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Trauma - Die Wunden der Gewalt - Seelische ... - ACC

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DR. SAMUEL PFEIFER: SEELISCHES TRAUMAVerfolgung, Folter und MigrationMenschen, die aus ihrem Heimatlandflüchten müssen, erleben etwa zehnmalso viel Stress wie <strong>der</strong> Durchschnitt imfriedlichen Gastland. Staatliche Verfolgungund Terror erzeugen eine massive und kumulativeBelastungssituation, welche inverschiedenen traumatischen Abschnittenverläuft.Nach vorsichtigen Schätzungen leidenmindestens 5% <strong>der</strong> in Deutschland lebendenAsylbewerber unter Foltererlebnissen.Folter hinterläßt bei ihren Opfern fast immerein tiefes und lebenslanges <strong>Trauma</strong>.Der Schrecken endet nicht mit <strong>der</strong> Ankunftim sicheren Hafen des Westens. Vielmehrbedeutet <strong>der</strong> Asylprozess eine «Insti-Wer gefoltert wurde, bleibt gefoltert.Unauslöschlich ist die Folter in ihneingebrannt, auch dann,wenn keine klinisch-objektiven Spurennachzuweisen sind.Jean Amérytutionalisierung <strong>der</strong> Ohnmacht». BeengteUnterkünfte, Arbeitsverbot, unsichere Aufenthaltsbedingungen,gekoppelt an diepermanente Bedrohung, abgeschoben zuwerden, sowie die Ablehnung im Gastlandbegünstigen die Entstehung einer chronifizierten<strong>Trauma</strong>-Symptomatik.Körperliche Folgen <strong>der</strong> FolterStändige Kopfschmerzen, Herzbeschwerden,Atemnot, Schwindel, Schlafstörungen,Albträume, Überwachheit bishin zur «nervigen» Übererregbarkeit. NebenVerletzungsfolgen findet sich oft aucheine chronisch erhöhte Verspannung mitentsprechenden Schmerzen und Muskel-Hartspann.Auch wenn sich keinerlei nachweisbareSpuren finden, so wird <strong>der</strong> erlebte Schmerzdoch zur «verkörperten Erinnerung».Zwischenmenschliche Folgen«Als er nach Hause kam, starrten seineAugen ins Leere, er lächelte nicht und redetenicht, und er hatte keine Fingernägelmehr», berichtete die Frau eines kurdischenFolteropfers. Oftmals hört man die Aussage:«Nichts ist mehr, wie es war!»Gefolterte Menschen können selbst fürihre eigene Familie sehr schwierige Mitmenschenwerden. Einige Punkte:— Dauernde matte Traurigkeit, Unfähigkeitzu Frohsinn und Lebensgenuss.— Ständiges Haften an den Demütigungenund Quälereien.— Eine eigentümliche Schreckhaftigkeit,selbst auf harmlose Geräusche.— Flashback-artige, sich aufdrängendeBil<strong>der</strong> und Gedanken aus früherenFoltersituationen, manchmal so plastisch,als würde sich das überstandene<strong>Trauma</strong> wirklich wie<strong>der</strong>holen,begleitet von Zittern und Schweißausbrüchen.— Angst vor <strong>der</strong> Hausglocke («Werde ichwie<strong>der</strong> verhaftet?»).— Vermeidung von größeren Menschenansammlungen,von Kino- o<strong>der</strong> Theater-Besuchen;ständige Absicherung.— Reizbare Verstimmbarkeit mit schwerbeherrschbaren Gemütsschwankungenund aggressiven Durchbrüchen, oftaber wie geistesabwesend.Weitere Informationen:Eine hervorragende Übersicht zum Thema findet sichauf <strong>der</strong> Website von Prof. Volker Faust: www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/folter.htmlEbenfalls informativ: www.torturevictims.ch30

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