Musikinstrumentenbauerin Musikinstrumentenbauer - SFMM
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<strong>SFMM</strong>-Information No. 103 Waldhäusern, im August 2008<br />
Liebe Mitglieder<br />
Manchmal ist es nicht einfach, ein Vorwort<br />
zu verfassen. Das kalte und schmuddelige<br />
Wetter dieses Vorsommers hat auch nicht<br />
dazu beigetragen, die Leute hinter dem Ofen<br />
hervor zu locken.<br />
Immerhin darf man berichten, dass die<br />
«Wallisellen-Historik« bei gutem Wetter und<br />
viel Publikum über die Bühne ging. Als einziger<br />
Vertreter des <strong>SFMM</strong> war Ruedi Weber<br />
mit seiner Unika, natürlich angetrieben mit<br />
dem antiken Motor, auf dem Platz. Da das<br />
Interesse an Ruedi’s Orgel überaus gross<br />
war, haben wir nun an die Veranstalter appelliert,<br />
nächstes Mal mehr Grossorgeln zuzulassen.<br />
Die Grösse des Geländes verkraftet<br />
problemlos ein paar weitere Orgeln.<br />
Auch schon Geschichte ist das Orgelfest<br />
Waldkirch. Der Wetterbericht war miserabel.<br />
Man konnte jedoch davon ausgehen,<br />
dass dies nicht zutreffen wird, da das Wetter<br />
am Orgelfest, so weit ich mich zurück erinnern<br />
kann, immer optimal war. So war es<br />
denn auch dieses Mal. Lediglich am Sonntag<br />
Abend kamen dann die Wetterfrösche<br />
doch noch zu Ehren. Aufgefallen ist mir,<br />
dass man in Waldkirch bald mehr Schweizer<br />
als Deutsche antrifft. Es gab jedenfalls<br />
ausreichend Gelegenheit, Erlebnisse auszutauschen.<br />
In diesem Heft veröffentlichen wir<br />
1<br />
ein paar Stimmungsfotos. Wer das Orgelfest<br />
Waldkirch verpasste, hatte noch Gelegenheit,<br />
das internationale Festival der mechanischen<br />
Musik in Les Gets zu besuchen. Wer<br />
Waldkirch nicht verpasste, durfte natürlich<br />
trotzdem nach Les Gets.<br />
Bekanntlich denken Geschäftsleute frühzeitig<br />
an Weihnachten. Wir schliessen uns dem<br />
an und legen bereits dem August-Heft eine<br />
Gabe bei. André Ginesta hat freundlicherweise<br />
den Originalprospekt der Firma Hug<br />
& Co in Zürich 1 von 1925/26 zur Verfügung<br />
gestellt um einen schönen Nachdruck<br />
zu erstellen. Es ist sicher interessant zu<br />
lesen, dass der Handel mit mechanischen<br />
Musikinstrumenten auch in der Schweiz<br />
florierte. Lesen Sie den Bericht von André<br />
Ginesta dazu.<br />
Lesenswert in diesem Heft ist auch der Bericht<br />
von Walter Murbach über den Klavierbau<br />
in der Schweiz. Besonders ans Herz<br />
legen möchte allen Mitgliedern, auch den<br />
Drehorgelfreunden, den überaus interessanten<br />
und zum Nachdenken anregenden<br />
Bericht von Arthur WJG Ord-Hume: «Gibt<br />
es im Himmel Spieldosenmusik?«<br />
Ich wünsche allen Freunden der mechanischen<br />
Musik viel Spass und Unterhaltung<br />
mit ihren Instrumenten.<br />
Hansjörg Surber
Bericht des Vereinsjahres 2007 / 2008<br />
Vorstand<br />
Der Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:<br />
• Hansjörg Surber, Präsident<br />
• André Ginesta, Vizepräsident<br />
• Hans Kunz, Aktuar<br />
• Barbara Bürgler, Kassiererin<br />
• Markus Bürgler, Internet, Beisitzer<br />
• Max Gautschi, Organisator<br />
<strong>SFMM</strong>-Sammlerbörse, Beisitzer<br />
• René Weiss, Beisitzer<br />
• Rechnungsrevisoren: Liselotte Frei,<br />
Max Heller<br />
Nach den vielen Rücktritten im vorigen Jahr,<br />
konnte der Vorstand und auch die beiden Stellen<br />
der beiden Rechnungsrevisoren wieder mit engagierten<br />
Personen besetzt werden.<br />
Mitgliederbestand<br />
Der <strong>SFMM</strong> zählt per April 2008 364 Mitglieder<br />
(Doppelmitglieder für 2 gezählt).<br />
In diesem Vereinsjahr haben wir leider die folgenden<br />
Todesfälle zu verzeichnen:<br />
Max Saaler<br />
Franz Häfliger<br />
Daniel Rüegsegger<br />
Wir bewahren den verstorbenen Mitgliedern ein<br />
ehrendes Andenken.<br />
Aus dem Verein ausgetreten sind 11 Mitglieder,<br />
neu eingetreten sind die folgenden 13 Mitglieder:<br />
Elmer Urs und Elisabeth<br />
Kretz Jakob und Silvia<br />
Berner Roland und Ehegattin<br />
Ruf Hans<br />
2<br />
Sieber Bernhard<br />
Sraub Josef<br />
Schüpach Vreni<br />
Dietschi Georg<br />
Jansen Thomas<br />
Rüegsegger Ursula<br />
Impressum<br />
Schweizerischer Verein der Freunde mechanischer Musik, <strong>SFMM</strong><br />
Vereinshefte<br />
Erfreulicherweise konnten wir den Umfang der<br />
drei Hefte dieses Vereinsjahres halten, da doch<br />
viele Mitglieder uns immer wieder Berichte zustellen.<br />
Auch erfreulich ist die Vielfalt und gute<br />
Durchmischung der Berichte, es ist also kein<br />
drehorgellastiges und kein spieldosen- oder klavierlastiges<br />
Heft erschienen. Naturgemäss finden<br />
die Drehorgeltreffen eher im Sommer statt,<br />
so dass in den Heften vom August und Dezember<br />
vermehrt Berichte über Drehorgelanlässe<br />
zu finden sind. Speziell erwähnenswert sind die<br />
regelmässig erscheinenden Portraits über aussergewöhnliche<br />
und interessante Mitglieder. Denjenigen,<br />
welche sich bisher zur Verfügung gestellt<br />
und sich viel Zeit genommen haben, sowie auch<br />
der Redakteurin, welche in diese Berichte viel<br />
Arbeit und Zeit investiert, sei herzlich gedankt.<br />
Ebenfalls speziell gedankt sei Anita und René<br />
Weiss, welche zusammen mit Stefan Fleck einen<br />
mehrteiligen, sehr interessanten Bericht über die<br />
Restaurierung einer Karussellorgel verfassen.<br />
Generalversammlung<br />
Diese fand letztes Jahr am 29. April in Adolf<br />
Kessler’s Musikparadies in Oberhasli statt. Es<br />
sind 99 Personen erschienen, diese grosse Zahl<br />
Postadresse: Hansjörg Surber Redaktion: Irina Selivanova Surber<br />
Unterdorfstrasse 4 Druck: Druckerei Huber, Boswil<br />
CH-5624 Waldhäusern<br />
E-Mail: info@sfmm.ch Adressverwaltung: Markus Bürgler<br />
Internet: www.sfmm.ch Redaktionsschluss: 15.3.; 15.7.; 15.11.<br />
Bankverbindung: Postcheckkonto: 85-667192-3<br />
IBAN:CH28 0900 0000 8566 7192 3<br />
BIC: POFICHBEXXX<br />
Jährliche Mitgliederbeiträge:<br />
Einzelmitglieder CHF 60.–<br />
Vorstand: E-Mail: info@sfmm.ch Doppelmitglieder CHF 80.–<br />
Präsident: Hansjörg Surber Aufnahmebeitrag CHF 50.–/60.–<br />
Vizepräsident: André Ginesta<br />
Aktuar: Hans Kunz Inserate:<br />
Kassiererin: Barbara Bürgler Privatinserate<br />
Internet: Markus Bürgler für Mitglieder: gratis<br />
1. Beisitzer: Max Gautschi Geschäftsinserate: 1 Seite CHF 180.–<br />
2. Beisitzer: René Weiss 1 /2 Seite CHF 100.–<br />
Revisoren: Liselotte Frei, Max Heller 1 /4 Seite CHF 60.–
ist erfreulich und widerspiegelt das Interesse an<br />
unserem Verein. Für mich war diese zweite Generalversammlung<br />
bedeutend angenehmer, hat<br />
doch Walter Dahler verdankenswerterweise eine<br />
gut funktionierende Verstärkeranlage organisieren<br />
können. Das Protokoll und einen Bericht der<br />
GV findet man im Heft Nr. 100.<br />
Sammlerbörse Schafisheim<br />
Am 25. November fand zum zweiten Mal die<br />
<strong>SFMM</strong>-Sammlerbörse bei Max Gautschi in<br />
Schafisheim statt. Auch dieses Mal erschienen<br />
die Besucher zahlreich und es waren diverse<br />
neue Aussteller anzutreffen. Die Börse darf als<br />
voller Erfolg bezeichnet werden und es ist zu<br />
hoffen, dass dieser Anlass zur Institution wird.<br />
Einen Bericht mit Fotos findet man im Heft Nr.<br />
101.<br />
Dank<br />
Wir dürfen auf ein ereignis- und erfolgreiches<br />
Vereinsjahr zurückblicken. Dies kann nur erreicht<br />
werden dank dem Mitwirken und Engagement<br />
der Mitglieder und des Vorstandes. In<br />
der heutigen Zeit mit dem vielfältigen und oft<br />
In eigener Sache<br />
3<br />
überbordenden Freizeit- und Unterhaltungsangebot,<br />
manchmal von zweifelhafter Qualität, ist<br />
es besonders wichtig, dass man auch die traditionellen<br />
Werte hochhalten kann. Gesamtschweizerische<br />
Vereine wie der <strong>SFMM</strong> und natürlich<br />
auch die befreundeten Vereine im Ausland tragen<br />
dazu bei, dass die Arbeiten und der Erfindungsreichtum<br />
unserer Vorfahren nicht in Vergessenheit<br />
gerät. Wenn es auch noch wenige sind, ist es<br />
doch erfreulich, wie sich auch junge Leute dazu<br />
berufen fühlen, zum Teil mit grossem Einsatz die<br />
Welt der mechanischen Musik lebendig zu erhalten.<br />
Ich möchte dieses Jahr deshalb vor allem<br />
auch unseren jüngeren Mitgliedern meinen ganz<br />
besonderen Dank aussprechen. Speziellen Dank<br />
gebührt auch meinen Vorstandskolleginnen und<br />
Kollegen für ihren grossen und uneigennützigen<br />
Einsatz. Nicht auslassen möchte ich zu guter<br />
Letzt auch meine Frau Irina, welche als Redaktorin<br />
des Vereinsheftes unermüdlich auf der Suche<br />
nach neuen Beiträgen aus aller Welt ist, diese redigiert,<br />
zusammenstellt und mit Bildern versieht<br />
und besonders jeweils gegen Redaktionsschluss<br />
in solcher Begeisterung aufgeht, dass sie überhaupt<br />
keine Zeit mehr für mich findet…<br />
Wir sind bestrebt, unseren Mitgliedern weiterhin ein umfangreiches und qualitativ anspruchsvolles<br />
Vereinsheft zuzustellen. Wie auch diese Ausgabe zeigt, werden wir erfreulicherweise<br />
laufend mit vielen Artikeln beliefert, wofür wir den Einsendern unseren herzlichen Dank aussprechen.<br />
Diese Artikel zu bearbeiten erfordert jedoch einen grossen Zeitaufwand, der oft unterschätzt<br />
wird und den wir nur in unserer Freizeit zur Verfügung haben.<br />
Da das gesamte Heft jeweils auf elektronischem Weg in definierten Dateiformen der Druckerei zugestellt<br />
werden muss, möchten wir an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir Texte von Beiträgen<br />
in Zukunft ausschliesslich in elektronischer Form in einer Worddatei entgegennehmen können.<br />
Ausgenommen sind ganz kurze Texte wie z.B. Verkaufsinserate. Sollen dem Text Fotos beigefügt<br />
werden, so müssen diese aus Qualitätsgründen separat in Originalgrösse elektronisch geliefert<br />
werden.<br />
Das Abschreiben von Texten erfordert viel zu viel Zeit, eingescannte Texte benötigen enorm viel<br />
Speicherplatz und können nicht zudem nicht bearbeitet werden. Fotos, z.B. historische Aufnahmen,<br />
welche nicht elektronisch vorliegen, können durch uns eingescannt werden. Aus Qualitätsgründen<br />
müssen uns zu diesem Zweck jedoch die Originalaufnahmen zugestellt werden.<br />
Falls jemand nicht in der Lage ist, Textbeiträge elektronisch zu liefern, bitten wir um vorgängige<br />
Mitteilung.<br />
Im Interesse aller bitten wir Sie höflich um Verständnis für diese Massnahmen.<br />
Irina Selivanova Surber<br />
Hansjörg Surber
Protokoll der 29. ordentlichen Mitgliederversammlung<br />
<strong>SFMM</strong> vom Sonntag, 13. April<br />
2008 bei unserem Mitglied<br />
Reto Breitenmoser in Degersheim<br />
1. Begrüssung<br />
Unser Präsident, Hansjörg Surber, eröffnet um<br />
11.05 Uhr die Versammlung und kündigt sogleich<br />
an, dass der anschliessende Apéro von<br />
Reto Breitenmoser spendiert ist. Somit kann festgestellt<br />
werden, dass die Versammlung faktisch<br />
mit einem Applaus begonnen hat. Er erwähnt,<br />
dass nach der GV das Mittagessen an den gleichen<br />
Plätzen eingenommen werde und auch ein<br />
Showblock und ein Konzert an der Kinoorgel<br />
dargeboten werden.<br />
2. Wahl der Stimmenzähler<br />
Als Stimmenzähler werden Silvia Sulzener und<br />
Matthias Fuchs vorgeschlagen. Es werden keine<br />
weiteren Vorschläge gemacht.<br />
3. Protokoll der GV 2007<br />
Es wünscht niemand, dass das Protokoll vorgelesen<br />
wird. Unser Präsident erwähnt, dass das Protokoll<br />
im letzten Sommerheft abgedruckt wurde.<br />
Das Protokoll wird von der GV genehmigt. Er<br />
meldet, dass 110 Teilnehmer anwesend sind, davon<br />
sind 94 stimmberechtigt. 13 Teilnehmer haben<br />
sich entschuldigt.<br />
4. Jahresbericht 2007/2008<br />
Hansjörg Surber liest seinen interessant verfassten<br />
Jahresbericht vor. Dieser Jahresbericht wird<br />
zusammen mit diesem Protokoll in unserem<br />
Vereinsheft publiziert. Er erwähnt, dass unserem<br />
Verein im April 364 Mitglieder angehören<br />
(Doppelmitglieder als 2 Personen gerechnet). Zu<br />
Ehren der drei verstorbenen Vereinsmitglieder<br />
erhebt sich die Versammlung.<br />
5. Jahresrechnung 2007<br />
Unsere Kassiererin Barbara Bürgler erklärt uns einige<br />
Details zur Jahresrechnung und erwähnt unter<br />
anderem, dass unser Vereinsvermögen 2007 um Fr.<br />
185.40 auf Fr. 21535.60 angewachsen ist. Es werden<br />
keine Fragen betr. der Rechnung gestellt. Max<br />
Heller liest den Revisorenbericht vor. Die Revisoren<br />
Max Heller und Liselotte Frei haben die Rechnung<br />
am 23.2.2008 kontrolliert. Der Bericht wird<br />
von der GV einstimmig genehmigt. Der Präsident<br />
lässt über die Jahresrechnung abstimmen. Sie wird<br />
mit einer Gegenstimme genehmigt.<br />
6. Revisorenbericht und Genehmigung<br />
Jahresrechnung<br />
Dieses Traktandum wurde unter Traktandum 5<br />
erledigt.<br />
4<br />
7. Budget 2008<br />
Unser Präsident präsentiert erstmalig ein Budget.<br />
Er macht einige Bemerkungen über gewisse<br />
Posten. Bei der anschliessenden Diskussion<br />
fragt Werner Albrecht, wie man die Kosten für<br />
die Mitteilungsblätter fast auf die Hälfte reduzieren<br />
konnte. Hansjörg Surber erklärt, dass die<br />
letzte Ausgabe unseres Vereinsheftes 2006 erst<br />
im 2007 bezahlt wurde. Walter Lips findet Fr.<br />
3500.– als Reisebeitrag zu hoch, da hier eher<br />
wenig Mitglieder profitieren können. Der Präsident<br />
erachtet den Betrag als gerechtfertigt. Es<br />
sei auch ein Ansporn damit die Mitglieder an<br />
den Reisen teilnehmen. Bruno Leoni sagt, dass<br />
dieser Betrag etwa 70 Mitgliederbeiträgen entspreche<br />
und möchte wissen wie viele Mitglieder<br />
jeweils an den Reisen teilnehmen. Unser Präsident<br />
meint, dass 70 Teilnehmer etwa stimmen<br />
könnte. Er betont auch, dass die Reisen teurer<br />
geworden sind, was man auch bei der nächsten<br />
Reise sehe. Das Budget wird mit 5 Gegenstimmen<br />
angenommen.<br />
8. Jahresbeiträge<br />
Hansjörg Surber erläutert mit einem kleinen<br />
eingehenden Referat, dass der Vorstand beschlossen<br />
habe den Jahresbeitrag von bisher Fr.<br />
50.– für Einzelmitglieder und Fr. 70.– für Doppelmitglieder<br />
um Fr 10.– zu erhöhen. Bruno Leoni<br />
stört sich am Argument «für ein grosser Verein<br />
wie wir ist der Jahresbeitrag bescheiden».<br />
Unser Präsident gibt ihm recht und verweist auf<br />
die aufgelaufene Teuerung seit der Gründung.<br />
Walter Lips erwähnt, dass das Vereinsvermögen<br />
früher ca. Fr. 40000.– betragen habe und<br />
jetzt um ca. die Hälfte geschrumpft ist. Dies<br />
hauptsächlich durch die Abgabe von teuren und<br />
teilweise auch zweifelhaften Weihnachtsgaben.<br />
Er vermutet auch, dass im diesjährigen Budget<br />
bereits die Beitragserhöhung eingerechnet ist.<br />
Er macht darum folgenden Antrag: Die Mitgliederbeiträge<br />
sind dieses Jahr auf dem alten<br />
Stand zu belassen, das Budget soll überarbeitet<br />
werden und erst nächstes Jahr soll über eine Erhöhung<br />
diskutiert werden. Ueli Gassner findet,<br />
dass das Weihnachtsgeschenk nicht alle Jahre<br />
nötig ist. Andres Brunett möchte wissen warum<br />
Doppelmitglieder nur Fr. 5.– pro Person erhöht<br />
werden. Unser Präsident erklärt, dass Doppelmitglieder<br />
nur ein Heft erhalten und meistens<br />
auch nur ein Weihnachtsgeschenk. Fredy Künzle<br />
möchte die Eintrittsgebühr erhöhen, dann<br />
wären die jetzigen Mitglieder zufrieden, dass
dies nur Neumitglieder betreffen würde. Er ist<br />
auch der Ansicht, dass mit der Beitragserhöhung<br />
noch zugewartet werden sollte. Hansjörg<br />
Surber rechnet vor, dass diese Eintrittsgebühr<br />
enorm erhöht werden müsste um nur annähernd<br />
an den Ertrag einer Beitragserhöhung zu kommen.<br />
