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Das Projekt Mutten - Tiefbauamt Graubünden - Kanton Graubünden

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<strong>Tiefbauamt</strong> GraubündenUfficio tecnico Uffizi da construcziun bassa Nr. 74 Okt. 2006731.10 MuttnerstrasseDank neuer Strasse neue Chancen für <strong>Mutten</strong>Mit dem feierlichen Eröffnungsaktam 21. Oktober 2006 wird dieneue Muttnerstrasse definitivdem Verkehr übergeben. Dieneue, 6.4 Kilometer lange Strassenverbindungeröffnet der Bevölkerungund den Gästen deskleinen Walserdorfes hoch überder Schinschlucht neue Perspektivenin Sachen Sicherheit, Erreichbarkeitund Fahrkomfort.Die Kosten belaufen sich auf 35Millionen Franken.Auf halber Strecke zwischen Thusisund Tiefencastel, mitten in derSchinschlucht bei Calabria, zweigtdie bisherige Verbindungsstrassenach <strong>Mutten</strong> ab. Die alte Naturstrasseüberwindet, eingeklemmtzwischen zwei Tobel, gute 600 Höhenmeter.21 Wendekehren müssenbewältigt werden bis nach <strong>Mutten</strong>.Die Strasse stammt aus derZeit der Fuhrwerke und Kutschen,sie wurde um das Jahr 1869 erbaut.Die Strasse ist heute noch für maximalneun Tonnen Gesamtgewichtzugelassen. Der Unterhalt der bekiestenFahrbahn ist aufwendig undbeschäftigt eine Unterhaltsgruppezwei bis drei Wochen im Jahr. ImJahr 1990 liess das <strong>Tiefbauamt</strong>Graubünden ein generelles <strong>Projekt</strong>für eine neue, den heutigen Anforderungentsprechende Erschliessungvon <strong>Mutten</strong> ausarbeiten. DieQuerschnittsgestaltung basiert aufdem Typ einspurige Verbindungsstrassemit einer Minimalbreite von3.6 Meter und einem zulässigen Gesamtgewichtvon 28 Tonnen.Auf dem schnellsten und sichersten Weg nach <strong>Mutten</strong>Als neuer Abzweigungspunkt an derSchinstrasse bot sich eine Stelle ungefähr1.8 Kilometer weiter taleinwärtsbei der Soliserbrücke an. Damitkonnte mit dem gleichen <strong>Projekt</strong>auch die Fraktion Obersolis auf GemeindegebietVaz/Obervaz neu erschlossenwerden. <strong>Das</strong> neue Trasseesteigt mit 10% Richtung <strong>Mutten</strong>an. Um das Dorf zu erreichen sindheute nur noch sechs anstelle derbisherigen 21 Wendekehren erforderlich.Für die Querung des tief eingeschnittenenMuttnertobels untersuchtedas <strong>Tiefbauamt</strong> neben derTunnel- auch eine Brückenvariante.Mit einem 400 Meter langen Viaduktsollte das Tobel oberhalb der FraktionObersolis überbrückt werden.Nach umfassenden Abklärungen,Berechnungen und Kostenschätzungenunterlag diese <strong>Projekt</strong>ideeschliesslich einer Lösung mit einem1'312 Meter langen Tunnel. Nachder Unterquerung des Muttnertobelsim gebrächen Bündnerschieferführt das Trassee auf die linke, sonnigeTalflanke. Sie steigt mit 10%über Bergwiesen an und erreichtnach knapp 800 Meter die Walsersiedlung<strong>Mutten</strong> am unteren Dorfrand.


