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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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Exkurs: Biblische Akzente zum Geschichtsverständnis<br />

1 Einleitung<br />

… und bleibt allein die Heilige Schrift der einig Richter, Regel<br />

und Richtschnur, nach welcher als dem einigen Probierstein<br />

sollen und müssen alle Lehren erkannt und geurteilt werden,<br />

ob sie gut oder bös, recht oder unrecht sein.<br />

FC, Epitome, Von dem summarischen Begriff<br />

Im Folgenden werde ich einige Aspekte und Akzente biblischen Geschichtsverständnisses<br />

darstellen. Eine der Schrift verpflichtete evangelische bzw. reformatorische<br />

Theologie kann auf diesen Bezug nicht verzichten. Dabei kann es hier nicht darum gehen,<br />

die vielfältigen Aspekte und Ansätze des Umgangs mit Zeit und <strong>Geschichte</strong> in der<br />

Bibel auch nur einigermaßen vollständig darzustellen. 1 Einige Akzente, die mit philosophischen<br />

Einsichten korrespondieren und für eine gegenwärtige, d.h. zeitgemäße theologische<br />

Entfaltung von Aspekten der <strong>Geschichte</strong> fruchtbar erscheinen, sollen hier aber<br />

genannt werden. Sie skizzieren in groben Strichen einige biblisch-exegetische Akzente<br />

als Hintergrund für die in diesem Kapitel angestellten Überlegungen.<br />

2 Altes Testament<br />

Die Geschichtsbezogenheit des alttestamentlichen Glaubens ist eine seiner wesentlichen<br />

Eigenarten. „Ein so intensives Festhalten an der Vergangenheit um des Glaubens und<br />

damit des Gegenwartsbezugs willen und zugleich eine so durchgängige Bezogenheit auf<br />

Zukunft, wie sie das Alte Testament best<strong>im</strong>men, kennt der alte Orient nicht.“ 2 Albrecht<br />

Alt sieht in Israels Deutung der Weltgeschichte „die älteste ihrer Art unter allen uns bekannten“<br />

3 . Dabei wird Weltgeschichte in einem spezifischen Sinn verstanden, nämlich<br />

als „die <strong>Geschichte</strong> dieses Gottes [Jahwe, KFG] mit der Welt“. Und nur unter diesem<br />

Aspekt kann von einer „universalhistorischen Konzeption“ gesprochen werden. 4<br />

Die Glaubensgeschichte des Alten Testaments beginnt mit der geschichtlichen Erfahrung<br />

der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten. Gott wird als geschichtsmächtig<br />

erfahren (oder mindestens interpretiert), und durch diese <strong>Geschichte</strong> wird sowohl das<br />

Gottesverständnis (Theogonie) als auch das Selbstverständnis des Volkes (Ethnogonie)<br />

1 Vgl. dazu etwa Siegfried Herrmann, Zeit und <strong>Geschichte</strong>, Stuttgart 1977 sowie Klaus Koch, Art.<br />

<strong>Geschichte</strong> … II. Altes Testamtent, in: TRE 12 (1984), 569–586 und Ulrich Luz, Art. <strong>Geschichte</strong> …<br />

IV. Neues Testament, in: TRE 12 (1984), 595–604.<br />

2 Werner H. Schmidt, Alttestamentlicher Glaube in seiner <strong>Geschichte</strong>, Neukirchen-Vluyn 1982 4 , 92;<br />

zum Thema insgesamt vgl. 91ff.<br />

3 Albrecht Alt, Die Deutung der Weltgeschichte <strong>im</strong> Alten Testament, in: ders., Zur <strong>Geschichte</strong> des<br />

Volkes Israel, München 1979 2 , 440–448, Zitat 440 (zuerst in: ZThK 56/1959, 129–137; Zitat 130).<br />

4 Alt, Deutung 443. Auf die Diskussion um die einzelnen „Geschichtswerke“ <strong>im</strong> Alten Testament kann<br />

hier nicht eingegangen werden.<br />

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