Ein Neumitglied erklärt dass er keinen<br />
Verein kenne welcher Eintrittsgebühren erhebt<br />
und meint dass es nicht unbegründet nötig sei<br />
ein hohes Vermögen anzuscheffeln. André Ginesta<br />
erläutert, dass der Grund der Eintrittsgebühr<br />
die Beteiligung am bestehenden Vereinsvermögen<br />
ist. Anita Weiss meint man solle eine<br />
Umfrage erheben ob die Mitglieder überhaupt<br />
eine Weihnachtsgabe möchten. Der Präsident<br />
will dies zur gegebenen Zeit abklären. Werner<br />
Albrecht drängt aus zeitlichen Gründen zur<br />
Abstimmung. (Er denkt wohl wie viele andere<br />
auch an den Apéro!).<br />
Nach dem Votum von Walter Murbach, er ist<br />
gegen eine Erhöhung der Eintrittsgebühr um<br />
den Anreiz für Neumitglieder nicht zu schmälern,<br />
schreitet unser Präsident zur Abstimmung.<br />
Der Antrag von Walter Lips erhält 19 Stimmen<br />
und eine Gegenstimme. Der Antrag des Vorstandes<br />
wird mit grossem Mehr angenommen.<br />
Somit beträgt der Jahresbeitrag neu Fr. 80.– für<br />
Doppelmitglieder und Fr. 60.– für Einzelmitglieder.<br />
9. Eintrittsgebühren<br />
Karl Klaus stellt den Antrag zur Streichung der<br />
Eintrittsgebühr. Walter Murbach sieht Probleme,<br />
da diese Eintrittsgebühr in den Statuten stehen<br />
könnte. Nach Durchsicht meldet der Präsident<br />
das nichts vermerkt ist in den Statuten. Der<br />
Antrag von Karl Klaus erhält 17 Stimmen. Der<br />
Antrag des Vorstandes zur Belassung der Eintrittsgebühr<br />
erhält bedeutend mehr Stimmen.<br />
10. Anträge<br />
Es werden keine weiteren Anträge gestellt.<br />
11. Veranstaltungen<br />
Der Aktuar erkärt, dass bei der diesjährigen Reise<br />
die Fr. 3500.– des Budgets noch nicht eingeplant<br />
sind. Auch sagt er, dass er im Gegensatz<br />
zum Vorstand einen Beitrag von Fr. 3500.– pro<br />
Reise zu hoch findet, da die Beteiligung an den<br />
Reisen laufend abnimmt. Er möchte eher ein<br />
gratis Essen an der GV, die immer gut besucht<br />
ist. Auch schlägt er einen «Tagesevent» vor,<br />
zum Beispiel den Besuch eines speziellen Anlasses<br />
in einem Museum bei welchem der Verein<br />
einen Apéro oder das Mittagessen spendiert.<br />
Für das nächste Jahr schlägt er eine eintägige<br />
Reise nach Wangen im Allgäu vor. Dort befindet<br />
sich der zweite Teil der Kalina Sammlung<br />
dessen anderer Teil wir in Lindau schon besucht<br />
haben. Hansjörg erklärt, dass die Englandreise<br />
wegen zu wenig Anmeldungen sistiert wurde.<br />
Ruedi Weber schlägt einen Besuch bei unserem<br />
5<br />
Mitglied Fritz Müller vor. Fritz Müller meldet,<br />
dass er momentan immer noch am Einrichten<br />
ist. Fredy Künzle hat die gute Idee, dass man<br />
die Reise nach Wangen mit einem Besuch bei<br />
Fritz Müller verbindet. Max Gautschi stellt die<br />
3. Sammlerbörse vom 23. Nov. 08 in Schaffisheim<br />
vor. Er erwähnt unter anderem dass am<br />
Samstag, 22.11 ein «Vorabend» stattfindet, an<br />
welchem die Kameradschaft gepflegt werden<br />
kann. Weiter teilt Max Gautschi mit, dass dieses<br />
Jahr anlässlich der Kaktus Chilbi am 12./13.<br />
Juli einige Karussellorgeln zur Unterhaltung<br />
aufspielen werden.<br />
12.GV 2009<br />
Der Aktuar schlägt vor die GV in Basel bei unserem<br />
Mitglied Peter Rohrer durchzuführen.<br />
Neben seinem Museum befindet sich ein grösserer<br />
Raum in welchem die GV abgehalten und<br />
das Mittagessen eingenommen werden kann.<br />
Im Innenhof befindet sich ein Zelt in welchen<br />
die Apérofreunde auf die Kosten kommen können.<br />
13. Mitteilungen<br />
Markus Bürgler meldet, dass das Verzeichnis<br />
über unsere Mitgliederzeitungen noch nicht<br />
ganz fertig erstellt ist. Auch macht er Werbung<br />
für die CD über alle bisher erschienen Zeitungen,<br />
welche zu Fr. 10.– bei ihm bezogen werden<br />
kann. Fritz Müller hat dem OK des Drehorgeltreffens<br />
Thun einige Vorschläge unterbreitet<br />
und möchte gerne, dass wir diese Vorstösse<br />
unterstützen. Der Präsident nimmt diese Anregungen<br />
entgegen und will sie mit dem Vorstand<br />
besprechen.<br />
14. Verschiedenes und Umfrage<br />
Regula Wieser macht auf den JEKAMI Drehorgelplausch<br />
am nächsten Freitag bei ihr in<br />
Bergdägerlen aufmerksam. Hansjörg Surber<br />
sucht Unterlagen über einen Schweizer, Matthias<br />
Sigg, welcher im vorletzten Jahrhundert<br />
ein elektromagnetisch gesteuertes Klavier entwickelt<br />
hat. Roland Peyer empfiehlt eine Veröffentlichung<br />
in Internet. Ruedi Schupp findet<br />
unsere Terminliste etwas mager und ruft die<br />
Versammlungsteilnehmer auf ihnen bekannte<br />
Termine unverzüglich dem Vorstand zu melden.<br />
Um 12.25 Uhr kann unser Präsident, Hansjörg<br />
Surber, die Versammlung abschliessen und die<br />
Teilnehmer können endlich zum langersehnten<br />
Apéro schreiten.<br />
Für den gelungenen Anlass möchten wir uns bei<br />
unserem Mitglied, Reto Breitenmoser, herzlich<br />
bedanken.<br />
Jona, den 14. Mai 2008<br />
Der Präsident: Der Aktuar:<br />
Hansjörg Surber Hans Kunz
Der Berufsstand des Klavierbauers<br />
in der Schweiz – gestern und heute<br />
Einleitung<br />
Bei den Recherchen um die Firmengeschichten<br />
in der Schweiz stiess ich auf verschiedene<br />
Unterlagen und Dokumente über die Entwicklung<br />
dieses Berufsstandes. Vor allem wunderte<br />
ich mich über den Umstand, dass die Berufe<br />
rund um das Klavier, viel schlechter organisiert<br />
waren, wie etwa die Berufsgattungen der<br />
Möbel- und Bauschreiner. Dies ist umsomehr<br />
verwunderlich, da doch der Beruf des Klavierbauers<br />
in einer Klavierfabrik, zumindest<br />
dem Möbelschreiner ein gutes Stück weit sehr<br />
nahe kommt. Auch sind die Werkzeug – und<br />
die Werkstoffkunde fast dieselben, wie beim<br />
Möbelschreiner. Und eigentlich genau so ist es<br />
beim Orgelbauer. Mit dem Orgelbauberuf befasst<br />
sich dieser Aufsatz in diesem ersten Teil<br />
vorerst nicht, weil durch das Bundesamt für Industrie,<br />
Gewerbe und Arbeit (BIGA) gesondert<br />
reglementiert. Einmal jedoch – im Jahre 1972<br />
– kamen sich Orgelbauer und Klavierbauer mit<br />
denjenigen der Orgelbauer in Hagen zusammenzulegen.<br />
Dies geschah dann aber nicht wie<br />
geplant.<br />
Um die nachfolgende Geschichte der Berufe in<br />
der Klavierbranche zu verstehen, ist es vorerst<br />
wichtig, eine Begriffsbestimmung vorzunehmen.<br />
Diese ist nur verständlich, wenn man sich<br />
in die Zeit zurückversetzt, als es in unserem<br />
Lande noch Klavierhersteller gab. 1957 z.B.<br />
gab es in der Schweiz noch fünf aktive grössere<br />
und kleinere Firmen, welche Klaviere und<br />
Flügel herstellten. Jährlich wurden im Ganzen<br />
ca. 1500 bis 2000 Instrumente hergestellt (etwa<br />
die doppelte Anzahl an Instrumenten wurde<br />
importiert). Es gab also in unserem Lande:<br />
Hersteller von Instrumenten<br />
Klavier- oder sog. «Pianohäuser»<br />
Musikinstrumentengeschäfte<br />
Über diese drei Gattungen Firmen lief die Klavierbranche<br />
in unserem Land. Die ersten zwei<br />
Firmengattungen betätigten sich auch im Reparatur-<br />
und Stimmservice, während die dritte<br />
Art, vielfach Musikinstrumente jeglicher Art in<br />
erster Linie zum Verkauf anbot. Nur die grösseren<br />
der dritten Art boten auch Service – Dienste<br />
an. Die zweite Gattung läuft heute vielfach<br />
unter der Bezeichnung «Klavierfachgeschäft».<br />
Einige darunter stehen auch auf einem zweiten<br />
Standbein und verkaufen auch elektronische<br />
Tasteninstrumente. Vielfach war es so, dass<br />
die zweite Gattung Verkaufsvertretungen von<br />
bestimmten Macken inne hatten – teilweise<br />
sowohl in- und ausländische Produkte. Soweit<br />
einmal die eigentlichen Firmen.<br />
6<br />
Die Berufe der Klavierbranche<br />
bis 1945 1. Teil<br />
Die Berufe in der Klavierbranche sind von der<br />
Bezeichnung her noch heute etwas verwirrend,<br />
wenn die Bedeutungen dahinter nicht definiert<br />
werden. Man kennt die folgenden Begriffe<br />
(mehr volkstümlich, als richtig zugeordnet):<br />
Klavierbauer<br />
«Eidg. Diplomierter» Klavierbauer<br />
Klaviertechniker<br />
Klavierreparateur<br />
Klavierstimmer<br />
Hier stellt sich die Frage, wer kann nun was und<br />
wie sieht seine Ausbildung aus. Diese Frage ist<br />
nicht unerheblich, wenn wir (in unserer «Branche»)<br />
ein mechanisches Musikinstrument, wo<br />
das Grundinstrument aus einem Klavier besteht,<br />
einem dieser Berufskategorien zur «Behandlung»<br />
geben. Wir können die obige Liste<br />
schon einmal um 50% kürzen. Laut BIGA gibt<br />
es den «Klaviertechniker», sowie den «Eidg.<br />
Diplomierter» Klavierbauer nicht. Diese Berufsbezeichnungen<br />
sind bestenfalls Pseudonyme<br />
für die übrig gebliebenen drei Kategorien.<br />
Es gab zwei Brancheverbünde in der Schweiz,<br />
welche in Zusammenarbeit mit dem BIGA – erstaunlich<br />
spät – die Berufsgattungen in der Klavierbranche<br />
definierten und auch einen Berufsbildungsweg<br />
entwickelten. Dieser wurde dann<br />
mit dem BIGA abgesprochen und es entstanden<br />
dann die Reglemente und Wegleitungen zu Ausbildung<br />
der schweizerisch anerkannten Berufe<br />
dieser Branche.<br />
Die beiden Verbünden – getrennt voneinander:<br />
«Schweizerischer Verband der Klavierbauer<br />
und Stimmer (SVKS)» gegründet am 26.Januar<br />
1947 in Zürich. Die Mitglieder dieses<br />
Verbandes sind in erster Linie Angehörige der<br />
Klavierfachgeschäfte (nicht nur Besitzer der<br />
Geschäfte, sondern auch deren Angestellte).<br />
Der zweite Verband – vom Gründungsjahr her<br />
gesehen, müsste man eigentlich sagen «der erste»<br />
Verband – ist der «Schweizer Verband der<br />
Klavierfabrikanten und – Händler (SVKH)»,<br />
gegründet 1917 durch die Klavierhersteller<br />
– 1938 neue organisiert. Die Mitglieder dieses<br />
Verbandes waren die fünf Klavierbaufirmen in<br />
der Schweiz und ein Teil deren Angestellter, sowie<br />
Musikinstrumentenverkaufsgeschäfte mit<br />
festen Vertretungen von in- und ausländischen<br />
Klaviermarken (z.B. bei Musik Hug, Jeklin
etc.) Bis zu diesem Zeitpunkt bestanden für alle<br />
Tätigkeiten am Klavier – sowohl bei den Herstellern,<br />
wie auch in den Fachgeschäften – völlig differenzierte<br />
Berufsbezeichnungen. Wir haben das<br />
anhand der Firmengeschichte der Klavierbaufirma<br />
Sabel (Arbeiterverzeichnis) gesehen:<br />
a) in einer Klavierbaufirma<br />
– Ein Zusammensetzer / Aufbauer – war eigentlich<br />
der Mann, welcher dem Klavier (oder<br />
Flügel) seine äussere Form und Grundkonstruktion<br />
gab – so zusagen das Gerüst des Instrumentes.<br />
– Polierer – er gab dem Möbelteil den Finish<br />
(Beizen, Lackieren, Polieren).<br />
– Bodenmacher – er fertigte den Resonanzboden,<br />
passte die Stege auf, setzte die Rippen<br />
(auf der Rückseite des Klaviers) und brachte<br />
das Ganze (auch Klangkörper genannt) in das<br />
Klavier ein.<br />
– Möbelschreiner, Fournierer – diese Leute fertigten<br />
den Möbelteil – meist nach Zeichnungen<br />
eines Entwurfes. Dazu gehörten – nebst<br />
der Wahl äusseren Holzsorte – Schnitzereien,<br />
Verzierungen, Schweifteile (gebogene, seitliche<br />
Stützen des Spieltisches, Facetten und<br />
Radien an Deckeln und Klappen (Fallboard),<br />
sowie dekorative Reliefs am oberen Frontpanel.<br />
Diese Berufsgattung, war in einer guten<br />
Klavierfabrik – wenn die Leute hervorragende,<br />
ideenreiche Fachleute waren – Gold wert.<br />
Sie gaben den Instrumenten die Ästhetik.<br />
– Seitenspinner – er fertigte (auf einer speziellen<br />
Seitenspinnmaschine) die Bass-Seiten.<br />
Der Kern derselben ist in der Regel ein harter<br />
Klaviersaitendraht mit vier- oder sechseckigem<br />
Querschnitt, über welchen mit einem<br />
Wirewrapsystem (ähnlich wie man das aus<br />
dem Telefonleitungsbau kennt) Kupferdrahtwindungen<br />
aufgesponnen werden. Die Kunst<br />
dabei besteht darin, die Kupferwindungen um<br />
den Stahldrahtkern so straff zu wickeln, dass<br />
sie die Windungen mit dem Kern so verkrallen,<br />
dass die Kupferwindungen ohne Löten<br />
oder Kleben mit der Stahldrahtseele eine feste<br />
Verbindung darstellen. Diese Arbeit ist das A<br />
und O, ob am Schluss das Piano einen warmen<br />
– nicht klirrenden Klang – im Bassbereich<br />
hat. Sowohl der Stahlkern wie auch das<br />
Kupfer liefern die Saitenfabrikanten – lauter<br />
Spezialfirmen auf diesem Gebiet. Diese hüten<br />
ihre Geheimnisse der Stahl – und Kupferlegierungen<br />
bis zum heutigen Tage – denn – Stahl<br />
und Kupfer, ist nicht gleich Stahl und Kupfer,<br />
wenn daraus später Musik entspringen soll!<br />
Der Saitenspinner kann also die letztendliche<br />
Klangqualität der oberen und tiefen Basslage<br />
(zwei und eine Saite pro Ton) nur durch<br />
handwerkliches Geschick beeinflussen. Die<br />
Grundvoraussetzung wird vom Saitensteller<br />
beeinflusst.<br />
Ein Beispiel: Hat man ein historisches Instru-<br />
7<br />
ment vor sich, welches einen phänomenalen<br />
Bass von sich gibt, tut man gut daran, die<br />
Basssaiten bei der Restaurierung sorgfältig zu<br />
entfernen, um diese nachträglich wieder einzusetzen,<br />
statt einen neuen Satz einzubauen.<br />
Ein gutes Fachgeschäft ist in der Lage, dies zu<br />
beurteilen.<br />
– Maschinist – er bearbeitete die Rohteile von<br />
Holz und Metall an Bandsäge, Kreissäge,<br />
Bohr- und Fräsmaschine. Die Teile kriegen<br />
dadurch ihre Rohform zu weiteren Feinbearbeitung.<br />
– Intonateur – er war – nebst dem Klavierstimmer<br />
– der Mann, welcher mit Musikgehör in Bezug<br />
auf Klangschattierungen, dem Instrument seine<br />
«Eigenheit» vermittelte. Er tat das, indem<br />
er die Hämmer entsprechend bearbeitete (hart<br />
und weich, spitz und rund), die mögliche Anschlagstärke<br />
justierte und die Dämpfung einstellte.<br />
Er war auch derjenige, welcher sich als<br />
erster an der eingebauten Hammermechanik<br />
und der Klaviatur zu schaffen machte. Er regulierte<br />
die Hammermechanik auf gleichmässigen<br />
Gang und stimmte das Instrument zum<br />
ersten Mal.<br />
– Stimmer – er tut diese Arbeit, welche Sie zu<br />
Hause auch erleben, wenn der Klavierstimmer<br />
den «Honky-Tonky-Sound» Ihres Instrumentes,<br />
wieder mit Kammerton A und wohlklingenden<br />
Quinten und Terzen in wohltuende<br />
Übereinstimmung bringt. Notabene – in einer<br />
Klavierbaufirma wird ein Klavier bis zu fünfmal<br />
gestimmt, bis er in den Verkauf gelangt.<br />
Dieses ist notwendig, weil bei einem neu hergestellten<br />
Klavier alle Teile: Rast (Massivkonstruktion),<br />
Resonanzboden, Saiten, Stimmwirbel<br />
etc. erst nach geraumer Zeit zur Ruhe<br />
kommen. Man muss sich vergegenwärtigen,<br />
dass die Summe des Saitenzuges in Längsrichtung<br />
bis zu 16 t ansteigen kann. Diese Zugkraft<br />
bewirkt im rechten Winkel zu den Saiten, einen<br />
Druck von ca. 300 kg auf den Resonanzboden.<br />
Die Rippen (auf der Rückseite des Resonanzbodens)<br />
verhindern ein übergebührliches<br />
Rückwölben des Resonanzbodens. Letzterer<br />
ist normalerweise eine biegesteife Platte von<br />
8 bis 10 mm Wandstärke aus Fichtenriftholz.<br />
Der Resonanzboden ist gegen die Stegseite<br />
hin (nach vorne) gewölbt – als Gegendruck<br />
zur Pressung der Saiten. Diese Wölbung muss<br />
dem Instrument auf Lebzeiten möglichst aus<br />
dem Urzustand heraus erhalten bleiben. Alle<br />
diese Parameter würden zum vornherein zerstört,<br />
wenn ein fabrikneues Klavier auf Anhieb<br />
in Endstimmung gebracht würde. Aus diesem<br />
Grunde wird es vor dem Verkauf «langsam<br />
und in Raten hochgezogen». Auf diese Weise<br />
kann das Instrument in seine Endstimmung<br />
gebracht werden. Das Intonieren und Stimmen<br />
ist deshalb in einer Pianofabrik ein hochstehender<br />
Fachbereich, welcher viel mit Gefühl<br />
und Erfahrung zu tun hat.
