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Ausgewählte Handouts zum Band

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schon, warum sie mich damals im Kloster nicht in diesem Buch haben lesen lassen. Freilich tat<br />

ich es dennoch heimlich, zwei Nächte hindurch. Und ich kann Dir nur sagen: Was die Brüder in<br />

diesem gotteslästerlichen Schinken zu verbergen suchten, hatte seinen Grund. Denn unser<br />

Glauben ist nur eine Farce, eine Lüge.<br />

Aber der dunkle Kontinent hat eines seiner Geheimnisse preisgegeben, als ich über die Jahre<br />

versucht habe, mich der armen Neger anzunehmen. Sie verfügen über spirituelle Kräfte, die<br />

mächtiger, sehr viel mächtiger sind als unser Kreuz. Es war damals, an einem vermaledeiten<br />

Sonnabend, in der Mission bei Grootfontein, als eine Familie mich bat, nach ihrem ältesten Sohn<br />

zu sehen. Er hatte das Vieh am Wasserloch gehütet und war dann in einem unerklärlichen Fieber<br />

gefunden worden. Nun lag er in der Lehmhütte seiner Familie und war wie im Koma. Ich dachte<br />

es sei ein leichtes Buschfieber, nahm etwas Medizin und machte mich auf. Doch solche<br />

Symptome hatte ich noch nie zuvor gesehen. Der Atem war kurz und flach, die Hände zittrig. Er<br />

konnte nur im Dunkeln liegen, traf ihn ein Sonnenstrahl, bäumte sich der arme Körper unter<br />

Schmerzen auf. Es schien, als träume der Jüngling, manchmal schien er zu schreien und einmal<br />

formten seine Lippen seltsame Laute, die wie eine fremde Sprache klangen, die aber niemand<br />

versprach. Er hatte viel Flüssigkeit verloren und ich merkte, dass es zu Ende gehen würde, wenn<br />

nichts geschah.<br />

Auf einmal trat eine hysterische Alte herein, die schrie, die Große Schlange habe ihn gebissen. Ich<br />

ließ sie sofort aus der Hütte werfen. Wenig später kam sie mit einem Medizinmann wieder. Nun<br />

musste ich das Feld räumen, denn meine Medizin konnte das Leiden nicht lindern.<br />

Der alte Mann entzündete einen Ast des combretum primigenum, wenn ich mich nicht täuschte,<br />

und er fächelte den Rauch dem Jungen hinüber. Schon nach wenigen Minuten beruhigte sich der<br />

Körper und es trat eine Entspannung ein. Es war unglaublich. Der Schamane blieb noch Stunden<br />

dort und murmelte vor sich hin, bis er in Trance verfiel. Und ich hatte das Gefühl, er würde auf<br />

eine seltsame Art mit dem Jungen kommunizieren. Ich kann es schwer beschreiben. Dann auf<br />

einmal stieg Rauch aus dem Körper des Jungen auf, aus der Nase, dem Mund, ja sogar den<br />

Augen. Der Rauch formte Schlangen, die für einen kurzen Moment in der Luft stehen blieben,<br />

und dann verschwanden.<br />

Lieber Aventinus, bitte verstehe mich. Ich war so unglaublich fasziniert von diesem Vorgang,<br />

dass ich beschloss, mehr darüber zu erfahren. Also bat ich den Medizinmann, mir seine Kunst zu<br />

verstehen zu geben. Und was er mir in den nächsten Tagen zeigte, sprach allem Hohn, was ich<br />

bis dato gelernt habe. Er versetzte mich in Trance und zeigte mir wunderbare Welten. Aber viel<br />

verstörender war, dass er mich zu Ruinen führte, die tief im Veld lagen. Es sind die Reste einer<br />

Stadt, die Jahrtausende alt sein muss. Und auf einigen Säulen fand ich Gravierungen, die denen<br />

gleichen, die im Buch des Klosters beschrieben werden, welches von Civilisationen weit vor<br />

Adam und Eva spricht. Kannst du meine Verwirrung verstehen? Hier fand ich den Beweis für<br />

den Inhalt eines Buches, dessen Aussagen von der Heiligen Römischen Kirche geleugnet werden.<br />

Wie kann das sein? Das Werk des wahnsinnigen Deutschen, dessen Titel ich hier nicht schreiben<br />

möchte, spricht die Wahrheit!!! Der Beweis lag in meinen Händen. Aber noch größeres Entsetzen<br />

erfasste mich, als ich unter all den Zeichen, die einer Keilschrift gleichen, auch arabische<br />

Buchstaben fand. In vom Sande abgeschliffenen Lettern las ich: Al-Mu‘ell.<br />

Ich weiß nicht ganz genau, was es bedeutet. Mein Arabisch ist zu schlecht dazu.<br />

Aber ich werde die Antwort finden. In ein paar Stunden geht mein Schiff.<br />

Leb wohl!<br />

Dein Julius<br />

Somme Handout #2: Brief Hans von Hauser an Lutz Thurnreiter<br />

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