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Handouts aus „Deutschland – Blutige Kriege & Goldene Jahre, 2 ...

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1<br />

<strong>Handouts</strong> <strong>aus</strong> <strong>„Deutschland</strong> <strong>–</strong> <strong>Blutige</strong> <strong>Kriege</strong> & <strong>Goldene</strong> <strong>Jahre</strong>, 2.<br />

Abenteuer „Tempus Fugit!“<br />

Edition“ im Klartext<br />

Tempus Handout #9: Visitenkarte Prof. Waldheims (Rückseite)<br />

Habe dich leider nicht angetroffen. Lass uns bitte diesen August Dierke im Auge behalten. Der<br />

schnüffelt mir zu sehr herum. Fahre jetzt wieder zum Camp.<br />

Tempus Handout #10: Brief Konrad von Appelderns an seinen Bruder<br />

Mein lieber Johann,<br />

Kurland, Dezember 1916<br />

die Angaben unserer <strong>aus</strong>tralischen Freunde haben sich wie erwartet als richtig erwiesen.<br />

Tatsächlich ist der L 38 wie prophezeit nahe Seemuppen direkt auf einem Wald niedergegangen.<br />

Die zeitlichen Angaben waren derart präzise, dass wir der Notlandung mit eigenen Augen<br />

beiwohnen konnten und Zeuge waren, wie die frustrierten Soldaten den Zeppelin aufgaben.<br />

Natürlich haben weder sie noch Einheimische etwas von unserer spektakulären Operation<br />

mitbekommen.<br />

Die Brüder haben anschließend nur drei Tage gebraucht, um die Beschädigungen an den<br />

Gaskammern zu reparieren. Ohne die Neuen, insbesondere Prof. Krampe und Emil Kleineder,<br />

wären wir wohl niemals so schnell voran gekommen. Ich bin fast ein wenig neidisch, dass unsere<br />

<strong>aus</strong>tralischen Freunde sie erwählt haben.<br />

Unsere Rückkehr wird sicher noch eine Weile dauern. Ein Gefährt von dieser Größe lässt sich eben<br />

trotz des Kriegschaos hier nicht so einfach außer Landes schaffen. Ich bin dennoch zuversichtlich,<br />

dass wir uns in spätestens einem Monat wiedersehen werden.<br />

Unsere <strong>aus</strong>tralischen Freunde haben im Übrigen angekündigt, dass sie eine gewisse Hildegard<br />

Charlotte Freifrau von Mondsee erwählt haben. Sie wird am 16. Februar um 17.13 Uhr in Pretnow<br />

eintreffen, um die weitere Operation vor Ort zu leiten.<br />

Mit herzlichen Grüßen, Dein Bruder<br />

Konrad von Appeldern<br />

PS: Den Brief gebe ich Waldheim mit.


2<br />

Abenteuer „Gefrorene Angst“<br />

Angst Handout #1: Artikel im Berliner Tageblatt vom 12. Oktober 1923<br />

Tod im Filmpalast!<br />

Bei Filmpremiere starben bis zu 20 Menschen<br />

Nach bisher nicht bestätigten Informationen sollen am Abend des 10. Oktobers in einem<br />

Filmtheater in der Friedrichstraße 10 bis 20 Personen ums Leben gekommen sein. Viele weitere<br />

wurden verletzt und in die Charité gebracht. Die Polizei hat wieder einmal eine Informationssperre<br />

verhängt! Man muss sich ernsthaft fragen, wie lange dieser Missstand so noch weiter gehen soll!<br />

Demokratie und journalistische Arbeit werden hier mit Füßen getreten.<br />

Offenbar waren alle Toten und Verletzte Gäste der Premierenvorstellung von Kl<strong>aus</strong> Jacobis<br />

neuestem Streifen „Le Monde Noir <strong>–</strong> Welt am Abgrund“. Jacobi verdanken wir solche<br />

kinematographischen Glanzleistungen wie Die Frauen <strong>aus</strong> Oberschellen, Der Bergsee und<br />

Leidenschaft eines Rennfahrers. Während der Premiere dieser in der Zeit des Weltkriegs<br />

angesiedelten Geschichte geschah ein nicht näher bezeichnetes Unglück. Allgemein wird ein<br />