) in einem Klavierfachgeschäft<br />
Alle oben aufgeführten Berufe, kommen auch in<br />
einem Klavierfachgeschäft vor, wenn es seiner<br />
Bezeichnung gerecht werden will.<br />
Es gibt eine Ausnahme: Das Klavierfachgeschäft<br />
stellt keine neuen Klaviere her. Aber: In<br />
einem soliden Klavierfachgeschäft müssen ein<br />
– oder mehrere Leute – einmal in ihrer Berufslaufbahn,<br />
die Herstellung eines Klaviers handwerklich<br />
miterlebt haben. Nur so ist es ihnen<br />
möglich, die Physik (Akustik, Mechanik, Konstruktion<br />
und Aufbau) zu verstehen und diese<br />
Erkenntnisse beim Restaurieren (Reparieren)<br />
und Stimmen optimal einzusetzen. Ein Klavierfachgeschäft<br />
kann sämtliche Reparaturen innen<br />
und aussen ausführen. Das Klavierfachgeschäft<br />
muss in der Lage sein, an einem Instrument<br />
eine Totalrevision durchzuführen, ungeachtet,<br />
ob das Instrument historisch, alt oder neueren<br />
Datums ist. Die Anforderungen , welche also an<br />
ein Klavierfachgeschäft gestellt sind, sind nicht<br />
bescheiden!<br />
Viele Klavierfachgeschäfte bezeichnen ihre<br />
Arbeit als Reparaturen. Die Bezeichnung Restaurieren<br />
wird in der Branche eher gemieden.<br />
Dieses ist meiner Ansicht nach eine falsche Bescheidenheit.<br />
Ein stark beschädigtes Instrument<br />
wieder auf Topzustand zu bringen - sowohl<br />
äusserlich, klanglich und normierter Funktion<br />
– ist eher eine Restaurierung, als eine blosse<br />
Reparatur. Ich habe es schon erlebt, dass mir ein<br />
Fachgeschäft, bei einer Totalrevision am fraglichen<br />
Instrument, Verbesserungen angebracht<br />
hat, welcher der Hersteller seinerzeit bei seiner<br />
Konstruktion vernachlässigte. (Es darf bei dieser<br />
Gelegenheit – und in diesem unseren Vereinsorgan,<br />
durchaus erlaubt sein – zu erwähnen,<br />
dass ich dieses Phänomen, mit Arbeiten unseres<br />
Mitgliedes Heinrich Sulzener in Bern, erlebt<br />
habe. Ähnliches habe ich bei der Firma Sabel<br />
in Rorschach gesehen, wo einem «steinalten»<br />
Rordorf-Klavier erstaunlich neues Leben eingehaucht<br />
wurde).<br />
Die heutigen Berufe<br />
der Klavierbranche 2. Teil<br />
Wir haben nun acht Berufe beschrieben, wie sie<br />
in einer Klavierbaufirma, welche Instrumente<br />
von A – Z herstellt, vorkommen. Die aufgezählten<br />
Berufe waren eigentlich nicht Berufe, sondern<br />
Spezialistentätigkeiten. So bis die 30-ger<br />
Jahre des letzten Jahrhunderts nannten sich die<br />
entsprechenden Leute so. Gelernt hatten sie ihre<br />
speziellen Tätigkeiten von Arbeitskollegen, Vorarbeitern<br />
und Meistern ihrer Arbeitsgeber. Vieles<br />
war «learning by doing» und wurden weitervermittelt,<br />
wie wir das aus der Firmengeschichte<br />
der Firma Bieger-Sabel erfahren haben. Für die<br />
acht Tätigkeiten , welche wir aufzählten, gab es<br />
keine reglementierte Berufslehre und auch kei-<br />
8<br />
ne Gewerbeschulklassen. Obwohl es alle acht<br />
aufgezählten Tätigkeiten heute noch gibt und<br />
auch ausgeübt werden (sonst gäbe es keine neuen<br />
Klaviere mehr und keine Reparaturen), sind<br />
die Bezeichnungen verschwunden. Ausnahmen<br />
sind der Möbelschreiner, der Klavierstimmer<br />
und der ganz eingangs erwähnte Klavierbauer.<br />
Wobei der Möbelschreiner über dies hinaus in<br />
einer besonderen Lage ist. Der Möbelschreiner<br />
absolviert heute seine Berufslehre in einer Möbelschreinerei.<br />
Tritt er später in eine Klavierbaufirma<br />
ein, spezialisiert er seine gelernte Tätigkeit<br />
auf das «Möbel» Klavier. Das war auch früher<br />
fast die Regel. Wir erinnern uns, dass Lorenz Sabel<br />
ursprünglich Sargmacher war.<br />
Wie geht nun die Ausbildung des Klavierbaufachsmanns<br />
(oder –Frau) in einem Lande vonstatten,<br />
in welchem es keine Klavierbaufirma<br />
mehr gibt? Für die Lehrlingsausbildung ist eine<br />
Lehrwerkstätte nötig, welche in der Lage ist dem<br />
Auszubildenden das «Erlebnis» Klavierbau von<br />
A-Z zu bieten. Wie bei jedem handwerklichen<br />
Beruf, ist dazu auch eine Gewerbeschule nötig,<br />
welche die Grundsätze dieses Berufes auch zusätzlich<br />
theoretisch vermittelt.<br />
Die Geschichte des Lehrlingswesens in der Klavierbranche<br />
in der Schweiz ist erstaunlich seltsam<br />
verlaufen. Dies umso verwunderlicher, als<br />
doch das Klavier seit dem 17./18. Jahrhundert<br />
eines der prominentesten Musikinstrumente darstellt<br />
– wenn auch früher noch in anderer Konstruktion.<br />
Der Beruf des Klavierbauers, Klavierreparateurs<br />
und Stimmers wurde erst nach 1945 versucht,<br />
als reglementierte Berufsgattung zu etablieren<br />
und von den Bundesbehörden (BIGA) als «Beruf»<br />
zu anerkennen. Dazu soll der folgende geschichtliche<br />
Abriss orientieren:<br />
Der «Claviermacher»<br />
Wir erinnern uns nach Bonifaz Bieger – dem<br />
Vorgänger von Lorenz Sabel in Rorschach, welcher<br />
«bey Häggenschwill Cant. St. Gallen 1845<br />
eine Klaviermacherei» auftat. Bieger stellte alles<br />
von A bis Z alleine her – auch die Klaviermechaniken<br />
mit Oberdämpfung. Auch seine Berufskollegen<br />
wie z.B. Johann Heinzmann «Facteur<br />
de Pianos, Soleure» (Solothurn geboren 13.Juli<br />
1816 arbeitete in Lyon, Paris und Strassburg,<br />
ehe er 1844 zu Wolfgang Strahl kam. Er macht<br />
sich 1851 selbstständig und starb wenig später.<br />
In so kurzer Selbstständigkeit konnte er wohl<br />
kaum mehr als 5 Klaviere alleine hergestellt haben.<br />
Davon gibt es in der ganzen Schweiz nur<br />
2 Eines steht im Museum der Stadt Solothurn<br />
und ein gleiches beim Verfasser dieser Artikels.<br />
Beide Exemplare sind von der Machart absolut<br />
Modellgleich. Das Firmenschild Heinzmann<br />
ist exakt demjenigen von Strahl nachgebildet,<br />
was vermuten lässt, dass Heinzmann noch bei<br />
seinem ehemaligen Arbeitsgeber selbstständig<br />
wurde – eine Art Lizenzproduktion. Aber die
Berufsbezeichnung «Claviermacher» trifft bei<br />
diesem Kleinst-KMU absolut zu. Alles an diesen<br />
2 Heinzmann Exemplaren ist selbst gemacht.<br />
Lediglich die gusseiserne Einhängeplatte für die<br />
Geradebesaitung und die Kerzenleuchter stammen<br />
von Strahl wie das Exemplar im Schloss<br />
Blumenstein in Solothurn zeigt. Den Beruf des<br />
«Claviermachers» hatten sowohl Strahl und<br />
Heinzmann auf der Wanderschaft in Frankreich<br />
an den gleichen Orten als «Gesellen» erlernt, ehe<br />
sie sich selbstständig machten. Ihre Berufskunst<br />
gaben sie entweder ihren Söhnen weiter – oder<br />
wenn diese Mini KMU’s wuchsen, ihren Angestellten.<br />
Die Berufserlernung war nicht geregelt.<br />
Der Meister (meist Besitzer des Betriebes) war<br />
der Lehrer, der bei ihm arbeitende «Geselle» war<br />
der Lehrling. Die Lehre gelang so gut wie der<br />
Meister war und kannte keine gesetzliche Dauer.<br />
Dies schon deshalb, weil die «Gesellen 2 Wanderjahre<br />
absolvierten. Selbstständig konnte nur<br />
werden, wer Schweizer war, oder sich vorher einbürgerte<br />
– siehe «Die Firma Bieger-Sabel in Rorschach»<br />
(Sonderdruck <strong>SFMM</strong> Bulletin 1998).<br />
Eine neue gesamtschweizerische Instrumentenbauschule<br />
auf dem Arenenberg, Kanton Thurgau.<br />
Wir alle gehen in Konzerte und bewundern schöne<br />
Musik. Wir verehren Interpreten und haben<br />
Freude an schön gefertigten Instrumenten – auch<br />
an denjenigen in unseren Sammlungen. Aber haben<br />
wir uns auch schon gefragt wie die Fachleute,<br />
welche diese Instrumente herstellen, diesen Beruf<br />
erlernen und wo? Wohl kaum ernsthaft. Und das<br />
ist gut so! – weil noch bis vor wenigen Jahren die<br />
Lehrlingsausbildung kaum richtig reglementiert,<br />
geschweige denn gültige Berufsbilder entwickelt<br />
worden sind. Man sieht das anhand des Klavierbauers<br />
und Stimmers.<br />
Die Geschichte nur der Lehrwerkstätte für diesen<br />
Beruf ist eine Leidensgeschichte. Erst 1969<br />
konnte mit dem BIGA (damals Bundesamt für<br />
Industrie, Gewerbe und Arbeit) ein Reglement in<br />
Kraft gesetzt werden. 1949 gab es ein Reglement<br />
für die «Klavierreparateure -und Stimmer». In<br />
beiden Fällen mussten die beiden Fachverbände<br />
zusammen die Reglemente erstellen und dem<br />
BIGA vorlegen. Jahre lang waren sich die Verbände<br />
und das BIGA nicht einig. Für die Berufe<br />
der Klavierbranche waren es die folgenden – im<br />
1. Teil schon erwähnten zwei Verbände:<br />
– «Schweizerischer Verband der Klavierfabrikanten<br />
und Händler» (heute «Swissmusic»);<br />
– «Schweizerischer Verband der Klavierfachleute<br />
und Stimmer».<br />
Damit die Lehrlinge überhaupt einmal «erleben»<br />
konnten, wie ein Klavier gebaut wurde, fand<br />
1959 bei der Firma Sabel zum ersten Mal ein so<br />
genannter «Ferienkurs» statt. Dieser Kurs war sogar<br />
international belegt. Aber eine ständige Lehrwerkstätte<br />
gab es noch nicht. Die Fabrikanten<br />
bildeten ihren Nachwuchs einfach in ihrer eigenen<br />
Firma aus – nach dem Grundsatz «Learning<br />
9<br />
by doing». 1973 wurde bei der Klavierbaufirma<br />
Burger & Jacobi in Biel eine gesamtschweizerisch<br />
funktionierende Lehrwerkstätte eröffnet.<br />
Die Finanzierung erfolgte gemeinsam vom Bund,<br />
den Kantonen, den Lehrmeistern und den beiden<br />
erwähnten Verbänden. Zusätzlich wurde der so<br />
genannte «Verkaufsfranken» eingeführt. Für jedes<br />
in der Schweiz fabrizierte Klavier oder eingeführte<br />
Instrument müssen 40.– Franken bezahlt<br />
werden (20.-Franken durch den Verkäufer).<br />
Nachdem Burger & Jacobi 1982 in finanzielle<br />
Schwierigkeiten geriet, war abzusehen, dass<br />
eine Bleibe für die Lehrlinge dort nicht mehr<br />
lange sicher sein konnte. Die Werkstätte hielt<br />
sich noch bis Ende 1985. In der Folge wurde die<br />
Lehrwerkstätte zu Sabel in Rorschach verlegt.<br />
1990 wurden dort die ersten gemeinsamen Lehrlingsprüfungen<br />
abgehalten. In der Zwischenzeit<br />
wurde auch ein Berufsbild verabschiedet. Doch<br />
schon 1991 zeichnete sich ab, dass auch Sabel in<br />
finanziellen Schwierigkeiten war. 1992 zügelte<br />
die Lehrwerkstätte abermals und das ganz in die<br />
Nähe, wo sie einmal war – nach Brugg bei Biel.<br />
Die Lehrlinge auch in einer dem Fach angemessenen<br />
Berufsschule theoretisch auszubilden, war<br />
ein fast gleich steiniger Weg, wie die praktische<br />
Ausbildung. Kaum eine Berufsschule hatte genügend<br />
spezifische Fächer, welche dem Berufsbild<br />
annähernd genügte. Es wurde zu weit führen auch<br />
diesen Leidensweg hier wiederzugeben. Es ist<br />
müssig zu erwähnen, dass es wohl anderen Sparten<br />
