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Helvetas Partnerschaft Juni 2005 - vision

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Dossier <strong>Helvetas</strong> 1955–<strong>2005</strong><br />

Nr. 180 · <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

50<br />

jahre<br />

ans<br />

anni


Ausserdem in dieser Nummer<br />

2<br />

Infos & Nachrichten<br />

Ein Leben für die<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

Dank für einen grossen Beitrag<br />

Überraschende Aktionen<br />

zum Weltwassertag<br />

Welt- und umweltverträglich<br />

handeln<br />

Baumwolle – garantiert bio und fair<br />

apropos<br />

<strong>Helvetas</strong> Jubiläums-Broschüre<br />

Neue <strong>Helvetas</strong> Strategie <strong>2005</strong>-2010<br />

Vorschau auf das August-Dossier<br />

Jahresbericht 2004<br />

Beilage<br />

Sommerbote (Verkaufsartikel)<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

Seite<br />

26<br />

30<br />

32<br />

Inhalt<br />

<strong>Helvetas</strong> 1955–<br />

Im Urlaub mit dem SHAG Rolf Wilhelm ■ Von der Aufgabe<br />

des Jahrhunderts zu den Millenniums-Zielen<br />

Martin Menzi ■ Eine gute Sache Annemarie Spahr ■ Drei<br />

Gründe waren es Fridolin Trüb ■ Aus der Diasammlung<br />

von Peter König ■ Aller Anfang ist schwer Ruedi Högger<br />

■ Keller, Kneipe, Kommissionen Peter Arbenz ■ 10% für<br />

die Dritte Welt Richard Gerster ■ Drei Schlüsseljahre<br />

Gaudenz Tscharner ■ <strong>Helvetas</strong> hilft weiter Dorothea Rüesch ■<br />

Eine Parlamentarierreise Walter Renschler ■ <strong>Helvetas</strong> +<br />

Kamerun = Wasser! Stimmen aus dem Süden 1 ■ Gelebte Zusammenarbeit<br />

Karl Wehrle ■ Ein unterstützungswürdiger<br />

Entwicklungsansatz Paolo Ambrosetti ■ Entwicklung säen<br />

Stimmen aus dem Süden 2 ■ Lebensabschnitte mit dem<br />

<strong>Helvetas</strong> Kalender Heidi Brunner ■ Wenn Frauen eingreifen<br />

Fred Bauer ■ Wasser bewegt Liselotte Illi ■ Der<br />

Süden kommt ins Kino Magda Bossy ■ Die Traumstelle<br />

Anna Stolz ■ Aus dem Fotoalbum von Verena Künzle ■<br />

Bären, Büchsen und Gesang Walter Renschler ■ Handmade<br />

in Bhutan Marie-Noëlle Frei-Pont ■ <strong>Helvetas</strong> ist eine<br />

Familie Saamdu Chetri ■ Green Cotton Now! Tobias Meier ■<br />

<strong>Helvetas</strong> öffnet ein Fenster zur Welt Bastienne Joerchel ■<br />

Die Tasche Ruth Walder ■ Ein hilfreicher Nachtbubenstreich<br />

Viktor Hermann ■ «Dies ist keine Entführung!»<br />

Gioia Weber ■ Und wo war <strong>Helvetas</strong>? Stimmen aus dem Süden 3<br />

■ Lob eines langjährigen <strong>Helvetas</strong> Förderers J.F. Sigis-<br />

mond Marcuard ■ Die Begegnung auf der Brücke Melchior<br />

Lengsfeld ■ Sultanats Grund Rosemarie Lausselet ■ Mayas<br />

Geschichte Karin Füeg ■ Der Wert des<br />

Wissens Esther Oettli ■ 100 Wörter für eine<br />

engagierte Partnerin Peter Niggli ■


<strong>2005</strong><br />

Impressum<br />

Nr. 180/<strong>Juni</strong> <strong>2005</strong> Zeitschrift für <strong>Helvetas</strong> Mitglieder, Gönner und Gönnerinnen, 45. Jahrgang<br />

Erscheinungsweise viermal jährlich (Ende Februar, <strong>Juni</strong>, August, November) in Deutsch und<br />

Französisch Herausgeberin <strong>Helvetas</strong>, St. Moritzstrasse 15, Postfach, 8042 Zürich, Tel. 044/368 65 00,<br />

Fax 044/368 65 80, E-Mail info@helvetas.org, Homepage: www.helvetas.ch PC Nr. 80-3130-4<br />

Zürich; <strong>Helvetas</strong>, Secrétariat romand, Rue de la Mercerie 3, Case postale 6435, 1002 Lausanne,<br />

Tel. 021/323 33 73, Fax 021/323 33 74, E-Mail: romandie@helvetas.org, PC 10-1133-7 Lausanne;<br />

<strong>Helvetas</strong>, Segretariato della Svizzera italiana, c/o ACP, Via San Gottardo 102, 6828 Balerna,<br />

Tel./Fax 091/683 17 10, E-Mail: svizzeraitaliana@helvetas.org , PC 65-3875-0 Bellinzona Redaktion<br />

Barbara Strebel Bildredaktion/Produktion Beatrice Bless Französische Ausgabe Catherine<br />

Rollandin, Patrick Schmitt Gestaltung Grafik Werk, Zürich Mitarbeit an dieser Nummer Andreas<br />

Friolet (S. 29); Delia Hochstrasser (Übersetzungen aus dem Spanischen S. 13 [Stimmen aus dem<br />

Süden 2] und S. 23 [Stimmen aus dem Süden 3]); alle übrigen sind im Inhaltsverzeichnis bzw.<br />

beim von ihnen verfassten Artikel namentlich erwähnt. Fotos S. 3: Dominic Büttner (Porträt W.<br />

Külling); S. 6: M. Wolgesinger (oben); S. 7: Peter König (oben); S. 9: Richard Gerster (oben); S. 11:<br />

<strong>Helvetas</strong> Kamerun; S.13: <strong>Helvetas</strong> Guatemala; S. 17: Verena Künzle (unten); S. 21: Reto Schneider<br />

(unten); S. 23: Renato Bagattino (unten); S. 24: Rosemarie Lausselet (unten); S. 27: Mario Fehr; S.<br />

30: Switcher; S. 32: M. Wolgesinger (Schulklasse Nepal). Alle anderen Fotos: <strong>Helvetas</strong>-Archiv, Zü-<br />

rich. Abonnementspreis Fr. 30.– jährlich, für Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen Litho und<br />

Druck Druckerei Kyburz AG, Dielsdorf Papier Schwedt Offset Ultra Lux seidenmatt Adress-<br />

änderungen Bitte teilen Sie uns Ihre<br />

neue Adresse mit: <strong>Helvetas</strong>, Postfach,<br />

8042 Zürich, Tel. 044/368 65 00.<br />

Braucht es die Hilfswerke noch? – Es ist fast zynisch,<br />

diese Frage zum 50. Geburtstag von <strong>Helvetas</strong><br />

aufzuwerfen. Sie stellte sich jedoch in einer beunruhigenden<br />

Evaluation zum Verhältnis zwischen<br />

der DEZA und den privaten Werken. Sie kam zum<br />

Schluss, dass die Zusammenarbeit mit NGOs im<br />

Süden direkt von staatlichen Entwicklungsagenturen<br />

wahrgenommen werden könne. Auf die Hilfswerke,<br />

denen diese Beziehungen bis jetzt vorbehalten<br />

waren, sei man nicht mehr angewiesen.<br />

Die Feststellungen der Evaluatoren greifen<br />

zu kurz, und das nicht nur bezüglich der Tätigkeit<br />

im Süden, wo der Vorteil der Hilfswerke eben dort<br />

liegt, wo es politisch wird. Manche Regierungen<br />

stören sich an anwaltschaftlicher Arbeit («advocacy»)<br />

und der Kritik der Hilfswerke an schlechter Regierungsführung,<br />

Misswirtschaft und Korruption.<br />

Aber wer soll sich der Anliegen der armen Bevölkerungsmassen<br />

annehmen, wenn nicht private lokale<br />

und internationale Organisationen?<br />

Noch viel wichtiger ist es für den Bund –<br />

speziell in einem Land mit direkter Demokratie –<br />

dass das Engagement für die internationale<br />

Zusammenarbeit in der Zivilgesellschaft breit<br />

verankert ist. Auch hier übernehmen die Hilfswerke<br />

mit ihrem Doppelauftrag «Hilfe vor Ort und<br />

Öffentlichkeitsarbeit in der Schweiz» eine wichtige<br />

innenpolitischen Funktion. Diese Komponente<br />

muss <strong>Helvetas</strong> in Zukunft unbedingt verstärken.<br />

Es stimmt hoffnungsvoll, dass dies in der überarbeiteten<br />

Strategie so vorgesehen ist.<br />

Ich trete auf das Jubiläum «50 Jahre <strong>Helvetas</strong>»<br />

nach langen Jahren als Geschäftsleiter zurück.<br />

Ich bin dankbar dafür, dass ich mit vielen tollen<br />

Menschen, die mir wichtig waren, das Privileg<br />

hatte, diese Organisation und ihre Arbeit mitzugestalten.<br />

Es war eine herausfordernde, oft schwierige,<br />

aber faszinierende Aufgabe. Ich werde <strong>Helvetas</strong><br />

auch in Zukunft treu bleiben.<br />

E. Werner Külling<br />

Geschäftsleiter <strong>Helvetas</strong><br />

Editorial<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong> 3


Dossier<br />

4<br />

Eine Collage<br />

zum Fünfzigsten<br />

Am 18. <strong>Juni</strong> 1955 wurde <strong>Helvetas</strong> (damals noch unter dem Namen<br />

«Schweizerisches Hilfswerk für aussereuropäische Gebiete», SHAG)<br />

als kleiner Verein von 70 Mitgliedern gegründet. 50 Jahre später ist<br />

aus den bescheidenen Anfängen ein erfolgreiches «Unternehmen»<br />

mit 43’000 Mitgliedern, weit über 600 Mitarbeitenden, 150 Projekten<br />

in 22 Ländern und einem Jahresbudget von 60 Millionen Franken<br />

geworden. Verantwortlich für diesen Erfolg waren und sind eine<br />

Vielzahl von Menschen in den unterschiedlichsten Funktionen:<br />

Präsidenten, Vizepräsidentinnen, Mitarbeitende und Partnerorganisationen<br />

in Nord und Süd, Vereins- und Regionalgruppenmitglieder<br />

sowie Gönnerinnen und Gönner. <strong>Helvetas</strong>, das ist ein «bunter<br />

Haufen», wie es ein Kollege einmal etwas nonchalant ausdrückte,<br />

aber auch – in den Worten eines bhutanischen Mitarbeiters – eine<br />

Familie, die über Grenzen hinweg zusammenhält.<br />

Wie kann eine Jubiläums-«<strong>Partnerschaft</strong>» dieser Buntheit<br />

gerecht werden? Das haben wir uns gefragt und kurzerhand beschlossen,<br />

ein Experiment zu wagen: Etwas über 50 Anfragen gingen<br />

an Menschen, die mit <strong>Helvetas</strong> in der einen oder anderen Weise verbunden<br />

waren und sind. Sie sollten sich selber dazu äussern, was<br />

ihnen die 50jährige Organisation bedeutet, erzählen, was sie mit ihr<br />

und durch sie erlebt hatten, was sie an ihr beeindruckte und über die<br />

Jahre bei der Stange hielt.<br />

Das Resultat dieser Übung in Partizipation ist eine Art Collage<br />

zum 50. Geburtstag unseres Werks. Sie erzählt Geschichten – und so<br />

auch indirekt die Geschichte – von <strong>Helvetas</strong>, von ihren Anfängen bis<br />

zur Gegenwart. Lustiges und Anekdotisches steht dabei lose neben<br />

Philosophischem und Nachdenklichem; es bleibt dem Leser, der Leserin<br />

überlassen, die Verbindungslinien zwischen den Erinnerungsstücken<br />

zu ziehen. Auf diese Weise ist die Collage nicht nur ein<br />

Abbild der Vielfalt von <strong>Helvetas</strong>, sondern auch ein Symbol für die<br />

Entwicklungsarbeit, in der es keine fest gefügten Wahrheiten gibt,<br />

sondern nur ein beständiges Suchen nach Lösungen in einer Vielfalt<br />

von Bedürfnissen, Wünschen und Weltsichten.<br />

Allen, die sich an dieser Jubiläumsnummer beteiligt haben,<br />

möchten wir ganz herzlich danken. Und Ihnen, liebe Leserinnen<br />

und Leser, wünschen wir viel Vergnügen beim Schmökern in den<br />

Im Urlaub mit dem SHAG<br />

Ein «Entwicklungshelfer» der ersten Stunde<br />

erzählt, wie er zum SHAG und mit ihm<br />

von den Bündner Bergen an den Fuss des<br />

Himalaja kam.<br />

Für mich selbst begann die Idee der Zusammenarbeit mit dem SHAG<br />

– und damit den Entwicklungsländern – eigentlich schon vor 54 Jahren.<br />

Das war im Schulhaus von Zernez im Unterengadin nach dem<br />

schweren Lawinenwinter von 1951. Von dort aus leiteten der Basler<br />

Arzt Marcus Jucker und ich während des Sommers die verschiedenen<br />

freiwilligen Arbeitslager, die sich mit den Aufräumarbeiten der verschütteten<br />

Wiesen und Felder beschäftigten. Am Rande wurde mit<br />

den Freiwilligen aus der Schweiz, Europa und selbst aus den USA<br />

auch Probleme der Berggebiete, das soeben von der Uno gestartete<br />

Programm der technischen Hilfe für die «wirtschaftlich unterentwickelten<br />

Gebiete» und anderes besprochen.<br />

Ende 1954 kam ich nach meiner eigenen ersten Erfahrung in der<br />

praktischen Arbeit in Entwicklungsländern, in Mexiko und El Salvador,<br />

wieder in die Schweiz zurück. Als erstes Telefon erhielt ich den Anruf<br />

von Marcus, ich solle möglichst bald Frau Regina Kägi-Fuchsmann<br />

anläuten. So wurde ich ab Januar 1955 Mitglied der losen «Initiantengruppe»<br />

in Zürich. In dieser Zeit traf ich wieder mit Freunden aus der<br />

Zeit der Lawinendienste zusammen. Aber auch mit vielen anderen<br />

Helfern, die zum Teil schon im Spanischen Bürgerkrieg, in der schweizerischen<br />

Nachkriegshilfe oder im Kreis von Fritz Wartenweiler auf<br />

dem Herzberg 1 mit dabei waren. Es kamen aber auch einige Pfarrer,<br />

dann Religiös-Soziale und Quäker, Studentengruppen aus der ETH<br />

und der Uni, Leute aus der Neuen Helvetischen Gesellschaft und vor<br />

Erinnerungsstücken aus 50 Jahren <strong>Helvetas</strong> Geschichte. (SB) Es war ein erhebender Anlass am 18. <strong>Juni</strong><br />

1955 im Limmathaus Zürich: Ein Aufbruch zu<br />

neuen Horizonten, eine Grundwelle von<br />

Solidarität und Mitverantwortung, eine Verpflichtung<br />

zur internationalen Zusammenarbeit<br />

für Frieden und Gerechtigkeit. Mit<br />

hohen Erwartungen wurde das «Schweizerische<br />

Hilfswerk für aussereuropäische<br />

Gebiete» (SHAG) aus der Taufe gehoben –<br />

«Entwicklungshilfe» wurde von weit-sichtigen<br />

Zeitgenossen als die Aufgabe des Jahrhunderts<br />

bezeichnet.<br />

<strong>2005</strong>, nach 50 Jahren, hat <strong>Helvetas</strong> eine<br />

damals kaum vorstellbare, weltweite Aus-<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

Von der Aufgabe des Jahrhunderts<br />

zu den Millenniums-Zielen


allem die Leute zusammen, die schon erste Erfahrungen in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

gesammelt hatten. Darunter waren alle<br />

Mitglieder des «Swiss Nepal Forward Team», die unter Leitung von<br />

Architekt Walter Custer Ende 1950 die erste Abklärungsmission in<br />

Nepal unternommen hatten und seither Wege zur Realisierung ihrer<br />

Vorschläge suchten.<br />

Das SHAG wurde dann im <strong>Juni</strong> 1955 in Zürich gegründet. Ich arbeitete<br />

in meiner Freizeit im Vorstand mit. Dieser erachtete es im<br />

Sommer 1957 als nötig, dass zur Klärung unserer Situation gegenüber<br />

den Behörden Nepals und unserem bisherigen Partner, der FAO,<br />

jemand einmal nach Nepal gehen sollte. Unser Präsident, Herr Louis<br />

Groschupf, der Rheinschiffahrtsunternehmer, bestimmte mich dazu.<br />

Diese Abklärungsmission fand im April/Mai 1958 statt, nachdem<br />

mein damaliger Arbeitgeber die Bewilligung für einen Urlaub erteilt<br />

hatte.<br />

Das Weitere war dann sehr unkompliziert. Mein Vorschlag zur<br />

Schaffung einer Teamleitung für das SHAG-Team von 10 Leuten<br />

wurde vom Vorstand angenommen und im August im Gespräch mit<br />

Professor F.T. Wahlen in seinem Büro bei der FAO in Rom hinsichtlich<br />

der Zusammenarbeit mit der FAO ebenfalls akzeptiert. Den bewilligten<br />

Urlaub konnte ich ab November 1958 gerade selbst als Team-<br />

leiter in Nepal ausnützen. Und der im Mai bei der Regierung eingereichte<br />

Vertragsentwurf konnte im Februar 1959 im Singha Durbar in<br />

Kathmandu unterschrieben werden.<br />

strahlung erreicht. Zusammen mit zahlreichen<br />

Partnern in der Dritten Welt sind viele<br />

beachtliche Erfolge erzielt worden! Trotzdem,<br />

der Weg zu den neu erklärten Millenniums-Zielen<br />

ist immer noch sehr weit.<br />

Auch bei uns in der Schweiz. Ja, auch wir haben<br />

uns «entwickelt», es geht uns besser, wir<br />

sind reicher geworden, unsere Goldreserven<br />

sind beträchtlich. Sind wir damit auch soli-<br />

darischer, weltoffener, mitfühlender, grosszügiger<br />

geworden – und das nicht nur in<br />

emotional aufgeladenen Katastrophensituationen?<br />

Wenn es eine Bewegung wie <strong>Helvetas</strong><br />

nicht gäbe, müsste sie heute wohl dringend<br />

geschaffen werden!<br />

Dr. Martin Menzi, studierter Agronom und emeritierter<br />

Professor des Nachdiplomstudiums für<br />

Das kleine SHAG wies schon bald ein recht substanzielles<br />

Hilfsprogramm in Nepal auf. Dies vor allem auch dank der Übernahme<br />

der Investitionskosten durch ausländische Hilfsprogramme<br />

(für das milchwirtschaftliche Programm der FAO durch<br />

Neuseeland, für das Werkstättenprogramm und das Programm<br />

der Hängebrücken durch die USOM, die spätere USAID) und der<br />

dynamischen Vorarbeit durch den FAO-Dairy-Experten Werner<br />

Schulthess. So konnte das SHAG, das die Kosten für die schweizerischen<br />

Mitarbeiter übernommen hatte, sofort und gut starten,<br />

obwohl es in den Anfangsjahren finanziell nicht auf Rosen<br />

gebettet war.<br />

Rolf Wilhelm gehört zu den «Pionieren» der schweizerischen<br />

Entwicklungszusammenarbeit. Er studierte an der Uni Zürich Volkswirtschaft<br />

und reiste nach dem Abschluss nach Frankreich, dann<br />

als Freiwlliger in der amerikanischen Entwicklungsorganisation<br />

«American Friends Service Committee» nach Mexico und El Salvador.<br />

Nach seiner Rückkehr meldete er sich als Mitarbeiter in der<br />

Initiantengruppe des SHAG. Rolf Wilhelm arbeitete in verschiedenen<br />

Funktionen für das SHAG, ehe er Anfang 1962 als Experte in den neu<br />

gegründeten «Dienst für technische Zusammenarbeit» (die spätere<br />

DEZA) berufen wurde und eine langjährige Karriere in der Entwicklungszusammenarbeit<br />

des Bundes einschlug. ■<br />

1 Auf dem Herzberg bei Aarau befand sich ein von Fritz Wartenweiler<br />

gegründetes «Volksbildungsheim», das Kurse für Erwachsene<br />

anbot. Wartenweiler gilt als der Begründer der Erwachsenenbildung<br />

in der Schweiz.<br />

In der Überzeugung, d� man in Entwicklungsländern vor allem di�e<br />

Aktivitäten fördern sollte, in denen man selbst Erfahrung b��, begann<br />

das SHAG im Bergland Nepal mit der Unterstützung der Land- und<br />

Milchwirtschaft sowie d� Handwerks.<br />

Entwicklungsländer (NADEL) der ETH Zürich,<br />

ist seit dem 18. <strong>Juni</strong> 1955 <strong>Helvetas</strong> Mitglied.<br />

Martin Menzi war Präsident der Ortsgruppe<br />

Bern, Mitglied und vorübergehend Präsident<br />

des Zentralvorstandes von <strong>Helvetas</strong> und Projektmitarbeiter<br />

von <strong>Helvetas</strong> Bhutan; überdies<br />

war er über mehr als 20 Jahre hinweg wiederholt<br />

als Konsulent für <strong>Helvetas</strong> Projekte in<br />

Bhutan, Nepal, Sri Lanka, Äthiopien und Guatemala<br />

im Einsatz. ■<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong> 5


Dossier<br />

6<br />

Eine gute Sache<br />

Korea, 1955. In einer drei Monate alten<br />

Schweizer Zeitung lese ich von der Gründung<br />

vom SHAG. Ein Name fällt mir auf<br />

unter den Gründungsmitgliedern. Mit der<br />

Frau habe ich kurz nach dem Krieg im zerbombten<br />

Ruhrgebiet gearbeitet. Sie überzeugte<br />

mich schon damals, und sie gibt mir<br />

die Gewähr, dass das SHAG eine gute Sache<br />

sein wird.<br />

Hong Kong, früh im 1956. Ich lese wiederum<br />

über das SHAG. Nicht lange nach Ende<br />

einer siebenwöchigen Seereise mit einem<br />

Frachter werde ich Mitglied und bin es heute<br />

noch. Nach einigen Jahren Schweiz und Mitarbeit<br />

bei der Ortsgruppe Aargau und einem<br />

Rotkreuz-Einsatz im Kongo lese ich in der<br />

«<strong>Partnerschaft</strong>», dass man jemanden suche,<br />

um Administration und Gästehaus in Kathmandu<br />

zu leiten. Ich bewerbe mich sofort,<br />

ich will raus aus der mir eng gewordenen<br />

Schweiz. Zwar habe ich Angst vor tagelangen<br />

Fussmärschen, doch sage ich mir, dass es so<br />

schlimm wohl nicht werden würde.<br />

Ich war damals schon überzeugt von<br />

<strong>Helvetas</strong> und bin es auch heute noch – mit<br />

etlichen Zweifeln nach der «Scheidung», die<br />

sich jedoch im Nachhinein als richtig erwies.<br />

– Nicht zu glauben, dass ich in den ersten<br />

zwei Wochen in Nepal jede Gelegenheit<br />

suchte, um wieder in die Schweiz zurückzukehren.<br />

Keine Krankheit war schlimm<br />

genug, um den Grund zu liefern. Und: beinahe<br />

29 Jahre habe ich dort gelebt und gear-<br />

Drei Gründe waren es<br />

Drei Gründe waren es, die mich damals veranlasst hatten, dem SHAG<br />

(heute <strong>Helvetas</strong>) beizutreten. – So mindestens sehe ich es im Rückblick.<br />

