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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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6 <strong>Geschichte</strong> kommt zur Sprache<br />

6.1 Einleitung<br />

Und Gott sprach …<br />

Gen 1<br />

Am Anfang war das Wort,<br />

und das Wort war bei Gott,<br />

und Gott war das Wort.<br />

Johannes 1,1<br />

Im philosophischen Kapitel zur Sprache hatte ich festgehalten, daß Sprache eine Grundvoraussetzung<br />

des Menschen für die Entstehung eines Verhältnisses zur Welt ist. Insbesondere<br />

<strong>Geschichte</strong> ist auf die sprachliche Vermittlung durch Erzählung und Bericht<br />

konstitutiv angewiesen. <strong>Geschichte</strong> entsteht durch ein Sprachhandeln. Bei den theologischen<br />

Überlegungen zur Sprache ist nun auf die Frage einzugehen, wie Sprache,<br />

Glaube und <strong>Geschichte</strong> in ihrem Verhältnis zueinander zu best<strong>im</strong>men sind (6.3). Da der<br />

christliche Glaube davon ausgeht, daß sich alles dem schöpferischen Wort Gottes verdankt<br />

und ich von einem Verständnis Gottes als dem Grund aller Wirklichkeit ausgehe,<br />

ist zunächst jedoch das Verhältnis von Gottes Wort, Wirklichkeit der Welt, <strong>Geschichte</strong><br />

und Sprache zu erörtern (6.2). Abschließend werde ich einige Bemerkungen zur Sprachform<br />

einer Theologie der <strong>Geschichte</strong> machen (6.4).<br />

6.2 Wort Gottes und <strong>Geschichte</strong><br />

6.2.1 Zum Verständnis des Wortes Gottes<br />

„Und Gott sprach…“ leitet die biblische Urgeschichte die Erzählung vom schöpferischen<br />

Handeln Gottes, das die Welt ins Dasein rief, ein. Kritische hermeneutische<br />

Überlegungen machen sogleich bewußt, daß diese Erzählung von Menschen geschaffen<br />

worden ist, daß sie eine Ätiologie darstellt und ein anthropomorphes Gottesbild vermittelt.<br />

Dennoch drücken sich in dieser Rede vom Sprachhandeln Gottes wesentliche Zusammenhänge<br />

von Welt und Sprache aus. Der hebräische Ausdruck dabar bedeutet<br />

Wort und Sache/Ereignis zugleich. In diesem Ausdruck findet sich damit der Sache<br />

nach bereits der enge Zusammenhang von Sprache und Wirklichkeit. Wirklichkeit wird<br />

durch Sprache nicht nur vermittelt, sondern „geschaffen“. Dies gilt insbesondere für das<br />

Wirklichkeit schaffende Wort Gottes. Sein Wort, so der christliche Glaube, ruft die<br />

Welt ins Leben. Gottes Wort ist schöpferisches Wort. Durch sein Wort erhält Gott die<br />

Welt, <strong>im</strong> Zuspruch der Gnade handelt er rechtfertigend am Menschen, <strong>im</strong> Wort der Verheißung<br />

eröffnet Gott Zukunft. Gottes Wort ist auch Ausdruck seiner Relationalität.<br />

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