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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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4 Subjekt der <strong>Geschichte</strong> in theologischer Sicht<br />

4.1 Einleitung<br />

Gott ist (…) eine Mischung mehrerer Persönlichkeiten in einer Gestalt.<br />

Die Spannung zwischen diesen Persönlichkeiten macht Gott schwierig,<br />

aber sie macht ihn auch zwingend, ja, sie macht süchtig nach ihm.<br />

Jack Miles<br />

Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber.<br />

Martin Luther<br />

Im philosophischen Teil hatte ich gezeigt, daß die Rede vom Subjekt der <strong>Geschichte</strong> mit<br />

der Infragestellung des Subjekts in eine Krise geraten ist. Einem Handlungs- und Referenzsubjekt<br />

hinsichtlich einer universalen <strong>Geschichte</strong> wurde die Grundlage entzogen.<br />

Allenfalls <strong>im</strong> Blick auf singuläre <strong>Geschichte</strong>n läßt sich von einem raum-zeitlich identifizierbaren<br />

Handlungs- und Referenzsubjekt sprechen; verläßt man die Ebene der Einzelgeschichte,<br />

so wird ein derartig best<strong>im</strong>mbares einheitliches Handlungs- und Referenzsubjekt<br />

nur als Idee vorstellbar, die es ermöglicht, ein Konglomerat von <strong>Geschichte</strong>n<br />

oder eine Universalgeschichte <strong>im</strong> Zusammenhang zu denken. Hier ist nun zu fragen,<br />

ob dieser Sachverhalt Bedeutung für ein theologisches Verständnis von <strong>Geschichte</strong> und<br />

<strong>Geschichte</strong>n hat. Auf den ersten Blick wird die Rede von einer universalen Heilsgeschichte,<br />

die zum Traditionsbestand christlicher Theologie gehört, unmöglich, wenn<br />

Gott nicht als Subjekt dieser <strong>Geschichte</strong> gedacht werden kann. Bevor ich mich dieser<br />

Frage zuwende, möchte ich zunächst eine Skizze eines theologischen Subjektbegriffs<br />

entwerfen, der es ermöglichen soll, sowohl <strong>im</strong> Blick auf die Pluralität von <strong>Geschichte</strong>n<br />

wie auf die eine <strong>Geschichte</strong> weiterhin von Subjekt zu sprechen. Es geht dabei um das<br />

Verständnis des Menschen als Subjekt von <strong>Geschichte</strong>(n) (4.2), sodann um den Charakter<br />

Gottes als Subjekt von <strong>Geschichte</strong>(n) (4.3) und schließlich um die Beziehung von<br />

Gott und Mensch als Subjekt der <strong>Geschichte</strong>(n) (4.4).<br />

4.2 Das fragmentierte Subjekt – Der Mensch als Subjekt von <strong>Geschichte</strong><br />

Bei der Frage nach dem Menschen als Subjekt von <strong>Geschichte</strong> in theologischer Perspektive<br />

ist zunächst die theologisch-anthropologische Best<strong>im</strong>mung des Menschen zu<br />

thematisieren. Dies soll in Hinsicht auf die Situierung des Menschen in <strong>Geschichte</strong>n und<br />

<strong>Geschichte</strong>, näherhin der Situierung in der <strong>Geschichte</strong> Gottes mit den Menschen, geschehen.<br />

Denn <strong>im</strong> Zusammenhang dieser Arbeit kann keine theologische Anthropologie<br />

<strong>im</strong> Ganzen entworfen werden. 1 Auszugehen ist dennoch von Grundeinsichten der theologischen<br />

Anthropologie, die <strong>im</strong> Folgenden vorzustellen sind.<br />

1 Vgl. dazu etwa Wolfhart Pannenberg, Anthropologie in theologischer Perspektive, Göttingen 1983.<br />

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