Erstens: Bevor der zweite Weltkrieg zu Ende gegangen war, haben<br />

Leute aus der Friedensbewegung in die Zukunft geblickt. Die naheliegendste<br />

Aufgabe hiess: Hilfe beim Wiederaufbau in den kriegsgeschädigten<br />

Nachbarländern. Danach galt es, den Völkern, die sich von<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

beitet, die Hälfte davon mit/für <strong>Helvetas</strong>. Ich<br />

habe die Verbindung nie abgebrochen und<br />

bin heute noch auf vielfältige Weise mit<br />

<strong>Helvetas</strong> und Nepal verbunden.<br />

Danke <strong>Helvetas</strong>, für die Erfahrungen,<br />

die Lebens-Erfahrungen!<br />

Annemarie Spahr ist seit 1956 ununterbrochen<br />

Mitglied von <strong>Helvetas</strong>. Nach verschiedenen<br />

Einsätzen für den FHD, das SRK (u.a. in Südkorea,<br />

Hongkong und im Kongo) und die<br />

Schweizer Spende (in Bochum) ging Annemarie<br />

Spahr 1962 für <strong>Helvetas</strong> nach Nepal. Sie arbeitete<br />

dort 15 Jahre für <strong>Helvetas</strong> und gründete<br />

anschliessend gemeinsam mit einer Nepali-<br />

Familie das Hotel Dwarika, dessen Management<br />

sie bis zu ihrer Rückkehr in die Schweiz<br />

Ende 1990 inne hatte. ■<br />

Die Tätigkeit in Nepal war prägend für das<br />

SHAG. Entwicklungsfachleute verdienten<br />

sich dort ihre Sporen ab und sammelten<br />

Erfahrungen fürs Leben. Dörfliche Landschaft<br />

(oben); Begrü�ung bei einem Workshop mit<br />

Dorfbewohnern in Pokhara (unten).<br />

der Kolonialherrschaft befreiten, Solidarität zu bekunden – konkret<br />

in der Hilfe zur Selbsthilfe.<br />

Ein zweiter Grund: Von den Frauen und Männern, die sich mit<br />

vielen anderen für die Gründung des SHAG einsetzten, waren mir<br />

einige aus der Friedensarbeit persönlich bekannt, so Alice Brügger,<br />

Idy Hegnauer, Rodolfo Olgiati, Alfred Bietenholz. Mit ihnen durfte<br />

Neues gewagt werden: Entwicklungshilfe in sozialer Verantwortung.<br />

Ein Drittes: Die Bevölkerung musste für die neue Aufgabe gewonnen<br />

werden, auch deshalb, weil der Bundesrat erklärte, erst dann<br />

selbst aktiv zu werden, wenn die neue Aufgabe im Volk zu einem<br />

Anliegen werde. Für das SHAG wurde klar: Die Projektarbeit in Dritte-<br />

Welt-Ländern musste parallel zur Basisarbeit in der Schweiz erfolgen.<br />

Die SHAG- bzw. <strong>Helvetas</strong> Mitglieder sollten in Regionalgruppen aktiv<br />

werden. Zum Beispiel in St. Gallen: Hier wurde die Hängebrücke im<br />

Bergland von Nepal zum Symbol des Brückenschlags.<br />

Fridolin Trüb war 1960 dabei, als die SHAG-Gruppe St. Gallen-Appenzell<br />

gegründet wurde und damit begann, die Projektarbeit in Nepal zu unterstützen.<br />

Er gehört der Regionalgruppe bis heute an und hat im Laufe<br />

einer freiwilligen Tätigkeit zahlreiche Aktionen mitgestaltet. ■


Aus der Diasammlung von Peter König (1962)<br />

Mein erster Kontakt mit <strong>Helvetas</strong> geht auf<br />

einen Bazar in Küsnacht zurück. Als ‹Verkäufer›<br />

hatten sich zwei jüngere Pfadfinder aus<br />

meiner Abteilung gemeldet. Weshalb sie<br />

geschwärzt auftraten, obwohl für Nepal<br />

gesammelt wurde, kann ich nicht mehr<br />

nachvollziehen.<br />

Mehr als dreissig Jahre später durfte ich<br />

für <strong>Helvetas</strong> als Programmleiter in Bhutan<br />

und später auch als Konsulent wirken. Der<br />

gute Ruf, welchen unsere Organisation bei<br />

den Partnern genoss, sowie das Engagement<br />

und die Kompetenz der Kolleginnen und<br />

Kollegen beeindruckte mich immer wieder.<br />

Peter König stieg nach vielen Jahren in der<br />

Privatwirtschaft und an der Universität in die<br />

Entwicklungszusammenarbeit ein, wo er u.a. als<br />

<strong>Helvetas</strong> Programmleiter in Bhutan tätig war;<br />

er absolvierte überdies mehrere Einsätze als<br />

Korpsangehöriger des SKH und des schweizerischen<br />

Pools für zivile Friedensförderung. ■<br />

Aller Anfang ist schwer<br />

Aus dem Bericht eines «Experten» in Haffouz,<br />

Tunesien, anno 1964.<br />

«Schon am Tag meiner Ankunft im Hafen von Tunis schickte man<br />

mich von Pontius zu Pilatus, um Auskünfte über Zollgebühren und<br />

andere staatliche Vorschriften einzuholen ....»<br />

Dieser Satz steht auf der ersten Seite des ersten Berichts über<br />

meinen ersten Projektbesuch im ersten «Entwicklungsland», das ich<br />

während meiner Berufslaufbahn kennen lernen sollte. Als ich ihn<br />

schrieb, war ich 24-jährig und studierte in Zürich Geschichte. Man<br />

schrieb das Jahr 1964. Die Studentenschaft der Uni finanzierte damals<br />

über das SHAG eine von insgesamt 13 Expertenstellen im tunesischen<br />

Kinderdorf von Haffouz. Ich war beauftragt, während eines<br />

Monats als Freiwilliger im Kinderdorf mitzuarbeiten und sodann<br />

dem Kleinen Studentenrat sowie dem SHAG über das Projekt Bericht<br />

zu erstatten. In diesem Bericht lese ich heute, 41 Jahre später, wie damals<br />

in Haffouz mein Tagwerk aussah:<br />

«Mit der Schulstube, der brüchigen Wandtafel und den mir unverständlichen<br />

arabischen Seitenbemerkungen der Buben machte<br />

ich Bekanntschaft, als ich den Lehrer für Technisches Zeichnen wäh-<br />

In Tun�ien bild�e Helv�as zwischen 1957 und 1975 Waisenjungen zu<br />

Handwerkern aus: Buben d� Kinderdorf� von Haffouz beim flei�igen<br />

Studium.<br />

rend eines Nachmittags zu vertreten hatte. In den Ateliers für Mechanik<br />

und Schlosserei, aber auch bei den Elektro-Installateuren, beschränkte<br />

sich mein Beitrag auf grosse Augen, da ich sofort merkte,<br />

wie überlegen mir die meisten Jungen bei den verschiedenen Handgriffen<br />

waren. Als mühsam erwies sich die Getreideernte, die – mangels<br />

Werkzeugen – nach der Art der Beduinen durchgeführt wurde:<br />

In breiter Reihe stellten wir uns am Rand des unabsehbar erscheinenden<br />

Getreidefeldes auf, um dann gebückt, Halm um Halm von<br />

Hand pflückend, langsam vorzurücken. Die <strong>Juni</strong>sonne erlaubte solche<br />

Arbeit nur während der frühen Morgenstunden und am Abend.<br />

In der Zwischenzeit zogen wir Bewässerungsgräben und leiteten das<br />

Wasser aus dem Sodbrunnen in die Pflanzbeete. Eine Sickergrube in<br />

den hart gebackenen Lehmboden zu graben, bot mir nach meinem<br />

letzten WK (während dessen wir Atomschutzlöcher gegraben hatten)<br />

keine nennenswerten Schwierigkeiten. Hingegen bedurften wir später<br />

der Hilfe des Bautechnikers und eines Beduinen, um die tiefe<br />

Grube mit schweren Kalkbrocken auszukleiden und zu überwölben.<br />

Am Rohbau der neuen Traktorengarage lernte ich, die Schalung eines<br />

Betonträgers zu zimmern, war aber am Ende meines Lateins, als die<br />

Buben unter Anleitung ihres Meisters eine gewölbte Backsteindecke<br />

in Angriff nahmen. So holte ich Farbtopf und Pinsel und verschönte<br />

die Wände des Teamleiterbüros. Während dieser eher besinnlichen<br />

Beschäftigung begann ich mir zu überlegen, wie ich die gestrige<br />

Teamsitzung (bei der es rote Köpfe gegeben hatte) zuhanden des<br />

Teamleiters zu Protokoll bringen könnte....»<br />

Kein Wunder – so denke ich heute – dass ich wenige Jahre später<br />

mit Begeisterung zusagte, als ich aus Bern das Angebot erhielt, meine<br />

erste bezahlte Stelle beim DftZ (heute DEZA) anzutreten. Und als<br />

sich noch etwas später die Gelegenheit ergab, im Zentralvorstand<br />

von <strong>Helvetas</strong> mitzuarbeiten, war es wiederum die Erfahrung in Haffouz,<br />

die mich zusagen liess. Ich habe es nie bereut!<br />

Ruedi Högger amtete von 1970 bis 1974 als Teamleiter von <strong>Helvetas</strong> und<br />

Koordinator der DEZA in Nepal. Er war bis 1988 Vizedirektor der DEZA.<br />

Seit 1989 arbeitet Högger als selbständiger Berater auf dem Gebiet der<br />

Entwicklungszusammenarbeit und als Dozent an der ETH. In den Jahren<br />

1989 bis 1999 war er Präsident von <strong>Helvetas</strong>. ■<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong> 7


Dossier<br />

8<br />

Keller, Kneipe, Kommissionen<br />

Erinnerungen aus der Frühzeit von <strong>Helvetas</strong>.<br />

Auf Anregung von Fritz Höner, zu dieser Zeit<br />

Präsident der Ortsgruppe Winterthur und<br />

Inland-Delegierter des Zentralvorstandes<br />

des SHAG, engagierte mich der damalige<br />

Zentralsekretär, Werner Erismann, Ende 1962<br />

als ersten Auslandsekretär. Die Nepal-Projekte<br />

wurden zwar noch immer von Persönlichkeiten<br />

aus der Gründerzeit geleitet. Im<br />

Keller an der Kantstrasse 12 befassten sie<br />

sich an nächtelangen Sitzungen mit allen<br />

Details unserer Projekte. Immerhin durfte<br />

ich von Anfang an in dieser zunächst noch<br />

von der «Big Sister» (Regina Kägi-Fuchsmann)<br />

und später von Professor Walter Custer<br />

geleiteten Kommission mitwirken. Kurz<br />

zuvor wurden in Tunesien und Kamerun<br />

neue Projekte identifiziert, für die unter der<br />

Leitung der Professoren Dr. Ueli Haefelin von<br />

der Universität Zürich und Dr. Thierry A. Freyvogel,<br />

damaliger Leiter des Tropeninstitutes<br />

Basel, ebenfalls Länder-Kommissionen<br />

bestanden.<br />

Werner Erismann und seine Chefsekretärin,<br />

Annemarie Korn, triagierten jeweils<br />

während ihrer ausführlichen Frühstücksklausur<br />

im «Schaaggi», einer verrauchten<br />

Kneipe neben der Kirche Fluntern, die eingehende<br />

Post. Anschliessend durfte dann die<br />

kleine Schar von Mitarbeitenden im Zentralsekretariat<br />

die Brosamen vom Tische nachlesen<br />

und ihre Tagesgeschäfte erledigen.<br />

Der Postverkehr mit Nepal konnte Wochen<br />

dauern, mussten doch die Briefe von Kathmandu<br />

noch per Mail-Runner nach Jiri, in<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

die Bergkäsereien und für das Brückenbauprojekt<br />

ins Marsyandital getragen werden.<br />

Für mich war der noch nicht allzu hektische<br />

Arbeitsrhythmus eine Chance, aus dem<br />

Dialog mit den Kommissionsmitgliedern<br />

rasch zu lernen und mich auch mit ersten<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen über Entwicklungszusammenarbeit<br />

vertraut zu machen.<br />

So konnte ich damit beginnen, unsere<br />

Programme besser zu strukturieren und<br />

entwicklungspolitische Ziele zu formulieren.<br />

Als im Spätherbst 1963 der Teamleiter<br />

des Berufsbildungszentrums Haffouz in Tunesien<br />

schwer erkrankte, setzte mich Werner<br />

Erismann für fünf Monate als interimistischen<br />

Leiter dieses damals achtköpfigen<br />

Schweizer Teams ein. Das SHAG hatte dort<br />

von der «Direction Jeunesse et Sports» ein<br />

Heim für 200 Waisenknaben übernommen,<br />

um es in ein Ausbildungszentrum für Mechaniker,<br />

Schlosser, Elektriker, Maurer und<br />

Landwirte umzuwandeln. Bei Direktor Mzali,<br />

dem späteren tunesischen Premierminister,<br />

lag dieses Projekt jedoch in der falschen Zuständigkeit.<br />

Im Frühsommer 1963 verhandelten<br />

deshalb Professor Haefelin und ich<br />

mit der «Education Nationale» einen mehrjährigen<br />

Zusammenarbeitsvertrag.<br />

Erst später lernte ich die Nepal-Projekte<br />

vor Ort kennen. Als ich Ende 1964 im Auftrag<br />

des Delegierten für Technische Zusammenarbeit<br />

des Bundes, Botschafter August Lindt,<br />

die Leitung der Tibeter-Projekte übernehmen<br />

durfte, war Robert Jenny, der spätere<br />

Geschäftsleiter von Swisscontact, <strong>Helvetas</strong><br />

Teamleiter in Kathmandu. Obwohl formell<br />

nicht koordiniert, arbeiteten wir eng zusammen<br />

und sind bis zum heutigen Tag miteinander<br />

befreundet.<br />

Mitte 1969 wählte mich der Zentralvorstand<br />

des inzwischen in <strong>Helvetas</strong> umgetauften<br />

SHAG zum neuen Geschäftsleiter. Nach<br />

einigen personell und finanziell schwierigen<br />

Jahren begann eine Zeit der ersten Konsolidierung<br />

und Professionalisierung. Erstmals<br />

wurde eine <strong>Helvetas</strong> Politik formuliert, wurde<br />

die operative Leitung von <strong>Helvetas</strong> klar<br />

der Geschäftsstelle übertragen und fällte<br />

der Zentralvorstand unter dem Präsidium<br />

von Dr. Hans Ulrich Vetsch die strategischen<br />

Entscheide.<br />

Damit war die Gründer- und Pionierzeit<br />

von SHAG/<strong>Helvetas</strong> abgeschlossen und <strong>Helvetas</strong><br />

als leistungsfähige schweizerische<br />

Nichtregierungsorganisation der<br />

Entwicklungszusammenarbeit etabliert.<br />

1970/71 wagten wir den Sprung nach Lateinamerika<br />

mit neuen Projekten in Guatemala<br />

und Paraguay. Kurz darauf fasste <strong>Helvetas</strong><br />

auch Fuss in Kenia. Die Zeit des Wachstums,<br />

aber auch der stärkeren Projektfinanzierung<br />

durch die Bundesbehörden, war damit eingeleitet.<br />

Peter Arbenz stiess in den Anfangsjahren zum<br />

SHAG/zu <strong>Helvetas</strong>. Er wirkte während mehreren<br />

Jahren in verschiedenen Funktionen im<br />

In- und Ausland für das Hilfswerk, ehe er vorübergehend<br />

in die Privatwirtschaft wechselte,<br />

später eine Laufbahn in der Politik und als<br />

Berater einschlug. Peter Arbenz blieb <strong>Helvetas</strong><br />

als Zentralvorstandsmitglied und seit 2001 als<br />

Präsident bis heute eng verbunden. ■<br />

In den 70er Jahren f�te Helv�as in neuen Ländern Fuss: arbeitsintensiver Str�enbau in Kenia (links oben und unten); Vertragsverhandlungen<br />

zwischen Helv�as (links im Bild G�chäftsleiter P�er Arbenz) und den lokalen Verantwortlichen für eine Molkerei in Zunil, Guatemala.


Im Auftrag der Hilfswerke übergibt Richard<br />

Gerster Nationalrat Franz Steine�er eine von<br />

100’000 Menschen unterzeichn�e P�ition für<br />

ger�hten Handel mit der Dritten Welt (1987).<br />

Drei Schlüsseljahre<br />

1961: Die Verkaufsartikel starten. Auf die «Zürcher Wochen für Entwicklungsländer»<br />

hin, die 1961 durchgeführt wurden, schufen wir<br />

vom SHAG-Aufklärungsdienst erstmals eigens produzierte Verkaufsartikel:<br />

Stoffel-Taschentüechli, rot, blau und gelb, mit Batik-Sujets aus<br />

Nigeria; Lindt Schoggirollen mit dem Aktionssujet und Fotos; breitformatige<br />

Zündholzbriefli mit dem Aktionssignet.<br />

Diese Verkaufsartikel brachten einen überraschenden Aktionserfolg,<br />

so dass das Sortiment in den Folgejahren stetig ausgebaut<br />

wurde. Die Papierservietten folgten, ebenso Glasuntersetzer aus Bierdeckel-Kartons<br />

und kleine Tierchen aus Haut und Knochen, die aus<br />

Nigeria importiert wurden.<br />

1965: Aus dem SHAG wird <strong>Helvetas</strong>. Der Name SHAG, Schweizerisches<br />

Hilfswerk für aussereuropäische Gebiete, von Frau Dr. Regina<br />

Kägi-Fuchsmann für die Gründung im Jahre 1955 gewählt, zeigte im<br />

In- und Ausland zunehmend grosse Mängel, so dass für das Zehnjahre-Jubiläum<br />

eine grosse Umtaufe beschlossen wurde. Der neue<br />

Kurzname «<strong>Helvetas</strong>» ging als Sieger aus einer Publitest-Umfrage<br />

hervor und erzielte beim Publikum am meisten richtige Assoziationen.<br />

1972: Der <strong>Helvetas</strong> Panorama-Wandkalender erscheint erstmals.<br />

Dieser erste Kalender wurde noch in Schwarz-Weiss gedruckt und<br />

10% für die Dritte Welt<br />

Die Ursprünge meiner Mitgliedschaft bei <strong>Helvetas</strong> verlieren sich im Dunkeln meiner Jugend.<br />

Faire Chancen für alle waren ein Grundanliegen, das mich schon früh beschäftigt hat. Und<br />

<strong>Helvetas</strong> zeigte ganz praktisch Wege auf, wie man dazu beitragen kann. Als Student reichte<br />

ich 1968 eine Einzelinitiative im Zürcher Kantonsrat ein, welche einen Steuerzuschlag von 10%<br />

zugunsten der Entwicklungshilfe forderte. Der Ertrag sollte über private Organisationen wie<br />

<strong>Helvetas</strong> eingesetzt werden. Auf Anfrage erhielt ich von der Geschäftsstelle Unterlagen,<br />

welche mich in der Notwendigkeit und der Gangbarkeit der Entwicklungshilfe bestätigten.<br />

Die Einzelinitiative wurde vom Kantonsrat an den Regierungsrat zu Bericht und Antrag<br />

überwiesen – normalerweise eine elegante Art und Weise, um unbequeme Anliegen zu<br />

«schubladisieren». Zwar lieferte der Kanton danach nicht den Zehnten an die Dritte Welt ab,<br />

aber immerhin führte die Initiative zu kleineren Beiträgen an Entwicklungsprojekte – auch<br />

für <strong>Helvetas</strong>. Nach Abschluss meines Studiums wandte ich mich an die Geschäftsstelle, ob ich<br />

in der Entwicklungsarbeit mittun könnte. Eine Stelle war zwar nicht ausgeschrieben, aber ich<br />

hatte trotzdem das Glück, eine Anstellung zu erhalten. Noch heute, über 30 Jahre später,<br />

betrachte ich es als einmaliges Privileg, mich professionell mit Fragen der Entwicklung, der<br />

Zusammenarbeit, der Globalisierung und der Gerechtigkeit befassen zu dürfen.<br />

Richard Gerster, Dr. oec., ist selbständiger Berater und Publizist. Als Inhaber der Firma Gerster<br />

Consulting führt er Aufträge für den Bund und private Hilfswerke durch, so auch hin und wieder für<br />

<strong>Helvetas</strong>. 1981–1998 war er Koordinator und Geschäftsleiter der Arbeitsgemeinschaft. 1972-1981<br />

arbeitete er bei <strong>Helvetas</strong> mit, zuerst als Programmverantwortlicher für Kamerun in Zürich und dann<br />

als Teamleiter in Buea, Kamerun. 1975-1981 betreute er von Zürich aus u.a. die Programme in<br />

Nepal, Bhutan, Sri Lanka, Kenia, Äthiopien. Richard Gerster hat mehrere Bücher und Zeitungsartikel<br />

zu Entwicklungsfragen veröffentlicht. <strong>2005</strong> erschien die zweite, überarbeitete Auflage seines<br />

jüngsten Buches «Globalisierung und Gerechtigkeit». ■<br />

Helv�as Aufklärungsarbeit hatte verschiedene G�ichter:<br />

Die eindrücklichen Tonbildschauen von Gaudenz Tscharner<br />

informierten über die Arbeit d� Hilfswerks,<br />

die schön g�talt�en Verkaufsartikel<br />

sorgten für mehr Bekanntheit<br />

in der Öffentlichkeit.<br />

zwar in einer bescheidenen Auflage von 2000 Stück, die allerdings<br />

sehr rasch ausverkauft war, so dass verschiedene Zusatzauflagen<br />

gedruckt werden mussten. Das berühmte Panorama-Breitformat hat<br />

sich seither – seit 1973 in Farbe – für nationale und internationale<br />

Grossauflagen und für kleinere Ausgaben bestens bewährt.<br />

Gaudenz Tscharner arbeitete von 1961 bis 1966 vollamtlich bei <strong>Helvetas</strong>.<br />

Danach betreute er <strong>Helvetas</strong> als externer Werbeberater bei Rothenhäusler<br />

& Wälchli, später bei Vistasonor AG und ab 1975 in der eigenen<br />

Werbeagentur G. Tscharner AG. ■<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

9


Dossier<br />

10<br />

<strong>Helvetas</strong> hilft weiter<br />

Vor 35 Jahren habe ich geschwindelt. Das hat mich weiter gebracht: Zu <strong>Helvetas</strong> und im<br />

Januar 1970 nach Kathmandu. Sechs Jahre später – um zwei Töchter und einige Erfahrungen<br />

reicher – entzog uns das Flugzeug zwar den Nepal-Boden unter den Füssen, doch <strong>Helvetas</strong><br />

blieb in meinem Leben in diversen Variationen stets mit dabei. Auch der Kalender, für den wir<br />

bei jedem Umzug neue Nägel einschlagen.<br />

Als 1969 Geschäftsleiter Peter Arbenz beim Vorstellungsgespräch fragte, ob ich das SATA-<br />

