). Dann bringt alleine<br />

schon die statisch notwendige<br />

Abnagelung an der<br />

28<br />

4/2005<br />

Verbindung der Wandscheiben<br />

eine auf lange Zeit sichere<br />

Grunddichtung. <strong>Die</strong><br />

Abklebung des Plattenstoßes<br />

ist in diesem Fall der „Hosenträger“,<br />

den Gebäude mit<br />

hohen Anforderungen<br />

zusätzlich benötigen.<br />

Aber auch bei der vielfach<br />

noch verwendeten Plattformbauweise<br />

ist eine luftdichte<br />

Verbindung zwischen<br />

oben und unten machbar.<br />

Hierzu muss ein Anschlussstreifen<br />

eingesetzt werden,<br />

der vom unteren Wandelement<br />

vor Kopf der Decke<br />

entlang geführt wird, um an<br />

das obere Wandelement anzuschließen<br />

(vgl. Abb. P5).<br />

<strong>Die</strong>s kann auch bei kompletter<br />

Vorfertigung so umgesetzt<br />

werden. Wer dies nicht<br />

tut, sondern darauf vertrauen<br />

will, dass die raumseitige<br />

Bekleidung die Anschlussdichtheit<br />

herstellt, muss<br />

bedenken, dass dann die<br />

Luftdichtheitsebene über die<br />

Decke und die Innenwandanschlüsse<br />

in den Raum<br />

hinein verläuft. Damit werden<br />

alle Durchdringungen<br />

dieser Flächen (Installationen,<br />

Türöffnungen etc.) automatisch<br />

mit zum Luftdichtungsthema.<br />

Der Rattenschwanz<br />

der hierbei notwendigenSondermaßnahmen<br />

ist kaum beherrschbar.<br />

Der Traufanschluss<br />

Das Prinzip „Anschlussstreifen“<br />

sollte auch beim „normalen“<br />

Traufanschluss eines<br />

Pfettendachstuhls umgesetzt<br />

werden (vgl. Abb. P 6).<br />

Schwierig wird es bei Dachstühlen<br />

mit Binderkonstruktionen,<br />

die u. U. sogar noch<br />

ein auskragendes Gesims bilden.<br />

Eine mögliche Lösung<br />

mit einem Stellbrett in den<br />

Deckengefachen und Holzwerkstoffplatten<br />

unter der<br />

Decke und an der Abseitenwand<br />

zeigte der Artikel von<br />

Sigrid Dorschky im Heft<br />

5/2002 (S. 46 f.).<br />

Eine ungewöhnliche, aber in<br />

die gleiche Richtung zielende<br />

Maßnahme ist die von EUK<br />

vorgeschlagene „dichtende<br />

Dämmung“ im Deckengefach<br />

durch EPS-Trittschalldämmplatten<br />

(vgl. Abb. P 7). Mit<br />

Abb. P 6:<br />

Traufanschluss bei<br />

Pfettendach. Ausbauhaus<br />

aus Heft 5/2002<br />

Abb. P 7:<br />

Traufe bei Dachbinderkonstruktion.Luftdichtungsschott<br />

mit flexiblen Trittschalldämmplatten<br />

aus<br />

Polystyrol


Abb. P 8:<br />

Ortganganschluss<br />

Fertigbauwand aus<br />

Heft 6/2000<br />

Abb. P 9:<br />

Innenwand an Außenwand<br />

ohne Installationsebene<br />

Abb. P 10:<br />

Innenwandanschluss an<br />

Dach/Decke<br />

etwas Übermaß zugeschnitten<br />

dichten diese „Luftschotts“<br />

durch ihre Flexibilität<br />

ausgezeichnet gegen<br />

Luft-Nebenwege (vgl. auch<br />

[Hall/Hauser/ Köhnke 2001]).<br />

Sinngemäß kann dieses<br />

Dichtungssystem auch bei<br />

auskragenden Decken über<br />

Fassadenrücksprüngen, bei<br />

Loggien und einspringenden<br />

Eingängen eingesetzt werden<br />

<strong>–</strong> wir werden hierauf in<br />

