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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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lichen Wirken <strong>im</strong>mer alle drei Aspekte, die kategorial unterschieden werden, zu eigen<br />

sind. Er weist dabei darauf hin, daß aus der Sicht des erkennenden Subjekts auch das<br />

Handeln Gottes als Zeichenprozeß verstanden werden muß, in dem sich folgende drei<br />

Aspekte unterscheiden lassen: erstens ein „schöpferisches (= wirklichkeitsbegründendes)<br />

Wirken“, zweitens ein „offenbarendes (= wahrheitserschließendes) Wirken“<br />

und drittens ein „erleuchtendes (= gewißheitschaffendes) Wirken“. 7<br />

3.2.2 Zum Begriff des Handelns Gottes<br />

Die Bibel bezeugt eine Vielzahl von Werken Gottes, die als Folgen seines Handelns zu<br />

verstehen sind. Diese Werke werden zunächst erzählt, dann aber auch in einen<br />

(heilsgeschichtlichen) Zusammenhang gebracht und von der Theologie systematisiert.<br />

Als wesentliche Werke Gottes lassen sich dabei nennen: Gott erschafft die Welt und<br />

erhält sie; Gott lenkt die <strong>Geschichte</strong>; er redet durch die Propheten; er offenbart sich in<br />

Jesus Christus; er sendet den Geist; Gott schafft Glaubensgewißheit, er sammelt und<br />

erhält die Kirche; er vollendet seine Schöpfung. 8 Erste Ansätze der Systematisierung<br />

dieser Werke Gottes finden sich <strong>im</strong> trinitarischen Aufbau des Glaubensbekenntnisses,<br />

ausgeführt wurde die Systematisierung in den Appropriationen der Trinitätslehre. Auf<br />

das damit zusammenhängende Verständnis des dreieinen Gottes als einheitliches<br />

„Handlungssubjekt“ gehe ich unten 9 ein. Hier kommt es zunächst darauf an, ein allgemeines<br />

Verständnis des Handelns Gottes zu entwickeln und dann zu fragen, inwiefern<br />

von einem Handeln Gottes in der <strong>Geschichte</strong> gesprochen werden kann.<br />

3.2.2.1 Selbstbezügliches Handeln Gottes<br />

Für Joach<strong>im</strong> Ringleben ist <strong>im</strong> Rückgriff auf Hegel und Pannenberg der Topos der<br />

„Selbsthervorbringung“ als wesentlich für Gottes Handeln zu denken. 10 Er n<strong>im</strong>mt dabei<br />

auch Aspekte eines präzisierten causa-sui-Gedankens auf 11 und verbindet diese mit der<br />

Beziehung von Zeit und Ewigkeit. Die causa sui wird dabei gedacht „als ‚Selbstbewegung‘<br />

<strong>im</strong> dreifach-einen Sinne einer Bewegung ‚aus sich selbst‘ (Ursprung), eines<br />

‚sich selbst‘ Bewegens (Objekt) und einer Bewegung des Selbst (Subjekt)“, mithin „als<br />

sich hervorbingendes Selbst-Sein“. 12 Dies auf das Verhältnis von Zeit und Ewigkeit<br />

angewendet bedeutet, daß „Gott sich in der Zeit als ewig“ hervorbringt, bzw. er bringt<br />

„seine Ewigkeit – und zwar eben als vor- und überzeitliche – in und aus der Zeit her-<br />

vor“. 13 Auf diesem Hintergrund verschränken sich vier Hinsichten des Handelns Gottes.<br />

14 Zum ersten muß „Gottes Handeln als mit Gottes Sein identisch“ gedacht werden,<br />

7 Härle, Dogmatik 394.<br />

8 Vgl. Härle, Dogmatik 392f.<br />

9 Siehe unten 3.4.3.3.<br />

10 Joach<strong>im</strong> Ringleben, Gottes Sein, Handeln und Werden, in: J. Rohls / G. Wenz, Vernunft des Glaubens,<br />

Göttingen 1988, 457–487, hier 484ff.<br />

11 Ringleben, Gottes Sein, Handeln und Werden 476ff.<br />

12 Ringleben 482.<br />

13 Ringleben 483.<br />

14 Vgl. Ringleben 485ff.<br />

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