Guesthouse leiten könnte, flunkerte ich zackig: «Ja!» (Die Fachinfos für Militär- und Volksküchen,<br />

die ich zur Vorbereitung studierte, erwiesen sich dann in der Ekanta Kuna als ziemlich<br />

nutzlos.) Im Fragebogen schrieb ich, dass ich bei <strong>Helvetas</strong> arbeiten möchte, um zu helfen. Dabei<br />

wollte ich einfach los nach Asien und etwas tun. Ich wusste nicht wirklich, weshalb mir<br />

beim Wort «Entwicklungshilfe» stets flau wurde und konnte dies in den Vorzeiten der Seminare<br />

zum nachhaltigen Entwicklungsdiskurs auch nicht thematisieren. Heute aber weiss ich<br />

(ziemlich) sicher: Die <strong>Helvetas</strong> im Kathmandutal war für mich das ideale Basislager, um von<br />

der Entwicklungshilfe zur Entwicklungszusammenarbeit zur Entwicklungspolitik zu trecken –<br />

und dabei ist mir der Schnauf bis heute nicht ausgegangen.<br />

Dorothea Rüesch war 1970-75 Leiterin des Gästehauses Ekanta Kuna in Kathmandu und anschliessend<br />

Mitbegründerin der Organisation «Materiales Maria Maya» in Quetzaltenango, Guatemala. Sie<br />

war langjährige Fachsekretärin und Redaktorin der Erklärung von Bern. Dorothea Rüesch lebt heute<br />

in Neu-Delhi und arbeitet als freischaffende Entwicklungskommunikatorin in Indien und Vietnam. ■<br />

Eine Parlamentarierreise<br />

1972 fand in Yaundé, der Hauptstadt von<br />

Kamerun, eine Konferenz der Interparlamentarischen<br />

Union statt. Die Delegation<br />

der Eidg. Räte nahm die Gelegenheit wahr,<br />

nach der Konferenz Projekte der technischen<br />

Zusammenarbeit zwischen Kamerun und<br />

der Schweiz zu besuchen. Dazu gehörten die<br />

<strong>Helvetas</strong> Wasserbauprojekte in Westkamerun.<br />

Während eines vom damaligen Teamleiter<br />

in Kamerun, Werner Külling, organisierten<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

Dorothea Rü�ch (im obersten Bild, zweite von links) mit Vertr�ern der<br />

von ihr mitbegründ�en NGO «Material� Maria Maya» in Guatemala<br />

(obere beiden Bilder). Das von ihr geleit�e Gästehaus Ekanta Kuna in<br />

Nepal (unten).<br />

Tagesausfluges von Kumba aus ins Bekossi-<br />

Gebiet besichtigten wir mehrere Projekte.<br />

Stolz zeigten uns die Dorfbewohner ihre<br />

Wasserversorgung. Für sie war der Wasserhahn<br />

mitten im Dorf, wo man frisches und<br />

gutes Wasser herauslassen kann, zum Symbol<br />

des Fortschritts geworden. Die Zeit war<br />

vorbei, als das Wasser mühsam aus einem<br />

schmutzigen Loch oder Bach eimerweise ins<br />

Dorf geschleppt werden musste.<br />

Teamleiter Werner Külling und Ingenieur Karl Wehrle (siehe Text S. 12, oben) lauschen den Worten<br />

ein� Dorfvorstehers bei der Eröffnung der Helv�as W�erversorgung in Bifang, Kamerun (1978).<br />

Im ersten Dorf wurden wir vom Frauenchor,<br />

dem Häuptling und den Dorfältesten empfangen.<br />

Nach Gesängen, gegenseitigen<br />

Grussadressen, Getränken und Speisen<br />

erhielten wir als Geschenke drei lebende<br />

Hühner und einen Korb mit Früchten.<br />

Anschliessend wurde in corpore die Wasserstelle<br />

besichtigt. In den folgenden Dörfern<br />

wiederholte sich die Zeremonie. Als<br />

Geschenke kamen noch ein Dutzend Eier,<br />

Gemüse, Blumen und sogar ein blökendes<br />

Schaf hinzu.<br />

Die Delegation kehrte mit der Überzeugung<br />

nach Kumba zurück, dass <strong>Helvetas</strong> mit<br />

ihren Wasserbauprojekten wertvolle Entwicklungshilfe<br />

leistet. An dem guten Eindruck<br />

änderte auch nichts, als am nächsten<br />

Tag einigen Parlamentariern bei einem<br />

erfrischenden Bad im Meer die Kleidungsstücke<br />

gestohlen wurden.<br />

Walter Renschler, studierter Volkswirtschaftler<br />

(Dr. oec. publ.), war von 1968 bis 2001 Vizepräsident<br />

von <strong>Helvetas</strong>. Er wirkte als Herausgeber<br />

der schweizerischen Zeitschrift für Entwicklungsfragen<br />

«mondo» und war in der Ausbildung<br />

von Journalisten in mehreren afrikanischen<br />

Ländern tätig. Renschler war 1967–1987<br />

Mitglied des Nationalrates, 1970–1978 Mitglied<br />

des Europarates, 1974–1994 geschäftsleitender<br />

Sekretär des Schweizerischen Verbandes<br />

des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) und<br />

1990–1994 Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes.<br />


Stimmen aus dem Süden 1<br />

<strong>Helvetas</strong> + Kamerun = Wasser!<br />

Kamerun gehört zu den Partnerländern, in denen <strong>Helvetas</strong> am längsten<br />

präsent ist. Drei Kameruner und eine Kamerunerin schauen zurück.<br />

« Meine Erinnerungen an <strong>Helvetas</strong><br />

gehen so weit zurück, wie<br />

mein alter Kopf denken kann.<br />

Dank <strong>Helvetas</strong> Kamerun hatte<br />

ich Wasser in meinem Haus im<br />

Dorf. Wie man sagt: ‹Wasser ist<br />

Leben›. Nichtsdestotrotz konnte<br />

ich kaum schlafen in der ersten<br />

Nacht, welche ich in dem Haus<br />

verbrachte. Ich ertrug es nicht,<br />

als einziger von dieser Gabe der<br />

Natur profitieren zu können,<br />

während andere litten. So<br />

sprach ich mit Mr. Hegnauer<br />

von <strong>Helvetas</strong> Kamerun und<br />

fragte ihn, ob sie nicht auch in<br />

unser Dorf Wasser bringen<br />

könnten, wie sie es an anderen<br />

Orten taten. Er sagte, er sei im<br />

Begriff wegzugehen und Bafut<br />

sei sowieso zu gross. Aber ich<br />

bestand auf meinem Anliegen<br />

und bat ihn, irgendwo anzufangen<br />

oder wenigstens seinem<br />

Vorgesetzten zu schreiben.<br />

Meine Bemühungen trugen<br />

Früchte: Er half, eine Studie der<br />

Wasservorkommen durchzuführen.<br />

Die Leute von Bafut hatten<br />

Glück: Sie erhielten 1975<br />

nicht nur eine Wasserversorgung,<br />

sondern sogar eine, die<br />

ganz einfach mit Hilfe der<br />

Schwerkraft funktionierte.<br />

Erstaunlicherweise spielten die<br />

Dorfbewohner eine aktive Rolle<br />

bei der Lösungssuche. Das ist<br />

ein sehr wichtiger Faktor, den<br />

viele unterschätzen. Die Wasserversorgung<br />

funktioniert heute<br />

noch. Und obwohl sie schon so<br />

riesig ist, wird sie auf die Nachbardörfer<br />

ausgeweitet. Ich bin<br />

dankbar, dass Gott <strong>Helvetas</strong><br />

geschickt hat, um uns zu helfen.<br />

»<br />

<strong>Helvetas</strong> hat für Kamerun viel<br />

getan.<br />

Der 87jährige Reverend Aaron Su<br />

ist Pastor der Presbyterianischen<br />

Kirche und ein «alter Bekannter»<br />

von <strong>Helvetas</strong> Kamerun. Er wirkte<br />

bis zu seiner Pensionierung 1985 in<br />

verschiedenen kirchlichen Ämtern,<br />

unter anderem als Pastor in Meilen<br />

am Zürichsee (1977–1980). ■<br />

« Immer wenn sie Wasser in<br />

ein Dorf bringt, weckt <strong>Helvetas</strong><br />

neue Hoffnungen in der Bevölkerung;<br />

diese sieht das Dorf<br />

plötzlich mit ganz anderen<br />

Augen: mit den Augen der<br />

Bewunderung. Die Jugendlichen<br />

finden das Dorf attraktiver, um<br />

darin zu wohnen, so dass die<br />

Landflucht abnimmt. Selbst diejenigen<br />

aus dem Dorf, die aufgestiegen<br />

sind und jetzt in<br />

Städten leben, wo sie sich an<br />

gewisse Annehmlichkeiten<br />

gewöhnt haben, kommen gern<br />

nach Hause zurück. Und manche<br />

»<br />

von ihnen bauen hier sogar<br />

bessere Häuser.<br />

Die pensionierte Entwicklungsexpertin<br />

Regina Galabe Kilo war<br />

fast dreissig Jahre lang Vizedirektorin<br />

des nationalen Departements<br />

für Gemeindeentwicklung.<br />

Als solche hat sie zwanzig Jahre<br />

lang eng mit <strong>Helvetas</strong> Kamerun<br />

zusammengearbeitet. ■<br />

« In den 24 Jahren, in denen<br />

ich bei <strong>Helvetas</strong> arbeite, habe<br />

ich sehr viele Erfahrungen<br />

gemacht. Ich habe zum Beispiel<br />

gelernt, dass ein Projekt der<br />

lokalen Gemeinschaft allgemeinen<br />

und individuellen Nutzen<br />

bringt. Als ich im Jahr 2000 die<br />

mit Hilfe von <strong>Helvetas</strong> eben<br />

fertiggestellte Momo-Brücke in<br />

Numba, in der Südwest-Provinz,<br />

besuchte, sprach ich mit mehreren<br />

Leuten, um mir ein Bild vom<br />

Projekt zu machen. Alle waren<br />

glücklich darüber, dass die Brükke<br />

es ihnen nun ermöglichte,<br />

ihre Produkte auf den Markt im<br />

Hauptort zu bringen. Doch gab<br />

es auch ganz persönliche<br />

Gründe, warum sich die Menschen<br />

über das Projekt freuten:<br />

Für den Bauführer, dessen Sohn<br />

mit einer Frau von der anderen<br />

Seite des Flusses verheiratet<br />

war, diente die Brücke als Verbindung<br />

zur Schwiegerfamilie.<br />

Und eine alte Frau mit einem<br />

Abszess am rechten Arm<br />

erzählte mir, sie sei sehr dankbar,<br />

dass ihr Mann nun Medikamente<br />

von der anderen Seite<br />

der Brücke holen könne und<br />

»<br />

dass mobile Apotheken nun das<br />

Dorf erreichen könnten.<br />

Martin Oban Tavukum arbeitet<br />

seit 24 Jahren als Fahrer für<br />

<strong>Helvetas</strong> Kamerun, ein Job, von<br />

dem er schon als kleiner Junge<br />

geträumt hatte. ■<br />

« In meiner Gemeinde ist der<br />

Name <strong>Helvetas</strong> ein Synonym für<br />

Wasserversorgung. Als ich mich<br />

bei <strong>Helvetas</strong> um Unterstützung<br />

für den Bau eines Marktgebäudes<br />

bewarb, hatte ich daher<br />

Angst, dass das Projekt nicht<br />

ausgewählt würde. Meine<br />

Furcht wurde noch dadurch vergrössert,<br />

dass ich selbst den<br />

Marktplatz für zu klein hielt. Ich<br />

kam fast um vor Angst, wenn<br />

ich daran dachte, dass das <strong>Helvetas</strong><br />

Team immer Fotos von<br />

den Projektlokalitäten machte.<br />

An dem Tag, an dem das Team<br />

den Platz besuchte, machte ich<br />

mir so grosse Sorgen, dass ich<br />

die Frauen bat, den Platz zu verlassen,<br />

damit er grösser wirkte.<br />

Zu meiner Überraschung sah<br />

<strong>Helvetas</strong> die Notwendigkeit des<br />

Ausbaus des Marktes für die<br />

Frauen, die dort schutzlos der<br />

gleissenden Sonne und dem<br />

Regen ausgesetzt waren, sofort.<br />

Das Marktgebäude wurde 2004<br />

fertiggestellt. Der neu gestaltete<br />

Marktplatz ist eine Bereicherung<br />

für die Gemeinde. Das<br />

Projekt hat auch das Leben der<br />

Armen verbessert. Die Frauen<br />

bezahlen heute weniger Miete<br />

für einen Marktstand und können<br />

erst noch von Wind und<br />

»<br />

Wetter geschützt ihrer Tätigkeit<br />

nachgehen.<br />

Donatus Njong Fonyuy ist Bürgermeister<br />

der Gemeinde Kumbo in<br />

der Nordwest-Provinz. In dieser<br />

Funktion arbeitet er seit 1998 mit<br />

<strong>Helvetas</strong> zusammen, welche seine<br />

Gemeinde bei der Durchführung<br />

verschiedener Infrastrukturprojekte<br />

unterstützt. ■<br />

Die Statements wurden von<br />

<strong>Helvetas</strong> Kamerun aufgezeichnet.<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong> 11


Dossier<br />

12<br />

Gemeinsam �was aufbauen: Kamerun in den 70er Jahren.<br />

Gelebte Zusammenarbeit<br />

November 1973, abends 8 Uhr. Wir sitzen um<br />

eine rauchende Petroliumlampe in einem<br />

der Lehmhäuser mit Grasdach in Bifang,<br />

einem typischen Kameruner Dorf, das auf<br />

einer Hügelkuppe an der Grenze zwischen<br />

dem Wald- und Grasland liegt. Wir, das sind<br />

Ajong, der feurige Chairman, Mathäus, einer<br />

der Quartierchefs mit roter Feder am Hut,<br />

Pa Joe, der lange, freundliche Bauchef, Mofor,<br />

der dickliche Techniker, Simon, der zukünftige<br />

Brunnenmeister, und Ajhu, das Dorfunikum,<br />

der immer die Nase vorn hat, sowie ich,<br />

der junge, «tüchtige» Wasseringenieur. Hin-<br />

ter den unverglasten Fenstern bewegen sich<br />

immer noch die weissen neugierigen Augäpfel<br />

von einigen der vielen Bifangkinder.<br />

Mathäus hat soeben eine Story zum<br />

besten gegeben. Wir schwatzen, lachen und<br />

trinken würzigen Palmwein. Vorher hatten<br />

uns die zwei Frauen von Ajong Manjok mit<br />

Huhn an einer tränentreibend scharfen<br />

Palmölsauce serviert. Wir sind alle zufrieden<br />

müde in unseren verschwitzten Kleidern,<br />

haben wir doch heute die Fundamentplatte<br />

für das Reservoir betoniert. Allerdings hatten<br />

wir danach noch eine schwierige Dorf-<br />

versammlung, da Pa Joe sich beklagte, dass<br />

zu wenig Steine für die Wände gesammelt<br />

worden seien und er so nicht weiter bauen<br />

könne. Nach zähem Verhandeln wurde<br />

beschlossen und vom Häuptling mit einem<br />

«Woe» besiegelt, dass morgen niemand der<br />

Arbeit auf seiner Farm nachgehen dürfe,<br />

dafür alle gemeinsam geeignete Steine<br />

sammeln gehen müssten.<br />

Diese und viele ähnliche Geschichten haben<br />

mich geprägt. Mit <strong>Helvetas</strong> haben wir vor<br />

allem die konkrete Zusammenarbeit zur<br />

Selbsthilfe gelebt. Wir verstanden uns als Teil<br />

innerhalb dieser Zusammenarbeit, auch<br />

emotional mit allem Schönen und weniger<br />

Angenehmen. Ich meine, das ist es, was <strong>Helvetas</strong><br />

ausmacht: Die <strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong><br />

ist in vielen Fällen nicht nur ein schöner<br />

Slogan sondern eine gelebte Realität, die ein<br />

klein wenig zu einer besseren Welt beiträgt.<br />

Dafür danke ich <strong>Helvetas</strong> und wünsche ihr<br />

den Mut, weiter diesen konkreten Weg gehen<br />

zu können, ungeachtet des «Mainstreams».<br />

Karl Wehrle war von 1972 bis 1978 als Feldingenieur<br />

für <strong>Helvetas</strong> in Bamenda, Kamerun,<br />

tätig und anschliessend für vier Jahre in Sri<br />

Lanka. Seit Februar 1983 betreut er beim Skat<br />

(Schweizerisches Zentrum für Entwicklungszusammenarbeit<br />

in Technologie und Management)<br />

in St. Gallen die Bereiche Wasser und<br />

sanitäre Anlagen sowie Bau, wobei er im Rahmen<br />

seiner Beratertätigkeit weiterhin eine enge<br />

Zusammenarbeit mit <strong>Helvetas</strong> pflegt. ■<br />

Ein unterstützungswürdiger Entwicklungsansatz<br />

Basisnähe, angep�te T�hnologien und langfristig� Engagement sind Markenzeichen von Helv�as: Frauenrunde in Kirgistan (links); Tröpfchenbew�erung<br />

in Äthiopien (Mitte); Baumschule in Vi�nam (r�hts).<br />

In der ersten Hälfte der 70er-Jahre wurde klar, dass viele Projekte in<br />

Entwicklungsländern gescheitert waren, weil unangepasste Methoden<br />

und Technologien verwendet worden waren; es bahnten sich<br />

Veränderungen in der Vorgehensweise an. Daher kam mein Interesse<br />

an der Nutzung von Sonnenenergie und meine Motivation, mich in<br />

den Jahren 1976-1979 in die peruanischen Anden zu begeben, um<br />

eine Studie über das Potenzial der Sonnenenergie als Faktor für eine<br />

ökonomische und soziale Entwicklung durchzuführen. Meine Erfahrung<br />

zeigte insbesondere, wie wichtig auf allen Ebenen der Einbezug<br />

derjenigen Menschen war, die von einem Projekt möglicherweise<br />

betroffen sein würden.<br />

Bei meiner Rückkehr entdeckte ich dann <strong>Helvetas</strong>, welche bereits<br />

einen meiner Erfahrung nach vernünftigen Entwicklungsansatz anwandte:<br />

Er beinhaltete eine Bedürfnisabklärung vor Ort, den Einbe-<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

zug der interessierten Bevölkerung, die Anwendung von lokal angepassten<br />

Technologien und die Bereitschaft zum langzeitlichen Engagement.<br />

Von da an begann ich, <strong>Helvetas</strong> finanziell zu unterstützen.<br />

Ich arbeite seit 20 Jahren auf dem Gebiet der angewandten Meteorologie<br />

in direktem Kontakt mit den Nutzern; mein besonderes Interesse<br />

gilt Umweltproblemen und dem Umgang mit Risiken, die mit<br />

meteorologischen Phänomenen von grosser Tragweite – wie beispielsweise<br />

Unwettern – verbunden sind. Es steht fest, dass in diesem<br />

Bereich nur eine globale und gesamtheitliche Betrachtungsweise eine<br />

nachhaltige Entwicklung garantieren kann. Auch deshalb werde<br />

ich fortfahren, <strong>Helvetas</strong> zu unterstützen.<br />

Der langjährige <strong>Helvetas</strong> Gönner Paolo Ambrosetti hat von 1976-83 in<br />

der Solarforschung gearbeitet und ist heute als Meteorologe bei Meteo<br />

Schweiz in Locarno-Monti tätig. ■


Stimmen aus dem Süden 2<br />

Entwicklung säen<br />

Seit über drei Jahrzehnten arbeitet <strong>Helvetas</strong> im zentralamerikanischen<br />

Staat Guatemala. Zeit für eine «Hommage» in sechs Zitaten.<br />

« Die Arbeit von <strong>Helvetas</strong><br />

erlaubt es uns, einen technischen<br />

Ansatz zu wählen, der auf<br />

langjähriger Erfahrung basiert.<br />

Die Zusammenarbeit ist horizontal<br />

aufgebaut, das heisst,<br />

dass unsere Techniker und die<br />

Techniker von <strong>Helvetas</strong> dieselbe<br />

Sprache sprechen. Dadurch können<br />

wir uns gut identifizieren<br />

mit der Entwicklungsarbeit, die<br />

wir leisten. Das Besondere der<br />

Zusammenarbeit von <strong>Helvetas</strong><br />

liegt genau darin, dass sie nur<br />

der Samen für eine eigenständige<br />

Entwicklung sein will; die<br />

Gemeinden und die Mitglieder<br />

der Gemeindebehörden verstehen,<br />

dass es sich nur um einen<br />

ersten Anstoss handelt, aus dem<br />

eine eigene Dynamik des Mitmachens<br />

und der gegenseitigen<br />

»<br />

Vernetzung der Gemeinden<br />

generiert werden muss.<br />

Mynor Hernández, Exekutiv-<br />

Direktor des Gemeindenetzwerks<br />

Muni-k’at, Quetzaltenango. ■<br />

« Früher war das Umwelt-<br />

Thema eines der letzten, welches<br />

in den Plänen der Gemeinden<br />

berücksichtigt wurde. Mit<br />

diesem Projekt haben wir es<br />

geschafft, die Leute davon zu<br />

überzeugen, dass auch das Morgen<br />

– die Zukunft – wichtig ist;<br />

sie denken nun voraus und verstehen,<br />

dass die Wälder Arbeit<br />

»<br />

erfordern, damit man sauberes<br />

Wasser bekommen kann.<br />

Juan José Méndez, Koordinator<br />

des Waldschutz-Programms des<br />

Altiplano Occidental de Guatemala<br />

in San Marcos. ■<br />

« <strong>Helvetas</strong> ist wie ein Schatten,<br />

der uns begleitet; die <strong>Helvetas</strong><br />

Leute haben uns technische und<br />

rechtliche Beratung angeboten<br />

und uns dadurch handlungsfähig<br />

gemacht. Ich glaube nicht,<br />

dass auch nur eine Woche vergeht,<br />

ohne dass sie uns oder<br />

wir sie besuchen. Wir sehen,<br />

dass sie an unserer Arbeit interessiert<br />

sind. Sie sind unser<br />

»<br />

rechter Arm in der Ausführung<br />

der Projekte.<br />

Ramón Rixquiacche Satey,<br />

Direktor Naturschutzpark von<br />

Cantel, Quetzaltenango. ■<br />

« «<br />

<strong>Helvetas</strong> hat uns die Hand<br />

gegeben und uns wie Brüder<br />

behandelt, indem sie ununterbrochen<br />

Präsenz markierte und<br />

uns immer auch moralische<br />

und psychologische Unterstützung<br />

bot. Ohne <strong>Helvetas</strong> wäre<br />

unsere Organisation<br />

»<br />

nicht das,<br />

was sie heute ist.<br />

Santos Saloj, Direktor von CORCI<br />

(Koordination von landwirtschaftlichenProduktionsgenossenschaften),<br />

San Andres Semetabaj,<br />

Solola. ■<br />

« Die Ziele von <strong>Helvetas</strong> sind<br />

zwar überall dieselben, doch<br />

ihre Art zu arbeiten passt sich<br />

»<br />

den Veränderungen in der<br />

Umgebung an.<br />

Kurt Schneider, Direktor<br />

(Programmleiter) von <strong>Helvetas</strong><br />

Guatemala. ■<br />

Die Hilfe von <strong>Helvetas</strong> ist<br />

wie eine Spritze, die ermuntert,<br />

die einem den Antrieb gibt,<br />

etwas Sinnvolles zu tun. Die<br />

Arbeit von <strong>Helvetas</strong> zeichnet<br />

sich durch Kontinuität und eine<br />

permanente Evaluation aus.<br />

Dies ist wichtig, weil es jeden<br />

verpflichtet, sich immer wieder<br />

neu mit der Projektarbeit<br />

»<br />

auseinander<br />

zu setzen.<br />

Carlos Ramirez, Vorstandsmitglied,<br />

Gesellschaft zur<br />

Förderung der Marimba Doble,<br />

Quetzaltenango. ■<br />

Die Statements wurden von<br />

<strong>Helvetas</strong> Guatemala aufgezeichnet.<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong> 13


