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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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Augenblick der Zeit sich als ein Augenblick mit der Qualität dieses Zwischen erwei–<br />

sen. 43<br />

4.3.3 Gott als Subjekt von <strong>Geschichte</strong><br />

Wir hatten oben gesehen, daß der Rekurs auf das Subjektivitätsdenken zur Begründung<br />

von Geschichtsbewußtsein einige Schwächen aufweist. Als besonders kritischer Punkt<br />

erschien dabei, daß <strong>im</strong> Blick auf den Menschen ein Verständnis von Subjektivität <strong>im</strong>mer<br />

auf ein dem Bewußtsein von Subjektivität vorausgehendes Gegebensein von Subjektivität<br />

verweist. Bei der Frage nach Gott als einem Subjekt, dem ein Bewußtsein seiner<br />

selbst zukommen muß, erscheint zumindest dieses Problem durch den Verweis auf die<br />

Aseität Gottes gelöst. Aseität bedeutet: „Gott hat nicht nur Sein – er ist das Sein, das für<br />

alles, was ‚es gibt‘, der Grund seines Daseins ist, während er selbst keines Grundes bedarf<br />

um zu sein – Sein ist sein Wesen.“ 44 Überführt man die Vorstellung der Aseität von<br />

einem substanzontologischen Denken in ein relationsontologisches, so bedeutet sie, daß<br />

das Wesen Gottes sich in seiner Relationalität zeigt und diese Relationalität den Grund<br />

für alles (relational) Seiende darstellt. Die Subjektivität Gottes als Voraussetzung seines<br />

Subjektseins in und für <strong>Geschichte</strong> wird darin nicht auf einen das Sein begründenden<br />

Grund bezogen, sondern ist in der Relationalität selbst gegeben. Gott schafft sich als (als<br />

Liebe qualifiziertes) Relationsgeschehen seine geschichtliche, geschehende Identität<br />

selbst. Ist das Subjektsein Gottes wesentlich in seiner Relationalität gegeben, dann hat<br />

das Konsequenzen für das Verständnis Gottes als Subjekt von <strong>Geschichte</strong>. Ich unterscheide<br />

dabei wieder zwischen Handlungs- und Referenzsubjekt.<br />

Wenn man davon ausgeht, daß ein Handlungssubjekt für eine <strong>Geschichte</strong> nicht notwendig<br />

ist, ja eine <strong>Geschichte</strong> dadurch gekennzeichnet ist, daß sie kein eindeutiges, singuläres<br />

Handlungssubjekt hat, dann stellt sich die Frage, wie von Gott als Subjekt der <strong>Geschichte</strong><br />

gesprochen werden kann. Im Blick auf die Denkbarkeit Gottes als Handlungssubjekt<br />

von <strong>Geschichte</strong> greife ich die Unterscheidung von externem (HSe) und internem<br />

Handlungssubjekt (HSi) auf. Wenn sich, wie oben ausgeführt, 45 für eine <strong>Geschichte</strong> kein<br />

singuläres HSi namhaft machen läßt, sondern HSi <strong>im</strong> Plural gedacht werden muß, stellt<br />

sich die Frage, ob von Gott als HSi gesprochen werden kann. Dies scheint der Fall zu<br />

sein, insofern Gott als Relationalität in sich selbst trinitarisch gedacht werden muß. Gott<br />

als HSi stellt kein Handlungssubjekt dar, das in einem monokausalen Sinn <strong>Geschichte</strong><br />

verursacht, sondern sein trinitarisches Wirken ist als relationales multikausal. Der relational-trinitarische<br />

Gott ist, unter den Voraussetzungen dessen, was zum Handeln bzw.<br />

Wirken Gottes in der <strong>Geschichte</strong> gesagt wurde, als internes Handlungssubjekt von <strong>Geschichte</strong><br />

zu bezeichnen. Als alles best<strong>im</strong>mende Wirklichkeit ließe sich Gott sogar als<br />

universales HSi bezeichnen, allerdings nicht in einem andere Handlungssubjekte aus-<br />

43 Freilich gibt es Orte, Zeiten und Handlungen, die eine besondere Verheißung hinsichtlich der Offenbarung<br />

Gottes haben. Dabei wären etwa der Gottesdienst, die Predigt, die Sakramente, das Gebet<br />

oder der Segen zu nennen. Vgl. zum Segen etwa Manfred Josuttis, Der Weg in das Leben, München<br />

1991, 309ff und Dorothea Greiner, Segen und Segnen. Eine systematisch-theologische Grundlegung,<br />

Stuttgart 1999 2 , 356ff.<br />

44 Wilfried Joest, Dogmatik Bd. 1, 151f.<br />

45 Vgl. oben 1.4.3.1 und 1.4.4.<br />

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