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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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Subjekt bzw. als Universalsubjekt von <strong>Geschichte</strong> denkbar ist. Dem wende ich mich <strong>im</strong><br />

Folgenden zu.<br />

4.3 Das sich entäußernde Subjekt – Gott als Subjekt der <strong>Geschichte</strong><br />

Die Rede von Gott verdankt sich nach christlichem Verständnis seiner Offenbarung.<br />

Das Wirken des Heiligen Geistes bringt Menschen dazu, ihre Erfahrungen mit Gott in<br />

Verbindung zu bringen. Menschliche Erfahrungen vollziehen sich in Raum und Zeit, sie<br />

werden in Sprache gefaßt, 27 sind mithin geschichtliche Erfahrungen. Unterschiedliche<br />

Erfahrungen werden miteinander in Zusammenhang gebracht, geordnet und bewertet.<br />

Mit Erfahrungen verbindet sich ein Eindruck von Kontinuität in der <strong>Geschichte</strong>. Über<br />

Erfahrungen werden Gott und <strong>Geschichte</strong> in Verbindung gebracht. Bei den Überlegungen<br />

zu Gott als Subjekt von <strong>Geschichte</strong> erscheint es daher sinnvoll, eine sich aus<br />

dem christlichen Glauben ergebende Zusammenschau der Beziehung von Gott und <strong>Geschichte</strong><br />

vorzustellen (4.3.1), an die sich Überlegungen zum zugrundeliegenden Gottesverständnis<br />

anschließen (4.3.2), bevor abschließend auf Gott als Subjekt von <strong>Geschichte</strong><br />

eingegangen wird (4.3.3).<br />

4.3.1 Die Geschichtlichkeit Gottes<br />

4.3.1.1 <strong>Geschichte</strong> begründend<br />

Gott als der Schöpfer der Welt hat mit der Schöpfung und für sich selbst Zeit freigesetzt.<br />

Damit ist in einem ontologischen Sinn die Möglichkeit von <strong>Geschichte</strong> erst gegeben.<br />

Raum und Zeit als Strukturen der Schöpfung sind die Voraussetzungen, um <strong>Geschichte</strong><br />

zu haben. Da Gott <strong>im</strong> christlichen Glauben verstanden wird als einer, der die Schöpfung<br />

nicht sich selbst überläßt, sondern sie begleitet, also ein Gott ist, der mitgeht, haben<br />

nicht nur die Schöpfung und ihre Geschöpfe eine <strong>Geschichte</strong>, sondern Gott hat für sich<br />

selbst die <strong>Geschichte</strong> mitbegründet. Gott hat in sich selbst in der Lebendigkeit seiner<br />

Beziehungen eine <strong>Geschichte</strong>.<br />

4.3.1.2 <strong>Geschichte</strong> begleitend<br />

In der Schöpfung beginnt Gott ein weiteres Kapitel der <strong>Geschichte</strong> mit sich selbst, insofern<br />

er Welt sich gegenübersetzt und mit der Welt als dem anderen seiner selbst in eine<br />

<strong>Geschichte</strong> verstrickt wird. In dieser <strong>Geschichte</strong> erweist er seine Treue, indem er die<br />

Welt nicht sich selbst überläßt, sondern deren <strong>Geschichte</strong> teilnehmend begleitet. Der<br />

präziseste Ausdruck dieser Teilnahme Gottes an der <strong>Geschichte</strong> der Welt ist die <strong>Geschichte</strong><br />

Jesu von Nazareth. 28 Diese Teilnahme Gottes an der <strong>Geschichte</strong> der Welt<br />

wurde und wird von Menschen wiederum in Erzählungen, in <strong>Geschichte</strong>n gefaßt. Davon<br />

27 Siehe oben 1.6 und unten 3.6.<br />

28 Vgl. oben 2.2.4 und 2.3.3 sowie unten 3.5.3<br />

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