der Musikinstrumentbranchen etwa gleich<br />
gegangen ist. Und wie wir gleich sehen werden,<br />
befanden wir uns noch bis vor einem Jahr im<br />
«Entwicklungslandstadium» bei der Ausbildung<br />
dieser Sparten.<br />
Musik, Theater, Film und dergleichen hat schon<br />
immer beim Bund eher ein stiefmütterliches<br />
Dasein gehabt. Die Weitebildung von Meistern,<br />
welche ja dann schliesslich auch Lehrlinge ausbilden<br />
müssen, war in der Schweiz schlicht unmöglich<br />
– gemeint ist mit einem Diplom und<br />
vorangehender Meisterprüfung. Unsere <strong>Musikinstrumentenbauer</strong><br />
mussten dieses in Ludwigsburg<br />
in Deutschland. Das BIGA (heute SECO<br />
«Staatssekretariat für Wirtschaft») bildete höchstens<br />
Prüfungsexperten aus.<br />
Nun am 22. Oktober 2007 wurde endlich ein<br />
riesengrosser Schritt getan. Sowohl politisch,<br />
fachtechnisch und finanziell. In der Maschinenindustrie<br />
und anderen technischen Berufen<br />
ist das schon etwas früher erfolgt. Selbst in der<br />
Landwirtschaft wurde die Ausbildung durch den<br />
Bund stark gefördert – ja fast übertrieben. Und<br />
genau diesem Umstand – und zusätzlich der Tatsache<br />
– dass die Lehrwerkstätte der Klavierbauer<br />
in Brugg bei Biel wieder ausziehen musste, verdanken<br />
wir die Entstehung einer gesamtschweizerischen<br />
Musikinstrumentenbauschule. Diese<br />
bildet vorerst 5 Musikbranchen aus – alle mit der<br />
einheitlichen Berufsbezeichnung:<br />
– <strong>Musikinstrumentenbauer</strong>/-in (MIB)
mit Verweis auf die spezifische Fachausrichtung<br />
gemäss des «Dachverbandes der Interessengemeinschaft<br />
der <strong>Musikinstrumentenbauer</strong>»<br />
(IGMI). Alle 5 Sparten absolvieren eine 4-jährige<br />
Lehre mit eidg. Fähigkeitszeugnis. Für die<br />
eigentlichen Lehrbetriebe ist das z.T. eine grosse<br />
Umstellung.<br />
Die Initianten dieser zentralen Schule für <strong>Musikinstrumentenbauer</strong><br />
aus der ganzen Schweiz,<br />
hatten von Anfang an im Auge eine Lehrstätte zu<br />
schaffen, wo gleich mehrere Fachrichtungen berücksichtigt<br />
werden. Die Schule und Lehrwerkstätte<br />
arbeitet in Zukunft parallel und in so genannten<br />
Block-Kursen. Während diesen Zeiten<br />
ist der Lehrling an Ort in der Hotellerie und Gastronomie<br />
des Arenenbergs untergebracht. Zurzeit<br />
sind für 5 Fachrichtungen die Berufsbilder und<br />
deren Ausbildungsschritte bereits erstellt. Diese<br />
wurden auch sämtlichen Lehrbetrieben in der<br />
Schweiz z.V. gestellt und am 22. Oktober 2007<br />
präsentiert und im Detail erläutert. Zuvor – am<br />
21. September 2007 – wurden die Medien orientiert.<br />
Die Ausbildungsstätte auf dem Arenenberg<br />
Ob Klavier, Orgel, Trompete oder Oboe:<br />
<strong>Musikinstrumentenbauer</strong> sollen in der<br />
Schweiz künftig zentral ausgebildet werden.<br />
Im Bildungs- und Beratungszentrum (BBZ)<br />
Arenenberg, in Salenstein TG, entsteht ein<br />
neues Kompetenzzentrum.<br />
Salenstein im Thurgau – für Urs Haldimann, den<br />
Geschäftsführer und Projektleiter der Interessengemeinschaft<br />
<strong>Musikinstrumentenbauer</strong> (IG-<br />
MIB), stimmt einfach alles: Schulungsräume, Informatik,<br />
Werkstätten, Unterkunft, Verpflegung,<br />
Sport und Freizeitangebot. «Das gab es sonst<br />
nirgends», sagt Haldimann. Acht Standorte hat<br />
die Interessengemeinschaft im ganzen Land ins<br />
Visier genommen. Gesucht wurde ein Platz, an<br />
dem die <strong><strong>Musikinstrumentenbauer</strong>in</strong>nen und <strong>Musikinstrumentenbauer</strong><br />
künftig in einem Kompetenzzentrum<br />
zentral ausgebildet werden können.<br />
Bisher waren die Ausbildungsstätten verstreut,<br />
die Klavierbauer gingen nach Zürich, Vevey (f)<br />
und Biel, die Orgelbauer nach Horgen und die<br />
Blasinstrumentenbauer mussten sogar ins deutsche<br />
Ludwigsburg reisen. «<strong><strong>Musikinstrumentenbauer</strong>in</strong>nen<br />
und <strong>Musikinstrumentenbauer</strong><br />
gibt es nicht viele, das sind kunsthandwerkliche<br />
Kleinstberufe», erklärt Haldimann. Deshalb bestehen<br />
interessante Kontakte nach Deutschland,<br />
Österreich und Italien, um möglicherweise auch<br />
für diese Länder Lehrlinge in der Schweiz auszubilden.<br />
Insgesamt rechnet Haldimann mit 40 bis<br />
50 Lernenden verteilt auf vier Lehrjahre, die auf<br />
dem Arenenberg ihr berufliches Rüstzeug erhalten.<br />
Selbstverständlich ist es das Ziel, auch der<br />
10<br />
versteht sich auch als Kompetenzzentrum. Da<br />
dort die Landwirtschaftsschüler diverse Lehrarbeitsplätze<br />
schon seit Jahren hatten, können diese<br />
nun auch von den <strong>Musikinstrumentenbauer</strong>n<br />
genützt werden. So z.B. eine Schreinerei mit best<br />
ausgerüsteten Holzbearbeitungsmaschinen. Bei<br />
der Präsentation der Berufsbilder beeindruckte<br />
mich besonders die Aussage eines Vertreters<br />
der Blasinstrumentenreparateure für historische<br />
Instrumente. Er erklärte uns, dass es ihm darum<br />
gehe, durch diese Schule sein Fachwissen der<br />
jungen Generation zu vermitteln und dadurch zu<br />
erhalten.<br />
An dieser Stätte sind dann auch Weiterbildungen<br />
möglich, so z.B. überbetriebliche Spezialkurse<br />
und Vorträge. Man kann mit Genugtuung feststellen,<br />
dass hier etwas solides geschaffen wurde.<br />
Nachstehend geben wir einen Überblick über<br />
die Verantwortlichen Initianten und deren Pläne<br />
wider, sowie die bis jetzt fünf etablierten Fachrichtungen<br />
und deren Berufsverbände.<br />
Walter R. Murbach<br />
«Treu zur Musik» auf dem Arenenberg<br />
Fortbildung die nötige Aufmerksamkeit zu widmen.<br />
Die Regierung des Kantons Thurgau hat sich für<br />
das Kompetenzzentrum der <strong><strong>Musikinstrumentenbauer</strong>in</strong>nen<br />
und <strong>Musikinstrumentenbauer</strong> am<br />
Arenenberg entschieden.<br />
Der zuständige Regierungsrat Jakob Stark, hat<br />
sich, zusammen mit Urs Blaser, dem Leiter der<br />
Arbeitsgruppe Schulstandorte der Schweizerischen<br />
Berufsbildungsämter-Konferenz (SBBK)<br />
persönlich dafür eingesetzt, dass alle Kantone<br />
diesem neuen Ausbildungsstandort zustimmen<br />
können.<br />
Regierungsrat Jakob Stark hält dazu fest, «Wenn<br />
wir die Musik als Beruf oder das Hobby wählen,<br />
so ist meistens ein Musikinstrument miteinbezogen.<br />
Durch die Liebe und Zuneigung zum Instrument<br />
entstehen unbeschreibbare Gefühle. Nur<br />
wer selber Instrumentalist ist, weiss was zum Beispiel<br />
eine Reparatur am eigenen Instrument auslösen<br />
kann. Man gibt sein «Liebstes» nicht gerne<br />
in unkundige Hände.»<br />
Das neue Kompetenzzentrum der <strong><strong>Musikinstrumentenbauer</strong>in</strong>nen<br />
und <strong>Musikinstrumentenbauer</strong><br />
ermöglicht kultur- und musikinteressierten Lernenden,<br />
in einer dazu prädestinierten Umgebung<br />
eine umfassende und praxisbezogene Ausbildung.<br />
Die <strong>Musikinstrumentenbauer</strong>/Innen würden gut<br />
in den Jahreskalender des Bildungs- und Beratungszentrums<br />
(BBZ) passen, sagt BBZ-Direktor<br />
Otto Balsiger. Weil der Blockunterricht zwischen<br />
Frühling und Herbst stattfindet, zu den Zeiten, an<br />
denen die Landwirtschaftsschüler nicht im BBZ
sind. Ein Vorvertrag wurde bereits unterzeichnet.<br />
Musik klingt auch schon jetzt übers BBZ-Gelände:<br />
Die Jugendbrassband Ostschweiz kommt bereits<br />
zum siebten Mal zur Übungswoche an den<br />
Untersee. Vor ein paar Jahren hat auch die Musikschule<br />
Wallisellen den Arenenberg entdeckt,<br />
berichtet Balsiger. So gesehen würde eine optimale<br />
Synergie zwischen Musikern und <strong>Musikinstrumentenbauer</strong>n<br />
entstehen.<br />
Nationalrat Theophil Pfister, Präsident der IG-<br />
MIB, bezeichnet das BBZ Arenenberg als absoluten<br />
Glücksfall für die Berufsbildung und die<br />
<strong>Musikinstrumentenbauer</strong>/Innen im Speziellen.<br />
Das am 1. Januar 2004 in Kraft getretene Berufsbildungsgesetz<br />
(BBG) verlangt, dass sich<br />
Klein- und Kleinstberufe in einem Berufsfeld zusammenfinden,<br />
damit die Einzigartigkeit der einzelnen<br />
Berufe erhalten werden kann.<br />
Seit Dezember 2002 haben unter dem Vorsitz der<br />
Gesellschaft Schweizerischer Orgelbaufirmen<br />
(GSO), die Vereinigung Schweizerischer Blasinstrumentenmacher<br />
(VSB) sowie der Schweizerische<br />
Verband der Klavierbauer und -stimmer<br />
(SVKS), mit dem Bundesamt für Berufsbildung<br />
11<br />
und Technologie (BBT) darüber verhandelt, die<br />
zur Zeit vierzig Lehrverhältnisse, verteilt auf vier<br />
Lehrjahre und vier Berufssparten, erhalten zu<br />
können.<br />
Sowohl die drei beteiligten Berufsverbände wie<br />
auch das BBT sind sich einig, dass nur ein Berufsfeld<br />
<strong>Musikinstrumentenbauer</strong>, das grossartige<br />
und international anerkannte Fachwissen der vier<br />
bzw. fünf sehr speziellen Berufe am Leben erhalten<br />
kann.<br />
Das war der Grund, dass am 08.September 2004<br />
die Organisation der Arbeitswelt (OdA) IGMIB<br />
gegründet wurde.<br />
Am 8. August 2007 hat Ursula Renold, die Direktorin<br />
des BBT, die neu erarbeitete Bildungsverordnung<br />
und den Bildungsplan der <strong>Musikinstrumentenbauer</strong>/Innen<br />
genehmigt.<br />
Die OdA <strong>Musikinstrumentenbauer</strong>/Innen schätzt<br />
sich glücklich, dass sowohl der Fachunterricht<br />
wie auch die praktische Ausbildung der Lernenden<br />
am BBZ Arenenberg erfolgen kann.<br />
Textauszüge aus der Thurgauer Zeitung vom<br />
12.06.2006<br />
Dachorganisation/Organisation der Arbeitswelt «OdA» Kunsthandwerkliches Berufsfeld<br />
<strong><strong>Musikinstrumentenbauer</strong>in</strong><br />
<strong>Musikinstrumentenbauer</strong><br />
Geschäftsstelle IGMIB, Postfach 175, 3132 Rigissberg<br />
Tel. 031 809 33 43, Fax 031 809 31 80<br />
Email: info@igmib.ch, Homepage: www.igmib.ch<br />
Das neue Kompetenzzentrum der Musikinstrumentbauer ab Sommer 2008<br />
Bildungs- und Beratungszentrum BBZ Arenenberg, 8268 Salenstein<br />
Telefon 071 663 33 33, Fax 071 664 28 67, info@arenenberg.ch, http:// www.arenenberg.ch<br />
Kontaktadresse:Interessengemeinschaft der <strong>Musikinstrumentenbauer</strong> IGMIB<br />
Geschäfts- und Projekt-leitung, Gsteigstrasse 13, Postfach 175, 3132 Rigissberg<br />
Tel. 031 809 33 43<br />
Fax. 031 809 31 80<br />
Email: info@igmib.ch<br />
Homepage: www.igmib.ch<br />
Auf der Homepage www.musikinstrumentenbauer.ch sind alle weiteren Details ersichtlich.