Gasleck vermutet. Die ermittelnde Polizeibehörde hat dies weder dementiert noch bekräftigt.<br />

Vor allem die Gäste in den vorderen Reihen seien ums Leben gekommen. Die weiter hinten<br />

sitzenden Personen fielen in eine tiefe Bewusstlosigkeit. Arnim Deusser, Besitzer des Filmtheaters,<br />

wurde in Polizeigewahrsam genommen. Das Theater ist derzeit gesperrt. Es soll nach inoffiziellen<br />

Angaben erst wieder öffnen, wenn die Ursache des Unglücks geklärt ist.<br />

Angst Handout #2: Verkohlter Briefrest, Fachingers Wohnung<br />

kann nicht klar#<br />

schwierig ohne das Thanato#<br />

nur noch Reste vorhanden, aber#<br />

Muss mich zusammenreißen. Meine Freun#<br />

helfen. Angst! Ich dürste danach! Hier wird bald#<br />

# wenn es soweit ist, herrschen Chaos und#<br />

#gst wird mich sättigen, auch ohne Goedeckes Mittel. #<br />

#enn Tilmann recht hat, wird die Welt ohnehin bald unter#<br />

die Welten kollidieren, spätestens Ende November. Und C#<br />

über das Land <strong>aus</strong>. Du musst Kl<strong>aus</strong> im Auge behalten. Er dar#<br />

Noir gedrehte Episode nicht zeigen. Das würde die Ankun#<br />

beschleunigen!<br />

#u solltest hier in München sein, Augu#<br />

Dein Kamerad, B.W. Spreng#<br />

Angst Handout #3: Brieffragment von Kl<strong>aus</strong> Jacobi


3<br />

Der Alte glaubt wirklich, dass wir seinen Sohn <strong>aus</strong> dieser Schreckenswelt befreien wollen. Ich weiß<br />

ja nicht, wie es dir geht, Bernd-Walter, aber ich habe genug andere Sorgen, als mich mit okkultem<br />

Krimskrams zu beschäftigen. Soll er sich doch an Tilmann halten <strong>–</strong> seitdem er dieses Buch <strong>aus</strong> der<br />

Monde Noir mitbrachte, fängt er auch mit diesen Spinnereien an.<br />

Angst Handout #4: Brieffragment von August Fachinger<br />

Die Alpträume kommen wieder. Ich wache morgens auf und erschrecke über die Bilder, die ich im<br />

Zustand des Deliriums auf die Leinwand brachte. Die Monster, sie kommen wieder, sind überall!<br />

Angst Handout #5: Brieffragment von Rudolph Hoffmann<br />

Die Männer hier in der Grube haben Angst. Immer nur Angst. Sie wissen nicht, wo sie sich sicherer<br />

fühlen, hier unten in der Zeche oder oben in ihren Häusern, wo die Belgier patrouillieren. Die<br />

Angst fühlt sich gut an. Ich liebe ihren Geschmack. Geht es dir auch so?<br />

Angst Handout #6: Brieffragment von Tilmann von Havenbruck (Anfang 1923)<br />

Hier kann ich nur zu dem Schluss kommen, dass die Monde Noir höchst instabil ist. Sie wird in<br />

kurzer Zeit den Äther durchwandert haben und mit der Wirklichkeit kollidieren. Die Auswirkungen<br />

wären katastrophal. Cyaeghas Erwachen wäre dann wohl die geringste Sorge. Schon jetzt sickert<br />

ein Teil von Cyaeghas Bewusstsein in die reale Welt <strong>–</strong> wie sonst ist dieser Wahnsinn der Weimarer<br />

Republik zu erklären? Jegliche okkulte Experimente mit der Monde Noir führen zu einer<br />

Beschleunigung dieses Vorgangs. Haltet euch also bitte zurück! Und Kl<strong>aus</strong>: Vernichte am besten<br />

die besondere Filmrolle, sie bringt nur Unheil! Ich gehe davon <strong>aus</strong>, dass die Kollision Ende dieses<br />