2<strong>Das</strong> <strong>Projekt</strong> <strong>Mutten</strong>: Herausforderung und BefriedigungMit der Bauausführung wurde imSommer 1992 in Solisbrücke gestartet.Die Baustellen wurden nachMöglichkeit in Zweijahreslose aufgeteilt.Die Ausführung der Tragschichterfolgte jeweils direkt im Anschlussan das Tiefbaulos. Mit dieser Bauweiseerreichte man einen geordnetenAbfluss des Oberflächenwassersund eine bestmögliche Erschliessungder Folgebaustelle. So war esauch möglich, das jeweilige Baulossamt den Fertigstellungsarbeiten abzuschliessen.Bis zum Erreichendes Dorfes <strong>Mutten</strong> gab es noch einigeKnacknüsse zu meistern. Hangrutschungen,Feuchtgebiete undSteilhänge verlangten aussergewöhnlichetechnische Massnahmen.Für die Bereitstellung der Materialdeponien,für den Landerwerb, dieAbgeltung von Ertragsausfällen undRodungen war Verständnis und Verhandlungsgeschickgefordert.Der Ausbau der neuen Muttnerstrassedauerte im Ganzen 14 Jahre. Natürlichwäre es möglich, ein solches<strong>Projekt</strong> in wesentlich kürzerer Bauzeitzu verwirklichen. Massgebendwaren aber nicht die bautechnischenMöglichkeiten, sondern dieverfügbaren Finanzmittel. Grundsätzlichstanden dem <strong>Tiefbauamt</strong>vor dem Sparbeschluss des Gros-sen Rates im Jahr 2003 30 MillionenFranken pro Jahr für den Ausbaudes Verbindungsstrassennetzes vonrund 800 Kilometern Länge zur Verfügung.Damit waren aber die verschiedensten<strong>Projekt</strong>e im ganzen<strong>Kanton</strong> zu finanzieren. Bis zum Beginnder Tunnelbauarbeiten im Jahr1999 konnten deshalb für die neueMuttnerstrasse höchstens 1.5 MillionenFranken pro Jahr eingesetztwerden.Tunnel mit KurveAnlass für die Untertaglegung der<strong>Kanton</strong>sstrasse gab ein Rutschgebietauf der rechten Flanke des Muttnertobels.Mit 100 Meter tiefen Sondierbohrungengelang es die Kotender Gleitflächen zu orten. Die Tiefenlageder stabilen Gesteinsschichtenwar bestimmend für die Linienführungund für den Radius desHalbbogens im Tunnel. Der 1'312Meter lange Tunnel weist eine Fahrbahnbreitevon 4.0 m auf. Nach einerlangen Gerade beginnt bei Tunnelmeter680 eine 180-Grad-Kurve,die das Muttnertobel unterquert, umdann auf der linken Talflanke wiederan das Tageslicht zu kommen. Umdas Kreuzen der Fahrzeuge zu ermöglichen,sind im Tunnel acht Ausstellbuchtenangeordnet.<strong>Das</strong> <strong>Projekt</strong> in ZahlenTechnische Kennzahlen<strong>Projekt</strong>länge: 6'400 mFahrbahnbreite: 3.60 m + ETunnellänge 1’312 mBrücken:50 mMauern:1770 mAushub und Abtrag: 86'000 m³Tunnelausbruch 45'000 m³Schüttung: 28'000 m³Fundationsschicht: 30'000 m³Belag: 31'000 m²Werkleitungen: 21'000 mKosten in Millionen Franken<strong>Projekt</strong>ierung 1.2Trasseebau 16.0Tunnelbau 14.0Belagsbau 2.2Elektroinstallationen 0.6Landerwerb 1.1Gesamtkosten 35.1<strong>Projekt</strong>termine 1990 - 1991: Generelles <strong>Projekt</strong> 1991 - 2003: Ausführungsprojekte Mai 1992: Baubeginn inSolisbrücke Herbst 1999: BaubeginnTunnel Muttnertobel Juli2001: Durchschlag Tunnel Muttnertobel August 2003: BaubeginnLos Portal - Dorf September2006: Bauende Dorf <strong>Mutten</strong>ThusisCalabriaalte MuttnerstrasseSchinstrasseObersolisSolisbrückeUntermuttenneue MuttnerstrasseTiefencastelStafelTunnel Muttner TobelL = 1312 mAlte und neue Muttnerstrasse in der Situation