Dossier<br />

14<br />

Lebensabschnitte mit<br />

dem <strong>Helvetas</strong> Kalender<br />

Seit bald 30 Jahren begleitet er mich, dieser besondere Kalender. Das<br />

erste Mal traf ich ihn im Schulsekretariat einer Kantonsschule, an der<br />

ich damals arbeitete. Er schmückte dort die kahlen Bürowände und<br />

wurde Jahr für Jahr durch einen neuen ersetzt. Das besondere Format<br />

und die eindrücklichen Bilder aus aller Welt gefielen mir schon<br />

damals sehr gut. So bestellte ich mir fortan auch jedes Jahr ein Exemplar<br />

und hängte es zu Hause auf. Der Kalender weckte das Interesse<br />

von Familienangehörigen, Verwandten und Bekannten, welche uns<br />

besuchten. Also fing ich an, jedes Jahr einige Kalender an meine<br />

Angehörigen zu verschenken. Die alten Jahrgänge fanden weiter Verwendung<br />

im Schulunterricht eines uns bekannten Lehrers.<br />

Der Kalender bewirkte, dass wir mehr über die Projekte erfahren<br />

wollten. Daher wurden wir Mitglied bei <strong>Helvetas</strong> und erhielten<br />

regelmässig die Zeitschrift «<strong>Partnerschaft</strong>», die uns darüber orientierte,<br />

wie und wo die Mitgliederbeiträge und Spenden eingesetzt<br />

wurden. Mitte der 70er Jahre stiess ich ausserdem zu einer der ersten<br />

«Dritte-Welt-Gruppen», wie sie damals noch hiessen. An Infoständen<br />

verkauften wir den ersten fair gehandelten Kaffee und Honig aus<br />

Guatemala.<br />

Vor 10 Jahren musste ich mich wegen Konkurs meines damaligen<br />

Arbeitgebers neu orientieren. Als ich das Stelleninserat von<br />

<strong>Helvetas</strong> las, bewarb ich mich umgehend. Nebst den Arbeiten in der<br />

Buchhaltung habe ich u.a. auch die Aufgabe, jeden Herbst den Versand<br />

von <strong>Helvetas</strong> Kalendern an unsere Projektbüros im Ausland zu<br />

organisieren. Heute sehe ich den <strong>Helvetas</strong> Kalender also noch aus<br />

einer weiteren Perspektive als die Jahre zuvor.<br />

Zu Hause hängt der Kalender immer noch jahrein, jahraus an<br />

seinem bestimmten Platz. Einmal sorgte er für eine kleine Aufregung,<br />

denn die Aufhängevorrichtung stimmte nicht mehr ganz, und<br />

es musste ein neues, leicht versetztes Loch für den Nagel in die Wand<br />

geschlagen werden.<br />

Der <strong>Helvetas</strong> Kalender erinnert mich immer wieder daran, dass<br />

es Menschen und Orte auf dieser Welt gibt, denen es viel weniger gut<br />

geht als uns hier in der Schweiz. Er inspiriert uns, nach Möglichkeit<br />

zu teilen, etwas abzugeben, selbst wenn es nur wenig ist, damit z.B.<br />

der Zugang zu sauberem Trinkwasser in Afrika, Asien und Lateinamerika<br />

für alle ermöglicht werden kann.<br />

Der <strong>Helvetas</strong> Kalender wird auch in meinem nächsten Lebensabschnitt<br />

weiter an der Wand hängen bleiben, wenn es in etwa zwei<br />

Jahren heisst, Abschied vom <strong>Helvetas</strong> Büro und den Arbeitskollegen<br />

zu nehmen. Auch hoffe ich, dass er meine Enkelkinder zum Teilen<br />

und zum Einstehen für eine gerechtere Verteilung der Güter auf dieser<br />

Welt inspirieren wird.<br />

Heidi Brunner engagiert sich seit über drei Jahrzehnten in der Drittwelt-<br />

Bewegung; sie arbeitet in der <strong>Helvetas</strong> Finanzabteilung und feiert dieses<br />

Jahr ihr 10jähriges Jubiläum als <strong>Helvetas</strong> Mitarbeiterin. ■<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

Die wichtigsten<br />

Stationen der<br />

<strong>Helvetas</strong> Geschichte<br />

1955: 18. <strong>Juni</strong>: Gründung des SHAG («Schweizerisches Hilfswerk für<br />

aussereuropäische Gebiete») im Limmathaus Zürich.<br />

Die Projektarbeit in Nepal wird aufgenommen.<br />

1961: Die «<strong>Partnerschaft</strong>» erscheint zum ersten Mal.<br />

1964: Die Projektarbeit in Kamerun wird aufgenommen.<br />

1965: Das SHAG ändert seinen Namen in «<strong>Helvetas</strong>, Schweizer<br />

Aufbauwerk für Entwicklungsländer».<br />

Das «Secrétariat romand» in Lausanne wird eröffnet.<br />

1969: Geschäftsleitung und Zentralvorstand erarbeiten die erste<br />

<strong>Helvetas</strong> Politik.<br />

1971: <strong>Helvetas</strong> tritt der Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke bei.<br />

1972: Der <strong>Helvetas</strong> Panoramakalender erscheint zum ersten Mal.<br />

Die Projektarbeit in Guatemala und Paraguay wird aufgenommen.<br />

1975: Die Projektarbeit in Bhutan wird aufgenommen.<br />

1976: Die Projektarbeit in Äthiopien wird aufgenommen<br />

(muss 1983 wegen des Bürgerkrieges abgebrochen werden).<br />

1977: Die Projektarbeit in Mali wird aufgenommen.<br />

1978: Die Projektarbeit in Sri Lanka und Lesotho wird aufgenommen.<br />

1979: Die Projektarbeit in Mozambique wird aufgenommen.<br />

1981: Die Projektarbeit in den Philippinen wird aufgenommen.<br />

1983: Die Projektarbeit in Haiti wird aufgenommen.<br />

1985: <strong>Helvetas</strong> ändert ihren Namenszusatz in «Schweizer<br />

Gesellschaft für Entwicklung und Zusammenarbeit».<br />

1986: Die Projektarbeit in der Dominikanischen Republik wird<br />

aufgenommen.<br />

1991: Die Projektarbeit in Kolumbien wird aufgenommen.<br />

1994: Die Projektarbeit in Vietnam wird aufgenommen.<br />

1995: <strong>Helvetas</strong> ändert ihren Namenszusatz in «Schweizer<br />

Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit».<br />

Die Projektarbeit in Kirgistan und Benin wird aufgenommen.<br />

1996: Die neue Auslandstrategie bündelt die <strong>Helvetas</strong> Arbeit in die<br />

drei Fachbereiche «Infrastruktur im ländlichen Raum»,<br />

«Nachhaltiges Management natürlicher Ressourcen» sowie<br />

«Bildung und Kultur».<br />

Das «Segretario della Svizzera italiana» in Balerna (TI) wird<br />

eröffnet.<br />

Die Projektarbeit in Tansania wird aufgenommen.<br />

2001: Die Projektarbeit in Laos und Senegal wird aufgenommen.<br />

2002: Die Projektarbeit in Afghanistan wird aufgenommen;<br />

<strong>Helvetas</strong> steigt erneut in die Projektarbeit in Äthiopien ein.<br />

2003: Der vierte Arbeitsbereich «Zivilgesellschaft und Staat»<br />

wird eingeführt.<br />

Die Projektarbeit in Burkina Faso wird aufgenommen.


In den 70er Jahren begannen Hilfswerke<br />

vermehrt auf die Zusammenhänge zwischen<br />

«Unterentwicklung» im Süden und<br />

«Überentwicklung» im Norden hinzuweisen.<br />

Karikaturen eign�en sich b�onders gut,<br />

um zu zeigen, wie kr� das Nord-Süd-Gefälle<br />

war.<br />

Wenn Frauen eingreifen<br />

Als Grafiker und freier Mitarbeiter genoss ich während mehr als<br />

30 Jahren das Vertrauen von <strong>Helvetas</strong> für die Mitgestaltung der<br />

Medienarbeit. Neben der Gestaltung von Sammelaktionen und Produkten<br />

war es vor allem die «<strong>Partnerschaft</strong>», welche ich von 1962–<br />

1995 mit nur wenigen Ausnahmen betreute.<br />

Es war eine wechselvolle Zeit des Aufbaus und Wachsens. Auch<br />

eine Zeit des steten Umdenkens, was sich an der mehrmaligen<br />

völligen Neugestaltung des Logos leicht ablesen lässt: vom ersten<br />

Herz-Signet des SHAG zu den mehr technisch betonten Zeichen bis<br />

zum heutige <strong>Helvetas</strong> Namenszug.<br />

Auch die «<strong>Partnerschaft</strong>» hatte sich anzupassen, vor allem den<br />

rasanten drucktechnischen Veränderungen: von den ersten Ausgaben<br />

im klassischen Zeitungsdruck, wo oft gezeichnete Illustrationen<br />

die noch fehlenden Fotos ersetzten, über die Jahre, während welchen<br />

Seite um Seite Reinzeichnungen geklebt wurden, bis zur Gestaltung<br />

am Computer und den vierfarbigen Bildreportagen, ohne die heute<br />

ein zeitgemässer Auftritt undenkbar wäre.<br />

Eine erheiternde Begebenheit aus der Zeit meiner Zusammenarbeit<br />

mit <strong>Helvetas</strong> ist mir in lebendiger Erinnerung geblieben: In einer<br />

Sitzung des Werbeteams, in welcher die Entwürfe zu einer Spendenaktion<br />

begutachtet wurden, stellte sich zu Beginn die neugewählte<br />

Leiterin des Informationsdienstes vor und orientierte die «Bisherigen»<br />

über ihre, zu Recht durchgreifenden Änderungswünsche für die<br />

künftige Zusammenarbeit. Anschliessend wurden die Elemente der<br />

neuen Spendenaktion besprochen. Das erste war ganz zufällig ein<br />

Plakat mit dem Text «Wir Frauen greifen ein»!<br />

Fred Bauer hat gemeinsam mit der Werbeagentur Wälchli und der<br />

Gaudenz Tscharner AG mehrere Sammelaktionen und <strong>Helvetas</strong> Produkte<br />

gestaltet und mehr als 30 Jahre lang die «<strong>Partnerschaft</strong>» grafisch betreut.<br />

Er war freier Mitarbeiter bei Unicef und Swisscontact. Heute ist Fred<br />

Bauer für verschiedene Institutionen, Verlage und Kunstmuseen tätig. ■<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong> 15


Dossier<br />

16<br />

Wasser bewegt<br />

«Wasser heisst Leben» lautete das Motto der <strong>Helvetas</strong> Informationskampagne, als ich 1979<br />

meine Stelle als Leiterin des Informationsdienstes von <strong>Helvetas</strong> antrat. In Nepal besuchte ich<br />

bald darauf verschiedene, mit Beteiligung<br />

von <strong>Helvetas</strong> Fachleuten entstandene ländliche Infrastrukturprojekte. Dass die Beteiligung<br />

der einheimischen Dorfbevölkerung eine notwendige Voraussetzung der Entwicklungszusammenarbeit<br />

ist, wurde mir bald bewusst.<br />

Mit den Bauarbeiten für Wasserversorgungen einher gingen Informationsprojekte über<br />

Hygiene und Gesundheitsvorsorge, neue Bewässerungssysteme ermöglichten es, kleine Felder<br />

zu bewirtschaften. Mit grossem Stolz zeigten mir damals Bäuerinnen ihr frisch geerntetes Gemüse<br />

aus dem eigenen Garten.<br />

Dass die soziale Ungleichheit kein Naturgesetz ist und die Kluft zwischen Süd und Nord<br />

mit unserem Lebensstil zu tun hat, war schon damals meine Überzeugung. Beispielhaft und<br />

meisterhaft dargestellt ist dieser Zusammenhang im Film «Terra Roubada» von Peter von<br />

Gunten, ein mit finanzieller Unterstützung von <strong>Helvetas</strong> 1980 entstandener Film. Er schildert<br />

die Konflikte zwischen der Landbevölkerung und den brasilianischen Behörden und Agrokonzernen,<br />

die bei der Errichtung eines Stausees ausgebrochen sind. Die Beschäftigung mit<br />

anderen Kulturen gehörten zu den bereicherndsten Aufgaben meiner Arbeit bei <strong>Helvetas</strong>.<br />

Ernüchternd, dass noch heute Millionen von Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser<br />

haben und private Konzerne das grosse Geschäft mit dem Wasser wittern.<br />

Liselotte Illi, studierte Volkswirtschaftlerin, war von 1979 bis 1990 Leiterin des <strong>Helvetas</strong><br />

Informationsdienstes (neu Abteilung Kommunikation & Fundraising) und in dieser Funktion<br />

auch zuständig für die Redaktion der «<strong>Partnerschaft</strong>». Sie ist heute tätig als vollamtliches<br />

Mitglied des Präsidiums der Zürcher Kantonalbank. ■<br />

Es war 1980, ich war Leiterin des <strong>Helvetas</strong><br />

Sekretariats für die französische Schweiz<br />

und unsere Organisation gerade 25 Jahre alt<br />

geworden. Weil ich in der Romandie etwas<br />

Besonderes, noch nie da Gewesenes organisieren<br />

wollte, um diesen Geburtstag zu feiern,<br />

zerbrach ich mir den Kopf auf der Suche<br />

nach einem aussergewöhnlichen Anlass, der<br />

meinen Ambitionen gerecht werden konnte.<br />

Zu jener Zeit war die Förderung von<br />

Kultur aus Ländern der «Dritten Welt», wie<br />

man damals noch ohne schlechtes Gewissen<br />

sagte, bei Weitem noch nicht so üblich wie<br />

heute. Da ich selbst aus einem Land mit<br />

grossen Filmemachern stamme, aus Ägypten,<br />

und daher weiss, wie hilfreich das Kino<br />

sein kann, um den kulturellen Reichtum ei-<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

Der Süden kommt ins Kino<br />

nes Landes zu zeigen, beschlossen wir, den<br />

Filmemachern aus dem Süden eine Plattform<br />

zu bieten, damit sie von den Lebensweisen,<br />

Problemen und Freuden in ihren<br />

Ländern erzählen konnten.<br />

Die Idee war geboren, nun musste sie<br />

verwirklicht werden! Es galt Partner, Filme<br />

und Säle zu finden und dabei keine hohen<br />

Kosten anzuhäufen. Swissaid, Fastenopfer<br />

und Brot für alle antworteten sofort auf<br />

meine Anfrage und sagten ihre Unterstützung<br />

zu. Was die Filme betraf, so hatte ich<br />

das Glück, Yvan Stern, den damaligen Verantwortlichen<br />

des katholischen Filmbüros<br />

für die französischen Schweiz, zu treffen, der<br />

uns 16mm Filme zur Verfügung stellen<br />

konnte. Wir schauten uns mehrere davon im<br />

<strong>Helvetas</strong> Büro an. Es war gigantisch: Zwei<br />

mit einander verbundene Räume, der<br />

Projektor stand im einen, die Leinwand im<br />

anderen, wo die Mitarbeiter der Organisationen<br />

zusammengepfercht sassen. Wir<br />

wählten schliesslich sieben Filme aus, die<br />

unsere Kriterien erfüllten.<br />

Freddy Buache vom Schweizer Filmarchiv<br />

in Lausanne nahm die Idee gleich<br />

beim ersten Kontakt mit Begeisterung auf<br />

und schlug vor, dass wir die Filme im Archiv<br />

vorführen sollten. Auch die Kontakte mit<br />

Filmklubs in sieben anderen Städten der<br />

Romandie endeten mit Abmachungen zur<br />

Kooperation. Hatte mein Vorschlag etwa auf<br />

eine «Marktlücke» hingewiesen?<br />

Wir verschickten die Liste der verfügbaren<br />

Filme an die Filmklubs, damit sie die<br />

Daten der Visionierungen in einem Zeitraum<br />

von drei Monaten am Ende des Jahres<br />

1980 festlegen konnten. – Pünktlich zum 25-<br />

Jahre-Jubiläum von <strong>Helvetas</strong> war alles bereit<br />

für den Start einer Tournee von Filmen aus<br />

Asien, Afrika und Lateinamerika.<br />

Das Echo in der Öffentlichkeit und in<br />

den Medien war ausgezeichnet, ebenso das<br />

finanzielle Resultat: Dank den Filmklubs,<br />

welche uns 30% ihrer Einnahmen abgaben,<br />

und dem Verkauf der Programmhefte mussten<br />

die Partner am Ende nur je 850 (statt<br />

wie zugesagt 5000) Franken zur Deckung<br />

des Defizits aufwenden. Überdies wollten alle<br />

die Veranstaltung in zwei Jahren erneut<br />

durchführen. Erfreut erklärten wir uns bereit<br />

weiter zu machen.<br />

25 Jahre später ist aus dem kleinen Anlass<br />

das weltweit bekannte Internationale<br />

Filmfestival von Fribourg geworden, mit<br />

mehr als hundert aktuellen Filmen, 250 Vorführungen<br />

vor 28’000 Zuschauern und sogar<br />

Weltpremieren. Und was am Anfang<br />

eines unserer Ziele gewesen war, ist heute<br />

fast selbstverständlich: dass man Plakate<br />

von Südfilmen in den Schaukästen von<br />

Schweizer Kinos sieht.<br />

Magda Bossi war von 1966-1987 Leiterin des<br />

<strong>Helvetas</strong> Sekretariates für die französische<br />

Schweiz in Lausanne. Bis 2003 war sie für die<br />

Jurys am Internationalen Filmfestival von<br />

Fribourg verantwortlich. Heute beschäftigt<br />

sich Magda Bossy mit Übersetzungsarbeiten<br />

und ehrenamtlicher Tätigkeit, während sie<br />

in der sonnigen Provence ihren Ruhestand<br />

geniesst. ■


Die Traumstelle<br />

Um 1980 herum – ich hatte schon einige<br />

Jahre bei <strong>Helvetas</strong> gearbeitet – wurde eine<br />

neue Stelle geschaffen. Sie beinhaltete lapidar<br />

«Zusammenarbeit mit NGOs». Weltweit,<br />

von der Karibik über Westafrika bis Südostasien,<br />

alles in einer Hand. Heute mögen<br />

manche ob dem Gedanken die Stirne runzeln.<br />

Doch was sich damals bei <strong>Helvetas</strong><br />

tat, war nichts weniger als eine kleine Revolution:<br />

Es sollte ein neues Verständnis von<br />

<strong>Partnerschaft</strong> gewagt werden.<br />

Die neuen Partner waren nicht einfach<br />

privat, statt wie bisher staatlich. Sie waren<br />

fundamental anders, untypisch für den in<br />

jenen Jahren vorherrschenden Projekt-Mainstream,<br />

sie machten Ernst mit der Vorstellung<br />

von einer Entwicklung, die an den Wurzeln<br />

beginnt. Diese neuen NGOs waren so<br />

vielfältig wie der geografische Bogen weit<br />

war: selbstbewusst und hartnäckig in<br />

Malaysia; engagiert, kompetent und erfolgreich<br />

in Trinidad; bäuerlich vernetzt im politisch<br />

abtrünnigen Süden Senegals; voller<br />

Frauenpower im Norden Burkina Fasos;<br />

schillernd, kämpferisch, ungestüm auf den<br />

Philippinen. An manchen von ihnen konnte<br />

man sich die Zähne ausbeissen. Galt es doch,<br />

Diktatoren zu verjagen, den Multis auf die<br />

Finger zu klopfen, gegen Holzgesellschaften<br />

auf die Barrikaden zu steigen, international<br />

finanzierte Grossprojekte zu verhindern,<br />

unter Gleichgesinnten Netze zu knüpfen.<br />

Kurz und gut, ich bekam die Stelle. Eine<br />

veritable Traumstelle, die mich viele Jahre<br />

mit <strong>Helvetas</strong> und grossartigen Menschen<br />

über Kontinente hinweg verbinden sollte. Es<br />

war eine lehrreiche, oftmals harte Lektion in<br />

multikultureller Verständigung. Doch so<br />

ernsthaft wir unterwegs waren, so unbeschwert<br />

wurde manchmal auch zu Werke<br />

gegangen. Und es wurde gelacht, wo’s oft<br />

nichts mehr zu lachen gab – Teil einer Überlebensstrategie,<br />

welche die Menschen im<br />

Süden aus schierer Notwendigkeit besser<br />

beherrschten als wir in Zürich.<br />

Mit ihrem mutigen Schritt an einem Punkt<br />

ihrer 50-jährigen Geschichte brachte<br />

<strong>Helvetas</strong> viel in Bewegung. Und das Glück<br />

wollte es damals, dass ausser mir niemand<br />

bei <strong>Helvetas</strong> so verrückt war, sich für die neu<br />

geschaffene Allerweltsstelle zu bewerben.<br />

Anna Stolz arbeitete von 1977 bis Anfang 2004<br />

auf der <strong>Helvetas</strong> Geschäftsstelle: fast zwanzig<br />

Jahre als Programmkoordinatorin in der Auslandabteilung,<br />

danach acht Jahre als Redaktorin<br />

der Zeitschrift «<strong>Partnerschaft</strong>». ■<br />

Die Zusammenarbeit mit lokalen NGOs – z.B. auf den Phili�inen (links) und in Malaysia (r�hts<br />

und unten) – setzte in den 80er Jahren in Nord und Süd neue Energien frei.<br />

Aus dem Fotoalbum von Verena Künzle<br />

1982 beteiligte sich <strong>Helvetas</strong> massgeblich an<br />

der Lancierung der Petition ‹Entwicklungshilfe<br />

ist eine Überlebensfrage›, die über<br />

200’000 Unterschriften einbrachte. Für eine<br />

Fotosession bauten Petitionsleiter Richard<br />

Gerster, ein weiterer <strong>Helvetas</strong> Kollege und<br />

ich eine Ziegelsteinmauer vor der Geschäftsstelle<br />

auf. Solche Ziegelsteine wurden auch<br />

an alle Parlamentarierinnen und Parlamentarier<br />

verschickt mit der Bitte, dass sie ihr<br />

Votum im Parlament nicht zum Stolperstein<br />

für mehr Entwicklungshilfe werden lassen<br />

sollten. – Eine Aktion, die nicht bei allen Parlamentariern<br />

gleich gut ankam...<br />

Verena Künzle war von 1981 bis 1986 Sekretärin<br />

des <strong>Helvetas</strong> Geschäftsleiters Werner Külling<br />

und führte in dieser Funktion auch das<br />

Sekretariat für zwei Petitionen, die in der Zeit<br />

durchgeführt wurden. Heute ist Verena Künzle<br />

bei Caritas Schweiz in Luzern tätig. ■<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong> 17