Das neue kunsthandwerkliche Berufsfeld<br />
<strong><strong>Musikinstrumentenbauer</strong>in</strong>/<strong>Musikinstrumentenbauer</strong> «MIB»<br />
fünf Fachrichtungen, 4-jährige berufliche Grundbildung mit eidg. Fächigkeitzeugnis<br />
12<br />
Klavierbau<br />
Mitglied des Dachverbandes, der Interessengemeinschaft<br />
der<strong>Musikinstrumentenbauer</strong> IGMIB<br />
sind:<br />
Schweizerischer Verband der Klavierbauer<br />
und -stimmer, SVKS suissemusic, Zentralverband<br />
des Musikhandels<br />
Blasinstrumentenbau<br />
Mitglied des Dachverbandes, der Interessengemeinschaft<br />
der <strong>Musikinstrumentenbauer</strong> IGMIB<br />
sind:<br />
Vereinigung Schweizerischer Blasinstrumentenbauer<br />
und -reparateure, VSB<br />
Blasinstrumentenreparatur<br />
Mitglied des Dachverbandes, der Interessengemeinschaft<br />
der <strong>Musikinstrumentenbauer</strong> IGMIB<br />
sind:<br />
Vereinigung Schweizerischer Blasinstrumentenbauer<br />
und -reparateure, VSB<br />
Orgelbau<br />
Mitglied des Dachverbandes, der Interessengemeinschaft<br />
der <strong>Musikinstrumentenbauer</strong> IGMIB<br />
sind:<br />
Schweizerische Gesellschaft der Orgelbaufirmen,<br />
GSO<br />
Orgelpfeifenbau<br />
Mitglied des Dachverbandes, der Interessengemeinschaft<br />
der <strong>Musikinstrumentenbauer</strong> IGMIB<br />
sind:<br />
Schweizerische Gesellschaft der Orgelbaufirmen,<br />
GS
Auszug aus dem Drehorgeltagebuch einer Mini-Raffin-Pfeifendrehrogel<br />
14. Brunner Drehorgeltreffen<br />
vom 12. / 13. Juli 2008<br />
Bereits am 27. Januar 2008 kündigte der Organisator<br />
Franzsepp Jäggi das Brunner Treffen<br />
samt Teilnahmebedingungen an. Mit Schreiben<br />
vom 30. April 2008 informierte der Initiant die<br />
diesjährigen Beteiligten über administrative Belange.<br />
Wahrlich eine gewissenhafte und präzise<br />
Vorarbeit, wie man sie bei Franzsepp Jäggi stets<br />
gewohnt ist.<br />
Samstag, 12. Juli 2008<br />
Um es vorweg zu nehmen, der Wettergott spielte<br />
den über zwanzig Drehorgelspielrinnen und Spieler<br />
am 14. Drehorgeltreffen einen üblen Streich.<br />
Die Aktiven zeigten sich dessen ungeachtet gut<br />
gelaunt. Bereits ab 9.00 Uhr standen die vielen<br />
bezaubernden Musikinstrumente unter dem Vordach<br />
vom Coop-Center Brunnen. Die wagemutigen,<br />
wetterfesten Kameradinnen und Kameraden<br />
warteten auf die Gruppen- und Platzzuteilung.<br />
Einige der angemeldeten Spieler verzichteten bei<br />
diesem nassen Klima auf eine aktive Teilnahme.<br />
Da die Niederschläge einen programmierten Ablauf<br />
des Vormittages nicht zuliessen, appellierte<br />
Franzsepp Jäggi an die Improvisierkunst und Toleranz<br />
jedes Einzelnen.<br />
Sie scheuten den Regen nicht: Kurt Silling und<br />
Ruth Brütsch.<br />
Es fand jede der sechs Spielgruppen einen trockenen<br />
Unterstand, sei es ein Vordach, eine geöffnete<br />
Sonnenstore, einen grossen Sonnenschirm<br />
oder gar ein Zelt.<br />
13<br />
Die Organisatoren teilten mich der Gruppe 6<br />
beim Coop-Center zu. Sieben prächtige Drehorgeln<br />
warteten, bis sie nacheinander gespielt<br />
wurden. Mich zog es mit meiner Digitalkamera<br />
binnen kurzem an die fünf anderen Plätze, um<br />
die wetterfesten Spielleute in ihrem Wirken festzuhalten.<br />
Nach 11.00 Uhr holte Franzsepp Jäggi<br />
beim Bahnhof Brunnen einen Überraschungsgast<br />
ab. Demgemäss erschien in unserer Runde frohgelaunt<br />
Hans Lehmann aus dem Tösstal, einer<br />
der Pioniere der ersten Drehorgeltreffen in der<br />
Schweiz. Er fühlte sich in unserer Gruppe mit<br />
Franzsepp Jäggi, Toni Kyburz, Edi Niederberger,<br />
Eugen Jäggi, Cecilie und Kurt Mohn sehr wohl.<br />
Dass man da vertraute Geschehnisse ausgrub,<br />
war unausbleiblich. Oder war es eher Drehorgellatein?<br />
Wie dem auch sei, nach 12.30 Uhr verzog<br />
ich mich ins nahe Gasthaus zum Mittagsmahl.<br />
Mein Magen knurrte!<br />
Ein strahlender Hans Lehmann<br />
Am Samstagnachmittag musizierten Markus<br />
Bölsterli auf seiner Raffin Zungendrehorgel und<br />
ich auf meiner Raffin Pfeifendrehorgel ab 14.30<br />
bis 17.00 Uhr im Alterswohnheim Brunnen. Dazwischen<br />
genossen wir eine grössere Pause. Die<br />
zwei kleinen Instrumente erwiesen sich für den<br />
Auftritt ideal. Die Cafeteria war voll besetzt. Wir<br />
kündeten die einzelnen Stücke vorher an. Unsere<br />
ausgewählten Melodien brachten bei der Zuhörerschaft<br />
unwillkürlich manche Kindheitserinnerungen<br />
hervor.<br />
Unsere weiteren Spielkameradinnen und Kameraden<br />
drehten tüchtig ihre Drehorgelkurbeln im<br />
Dorf und am Quai und brachten so Erheiterung in<br />
die Zuhörerschaft. Endlich liess der Regen nach.<br />
Oder machte er bloss eine längere Verschnaufpause?<br />
Um 17.30 Uhr fand der traditionelle, allseits<br />
beliebte Abendgottesdienst mit Drehorgelbegleitung<br />
in der Theresienkirche statt. Die zahlreichen
Besucher schätzten diese alljährliche Abwechslung<br />
mit festlichen Klängen der Konzert-Drehorgeln.<br />
Doch ich selber verzichtete diesmal auf<br />
die besondere Feierstunde. Markus Bölsterli vertrat<br />
mich mustergültig. Ich muss mich im Alterwohnheim<br />
zu stark verausgabt haben, war müde<br />
und fuhr daher heim nach Emmenbrücke. Gegen<br />
Abend regnete es von neuem und das geplante<br />
Drehorgelkonzert um 19.00 Uhr beim Schiffssteg<br />
Brunnen fiel buchstäblich ins Wasser. Schade!<br />
Dafür genossen die Drehorgelleute im Hotel<br />
Elite das wohlverdiente Nachtessen.<br />
Sonntag, 13. Juli 2008<br />
Als ich wieder mit meiner Drehorgel um 8.30 Uhr<br />
Richtung Brunnen fuhr, goss es wie aus Kübeln<br />
vom Himmel. Doch die unverwüstlichen Spielleute<br />
versammelten sich eisern gegen 9.30 Uhr<br />
auf dem Platz bei der Bäckerei Schwegler hinter<br />
der Bundeskapelle. Unsere Gruppenleiterin Brigitte<br />
Meier sowie Paul musizierten am Vormittag<br />
im Kloster Ingenbohl. In unserer Kleingruppe<br />
spielten Silvia und Heini Kränzlin mit mir vor<br />
dem Haupteingang unter dem grossen Vordach<br />
des Hotels Waldstätterhof und genossen dankbare<br />
Passanten und Hotelgäste. Wir vergnügten sie<br />
und uns mit abwechslungsreichen Melodien. Um<br />
12.00 Uhr fuhr ich mit meiner Drehorgel zum<br />
Hotel «Weisses Rössli» zum verdienten Mittagsmahl.<br />
Denn bereits knurrte der Magen wieder!<br />
Heini Kränzlin hält die Stellung beim Waldstätterhof<br />
Am Nachmittag stand freies Aufspielen im Dorf<br />
und am Quai auf dem Programm. Und siehe, der<br />
Regen liess sich von der nimmermüden Drehorgelschar<br />
erweichen. Er nahm sich gut drei Stun-<br />
14<br />
den Zeit bis zum nächsten Wolkenbruch. Markus<br />
Bölsterli und ich musizierten erneut im Alterswohnheim<br />
Brunnen. Ab 14.30 Uhr füllten sich<br />
die Cafeteria sowie der Speisesaal mit Besuchern.<br />
Wir erlebten vor und hinter uns ein sehr aufmerksames<br />
Publikum, welches unsere Drehorgelmelodien<br />
so richtig genoss. Als die mir bekannte Sr.<br />
Constantina Stadelmann vom Kloster Ingenbohl<br />
am Ort des Geschehens erschien, forderte ich sie<br />
spontan auf, auf meiner Raffin-Orgel ein Lied<br />
zu drehen. Sie spielte gekonnt und im richtigen<br />
Tempo «De Schacherseppli». Ich versuchte ordentlich<br />
mitzusingen. Der Applaus war unserer<br />
Drehorgel-Klosterfrau sicher. Die gute Laune<br />
hielt bei den Zuhörern an und so spielten wir bis<br />
16.30 Uhr auf. Hierauf sagten wir für dieses Jahr<br />
Ade und fuhren mit unseren Drehorgeln zurück<br />
zur Bundeskapelle. Freilich, das dort vorgesehene<br />
Schlusskonzert, welches um 30 Minuten vorgezogen<br />
wurde, fand wegen einsetzendem Regen<br />
leider nicht statt.<br />
So trafen wir uns zum Abschluss des zweiten Tages<br />
im Hotel Elite zum wohlverdienten Nachtessen.<br />
Es wurde fröhlich geplaudert, gespasst. Edi<br />
Niederberger verdankte Franzsepp Jäggi seinen<br />
immensen Arbeitaufwand, um ein Drehorgeltreffen<br />
in Brunnen überhaupt zu ermöglichen. Toni<br />
Kyburz ehrte die abwesende Trudy Jäggi für<br />
das grosszügige Entgegenkommen ihrem Herrn<br />
Gemahl gegenüber. Schon mahnte die Uhr zum<br />
Aufbruch, zum Verabschieden. Das 14. Drehorgeltreffen<br />
in Brunnen ist bereits Vergangenheit.<br />
Freilich, für die regenerprobten Spielleute wird<br />
es in unverwelkter Erinnerung bleiben. Weiterhin<br />
gut Ton oder gemäss dem Spruch: «Wo Worte<br />
nicht weiterkommen, spricht Drehorgelmusik!»<br />
Danke, Franzsepp!<br />
Bericht Seppi Arnold-Gyr,<br />
Hinter Herdschwand 18, 6020 Emmenbrücke
Was hat ein Steinway Duo Art mit der Firma<br />
Musik Hug zu tun?<br />
Diese Frage ist gar nicht so abwegig, wurde doch<br />
das Duo Art Reproduktionssystem auf dem europäischen<br />
Kontinent nie verkauft!<br />
Eines Tages rief mich ein Anwalt uns Testamentsvollstrecker<br />
an und teilte mir mit, dass am Zürcherberg<br />
eine alte Villa zum verkauf stehe, und er<br />
mich mit diesem Geschäft beauftragen möchte.<br />
Eine Besichtigung wurde vereinbart im fast burgartigen,<br />
mächtigen Haus, das schon total leer<br />
und gereinigt war. Nur in der grossen doppelgeschossigen<br />
Halle stand ganz allein ein Flügel. Der<br />
Anwalt klagte mir sein Leid: Alles hätten die Erben<br />
aus dem Haus getragen, niemand aber wolle<br />
das Klavier. Ob ich eventuell eine Idee hätte, wie<br />
man das Instrument liquidieren könnte?<br />
Ein Blick unter den Flügel genügte mir, um eine<br />
Idee zu haben! Für einen anständigen Pappenstiel<br />
konnte ich den Art Reproduktionsflügel erwerben<br />
und der nötigen Restauration zuführen.<br />
Mit dem Flügel wurden mir alte Papiere übergeben.<br />
Daraus ging hervor, dass das Instrument<br />
1925 von einem Erstkäufer der wohl selbst mehr<br />
bezahlt hatte, für USD 2825 erworben wurde.<br />
(Die Preisliste für einen Steinway XR nannte<br />
1924 einen Wert von USD 3875) Beiliegende<br />
Briefkopie illustriert den Verkauf vor über 80<br />
Jahren.<br />
Rechnungskopien kann entnommen werden, dass<br />
noch im Jahre 1926 Rollen in Amerika erworben<br />
wurden. In jenem Jahr muss der Umzug von Frau<br />
Wells (die Erblasserin) stattgefunden haben. Den<br />
Beweis dafür liefert die Verkaufsbroschüre der<br />
Firma Hug und Co von 1925/26, die sich ebenfalls<br />
unter den mir übergebenen Dokumenten<br />
Befand.<br />
Dieses Unternehmen war in dieser Zeit sehr aktiv<br />
im Verkauf von Klavierrollen. Auf vielen 88-<br />
Rollen findet man deren Etikette.<br />
Seither stand der Duo Art Flügel in der Villa am<br />
Zürichberg, wohl als einer der ganz wenigen Apparate<br />
dieser Marke in Kontinentaleuropa. Schon<br />
sehr speziell ist die Tatsache, dass auch unser<br />
«Ampico Knabe»-Flügel nie auf dem Kontinent<br />
verkauft wurde und wohl auch durch einen Amerikaner<br />
in die Schweiz gebracht wurde. Die Familie<br />
meiner Frau kaufte diesen anlässlich einer<br />
Hausliquidation in den 20er Jahren!<br />
Was nun den Nachdruck der Verkaufsbroschüre<br />
betrifft, hofft der Vorstand, dass dieser bei den<br />
Mitgliedern auf Interesse stösst. Schon die Aufmachung<br />
mit den schönen Stichen ist bemerkenswert<br />
und beweist die hohe Druckerkunst in<br />
den 20er Jahren. Was war wohl der Grund, dass<br />
nebst Bildern mit dem logischen Thema Musik<br />
so viele Städteansichten verwendet wurden? War<br />
dies verkaufsfördernd?<br />
15<br />
Uns interessiert wohl besonders die Seite 4 mit<br />
den Angeboten der Firma Welte (leider ohne<br />
Preise), aber auch die Grammophone (Seiten 6<br />
und 8) und natürlich die Musikdosen (Seite 9).<br />
Was waren wohl «Gitarren mit Mechanik» (Seite<br />
12)? Nicht unbekannt sind uns die Triola-Mandolinen-Zithern<br />
(Seite 13).<br />
Ist es nicht erstaunlich, was man aus einer solchen<br />
Broschüre bei näherem Hinsehen alles herauslesen<br />
kann über eine Zeit, die noch gar nicht so<br />
lange vorbei ist, und die unglaublich dynamisch<br />
war. Die «Roaring Twenties» waren die Zeit der<br />
Hochblüte der mechanischen Musik. Durch diesen<br />
Nachdruck öffnet sich uns ein kleines Fenster<br />
in jene faszinierende Zeit!<br />
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen und häufiges<br />
Schmunzeln beim Studium dieses Nachdrucks!
Arthur W. J. G. Ord-Hume macht sich für alle Sammler mechanischer Musikinstrumente Gedanken<br />
über die Zukunft und stellt die Frage, ob wir nicht bereits am Ende unserer eigenen «Spieldosen-Welt»<br />
angekommen sind. Mit freundlicher Genehmigung der GSM.<br />
Wir haben alle ein irgendwie begründetes Interesse<br />
an Mechanischer Musik. Dies ist das gemeinsame<br />
Band, das alle Liebhaber weltweit verbindet!<br />
Aber worin genau besteht dieses Interesse?<br />
Wie unterschiedlich ist es, sagen wir, zwischen<br />
Sammlern und Händlern, oder zwischen Museen<br />
und Restauratoren? Und wie beginnt heute ein<br />
neuer Sammler mit seiner Sammlertätigkeit?<br />
Hobby, Studium, Forschung, Beruf, Lebensunterhalt,<br />
Unterhaltung, Vergnügen? All dies beschreibt,<br />
was die Mechanische Musik für viele<br />
Liebhaber auf der ganzen Welt bedeutet.<br />
Für manche ist es ein Freizeitinteresse, das, wie<br />
für Andere Fußball oder Alkohol, zu einer lebenslangen<br />
Besessenheit oder, weitaus häufiger,<br />
eine vorübergehende Marotte oder eine fixe Idee<br />
bedeutet, die mit zunehmendem Alter nachlässt.<br />
Für andere ist es ein ernsthaftes Fachgebiet<br />
zum hingebungsvollen Studium, das den Bogen<br />
spannt von den Wundern der Mechanik zu den<br />
Feinheiten der Musik.<br />
Für einige wenige ist es eine Art der Geldanlage,<br />
nicht so geheimnisvoll wie die Börse, die aber,<br />
ähnlich wie bei Briefmarken, eine weniger riskante<br />
Methode zu sein verspricht, um überzähliges<br />
Kapital anzulegen.<br />
Und zum Schluss gibt es noch jene, die das Sammeln<br />
von mechanischen Musikinstrumenten als<br />
ein Mittel zur Aufwertung ihrer Persönlichkeit<br />
und Beliebtheit in ihrem Freundeskreis betrachten.<br />
Das sind die Leute, die sich mit Vorliebe vor<br />
einem römischen Tempel, mit einer griechischen<br />
Göttin – oder vor einem Hupfeld Helios fotografieren<br />
zu lassen.<br />
Das eigentliche zu Grunde liegende Problem,<br />
an dem wir nicht ganz unschuldig sind, besteht<br />
darin, dass jetzt für alles, was mit mechanischer<br />
Musik und mechanischen Instrumenten zu tun<br />
hat, Höchstpreise verlangt werden. Durch unsere<br />
eigenen Bemühungen haben wir das Interesse<br />
der Öffentlichkeit an unseren Sammlerstücken<br />
geweckt, sodass jetzt Auktionshäuser, Antiquitätenhändler<br />
und gewöhnliche Läden alle musikalischen<br />
Gegenstände als «wertvoll» oder<br />
(schlimmer noch) «sehr selten» einstufen. In diesem<br />
Zusammenhang werden alle Sammler von<br />
den Händlern als «wohlhabend» eingestuft!<br />
Ich sammle erst seit ungefähr 1950, aber während<br />
dieser Zeitspanne habe ich die relativen Preise<br />
(das heißt, Preise im Verhältnis zum Einkommen)<br />
um mehrere tausend Prozent steigen sehen.<br />
1948 war es möglich, eine gute, frühe Nicole<br />
Frères Zylinderspieldose für den Gegenwert von<br />
Arthur W. J. G. Ord-Hume<br />
Gibt es im Himmel Spieldosenmusik?<br />
17<br />
heute 5, eventuell 10 Euro zu erstehen. Wenn es<br />
eine wirklich alte war, die man nicht mit einem<br />
Hebel, sondern mit einem altmodischen Schlüssel<br />
aufzog, war sie sogar noch billiger.<br />
Mein erster Duo-Art Flügel war ein Geschenk:<br />
das einzige, was ich zu zahlen hatte, waren die<br />
Transportkosten. Ich bekam in dieser Zeit viele<br />
Instrumente geschenkt, da in ihnen niemand einen<br />
wirklichen Wert sah.<br />
Sobald wir als Sammler uns vereinigt und in den<br />
verschiedenen Gesellschaften organisiert hatten,<br />
war eines der ersten Dinge, die wir machten,<br />
Werbung für diese Gesellschaften zu betreiben<br />
mit dem einzigen Ziel, neue Mitglieder anzulocken.<br />
Wir waren damit so erfolgreich, dass alle<br />
Leute, die Instrumente zu entsorgen hatten, von<br />
