Sprachparcours
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Materialien<br />
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TIEFSEETAUCHEN IM «MEHR DER SPRACHE»: AUFGABEN UND LÖSUNGSVORSCHLÄGE<br />
17. Verwirrende Aussagen?<br />
a) «... bezweifelt, dass solche Delikte quantitativ zunehmen.» (Z. 28)<br />
«Aber er beobachtet bei seiner Arbeit, dass auch bei Mädchen die Brutalität zunimmt.»<br />
(Z. 29f.)<br />
Schliessen sich diese beiden Aussagen nicht aus? Erkläre.<br />
b) «Gemäss Polizeistatistik sind nur zehn Prozent aller jugendlichen Gewalttätigen weiblich.»<br />
(Z. 18)<br />
«Der Anteil der verurteilten Mädchen in Zürich sei zwar in den letzten Jahren ... auf 15<br />
Prozent gestiegen.» (Z. 23f.)<br />
Wie sind die beiden Aussagen zu verstehen? Einerseits spricht man von 10, dann aber<br />
von 15 Prozent.<br />
c) «Die Motive sind absolut identisch mit denen, die gewalttätige Jungen im Allgemeinen<br />
angeben: ...» (Z. 31)<br />
«Die Erklärungen für das unterschiedliche Verhalten von Mädchen und Jungen sind vage.»<br />
(Z. 72)<br />
Stehen diesen beiden Aussagen nicht im Widerspruch zueinander: «identisch» / «unterschiedlich»?<br />
Wie verstehst du das?<br />
1 L a) Gewalttaten, verübt durch Mädchen, nehmen nicht zu – die Brutalität hingegen nimmt zu. Dies<br />
muss nicht unbedingt ein Widerspruch sein, wenn man meint: die Intensität der Brutalität, also<br />
brutalere Gewalttaten.<br />
b) Die beiden Aussagen vertragen sich so wirklich schlecht. Mögliche Erklärung: Die 10% beziehen<br />
sich auf eine (gesamtschweizerische?) Polizeistatistik; die 15% hingegen beziehen sich auf<br />
verurteilte Mädchen in Zürich. Es ist durchaus vorstellbar, dass in den grösseren Städten die<br />
Kriminalitätsrate höher ist als im schweizerischen Durchschnitt.<br />
c) Zitat 1: Motive = Gründe, warum Jungs Gewalttaten ausüben; identisch = Jungen und<br />
Mädchen haben die gleichen Gründe. (Vgl. auch Z. 72–78.)<br />
Zitat 2: Mädchen und Jungen haben zwar die gleichen Motive für Gewalttätigkeit (sie wollen<br />
sich Respekt verschaffen, Aufmerksamkeit erregen – vgl. Z. 31ff.). Sie verhalten sich aber in<br />
Konfliktsituationen unterschiedlich: Mädchen «gehen nicht so weit wie Jungen» (Z. 33f.). Sie<br />
schlagen andere nicht grundlos zusammen (Z. 70f.).<br />
Insofern besteht zwischen Zitat 1 und Zitat 2 kein offener Widerspruch. Trotzdem gibt der Autor<br />
in den Zeilen 72–81 keine Erklärungen über das «unterschiedliche Verhalten» ab, sondern<br />
wiederholt, weshalb Jungen zu Gewalttätigkeiten neigen. (Aber für Mädchen gilt ja das Gleiche,<br />
weshalb auch unter Mädchen Gewaltakte vorkommen.)<br />
Hier ist der Autor nicht präzise (vielleicht weil er die Erklärung gar nicht kennt), deshalb schleichen<br />
sich in dieser Passage auch leicht Missverständnisse ein.<br />
18. Nenne aus dem Text einige Gründe, warum Mädchen gewalttätig werden?<br />
1 L Respekt, sozialer Status, Aufmerksamkeit erregen (Z. 32f.); Leistungsdruck in der Schule, teure Kleider<br />
tragen müssen, Schönheitsidealen entsprechen (Z. 39ff.); konkrete Streiterei (Z. 71ff.); Identitätsprobleme,<br />
Anonymität der Städte, problematische Familienverhältnisse, Einfluss der Medien, Lehrstellenmangel,<br />
Gewalt in der Familie (Z. 79ff.)<br />
19. Eine Schülerin äusserte sich bei der Diskussion über Gewalt in der Schule: «Wenn Jungs rot<br />
sehen, dann drehen sie oft total durch; Mädchen rasten auch aus, haben sich aber in dieser<br />
Situation noch irgendwie im Griff.»<br />
Findest du im Text eine Stelle, die diese Äusserung belegt? Wenn ja: zitiere.<br />
1 L Die Aussage der Schülerin kann durch folgende Textstelle belegt werden: «Gewalttätige Jungs sehen<br />
sehr oft einfach keine Grenze, schlagen noch zu, wenn der Gegner bereits am Boden liegt. Mir