Dossier<br />

18<br />

Bären, Büchsen und Gesang<br />

Wer in der Entwicklungszusammenarbeit bestehen will, muss<br />

über viele Talente verfügen. – Zum Beispiel Singen.<br />

1988 besuchte ich mit meiner Frau Bhutan.<br />

Nach einigen Tagen in der Hauptstadt Thimphu<br />

fuhren wir nach Bumthang, wo es mehrere<br />

von <strong>Helvetas</strong> betreute Entwicklungsprojekte<br />

gibt. Nach einer langen Fahrt auf<br />

einer teils schmalen Berg- und Talstrasse<br />

kamen wir am Abend bei Dunkelheit im<br />

<strong>Helvetas</strong> Gästehaus, genannt Kharsumphe,<br />

an. Dort wurden wir von Fritz Maurer, der<br />

u.a. im Gästehaus zum Rechten schaute,<br />

herzlich empfangen. Die oben am Hang<br />

über dem Tal von Bumthang gelegene<br />

Unterkunft war ausgesprochen spartanisch.<br />

Es gab zwar elektrisches Licht, gekocht<br />

wurde aber ausserhalb des Gästehauses in<br />

einer Art Schuppen, in dem sich auch die<br />

Waschküche befand; dort konnte man sich<br />

mit herrlich kaltem Wasser waschen. Die<br />

Toilette, bestehend aus einem Holzhäuschen<br />

mit Plumpsklo, war rund 30 Meter vom<br />

Gästehaus entfernt am Waldrand.<br />

Am Ankunftstag sassen wir nach dem<br />

Nachtessen noch einige Stunden bis Mitternacht<br />

zusammen. Fritz Maurer erzählte von<br />

seiner damals schon rund 20-jährigen<br />

Tätigkeit in Bhutan und seinen Erlebnissen.<br />

Unter anderem kam er auch auf die Bären<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

zu sprechen, die in der Umgebung lebten<br />

und sich gelegentlich auch in der Nähe des<br />

Hauses herumtrieben und Nahrung suchten.<br />

Er erklärte, wie man sich verhalten sollte,<br />

um sich vor den Bären zu schützen, die<br />

sehr angriffig sein können, wenn sie überrascht<br />

werden und sich bedroht fühlen. Insbesondere<br />

im Dunkeln – also nachts – sei<br />

Vorsicht am Platz, falls man auf die Toilette<br />

müsse. Er empfahl, die beim Hauseingang<br />

montierte Lampe anzuzünden, mit der<br />

leuchtenden Taschenlampe über die Wiese<br />

zum Klo zu gehen und zugleich laut zu<br />

singen. Sollte ein Bär in der Nähe sein, würde<br />

er das Weite suchen.<br />

Schon in der ersten Nacht weckte mich<br />

meine Frau und bat mich, sie vor die Türe des<br />

Hauses zu begleiten. Ich sollte das Aussenlicht<br />

einschalten und dann laut in die Nacht<br />

hinaus singen. Ich tat, wie mir nahegelegt. Ob<br />

mein Gesang einen Bären verscheuchte,<br />

weiss ich nicht, vermutlich war keiner in der<br />

Nähe. Die Prozedur wiederholte sich in den<br />

folgenden Nächten, stets ohne Zwischenfall,<br />

aber dafür immer lästiger. Meine Frau suchte<br />

schliesslich nach einer zweckmässigeren<br />

Lösung des Problems. Sie fand sie in einer<br />

Blick auf Bumthang, Bhutan (gross� Bild);<br />

einer der gefürcht�en Bären in ungefährlicher<br />

Position (klein� Bild).<br />

grossen Maggi-Blechbüchse, die sich als<br />

Nachttopf durchaus eignete. Ich war somit<br />

von der nächtlichen Singerei erlöst.<br />

Als wir einige Tage später in Paro das<br />

Flugzeug zum Rückflug nach Indien bestiegen,<br />

verteilte das Kabinenpersonal die<br />

neueste Ausgabe der bhutanischen Zeitung<br />

«Kuensel». Darin fanden wir einen Artikel,<br />

der u.a. das Verhalten gegenüber Bären beschrieb,<br />

gibt es doch immer wieder Fälle, bei<br />

denen Menschen von Bären schwer verletzt<br />

werden. Der Verfasser des Artikels betonte,<br />

Bären seien schreckhaft, weil sie schlecht<br />

hörten! Mein nächtlicher Gesang vor der<br />

Kharsumphe war vielleicht eher für die Katze<br />

als nützlich gegen den Bären.<br />

Walter Renschler, studierter Volkswirtschaftler<br />

(Dr. oec. publ.), war von 1968 bis 2001 Vizepräsident<br />

von <strong>Helvetas</strong>. Er wirkte als Herausgeber<br />

der schweizerischen Zeitschrift für Entwicklungsfragen<br />

«mondo» und war in der Ausbildung<br />

von Journalisten in mehreren afrikanischen<br />

Ländern tätig. Renschler war 1967–1987<br />

Mitglied des Nationalrates, 1970–1978 Mitglied<br />

des Europarates, 1974–1994 geschäftsleitender<br />

Sekretär des Schweizerischen Verbandes<br />

des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) und<br />

1990–1994 Präsident des Schweizerischen<br />

Gewerkschaftsbundes. ■


Handmade in Bhutan<br />

Entwicklungsarbeit bedeutet auch Begegnung<br />

mit anderen Kulturen. Wie bereichernd dies<br />

sein kann, zeigt die Schilderung eines<br />

Tempelbaus, den eine «begleitende Ehefrau»<br />

in Bhutan miterlebt hat.<br />

In den 80er-Jahren, gegen Ende unseres langen Aufenthalts als<br />

Entwicklungsfachleute in Bhutan, hatten wir die Gelegenheit, die<br />

Etappen des Baus eines kleinen buddhistischen Tempels in unserer<br />

Nachbarschaft zu verfolgen. Die Neugierde führte uns mehrmals pro<br />

Woche auf die Baustelle; nach einer gewissen Zeit akzeptierten die<br />

Bauarbeiter unsere Gegenwart und fühlten sich sogar geschmeichelt<br />

durch das Interesse, das wir ihrer Arbeit entgegen brachten. Sie<br />

arbeiteten mit grosser Sorgfalt und aussergewöhnlichem, seit Alters<br />

her vererbtem Können, insbesondere beim Herstellen der Statuen<br />

und Wandmalereien, die das Innere des Tempels schmückten.<br />

Was mich erstaunte, waren die von den Handwerkern und Bauarbeitern<br />

geduldig ausgeführten Vorbereitungen. Wenn wir bei uns<br />

Material benötigen, eilen wir rasch in den nächsten Supermarkt;<br />

die bhutanischen Arbeiter dagegen, wandten sich einfach an den<br />

Reichtum der Natur: Alle Baumaterialien – Ton, Steine, Holz und<br />

Bambus – waren vorhanden. Die Arbeiter, gebeugt unter der Last,<br />

trugen die in der Umgebung gefundenen Materialien zusammen.<br />

Für die Herstellung der Statuen wurden Tonklumpen unter einem<br />

Dach ausgelegt, wo man sie mit dem Hammer zerhackte, bis man<br />

feine Teilchen erhielt; dann fügte man medizinische Kräuter und zu<br />

Ehren der Schutzgötter ein Pulver aus fünf zerstampften Edelsteinen<br />

hinzu. Schliesslich wurde das Ganze mit Seidelbastfasern vermischt,<br />

um eine gute Formbarkeit zu erreichen.<br />

Die Handwerker hatten keine andere Möglichkeit, als sich ihr<br />

Werkzeug an Ort aus den verfügbaren Materialien zusammenzubasteln.<br />

Diese handgemachten Hilfsmittel waren ihren Bedürfnissen<br />

angepasst. Die Natur stellte das Notwendige zur Verfügung, man<br />

musste nur wissen, welches das passende Holz war: hart für einen<br />

Hammer, biegsam und widerstandsfähig für die Transportgeräte.<br />

<strong>Helvetas</strong> ist eine Familie<br />

Meine Frau wollte mich nicht in den Süden<br />

begleiten, wo ich eine neue Stelle antreten<br />

sollte; ich war verzweifelt. An einem Sonntag,<br />

während ich durch die Strassen Thimphus<br />

spazierte, entdeckte ich am Strassenrand<br />

einen Zeitungsausschnitt mit einem<br />

Stelleninserat von <strong>Helvetas</strong>. Das Datum für<br />

das Einreichen der Bewerbungen lag bereits<br />

mehr als ein Monat zurück. Ich bewarb mich<br />

dennoch und wurde überraschend zu einem<br />

Gespräch mit dem Direktor eingeladen.<br />

Man sagte mir, dass bereits ein Kandidat<br />

für den Posten ausgewählt worden sei.<br />

Doch sie hätten mich trotzdem eingeladen,<br />

weil meine Bewerbung ihre Neugierde geweckt<br />

hätte. Nach einer kurzen Unterredung<br />

boten sie mir die Stelle an. Völlig überrumpelt<br />

bat ich um etwas Bedenkzeit. Mein<br />

Sohn, der erst ein paar Monate alt war,<br />

nahm mir die Entscheidung ab, indem er<br />

das richtige der vier<br />

gefalteten Zettelchen<br />

auswählte, auf die<br />

ich meine Möglichkeiten<br />

geschrieben<br />

hatte. Ein Wunder!<br />

Ich stiess im <strong>Juni</strong> 1988 zu <strong>Helvetas</strong>.<br />

Im Jahr darauf, als ich den <strong>Helvetas</strong><br />

Geschäftsleiter traf, gab er mir eine 5-Ngultrum-Note<br />

(etwa 14 Rappen) für die Repara-<br />

Dasselbe galt für Pinsel,<br />

Stifte und Tinte:<br />

Ich sah zu, wie sie mit<br />

Hilfe eines Messers in<br />

einen spitzen Stil aus<br />

Bambus eine Kerbe<br />

schnitzten, welche<br />

den Fluss der Tinte<br />

lenkte. Sie brachten<br />

Stunden damit zu,<br />

den Klebstoff aus<br />

Stierhaut zuzubereiten,<br />

welcher die Farbpartikel<br />

verband. Aus<br />

Weideholz fabrizierten<br />

sie Zeichenkohle,<br />

die Tinte aus dem<br />

Russ der Feuerstellen.<br />

Während Tagen<br />

mischten sie Goldstaub,<br />

um ihre wunderbarenHeiligenbilder<br />

zu verschönern.<br />

Ich beobachtete sie<br />

dabei, wie sie ihre Pinsel,<br />

gefertigt aus einem Stil, an welchem ein Büschel Katzen- oder<br />

Ziegenhaar befestigt war, mit zarten, wiederholten Strichen bis zu<br />

dreissig Mal über ein religiöses Gemälde führten. – Welche Geduld,<br />

welche Liebe, welche Hingabe. Und dies in der äussersten Anonymität,<br />

weil die religiöse Kunst nicht signiert wird.<br />

Ich wünsche mir, von diesen Dingen nie in der Vergangenheitsform<br />

sprechen zu müssen; dass dieses Wissen, welches so viele<br />

Jahrhunderte überdauert hat, nicht verloren geht und an künftige<br />

Generationen weitergegeben wird!<br />

Marie-Noëlle Frei-Pont hat als Ehefrau eines ehemaligen <strong>Helvetas</strong><br />

Mitarbeiters von 1974-1982 in Bhutan gelebt. Trotz der aufwändigen<br />

Hausarbeit in einem Haushalt ohne Strom fand Marie-Noëlle Frei-Pont<br />

Zeit, ein Buch zu schreiben und einen Film über ihr Gastland zu drehen. ■<br />

tur seines Koffers; für einen Moment zweifelte<br />

ich, ob er auf die Menschen aus Entwicklungsländern<br />

hinunterschaute. Aber sofort<br />

erklärte er sich: «Ich habe keine lokale<br />

Währung. Bitte leg noch ein paar Ngultrum<br />

dazu und trink ein Bier auf meine Rechnung.»<br />

Das berührte mich. Als ich in die<br />

Schweiz reiste, kam er mich am Flughafen<br />

Zürich abholen, etwas, was in unserer Kultur<br />

undenkbar wäre; es bestätigt, dass <strong>Helvetas</strong><br />

eine Familie ist. <strong>Helvetas</strong> pflegt eine gute<br />

Mischung aus Hardware und Software, was<br />

einzigartig ist im Vergleich mit anderen<br />

Geldgebern in unserem Land. Heute bin ich<br />

stolz, dass nicht nur ich, sondern auch die<br />

königliche Regierung Bhutans <strong>Helvetas</strong> als<br />

eine der ihren ansieht.<br />

Saamdu Chetri, PhD, ist Ökonom und langjähriger<br />

Mitarbeiter von <strong>Helvetas</strong> Bhutan. ■<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong> 19


Dossier<br />

20<br />

Green Cotton Now!<br />

1991 lancierte <strong>Helvetas</strong> «Das erste ökologische T-Shirt der Welt mit<br />

Zertifikat». Der damalige Leiter der Inlandabteilung, Hans Jörg Zumsteg,<br />

der das Sortiment des Versandhandels von <strong>Helvetas</strong> um Produkte<br />

mit ökologischem und sozialem Mehrwert erweiterte, hatte<br />

damit einen ersten Meilenstein auf dem Weg zum erfolgreichen<br />

Handel mit Öko-Textilien gesetzt.<br />

Darauf konnte ich aufbauen, als ich im Jahr 1994 die Leitung des<br />

Profit Centers «Verkauf» übernahm. Für mich war es von Anfang an<br />

wichtig, dass alle Produkte von <strong>Helvetas</strong> einen direkten Bezug zur<br />

Entwicklungsarbeit von <strong>Helvetas</strong> hatten. Projektarbeit und FairShop-<br />

Tätigkeit sollten sich, wo möglich, ergänzen. Im Gespräch mit der<br />

Leiterin der Auslandabteilung, Esther Oettli, realisierten wir in der<br />

Folge unter anderem, dass in den Programmen in den traditionellen<br />

Baumwollregionen Westafrikas (vor allem in Mali) in Richtung biologischer<br />

Anbau gearbeitet wurde, ohne dass die Projekte dabei<br />

direkt den Markt im Fokus gehabt hätten. Wir versuchten daher, verschiedene<br />

Akteure zusammenzubringen, um eine nachhaltige textile<br />

Handelskette aufzubauen und so die Projekttätigkeit mit dem Markt<br />

zu verbinden.<br />

Glücklicherweise fanden wir in Mali motivierte Bauern und in<br />

Daniel Valenghi einen äusserst fähigen Projektleiter, im Staatssekretariat<br />

für Wirtschaft die finanzielle Unterstützung. Mit den Firmen<br />

Reinhart, Switcher und Migros gewannen wir auch Akteure aus der<br />

Privatwirtschaft, die sich engagieren wollten. Begleitend zur <strong>Helvetas</strong><br />

Sammelkampagne 2003 brachten wir die ersten T-Shirts aus malischer<br />

Biobaumwolle auf den Markt. In diesem Frühling sind wir auch<br />

<strong>Helvetas</strong> öffnet ein Fenster zur Welt<br />

1995 organisierte das <strong>Helvetas</strong> Sekretariat<br />

für die französische Schweiz in Lausanne<br />

quasi im Alleingang eine Jubiläumsfeier<br />

anlässlich von «40 Jahre <strong>Helvetas</strong> in Nepal».<br />

10 Tage lang vibrierte die Place de la Palud<br />

im Zentrum der Stadt von den rhythmischen<br />

Schlägen Narayans, des nepalesischen<br />

Handwerkers, welcher im Schutz des Gewölbes<br />

im Innenhof des Hôtel-de-Ville unter<br />

den Augen der Passanten wunderbare, echte<br />

«gagris», nepalesische Wasserbehälter, her-<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

stellte. Ausstellungen, Filme, Theateraufführungen<br />

und ein grosses Fest im Casino von<br />

Montbenon waren Teil dieses an Farben,<br />

Gerüchen und Musik reichen Abenteuers.<br />

Es war ein erfolgreiches Treffen der<br />

Kulturen dank dem Besuch einer fünfköpfigen<br />

Musikgruppe und der Anwesenheit von<br />

Narayan, mit dem wir in Zeichensprache<br />

kommunizierten, weil er nur Nepali sprach.<br />

Er wurde von einem «Onkel» begleitet, welcher<br />

Englisch konnte und die Rolle des Über-<br />

Die Gäste aus Nepal zeigen den Lausannern, wie man «Gagris» herstellt (1995).<br />

als erste bei der Lancierung von Textilien mit Max Havelaar-zertifizierter<br />

Baumwolle aus biologischem Anbau mit dabei (siehe auch<br />

S. 30/31). Wir freuen uns, dass Biobaumwolle aus fairem Handel langsam<br />

aber sicher zu einem wichtigen Bestandteil im weltweiten<br />

Textilhandel wird und so Tausende von Kleinbauern optimistischer<br />

in die Zukunft schauen können.<br />

Tobias Meier ist Leiter des <strong>Helvetas</strong> FairShops und Präsident von Max<br />

Havelaar Schweiz. ■<br />

setzers übernahm. Beide hatten ihr Quartier<br />

in Kathmandu zum ersten Mal in ihrem<br />

Leben verlassen. Ein «Kulturschock» stellte<br />

auch die Herausforderung dar, taktvoll mit<br />

den Kastenunterschieden zwischen den Nepali<br />

umzugehen. Von den aussergewöhnlichen<br />

Umständen veranlasst, hatten diese<br />

zwar akzeptiert, gemeinsam zu essen, doch<br />

nicht unter demselben Dach zu schlafen!<br />

Ein Erfolg war die Aktion auch hinsichtlich<br />

der Zusammenarbeit zwischen dem<br />

Sekretariat für die französische Schweiz –<br />

ein 100%-iges Frauenteam mit Anne Perrenoud,<br />

Catherine Rollandin und mir –, der<br />

<strong>Helvetas</strong> Vizepräsidentin Rosemarie Lausselet<br />

und den Mitgliedern der Regionalgruppe<br />

Waadt.<br />

Die <strong>Helvetas</strong> Präsenz im Herzen von<br />

Lausanne, wie sie der Bevölkerung ein<br />

Fenster zur Welt öffnet, ist eine schöne und<br />

bleibende Erinnerung!<br />

Bastienne Joerchel war von 1995-1999 Leiterin<br />

des <strong>Helvetas</strong> Sekretariates für die französische<br />

Schweiz in Lausanne. Sie arbeitet heute für<br />

die französischsprachige Zweigstelle der<br />

Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke ebenfalls<br />

in Lausanne. ■


Die Tasche<br />

Hin und her, her und<br />

hin – wie aus einem<br />

biederen Stoffsack ein<br />

nachhaltiges Transportmittel<br />

wurde.<br />

Wir <strong>Partnerschaft</strong>-Macherinnen nannten sie<br />

von Anfang an schlicht «die Tasche». Sie<br />

stammt aus Frankfurt. Und ihren ersten und<br />

eigentlichen Zweck erfüllte sie als Schlepphilfe<br />

für Werbematerial aller Art, das vor<br />

Jahren an einem Typografie-Kongress in<br />

jener deutschen Stadt an die Teilnehmenden<br />

abgegeben wurde. Zurück in Zürich, verschwand<br />

die Tasche für Monate in meinem<br />

Atelierschrank, wo sie zusammen mit kommunen<br />

alten Migros- und anderen Tüten ihr<br />

Dasein fristete. Doch eines Tages kam ihre<br />

Chance. Die Produktion einer neuen Ausgabe<br />

der <strong>Partnerschaft</strong> war im Gange und es<br />

sollten haufenweise Bildmaterial und etliche<br />

Bücher zu <strong>Helvetas</strong> transportiert werden.<br />

Ein Migros-Sack versagte den Dienst,<br />

sein Boden brach durch. Auch Coop machte<br />

schlapp, die Griffe hielten dem Gewicht<br />

nicht Stand. Blieb, ganz hinten im Schrankfach,<br />

die Werbetasche vom Frankfurter Kon-<br />

gress (kein hypes typografisches Designerding<br />

übrigens, eher sowas wie eine modernisierte<br />

Jute-statt-Plastik-Version mit<br />

Bambusgriffen). Doch praktisch war sie und<br />

stabil und hatte schliesslich schon in Frankfurt<br />

ihre Erfahrungen mit schwergewichtigem<br />

Papier gemacht.<br />

Damit begann die Karriere der Tasche<br />

und ihre bis zum heutigen Tag andauernde<br />

Aufgabe: Von <strong>Helvetas</strong> zum Grafik Werk,<br />

vom Grafik Werk zu <strong>Helvetas</strong> – viermal hin,<br />

viermal zurück, Jahr für Jahr. Zu Fuss, mit<br />

dem Bus, dem Tram und der Bahn, einmal<br />

sogar per Velokurier wurde sie transportiert.<br />

Immer randvoll mit einer stattlichen Auswahl<br />

an Bildmaterial und Dokumenten für<br />

die Gestaltung der kommenden <strong>Partnerschaft</strong>-Ausgabe.<br />

Auch wenn im Lauf der Zeit das Gewicht<br />

des Tascheninhalts allmählich ab-<br />

Ein hilfreicher Nachtbubenstreich<br />

Eigentlich sollte der Brunnen am 23. August 2003 verhüllt werden.<br />

Aber das war ausgerechnet der Chilbisamstag, und da würde nicht<br />

nur Wasser durchs Tobel, sondern auch viel Alkohol durch die Kehlen<br />

fliessen. Wir verschoben die Verhüllung auf den Montag, in der Überzeugung,<br />

dass da nur noch brave Küsnachter Chilbischluss feierten.<br />

Falsch getippt! Als Janine am Dienstag einen Kontrollgang unternahm,<br />

stellte sie mit Schrecken fest: DIE MASCHE IST WEG! Wir alarmierten<br />

die Polizei, und der Bericht der Zürichsee-Zeitung erschien<br />

samt Foto unter dem Titel: «Und nun ist die Masche abgerissen...»<br />

Als wir zerknirscht die Abdeckung wieder notdürftig in Ordnung<br />

brachten, hielt zufällig ein Gemeindearbeiter mit seinem Jeep neben<br />

dem Brunnen und fragte, woran wir uns denn da zu schaffen machten.<br />

Wir klagten ihm unser Leid. «Eine Masche? Wie sieht die denn<br />

aus? So ein riesiges schwarzes Ding? So etwas habe ich im Horn unten<br />

auf der Wiese gesehen. Wartet mal, ich hole das, vielleicht ist es<br />

eure Masche...» Und so bekam die Verhüllung wieder ihren krönenden<br />

Schmuck und dank den Nachtbuben eine unerwartet grosse Publizität.<br />

Dass just bei der Enthüllung nicht nur der Brunnenmeister<br />

den Hahn, sondern auch der Himmel alle Schleusen öffnete, konnte<br />

uns nicht mehr weh tun.<br />

nahm, weil im Zuge des technologischen<br />

Fortschritts immer mehr Bilder in digitaler<br />

Form auf CD-ROM angeliefert werden, wird<br />

die Tasche auch in Zukunft mit dabei sein<br />

und ihren altmodischen Beitrag in der Produktionskette<br />

der <strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong><br />

leisten. Sie hat, wie <strong>Helvetas</strong> selbst, robust<br />

und zuverlässig viele Jahre durchgestanden<br />

und ist noch immer voll dabei, trotz vielleicht<br />

da und dort ein paar abgewetzter<br />

Stellen im Gewebe (was natürlich nur für<br />

die Tasche gilt...). Das Motto der Frankfurter<br />

Typografie-Veranstaltung hatte übrigens<br />

«(Type)Faces in Motion» geheissen. In Bewegung<br />

ist die nachhaltige Tasche, wie man<br />

sieht, noch heute.<br />

Zum Schluss noch dies: Die Schriftfamilie,<br />

mit der die <strong>Partnerschaft</strong> gestaltet<br />

wird, wurde an eben jenem Typografie-Kongress<br />

von ihrem Designer vorgestellt. Lucas<br />

de Groot ist Holländer, die von ihm entwickelte<br />

Schrift heisst «Thesis».... Gross ist der<br />

Vorsatz, dass die «Eine Welt» nicht These<br />

bleibt, sondern mehr und mehr zur Wirklichkeit<br />

wird. Seit 50 Jahren arbeitet <strong>Helvetas</strong><br />

daran. Ich wünsche ihr auf dem weiteren<br />

Weg zu diesem Ziel viel Power und freue<br />

mich, dass die Tasche und ich dabei mithelfen<br />

dürfen.<br />

Ruth Walder ist Grafikerin und gestaltet die<br />

<strong>Partnerschaft</strong>. ■<br />

Viktor Hermann ist Gründungsmitglied und heutiger Präsident der Regionalgruppe<br />