<strong>Jahre</strong>s geschehen wird. Ich hoffe, ich finde bis dahin eine Lösung für das Problem.<br />

Angst Handout #7: Brieffragment von Rudolph Hoffmann (Oktober 1923)<br />

Das Kastentor habe ich hier in meinem Versteck tief unter der Erde errichtet und es, wie du mir<br />

rietest, mit den Junzt-Formeln und den Cyaegha-Fragmenten ergänzt. Ein Übergang sollte nun<br />

möglich sein. Mein Herz lechzt danach. Nirgendwo auf dieser Welt hat der Schrecken eine<br />

Qualität, wie sie jenseits davon anzutreffen ist. Furcht und Dunkelheit sind nun meine Begleiter,<br />

meine Freunde und meine Nahrung. Jenseits werde ich mich davon nähren, bis ich platze!<br />

Angst Handout #8:Brief von Tilmann Freiherr von Havenbruck, Wilsede, Havenbrucker<br />

Weg 1<br />

Lieber Kamerad!<br />

Ich muss Dir leider mitteilen, dass Du in den kommenden Wochen nichts von mir hören wirst. Ich<br />

werde mich gänzlich auf das große Projekt vorbereiten. Es ist unserem „Freund“ inzwischen<br />

gelungen, in unserem schäbigen, provisorischen Labor die Formel für das Gas zu rekonstruieren,<br />

und er beginnt jetzt mit der Herstellung einer größeren Menge. Die Firmen in Hamburg, zu denen<br />

ich immer noch Kontakt habe, sind mit der Herstellung beauftragt worden. In Kürze wird es einen<br />

ersten Probeeinsatz geben.<br />

Ich bin bester Dinge, dass unser Endplan gelingen wird. Du solltest zu uns stoßen, wenn es soweit<br />

ist! Die aktuelle politische Situation spielt uns in die Hände: Je mehr das deutsche Volk unter


4<br />

seinen Feinden von Innen und von Außen leidet, je größer die Armut wird und je mehr die<br />

Hoffnung schwindet, desto effektiver wird unser Mittel sein! Die Angst ist ein wichtiger<br />

Verbündeter! Und sie wird sich in den kommenden Wochen noch steigern!<br />

Unser „Freund“ ist übrigens nach wie vor davon überzeugt, dass wir all das nur tun, um seinen<br />

Sohn zu befreien. Törichter alter Mann!<br />

Dein Kamerad<br />

Tilmann von Havenbruck<br />

P.S.: Mit diesem Brief schicke ich dir ein Buch <strong>aus</strong> der Feder von Heinz Vogel. Mir ist es<br />

gelungen, einige der ursprünglichen Ritual-Passagen <strong>aus</strong> dem Original zu rekonstruieren. Ich weiß<br />

ja, wie sehr du Zauberei liebst!<br />

Angst Handout #9: Auszug <strong>aus</strong> Das festliche Jahr, Otto Freiherr von Reinsberg-Düringsfeld,<br />

1898<br />

Unter den germanischen Brauchtümern befinden sich einige, die ich keiner der bekannten<br />

heidnisch-germanischen oder christlich-germanischen Götter und Heiligen zuordnen konnte,<br />

welche aber <strong>–</strong> oft im Verborgenen und im Geheimen <strong>–</strong> unter zahlreichen germanischen Stämmen,<br />

wie beispielsweise den Langobarden und den Teutonen, weite Verbreitung fanden. Aufzeichnungen<br />

über diese obskuren Gestalten germanischer Anbetung wurden in den seltensten Fällen<br />

niedergeschrieben. Es scheint gar, als ob selbst römische Chronisten nur widerwillig über die<br />

scheußlichen, oft blutigen Opferungsrituale berichteten, welche diesen Dunklen Göttern oder<br />

Großen Alten dargebracht wurden. Es scheint, als ob insbesondere im Badischen und<br />

Schwäbischen Raum, wohl aber auch im angrenzenden Elsaß, eine düstere Präsenz in Erscheinung<br />

trat, welche man nur als das „Dunkle Auge“ bezeichnete. Diesem Auge zu Dienste stand ein<br />

