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Bilderbuchkino Die besten Beerdigungen der Welt Vorlesetext

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<strong>Vorlesetext</strong><br />

Bild 1:<br />

„<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>“<br />

von Ulf Nilsson und Eva Eriksson<br />

Bild 2:<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Einmal hatten wir Langeweile und wollten etwas Lustiges machen. Ester fand eine tote<br />

Hummel und freute sich. „O wie traurig, o wie furchtbar“, sagte sie, „endlich passiert was.“<br />

<strong>Die</strong> Hummel war gestreift und pelzig. Ester hielt sie in <strong>der</strong> Hand und streichelte ihren<br />

Rücken. <strong>Die</strong> Flügel waren zerknittert, die Füße standen ab. „Kleine Hummel“, sagte sie<br />

mit belegter Stimme, „ich liebe dich.“<br />

Bild 3:<br />

Ester war immer sehr mutig. Ich war klein. Und hatte Angst vor dem Leben und auch vor<br />

dem Tod. Ich kannte nicht mal jemand, <strong>der</strong> tot war. „Halt mal“, sagte sie, „dann grabe ich<br />

ein Grab für die Kleine.“ Ich machte einen Schritt rückwärts und versteckte die Hände<br />

hinterm Rücken.<br />

„Du traust dich nicht“, sagte sie und verdrehte die Augen.<br />

„Hummeln können stechen“, antwortete ich.<br />

„<strong>Die</strong> hier ist doch tot, verdammt noch mal.“<br />

<strong>Bil<strong>der</strong>buchkino</strong>


<strong>Vorlesetext</strong><br />

Bild 4:<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

„Ich könnte doch was schreiben“, sagte ich. „Ich schreibe ein Gedicht über den furchtbaren Tod.“<br />

Sie schnaubte und holte eine Schaufel, ein paar Blumensamen und eine Zigarrenkiste als Sarg.<br />

Wir gingen auf unserem geheimen Pfad, <strong>der</strong> zu einer Lichtung führte, die keiner kannte.<br />

Bild 5:<br />

Dort grub sie ein tiefes Loch und ich schrieb. Ich kann schreiben, denn ich denke viel und<br />

habe viele Wörter in mir.<br />

Sie schwitzte und die Sonne schien und die Vögel sangen in jedem Busch.<br />

„Pah! Gedichte!“, sagte sie und grinste.<br />

Bild 6:<br />

Wir beerdigten die Hummel in dem schwarzen Loch. Wir säten die Samen von blauen<br />

Blumen aus. Wir machten aus gelben und roten Blüten einen Kreis.<br />

Ein kleines Leben in <strong>der</strong> Hand,<br />

Plötzlich weg, tief, tief im Sand.<br />

Ester schnäuzte sich in die Hand.<br />

Dann sagte sie: „Kleine, kleine Hummel! Aber das Leben geht weiter.“<br />

<strong>Bil<strong>der</strong>buchkino</strong>


<strong>Vorlesetext</strong><br />

Bild 7:<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Sie ging auf <strong>der</strong> Lichtung hin und her. Sie dachte nach und dann hatte sie eine Idee:<br />

„<strong>Die</strong> ganze <strong>Welt</strong> ist voll von Toten“, sagte sie. „In jedem Gebüsch liegt ein Vogel, ein<br />

Schmetterling, eine Maus.<br />

Jemand muss nett sein und sich um sie kümmern. Jemand muss sich opfern und sie beerdigen.“<br />

„Wer?“, sagte ich.<br />

„Wir“, sagte sie.<br />

Bild 8:<br />

Wir suchten im Gebüsch, unter den Sträuchern, unter den Bäumen und auf den Fel<strong>der</strong>n.<br />

Lei<strong>der</strong> gab es nicht so viele Tote, wie wir gehofft hatten.<br />