3Der provozierte Tagbruch beim Portal Seite <strong>Mutten</strong>Belagseinbau mit FerienstimmungAnfang November 1999 erfolgte derTunnelanschlag auf der Seite Obersolis.Die vorausgesagten, bautechnischschwierigen Wechsellagerungenvon Ton-, Mergel-, und Kalkschiefernsind eingetroffen. DerBündnerschiefer erwies sich zumTeil nachbrüchig bis gebräch. Für dieAusbruchsicherung wählten die <strong>Projekt</strong>verantwortlicheneine kostengünstigeSpritzbetonbauweise mitSystem-Ankerung. Mehr als 100 Tunnelmetermussten mittels Stahleinbaugestützt werden. Die Geologieund der einschalige Gewölbeausbauverlangten zwingend eine schonendeSprengweise. Dadurch erhielt dieBauherrschaft ein Spritzbetongewölbe,das auf einem weitgehend ungestörtenGestein anliegt und somitbesser tragfähig ist.Der Durchschlag auf der Seite <strong>Mutten</strong>erfolgt am 20. Juli 2001 auf unüblicheWeise, nämlich mit einem gewolltenTagbruch. Mit Hilfe von Stahleinbauarbeiteten sich die Tunnelbauerim Lockergestein bis in den geplantenPortalbereich vor. WenigeMeter vor dem Erreichen der Oberflächeprovozierten die Mineure einenEinbruch im Tunnelfirst bis andie Oberfläche, der dann ausgeweitetund gesichert wurde. Dadurchkonnte eine teure Erschliessung derPortalbaustelle im schwer zugänglichenGebiet eingespart werden. DerAusbau des Tunnels erstreckte sichüber weitere zwei Jahre. Dank demgeringen Verkehrsaufkommen von einigenwenigen Fahrzeugen pro Stundekann auf eine künstliche Luftzufuhrverzichtet werden. Erfahrungenmit ähnlichen Tunnels haben gezeigt,dass die natürliche Kaminwirkungeine ausreichende Belüftunggewährleistet.Die Unwetterschäden vom November2002 verschonten auch die Tunnelbaustellenicht. Im Portalbereichauf der Seite <strong>Mutten</strong> richtete dersonst unscheinbare, harmlose Spinabacherhebliche Schäden an. Währenddem Aufbringen der Feuchtigkeitsabdichtungwurde die Baugrubesamt Eingangsgalerie von einemmächtigen Murgang zugeschüttet.Die Betonkonstruktion indessen hieltden Schuttmassen stand.Die Kunst des Bauingenieurs<strong>Das</strong> <strong>Projekt</strong> Muttnerstrasse umfasstalle im Tiefbau vorkommenden Fachgebiete:Erdarbeiten, Felsabträge,Baugrubensicherungen, BrückenundStützmauerbau, Tunnelbau, Abdichtungen,Oberbau und Belagsarbeiten.Im Zeitalter der Diversifikation,der Spezialisierung, haben Bauvorhabenwie die Muttnerstrasse Seltenheitscharakter.Die Realisierungeines <strong>Projekt</strong> wie “Solis - <strong>Mutten</strong>” gehörtin seiner Ganzheitlichkeit wohlzu den schönsten Herausforderungenfür Baufachleute. Die neueStrassenanlage ist bildhafter Ausdruckder Ingenieurskunst, wie siebeim Bau der “Kunststrassen” zu Beginndes 19. Jahrhunderts von denersten “geschulten” Ingenieuren entwickeltwurde.ImpressumText, Abbildungen und Gestaltung:<strong>Tiefbauamt</strong> Graubünden. Die Weiterverwendungdes Inhaltes ist mit Quellenangabeerlaubt. Weitere Exemplarekönnen bestellt werden unterwww.tiefbauamt.gr.ch,info@tba.gr.choder Telefon 081 257 37 15.Die Zufahrt zum Tunnelportal im wilden Muttnertobel


4<strong>Mutten</strong>, das Aussichtsdorf mit PerspektivenJ. Martin Wyss, Gemeindepräsident <strong>Mutten</strong>Wer schon einmal die 21 Spitzkehrennach <strong>Mutten</strong> hinauf gefahren istund dies vielleicht sogar im Winter,der kann ermessen, was es für dieMuttnerinnen und Muttner bedeutethat, diese Strecke täglich zwei- bisviermal unter die Räder nehmen zumüssen. Da ich selbst auswärts arbeite,weiss ich ein Lied davon zusingen … Obwohl alle hier dieseStrecke wie im Schlaf kennen, warendie Gefahren nicht zu unterschätzen!Im Winter 2005 / 2006konnten wir Muttner die neue Verbindungsstrasseüber Obersolisnach <strong>Mutten</strong> provisorisch benützen,sozusagen testen, und uns somitein Bild für die Zukunft machen.Was lange währt, wurde endlichsehr gut. Mit einer Strasse, die allebetroffenen zu Gewinnern macht.Ein Zukunftsbonus, der lebensnotwendigist für unser Dorf!der das Dorf mit drei täglichen Postautokursenbedient. Gewonnen hat<strong>Mutten</strong> auch für seine Zukunft, fürseine Kinder – die Schüler, die nuntäglich ohne grössere Gefahr in dieOberstufe nach Sils i. D. pendelnkönnen. Gewonnen hat <strong>Mutten</strong> sicherfür