Verkünder oder Herold namens Cyga oder Cyllah <strong>–</strong> diese Begriffe wurden, wohlgemerkt, von<br />

römischen Schreibern notiert und dürften <strong>aus</strong> der rauen germanischen Kehle ganz anders geklungen<br />

haben. Von Cyga sagte man, dass er in einem Dunklen Berg unter schwarzen Tannen schlummere.<br />

Man müsse ihm stets Menschen als Opfer darbringen, auf dass Cyga nicht auferstehe, die Sonne<br />

schlucke und die Welt mit eisiger Finsternis bedecke.<br />

Angst Handout #10: Weiterer Auszug <strong>aus</strong> Das festliche Jahr, Otto Freiherr von Reinsberg-<br />

Düringsfeld, 1898<br />

Jünger des Augenmeisters<br />

Kleiner regionaler Kult, verwurzelt in Südwestdeutschland. Scheint keine politischen oder<br />

gesellschaftlichen Ziele zu haben, außer der Verehrung ihres schlummernden Gottes, namens<br />

Cyaegha (= Der Augenmeister). Angeblich arbeiten die Jünger d.A. darauf hin, ihren Gott <strong>aus</strong><br />

seinem Kerker zu befreien. Bei zurückliegenden Auseinandersetzungen und <strong>Kriege</strong>n, wie etwa dem<br />

deutsch-französischen Krieg 1871, dem deutsch-österreichischen Krieg 1866 und selbst unter der<br />

Vorherrschaft napoleonischer Truppen im heutigen Reichsgebiet, sollen Jünger d.A. in Erscheinung<br />

getreten sein mit ungeklärten Absichten. Laut einer obskuren Überlieferung im verschollenen<br />

„Buch des Dunkeln Auges“ könne Cyaegha durch den Gleichschritt von Armeen oder dem Donner<br />

<strong>aus</strong> Musketen erweckt werden.


5<br />

Angst Handout #11: Notiz von Tilmann von Havenbruck<br />

Ab dem 12. Nov. 23 steigt die Wahrsch. einer Kollision mit der MN täglich um 6,78 %. Von Junzt<br />

hat Recht: Das Ende ist gekommen. C. wird sich erheben und uns alle fressen!<br />

Angst Handout #12: Notiz von Tilmann von Havenbruck<br />

Die 3 Traumsteine markieren die Grenzen der MN. Zerstörung möglich? Nur bei gleichzeitigem<br />

Angriff. Aber wie kann man in die MN vordringen? Hat R. inzwischen einen Weg gefunden?<br />

Abenteuer „Bilderwahn“<br />

Bilderwahn Handout #2: Zeitungsartikel mit Bild von Lundt<br />

Messermord beim Schauerkünstler<br />

In der letzten Nacht wurden zwei Männer im H<strong>aus</strong> des Hamburger Künstlers Theodor Lundt tot<br />

aufgefunden. Die mutmaßlichen Einbrecher hat man mit einem Messer hinterrücks erstochen. Die<br />

Identität der Opfer ist bislang nicht bekannt, und der Mörder befindet sich wahrscheinlich auf der<br />

Flucht. Der Schauerkünstler Theodor Lundt zeigte sich bestürzt. Als er von einer Veranstaltung in<br />

Begleitung seiner Tochter zurückkehrte, entdeckte Lundt die Leichen in der Galerie. Der Künstler,<br />

der vor allem für seine Schockbilder von den Kritikern gefeiert wird, rief umgehend die Polizei.<br />

Die Ermittlungen dauern an, sollen aber die baldige Ausstellung des Künstlers nicht behindern. Für<br />

Hinweise zur Ergreifung des Täters ist eine Belohnung von 250 Mark <strong>aus</strong>gesetzt. Hinweise nimmt<br />

jede Hamburger Polizeidienststelle entgegen.<br />

Bilderwahn Handout #4: Wegewitz’ Aufzeichnungen<br />

Aufzeichnungen über Labyrinthe (4a), die Urne (4b) und Drachen (4c)<br />

#4a: Aufzeichnungen über Labyrinthe<br />

Tontafel <strong>aus</strong> der Urne. Rekonstruiert.<br />

Das Monster im Irrgarten. Minotaurus in Kreta / Drache in Harburg?<br />

2 Arten von Labyrinthen<br />

1. verschlungener Weg ohne Verzweigungen, der unter regelmäßigem Richtungswechsel zum<br />