Esters kleiner Bru<strong>der</strong> Putte half uns, aber weil er nicht wusste, wonach wir suchten, fand er<br />

auch nichts. Er war so klein, dass er nicht zählte.<br />

<strong>Bil<strong>der</strong>buchkino</strong>


<strong>Vorlesetext</strong><br />

Bild 9:<br />

Endlich fanden wir eine tote Spitzmaus.<br />

„Na bitte“, sagte Ester zufrieden, „jetzt gibt’s Arbeit.“<br />

„Was macht die da?“, fragte Putte. „Liegt die da nur?“<br />

„Sie ist tot“, sagte Ester.<br />

„Was ist das?“, fragte Putte. „Wieso liegt die nur?“<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Wir erklärten, dass alles, was lebt, sterben muss.<br />

Alle, alle, und du auch, irgendwann stirbst du und wirst zu nichts. Das ist blöd und traurig<br />

und alle weinen. Endlich hatte Putte es verstanden.<br />

„Ich?“, sagte er. „Sterben?“<br />

„Doch nicht jetzt, dummes Kind“, sagte Ester.<br />

„Wenn du ein alter Opa bist“, sagte ich, „dann stirbst du.“<br />

Seine Unterlippe fing an zu zittern. Er sagte: „Aber dann sind Mama und Papa traurig ...“<br />

Bild 10:<br />

„Halt mal die Maus“, sagte Ester und grinste.<br />

Ich stopfte die Hände in die Hosentaschen und schüttelte den Kopf.<br />

„Du traust dich nicht sie anzufassen, ich hab’s gewusst. Mit dir ist verdammt noch mal<br />

nichts los!“<br />

<strong>Bil<strong>der</strong>buchkino</strong>


<strong>Vorlesetext</strong><br />

Bild 11:<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Wir zeigten Putte den geheimen Pfad und zusammen begruben wir unsere geliebte<br />

Freundin, die Spitzmaus.<br />

Ester grub das Grab mitten auf <strong>der</strong> Lichtung. Im Holzschuppen fand sie eine Zigarrenkisten<br />

und sie bastelte ein Kreuz.<br />

Bild 12:<br />

Ich las ein Gedicht vom Tod, dem unbegreiflichen, <strong>der</strong> zuschlägt.<br />

Viele tausend Jahre ist man tot.<br />

Ob es weh tut?<br />

Ist man einsam? Hat man Angst?<br />

Putte weinte große Tränen.<br />

Jetzt verstand er. „Ich auch?“, schniefte er. „Aber Mama wird traurig ...“<br />

Es war so nett und so gut von uns, dass wir uns um die toten Tiere kümmerten.<br />

Wahrscheinlich waren wir die Nettesten auf <strong>der</strong> ganzen <strong>Welt</strong>.<br />

<strong>Bil<strong>der</strong>buchkino</strong>


<strong>Vorlesetext</strong><br />

Bild 13:<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

An diesem traurigen Sommertag hatten wir viel Spaß. Wir gründeten eine Firma, die<br />

hieß <strong>Beerdigungen</strong> AG. Wir wollten nämlich die <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> auf <strong>der</strong> ganzen<br />

<strong>Welt</strong> machen und allen armen Tieren helfen, die auf <strong>der</strong> Erde herumlagen.<br />

Ester war für das Graben zuständig. Ich würde die Gedichte schreiben. Und Putte sollte<br />

weinen.<br />

Wir hatten einen Koffer, da war alles drin, was man für die <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

braucht:<br />

Bild 14:<br />

Schaufel.<br />

Holz für Kreuze.<br />

Hammer.<br />

Nägel.<br />

Viele Schachteln für Särge.<br />

Hübsche Grabsteine.<br />

Pinsel und Farben.<br />

Samen, aus denen Blumen werden sollten.<br />

Fertige Blumen, gelb und rot.<br />

<strong>Bil<strong>der</strong>buchkino</strong>


<strong>Vorlesetext</strong><br />

Bild 15:<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Ester rief bei allen Nachbarn an. Ich hörte, wie sie mit ihnen sprach. Einer hatte einen toten<br />