einem condetti ® -Detail im<br />

kommenden Jahr näher eingehen.<br />

Ortganganschluss<br />

Für den Ortgang mit einer<br />

Fertigbauwand hatten wir<br />

bereits Ende 2000 im condetti<br />

® -Team Lösungen entwickelt<br />

<strong>–</strong> sowohl für den<br />

Anschluss an ein zimmermannsmäßig<br />

gerichtetes<br />

Dach mit Foliendichtung als<br />

auch für vorgefertigte Dachelemente<br />

mit einer doppelten<br />

Innenbeplankung (letztere<br />

Variante, s. Abb. P 8). In<br />

dieser Form ausgeführt, ist<br />

beides sicher und dauerhaft<br />

möglich:<br />

● Luftdichtung über Dampfbremse<br />

bzw. Holzwerkstoffplatte,<br />

mit mechanisch<br />

gesicherter Anschlussfolie<br />

oder<br />

● Luftdichtung durch Verspachtelung<br />

des Eckanschlusses<br />

mit einem „Papierfugendeckstreifen“<br />

(vgl. Lupe S. 21)<br />

Innenwandanschlüsse:<br />

Außenwand<br />

Zu guter Letzt kommen wir<br />

zur ersten Leserfrage zurück.<br />

Wie werden Innenwände im<br />

weitgehend vorgefertigten<br />

Holzbau angeschlossen?<br />

Der Außenwandanschluss<br />

macht hierbei das geringste<br />

Kopfzerbrechen. Wie Abb.<br />

P 9 zeigt, können sowohl die<br />

Holzwerkstoffplatte als auch<br />

die Dampfbremsfolie als<br />

Luftdichtheitsschicht ungestört<br />

durchlaufen.<br />

Liegt hinter dem Anschluss<br />

ein Elementstoß (durchgehende<br />

Fuge!) gibt es wiederum<br />

zwei Möglichkeiten:<br />

4/2005 29<br />

®


®<br />

● Einlegen von Dichtbändern<br />

dort, wo eine mechanische<br />

Verpressung erfolgt,<br />

z. B. vor Kopf der<br />

Innenwand<br />

● Ausführung einer rissfreie<br />

Eckverspachtelung der<br />

Gipsbekleidung.<br />

Innenwandanschlüsse:<br />

Dach/Decke<br />

In gleicher Weise sollten die<br />

Innenwandanschlüsse bei<br />

der Variante „Plattendach“<br />

ausgeführt werden.<br />

Aber beim Foliendach stelle<br />

ich die Frage: Wer kommt<br />

zuerst? <strong>Die</strong> Innenwand oder<br />

die Folie? Wenn so konstruiert<br />

werden kann, dass die<br />

Folie durchgehend angebracht<br />

wird, bevor die<br />

Innenwände gestellt werden,<br />

so spricht nichts dagegen,<br />

diese zur Luftdichtheitsschicht<br />

zur qualifizieren <strong>–</strong><br />

was heißt: großflächige,<br />

stoßarme Verlegung und<br />

(möglichst mechanisch gesicherte)<br />

Verklebung der verbleibenden<br />

Überlappungen<br />

und Anschlüsse.<br />

Bei einem Konzept, das auf<br />

die luftdichte Verarbeitung<br />

der raumseitigen Gipsplatten<br />

setzt, hat sich die in Abb.<br />

P 10 dargestellte Lösung mit<br />

einer Anschlussplatte auf<br />

dem Innenwandkopf sehr<br />

bewährt.<br />

Der Trick mit dem „Wanddeckel“<br />

kann sinngemäß<br />

auch bei Drempelwänden,<br />

Kehlbalkendecken und für<br />

Anschlüsse an Gaubenwände<br />

angewendet werden.<br />

Installationen in der<br />

Wand: Wo ist das<br />

Problem?<br />

Der Einbau von luftdichten<br />

Elektroinstallationsdosen ist<br />

zunehmend Standard im Fertigbau.<br />

Aber spätestens<br />

dann, wenn die Kabelbäume<br />

irgendwo (meist im Deckenhohlraum)<br />

