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Der Alte zeigte in unsere Richtung und wurde laut. So was sollte sie sich nicht bieten lassen. Aber<br />
was kann eine Frau da schon machen?<br />
Als einen Affront muss man es schon betrachten, dass uns die Dame erst nach einigem Zureden<br />
die leeren Ställe überließ. Der Leutnant sagte, sie wollte uns erst in einem Hain in der Nähe<br />
einquartieren.<br />
Alles in allem macht die Farm einen ordentlichen Eindruck, die Dame hat den Laden im Griff.<br />
Die Rinder seien auf fernen Weiden unter Bewachung. Von denen fehle nicht ein Kalb. Das weiß<br />
getünchte Haupthaus ist sauber und gepflegt, aber man sieht weder die Dame noch den Diener<br />
auf der Veranda. Na, bei der Hitze kein Wunder. Fast die ganze Nacht wird dagegen der Ofen<br />
befeuert, so dass es überall nach verbranntem Holz riecht.<br />
Morgen erkunden wir das Gebiet nordöstlich von uns. Dort soll auch eine verlassene Mine sein,<br />
die nach einer Explosion in den Stollen stillgelegt wurde. Sie gehörte einem Buren. Die können<br />
nicht mit Dynamit umgehen, sonst hätten sie die Tommys damals aus Südafrika gejagt. Der<br />
Leutnant hofft, dort Spuren der Räuber zu finden. Die Gutsherrin machte uns darauf<br />
aufmerksam.<br />
In Liebe<br />
Alfons<br />
Brief 3:<br />
Swapokmund, den 8. April 1914<br />
Liebe Minna,<br />
bitte verzeih, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich bin ganz malad. Es ist etwas<br />
Furchtbares geschehen. Ich kann vom Glück sagen, dass ich noch lebe. Es war schrecklich,<br />
davon werd ich ewig träumen. Aber lass mich alles berichten.<br />
Mehrere Stunden ritten wir durch die hügelige Steppe in Richtung der Buren-Mine. Die Sonne<br />
stieg immer höher und brannte gnadenlos auf uns herab. Schließlich mussten wir absitzen, um die<br />
Tiere zu schonen. Nachdem wir die Mittagsstunden im Schatten einiger dürrer Bäume<br />
überstanden hatten, erreichten wir die Mine, die verlassen in einem Talkessel lag. Sie bestand aus<br />
einem großen Schachtgebäude und einigen Nebengebäuden. Niemand war zu sehen, alles schien<br />
verlassen. Der Leutnant ließ absitzen, und in einer langen Schützenkette näherten wir uns mit<br />
schussbereiten Gewehren. Wir durchsuchten die Werkstätten und Steinwäschereien. Kupfer oder<br />
so wurde hier abgebaut. Und tatsächlich fanden wir in den Ställen für die Grubenpferde Reste<br />
eines Lagers. Hier hatte jemand kampiert. Eine Feuerstelle, ein paar leere Konserven und ein paar<br />
Decken. Aber die Galgenvögel waren ausgeflogen.<br />
Im Schachtgebäude mussten wir feststellen, dass die Anlage wohl noch genutzt wurde. Denn<br />
obwohl die Mine seit fast einem Jahr außer Betrieb ist, machten Förderkorb und Seilwinden<br />
einen benutzten Eindruck. Der Leutnant war ganz aufgeregt, da er glaubte, das Versteck der<br />
Halunken schon so früh gefunden zu haben. Er ließ ein paar Pferde holen, die die Winde und<br />
Seilzüge antreiben sollten, denn wir trauten den eingeschlagenen Steigeisen im Schacht nicht.<br />
Burkhardt, Heinrich, Theodor und ich wurden beordert, hinabzufahren. Mehr passten nicht in<br />
den Korb. Wir zückten Säbel und Pistolen und glitten hinab. Mein Herz schlug bis <strong>zum</strong> Hals.<br />
Richtig Angst hatte ich nicht, aber bei Gott, ich schwöre, ich hätte sie haben sollen, denn was uns<br />
dort erwartete, war so unvorstellbar, dass ich selbst heute noch wähne, mir alles nur eingebildet<br />
zu haben, da es solche Scheußlichkeit auf Erden nicht geben kann.<br />
Der Korb setzte in etwa 20 Metern Tiefe auf dem Sandboden auf. Es war stockfinster. Im<br />
flackernden Licht unserer Lampen ging es vorwärts. Wir waren in einer Art Halle, wo alle<br />
möglichen Sachen herumstanden. Förderkörbe, Rohre, Kettenzüge, Loren. Alles war schon leicht<br />
angerostet, denn es herrschte eine unnatürliche Schwüle. Es war stickig. Verschiedene Stollen<br />
führten in die Dunkelheit. Wir folgten dem größten. Ich kann nicht mehr sagen, wo er hinführte<br />
oder wie lange wir gingen. Wir bogen ab, es ging bergauf, bergab. Mal nahmen wir einen anderen<br />
Stollen usf. Auf dem Boden lagen Schienen schmal beieinander und einmal stieß ich unangenehm