all die Pendler, die im Dorfwohnen und täglich diese Streckefahren müssen, und für die Frauen,die mit Kind und Kegel Termine oderwöchentliche Besorgungen zu erledigenhaben. Gewonnen hat <strong>Mutten</strong>aber auch als Wohnort für potentielleZuzüger, die sich nun nicht mehrallein der gefährlichen Zufahrt wegenfür ein anderes Dorf entscheiden.Gewinn pur – diesen nun gutanzulegen und umzusetzen für eineZukunft mit Aussicht … nicht nur insschöne Albulatal, dies ist von nun anunser grösste Herausforderung.Ich möchte den politischen Entscheidungsträgern,welche denStartschuss für die neue Verbindungsstrassegegeben und die finanziellenMittel zur Verfügung gestellthaben sowie den Mitarbeitendendes <strong>Tiefbauamt</strong>es und der beteiligtenIngenieurbüros und Unternehmungenmeinen herzlichenDank aussprechen. Ein riesiges Dankeschöngebührt auch Werner Fürreraus Erlenbach, der uns mit seinergrossherzigen Spende den Ausbauder Dorfstrasse ermöglichte.Ich wünsche allen gute und unfallfreieFahrt!Gewonnen hat <strong>Mutten</strong> mit dieserStrasse eine Zufahrt, die Sommerund Winter wie jede andere Strasseim <strong>Kanton</strong> Graubünden befahrbarist, nämlich ohne Bedenken, ohneAngst, ohne grössere Gefahren undin der Regel auch ohne 4×4-Fahrzeug und ohne Schneeketten!Gewonnen hat <strong>Mutten</strong> auch eine Zufahrt,die Touristen von nah und fernnicht von einem Besuch in unserDorf abhält, sondern die Schönheiteines intakten Walserdorfes, wieObermutten und Stafel, unserenGästen noch näher bringen wird. Gewonnenhat der öffentliche Verkehr,Die provisorische Eröffnung der neuen Muttnerstrasse im Dezember 2005Ciba Geigy, Werk <strong>Mutten</strong>...Erinnerungen eines Strassenmeistersdes Bezirks 7 Thusis:Vor ungefähr 30 Jahren, an einemstürmischen Wintertag, rief man michan die Schinstrasse. Ein riesengrosserSattelschleppzug, voll beladen,aus der damaligen DDR kommend,hatte sich in einer Steigung oberhalbSils quergelegt und blockierte den gesamtenVerkehr. Die Kolonne der stehendenAutos wurde immer grösser,die Geduld der Verkehrsteilnehmerindessen immer kleiner.Auf meine Frage an den Fahrer ausdem Ostblock nach dem Wohin, antwortetedieser gereizt: “Nach <strong>Mutten</strong>wohl, Mensch!” Geduldig versuchteich ihm zu erklären, dass er mit seinemGefährt nicht einmal über die Abzweigunghinaus komme und dassdie Strasse nur für neun Tonnen zugelassensei. Von der schmalen Naturstrasseund den vielen Wendekehrenbis zum Dorf <strong>Mutten</strong> ganz zuschweigen. Schlussendlich zeigtemir der Fahrer den Lieferschein desLadeguts, wo tatsächlich geschriebenstand: Ciba-Geigy, ChemischeFabrik, Werk <strong>Mutten</strong>. Mit einemSchlag war uns klar, da hatte irgendeinSchreibtischtäter einfach das “z”von <strong>Mutten</strong>z vergessen. Unter lautemGefluche wendete der Fahrersein Gefährt mit neuem Ziel <strong>Mutten</strong>z.Seinem Disponenten im fernen Ostdeutschlandwerden wohl die Ohrengeläutet haben.Die Macher Gesamtleitung: <strong>Tiefbauamt</strong> Graubünden <strong>Projekt</strong>verfasser Trassebau: Ing.Büro Luzi/Barandun, Summaprada <strong>Projekt</strong>verfasser Tunnelbau: Ing. BüroRätia Ingenieure, Chur <strong>Projekt</strong>verfasserElektro: Ing. Büro Nay und PartnerAG, Chur Bauleitung: <strong>Tiefbauamt</strong>Graubünden Bezirk 7 Thusis BauleitungTunnel Muttnertobel: Pellegrini Bauleitungen,Thusis Tiefbauunternehmungen:Pitsch AG, Thusis; Zindel AG,Chur; Centorame AG, Schmitten; Tunnelbauunternehmungen:Murer SA, Sedrun;Rizzi AG, Cazis Belagsunternehmungen:Käppeli’s Söhne AG, Chur;Stradun SA, Ilanz; Casty AG, Landquart;Vago, Chur Weitere Unternehmungen:Elektro Joos, Thusis; Ughini, Cazis;Vetsch, Pragg Jenaz

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