Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau
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Schwöbel faßt seine Differenzierungen des Handelns Gottes folgendermaßen zusammen:<br />
„In Schöpfung, Offenbarung und Inspiration wird das Handeln Gottes als Exis-<br />
tenzbegründung einer endlichen Welt, als Erschließung der Wahrheit über die endliche<br />
Welt für endliche Subjekte beschrieben und als Gewährung von Gewißheit zur Sprache<br />
gebracht. Gottes Handeln erscheint grundsätzlich als Begründung endlicher Existenz<br />
und endlicher Handlungsinstanzen“ (73). Zugleich ist damit auch eine kategoriale Dif-<br />
ferenz zwischen dem Handeln Gottes und dem Handeln endlicher Handlungssubjekte<br />
angezeigt, „insofern das Handeln Gottes das Handeln endlicher Handlungsinstanzen<br />
ermöglicht“ (73).<br />
Schwöbel schlägt weiter vor, den Handlungsbegriff als ontologische Grundkategorie zu<br />
interpretieren. Dies würde bedeuten, „daß alles Sein als Resultat von Handlung begriffen<br />
werden müßte. Das Handeln Gottes müßte dann als das die weltlichen Geschehensprozesse<br />
Ermöglichende interpretiert werden, so daß der kontingente Charakter<br />
endlichen Seienden genau als seine Abhängigkeit von dem es möglich machenden und<br />
wirklich werden lassenden Handeln Gottes zu best<strong>im</strong>men wäre“ (77). Ontologie wäre<br />
dann eine „Modaltheorie göttlichen Handelns“ (77). Für Schwöbel ermöglicht die Denkfigur<br />
der Trinität, Gott in seinem differenzierten Handeln als einheitliches Handlungssubjekt<br />
vorzustellen. Dabei begründet zum einen die <strong>im</strong>manente Trinität die Beziehung<br />
Gottes zur Welt. Das heißt, „daß das Sein als durch Gottes transeuntes Handeln ermöglichtes,<br />
<strong>im</strong> <strong>im</strong>manenten Handeln der Trinität begründet ist“. Die ökonomische Trinitätslehre<br />
fungiert dann als „Sprachregel für die Rede vom Handeln Gottes in der materialen<br />
Dogmatik“. Und die „<strong>im</strong>manente Trinitätslehre hat den Status einer theologischen<br />
Begründung dieser Sprachregel“ (79).<br />
De facto untern<strong>im</strong>mt Schwöbel mit seiner Differenzierung von schöpferischem, offenbarendem<br />
und inspirierendem Handeln Gottes eine kategoriale Unterscheidung, die allerdings<br />
nicht deutlich genug zur Geltung gebracht wird. 26 Auch wird die Beziehung<br />
dieser drei Aspekte des Handelns Gottes <strong>im</strong> Blick auf den dreieinen Gott als einheitlichem<br />
Handlungssubjekt nicht ausgereizt, wenn von einer „einheitlichen Intentionalitätsstruktur“<br />
gesprochen wird, die den „drei Typen“ des Handelns Gottes zu eigen<br />
ist. 27<br />
Nun erscheint die Anwendung des Begriffs Handlung auf das Handeln Gottes, phä-<br />
nomenal gesehen problematisch. In der Alltagssprache wird der Begriff unter anderen<br />
Elementen vor allem mit der Körperlichkeit des Handlungssubjekts und dem Vorge-<br />
gebensein von Handlungsmöglichkeiten verbunden. 28 Zumindest diese zwei Elemente<br />
verbieten es, ihn <strong>im</strong> wörtlichen Sinn auf Gott anzuwenden. 29 Demgegenüber schlägt<br />
26 Härle, Dogmatik 393f.<br />
27 Schwöbel, Handeln Gottes 78, Härle, Dogmatik 394.<br />
28 Vgl. Reiner Preul, Problemskizze zur Rede vom Handeln Gottes, in: Wilfried Härle / Reiner Preul<br />
(Hg.), MJTh I, Marburg 1987, 3–11; Härle, Dogmatik 282ff.<br />
29 Vgl. auch Joach<strong>im</strong> Track, Sprachkritische Untersuchungen 176ff, der bei seiner Analyse der Klassen<br />
und Sprachstufen des christlichen Redens von Gott zu dem Ergebnis kommt, daß die bei der Rede<br />
vom Handeln Gottes verwendeten Prädikatoren metaphorischen Charakter haben, wobei sich die<br />
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