der Existenz der Spieldosensammler erfuhren.<br />
Die Preise der Instrumente stiegen nun stetig an,<br />
und das, was gestern noch erschwinglich war,<br />
wurde heute teuer und wird morgen überteuert<br />
sein.<br />
Mechanische Musikinstrumente zu sammeln ist<br />
heute zu einem sehr teuren Geschäft geworden.<br />
Wie bei Bildern renommierter Künstler schauen<br />
Auktionatoren nach dem magischen Namen «Nicole<br />
Frères» und verdoppeln dann ihren Schätzwert.<br />
Sie sind sich wahrscheinlich nicht der Tatsache<br />
bewusst, dass es eventuell auch andere<br />
und bessere Hersteller mit weniger bekannten<br />
Namen gibt!<br />
Spieluhren haben einen unterschiedslosen<br />
Preisanstieg erfahren. Oft habe ich eine Spieluhr<br />
aus der Zeit von 1910 gesehen, die mit drei<br />
tonlosen Blechglocken bestückt war und mit einem<br />
so groben Kamm, dass ein Schafscherer mit<br />
dem Tierschutz in Konflikt geraten würde, wenn<br />
er damit auch nur in die Nähe eines Wollschafs<br />
geriete – und mir wurde gesagt «es ist eine wertvolle<br />
alte Spieluhr», bevor mir ein idiotischer<br />
Preis genannt wurde.<br />
Notenrollen für elektrische Klaviere werden genauso<br />
behandelt! Sie erscheinen auf Antikmessen<br />
mit einer Beschriftung, die sie als «sehr selten»<br />
beschreibt. Die Musik erweist sich dann als<br />
ein gewöhnliches Tanzlied der 30er Jahre.<br />
Dies sind nur einige Britische Beispiele für ein<br />
mittlerweile globales Problem. Ich musste ebenfalls<br />
die klägliche Erfahrung machen, dass mir<br />
ein Verkäufer eines meiner eigenen Bücher unter<br />
die Nase hielt, als er mir ein schrecklich beschädigtes<br />
und unvollständiges Objekt, das er zu verkaufen<br />
hatte, zeigte und das ich in diesem Band<br />
als «sehr seltenes» Objekt beschrieben hatte. Die
erste Lektion, die wir alle zu spät lernen, ist die:<br />
schreib’ keine Bücher, denn sie werden letztendlich<br />
dein geliebtes Hobby töten!<br />
Für diejenigen unter uns, die vor langer Zeit<br />
mit dem Sammeln angefangen haben, ist es eine<br />
zweifelhafte Befriedigung, zu sehen, dass unsere<br />
Sammlungen nun eine beachtliche Summe Geld<br />
wert sind.<br />
Die Realität ist momentan allerdings anders,<br />
denn es bedeutet, dass neue und jüngere Leute<br />
daran gehindert werden, eine eigene Sammlung<br />
zu starten, da Instrumente zu teuer sind.<br />
Die Situation ist damit gefährlich und unbeständig,<br />
denn es bedeutet, dass wir eine «aussterbende<br />
Rasse» sind! In dem Maße, wie das Durchschnittsalter<br />
unserer Gesellschaftsmitglieder<br />
steigt, wird auch deren Anzahl sinken. Es gibt<br />
immer weniger Möglichkeiten, dass neue Mitglieder<br />
sich uns anschließen, und, wenn sie es<br />
tun, werden sie gehemmt und frustriert, weil ihre<br />
Sammlungsstücke hinsichtlich Seltenheit, Bedeutung<br />
und Wert nicht mit denen zu vergleichen<br />
sind, die wir besitzen.<br />
Das folgende Szenario ist nur zu real. Mir wurde<br />
von Leuten gesagt, dass sie, obwohl sie eine kleine<br />
Spieldose besitzen, niemals an einem Treffen<br />
mit anderen Sammlern teilnehmen würden und<br />
zwar einzig aus dem Grund, weil sie nichts mit<br />
vergleichbarem Wert vorweisen können, das von<br />
Interesse ist.<br />
Wenn wir weiterhin bestehen wollen und unsere<br />
Gesellschaften genügend Kapital für Journale<br />
mit ausreichend hoher Qualität erbringen sollen,<br />
dann haben wir eine beachtliche Aufgabe vor<br />
uns. Es gilt keine Zeit zu verlieren, denn wenn<br />
wir die ständig abnehmenden Mitgliederzahlen<br />
und das Defizit beim Anwerben neuer Mitglieder<br />
nicht früh genug erkennen, werden wir zu den<br />
Dinosauriern in der Welt der mechanischen Musikinstrumente.<br />
Vor der Suche nach Wegen, diesen Sturzflug in<br />
die Vergessenheit abzuwenden, lassen sie uns<br />
kurz rekapitulieren, was wir bis jetzt erreicht haben,<br />
und lassen sie uns versuchen, dies als Basis<br />
für die unausweichlichen Änderungen zu benutzen,<br />
die wir in Angriff nehmen müssen,<br />
An erster Stelle unser größter Erfolg. Vor dreißig<br />
Jahren befanden sich die mechanischen Musikinstrumente<br />
noch im «dunklen Mittelalter», was<br />
die Welt der seriösen Musik betraf. Niemand<br />
nahm Spieldosenmusik ernst, und niemand interessierte<br />
sich für die Instrumente, ganz zu schweigen<br />
von deren Musik. Musikwissenschaftler<br />
verurteilten mechanische Musik fast einstimmig<br />
als Müll. Die jahrelange Tätigkeit der Straßenmusikanten<br />
mit ihren tragbaren Drehorgeln und<br />
unmelodischen elektrischen Klavieren hatte eine<br />
gängige Meinung über mechanische Musik gebildet,<br />
die sie als wertlose Belästigung, öffentliche<br />
Schande und unmelodischen Lärm einstufte.<br />
Es stellte sich heraus, dass es sehr schwierig war,<br />
diesen Eindruck zu ändern.<br />
18<br />
Auch die enge Beteiligung von Größen wie König<br />
Gustav von Schweden, Deutschlands eigenem<br />
Fritz des Großen und Frankreichs Marie Antoinette<br />
taten nichts für den Ruf der Spieluhren.<br />
Erst als jemand erkannte, dass Mozart, Beethoven,<br />
Haydn und Cherubini und mindestens ein<br />
Mitglied der Bach-Familie sich dazu hatten inspirieren<br />
lassen, für mechanische Musikinstrumente<br />
zu komponieren, konzentrierte sich das Interesse<br />
auf diese Objekte, auch wenn sie bisher lediglich<br />
als Spielzeuge angesehen wurden, als Spielerei<br />
einer lebenslustigen Oberschicht auf der Suche<br />
nach Zerstreuung.<br />
Der Witz war, dass Musikwissenschaftler den<br />
Beweis dafür schon seit sehr langer Zeit hatten.<br />
Ein englischer Musikliebhaber hat schon in den<br />
zwanziger Jahren über die zahlreichen Musikstücke<br />
berichtet, die Händel für Spieldosen komponiert<br />
hat. Und Mozarts Briefe haben uns allen<br />
über Graf Deym und sein Mausoleum mit seinen<br />
Flötenuhren berichtet. Die Information gab es<br />
also schon, nur hat niemand verstanden, was sie<br />
bedeutete.<br />
Die Angelegenheit wurde nicht einfacher, als<br />
englische und amerikanische Musikwissenschaftler<br />
den deutschen Begriff «Flötenuhr»<br />
lasen und ihn allzu wörtlich mit «flute-clock»<br />
oder «flute-playing clocks» übersetzten. Beide<br />
Begriffe sind so weit von dem allgemeinen Britischen<br />
(und Amerikanischen) Begriffsvermögen<br />
entfernt, dass es nicht wunderlich ist, dass Generationen<br />
von Ansagern im Rundfunkprogramm<br />
der BBC ziemlich unfähig waren, ihren Hörern<br />
zu vermitteln, dass Mozart Musik für eine<br />
Uhr mit Flöten schrieb. Es ist also nicht weiter<br />
verwunderlich, dass sie sich darunter eine Art<br />
Spielzeug vorstellten, etwa wie den Nürnberger<br />
Kreisel, mit wahllos Noten spielenden Harmoniums-Zungen.<br />
Die europäischen Mitglieder der Musical-Box<br />
Society kannten und verstanden diese Themen<br />
lange Zeit bevor die ernsthaften Musikwissenschaftler<br />
nur das geringste Interesse daran zeigten.<br />
Unsere bedeutendste Leistung und das Resultat<br />
unserer Ausdauer besteht darin, dass nun<br />
frühe mechanische Musikinstrumente deswegen<br />
anerkannt werden, weil sie in der Lage sind,<br />
Live-Auftritte zu veranstalten mit Musik, die vor<br />
zweihundert Jahren aufgezeichnet wurde.<br />
Wir waren auch sehr erfolgreich darin, bei öffentliche<br />
Museen und Galerien das Bewusstsein<br />
für mechanische Musikinstrumente zu wecken.<br />
Wir haben ihnen beigebracht, dass es sich nicht<br />
um Beispiele für Kuriositäten aus vergangenen<br />
Zeiten handelt, sondern tatsächlich um sehr<br />
wertvolle Kunstwerke.<br />
Wir haben Reparatur-Methoden und Restaurierungs-Techniken<br />
entwickelt, die wir auch an<br />
andere weitergaben, und wir haben Museumstechnikern<br />
gezeigt, wie man mechanische Musikinstrumente<br />
erhält und der Öffentlichkeit präsentiert.
Wir schrieben, wir forschten, wir verfassten Bücher,<br />
und so konnten wir Interessenten mit unserem<br />
Wissen und unserer Erfahrung anleiten. Das<br />
gesammelte Wissen, das heute existiert, ist das<br />
stolze Ergebnis unserer engagierten Forschung<br />
und des Strebens vieler Menschen aus vielen<br />
Ländern. Und dies ist etwas, auf das man wirklich<br />
stolz sein kann.<br />
Die Position, die Deutschland heute in diesem<br />
Zusammenhang einnimmt, ist einzigartig innerhalb<br />
der Mechanischen Musik. Deutschland<br />
erlebte die Blütezeit der mechanischen Musikautomaten,<br />
die während der zweiten Hälfte des<br />
16. Jahrhunderts begann. Zur Zeit des Dreißigjährigen<br />
Krieges (der diese reiche Periode der<br />
Schirmherrschaft beendete), waren diese Kunst<br />
und das Handwerk schon hoch entwickelt. Dann,<br />
wie Schiller es so dramatisch ausdrückte, ließ<br />
dieser schreckliche Konflikt «den Funken der<br />
Kultur in Deutschland» für fast einhundert Jahre<br />
erlöschen.<br />
Was dann folgte, war das wahre «goldene Zeitalter»<br />
der mechanischen Musik. Es begann 1720<br />
und dauerte bis zur Zeit Beethovens an. Dies war<br />
nicht, wie einige Schreiber andeuteten, eine prägende<br />
Zeit für die Mechanische Musik sondern<br />
eher eine definierende Zeit für diese Kunst und<br />
dieses Handwerk. Es gab nun eine Zielrichtung<br />
auf dem Gebiet der Spieluhrenmusik und, wie<br />
bei den Chinesen, wuchs eine Kultur heran, in<br />
der automatische Musikinstrumente einen Teil<br />
des täglichen Lebens bildeten.<br />
Wenn man es wagt, Deutschland und das damalige<br />
Österreich-Ungarn in einen Kochtopf der<br />
Kultur zu werfen, dann war dies der Kessel, in<br />
dem die Mechanische Musik veredelt wurde. In<br />
den deutschsprachigen Gebieten Europas sprang<br />
die Inspiration über von den Zeiten Biedermanns,<br />
Runggells und Schlottheims bis zu Brachhausen,<br />
Lochmann und Ehrlich. Die wichtige Rolle, die<br />
dieser Teil Europas in der vergangenen Zeit spielte,<br />
wird nun eifrig von deutschen Historikern für<br />
das heutige internationale Publikum erforscht<br />
und festgehalten.<br />
Es ist, wie unsere Amerikanischen Freunde sagen<br />
würden, «all fine and dandy» – aber in Wirklichkeit<br />
hängt eine dunkle Wolke über uns. Die<br />
Lateiner nannten es «anno domini». Wir nennen<br />
es in England «old age», aber es lässt sich am<br />
Besten durch folgende Frage ausdrücken: «Wo<br />
sind die neuen, jungen Mitglieder, die unsere Arbeit<br />
weiter machen?»<br />
Da die Unsterblichkeit für keinen von uns, unabhängig<br />
von Rasse, Glauben oder Nationalität, im<br />
Bereich des Möglichen liegt, bin ich mir ziemlich<br />
sicher, wenn ich behaupte, dass in 25 Jahren<br />
oder so nur noch wenige von uns da sein werden.<br />
Können wir sicher sein, dass zu dieser Zeit<br />
die Sammleraktivität (motiviert durch einen der<br />
zu Beginn meines Beitrags in Paragraph 2 vorgeschlagenen<br />
Gründe) so stark und lebhaft sein<br />
wird wie momentan, mit steigenden Mitglieder-<br />
19<br />
zahlen und bebend durch den Energieschub, der<br />
durch die Jugend eingebracht wurde?<br />
Ein Teil in mir möchte «Ja! Ja!» rufen, aber die<br />
andere Hälfte sagt mir, dass die Realität anders<br />
aussieht. Für die meisten jungen Leute ist es zu<br />
teuer, ein Haus zu kaufen, geschweige denn zu<br />
heiraten – und das Sammeln Mechanischer Musikinstrumente<br />
muss hinter dem häuslichen Glück<br />
und der persönlichen Harmonie zurücktreten!<br />
Eine Vereinigung wie die unsere muss ihre Mitgliederzahlen<br />
aufrechterhalten, weil sie das Geld<br />
für die Herausgabe ihrer Magazine benötigt.<br />
Gleichzeitig muss sie den hohen redaktionellen<br />
Standard aufrechterhalten, um weitere hochwertige<br />
Beiträge anzulocken.<br />
Und hier liegen wir leider alle falsch! Jede Gesellschaft<br />
wie die unsere besteht aus einer «alten<br />
Brigade» von Mitgliedern, für die das technische,<br />
historische und erforschte Material der primäre<br />
Grund dafür ist, ihre aktive Mitgliedschaft<br />
aufrechtzuerhalten.<br />
Zur gleichen Zeit schreckt diese Gelehrsamkeit<br />
oft eine jüngere, weniger belesene Mitgliederschaft<br />
ab, die, ohne eigenes Verschulden, erst dabei<br />
ist, die erste Stufe der Leiter zu betreten, die<br />
wir alle schon erklommen haben.<br />
In einfachen Worten, wir bemühen uns um mehr<br />
«seriöse» Artikel in unserem Journal, und gleichzeitig<br />
ist es aber dieses Niveau der Gelehrtheit,<br />
dass manche neue Mitglieder abschreckt, die<br />
sich, wenn sie unser geschätztes Journal zur<br />
Hand nehmen, mit Artikeln von Experten für Experten<br />
und in der Sprache von Experten konfrontiert<br />
sehen.<br />
Vor einigen Jahren hatte die Britische Musical<br />
Box Society zwei Mitglieder aus Glasgow,<br />
Schottland, die der Ansicht waren, dass der Rest<br />
von uns dabei war, etwas zu ernsthaft und wissenschaftlich<br />
zu werden, und sie produzierten<br />
innerhalb der Gesellschaft auf eigene Kosten ein<br />
Konkurrenzmagazin. Sie verlangten dafür keine<br />
zusätzliche Bezahlung und verteilten es auf eigene<br />
Kosten an alle Mitglieder. Es war ein unbeschwerter<br />
Blick auf die Mechanische Musik aus<br />
wirklich amateurhafter Sicht. Es enthielt Poesie,<br />
einige Witze, viele Karikaturen – und eine ganze<br />
Menge von sehr allgemeinem Material über<br />
Spieldosen. Es berichtete über Leute und ihre<br />
Sammlungen.<br />
Damals missbilligten viele Traditionalisten solch<br />
eine Aktion, aber was sie bewirkte, war, Interesse<br />
unter den jüngeren Lesern zu wecken, speziell<br />
unter denen, die gerade erst mit dem Sammeln<br />
begonnen hatten.<br />
Diese konkurrierende Publikation, zumeist sechs<br />
oder acht auf einem Handkopiergerät gedruckte<br />
und durch eine Heftklammer zusammengehaltene<br />
Seiten, gab es nur während eines Jahres, aber<br />
ich glaube, dass es aus heutiger Sicht eine Botschaft<br />
für uns alle enthielt.<br />
Vielleicht ist der Weg zur Aufrechterhaltung der<br />
Mitgliederzahl der, eine zusätzliche Anstrengung
zu unternehmen, um uns weniger anspruchsvoll<br />
in den Augen von Anfängern erscheinen zu lassen.<br />
Ich schlage dies als Diskussionsthema vor, da<br />
ich keine gesicherte Antwort auf diese Frage<br />
parat habe, nur die Sicherheit, dass wir jetzt etwas<br />
tun müssen, wenn wir wollen, dass unsere<br />
Gesellschaft eine Zukunft hat. Diese Idee, auch<br />
wenn sie falsch sein sollte, ist somit eine Thematik,<br />
um die herum andere ihre eigene Schlacht<br />
schlagen können.<br />
Alles kostet Geld, und Geld ist etwas, was eine<br />
Gesellschaft nie im Überfluss hat. Es ist immerhin<br />
das Geld unserer Mitglieder, und es soll dazu<br />
verwendet werden, unseren Mitgliedern einen<br />
Gegenwert zu bieten.<br />
Dies besagt, wie auch immer, dass es Dinge gibt,<br />
auf die wir achten sollten und vielleicht angehen<br />
sollten, wann immer sich eine Gelegenheit<br />
bietet. Diese Ziele kann man in zwei Gruppen<br />
aufteilen: die erste ist die Ausbildungsarbeit; die<br />
zweite ist Bewusstseinsbildung.<br />
Bildungsarbeit bedeutet, jemanden zu haben,<br />
der eine wirklich attraktive Web-Site gestaltet,<br />
die für jeden, inklusive Kinder, leicht zugänglich<br />
und verständlich ist. Sie sollte in Umrissen<br />
die Geschichte der mechanischen Musikinstrumente<br />
erzählen und mit Bildern, musikalischen<br />
Beispielen und im Idealfall mit einigen Zeichentrickbildern<br />
von Funktionsweisen ausgestattet<br />
sein. Sie sollte weiterhin (in einfachen Begriffen)<br />
den Stellenwert der Mechanischen Musik<br />
betonen und dann zu einer Kontaktaufnahme mit<br />
der GSM einladen, um eine kostenlose Broschüre<br />
und einen Mitgliedsantrag zu erhalten. Die<br />
außerordentliche Wichtigkeit, zu Kindern in einem<br />
frühen Alter durchzudringen, wurde durch<br />
das Beispiel Utrecht bewiesen.<br />
Bewusstseinsbildung bedeutet Literatur auf einer<br />
allgemeinen Ebene. Was gebraucht wird, ist<br />
ein sehr billiges (im Sinne von niedrigen Kosten,<br />