Hamster.<br />

„Super! Nuffe kriegt eine tolle Beerdigung. – Genau, um drei Uhr. – Ob wir singen? Klar<br />

singen wir, wir können jede Menge Lie<strong>der</strong>! Das kostet nur fünf Kronen, ich meine zehn.<br />

– Wie lange wir das Grab pflegen? Für immer, ist doch klar. Hübsche Lichtung, da kommt<br />

keiner und stört. Das ist für immer. – Super, mordsmäßig gut, bis dann ...“<br />

Bild 16:<br />

Der kleine Nuffe war tausend Tage in seinem Rad herumgelaufen. Jetzt durften sich seine<br />

steifen Pfötchen ausruhen. Er hatte so süß die Augen geschlossen.<br />

„Schläft vielleicht nur?“, sagte Putte und wollte ihn wecken.<br />

„Hallo!“<br />

Ester sagte mit ihrer Beerdigungsstimme: „Er wird nun für alle Zeiten schlafen. Aber<br />

vergessen werden wir ihn nie.<br />

Wir bekommen verdammt noch mal zehn Kröten dafür! Jetzt arbeiten wir, Putte, und du<br />

musst nett und brav sein.“<br />

<strong>Bil<strong>der</strong>buchkino</strong>


<strong>Vorlesetext</strong><br />

Bild 17:<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Ich bekam Bauchweh. Schließlich hatten wir versprochen, sein Grab für alle Ewigkeit zu<br />

pflegen. Ich schrieb das Nuffe-Lied, das man sehr, sehr langsam singen musste:<br />

Jetzt kommt <strong>der</strong> kalte Winter her,<br />

Lieber Nuffe, wir danken dir sehr,<br />

Danke für alles, trallalala.<br />

<strong>Die</strong> Sonne schien und es war warm.<br />

Das Mädchen, dem Nuffe gehört hatte, weinte und weinte. Putte wollte sie trösten und<br />

sagte: „Wenn es Nuffe besser geht, graben wir ihn wie<strong>der</strong> aus. Genau, das machen wir,<br />

trallala.“ – Er malte den Stein an und summte vor sich hin.<br />

Bild 18:<br />

Esters Vater brachte uns einen Hahn zum Begraben. Der war alt und müde gewesen und<br />

Esters Vater hatte ihm den Kopf abgeschlagen. Ester nahm den großen Spaten und grub<br />

ein tiefes Loch.<br />

Dann legten wir den Hahn ins Grab und den Kopf dazu. <strong>Die</strong> Hühner kamen auf dem<br />

geheimen Pfad hinterher.<br />

<strong>Bil<strong>der</strong>buchkino</strong>


<strong>Vorlesetext</strong><br />

Bild 19:<br />

Der Tod kommt plötzlich um viertel nach vier.<br />

Warum? Warum? Sag es mir.<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

<strong>Die</strong> Hühner waren als Trauergäste eingeladen. Aber sie hatten nichts Besseres zu tun, als<br />

munter in <strong>der</strong> Erde rumzukratzen und Würmer zu suchen.<br />

„Was soll denn das jetzt?“, rief Ester. „Ihr sollt verdammt noch mal ein bisschen traurig<br />

sein, ihr Versager.“<br />

Bild 20:<br />

Ester fand drei tote Heringe, die lagen in einer Tüte im Kühlschrank.<br />

„Steine malen macht Spaß“, sagte Putte.<br />

Der Hering ist nicht mehr am Leben,<br />

Im Leben geht recht viel daneben.<br />

„<strong>Die</strong> müssen doch Namen haben!“ sagte Ester. „Noch ein Hering kann man ja wohl kaum<br />

auf einen Grabstein schreiben.“<br />

<strong>Bil<strong>der</strong>buchkino</strong>


<strong>Vorlesetext</strong><br />

Bild 21:<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Großmutter hatte neun Mäuse aus den Mausefallen geholt, die hätte sonst die Katze bekommen.<br />