Küsnacht-Erlenbach. Die Gruppe setzt sich seit über 40 Jahren<br />

für die Anliegen von <strong>Helvetas</strong> ein. ■<br />

Mitglieder der Regionalgru�e Küsnacht Erlenbach bei der Enthüllung<br />

d� eingepackten Brunnens (2003).<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong> 21


Dossier<br />

«Dies ist keine<br />

Entführung!»<br />

Die Förderung der Eigeninitiative<br />

verlangt gelegentlich<br />

recht kreative Mittel. Und<br />

scheitert manchmal selbst<br />

auf höchster Ebene.<br />

Da vorne, das muss er sein, denke ich. In<br />

dem flachen, vor Hitze flirrenden Gelände<br />

entdecke ich eine rötliche Staubwolke, wie<br />

sie nur ein Konvoi aus mehreren Fahrzeugen<br />

aufwirbeln kann. Und tatsächlich: je näher<br />

ich komme, desto deutlicher lassen sich die<br />

gelben Nummernschilder des Agrarministeriums<br />

durch den Staub hindurch erkennen.<br />

Er hatte mir ja gesagt, dass er heute früh das<br />

restaurierte «Museo Moisés Bertoni» besichtigen<br />

wolle.<br />

Ich fahre immer dichter an die langsame<br />

Wagenkolonne heran und wage es, auf<br />

dieser engen Staubpiste den ganzen Tross<br />

zu überholen. Im ersten der fünf Jeeps sitzt<br />

er, ich erkenne ihn deutlich – ihn, seine Leibwächter<br />

und den Mitarbeiterstab, der noch<br />

jeden Ministerwechsel überlebt hat. Ich fahre<br />

an die Spitze des Konvois und halte an.<br />

Ohne nachzudenken steige ich aus und gehe<br />

auf das Auto zu, in dem der Minister sitzt.<br />

Eine Scheibe wird heruntergekurbelt, ich<br />

grüsse durch das offene Fenster und blicke<br />

in leicht ärgerlich dreinschauende Gesichter.<br />

Auf meine Frage, ob nicht jemand aus dem<br />

voll besetzten Wagen in meinen umsteigen<br />

möchte, in dem ich alleine unterwegs bin,<br />

ergreift der Minister sofort die Initiative, öffnet<br />

die Türe und sagt: «Ich fahr mit dir!» Die<br />

Bodyguards erstarren, flüchtig erhasche ich<br />

ein paar mürrische Blicke der alten Mitarbeitergarde,<br />

deren Kontrolle sich der erst vor<br />

kurzem ernannte Minister durch seine spontane<br />

Reaktion nun entzieht. Ich bin hocher-<br />

22 <strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

freut über des Ministers Mut: Endlich kann<br />

ich mit ihm ohne Lauscher, unter vier Augen,<br />

sprechen. «Keine Angst, dies ist keine Entführung!»<br />

verabschiede ich mich von der irritierten<br />

Entourage.<br />

Im Schneckentempo fahren wir zum<br />

Museum. Wir sprechen über das gemeinsame<br />

Projekt, über das künftige Management<br />

des Bertoni-Museums, das vor über hundert<br />

Jahren Wirkungsstätte des berühmten Tessiner<br />

Wissenschafters war und mit <strong>Helvetas</strong><br />

Mitteln restauriert worden ist. Wir erörtern<br />

mögliche Projekte zum Erhalt des schrumpfenden<br />

Habitats der Mbyá-Familien, deren<br />

Vorfahren einst auf des Tessiners Pflanzungen<br />

arbeiteten, und fragen uns, wie der illegalen<br />

Gewinnung von Palmherzen im ge-<br />

schützten Naturpark Einhalt geboten werden<br />

könnte, an deren schwungvollem Handel<br />

selbst die Parkwächter beteiligt sind. Der<br />

Minister verspricht Verbesserung – ohne zu<br />

ahnen, dass er in Kürze bereits wieder seinen<br />

Sessel wird räumen müssen. Die politischen<br />

Regisseure in Paraguay dulden keine<br />

Eigeninitiativen – und schon gar keine vom<br />

«Opfer» selbst gewollten «Entführungen».<br />

Gioia Weber war von 1996 bis 2000 Programmleiterin<br />

von <strong>Helvetas</strong> in Paraguay, nachdem<br />

sie zuvor (1991-1996) als Lateinamerika-<br />

Programmkoordinatorin auf der <strong>Helvetas</strong><br />

Geschäftsstelle gearbeitet hatte. Zur Zeit ist<br />

Gioia Weber stv. Leiterin des Sekretariats/Verantwortliche<br />

für Öffentlichkeitsarbeit der Eidgenössischen<br />

Kommission gegen Rassismus<br />

(EKR) in Bern. ■<br />

Seit 1996 können die Schätze d� T�iner Paraguay-Auswanderers und Naturforschers Mos� Bertoni<br />

in einem r�taurierten Museum b�ichtigt werden. Willkommenstafel beim Eingang zum Bertoni-<br />

Park (oben links); gerett�e Bücher aus Bertonis Bibliothek (oben r�hts); Programmkoordinatorin<br />

Gioia Weber mit B�uchern (unten).


Stimmen aus dem Süden 3<br />

Und wo war <strong>Helvetas</strong>?<br />

Ein virtuelles Gespräch.<br />

«Und wo war <strong>Helvetas</strong> vor 2000?» – Das fragen die Bauern aus den<br />

fünf Departementen im östlichen Paraguay. «Sie waren in Nguyen<br />

Binh (Cao Bang, Vietnam), um das versteckte Gold der französischen<br />

Kolonisatoren zu suchen», antworten die vietnamesischen Bauern<br />

jener Region. – «Nein, sie waren nicht mehr dort», sagt Zunilda. «Sie<br />

finanzierten die Notmassnahmen der paraguayanischen Bauernorganisationen,<br />

eine höchst delikate und wichtige Arbeit während den<br />

Disku�ionen und Erfahrungsaustausch als Grundlage von<br />

Entwicklungsproz�en fördern: Mitarbeiter von Helv�as Paraguay und<br />

«camp�ions» im G�präch.<br />

Lob eines langjährigen <strong>Helvetas</strong> Förderers<br />

Ich habe mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit<br />

während mehreren Jahren zusammengearbeitet, anfänglich als Delegierter<br />

des Bundesrates für Technische Zusammenarbeit, später,<br />

nach meiner Pensionierung, als Präsident des Zentralvorstandes von<br />

<strong>Helvetas</strong>.<br />

Während diesen Jahren habe ich vor allem die folgenden Eigenheiten<br />

von <strong>Helvetas</strong> schätzen gelernt:<br />

Die Qualität sowie das grosse und ausdauernde Engagement ihrer<br />

Mitarbeiter für die Entwicklungsarbeit;<br />

Die Tatsache, dass <strong>Helvetas</strong> sich immer bemüht hat, in ihrer Entwicklungsarbeit<br />

Vernunft und Fantasie zu verbinden;<br />

Die Kompetenz, die Bestimmtheit und die Effizienz ihrer Geschäftsleitung;<br />

Die fruchtbaren und bereichernden Diskussionen im Zentralvorstand<br />

und die Gewissenhaftigkeit, mit welcher seine Mitglieder ihren<br />

Informationsauftrag in den Reihen der Parlamentarier und in der Bevölkerung<br />

erfüllten;<br />

Die guten Beziehungen, welche <strong>Helvetas</strong> immer mit anderen<br />

Schweizer Drittwelt-Organisationen unterhielt.<br />

Diese Stärken und die fortdauernde Ausweitung ihres Programms<br />

haben dazu geführt, dass das Jahresbudget von <strong>Helvetas</strong>,<br />

welches anfänglich etwa 200’000 Franken betrug, heute auf 60 Millionen<br />

angewachsen ist. Überdies ist <strong>Helvetas</strong> eine der wichtigsten<br />

privaten Schweizer Entwicklungsorganisationen geworden.<br />

Jahren der Diktatur.» – Also hatte der Pfarrer von Borja doch richtig<br />

gehandelt, als er sich weigerte, die Stühle des Betraumes zur Verfügung<br />

zu stellen und damit andeutete, dass <strong>Helvetas</strong> kommunistisch<br />

sei? – «Nein, nein, das hat nichts damit zu tun! Sie kommen hierher,<br />

um unser Wissen zu rauben, um es zu verkaufen, damit wir uns<br />

unnütz fühlen und unfähig, Dinge gut zu organisieren, so wie sie es<br />

können. Denn sie hören nicht auf, unsere Köpfe durcheinander zu<br />

bringen, sie geben uns Geld und ziehen sich dann zurück», sagten<br />

einige Bauern in einer Versammlung, die von einem caudillo-Führer<br />

aus Fassardi organisiert worden war. – Aber: «ES REICHT!» antworten<br />

die Bauern von Simón Bolívar, die seit 4 Jahren mit ‹Vetas› verschiedene<br />

Entwicklungsstrategien ausprobieren. «<strong>Helvetas</strong> weckt auf, nun<br />

probieren wir selber aus, es ist nicht mehr so einfach, uns zu täuschen.»<br />

– «<strong>Helvetas</strong> ist eine der sehr wenigen Organisationen, die<br />

seriös und ehrlich sind, eine Organisation, die Versprechen einhält,<br />

die da ist, wenn der wichtige Moment kommt, die tatsächlich interessiert<br />

ist an unserer Entwicklung», sagen die Bauern zu Sergio Ortega<br />

vom <strong>Helvetas</strong> Team. – Ja, es ist wie die Leute sagten, welche das Essen<br />

für die 500 Bauern umrührten, die sich bei Regen im Gesprächsforum<br />

TTR von Ybycui austauschten: «Was für eine wunderbare Sache,<br />

wie unglaublich! Wir werden dieses Forum und <strong>Helvetas</strong> niemals<br />

vergessen!» – Oder wie Mirtha sagt, die seit 15 Jahren bei <strong>Helvetas</strong> ist<br />

und sich glücklich schätzt, für eine Organisation zu arbeiten, welche<br />

vorwärts geht und dabei ständig lernt und Sachen wieder verwirft,<br />

welche den Leuten Raum gibt für ihre eigenen Erfahrungen und Entdeckungen<br />

von neuen gedanklichen Territorien: «Was für eine wunderbare<br />

Sache <strong>Helvetas</strong> doch ist...»<br />

Die Aussagen wurden Zusammengestellt vom <strong>Helvetas</strong> Paraguay Team.<br />

<strong>Helvetas</strong> ist seit 1972 in Paraguay tätig. Sie setzt seit einigen Jahren auf<br />

einen Entwicklungsansatz, bei dem der Erfahrungs- und Wissensaustausch<br />

von Bauerngruppen an so genannten «TTR-Gesprächsforen» im<br />

Zentrum steht. ■<br />

Botschafter J.F. Sigismond Marcuard übernahm nach einer langen<br />

Karriere im diplomatischen Dienst, die ihn unter anderem in den Irak,<br />

nach Algerien und als Chef der ständigen Beobachtermission der<br />

Schweiz an den Uno-Hauptsitz nach New York führte, 1983 das Präsidium<br />

von <strong>Helvetas</strong>, ein Amt, welches er bis 1991 ausübte. ■<br />

In der Schweiz verankert: Helv�as Generalversammlung auf dem<br />

Zugersee (2001).<br />

23


Dossier<br />

24<br />

Die Begegnung auf der Brücke<br />

Seit fast 50 Jahren baut <strong>Helvetas</strong> in Nepal Brücken. Immer<br />

im Wissen darum, dass für ein erfolgreiches Brückenbauprogramm<br />

auch politische und gesellschaftliche Fundamente<br />

errichtet werden müssen.<br />

Vor einigen Jahren verbrachte ich mit meiner<br />

Frau Ferien in Nepal. Ich hatte ein Jahr in<br />

einem Projekt der DEZA in Südindien gearbeitet,<br />

und vor unserer Rückkehr in die<br />

Schweiz waren wir, wie die meisten Touristen,<br />

vor allem in den Himalaja Staat gekommen,<br />

um zu trecken.<br />

Nach einer vielstündigen Busreise von<br />

der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu<br />

aus, und mehreren Tagen zu Fuss wanderten<br />

wir auf einem Saumpfad an der Flanke des<br />

Langtang-Tals entlang. Das enge Tal ist, wie<br />

die meisten nepalesischen Täler, von keiner<br />

befahrbaren Strasse erschlossen und nur zu<br />

Fuss begehbar – worin für uns TouristInnen<br />

sein Reiz, für seine BewohnerInnen jedoch<br />

all seine Mühsal liegt.<br />

Unterwegs begegneten wir immer wieder<br />

Säumern mit ihren schwerbepackten<br />

Eselskolonnen, die Waren aus dem Tal herausbrachten,<br />

aber auch vielen Frauen und<br />

Männern, die ehrfurchterheischende Lasten<br />

in ihren Rückenkörben trugen. Bei einem<br />

Weghalt am Kopf einer Hängebrücke kamen<br />

wir mit einem Träger ins Gespräch, der Zucker,<br />

Reis und Zigaretten in ein höhergelegenes<br />

Dorf brachte. «Wie heisst ihr, woher<br />

Weil Sultanat und Rachat eine landwirtschaftliche<br />

Ausbildung absolvieren konnten, hat sich<br />

ihr Leben verb�ert.<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

kommt ihr, wohin seid ihr unterwegs?» begann<br />

die Konversation ihren typischen Lauf<br />

zu nehmen. Als er hörte, dass ich Schweizer<br />

sei, zeigte er Freude strahlend auf die luftige<br />

Brücke: Sie sei unter Mithilfe von SATA (der<br />

«Swiss Association for Technical Assistance»<br />

Sultanats Grund<br />

zu der auch <strong>Helvetas</strong> gehörte) gebaut worden,<br />

wobei auch die Bewohner der nächsten<br />

Dörfer viel mitgearbeitet hätten. Seither sei<br />

der Weg einfacher geworden und die Überquerung<br />

des Flusses das ganze Jahr möglich.<br />

Damals kannte ich die Hängebrücken,<br />

deren Bau <strong>Helvetas</strong> in Nepal seit vielen Jahren<br />

unterstützt, nur von den Postkarten und<br />

Postern, mit denen <strong>Helvetas</strong> in der Schweiz<br />

dafür geworben hatte. Auch wusste ich noch<br />

nicht, dass <strong>Helvetas</strong> nicht nur konkret den<br />

Bau der Brücken unterstützt, sondern auch<br />

wesentlich zum Aufbau der staatlichen Behörde,<br />

welche für Planung, Bau und Unterhalt<br />

der vielen Hängebrücken im Land zuständig<br />

ist, beigetragen hat.<br />

Als der Träger seine Last wieder aufnahm,<br />

war ich bewegt von der Spontaneität<br />

dieser Begegnung und überzeugt, dass hier<br />

mit relativ einfachen Mitteln Wichtiges erreicht<br />

worden war. Seit ich für <strong>Helvetas</strong> arbeite,<br />

habe ich solche und ähnliche Szenen noch<br />

verschiedentlich erleben können. Was mich<br />

dabei immer wieder beeindruckt hat, ist die<br />

erfolgreiche Verbindung von konkreter Unterstützung<br />

für eine lokal geplante, gebaute<br />

und unterhaltene Lösung mit strukturierender,<br />

langfristig angelegter Arbeit auf einer<br />

mehr politischen, oft nationalen Ebene.<br />

Melchior Lengsfeld arbeitet seit 1999 für<br />

<strong>Helvetas</strong>. Zuerst war er drei Jahre als Berater<br />

im Wasser- und Hygieneprojekt in Cabo Delgado,<br />

Mozambique, tätig, ehe er 2002 für weitere drei<br />

Jahre als Programmleiter nach Mali wechselte.<br />

An der diesjährigen Generalversammlung<br />

am 18. <strong>Juni</strong> übernimmt Melchior Lengsfeld die<br />

Geschäftsleitung von <strong>Helvetas</strong>. ■<br />

Ich kenne <strong>Helvetas</strong> seit mehr als dreissig Jahren und hatte Gelegenheit, ihre Aktivitäten in den<br />

Ländern des Südens wie auch in der Schweiz aus verschiedenen Blickwinkeln zu verfolgen. Es<br />

sind zur Hauptsache drei Gründe, die mich veranlassten, mit <strong>Helvetas</strong> verbunden zu bleiben.<br />

Der erste lässt sich mit den Worten von Sultanat, einer jungen Bäuerin, ausdrücken, welche<br />

ich anlässlich eines Besuches in Kirgistan traf: «Seit ich mit <strong>Helvetas</strong> zusammenarbeite, hat<br />

sich mein Leben verbessert!» Ich habe häufig solche Aussagen gehört, und sie zeigen, dass<br />

<strong>Helvetas</strong> sich auf dem richtigen Weg befindet. Es den ärmsten Frauen und Männern zu<br />

ermöglichen, ihre Lebensbedingungen aus eigener Kraft zu verbessern, das war die Vision der<br />

Gründerinnen und Gründer von <strong>Helvetas</strong> vor 50 Jahren; sie ist auch heute noch aktuell. Die<br />

Wege zum Erreichen dieses Zieles haben sich dagegen verändert. Das macht es notwendig,<br />

einen kritischen Geist zu bewahren, stets aus den Erfahrungen und der Zusammenarbeit mit<br />

den Partnern zu lernen. Dass <strong>Helvetas</strong> diese Fähigkeit besitzt, ist mein zweiter Motivationsgrund.<br />

Der dritte Grund, warum ich mein Engagement für diese Organisation fortführe, liegt<br />

schliesslich in der Tatsache, dass zahlreiche Personen in der Schweiz die Werte von <strong>Helvetas</strong><br />

teilen, sich für ihre Arbeit interessieren und sie unterstützen.<br />

Rosemarie Lausselet lernte die Arbeit von <strong>Helvetas</strong> Anfang der 70er Jahre anlässlich eines Arbeitseinsatzes<br />

in Nepal kennen. Nach ihrer Rückkehr setzte sie ihre Zusammenarbeit mit <strong>Helvetas</strong> fort,<br />

indem sie verschiedene kürzere Aufträge in Afrika und in der Schweiz übernahm. Rosemarie<br />

Lausselet wurde 1993 in den Zentralvorstand gewählt und ist heute Vizepräsidentin von <strong>Helvetas</strong>. ■


Mayas<br />

Geschichte<br />

Oder: Ist das Glas halb voll<br />

oder halb leer?<br />

Entwicklungsarbeit heisst Wissen, Können,<br />

aber auch Bewusstseinshaltungen vermitteln.<br />

In Kirgistan wurden die Dorfgemeinschaften<br />

in der Sowjetzeit zwangsmodernisiert.<br />

Heute heisst Entwicklungsarbeit in diesem<br />

Land deshalb vor allem, den Leuten und<br />

Dorfgemeinschaften ihr eigenes Können und<br />

Wissen, ihr Selbstvertrauen zurückzugeben.<br />

Diese Projektarbeit baut auf den Stärken des<br />

einzelnen und der Dorfgemeinschaft auf. Auf<br />

den Stärken von Frauen wie Maya beispielsweise,<br />

einem Mitglied der «Communitybased-tourism»-Gruppe<br />

aus Jalalabat, Südkirgistan.<br />

Sie ist alleinerziehend, hat vier<br />

Kinder, ihr Mann hat sie verlassen – sie ist<br />

Maya die vom Schicksal Geprüfte. Maya ist<br />

aber auch eine ausgezeichnete Köchin. Sie<br />

kocht so gut, dass ihre Freundinnen im Dorf<br />

sie gebeten haben, einige Rezepte vorzukochen.<br />

Sie lehrt Frauen Obst einmachen und<br />

auf dem Markt verkaufen – sie ist Maya die<br />

Einfallsreiche.<br />

Karin Füeg war von 1999-<strong>2005</strong> Programmleiterin<br />

des <strong>Helvetas</strong> Programms in Kirgistan und<br />

arbeitet heute als Programmkoordinatorin auf<br />

der Geschäftsstelle in Zürich. ■<br />

100 Wörter für eine engagierte Partnerin<br />

<strong>Helvetas</strong> ist für mich eine tragende Säule<br />

der entwicklungspolitischen Arbeitsgemeinschaft<br />

der Hilfswerke. Sie hat uns immer<br />

grossen Vertrauensvorschuss entgegengebracht.<br />

Dieses klare, bald dreissig Jahre<br />

andauernde Engagement für ein gemeinsames<br />

entwicklungspolitisches Lobbying in<br />

der Schweiz ist nicht selbstverständlich: <strong>Helvetas</strong><br />

pflegt mehr als die anderen AG-Mitglieder<br />

eine spezialisierte Entwicklungszu-<br />

Der Wert des Wissens<br />

Im Jahr 2000 entschloss sich <strong>Helvetas</strong> nach längerem Hin und Her dazu, ein organisationsinternes<br />

Knowledge Management System einzuführen. Ein solcher Entscheid ist wegen der<br />

knappen Mittel kein leichter. Wir versprachen uns von diesem Schritt eine Verbesserung des<br />

institutionellen Gedächtnisses, einen effizienteren Erfahrungsaustausch unter den verschiedenen<br />

Programmen und die Möglichkeit für unsere lokalen Mitarbeiter, ihre Stimme<br />

zu erheben, indem sie sich direkt an den laufenden Diskussionen innerhalb der Organisation<br />

beteiligen können und so ihr Wissen verstärkt einfliesst.<br />

Mittel dazu bildet im Wesentlichen eine virtuelle (elektronische) Plattform. Sich nur<br />

aus Distanz zu kennen, genügt allein aber nicht. Deshalb führten wir parallel dazu gelegentliche,<br />

direkte Treffen von lokalen Mitarbeitern aus den verschiedenen Ländern ein. Diese<br />

finden jeweils in einem unserer Partnerländer statt. Kurz vor dem ersten Treffen – im<br />