nicht von schlechter Qualität) Buch über Mechanische<br />
Musik für den Endverbraucher. Wieder<br />
bedeutet dies eine Menge Bilder und Zeichnungen,<br />
sogar Karikaturen. Es muss kein «seriöses»<br />
Handbuch sein, aber sehr auf den durchschnittlichen<br />
und gelegentlichen Leser ausgerichtet sein.<br />
Dieses Buch sollte die öffentlichen, Schul- und<br />
Hochschul-Bibliotheken ansprechen und als ein<br />
«Einstieg» in die Mechanische Musik für alle<br />
und jeden zugänglich fungieren. Um jeden Preis<br />
sollte eine zu ernsthafte Betrachtungsweise vermieden<br />
werden, da es sonst sein Ziel verfehlt.<br />
Dies soll nicht verhindern, dass es etwas über<br />
die Vergangenheit und Bedeutung des Fachgebietes<br />
erzählt, aber es muss einen akzeptablen<br />
Mittelweg finden zwischen «langweiliger alter<br />
Geschichte» und «etwas, das mich nicht interessiert».<br />
Die Möglichkeit, mit Schulkindern zu reden,<br />
sollte ebenfalls nicht unterschätzt werden. Gelegentlich<br />
halte ich Referate an Schulen und,<br />
20<br />
vorausgesetzt, die Methode ist richtig, ist es<br />
möglich, 10jährige Kinder für das Thema zu begeistern.<br />
Rundfunk- und Fernsehsender, Tageszeitungen<br />
und Zeitschriften sind alles Wege, die es für uns<br />
zu erschließen gilt, und deren Wichtigkeit beim<br />
Schritt in die Öffentlichkeit nicht übersehen<br />
werden darf, auch wenn ich sicher bin, dass es<br />
einige gibt, die diese Absatzwege gering schätzen.<br />
Wenn einem Leser der Zeitungsartikel oder<br />
einem Zuschauer die Fernsehshow gefallen hat,<br />
wird er oder sie es weitererzählen, – und so verbreitet<br />
sich die Botschaft immer weiter!<br />
Es ist ein wenig wie mit der globalen Erwärmung.<br />
Wenn wir jetzt keine Schritte unternehmen, wird<br />
es zu spät sein. In unserem Fall wird es zu spät<br />
sein, unsere Gesellschaft vor der Schließung<br />
wegen fehlender Unterstützung zu schützen.<br />
Wir alle sehen uns der Problematik eines immer<br />
höheren Durchschnittsalters in Verbindung mit<br />
rückläufigen Mitgliederzahlen gegenüber. Das<br />
ist kein Einzelfall, – Vergleichbares passiert in<br />
Amerika, Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden<br />
und Australien. Nur diejenigen, die<br />
Schritte unternehmen, um sich der Herausforderung<br />
früh genug zu stellen, haben eine Überlebenschance.<br />
Ich habe den Aufschwung der mechanischen<br />
Musikinstrumente und ihrer Musik persönlich<br />
erlebt und hatte das Vergnügen, den gewaltigen<br />
Fortschritt zu sehen, wie die hauptsächlich elitäre<br />
Welt der Musikwissenschaftler nun die Musik<br />
einer Stiftwalze des 18. und 19. Jahrhunderts bewertet.<br />
Es mag zwar egoistisch klingen, aber ich erwarte<br />
nicht, noch in fünfzig Jahren oder so da zu<br />
sein und eine Welt ohne Spieldosensammler zu<br />
sehen. Ich hatte meine Kämpfe mit der etablierten<br />
Welt der Musikwissenschaften, und ich bin<br />
damit zufrieden, Erfolg darin gehabt zu haben,<br />
Leute davon zu überzeugen, dass mechanische<br />
Musik weder die Englische «Spielzeugflöte» des<br />
falsch übersetzten Deutschen Begriffs ist, noch<br />
so etwas Triviales wie die neueste Pop-Musik<br />
oder ein Fußballspiel. Ich war ebenfalls an den<br />
ersten zwei Verleihungen von Universitätsabschlüssen<br />
in Mechanischer Musik beteiligt. Wer<br />
hätte sich das noch vor fünfzig Jahren vorstellen<br />
können!<br />
Trotzdem würde ich die Vorstellung hassen,<br />
dass alle unsere Bemühungen vergeblich waren.<br />
Selbst wenn das der einzige Grund sein sollte,<br />
müssen wir sehr ernsthaft darüber diskutieren,<br />
wie wir unserer Gesellschaft neues Blut injizieren<br />
können. Ich will nicht behaupten, dass meine<br />
Vorschläge die einzige Antwort sind, sie sind lediglich<br />
eine Basis für weitere Diskussionen. Wir<br />
müssen jetzt etwas investieren, um die Zukunft<br />
zu sichern.<br />
Meine eigentliche Sorge bleibt aber die, dass es<br />
im Himmel vielleicht keine Spieldosenmusik<br />
geben könnte…
Die Restaurierung und originalgetreue<br />
Komplettierung einer grossen Waldkircher<br />
Limonaire-Konzertorgel<br />
Einführung zum Teil 4<br />
Nachdem erfreulicherweise das Echo auf die<br />
Restaurationsberichterstattung von zahlreichen<br />
Vereinsmitgliedern sehr positiv bewertet wurde,<br />
haben sich die Autoren mit viel Motivation an<br />
die Fortsetzung gemacht.<br />
Fortsetzung der Restaurierung/Rekonstruktion<br />
Wie bereits in den letzten Ausgaben, werden wir<br />
auch diesmal anhand von Fotos über die weiteren<br />
Arbeitsschritte berichten.<br />
Auch die sog. Schöpfermittelbretter mussten<br />
zwecks optimaler Winddichtigkeit, papiert werden.<br />
Naturgemäss müssen nach dem neu aufbringen<br />
solcher Papierkaschierungen anschliessend<br />
wieder alle Bohrungen geöffnet werden. Mittels<br />
eines scharfen Spezialmessers werden dazu alle<br />
Bohrungen vollständig geöffnet. Auch bei solch<br />
einfach anmutenden Arbeiten ist auf eine hohe<br />
Genauigkeit der Schnitte zu achten, damit die<br />
Löcher exakt an den richtigen Positionen freigeschnitten<br />
werden und dabei auch nichts vom<br />
originalen Holzwerk versehentlich mit abgeschnitten<br />
wird. Dies ist einer von tausenden, für<br />
derartige Restaurierungsarbeiten typischen Arbeitsgänge,<br />
bei denen ein hohes Mass von Disziplin<br />
und Ausdauer notwendig sind, damit die<br />
Arbeiten tatsächlich einwandfrei und zufrieden<br />
stellend ausfallen können.<br />
Nach Erledigung der vorher beschriebenen aufwändigen<br />
Holz- und Vorbereitungsarbeiten erfolgte<br />
die vollständige Neubelederung der Balganlage,<br />
einhergehend mit deren Zusammenbau.<br />
(Bericht Teil 4)<br />
21<br />
Das Foto zeigt die fertig belederten und bereits<br />
zusammengeleimten beiden Schöpferhälften.<br />
In diesem Stadium erfolgte die Neuanfertigung<br />
der sog. Rückschlagventile, welche später allesamt<br />
nicht mehr zu sehen sind, da deren Platz im<br />
inneren des Magazinbalges liegt.<br />
Deutlich zu erkennen sind die 4 Stück, sich unter<br />
der Schraubleiste (zum späteren montieren des<br />
Windabgangsbretts) befindlichen bereits eingesetzten<br />
Rückschlagventile. Es fehlen noch weitere<br />
10 Stück solcher Ventile.<br />
Nach einsetzen aller Ventile konnte die Magazinbalgplatte<br />
montiert werden und die gesamte<br />
Belederung des Magazins erfolgen. Einen der<br />
letzten dazu gehörenden Arbeitsgänge stellt das<br />
Zuledern des hinteren Magazinbalgendes (an der<br />
Stirnseite der gesamten Balganlage) dar.<br />
Dieses Stadium sowie die 4 Stück bereits vollständig<br />
belederten Schöpfbälge (Stirnseite bei
den Pleuelstangen) lassen sich auf dem Bild gut<br />
erkennen.<br />
Restaurierung des Membranbretts<br />
Dieses Bild zeigt das auf den ersten Blick recht<br />
gut aussehende Membranbrett, noch mit dem im<br />
Jahre 1971 angebrachten Bezug aus braunem<br />
Spaltleder.<br />
An verschiedenen Stellen lagen bereits größere<br />
Risse vor (auf dem Foto mittels Pfeilen markiert).<br />
Ebenfalls gut sichtbar auf diesem Bild sind die<br />
seinerzeit erneuerten runden Kartonplättchen.<br />
Hier wurde Standardmaterial (Ventilscheiben)<br />
aus dem Zulieferbereich für den Kirchenorgelbau<br />
verwendet. Über den Verbleib der alten originalen<br />
Kartonplättchen ist nichts bekannt.<br />
Zur Restaurierung des Membranbrettes war zunächst<br />
die Durchführung sämtlicher Reparaturen<br />
am Holzwerk notwendig. Anschliessend erfolgte<br />
das Neubeziehen mit ausgesuchtem Leder, sowie<br />
die Rekonstruktion der Kartonplättchen.<br />
.<br />
Restaurierung der Windlade<br />
Auf Grund der zahlreichen Schäden (auch in<br />
Folge des Schleudergebläses, siehe Teil 2) stellte<br />
sich die gewissenhafte und funktionssichere<br />
Restaurierung der Windlade als extrem zeitintensive<br />
Arbeitsetappe heraus. Obwohl die Herstellung<br />
einer neuen Windlade schneller und somit<br />
kostengünstiger gewesen wäre, schied diese Vorgehensweise<br />
natürlich aus. Schliesslich bestand<br />
der Auftrag in der Restaurierung, also im Erhalt<br />
der Originalsubstanz, sowie der Rekonstruktion<br />
aller in den letzten Jahrzehnten entfernten und<br />
geänderten Baugruppen. Somit lag für die ausführende<br />
Firma praktisch kein Spielraum vor;<br />
die alte Windlade musste (wenn auch noch so<br />
aufwändig) unter Verwendung aller Originalteile<br />
aufgearbeitet und in einwandfrei funktionssicheren<br />
Zustand versetzt werden. Nachfolgende Bilder<br />
zeigen einige wesentliche Ausschnitte dieses<br />
umfassenden Arbeitsabschnittes.<br />
22<br />
Bei der letzten Überarbeitung der Orgel im Jahre<br />
1971 wurde diese, damals bereits grundsätzlich<br />
restaurierungsbedürftige Windlade lediglich<br />
durch einfache Flickarbeiten und soweit von außen<br />
zugänglich (ohne grösseren Zerlegungsaufwand)<br />
repariert bzw. geflickt.<br />
So wurden z.B. die zahlreich vorliegenden Leckstellen<br />
durch einfaches zuflicken mit Leder- oder<br />
Papierstücken abgedichtet.<br />
Dieses Bild zeigt die, mit der Unterseite nach<br />
oben gewendete, noch vollständig montierte<br />
Windlade.<br />
Gut sichtbar sind noch die Spuren durch die in<br />
den 70er Jahren daran durchgeführten primitiven<br />
Flickmassnahmen. So wurde ein nahezu durchgehender<br />
Riss des Ventilkastendeckels lediglich<br />
mit einem Ledersteifen zugeleimt. Dieser lange<br />
Lederstreifen war zum Zeitpunkt dieser Fotoaufnahme<br />
bereits entfernt, es sind aber noch deutlich<br />
die restlichen Lederstücke und Leimreste, sowie<br />
der Riss selbst (zumindest teilweise) erkennbar.<br />
Wie die Leimspuren auf diesem Deckel verraten,<br />
wurden diese aufgeklebten Lederflicken<br />
auf der eigentlichen Windlade (ohne jeglichen<br />
untergelegten Schutz) mit Leim eingestrichen.<br />
Eine derart respektlose Arbeitsweise lässt klare<br />
Rückschlüsse auf die Einstellung und mangelnde<br />
Wertschätzung bezüglich der alten Originalsubstanz,<br />
seitens der damals tätigen Handwerker, zu.<br />
Ähnliches Flickwerk (wie vorhergehend für den
Aussenbereich erläutert) fand sich auch im inneren<br />
Bereich der Windlade.<br />
Diese Bilder zeigen die eigentliche Ventilfläche<br />
der Windlade, unmittelbar nach Demontage des<br />
Ventilkastens. Gut zu sehen sind alle Tonventile<br />
mit den dazugehörenden Ventilfedern. Außerdem<br />
erkennt man die nicht originale, in dieser vereinfachten<br />
Form unzureichende,<br />
Befestigungskonstruktion für die Ventilfedern.<br />
Der desolate, angegriffene und total verschmutzte<br />
Zustand der Windlade, insbesondere in diesem<br />
sensiblen Bereich, ist auf den Bildern deutlich zu<br />
erkennen.<br />
Auch hier finden sich wieder Spuren, von seinerzeit<br />
vorgenommenen provisorischen Flickmassnahmen.<br />
23<br />
Die Abbildung zeigt die zahlreichen und erheblichen<br />
Schäden des mit Massivholz beplankten<br />
Kanzellenrahmens («Fundamentplatte»). Aufgrund<br />
dieser Windladenkonstruktion, bei der diese<br />
Massivholzschicht in entgegengesetzter Holzrichtung<br />
zu den Kanzellenschieden verläuft, sind<br />
beim austrocknen der Konstruktion Risse in der<br />
Fundamentplatte vorprogrammiert.<br />
Umso empfindlicher reagieren solche Instrumente<br />
auf längerfristig einwirkendes, ungeeignetes,<br />
insbesondere auf zu trockenes Klima.<br />
Die bereits erwähnte, fälschlicherweise über<br />
Jahrzehnte angebrachte Konstruktion eines direkt<br />
einblasenden Schleudergebläses (mit erwärmtem,<br />
trockenem Wind) führte in der Folge naturgemäss<br />
zu starkem austrocknen der Windlade und somit<br />
letztlich zu erheblicher Rissbildung.<br />
Durch passgenaues ausfräsen, mit einem von der<br />
Breite jeweils möglichst genau angepasstem sog.<br />
Fingerfräser und einer Oberfräse (von Hand geführte<br />
Fräsmaschine) wurden sämtliche gerissenen<br />
Holzpartien herausgefräst. Dabei wurde auf<br />
eine möglichst genaue und geringe Wegnahme<br />
von Originalsubstanz geachtet. Diesbezüglich<br />
wurden alle Fräsungen möglichst knapp ausgeführt.<br />
Fräsbreite und Frästiefe wurden präzise soweit<br />
vorgenommen wie es die tatsächliche Rissbildung<br />
auch jeweils erforderte.<br />
Von der Holzart, sowie bezüglich der Breite,<br />
wurden authentische und präzise passende Leistenstücke<br />
vorbereitet und in die Fundamentplatte<br />
genauestens und sorgfältig eingeleimt.<br />
Damit eine einwandfreie Dichtigkeit und jegliches<br />
«durchstechen» der Windlade später ausgeschlossen<br />
werden kann, mussten diese Arbeiten<br />
mit sehr großer Genauigkeit und Sorgfalt ausgeführt<br />
werden!
Nach Abnahme sämtlicher Belederungen und<br />
sonstiger Kaschierungen des unterseitigen Kanzellenrahmens<br />
wurden alle Tonkanzellen, sowie in<br />
diesem Bereich vorhandene Schäden, erkennbar.<br />
Gut zu sehen sind die teilweise bereits erheblich<br />
brüchigen Schichten des einstmals mehrfach mit<br />
Warmleim ausgestrichenen Kanzellenrahmens.<br />
All diese losen Partikel, sowie hartnäckige Rückstände,<br />
die durch ein späteres Ausstreichen mit<br />
einer zähflüssigen Weissleim – Kreidemischung<br />
verursacht wurden, mussten in dieser Phase sorgsam<br />
aber restlos entfernt werden.<br />
Die vollständig restaurierte und einbaufertig<br />
montierte Windlade.<br />
Gut zu erkennen ist der in mühevoller Arbeit,<br />
wieder möglichst genau und authentisch<br />
(als ein durchgehendes Stück), zusammengesetzte<br />
Spunddeckel.<br />
Da der Restaurationsauftrag während den laufenden<br />
Arbeiten vom Besitzer wesentlich erweitert<br />
wurde, musste der Fertigstellungstermin zwangsläufig<br />
auf einen späteren Zeitpunkt verschoben<br />
werden. In der Folge war die in Heft Nr. 102 angekündigte<br />
Präsentation anlässlich des Waldkircher<br />
Orgelfestes leider nicht möglich. Natürlich<br />
soll es trotzdem zu der Sondervorführung für die<br />
24<br />
Vereinsmitglieder kommen. Deshalb lädt die Firma<br />
Paul Fleck Söhne interessierte Mitglieder des<br />
<strong>SFMM</strong>, am Sonntag, den 21. September 2008<br />
um 15. 00 Uhr, zur feierlichen Präsentation mit<br />
Konzert dieses Instrumentes ein.<br />
Am Vormittag besteht von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />
die Möglichkeit die Karussell- und Konzertorgeln<br />
im neu umgestalteten Gewölbekeller des Eltztalmuseums<br />
zu sehen und zu hören. Anlässlich einer<br />
Sonderveranstaltung für Orgelfans wird ein<br />
Wunschkonzert auf insgesamt 8 verschiedenen<br />
Grossorgeln angeboten.<br />
In der nächsten Ausgabe werden die Autoren unter<br />
anderem über die Restauration des Pfeifenwerkes<br />
berichten.<br />
April 2008 bis Juli 2008<br />
eine Zusammenarbeit von Stefan Fleck<br />
und René Weiss<br />
Grossorgelveranstaltung<br />
Ein Anlass der Superlative für alle Orgelliebhaber<br />
ist in Vorbereitung!<br />
Am Samstag, den 20. September 2008, findet in<br />
Schönenwerd ein grosses «Chilbiorgeltreffen»<br />
statt. Von 10.00 bis 18.00 Uhr spielen, auf dem<br />
Areal des Säli-Schulhauses, für Sie 10 nostalgische<br />
Jahrmarktorgeln.<br />
Am Sonntag, den 21. September 2008 geht der<br />
musikalische Genuss in Waldkirch i. B. weiter,<br />
wo am Vormittag von 10.00 bis 12.00 Uhr ein<br />
Wunschkonzert auf 8 verschiedenen Grossorgel,<br />
im neu umgestalteten Gewölbekeller, des Elztalmuseuns<br />
geboten wird. Um 15.00 Uhr findet<br />
dann die angekündigte Sondervorführung der<br />
Waldkircher Limonaire-Konzertorgel (siehe auch<br />
Restaurationsbericht im Vereinsheft), für <strong>SFMM</strong>-<br />
Mitglieder und alle anderen interessierten, in der<br />
Werkstatt der Firma Paul Fleck Söhne statt.<br />
Weitere Informationen erhalte man unter:<br />
www.fleck-orgelbau.de<br />
www.schoenenwerd.ch<br />
(auf Aktuelles und dort auf Anlässe klicken)<br />
www.drehorgel.ch<br />
?<br />
Wo steht diese<br />
Statue und wen<br />
stellt sie dar?<br />
Auflösung im<br />
nächsten Heft.