Mittelpunkt führt. Nicht möglich, sich zu verirren.<br />

2. Wegeverzweigungen, das also auch Sackgassen oder geschlossene Schleifen enthält.<br />

Verirren möglich


6<br />

#4b: Aufzeichnungen über die Urne<br />

Kupfer-von-den-Sternen? Ein mögliches Sternenmetall? Woher kommt es? Noch andere<br />

Behältnisse?<br />

Dr. Kalfer, Uni Berlin. Archäologischer Fund sehr ähnlich. Urne <strong>aus</strong> unbestimmbarem Metall, ohne<br />

Inhalt. Anforderung zum Vergleich?<br />

- Das Metall ist unbekannt und weigert sich beharrlich, klassifiziert zu werden<br />

- Die abgebildete Kreatur erinnert an einen Drachen<br />

#4c: Aufzeichnungen über Drachen<br />

Eine reine Jungfrau<br />

vollbringt jedwedes Herrliche auf Erden,<br />

wenn sie der ird'schen Liebe widersteht.<br />

<strong>–</strong> Friedrich Schiller<br />

Kann sogar Drachen besänftigen!<br />

Mancher Lindwurm gar soll Einblick haben in jenes, was noch geschehen wird und noch nicht ist.<br />

Und so ist ihm die Zukunft nicht verschleiert, die Vergangenheit gegenwärtig. Er lebt im Hier und<br />

Jetzt und kann jene teilhaben lassen an seinen Einblicken.<br />

Warum Jungfrauen?<br />

Jungfrau unschuldig, rein und unbefleckt?<br />

Was lockt den Drachen, was lockt das Böse?<br />

Das Reine<br />

Das Unschuldige<br />

Bernadus von Florenz (Hexer, Ketzer, Mörder)<br />

Drachen hier in Harburg mit zwölf Jungfrauenopfer besänftigt <strong>–</strong>> Blutopfer? Menschenopfer?<br />

Wurde in Rom hingerichtet<br />

Keine weiteren Quellen. De Vermis Mysteriis?<br />

Bilderwahn Handout #5: Auszüge <strong>aus</strong> dem “De Vermis Mysteriis”<br />

Leggetts englische Übersetzung Mysteries of the Worm<br />

#5a: Auszug <strong>aus</strong> dem 13. Kapitel des “De Vermis Mysteriis”<br />

Und so erkannte ich, daß eine Beziehung zwischen der künstlerischen Form des Labyrinthes und<br />

der Beherrschung der Dämonen existierte. Denn wie der Blick und der Geist des Menschen in den<br />

Mäandern gefangen werden, so verhält es sich noch vervielfacht bei den Dämonen, die selbst <strong>aus</strong><br />

Labyrinthen zu bestehen scheinen. In den Texten der Araber wird vielfach von Dämonen oder<br />

Djinni gesprochen, und wie sie durch das Labyrinth im Zaum gehalten werden können.


7<br />

~~~<br />

Weise sprach der alte Ibn Schacabao, dass um uns, dem Menschenauge unsichtbar, Djinni danach<br />

trachten, unser Dasein mit Chaos und Schrecken zu erfüllen. Furcht und Schwermut sind ihre<br />

Nahrung, und sie laben sich an ihnen wie der Wurm am Fleische. Und unter allen Djinni ist der<br />

Lloigor der schrecklichste.<br />

Unermesslich sein Hunger nach Leid<br />

Unermüdlich sein Streben nach Furcht<br />

Unvergleichlich seine Zaubermacht<br />

Dem Menschen offenbart er sich als tanzende Verwirbelungen oder als todbringender Drachen <strong>–</strong><br />

schuppig und schlangenhaft. Seine Anwesenheit bringt Furcht durch Alpträume am Tage und in der<br />

Nacht. Sogar die Verformung des Fleisches Unschuldiger liegt in seiner Macht. Und doch, so<br />

sprach der weise Zaubermeister, sind diese Djinni den geometrischen Irrwegen verfallen, die wir<br />

Labyrinthe nennen. Sie verlieren sich in ihnen, obwohl sie doch keine irdische Mauer zu halten<br />

vermag.<br />