Jahr 2003 – wollten meine Kollegen, welche daran teilnehmen sollten, das Ganze abblasen,<br />

weil sie befürchteten, dass die Bilanz des Treffens «ausser Spesen nichts gewesen» sein<br />

könnte. Wir insistierten aber darauf – obwohl selber mit einem flauen Gefühl im Magen –<br />

diesen Versuch zu wagen.<br />

Der Versuch gelang. Meine Kollegen kamen völlig überrascht, ja fast überwältigt von der<br />

Erfahrung, wie viele gute, engagierte lokale Mitarbeiter wir in unseren Reihen haben, von<br />

diesem Treffen ins Büro zurück. Die lokalen Mitarbeiter wiederum «zahlten» fortan die dadurch<br />

erfahrene Wertschätzung mit einem aktiven Einbringen ihres Wissens in der Unterstützung<br />

ihrer Kollegen in anderen Ländern und dem Erfahrungsaustausch mit allen anderen<br />

«zurück».<br />

Heute habe ich das Gefühl, dass <strong>Helvetas</strong> mit dieser Initiative dazu beigetragen hat, dass<br />

sich vor allem die lokalen Mitarbeiter vermehrt als echte, geschätzte Mitglieder unserer Organisation<br />

betrachten, und ich bin unheimlich stolz darauf, Teil dieser Initiative gewesen zu sein.<br />

Esther Oettli arbeitete während der 80er-Jahre verschiedentlich als Konsulentin für <strong>Helvetas</strong> in Nepal.<br />

1995 trat sie als Programmkoordinatorin für das Nepal-Programm in die Geschäftsstelle Zürich ein und<br />

übernahm 1997 die Leitung der Auslandabteilung (neu Abteilung Internationale Programme). ■<br />

Lernen ohne Grenzen bei Helv�as: Das erste Treffen lokaler Mitarbeiter in Sri Lanka (2003) wurde<br />

von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern als Erfolg gewert�.<br />

sammenarbeit mit stark technischer Komponente.<br />

Gemeinsam haben wir vor fünf<br />

Jahren die Kampagne für eine internationale<br />

Wasserkonvention und das Recht auf<br />

Wasser eröffnet, welche die AG heute im<br />

Rahmen eines internationalen Netzwerks<br />

weiterverfolgt. In den nächsten zwölf Monaten<br />

wird das internationale Netzwerk<br />

höchstwahrscheinlich die erste Regierung<br />

gewinnen, welche sich für eine solche Kon-<br />

vention engagieren will. Die Schweiz ist es<br />

nicht. Sie hat bislang ein Engagement für<br />

die Konvention trotz parlamentarischem<br />

Auftrag abgelehnt.<br />

Peter Niggli ist seit 1998 Geschäftsleiter der<br />

Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke Swissaid,<br />

Fastenopfer, Brot für Alle, <strong>Helvetas</strong>, Caritas,<br />

Heks, die sich für die Anliegen der Entwicklungsländer<br />

einsetzt und versucht, die schweizerische<br />

Politik entsprechend zu beeinflussen. ■<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

25


Infos und Nachrichten<br />

26<br />

Ein Leben für die<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

Nach über drei Jahrzehnten als <strong>Helvetas</strong> Geschäftsleiter tritt Werner Külling Mitte Jahr von<br />

dieser Führungsaufgabe zurück. Im Gespräch mit der «<strong>Partnerschaft</strong>»-Redaktorin hat er auf<br />

seine Zeit bei <strong>Helvetas</strong> zurückgeblickt.<br />

Ja, am Anfang sei er tatsächlich so etwas wie ein<br />

«Lückenbüsser» gewesen, bestätigt Werner Külling.<br />

Zurück aus Kamerun habe man ihn gerufen,<br />

um <strong>Helvetas</strong> als Geschäftsleiter vorzustehen, bis<br />

der Wunschkandidat des Zentralvorstandes die<br />

Nachfolge von Peter Arbenz antreten würde. Külling<br />

hatte sich vom damaligen Vizepräsidenten<br />

Walter Renschler motivieren lassen, diese Aufgabe<br />

auf Zeit zu übernehmen. Aus den ursprünglich<br />

geplanten zwei Jahren Interimsmanagement<br />

sind – weil der designierte Nachfolger dann doch<br />

nicht kam – über dreissig Jahre arbeitsreiche Gesamtleitung<br />

von <strong>Helvetas</strong> geworden.<br />

Seine erste Zeit als Geschäftsleiter beschreibt<br />

Werner Külling als Hineinwachsen in ein<br />

Tätigkeitsfeld, das sich selber erst entwickelte.<br />

Aufregende Jahre scheinen es gewesen zu<br />

sein, wenn man seinen lebhaften Schilderungen<br />

E. Werner Külling<br />

Ernst Werner Külling wurde 1942 in Wilchingen/SH<br />

geboren, wo er zusammen mit vier<br />

Geschwistern in der Familie eines Gewerbetreibenden<br />

aufwuchs. Die Grossfamilie war seit<br />

Jahren in der Politik und im öffentlichen Dienst<br />

aktiv. Nach dem Abschluss einer kaufmännischen<br />

Lehre und dem Besuch der Diplomhandelsschulen<br />

bildete er sich in Lausanne<br />

zum Grosshandelskaufmann weiter und war<br />

anschliessend im Management einer Grosshandelsfirma<br />

in Schaffhausen tätig.<br />

Seit 1965 arbeitete Werner Külling in verschiedenen<br />

Funktionen für <strong>Helvetas</strong>. Zuerst<br />

war er Assistent, später Leiter der Inlandarbeit,<br />

wirkte dann als Programmkoordinator für<br />

Kamerun und Nepal in Zürich und 1971–73 als<br />

Teamleiter des damaligen Dorfentwicklungs-<br />

Projektreisen<br />

erlaubten es<br />

Werner Külling, mit<br />

der Arbeit vor Ort auf<br />

Tuchfühlung zu<br />

bleiben: Ankunft auf<br />

den Philippinen (Ende<br />

der 80er Jahre).<br />

programms in Kamerun. Im Juli 1973 wurde<br />

er vom Zentralvorstand mit der Geschäftsleitung<br />

von <strong>Helvetas</strong> betraut. In dieser Tätigkeit<br />

verblieb er während über 30 Jahren und baute<br />

<strong>Helvetas</strong> zu einer der wichtigsten privaten<br />

schweizerischen Entwicklungsorganisationen<br />

aus. 1987/88 liess er sich in einem Postgraduate-Kurs<br />

an der Universität Freiburg zum<br />

dipl. NPO-Manager VMI ausbilden. Werner Külling<br />

ist seit vielen Jahren Vorstandsmitglied der<br />

Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke, die er<br />

auch dreimal präsidierte, und war Gründungs-<br />

und Vorstandsmitglied von Intercooperation.<br />

Neben seiner beruflichen Tätigkeit bei<br />

<strong>Helvetas</strong> engagierte er sich in der politischen<br />

Arbeit der SP Schweiz, sass während vier<br />

Amtsperioden im Gemeinderat (Parlament)<br />

seiner Wohngemeinde Adliswil und seit 2001<br />

im Bezirksrat Horgen.<br />

Werner Külling als Präsident der Arbeitsgemeinschaft bei der Eröffnungsrede zur<br />

internationalen Nord-Süd-Konferenz im Nationalratssaal in Bern am 25. Mai 1998.<br />

zuhört. Eng zusammengearbeitet habe man mit<br />

dem DftZ, dem Dienst für technische Zusammenarbeit<br />

(die spätere Direktion für Entwicklung<br />

und Zusammenarbeit, DEZA), das Einsatzgebiet<br />

kontinuierlich erweitert, zahlreiche Programme<br />

in 15 neuen Partnerländern in Asien, Afrika und<br />

Lateinamerika in Angriff genommen und innovative<br />

Projektansätze erprobt. Auch entwicklungspolitisch<br />

war damals viel mehr los als heute, Kritik<br />

wurde geübt, gängige «Entwicklungsrezepte»<br />

hinterfragt, nach der Verantwortung der Schweiz<br />

gerufen. Nicht zuletzt darum sei er auch «hängen<br />

geblieben» in diesem zwar manchmal schwierigen,<br />

aber einzigartigen Job, der zu Beginn durchaus<br />

nicht seine «Traumstelle» gewesen sei.<br />

Ein Pfadikollege<br />

leistet Sensibilisierungsarbeit<br />

Eher durch Zufall als durch bewusste Wahl kam<br />

Werner Külling auch zur Entwicklungszusammenarbeit<br />

selbst. Ein Cousin, erzählt er, sei als Missionar<br />

nach Afrika gegangen. Dadurch habe er in<br />

seiner Jugend immer wieder von dem «schwarzen<br />

Kontinent» gehört und von den «unzivilisierten<br />

Zuständen», die dort angeblich herrschten.<br />

Von der «Dritten Welt» oder gar von den Wechselwirkungen<br />

zwischen Unterentwicklung dort<br />

und Überentwicklung hier sprach damals allerdings<br />

noch kaum jemand. Erst durch die vielen<br />

Kontakte mit einem Pfadikollegen, dem späteren


Ein sicherer Wert<br />

Werner Külling war 1969 zuständig für die Auslandprojekte<br />

von <strong>Helvetas</strong> und zugleich mein<br />

Stellvertreter. Als die Stelle eines Teamleiters in<br />

Kamerun frei wurde, hielt ihn nichts mehr auf der<br />

Geschäftsstelle zurück. Ich selbst konnte so auf<br />

einen engagierten Chef der rasch wachsenden<br />

Kamerun-Projekte vertrauen.<br />

Als ich dann im Jahre 1973 eine Stelle in der<br />

Privatwirtschaft annahm, hatte Werner Külling gut<br />

drei Jahre Felderfahrung und kannte aus seiner<br />

früheren Tätigkeit im Zentralsekretariat an der<br />

Asylstrasse auch die Inlandaktivitäten. So war es<br />

naheliegend, Werner Külling als meinen Nachfolger<br />

vorzuschlagen, obwohl offenbar der Zentralvorstand<br />

zunächst noch nach einem anderen<br />

Kandidaten Ausschau hielt. Bald zeigte sich, dass<br />

Werner Külling auch diese Aufgabe meisterte, und<br />

so blieb er bis zum Jahre <strong>2005</strong> ein sicherer Wert<br />

für <strong>Helvetas</strong>. Dies konnte ich als späteres Mitglied<br />

des Zentralvorstandes immer wieder persönlich<br />

erfahren, und über all die Jahre blieben wir miteinander<br />

freundschaftlich verbunden.<br />

Werner Külling bezeichnet sich selbst nicht<br />

als abgehobenen Strategen. Dennoch hat er klare<br />

Vorstellungen von dem, was eine professionelle<br />

Organisation benötigt, um zielgerichtet arbeiten<br />

zu können. Ich selbst würde ihn als fundierten<br />

Leiter des <strong>Helvetas</strong> «Aufklärungsdienstes» Gaudenz<br />

Tscharner, begann Werner Külling sich für<br />

die Gründe zu interessieren, die hinter der Armut<br />

im Süden standen, nach Zusammenhängen zu<br />

forschen und Antworten zu suchen.<br />

Eine starke Neugierde auf das Andere, ein<br />

wenig Lust am «Revolutionären» war natürlich<br />

auch dabei, als der junge Mann aus dem bäuerlichen<br />

Wilchingen im schaffhausischen Klettgau<br />

anfing, bei <strong>Helvetas</strong> mitzumachen. <strong>Helvetas</strong> – das<br />

war «modern» damals, meint Külling mit einem<br />

verschmitzten Lächeln. Und natürlich reizten ihn<br />

die fernen Länder, das Pionierhafte der Auslandarbeit.<br />

Zuerst jedoch nahm er eine Stelle im «Aufklärungsdienst»<br />

im Inland an. In den für <strong>Helvetas</strong><br />

turbulenten sechziger Jahren verdiente er sich in<br />

der Öffentlichkeitsarbeit die Sporen ab. Mehr als<br />

einmal habe man rote Zahlen geschrieben, die<br />

Organisationsstrukturen verändert und viermal<br />

den Geschäftsleiter gewechselt, bis sich die Lage<br />

gegen Ende der 60er-Jahre dann stabilisierte.<br />

Prägende Jahre in Kamerun<br />

Da endlich konnte Werner Külling auch seinen<br />

Wunsch, in der Auslandarbeit tätig zu sein, verwirklichen:<br />

Er ging mit seiner jungen Familie als<br />

Teamleiter nach Kamerun. Wie tief ihn dieser<br />

Auslandeinsatz geprägt hat, sieht man ihm an,<br />

wenn er mit lebhaften Gesten von den Jahren<br />

in Afrika berichtet, den politischen Auf- und Um-<br />

Praktiker bezeichnen, der seine Erfahrungen und<br />

Erkenntnisse umzusetzen weiss. Er ist nicht ein<br />

Mann der vorschnellen Entscheide, sondern versteht<br />

es, die Dinge reifen zu lassen. Ist er einmal<br />

von einer Sache überzeugt, kann er dezidiert entscheiden<br />

und handeln.<br />

Im persönlichen Umgang und im Gespräch mit<br />

anderen kann er zuhören, gibt seinen Mitarbeitenden<br />

viel Handlungsfreiheit, sucht den Konsens<br />

und die Verständigung. Arbeit hat er nie gescheut,<br />

sondern alle Jahre hat er bei sehr bescheidenem<br />

Salär unzählige Wochen Überzeit geleistet. Es verging<br />

kaum ein Wochenende, wo er nicht im Büro<br />

anzutreffen war.<br />

Trotz ständig hoher Geschäftslast war er nie<br />

ein Schreibtischtäter. Bei unzähligen Besuchen<br />

unserer Programme und Projekte in einer steigenden<br />

Zahl von Partnerländern hat er sich immer<br />

wieder selbst versichert, ob die Projekte auf Kurs<br />

sind. Wenn unvorhergesehene Ereignisse eintraten,<br />

ging er unverzüglich selbst ins Feld.<br />

In seiner Stellung als operativer Leiter unserer<br />

Organisation war er nie auf sein Prestige und<br />

seine Macht bedacht, trat immer bescheiden auf<br />

und gewann so das Vertrauen seiner Mitarbeitenden<br />

und Vorgesetzten. Seine liebenswürdige Persönlichkeit<br />

hat ihm den Zugang und Respekt zu<br />

brüchen, aber auch von all dem, was man angepackt,<br />

verwirklicht hatte. Kein Wunder also, dass<br />

er dem «Ruf» auf die Geschäftsstelle in Zürich<br />

etwas widerstrebend folgte. Anfangs habe er damit<br />

gerechnet, bald wieder in einen Feldeinsatz<br />

im Süden zu gehen, erzählt er. Und noch heute<br />

bereut er es ein wenig, dass sein Auslandeinsatz<br />

nicht länger gedauert hat.<br />

einheimischen Partnern, höchsten Regierungsvertretern<br />

im Ausland, den Mitgliedern des Zentralvorstandes,<br />

den Bundesbehörden und auch den<br />

anderen schweizerischen Nichtregierungsorganisationen<br />

eingebracht.<br />

Während seiner Zeit als Geschäftsleiter von<br />

<strong>Helvetas</strong> hatte er mit vier verschiedenen Präsidenten<br />

von unterschiedlichem Charakter und<br />

eigenem Führungsstil zusammenzuarbeiten. Wir<br />

beide waren in den vergangenen vier Jahren<br />

miteinander immer in engem Kontakt, telefonierten<br />

und mailten mehrere Male pro Woche, trafen<br />

einander auf der Geschäftsstelle oder tauschten<br />

Ideen und Dokumente aus. Immer konstruktiv<br />

gestaltend, von einander profitierend. Unsere<br />

Freundschaft wird die gemeinsamen Jahre bei<br />

<strong>Helvetas</strong> überdauern.<br />

Die Mitglieder von <strong>Helvetas</strong>, alle unsere Mitarbeitenden,<br />

unsere Partner in den Ländern des<br />

Südens und des Ostens sowie der Zentralvorstand<br />

sind Werner Külling und seiner Familie zu grossem<br />

Dank verpflichtet.<br />

Wir wünschen ihm weiterhin eine stabile Gesundheit,<br />

Freude an neuen Aufgaben und freuen<br />

uns, wenn er uns auch in Zukunft mit Rat und Tat<br />

unterstützen kann.<br />

Peter Arbenz, Präsident <strong>Helvetas</strong>. ■<br />

Ihre Zukunft sieht dank Entwicklungszusammenarbeit weniger düster aus: Der <strong>Helvetas</strong> Geschäftsleiter<br />

bei seiner letzten Projektreise mit bhutanischen Kindern (<strong>2005</strong>).<br />

Die Aufgabe, welche Werner Külling Mitte 1973<br />

antrat, erlaubte es ihm zumindest, zahlreiche<br />

Projektländer zu besuchen und so seinen Drang<br />

nach Kontakt mit der Basis im Trikont etwas zu<br />

stillen. Und die Zahl der Einsatzländer stieg kontinuierlich:<br />

Unter Küllings Leitung wuchs <strong>Helvetas</strong><br />

zu einer anerkannten, professionellen Entwicklungsorganisation<br />

heran, die heute in 22 Ländern<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

■ ■ ■<br />

27


Infos und Nachrichten<br />

■ ■ ■<br />

tätig ist und ein Jahresprogramm von mittlerweile<br />

60 Millionen Franken umsetzt, zwölfmal mehr<br />

als bei seinem Amtsantritt.<br />

Ja, auf diesen ungeheuren «Aufstieg» ist er<br />

stolz. Nicht auf die Grösse von <strong>Helvetas</strong> an sich,<br />

sondern auf ihr Können, ihren Erfahrungsschatz,<br />

ihre Solidität und auf den guten Ruf, den sie geniesst.<br />

Das sei ihm immer das Wichtigste gewesen,<br />

meint er. Grosse «Visionen» habe man anfänglich<br />

nicht unbedingt gehabt, auch wenn immer<br />

wieder intensive Diskussionen über die richtigen<br />

Arbeitsansätze geführt worden seien. Am<br />

zentralsten waren für ihn die festen Grundsätze:<br />

Vertrauenswürdigkeit, Transparenz, Kompetenz,<br />

Qualität vor Quantität. Die konkrete Projektarbeit<br />

erwuchs aus einem permanenten Lernprozess,<br />

folgte einer Art «Learning by doing»-Strategie.<br />

Skeptischer Blick auf<br />

gegenwärtige Tendenzen<br />

Gegenüber den heutigen Tendenzen, die Entwicklungszusammenarbeit<br />

«wissenschaftlich» zu<br />

betreiben, gegenüber dem Zwang zur Strategie<br />

und zum Vorausberechnen von allem, zeigt sich<br />

Werner Külling skeptisch. Sicher habe die Pro-<br />

Als die Ökonomin Esther Oettli-Engeli im Februar<br />

1995 in der Auslandabteilung der <strong>Helvetas</strong> Geschäftsstelle<br />

die Koordination des traditionellen<br />

und umfangreichen Nepalprogramms übernahm,<br />

brachte sie für diese Aufgabe sehr gute Voraussetzungen<br />

mit: Von 1982–1986 hatte sie als Begleiterin<br />

ihres Ehemannes für <strong>Helvetas</strong> in diesem<br />

Land gearbeitet und verschiedene Aufgaben und<br />

Studien durchgeführt. Ihr überdurchschnittliches<br />

Engagement und ihre hohe fachliche Kompetenz<br />

in der Projektarbeit führten dazu, dass man ihr<br />

bereits 1997 die Leitung der Auslandabteilung<br />

von <strong>Helvetas</strong> anvertraute, deren Gesamtprogramm<br />

rapid anwuchs, wie auch die Zahl der<br />

Partnerländer entsprechend zunahm. In der Folge<br />

wurde sie auch zur stellvertretenden Geschäftsleiterin<br />

ernannt.<br />

Es gibt viele Leute, die einen substantiellen<br />

Beitrag an die Professionalisierung der internationalen<br />

Programme von <strong>Helvetas</strong> geleistet haben;<br />

darunter ist Esther Oettlis zweifellos einer<br />

der grössten und nachhaltigsten. Ausgezeichnet<br />

haben sie vor allem ihr untrüglicher Sinn für das<br />

Machbare, ihre persönliche Bodenhaftung, ihre<br />

Kenntnisse der Bedürfnisse der Zielgruppen von<br />

fessionalisierung viel gebracht; früher sei einiges<br />

zu «handglismet» gewesen. Aber Entwicklungszusammenarbeit<br />

als rein akademisches Fach zu<br />

sehen, findet er falsch. Es riecht ihm zu sehr nach<br />

Technokratentum und Bürokratie – und auch ein<br />

bisschen nach «Neo-Kolonialismus». Man müsse<br />

den Menschen im Süden zuhören können und<br />

sie ihren eigenen Entwicklungsweg bestimmen<br />

lassen, meint er.<br />

Werner Külling bedauert es auch ein wenig,<br />

dass die Entwicklungszusammenarbeit heute zu<br />

einem so selbstverständlichen Teil der Schweizer<br />

Aussenpolitik geworden ist und die früheren Auseinandersetzungen<br />

weitgehend aus der öffentlichen<br />

Diskussion verschwunden sind. Statt dessen<br />

werde die Marschrichtung heute mehrheitlich<br />

«von oben» vorgegeben. Dass <strong>Helvetas</strong> als<br />

Auftragnehmerin der DEZA Teil dieses Systems<br />

ist, macht ihm oft zu schaffen. Die grosse Abhängigkeit<br />

von «Bern» hat ihn immer schon gestört.<br />

Für ihn muss <strong>Helvetas</strong> eigenständig sein.<br />

Südpolitik muss wieder<br />

Thema werden<br />

Für die Zukunft von <strong>Helvetas</strong> wünscht sich<br />

Werner Külling deshalb, dass die Organisation<br />

<strong>Helvetas</strong> – hier kamen ihr die eigenen Erfahrungen<br />

als Familienfrau zugute –, die Trends in der<br />

bilateralen Entwicklungszusammenarbeit und die<br />

«Nase» für neue Arbeitsfelder wie Gender, soziale<br />

Anliegen, Biobaumwolle, Wissensmanagement<br />

und Managementfragen generell. Ein ganz gros-<br />

sich wieder vermehrt an ihren Doppelauftrag<br />

erinnert. Wichtig ist für ihn nämlich nicht nur,<br />

dass <strong>Helvetas</strong> professionelle und wirkungsvolle<br />

Arbeit im Süden leistet, sondern auch in der<br />

Schweiz Präsenz markiert. Der damalige Geist<br />

des Aufbruchs sollte wieder spürbar, das Thema<br />

Südpolitik in die Öffentlichkeit getragen werden.<br />

Entwicklungszusammenarbeit, da ist Werner Külling<br />

überzeugt, lebt vom individuellen Einsatz der<br />

Menschen, von ihrem ganz persönlichen Engagement.<br />

Die Begegnung mit engagierten Leuten,<br />

Persönlichkeiten in Nord und Süd zählt er denn<br />

auch zu den schönsten, bereicherndsten Aspekten<br />

seiner Tätigkeit.<br />

Und wie stellt sich Werner Külling seine eigene<br />

Zukunft vor? Von einem «Ruhestand» will<br />

er, erst 62 geworden, vorerst nichts wissen. Er<br />

will weiter in seinem Arbeitsfeld tätig sein, seine<br />

reichen Erfahrungen im Non-Profit-Management<br />

weitergeben. Und vielleicht, so meint er zum<br />

Schluss, werde er doch noch einmal an einen<br />

Auslandeinsatz denken, denn die Faszination für<br />

andere Menschen, Länder, Kulturen und Lebensformen<br />

hat ihn bis heute nie verlassen. (SB)<br />

Auch Esther Oettli verlässt <strong>Helvetas</strong>:<br />

Dank für einen grossen Beitrag<br />

zur Entwicklungsarbeit von <strong>Helvetas</strong><br />

28 <strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

ses Plus in der über zwanzigjährigen <strong>Helvetas</strong>-<br />

Tätigkeit von Esther Oettli war sicher, dass sie ihr<br />

eindrückliches Engagement für unsere Organisation<br />

immer als ein ganzheitliches verstand. So<br />

hat sie der Öffentlichkeitsarbeit in der Schweiz<br />

immer grosse Bedeutung beigemessen, obwohl<br />

das nicht schwergewichtig in ihr Aufgabengebiet<br />

fiel und sich auch als aktives Basismitglied in der<br />

Regionalgruppe Schaffhausen betätigt.<br />

Dass Esther Oettli <strong>Helvetas</strong> verlässt, ist für<br />

unsere Organisation ein herber Verlust. Für ihre<br />

beispielhafte Arbeit gebührt ihr hohe Anerkennung<br />

und ein ganz herzlicher Dank. Wir hoffen<br />

sehr, dass sie <strong>Helvetas</strong> und der Entwicklungszusammenarbeit<br />

allgemein auch in Zukunft in<br />

irgendeiner Form treu bleiben wird. Wir wünschen<br />

ihr für den neuen Lebensabschnitt alles Gute.<br />

E. Werner Külling, Geschäftsleiter <strong>Helvetas</strong>. ■<br />

Esther Oettli beendet ihre Zusammenarbeit mit<br />

<strong>Helvetas</strong> auf Ende <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong>. Die Leitung der<br />

Abteilung Internationale Programme (früher Auslandabteilung)<br />

übernimmt ihr Stellvertreter, Remo<br />

Gesù.