gebündelt aus<br />

der Wand herausgeführt<br />

werden (müssen), hat dieses<br />

Dichtungssystem ein Problem<br />

(vgl. Abb. P12). Und<br />

zwar eines, das sich heimtückischerweise<br />

meist nicht<br />

dort zu erkennen gibt, wo<br />

die Ursache liegt, sondern<br />

30<br />

4/2005<br />

irgendwo anders: durch<br />

Zugerscheinungen bei<br />

Innenwänden und Decken,<br />

an Verteiler- oder Anschlusskästen<br />

etc.. Eine Nachbesserung<br />

am Ort des Geschehens<br />

ist bei fertigem Innenausbau<br />

i. d. R. nicht mehr möglich.<br />

<strong>Die</strong> Konsequenz: Luftdichte<br />

Dosen auch in Innenwänden?<br />

<strong>Die</strong>s hilft nur begrenzt,<br />

da weitere Leckagen an<br />

Innentüren, an Boden- und<br />

Deckenanschlüssen, an<br />

Downlights in der Kehlbalkendecke<br />

etc. hinzukommen.<br />

Besser erscheint die Bündelung<br />

der Kabel (Querverteilung<br />

in den dichten Wandgefachen<br />

macht i. d. R. keine<br />

Probleme) und die Abdichtung<br />

der Durchdringungen<br />

in den Rähmen mit einer<br />

geeigneten Dichtmasse (vgl.<br />

Abb. P11). Messtechnische<br />

Erfahrungen über die Langzeit-Wirksamkeit<br />

dieser Maßnahmen<br />

liegen allerdings<br />

noch nicht vor.<br />

Fazit:<br />

(Neue) Regeldetails<br />

stehen zur Diskussion<br />

Rationelle Vorfertigung darf<br />

und muss auch nicht mit<br />

Einbußen bei der Qualität<br />

der Luftdichtheit der Holzbauhülle<br />

einhergehen. Mit<br />

konsequenter Verbesserung<br />

der Montagetechnik sind<br />

auch ohne Installationsebene<br />

hervorragende Ergebnisse<br />

zu erzielen. Systemspezifische<br />

Anschlussdetails mit<br />

der raumseitigen Bekleidung<br />

als Dichtungsebene können<br />

Erfolg versprechend entwickelt<br />

werden. ■<br />

Abb. P 11:<br />

Löcher in Innenwandrähmen<br />

zur Durchführung<br />

von Elektrokabeln.<br />

Wie wird hier gedichtet?<br />

Foto: E.U. Köhnke<br />

Literaturhinweise<br />

[Borsch-Laaks u.a. 1995]<br />

Robert Borsch-Laaks, Sigrid<br />

Dorschky, Wolfgang Feist,<br />

Joachim Zeller: Luftdichtigkeit<br />

von Gebäuden, Forschungsbericht,<br />

Institut<br />

Wohnen und Umwelt,<br />

Darmstadt 1995<br />

[Geißler/Hauser 1996] Achim<br />

Geißler u. Gerd Hauser: Luftdichtheit<br />

von Holzhäusern.<br />

In: bauen mit holz, Heft 7,<br />

1996<br />

Abb. P 12:<br />

Der Holzbau ein vernetztes<br />

Hohlkörpersystem mit<br />

vielfältigen Strömungswegen<br />

durch Innenwände und<br />

Decken.<br />

[Hall/Hauser/Köhnke 2001]<br />

M. Hall, G. Hauser, E.U.<br />

Köhnke: Konstruktionskatalog<br />

und Empfehlungen zur<br />

Verbesserung der Luftdichtheit<br />

im Holzbau, Forschungsbericht<br />

E 99/11, Uni GHK<br />

Kassel, 2001<br />

[Hauser/Maas 1991]<br />

Gerd Hauser und Anton<br />

Maas: Auswirkungen von<br />

Fugen und Fehlstellen in<br />

Dampfsperren und Wärmedämmschichten,<br />

Aachener<br />

Bausachverständigentage<br />

1991, Wiesbaden und Berlin<br />

(Bauverlag) 1991, auch abgedruckt<br />

in DBZ 24/1992

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