Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau
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Neben diesen Untersuchungen zur Handlungserklärung haben auch Arbeiten zur Handlungsbeschreibung<br />
weitere Einsichten vermittelt.<br />
Bei der Beschreibung einer Handlung sind folgende Aspekte zu berücksichtigen: 13<br />
„(1) Handlungssubjekt (WER hat es getan?)<br />
(2) Akt-Typ (WAS hat er getan?)<br />
(3) Modalität der Handlung (WIE hat er es getan?)<br />
a) Art und Weise (AUF WELCHE ART UND WEISE hat er es getan?)<br />
b) Mittel (WOMIT hat er es getan?)<br />
(4) Kontext der Handlung (IN WELCHEM KONTEXT hat er es getan?)<br />
a) zeitlicher Aspekt (WANN hat er es getan?)<br />
b) räumlicher Aspekt (WO hat er es getan?)<br />
c) Umstände (UNTER WELCHEN UMSTÄNDEN hat er es getan?)<br />
(5) Gründe und Ursachen der Handlung (WARUM hat er es getan?)<br />
a) Kausalität (WAS WAR DIE URSACHE dafür, daß er es getan hat?)<br />
b) Finalität (MIT WELCHEM ZIEL hat er es getan?)<br />
c) Intentionalität (IN WELCHEM GEISTIGEN ZUSTAND hat er es getan?)“<br />
Diese Liste zeigt, wie komplex der Begriff der Handlung ist. Ich verzichte hier auf eine<br />
nähere Beschreibung der unterschiedlichen Handlungsaspekte und lenke die Aufmerksamkeit<br />
auf den Punkt, auf den es mir in unserem Zusammenhang ankommt. Offensichtlich<br />
lassen sich bei der Beschreibung einer Handlung äußere und innere Aspekte<br />
unterscheiden. Zu den äußeren Aspekten gehören Handlungssubjekt, Akt-Typ, Modalität<br />
der Handlung und Kontext der Handlung; zu den inneren Aspekten gehören die<br />
Gründe und Ursachen der Handlung, wobei Ursachen eher auf Kausalerklärungen,<br />
Gründe eher auf Motiverklärungen hinweisen. Eine Trennung von inneren und äußeren<br />
Aspekten ist nach Rescher undurchführbar, da die Handlungssprache mit intentionalistischen<br />
bzw. finalistischen Ausdrucksweisen durchsetzt ist. 14 Eine Grenze ist auf jeden<br />
Fall zu ziehen zwischen der Beschreibung einer Handlung und deren Bewertung; letztere<br />
etwa indiziert durch Worte wie ‚überlegt‘ oder ‚gedankenlos‘, ‚höflich‘ oder ‚grob‘,<br />
‚angemessen‘ oder ‚unangemessen‘, hat <strong>im</strong> Katalog der deskriptiven Elemente einer<br />
Handlung nichts zu suchen. Die Differenz zwischen Beschreibung und Bewertung einer<br />
Handlung ergibt sich aus den unterschiedlichen Perspektiven, aus denen heraus eine<br />
Handlung betrachtet wird. Die Beschreibung einer Handlung setzt, zumindest prinzipiell,<br />
ein distanziertes, objektivierendes Verhältnis zur Handlung voraus. Bei der Bewertung<br />
einer Handlung besteht ein Interesse daran, eine Handlung in einen größeren<br />
Zusammenhang, sei es eine Erzählung oder ein Normensystem, einzuordnen. Obwohl<br />
aus analytischen Gründen an der Unterscheidung von Beschreibung und Bewertung<br />
festzuhalten ist, lassen sich beide nicht strikt trennen, denn auch eine Bewertung kann<br />
13 Ich folge hier Nicholas Rescher, Handlungsaspekte, in: Georg Meggle (Hg.), Analytische Handlungstheorie<br />
Bd. 1 Handlungsbeschreibungen, Frankfurt/M. 1977, 1–7, hier 1f.<br />
14 „Selbst so einfache Sätze wie ‚Er schenkte ihre sein Auto‘, ‚Er machte das Licht an‘ oder ‚Sie räumte<br />
sein Z<strong>im</strong>mer auf‘ sind keine bloß behavioristischen Beschreibungen eines äußeren Verhaltens; sie<br />
sind aufschlußreiche Hinweise auf die intentionalen Aspekte des Geschehens (vgl. ‚schenkte‘ mit<br />
‚gab‘, ‚machte an‘ mit ‚bewirkte, daß‘, ‚räumte auf‘ mit ‚machte sich zuschaffen in‘)“ (Rescher,<br />
Handlungsaspekte 6).<br />
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