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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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Schwöbel einen erweiterten, intentionalen Handlungsbegriff vor, der durch drei Elemente<br />

gekennzeichnet ist. Erstens wird ein Ereignis nur dann als Ergebnis einer<br />

Handlung verstanden, wenn dieses Handeln „als notwendige Bedingung für das Eintreten<br />

des Ereignisses benannt werden kann“. Zweitens wird vorausgesetzt, „daß der<br />

Handelnde in dieser Handlung eine best<strong>im</strong>mte Absicht verfolgt und sein Handeln zur<br />

Realisierung dieser Absicht regulieren kann“. Und drittens ist vorausgesetzt, „daß die<br />

handlungsleitende Intention das Ergebnis einer bewußten Wahl von Handlungszielen<br />

und die handlungsrealisierende Regulierung des Handelns das Ergebnis einer bewußten<br />

Wahl von Handlungsmitteln ist“ 30 .<br />

Im Blick auf das Handeln Gottes als intentionalem Handeln ist dabei jedoch eine Unterscheidung<br />

zu machen. Übern<strong>im</strong>mt man die formale Beschreibung des intentionalen<br />

Handlungsbegriffs, so ist zu klären, inwiefern sich die Intentionen des Handlungssubjektes<br />

verändern bzw. sich gleiche Intentionen in unterschiedlichen Handlungen verfolgen<br />

lassen. Gottes Heilshandeln in Kreuz und Auferstehung hat zwar am intentionalen<br />

Charakter des Handelns Gottes teil, ist aber zugleich als ein neues Handeln Gottes zu<br />

verstehen. Es <strong>im</strong>pliziert ein wirklichkeitsbegründendes, offenbarendes und erleuchtendes<br />

Handeln Gottes, ist aber darin neu, daß Gott sich in Jesus Christus den Bedingungen<br />

der Welt unterwirft. Er handelt in Verkündigung und Lebenspraxis Jesu als<br />

ein Mensch dieser Welt. Darin wird sein Handeln in einer Weise konkret und leibhaftig,<br />

wie es vorher so nicht war. Zugleich partizipiert Gott in Jesus Christus an den Verstrickungen<br />

und Folgen, die menschliches Handeln unter den Bedingungen der gefallenen<br />

Schöpfung nach sich zieht. Damit stellt sich die Frage, ob das Kreuz, <strong>im</strong> Sinne der<br />

dritten Voraussetzung des intentionalen Handlungsbegriffs, eine bewußte Wahl Gottes<br />

war. Zwar erscheint es durch die Auferweckung Jesu als der Intention Gottes, das Heil<br />

der Welt zu wollen, gemäß, doch würde bei einem exklusiven Verständnis des Kreuzes<br />

<strong>im</strong> Licht der Auferweckung die Härte und der Skandal des Kreuzes überspielt. So erscheint<br />

die Anwendung des intentionalen Handlungsbegriffs zumindest <strong>im</strong> Blick auf das<br />

Heilshandeln Gottes in Kreuz und Auferstehung auch problematisch, weil sie<br />

tendenziell dazu neigt, eine Veränderung der Intentionen des Handlungssubjekts zu<br />

vernachlässigen und die Verfügbarkeit über die Handlungsmittel inklusive ihrer Folgen<br />

zu überschätzen.<br />

3.2.2.4 Elemente und Aspekte göttlichen Handelns<br />

Fragt man nun danach, wie diese drei Elemente zu den drei Aspekten des Handelns<br />

Gottes in Beziehung gesetzt werden können, so kommt man zu dem Ergebnis, daß die<br />

drei Elemente in allen Aspekten vorfindlich sind.<br />

Verwendung der Metaphern von konkreten hin zu abstrakten entwickelt und letztlich bei der Reduktion<br />

auf eine formale Relation endet (189f).<br />

30 Schwöbel, Handeln Gottes 71f; vgl. auch Härle, Dogmatik 284, der diese Best<strong>im</strong>mung des Handlungsbegriffs<br />

der Sache nach für den von ihm verwendeten Begriff des Wirkens übern<strong>im</strong>mt, sowie<br />

oben 1.3.2.<br />

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