~~~<br />

Und so verstand ich, daß die Natur des Lloigor der des Labyrinthes nicht unähnlich ist. Die Form<br />

der Linien, ist der Gestalt des Dämons nachempfunden, und er begegnet sich so in der Geometrie<br />

selbst und bleibt darin gefangen. Doch nicht ewiglich, denn kein Pergament und kein Stein kann<br />

den Lloigor lang halten. Er muss in Sternenmetall gefangen und versiegelt werden.<br />

#5b: Auszug <strong>aus</strong> dem 14. Kapitel des “De Vermis Mysteriis”<br />

ist dieser Kirchenchronik zu entnehmen, die ich in den Archiven Hamburgs fand. Sie beschreibt die<br />

Einkerkerung eines Wesens, dessen Leib sowohl einem Drachen, als auch einem unsichtbaren<br />

Dämon gleicht, das Zwietracht und Furcht sät. Die Übereinstimmung zum Lloigor ist offenkundig.<br />

Und offenkundig auch die Bannung des Bernardus.<br />

~~~<br />

Und man ließ nach Bernardus von Florenz schicken, der gegen den Dämon in Drachengestalt<br />

ziehen sollte, um unsere friedlich Ansiedlung von der Pein zu befreien. Des Dämons Dasein<br />

brachte Bruder gegen Bruder und Eltern gegen Kinder auf. Das Fleisch verformte sich am Leib der<br />

Männer und Frauen. Die Nächte waren erfüllt von Träumen. Schrecklichen Prophezeiungen einer<br />

schwarzen Zukunft.<br />

Doch Bernardus von Florenz zitierte vom Heiligen Georg und dem Drachenkampf, und er sprach<br />

wohl und weise, denn ihm oblag unser Seelenheil und unser aller Rettung. Er sprach von Opferung<br />

und der Macht des Blutes, so wie es in der heiligen Schrift stand, und das Dorf brachte dem<br />

Drachen dar zwölf Jungfrauen <strong>aus</strong> unserer eigen Mitte. Und der Kleriker ließ weiterhin schaffen<br />

eine Tafel mit wirrem Muster und eine Urne <strong>aus</strong> Sternenmetall, welches er mitbrachte <strong>aus</strong> dem<br />

fernen Italien, um damit den Dämon zu fangen. So brachte der Gottesmann die Zwölf zum Dämon,<br />

der da gestaltlos und dem Menschenauge unsichtbar h<strong>aus</strong>te in den Hügeln.<br />

Als Bernardus von Florenz dem Dämon gegenüber trat, die Zwölfe hinter sich führend, nahm der<br />

Dämon die Form des Drachen an. Und die Jungfrauen starben rein durch Bernardus Hand, ihr Blut<br />

benetzte das Gras, und der Drache ward zurückverwandelt in seine Dämonenform. Mit Gottes Wort<br />

bannte Bernadus den Dämon, zwang ihn in die Tafel und versiegelte sie in der Urne <strong>aus</strong>


8<br />

Sternenmetall. Wir verbrannten die Jungfrauen, legten die Knochen in zwölf Urnen und begruben<br />

sie in einem Ring um das Gefängnis des Dämon. Den reinen Frauen fiel unser aller Rettung zu, und<br />

sie sollen im Himmelreiche zur Rechten unseres Herrn und Erlösers sitzen für jetzt und für<br />

immerdar. Und dank sei Bernadus von Florenz, der den Dämon bannte für alle Zeiten.<br />

~~~<br />

Die Chronik spricht wiederholt von Zwölfen, dabei ist diese Zahl höher als in jeder anderen Quelle.<br />

Der weise Araber spricht bloß von einer einzelnen, unberührten und reinen Frau, die den Dschinn<br />

verleitet, seinen Schuppenpanzer abzulegen und sich zu verirren.

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