Namen mussten sie haben, also tauften wir sie.<br />

„Ich taufe dich auf den Namen Paula Antonia. Und du bist Klaus-<strong>Die</strong>ter.“<br />

Eine runde Maus nannten wir Schweinchen Dick.<br />

Leb wohl, du liebes Schweinchen Dick.<br />

Wir wünschen dir im Tod viel Glück.<br />

Jetzt wurde unsere Lichtung zu einem richtig schönen Friedhof. Lei<strong>der</strong> kriegten wir für<br />

diese <strong>Beerdigungen</strong> kein Geld.<br />

Plötzlich wurde Ester sauer. „Ein richtiger Saftladen ist das“, sagte sie. „Nur Kleinvieh und<br />

unwichtige Tiere. Als Nächstes sammeln wir noch tote Fliegen. O<strong>der</strong> die Ameisen, die da<br />

rumliegen.“<br />

„Rumlaufen“, sagte Putte. „<strong>Die</strong> leben doch!“<br />

„Mir doch egal, wir beerdigen sie, dann sterben die schon.“<br />

Sie war sehr sauer.<br />

„Ein richtig großes Tier will ich haben, ein verfluchtes Wildschwein“, sagte sie träumerisch.<br />

„Ein großes, fettes, böses Schwein. So böse, dass das Herz gebrochen ist.“<br />

Ich reimte:<br />

Der Lebensweg ist jetzt vorbei<br />

Für Kuh und Schwein und Papagei.<br />

„Weg?“, sagte Putte. „Überfahren? Knallpeng?“<br />

<strong>Bil<strong>der</strong>buchkino</strong>


<strong>Vorlesetext</strong><br />

Bild 22:<br />

Überfahrene Tiere, genau! Jetzt hatte Ester wie<strong>der</strong> gute Laune.<br />

Wir schleppten unsere schwere Beerdigungstasche mit den Kreuzen<br />

und Steinen die Landstraße lang.<br />

Bild 23:<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Wir fanden einen platten Igel, mit tausend Stacheln.<br />

Esters Vater hatte Motorradfahrerhandschuhe.<br />

Wir legten den Igel ins Grab. Er sah aus wie ein großes angebranntes Brot.<br />

Hier unten bist du pieksig und platt.<br />

Im Himmel bist du rund und satt.<br />

<strong>Bil<strong>der</strong>buchkino</strong>


<strong>Vorlesetext</strong><br />

Bild 24:<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Dann gingen wir zurück zur Straße und suchten weiter.<br />

Und endlich fanden wir etwas Großes und Mächtiges.<br />

Das war <strong>der</strong> längste Hase, den wir je gesehen hatten. „Das ist verdammt noch mal <strong>der</strong><br />

größte im ganzen Land!“<br />

Ester machte einen Freudentanz. „Du findest tote Tiere doch eklig“, sagte sie zu mir.<br />

„Du kannst die Handschuhe nehmen.“<br />

Bild 25:<br />

Ester besorgte einen Koffer als Sarg. Den Hasen tauften wir auf den Namen Ferdinand<br />

Axelsson und er bekam ein Kissen und eine karierte Decke.<br />

„Und jetzt begibst du dich auf die ewige Reise“, sagte Ester.<br />

Putte weinte.<br />

„Und ich? Krieg ich auch ein Kissen, wenn ich tot bin?“<br />

„Ja, wenn du tot bist, kriegst du ein Kissen“, sagte Ester.<br />

„Kuscheldecke?“<br />

„Jäpp, die Schmusedecke auch.“<br />

„Mein Kaninchen?“<br />

„Wär schade drum. Nimm lieber den Teddy.“<br />

„Darf ich Essen mitnehmen?“<br />

„Na klar! Kuchen und Kekse und Saft, wie du willst!“<br />

„Na dann“, sagte Putte und hörte auf zu weinen.<br />

Ester putzte ihm die Nase.<br />

<strong>Bil<strong>der</strong>buchkino</strong>


<strong>Vorlesetext</strong><br />

Bild 26:<br />

Leg dich ruhig zur Ruhe nie<strong>der</strong>,<br />

Du weißt, schon bald seh’n wir uns wie<strong>der</strong>.<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