Es gibt immer wieder auch junge Leute, die sich<br />
mit mechanischer Musik befassen. Aus dem<br />
Info-Journal meines ehemaligen Lehrbetriebes,<br />
Metallarbeiterschule in Winterthur, möchte ich<br />
Euch folgenden Artikel nicht vorenthalten.<br />
H. Kunz<br />
Anlässlich dem Wettbewerb «Schweizer Jugend<br />
forscht» vom 25. April 2008 wurde das Projekt<br />
von Baran Aslioglu / Julian Schmid, «Pne-Ukulele»<br />
mit dem Prädikat hervorragend ausgezeichnet<br />
mit zusätzlicher Sonderanerkennung von<br />
Expo Science Europe und der Methron Stiftung.<br />
Projektbeschrieb:<br />
Unsere Frage/Hypothese<br />
Ist es möglich, das Feingefühl der menschlichen<br />
Hand beim Musikmachen mit einer Ukulele<br />
durch eine Automatik so zu realisieren, dass ein<br />
Pne Ukulele<br />
25<br />
Zuhörer nichts merkt?<br />
Unsere sofortige Antwort auf diese Frage lautet:<br />
Nein! Absolut nicht. Unsere analoge Fingerfertigkeit<br />
ist durch nichts ersetzbar.<br />
Grundidee<br />
Wir wollen eine Ukulele automatisch spielen<br />
lassen können. Dazu sind verschiedene Aktoren<br />
erforderlich, welche anstelle der menschlichen<br />
Hand agieren.<br />
Wir verwenden pneumatische «Notenzylinder»,<br />
welche die Tonhöhe durch Druck auf die Saite<br />
festlegen und «Zupfzylinder», welche die eigentliche<br />
Saitenschwingung erzeugen.<br />
Ergebnis<br />
Eine voll automatisch funktionierende Ukulele,<br />
steuerbar via SPS, ist entstanden.<br />
Würdigung vom sjf-Experten:<br />
Sie spielt!<br />
Die pneumatische Ukulele von Baran Aslioglu<br />
und Julian Schmid zupft und schrummt von alleine<br />
und es ist ein wahrer Genuss ihr zuzuhören!<br />
Die anspruchsvolle Aufgabe wurde äusserst kreativ<br />
gelöst und die realisierte Maschine überzeugt<br />
durch Funktion und Ästhetik. Die beiden Lernenden<br />
haben beim Zusammenbau der Maschine<br />
mit den verschiedenen Zylindern, Ventilen und<br />
Motoren exaktes und sauberes Handwerk geleistet.<br />
Auch die komplexe Programmierung der<br />
selbst komponierten Lieder wurde hervorragend<br />
gemeistert!
Impressionen aus dem Orgelfest Waldkirch<br />
vom 13. bis 15. Juni 2008<br />
Marianne Bruder, die Tochter von Gustav<br />
Bruder zusammen mit dem Präsidenten. F. K. wie er leibt und lebt.<br />
26
Achim Schneider vom Werkhaus<br />
siehe Artikel im Heft Nr. 102.<br />
28
Die erste und dritte Generation Renner.<br />
29
Vereinsreise vom 25. – 26. April 2008<br />
Der feine Regen am Freitagmorgen tat unserer<br />
Vorfreude keinen Abbruch. Von Einsteigeort zu<br />
Einsteigeort füllte sich der Car zusehends mit erwartungsfreudigen<br />
Mitgliedern unseres Vereins.<br />
Die Begrüssungen waren herzlich, die Wiedersehensfreude<br />
gross.<br />
Jobin Music<br />
Nach einer wunderschönen Fahrt, vorbei an frühlingsgrünen<br />
Büschen und blühenden Bäumen,<br />
trafen wir etwas verspätet in Brienz ein. Unser<br />
Ziel war die Firma Ed. Jobin AG. Mit grossem<br />
handwerklichem Geschick werden dort traditionelle<br />
Holzschnitzereien vorwiegend aus Ahorn-<br />
und Nussbaumholz hergestellt. Uhrmacherkunst<br />
und fachmännische Holzbearbeitung werden bei<br />
der Herstellung von prächtigen Musikdosen vereint.<br />
30<br />
In der zum Essraum unfunktionierten Werkstatt<br />
nahmen wir, umgeben von geschnitzten Figuren<br />
wie Bären usw., das Mittagessen ein.<br />
Anschliessend durften wir den oberen Raum besichtigen.<br />
Unter vielen Ausstellungsstücken aus<br />
alter Zeit ist eine 100-jährige Musikdose in Form<br />
eines grossen Chalets, «pièce de la gare» genannt,<br />
zu sehen, die früher im Bahnhof von Genf<br />
den Reisenden die Wartezeit verkürzte.<br />
Das Unwetter im August 2005 richtete grossen<br />
Schaden an. Das Wasser reichte bis zur Werkstattdecke.<br />
Tonnenschwere Maschinen wurden<br />
verschoben und durch den immensen Wasserdruck<br />
zerbarsten die Fensterscheiben. Glücklicherweise<br />
konnten viele wertvolle Kostbarkeiten<br />
rechtzeitig in den oberen Etagen in Sicherheit<br />
gebracht werden.<br />
Die Weiterfahrt dem eisblauen Brienzersee entlang<br />
mit Blick auf die Giessbachfälle und die<br />
schneebedeckten Berge, war ein besonderes Erlebnis.<br />
Schloss Hünegg, Hilterfingen<br />
Im dortigen herrschaftlichen Sitz auf dem Seebühl<br />
über dem Thunersee fanden wir Einblick in<br />
die Wohnkultur des Jugendstils. Zwischen 1861<br />
und 1863 wurde das Schloss vom preussischen<br />
General Baron Albert Emil von Parpart gebaut,
und erhielt wegen der vorgefundenen Alemannen-<br />
oder Hühnengräbern den Namen Hünegg.<br />
Das imposante Bauwerk mit etlichen Türmen<br />
und Türmchen, steht in einem grossen Park mit<br />
altem Baumbestand und vielen Spazierwegen.<br />
Die Spielzeug-Sonderausstellung in den unteren<br />
Räumlichkeiten erinnerte an fröhliche Stunden<br />
in der Kindheit. Die oberen Räume sind mit den<br />
Originalmöbeln ausgestattet. Im grossen Salon<br />
fallen nebst der mit Schnitzereien verzierten Möbel<br />
und Wandverkleidung die prächtige Stuckkasettendecke<br />
und der schwarzpolierte Flügel auf.<br />
Für musikalisch Unkundige diente das davor gesetzte<br />
Pianola. Mittels zwei Fusspedalen wurde<br />
die Pneumatik in Gang gebracht, und über perforierte<br />
Papierrollen Musik erzeugt.<br />
31<br />
Spitzenbesetzte Kissen und Kleidungsstücke,<br />
feine Handschuhe, gestärkte Hemdenkragen,<br />
Reitstiefel und Zylinder lagen bereit, als ob deren<br />
Besitzer noch im Schloss wohnen würden.<br />
Wichterheergut, Oberhofen<br />
Nach dem Zimmerbezug des direkt am Thunersee<br />
gelegen Hotels, wurden wir von unserem<br />
umsichtigen Chauffeur zur Sammlung der Vereinsmitglieder,<br />
Ursula und Kurt Matter, gefahren.<br />
Das Ehepaar hat während Jahren rund 300<br />
mechanische Musikinstrumente gesammelt, und<br />
wenn notwendig, restaurieren lassen. Ein früher<br />
teilweise landwirtschaftlich genutztes Gebäude<br />
wurde in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege<br />
sorgfältig restauriert. Darin haben sie sich mit<br />
ihrer Stiftung niedergelassen<br />
Ursula empfing uns mit Drehorgelmusik und begrüsste<br />
uns charmant im heimeligen berndeutschen<br />
Dialekt. Sie führte uns durch die Sammlung, die<br />
auf drei Stockwerke verteilt ist. Im alten Weinkeller,<br />
dessen Kopfsteinpflaster aus dem Jahre<br />
1822 mit einem Glasboden abgedeckt ist, stehen<br />
an den Wänden verschiedene Drehorgeln. Jedes<br />
Instrument hat seine besondere Geschichte.
So pflegt das Ehepaar Matter heute noch eine Beziehung<br />
zur Enkelin des einstigen Besitzers der<br />
Panflötendrehorgel aus Prag. Das älteste, «Perroquet»<br />
genannte, Walzeninstrument ihrer Sammlung<br />
stammt aus dem Jahr 1840.<br />
Im Parterre waren die runden Tische einladend<br />
zum Abendessen gedeckt.<br />
Ringsum an den Wänden standen kostbare mechanische<br />
Musikinstrumente. Von der Wilhelm<br />
Bruder- Orgel durften wir schöne Stücke hören.<br />
Auch die Hupfeld Phonalist Violina kam zum<br />
Einsatz.<br />
Später wurden wir in den wunderbar restaurierten<br />
Dachstock geführt, wo die imposanten alten Balken,<br />
die das ganze Haus tragen, sichtbar sind.<br />
32<br />
Auf Tischen waren viele Musikdosenschätze<br />
aller Art ausgestellt. Auch hier war ein antiker<br />
Bahnhofsautomat zu bestaunen, der früher in<br />
Därstetten im schönen Simmental stand.<br />
Beim Besuch im Wichterheergut wurde uns ein<br />
musikalisches und kulinarisches Verwöhnprogramm<br />
unter aufmerksamer und zuvorkommender<br />
Gastfreundschaft des Ehepaars Matter zuteil.<br />
Sammlung Straub, Niederwangen<br />
Am nächsten Tag fuhren wir gleich nach dem<br />
Frühstück zu Werner Straub nach Niederwangen.<br />
Er empfing uns sehr freundlich und zeigte<br />
uns seine, auf mehrere Räumlichkeiten verteilten,<br />
mechanischen Musikinstrumente. Der Instrumente<br />
waren so viele, dass man einfach nur<br />
staunen musste.<br />
Im Parterre stehen viele hübsche Karusellpferde<br />
bereit um auf einer «Reitschule» eingesetzt zu<br />
werden.
Kunstvoll geschnitzte Holzbären in allen Grössen<br />
und Ausführungen waren mannigfach vorhanden.<br />
Ein prächtiges Welte Cottage Orchestrion<br />
in elegant schwarz glänzendem Gehäuse golden<br />
und bordeauxrot verziert, stand halb verdeckt an<br />
der Wand. Eine Poper Happy Jazzband mit Klavier-,<br />
Mandolinen- und Schlagzeugbegleitung<br />
gehört auch zu den seltenen Stücken. Bei einer<br />
Luigi Bacigalupo, ca. 1880, aus Berlin, fielen die<br />
vier Medaillen auf, die einst an Ausstellungen in<br />
Paris vergeben wurden. Das Modell eines zweistöckigen<br />
Pferdekarussels gefiel besonders wegen<br />
der hübschen bunten Ausstattung.<br />
Zwei seltene Wurlitzer Fotoplayer, die früher zur<br />
Stummfilmbegleitung im Einsatz waren, scheinen<br />
auf eine Restauration zu warten Diese Geräte<br />
waren mit besonderen Effekten wie Sirenen,<br />
Zugpfeifen usw. ausgestattet. Bei Bedarf wurden<br />
diese speziellen Geräusche mit Riemen ausgelöst.<br />
Das Instrument ist sowohl von Hand, wie<br />
auch mit Rollen bespielbar.<br />
Bei einem alten Bahnhofsautomaten aus dem<br />
Jahre 1880 bewegten sich im oberen Teil drei<br />
reizende Original-Tanzpüppchen graziös zur<br />
Musik.<br />
Musikdosen, Orchestrien, bewegliche Figuren<br />
aller Art, Grossorgeln, Flügel, Drehorgeln, es<br />
waren der prachtvollen und kostbaren Instrumente<br />
so viele zu sehen. Sie wurden in jahrelangem<br />
Suchen zu dieser aussergewöhnlichen Sammlung<br />
zusammengetragen<br />
33<br />
Nach dem Mittagsmahl reisten wir zurück. Bei<br />
einem Zwischenhalt in Möriken führte uns Ruedi<br />
Weber seine Universum-Karussellorgel vor,<br />
die er anlässlich der dortigen Gewerbeschau im<br />
Einsatz hatte.<br />
Mit vielen nostalgischen Klängen im Ohr traten<br />
wir die Heimreise an.<br />
Liselotte Frei
An dieser Stelle könnte ein interessanter Bericht<br />
über Sie stehen, welcher Sie aus der Anonymität<br />
holt und in die Reihen der Prominenz stellt!<br />
Melden Sie sich bei der Redaktion!<br />
PORTRAIT<br />
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44 Tonstufen, einschliesslich Koffer und 21 Notenrollen. Preis Fr. 9500.–.<br />
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Ein aussergewöhnliches Konzert<br />
2. November 2008, 17.00 Uhr,<br />
Reformierte Kirche Widen/Mutschellen<br />
Esther Meyre Müller, Scherzingen,ODIN Konzert-Drehorgel<br />
Moritz Peter, Paris, Sax / Klarinette<br />
William Chabbey, Paris, Gitarre<br />
Emmanuel Chabbey, Paris, Kontrabass<br />
Patrick Manzecchi, Konstanz, Schlagzeug<br />
Kollekte<br />
Rendezvous der Moritz Peter Jazzbandmit einer ODIN Konzert-Drehorgel<br />
Das Quartet von Moritz Peter musiziert zusammen mit der Odin Konzert-Drehorgel<br />
von Esther Meyre Müller.<br />
Die Band spielt Eigenkompositionen von Moritz Peter, der am Bodensee aufgewachsen ist<br />
und seit Jahren als Musiker in Paris und Scherzingen lebt.<br />
Esther Meyre Müller spielt mit ihrer ODIN Konzert-Drehorgel Musikstücke, die von zwei<br />
Pariser Musikern (Pierre Charial und Antoine Bitran) arrangiert wurden.<br />
Der Reiz des Konzertes liegt darin, dass Moritz Peter und Esther Meyre ein gemeinsames<br />
Repertoire haben und dieses in einer ungewohnten Zusammensetzung vortragen.<br />
Es sind unter anderem zu hören: Typewriter, St. Louis Blues, La Strada, Merrie Melodies,<br />
In the Mood, Take Five, Fiddle Faddle, Liber Tango, Amarcorde.<br />
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24. August Drehorgeltreffen in Einsiedeln<br />
Termine<br />
29./30. August 20. Internationales Jubiläums-Drehorgeltreffen in Bad Zurzach<br />
Freitag: 18.00 Uhr, klass. Konzert in der Ref. Kirche<br />
Samstag: 60 Drehorgeln spielen im ganzen Flecken<br />
17.00 Uhr, Schlusskonzert vor der Ref. Kirche<br />
Anmeldung und Info: Ruedi Schupp, Postfach 253, 5330 Bad Zurzach<br />
Telefon 056 249 16 50, Fax. 056 249 42 80<br />
5./6. September Wohlklingende Drehorgeln in Schaffhausen<br />
Infos siehe www.sfmm.ch<br />
6./7. September Drehorgeltreffen in Oingt - Rhône, Frankreich<br />
«Les amis du Vieux Village d’Oingt»<br />
Monsieur Antoine Dupperay, F-69620 Oingt<br />
Telefon 0033 474 71 21 24<br />
7. September 25. Drehorgelmatinée in Lachen<br />
Infos siehe www.sfmm.ch<br />
14. September GMS: Drehorgel IG Basel und Region, Drehorgelmatinée<br />
20. September Chilbiorgeltreffen in Schönenwerd 10 alte, nostalgische Jahrmarktsorgeln<br />
spielen für Sie!<br />
Areal des Säli-Schulhauses 22, 5012 Schönenwerd<br />
Kontakt: Beat Streuli (http://www.fwbt.ch/SCHW/ORFE.html)<br />
21. September Jahrmarktorgeln in und aus Waldkirch im Elztalmuseum<br />
und in der Orgelwerkstatt Fleck<br />
Infos siehe www.sfmm.ch<br />
4. Oktober Herbstanlass im Museum Seewen<br />
Infos siehe im Heft<br />
12. Oktober 20. Internationales Drehorgeltreffen anlässlich der hela in Laufenburg<br />
Infos siehe www.sfmm.ch<br />
26. Oktober GMS: Lesung im Rahmen des «Kulturherbst in Seewen » mit Zoe Jenny<br />
1./2. November Sammlerbörse in Rüdesheim<br />
23. November 2. Sammlerbörse in Schafisheim, CH<br />
Infos und Anmeldung www.sfmm.ch<br />
30. November GMS: Corale Pro Ticino Basilea,<br />
Adventskonzert im Rahmen des «Kulturherbst in Seewen»<br />
Wiederholende Anlässe<br />
Jeden Donnerstag und Freitag, ab 17.00 Uhr, Mittwoch, 09.00 –11.00 Uhr<br />
Klimperkasten, Besenbeiz mit Ambiente<br />
Herzlich willkommen bei Regula und Barbara Wieser, 8471 Berg Dägerlen<br />
Drehorgel-Stamm<br />
Jeden 2. Donnerstag im Monat, Stamm der IG Basel und Region 19.30 Uhr, Restaurant zur Mühle,<br />
Baslerstrasse 54, 4102 Binningen<br />
Info: Nelly Rosebrock, Telefon 061 631 15 40, Gäste sind jederzeit herzlich willkommen.<br />
Jeden 4. Donnerstag im Monat, Hogg der Basler Drehorgelfreunde<br />
im Ysebähnli, Utengasse 22, 4058 Basel, Telefon 061 681 71 24<br />
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