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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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eignis Jesus Christus geschehene neue Zuwendung Gottes stellt auch eine neue Konstitution<br />

des Menschen in seiner Gottesbeziehung dar. 37 Im rechtfertigenden und versöhnenden<br />

Handeln Gottes in Jesus Christus wird das Personsein des Menschen vor<br />

Gott neu konstituiert. Darin erweist sich das offenbarende Handeln Gottes in Jesus Christus<br />

auch als daseinskonstituierend.<br />

Das offenbarende Handeln Gottes in Jesus Christus als ein daseinskonstituierendes ist<br />

nun aber nicht auf die Beziehung Gott – Mensch beschränkt, sondern hat kosmologische<br />

Implikationen. Indem Gott in Jesus Christus eine „grundsätzliche Änderung der<br />

Rahmenbedingungen“ (J. Track) seines Handelns vollzieht, hat dies auch Folgen für die<br />

Wirklichkeit als Ganze und das eschatische Handeln Gottes. Gottes Handeln in Jesus<br />

Christus eröffnet der ganzen Welt eine neue, eschatologische Zukunft, die weder eine<br />

einfache Wiederherstellung des – metaphorisch gesprochen – paradiesischen Urzustandes<br />

ist noch eine lineare Entwicklung der <strong>Geschichte</strong> dieser Welt. Vielmehr <strong>im</strong>pliziert<br />

das Handeln Gottes in Jesus Christus die Verheißung einer neuen Schöpfung, in<br />

der die Gebrochenheit der Welt und somit ihre <strong>Geschichte</strong> mit aufbewahrt ist. In dieser<br />

Verheißung wird auch die Wirklichkeit in ihrer kosmologischen D<strong>im</strong>ension von Gott<br />

her und vor Gott neu situiert und qualifizert. Sie wird von Gott ins Recht gesetzt und<br />

von ihrer von Gott her verheißenen Möglichkeit neu konstituiert. Der daseinskonstituierende<br />

Aspekt von Gottes Handeln in Jesus Christus hat kosmologische D<strong>im</strong>ensionen.<br />

3.3 <strong>Geschichte</strong> und Handeln des Menschen<br />

Menschen machen <strong>Geschichte</strong> und ihnen widerfährt <strong>Geschichte</strong>. Menschen verhalten<br />

sich in der <strong>Geschichte</strong>. Die Möglichkeiten des Verhaltens sind ebenso wie das Gegebensein<br />

der Geschichtlichkeit als von Gott gegeben zu betrachten. Gott schenkt den Menschen<br />

die Freiheit zum Handeln. Dieses Handeln der Menschen in der <strong>Geschichte</strong> hat<br />

ambivalenten Charakter. Es ist geprägt von Scheitern und Gelingen. Im gelingenden<br />

Handeln kann das Reich Gottes, als Metapher für die Fülle des Lebens verstanden,<br />

fragmentarisch erfahren werden. Im Scheitern und in den Schattenseiten der <strong>Geschichte</strong><br />

kann die Macht der Sünde geschichtlich konkret werden. Theologisch betrachtet ist das<br />

Handeln der Menschen in der <strong>Geschichte</strong> best<strong>im</strong>mt von Gesetz und Evangelium.<br />

3.3.1 Phänomenologie des Handelns der Menschen in der <strong>Geschichte</strong><br />

Geschichtliches Handeln des Menschen ist vielfältig und bunt. Unter ihm ist nicht nur<br />

das zu verstehen, was in der <strong>Geschichte</strong> der Politik, der Staaten oder der Gesellschaft<br />

verhandelt wird. Hier treffen einzelne Menschen oder Kollektive Entscheidungen, die<br />

„<strong>Geschichte</strong> machen“, insofern sie das zukünftige Leben von Menschen und ihrer Umwelt<br />

beeinflussen. Lange Zeit wurde nur derartiges Handeln als geschichtswirksames<br />

Handeln verstanden. Mit der geschichtswissenschaftlichen Ausweitung des Gegenstandes<br />

von <strong>Geschichte</strong> geraten aber auch Kultur- und Sozialgeschichte, die „<strong>Geschichte</strong><br />

37 Vgl. dazu unten 3.4.2.<br />

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