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Geschichte im Fragment - Augustana-Hochschule Neuendettelsau

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„auf den vormodernen Begriff der Vernunft als vernehmendes und anteilnehmendes Organ<br />

(methexis)“ 158 , den Moltmann einfordert, so wohl kaum möglich. Zum einen wäre<br />

dieser Rückgriff ungeschichtlich gedacht und würde auf der methodischen Ebene seinem<br />

Ansatz, <strong>Geschichte</strong> aus dem Vorgriff auf die Zukunft zu verstehen, widersprechen.<br />

Zum anderen bleibt es der Theologie als einem Denken des Glaubens nicht erspart, sich<br />

auch auf die Denkweisen und wissenschaftstheoretischen Standards der jeweiligen Zeit<br />

einzulassen, wenn diese auch nicht einfach unkritisch zu übernehmen sind. „Andere<br />

Möglichkeiten als die des modernen Denkens sind uns nicht gegeben. Es bedarf wohl<br />

eines geschärften Blickes und kritischer Selbstbesinnung angesichts neuer Herausforderungen,<br />

die Beschwörung der Vormoderne indes wird kaum helfen.“ 159 Moltmanns<br />

Erörterungen nehmen zwar viele Traditionsstränge auf, deren Auswahl aber bisweilen<br />

etwas willkürlich erscheint. Hier wäre ein strengerer systematischer Zugang mit einer<br />

klaren erkenntnistheoretischen Fundierung gerade <strong>im</strong> Blick auf das Verständnis von <strong>Geschichte</strong><br />

wünschenswert. Es fehlen ausdrückliche Erörterungen über den Status der Aussagen<br />

über <strong>Geschichte</strong> etwa in sprachphilosophischer und geschichtsphilosophischer<br />

Sicht. Traditionen dieser Art dienen Moltmann eher als Hintergrundfolie, auf der er<br />

seine Konzeption positioniert. So gelingt es ihm kaum, sich wirklich vom subjektzentrierten<br />

Paradigma des Menschen zu lösen. Allenfalls verschiebt er etwa „die zeitphilosophische<br />

Aporie einer intentionalen, subjektontologisch konnotierten Selbstreferenz<br />

des Subjektivitätsmodells“ von der Subjektbezogenheit auf die Horizontbezogenheit.<br />

160 Denn Horizontbezogenheit, Ganzheitlichkeit, Relationalität und das<br />

Hervorheben von Kommunikationsgeschehen bleiben <strong>im</strong>mer von einem Subjekt entworfene<br />

Kategorien und Denkmuster.<br />

158 Moltmann, Gott in der Schöpfung 17.<br />

159 Fischer, Systematische Theologie 213.<br />

160 Freyer, Kontinuität und Unterbrechung 188; vgl. Moltmann, Der Geist des Lebens 50.<br />

199

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