Überraschende Aktionen<br />

zum Weltwassertag<br />

Dreckwasser in Zürcher und Trinkgeld in Berner Gastrobetrieben: Ungewöhnliche Kampagnen<br />

haben zum Weltwassertag auf die Wasserproblematik im Süden aufmerksam gemacht.<br />

Der internationale Weltwassertag vom 22. März<br />

soll helfen, die Öffentlichkeit für die Wasserproblematik<br />

zu sensibilisieren. Er wurde von der<br />

Uno im Nachgang zur Umweltkonferenz von Rio<br />

proklamiert und 1993 erstmals durchgeführt. Am<br />

diesjährigen Weltwassertag hat die Uno die internationale<br />

«Aktionsdekade» <strong>2005</strong>-2015 unter dem<br />

Motto «Wasser zum Leben» lanciert.<br />

<strong>Helvetas</strong> hat in den letzten Jahren den<br />

Weltwassertag stets für Solidaritätskampagnen<br />

genutzt. In diesem Jahr haben wir darauf hingewiesen,<br />

dass es zur Bekämpfung der Armut und<br />

zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung auf<br />

der Welt mehr Hilfe von reichen Ländern wie der<br />

Schweiz braucht. Und wir haben gezeigt, wie wir<br />

in unseren Trinkwasserprojekten auf einfache<br />

und preisgünstige Techniken setzen, die vor Ort<br />

umgesetzt und unterhalten werden können.<br />

Einfachheit und Symbolik<br />

schaffen Bewusstsein<br />

Mit wenig Geld lässt sich sauberes Grundwasser<br />

an die Oberfläche befördern: Ein Brunnen mit<br />

Handpumpe für geringe Tiefen kostet pro Nutzer<br />

durchschnittlich nur 15 Franken. Das war unsere<br />

Botschaft zum Weltwassertag. Umgesetzt hat sie<br />

unsere neue Werbeagentur Spillmann/Felser/Leo<br />

Burnett (SFLB). Sie wählte das Sujet eines Glases,<br />

in welchem das Wasser durch das Einwerfen von<br />

Geldstücken nach oben gedrückt wird. «Einfachheit<br />

und Symbolik sind die Stärken dieses Bildes»,<br />

meint Rolf Zimmermann, Managing Director<br />

von SFLB. Das Bild haben wir im Spendenbrief an<br />

Mitglieder und Gönner ebenso verwendet wie in<br />

Inseraten und TV-Spots, die dank der Vermittlung<br />

durch SFLB allesamt gratis gesendet respektive<br />

abgedruckt wurden.<br />

Von der Agentur stammte auch die Idee zur<br />

«Dreckwasser»-Aktion: Einige Zürcher Restaurants<br />

haben am Weltwassertag zu jedem Kaffee<br />

ein Glas mit dreckig gefärbtem Wasser serviert,<br />

ergänzt mit einer kurzen Information auf einem<br />

Untersetzer.<br />

PourBoire: Trinkgeld für<br />

Trinkwasser<br />

Auch im Kanton Bern fand eine Kampagne in<br />

Gastrobetrieben statt. In 28 Bars und Restaurants<br />

startete am Weltwassertag die Aktion PourBoire.<br />

Während eines Monats wurde auf Glasuntersetzern<br />

und Postkarten dazu aufgerufen, zusätzliches<br />

Trinkgeld zugunsten eines <strong>Helvetas</strong> Trinkwasserprojekts<br />

in Mozambique zu spenden. Initiiert<br />

wurde diese Aktion von Roman Tschäppeler<br />

und seinem Unternehmen guzo in Biel, umgesetzt<br />

in Zusammenarbeit mit der Berner Werbeagentur<br />

achtung!<br />

Unterstützung haben wir am Weltwassertag<br />

auch von der Migros erhalten. Dank einer<br />

Spendenaktion mit Aproz-Mineralwasser konnte<br />

ein Projekt in Sri Lanka finanziert werden. Es<br />

ermöglicht die Verbreitung der Sodis-Methode<br />

zur einfachen Wasseraufbereitung in Petflaschen<br />

dort, wo der Tsunami die Wasserversorgung zerstört<br />

hat.<br />

Sensibilisierungsziel erreicht<br />

Die Kampagnen in den Gastrobetrieben waren<br />

nur möglich dank des persönlichen Engagements<br />

der Restaurantbetreiber und vor allem des Servicepersonals.<br />

Sie wurden für ihren Einsatz durch<br />

das positive Echo der Besucherinnen und Besucher<br />

belohnt. Das Ziel, für die Wasserproblematik<br />

zu sensibilisieren, wurde erreicht. Selbst bei<br />

denjenigen, welche die Aktionen durchgeführt<br />

haben. «Mir ist bewusst geworden, dass viel zu<br />

wenig zur Verbesserung der Trinkwassersituation<br />

getan wird», sagt Rolf Zimmermann. Und Roman<br />

Tschäppeler fügt an: «Seit der Aktion PourBoire<br />

stelle ich unter der Dusche beim Einseifen das<br />

Wasser ab.» (AF)<br />

Weitergehende Infos finden Sie im Netz unter:<br />

www.helvetas.ch; www.pourboire.ch; www.sflb.ch.<br />

Ein Glas mit dreckig gefärbtem Wasser sorgt im Zürcher Restaurant Odeon für Aufmerksamkeit<br />

(oben). «Besondere Freude haben uns die vielen Spenden von jungen Gästen gemacht», sagt<br />

Kristin Hörler von der Shisha Bar in Bern, die bei der Aktion PourBoire mitgemacht hat. Links<br />

Initiant und Projektleiter Roman Tschäppeler, hinten Werber Urs Heer (unten).<br />

<strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong> 29


Welt- und umweltverträglich handeln<br />

Baumwolle – garantiert bio und fair<br />

<strong>Helvetas</strong> verkauft seit zwölf Jahren Textilien aus<br />

Biobaumwolle und ist seit vier Jahren in einem<br />

Biobaumwoll-Projekt in Mali engagiert. Der biologische<br />

Anbau bringt den Bäuerinnen und Bauern<br />

viele Vorteile, er schützt die Umwelt und die<br />

Gesundheit der Menschen. Doch weil die Kleinbauern<br />

auch wirtschaftliche Sicherheit benötigen,<br />

war es von Anfang an Ziel des <strong>Helvetas</strong> Projektes,<br />

dass die Baumwolle nicht nur biologisch angebaut,<br />

sondern auch nach Fair-Trade-Richtlinien<br />

gehandelt werden soll. Für <strong>Helvetas</strong> und ihren<br />

Textilpartner Switcher war daher klar, dass man<br />

die Fair-Trade-Bedingungen für das Max Havelaar-Gütesiegel<br />

erfüllen wollte, welche in den<br />

letzten Jahren entwickelt wurden.<br />

Prämien für Sozial-<br />

und Umweltverträglichkeit<br />

Seit kurzem ist die Baumwolle aus Mali nun<br />

Max Havelaar-zertifiziert. Die Bäuerinnen und<br />

Bauern erhalten für ihre biologisch angebaute<br />

Baumwolle neben der Bio-Prämie von 36<br />

Francs CFA (malische Währung) daher neu auch<br />

eine Fair-Trade-Prämie von 36 FCFA, welche<br />

in einen Fonds eingezahlt wird, über den die<br />

Bauern gemeinsam verfügen können. Ausserdem<br />

wurde der kostendeckende Fair-Trade-<br />

Fair-Trade heisst faire Bedingungen in der<br />

ganzen Produktionskette: von den Bäuerinnen<br />

in Mali (oben) bis zu den Nähern in Indien<br />

(unten).<br />

30 <strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

Minimumpreis auf 236 FCFA festgelegt und liegt<br />

somit weit über dem konventionellen Preis von<br />

210 FCFA (ca. 52 Rappen) pro Kilogramm Rohbaumwolle.<br />

Auf diese Weise erwirtschaften die Fair-<br />

Trade-zertifizierten Biobauern für ihre Baumwolle<br />

insgesamt etwa 50% mehr als ihre<br />

konventionell anbauenden Kollegen. Dieses<br />

Zusatzeinkommen ist vor allem für die Bäuerinnen<br />

äusserst wichtig, die häufig am Existenzminimum<br />

leben. Die Motivation der Biobaumwoll-Bauern<br />

ist denn auch sehr gross, und sie<br />

sehen dank dem Fairen Handel optimistisch in<br />

die Zukunft. Dass sie dazu allen Grund haben<br />

beweist die steigende Nachfrage nach fair gehandelten<br />

Biobaumwoll-Textilien aus Westafrika:<br />

Neben Switcher hat sich unlängst auch die Migros<br />

entschieden, malische Biobaumwolle zu einem<br />

gerechten Preis für ihre Textilien zu beziehen.<br />

Weiterverarbeitung muss<br />

ebenfalls fair sein<br />

Wer das Max Havelaar-Gütesiegel für sein Textil<br />

haben möchte, muss jedoch nicht nur beim Einkauf<br />

der Baumwolle auf die Fair-Trade-Kriterien<br />

achten, sondern auch bei der Weiterverarbeitung<br />

in der gesamten Produktionskette Mindest-Sozialrichtlinien<br />

erfüllen; dazu gehören zum Beispiel<br />

die Zahlung angemessener Löhne, das Verbot<br />

ausbeuterischer Kinderarbeit, die Schaffung<br />

menschenwürdiger Arbeitsbedingungen etc. Eine<br />

unabhängige Kontrollstelle prüft, ob die Kriterien<br />

eingehalten werden. Die Prem-Group in Indien,<br />

der Verarbeiter für Switcher, der auch die <strong>Helvetas</strong><br />

Textilien produziert, ist in diesem Bereich ein<br />

Vorzeigeunternehmen.<br />

Wenn Sie bei <strong>Helvetas</strong> Textilien kaufen, können<br />

Sie daher sicher sein, dass keine Ausbeutung<br />

dahinter steckt. Mit Ihrem Einkauf ermöglichen<br />

Sie vielen Leuten eine lebenswertere Zukunft.<br />

Dies alles zu einem auch für die Konsumenten<br />

fairen Preis und in Top-Qualität. – Was will man<br />

denn noch mehr?<br />

Tobias Meier, Leiter Abteilung Fairer Handel. ■<br />

Wer mehr über das Engagement von <strong>Helvetas</strong><br />

im Bereich Biobaumwolle erfahren möchte, kann<br />

entsprechende Unterlagen bestellen (Telefon 044<br />

368 65 00) oder sich im Internet informieren<br />

(www.bio-baumwolle.ch).<br />

Die Wanderausstellung «Cotton, bio und fair» ist<br />

noch bis zum 7. Juli im Kulturfoyer des Einkaufszentrums<br />

Herblingermarkt in Schaffhausen zu<br />

sehen. Informationen zu weiteren Ausstellungsorten<br />

finden Sie unter: www.bio-baumwolle.ch.<br />

Die Max Havelaar-Stiftung (Schweiz)<br />

Die Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) wurde 1992 von den sechs grossen Schweizer Hilfswerken<br />

Brot für alle, Caritas, Fastenopfer, HEKS, <strong>Helvetas</strong> und Swissaid gegründet. Die Stiftung erteilt ein<br />

Gütesiegel für Produkte aus benachteiligten Regionen des Südens, die gemäss sozialen und ökologischen<br />

Kriterien produziert und fair gehandelt werden. Das Max Havelaar-Gütesiegel gab es bisher<br />

für Früchte, Kaffee, Fruchtsäfte, Honig, Schokolade, Kakao, Zucker, Tee, Schnittblumen, Reis und<br />

Pflanzen. Ende April wurden neu auch Baumwoll-Textilien mit dem Gütesiegel<br />

lanciert. Max Havelaar-zertifizierte Produkte sind im Detailhandel, in<br />

der Gastronomie und bei zahlrei- chen Kaffeeröstereien erhältlich.


Jubiläums-T-Shirt<br />

– Limitierte Auflage!<br />

Wir offerieren ein exklusives <strong>Helvetas</strong> Jubliläums-<br />

T-Shirt in limitierter Auflage von 500 Stück zu<br />

50 Franken!<br />

Die vielfältige Arbeit von <strong>Helvetas</strong> im Süden<br />

stellen wir in Form einer Weltkarte (Peters-Projektion)<br />

dar, auf der die 22 aktuellen <strong>Helvetas</strong><br />

Partnerländer eingetragen sind – vom jüngsten<br />

Partnerland Afghanistan bis zu Nepal, wo <strong>Helvetas</strong><br />

die ersten Aktivitäten im Ausland startete.<br />

Zur Herstellung dieses T-Shirts wurde 100%<br />

malische Biobaumwolle aus dem <strong>Helvetas</strong> Handelsförderungsprojekt<br />

verwendet. Vor kurzer Zeit sind<br />

die malischen Baumwollbauern nach den internationalen<br />

Standards des fairen Handels zertifiziert<br />

worden, weshalb wir Ihnen hiermit die ersten<br />

Textilien mit dem Max Havelaar-Gütesiegel anbieten<br />

können.<br />

Sichern Sie sich jetzt schon das Erinnerungs-<br />

T-Shirt!<br />

S (T27S), M (T27M), L (T27L), XL (T27X).<br />

Fr. 50.–<br />

Neu! T-Shirt «Flow»<br />

Mirjam Andres hat wiederum ein T-Shirt-Motiv<br />

für <strong>Helvetas</strong> gestaltet.<br />

Lindengrünes Biobaumwoll-T-Shirt mit aufgedrucktem<br />

Wellen-Sujet auf der Vorderseite.<br />

<strong>Helvetas</strong> Logo auf dem Ärmel. 100% Biobaumwolle<br />

aus Mali. Ausgezeichnet mit dem Max<br />

Havelaar-Gütesiegel.<br />

S (T26S), M (T26M), L (T26L), XL (T26X).<br />

Fr. 34.–<br />

Neu! Damen-Shirt<br />

«Santal»<br />

Die beiden neuen Damen-Shirts mit V-Ausschnitt<br />

in modischen Sommerfarben sind eng tailliert geschnitten<br />

und körperbetont.<br />

Hergestellt aus 100% Biobaumwolle. Ausgezeichnet<br />

mit dem Max Havelaar-Gütesiegel.<br />

Provence-Blau:<br />

S (T61S), M (T61M), L (T61L), XL (T61X)<br />

Orange-Rot:<br />

S (T62S), M (T62M), L (T62L), XL (T62X)<br />

Fr. 26.–<br />

Neu! Kinder-T-Shirt<br />

«Tingatinga»<br />

Nach den drei bereits dieses Jahr lancierten Motiven<br />

«Zebra», «Schildkröte» und «Vogel» folgt in<br />

der T-Shirt-Serie «Tingatinga» das farbenfrohe<br />

Sujet «Buntfische». Die <strong>Helvetas</strong>/Switcher T-Shirts<br />

werden aus 100% Biobaumwolle aus Mali hergestellt.<br />

Ausgezeichnet mit dem Max Havelaar-<br />

Gütesiegel.<br />

Weitere Kinder-T-Shirts finden Sie in unserem<br />

Online Shop über: www.helvetas.ch (FairShop).<br />

Buntfische: 104/4 (TM104), 116/6 (TM116),<br />

128/8 (TM128), 140/10 (TM140).<br />

Fr. 25.–<br />

Einkaufen – ganz<br />

einfach!<br />

Telefon 044 368 65 65<br />

Fax 044 368 65 80<br />

E-Mail info@helvetas.org<br />

Internet www.helvetas.ch<br />

Verlangen Sie unseren Verkaufskatalog!<br />

Alle Produkte können Sie sich auch zu<br />

Hause in unserem Online-Shop ansehen<br />

und unter www.helvetas.biz bestellen.<br />

Oder kommen Sie in unserem Verkaufsladen<br />

vorbei, wenn Sie unsere Artikel<br />

besichtigen, vergleichen, anprobieren<br />

möchten.<br />

Verkaufsladen<br />

St. Moritzstr. 15, Zürich<br />

Offen Montag bis Freitag<br />

8 bis 12 und 13.15 bis 17 Uhr<br />

31


apropos<br />

<strong>Helvetas</strong><br />

Jubiläums-Broschüre<br />

Im Rahmen seiner Lizentiatsarbeit an der Universität<br />

Fribourg hat der Journalist und Historiker<br />

Thomas Möckli die vergangenen fünf Jahrzehnte<br />

<strong>Helvetas</strong> Geschichte aufgearbeitet. Dabei legte er<br />

den Schwerpunkt seiner Forschung auf die Rolle<br />

von <strong>Helvetas</strong> in der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit<br />

und zeichnete ihren Weg<br />

von einem hauptsächlich von Freiwilligen getragenen<br />

Verein zur professionellen Entwicklungsorganisation<br />

nach.<br />

Aus Anlass des 50jährigen <strong>Helvetas</strong> Jubiläums<br />

präsentieren wir – rechtzeitig zum Jubiläumsfest<br />

– eine Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

seiner Studie in einem 40seitigen Essay,<br />

das die «50 Jahre <strong>Helvetas</strong>» einem breiteren<br />

Publikum näher bringen möchte. Neben dem<br />

Haupttext enthält die Broschüre ein Geleitwort<br />

des <strong>Helvetas</strong> Präsidenten Peter Arbenz sowie<br />

ein Nachwort des scheidenden Geschäftsleiters<br />

E. Werner Külling. Die Texte sind mit zahlreichen<br />

Fotos aus 50 Jahren <strong>Helvetas</strong> Tätigkeit im In- und<br />

Ausland illustriert.<br />

Sie können die Jubiläums-Broschüre zum<br />

Selbstkostenpreis von SFr. 10.– (inkl. Versand) be-<br />

Jahresbericht 2004<br />

Der Jahresbericht 2004 ist soeben erschienen.<br />

Er enthält einen Überblick über die Länderprogramme<br />

und die Aktivitäten von <strong>Helvetas</strong> in der<br />

Schweiz sowie die Jahresrechnung 2004, welche<br />

dieses Jahr aufgrund der neuen ZEWO-Richtlinien<br />

in wesentlich detaillierterer Form publiziert wird.<br />

Sie können den Jahresbericht mit dem dieser<br />

Nummer der «<strong>Partnerschaft</strong>» beiliegenden Talon<br />

bestellen oder auf unserer Geschäftsstelle anfordern<br />

(telefonisch: 044 368 65 00; per E-Mail:<br />

info@helvetas.org oder via Internet www.helvetas.ch).<br />

Die Bestellung ist kostenlos.<br />

32 <strong>Helvetas</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Juni</strong> <strong>2005</strong><br />

stellen (entweder telefonisch über unsere Zentrale:<br />

044 368 65 00, per E-Mail: info@helvetas.org<br />

oder via Internet: www.helvetas.org) oder<br />

sie direkt in unserem Verkaufsladen an der<br />

St. Moritzstrasse erwerben.<br />

Vorschau<br />

auf das August-Dossier<br />

50 Jahre EZA<br />

Neue <strong>Helvetas</strong><br />

Strategie <strong>2005</strong>–2010<br />

Im Hinblick auf das Jubiläum «50 Jahre <strong>Helvetas</strong>»<br />

haben Zentralvorstand und Geschäftsstelle<br />

eine neue <strong>Helvetas</strong> Strategie <strong>2005</strong>–<br />

2010 erarbeitet. Neben einer aktualisierten<br />

Lageanalyse enthält sie eine Aufstellung der<br />

wichtigsten Grundlagen der <strong>Helvetas</strong> Tätigkeit<br />

(Vision, Mission und Arbeitsprinzipien)<br />

und legt die Ziele der <strong>Helvetas</strong> Arbeit bis 2010<br />

fest. Das Dokument wird der Öffentlichkeit<br />

pünktlich zum Jubiläumsfest in einer leicht<br />

gekürzten Fassung zur Verfügung gestellt.<br />

Sie können die Strategie <strong>2005</strong>–2010<br />

ab sofort auf der <strong>Helvetas</strong> Geschäftsstelle<br />

bestellen (telefonisch: 044 368 65 00; per<br />

E-Mail: info@helvetas.org oder via Internet<br />

www.helvetas.ch). Die Bestellung ist kostenlos.<br />

Mit <strong>Helvetas</strong> wird auch die<br />

(schweizerische) Entwicklungspolitik,<br />

einschliesslich<br />

der praktischen Entwicklungszusammenarbeit,<br />

dieses<br />

Jahr ein halbes Jahrhundert<br />

alt. Grund genug für die<br />

«<strong>Partnerschaft</strong>», einen Blick<br />

zurückzuwerfen und eine<br />

Standortbestimmung zu wagen:<br />

Wo sind wir nach 50 Jahren Entwicklungszusammenarbeit<br />

angekommen? Was für Lehren lassen sich aus<br />

50 Jahren entwicklungspolitischer Arbeit ziehen? Woran<br />

soll sich die Entwicklungspolitik künftig orientieren? Und<br />

worin bestehen in Zukunft die Herausforderungen für die<br />

EZA im Allgemeinen und eine Entwicklungsorganisation<br />

wie <strong>Helvetas</strong> im Besonderen? Diesen und ähnlichen<br />

Fragen wollen wir im August-Dossier nachgehen. Zu Wort<br />

kommen sollen in dieser Nummer sowohl Experten aus der<br />

Schweiz als auch Entwicklungsfachleute aus dem<br />

Süden. Dabei wollen wir – im Sinne eines konstruktiven<br />

Hinterfragens unserer Tätigkeit – auch Raum bieten für<br />

kritische Analysen und Einwände, die zum Nachdenken<br />

anregen. (SB)

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