Ester hatte Tränen in den Augen, das konnte ich sehen.<br />

„Lies das noch mal vor“, sagte sie leise. „Du schreibst echt saugute Gedichte.“<br />

Bild 27:<br />

Es wurde dunkel. Wir waren sehr zufrieden mit unserem Tag.<br />

Wir waren so tüchtig gewesen und so lieb. Jetzt waren wir müde.<br />

Da sahen wir plötzlich zwei Amseln, die sich zwischen den Bäumen und Büschen jagten.<br />

Und dann hörten wir, wie eine direkt gegen das Fenster von <strong>der</strong> Veranda flog. Peng<br />

machte es. Ich hatte noch nie jemand sterben sehen.<br />

Wir hockten uns neben die Amsel. Sie flatterte. Sie riss den Schnabel auf. Ihre Beine<br />

zuckten. Dann lag sie ganz still. Es hatte nur einen kleinen Augenblick gedauert,<br />

dann war sie tot.<br />

<strong>Bil<strong>der</strong>buchkino</strong>


<strong>Vorlesetext</strong><br />

Bild 28:<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

„Müssen wir beerdigen“, sagte Putte.<br />

„Arme Amsel, du kriegst die beste Beerdigung auf <strong>der</strong> ganzen <strong>Welt</strong>“, sagte Ester.<br />

„Ja, dann wird sie wohl wie<strong>der</strong> froh“, sagte Putte.<br />

Ich vergaß völlig Angst zu haben. <strong>Die</strong> Amsel war so schwarz, dass es glitzerte. Der<br />

Schnabel war gelb. Ich hob den großen Vogel auf. Er war so leicht. Ich trug ihn auf die<br />

Lichtung. Ester sagte nichts.<br />

“Vielleicht hat sie Kin<strong>der</strong>. Und eine Mama“, sagte Putte.<br />

„Er soll Kleiner Vater heißen“, sagte ich.<br />

Wir bereiteten das Grab vor. Auf <strong>der</strong> Lichtung war das Grün wie das Gewölbe einer Kirche.<br />

Wir holten eine Kerze und zündeten sie an. Auf den schönsten Stein schrieben wir Kleiner<br />

Vater. Ich hielt die Amsel in <strong>der</strong> Hand und las das Gedicht vor. Kleiner Vater war immer<br />

noch warm. <strong>Die</strong> Erde war kalt.<br />

Das Lied ist zu Ende. Aus Leben wird Tod.<br />

Dein Körper wird kalt. Alles wird dunkel.<br />

Im Dunkeln warst du wie ein Licht,<br />

Danke, wir vergessen dich nicht.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Amsel sang sehr schön. Als ich vorlas, hatte ich einen Kloß im Hals.<br />

Ester weinte. Wir wurden alle von einer großen Heiligkeit ergriffen. Trauer, Trauer,<br />

wie ein schwarzes Tuch über <strong>der</strong> Lichtung. Und Putte schlief ein.<br />

<strong>Bil<strong>der</strong>buchkino</strong>


<strong>Vorlesetext</strong><br />

Bild 29:<br />

Das Leben ist lang, und kurz ist <strong>der</strong> Tod.<br />

Sterben dauert nicht lange.<br />

Dann wachsen Gras und Moos<br />

Und die Blumen blühen am Grab.<br />

Alles wird still ...<br />

Am nächsten Tag machten wir dann etwas ganz an<strong>der</strong>es.<br />

<strong>Die</strong> <strong>besten</strong> <strong>Beerdigungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong><br />

<strong>Bil<strong>der</strong>buchkino</strong>

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