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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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hoben. Außerdem wäre auch ein Unterscheiden von gelingender und mißlingender <strong>Geschichte</strong>,<br />

von Glück und Leid, von Gut und Böse, letztlich obsolet. 56<br />

Das geschichtliche Handeln Gottes kann aber als Mitwirkung und als Lenkung verstanden<br />

werden. 57 Mitwirkung hat dabei zwei Aspekte. Der erste besteht in Gottes daseinsbegründendem<br />

Handeln, das als Bedingung menschlichen Handelns dieses beständig<br />

begleitet. Der zweite besteht <strong>im</strong> erleuchtenden Handeln Gottes, das das menschliche<br />

Handeln in die Perspektive der Gottesbeziehung rückt und so be<strong>im</strong> Handeln orientierend<br />

wirkt. Beide Aspekte treffen auch auf das Verständnis von Gottes geschichtlichem Handeln<br />

als Lenkung zu, wobei der zweite Aspekt nun weniger Orientierung für das Handeln<br />

als Verständnis und mehr die Bedeutung des Handelns und der daraus resultierenden<br />

Ereignisse meint. Unter den Titel „Lenkung“ als Gottes geschichtliches Wirken<br />

fallen besonders die Ereignisse, die Menschen als Widerfahrnis zukommen.<br />

Wenn das geschichtliche Handeln Gottes pr<strong>im</strong>är seinem erleuchtenden Handeln, welches<br />

Aspekte des daseinsbegründenden und offenbarenden Handelns mit sich trägt, zuzuordnen<br />

ist, so ergibt sich für die Verhältnisbest<strong>im</strong>mung von göttlichem und menschlichem<br />

Handeln in der <strong>Geschichte</strong>, daß das menschliche Handeln (<strong>im</strong> Glauben) vollzogen<br />

und interpretiert wird als ein Handeln, in dem Gott und Mensch zusam-<br />

menwirken. Gott hat gleichsam die Vielfalt seiner Wirkmöglichkeiten beschränkt, er hat<br />

sich darin zurückgenommen, ohne die Welt und die handelnden Menschen sich selbst zu<br />

überlassen. Allein durch sein Wort wirkt er in der <strong>Geschichte</strong>, dies aber in einer dop-<br />

pelten Unterscheidung. Die eine Unterscheidung ist die von Evangelium und Gesetz,<br />

durch die Gott Handeln und <strong>Geschichte</strong> der Menschen verstehen und orientieren läßt.<br />

Damit ist bereits die zweite Unterscheidung genannt: Verstehen und Orientieren. So-<br />

wohl Evangelium als auch Gesetz wirken be<strong>im</strong> Menschen in dieser doppelten Weise<br />

und erschließen darin die D<strong>im</strong>ension des Handelns als von Gott ermöglichtes und aufgegebenes.<br />

Das erleuchtende Handeln Gottes ist somit als Möglichkeitsbedingung und<br />

inhaltliche Best<strong>im</strong>mung des Handelns des Menschen zu benennen. Auf diese Weise<br />

wirken <strong>im</strong> geschichtlichen Handeln Gott und Mensch zusammen. Es ist hier nochmals<br />

ausdrücklich festzuhalten, daß sich dieser Sachverhalt nicht von selbst versteht, sondern<br />

eine aus der Sicht des christlichen Glaubens perspektivisch entwickelte Interpretation<br />

eines Verständnisses geschichtlichen Handelns ist.<br />

56 Vgl. Härle, Dogmatik 289f.<br />

57 Vgl. Härle, Dogmatik 291ff.<br />

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